Biosphärenreservate als Modellregionen für Klimaschutz und Klimaanpassung F&E Vorhaben Teilprojekt Schalt dich ein fürs Klima Das Klimaprojekt in der Biosphäre Halligen Auftraggeber: Landebetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN) Biosphärenreservatsverwaltung Auftragnehmer: Geschäftsstelle Biosphäre Halligen über Insel- und Halligkonferenz (IHKo) Projektlaufzeit: 01.08.2009-31.07.2011 Gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU). Die Förderer übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit denen der Förderer übereinstimmen.
1. Die Region der Biosphäre Halligen Die Wattenmeerregion zeichnet sich mit seinen Sand- und Schlickflächen, Salzwiesen und Dünen durch eine hohe biologische Produktivität, ausgeprägte Dynamik und außergewöhnliche, natürliche Werte aus. Daher ist das Wattenmeer auch als Nationalpark und Weltnaturerbe ausgezeichnet. Gleichzeitig ist die Wattenmeerregion seit Jahrtausenden von Menschen bewohnt und durch deren Nutzung nachhaltig geprägt. Mitten drin liegen die Halligen, die einmalig auf der Welt sind. Halligen sind kleine, nicht eingedeichte Inseln, die bei starker Flut überspült werden - mit Ausnahme der Warften, künstlich aufgeworfenen Hügel aus Kleiboden auf denen die Häuser stehen. Die fünf großen bewohnten Halligen im nordfriesischen Wattenmeer - Gröde, Hooge, Langeneß, Nordstrandischmoor und Oland sind seit 2004 Teil des Biosphärenreservates Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen. Biosphärenreservat Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen Das 4.431 km² große Gebiet erstreckt sich von der dänischen Grenze bis zur Elbmündung. Es gliedert sich in die drei Zonen: Kern-, Puffer- und Entwicklungszone. Die Kernzone (1.570 km²) entspricht der Zone 1 des National-parks Wattenmeer, in der die Natur Vorrang hat. Die Pufferzone (2.840 km²) entspricht der Zone 2 des Nationalparks. Hier ist eine eingeschränkte wirtschaftliche Nut-zung im Sinne des Nationalparkgesetzes möglich. In der Entwicklungszone (21 km²), der sogenannten Biosphäre Halligen, wird nachhaltig gewirt-schaftet. Mit Anerkennung als Biosphärengebiet haben sich die Bewohnerinnen und Bewohner der Halligen freiwillig dazu verpflichtet, im Einklang mit der Natur zu leben und nachhaltig zu wirtschaften. Zur Umsetzung dieses Ziels wurde gemeinsam eine Nachhaltigkeitsstrategie für die Biosphäre Halligen erarbeitet. Oberstes Leitziel der Zukunftsvorsorge ist die Nachhaltigkeit. Dieser Beschluss wurde 2010 von der Halligbevölkerung bekräftigt. 2
2. Anpassung an den Klimawandel in der Region Klimawandel und Klimaschutz sind wichtige Themen für das Überleben auf den Halligen. Die Folgen des Klimawandels Anstieg des Meeresspiegels, Änderung der Windgeschwindigkeiten, Zunahme von Sturmfluten, etc. haben Auswirkungen auf diesen Lebensraum. Schutz gegen den steigenden Meeresspiegel bieten auf den Halligen die Überlaufdeiche. Die Maßnahmen im Bereich des Küstenschutzes werden von der Landesregierung und dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) über den Generalplan Küstenschutz gewährleistet. Anpassung an den Klimawandel bedeutet aber nicht nur den Bau technischer Maßnahmen vor Hochwasser. Klimaschutzziele können auch erreicht werden durch Reduzierung des CO 2 -Verbrauches durch gezielte Maßnahmen zur Energieeinsparung, Erhöhung der Energieeffizienz oder Erhöhung des Anteils an erneuerbaren Energien bei der Energieerzeugung. 3. Projektziele Das Projekt versteht sich als ein Beitrag zum aktiven Klimaschutz aus dem Biosphärenreservat Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen. Dem Projekt voran gegangen ist das Schulprojekt Prima Klima in der Biosphäre (03/2007-09/2008). Ziel des Projektes Schalt dich ein fürs Klima ist es, die Bewohnerinnen und Bewohner der Biosphäre Halligen dabei zu unterstützen, ihr Nachhaltigkeitsziel im Energiebereich zu erreichen. Die Halligen wollen langfristig durch Energieeinsparung und den Einsatz erneuerbarer Energien eine 100% Deckung ihres Energiebedarfes aus erneuerbaren Energien anstreben. Die Ziele des Projektes Schalt dich ein fürs Klima : Nachhaltige Entwicklung der Biosphäre Halligen (ökologisch, ökonomisch und sozial), Förderung des Klimabewusstseins (Bevölkerung, Gäste, Interessierte), Information/Austausch: Folgen des Klimawandels, Möglichkeiten zum aktiven Klimaschutz auf den Halligen, Energieausweis für jeden Hallighaushalt, Individuelle Objektberatung vor Ort, Öffentlichkeitsarbeit: Infomaterial, Pressearbeit, Vorträge, Dokumentation der Ergebnisse zur Nachahmung. Über das Klimaprojekt Schalt dich ein fürs Klima werden neben der Problematik des Klimawandels, Möglichkeiten zur Reduzierung des eigenen Verbrauchs an Ressourcen sowie die Durchführung von Energiesparmaßnahmen diskutiert. Auf Wunsch wird ein Energieausweis für die Gebäude auf den Halligen ausgestellt. Die Energie-Beratung erfolgt über das Kieler Büro Energie + Klimaschutz. Einzelne Objekte mit besonders umfangreichen und spezifischeren Plänen zu energetischen Maßnahmen - werden als Referenzprojekte bearbeitet. 3
Solaranlagen auf den Halligen Die Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt sollen aufbereitet und neben dem Verbund mit anderen Teilprojekten aus dem F&E-Vorhaben auch der ganzen Region Uthlande (nordfriesische Inseln und Halligen) zur Verfügung gestellt werden. Dadurch sollen der Austausch und die Vernetzung gefördert werden. 4. Umsetzung des Klimaprojektes Information der Bewohnerinnen und Bewohner der Halligen über die Inhalte und Ziele des Projektes, Einführungsveranstaltung auf jeder Hallig mit Informationen über Energieeinsparpotentiale in und an Gebäuden (Wärmedämmung, Warmwasserbereitung, Verbrauchsmessung, Heiztechnik usw.) Information und individuelle Beratung auf den Halligen Erstellung von Energieausweisen (Verbrauch), Vor-Ort-Begehung mit Einzelberatung für einzelne Objekte auf den Halligen zum Thema Energiesparen, erneuerbare Energien und erforderliche bauliche Veränderungen, 4
Kommunikation/Austausch über Gremien der Biosphäre Halligen (geschäftsführende AG, Halliggemeinschaft, Biosphärenrat), der IHKo und des LKN sowie den Biosphären-Rundbrief und das Internet (www.halligen.de), Präsentation des Projektes auf dem BfN Workshop im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin mit weiteren Projekten aus dem F&E-Vorhaben, Evaluation der Beratungsgespräche, weitere Beratungen und Energieausweise, Abschluss und Projektdokumentation. 5. Beteiligung in der Biosphäre Halligen Bei den Objekten auf den Halligen handelt es sich um Privat-, Ferienwohnungen, Gaststätten und öffentliche Gebäude (Schulen, Gemeindewohnungen). Die meisten Objekte stammen aus den 60er Jahren, als nach der Sturmflut 1962 viele Häuser zerstört und zügig wieder aufgebaut worden sind. Die Häuser werden überwiegend von den Eigentümern selber bewohnt oder teilweise als Ferienwohnungen vermietet. Dauerhafte Vermietungen sind seltener. Per Hauspost wurden alle Hallighaushalte über den Projektstart informiert und zum Infoabend eingeladen. Neben den Projektinhalten wurde über den Klimawandel und seine Folgen sowie Energieeinsparpotentiale an Gebäuden informiert. Der Schwerpunkt des Projektes lag jedoch anschließend bei der Durchführung der Beratungsgespräche Vor-Ort und der Diskussion mit Nutzern und Besitzern der Gebäude. Das Projektangebot wurde gut angenommen. Insgesamt wurden auf den Halligen 43 Objekte vom Energieberater besichtigt (2010: 30, 2011: 13) und 27 Energieausweise (2010: 18, 2011: 9) überreicht. Neben der Erstellung von Energieausweisen und Beratungsgesprächen zu den Gebäuden sowie konkreten Fragestellungen der Halligbewohner, wurden einige Modernisierungsvorhaben mit Vorbildcharakter in Intensivberatungen als sogenannte Referenzprojekte behandelt. Beteiligung am Klimaprojekt in der Biosphäre Halligen 01.08.2009-31.07.2011 150 100% 100 50 29% 29% 19% 0 Haushalte [12/2009] Haushalte am Infoabend Objekte für Beratung Energieausweise Anzahl 150 44 43 27 Beteiligung am Projekt auf den Halligen Besonders vorteilhaft erwies sich der lange Projektzeitraum und damit die Möglichkeit das Beratungsangebot für zwei Jahre zu ermöglichen. Nach den guten 5
Erfahrungen im ersten Jahr, zogen weitere Interessenten 2011 nach. Hier machten sich die Kleinräumigkeit und damit verbunden der sogenannte Dominoeffekt positiv bemerkbar. Die finanziellen Mittel wurden optimal für die Beratungsleistungen eingesetzt. Die Energieausweise wurden auf Nachfrage vom Beratungsbüro erstellt. Energieausweise sind ab Zeitpunkt der Ausstellung 10 Jahre gültig. Die Ausweise haben für die Halligbevölkerung keine große Bedeutung, da weder eine Vermietung noch ein Verkauf der Objekte ist in den nächsten Jahren vorgesehen ist. Die relativ niedrigen Energieverbrauchskennwerte der Gebäude sind wahrscheinlich auf die recht sparsame Beheizung sowie auf die saisonbedingte Nutzung der Wohnräume zurückzuführen. Die Interessenten für Beratungen waren meisten schon auf den Informationsveranstaltungen anwesend. Die ältere Halligbevölkerung war weniger vertreten, was mit der geringen Investitionsbereitschaft im Alter begründet werden könnte. Teilweise lagen die Interessen der Halligbevölkerung mehr im Bereich der Förderungsmöglichkeiten, da Planungen zur Objektsanierung, teilweise mit dem Einsatz erneuerbarer Energien, bereits vorlagen. 6. Vernetzung in der Region Besondere Bedeutung hat das Projekt für die Vernetzung über das F&E-Vorhaben hinaus für andere Biosphärenreservate sowie im Zusammenhang mit weiteren Energie- und Klimaprojekten in der AktivRegion Uthlande. Gefördert aus der AktivRegion Uthlande Energiekonzept für die Insel Pellworm Elektromobilität Machbarkeitsanalyse Erneuerbare Energien auf Halligen Gefördert aus der Klimaschutzinitiative des Bundes Klimaschutzkonzept des Kreises Nordfriesland und der Insel- und Halligkonferenz Solardachbörse für die Inseln Föhr und Amrum Nahwärmekonzept für die Insel Pellworm Optimierung der Straßenbeleuchtung auf Föhr Gefördert aus dem Interreg Projekt Cradle to Cradle Islands Klimafreundliche Ferienwohnungen Weiterführende Informationen zu den oben genannten Projekten finden Sie unter anderem auf den Internetseiten der Insel- und Halligkonferenz (www.inselundhalligkonferenz.de). 7. Fazit Das Angebot der Energieberatung wurde auf den Halligen gut angenommen. Anregungen und Vorschläge zur Umsetzung von Energieeinsparmaßnahmen wurden teilweise zeitnah umgesetzt. Bereits angedachte Projekte wie beispielsweise die Dämmung der Außenwand, neue Fenster oder die Grundsanierung der Schulen wurden realisiert. Auf den Halligen ist noch Potential für weitere Maßnahmen vorhanden, da sich nicht alle Haushalte beteiligt haben. Eine Fortsetzung des Projektes mit erneutem Angebot der Energieberatung vor Ort wird daher angestrebt, wobei eine finanzielle Unterstützung wünschenswert wäre. 6
In einem Zwischenfazit empfiehlt der Energieberater, dass folgende Maßnahmen sinnvoll und zielgerichtet umgesetzt werden sollten: nachträgliche Kerndämmung der Außenwand, sukzessive Einbau neuer Fenster, Dämmung der obersten Geschossdecke, Einbau neuer Heizungsumwälzpumpen in Verbindung mit einem hydraulischen Abgleich und Einbau Ölmengenzähler bei Heizölanlagen. Die Umsetzung energiesparender Maßnahmen und der Nachweis der Wirtschaftlichkeit bei einer Langfristbetrachtung würden die Halligbevölkerung in der Biosphäre Halligen in ihrem Bestreben unterstützen, langfristig durch Energieeinsparung und den Einsatz erneuerbarer Energien eine 100% Deckung ihres Energiebedarfes aus erneuerbaren Energien zu ermöglichen. Ansprechpersonen für weitere Informationen: Projektkoordination Projektträger Natalie Eckelt Geschäftsstelle Biosphäre Halligen E-Mail: info@halligen.de www.halligen.de Kirsten Boley-Fleet Biosphärenreservatsverwaltung SHW im LKN E-Mail: kirsten.boley-fleet@lkn.landsh.de www.wattenmeer-nationalparke.de/sh Gedruckt auf 100% Altpapier (Der Blaue Engel) Stand: 31.07.2011 7