Körpertemperatur und Fieber 37 1.4 Körpertemperatur und Fieber Im Gegensatz zur Kerntemperatur im Inneren des Rumpfs und Kopfs von etwa 37 C, von der meist gesprochen wird, gibt es auch die Schalentemperatur der Haut und Extremitäten, die durchschnittlich bei 28 C liegt. Dieser Wert unterliegt erheblichen Schwankungen, je nach Außentemperatur und Konstitution. Die Kerntemperatur wird durch das Wärmeregulationszentum im Hypothalamus (im Zwischenhirn) konstant gehalten. Verschiedene Mechanismen stehen dem Körper dafür zur Verfügung: * Änderung der Hautdurchblutung: Bei Kälte wird sie eingeschränkt, um den Wärmeverlust über das Blut geringzuhalten (e Hautblässe); bei Wärme dagegen werden die Hautgefäße erweitert, damit die Wärme über das Blut abgegeben werden kann (e Hautrötung). * Muskelkontraktionen erzeugen Wärme. Daher zittern wir bei Kälte und wird ein Fieberanstieg von Schüttelfrost begleitet. * Schweißproduktion hilft bei der Abkühlung. Hyperthermie ist eine Erhöhung der Körpertemperatur ohne Sollwertverstellung im hypothalamischen Wärmeregulationszentrum. Sie geschieht über Wärmezufuhr von außen, z.b. durch Sonnenstrahlen oder mangelnde Abgabe bei Wärmestau. Steigt die Temperatur über 42,6 C gerinnt das Eiweiß im Körper, was zum Tod führt. Über 41 C d hyperpyretisches Fieber (tritt nur selten auf) Über 39 C d hohes Fieber (rektal gemessen) Bis 38,5 C d mäßiges Fieber (rektal gemessen) Bis 38 C d subfebrile Temperatur (rektal gemessen) Bis 37 C d normale Körpertemperatur Sublingual (unter Zunge) bis 37 C Rektal (im Mastdarm) 37,4 C Axillar (in Achselhöhle) bis 36,8 C Unter 36,2 C d Untertemperatur Unter 29 C d kritischer Bereich 25 C d unterste Grenze e Tod www. media4u.com
38 Gesundheit, Krankheit Gesundheit, Krankheit Fieber dagegen ist eine Erhöhung der Körpertemperatur als Folge einer Sollwertverstellung im hypothalamischen Wärmeregulationszentrum. Fieber kann Abwehrvorgänge des Körpers unterstützen, z.b. indem es biochemische Reaktionen beschleunigt. Es stimuliert die Leukozyten zu erhöhter Tätigkeit und setzt die Ausschüttung von Interferon herauf. Den positiven Effekten von mäßigem Fieber stehen die subjektiven Beschwerden (Krankheitsgefühl, Inappetenz, Kopfschmerz) und die objektiven Nachteile (Katabolismus, Proteolyse von Muskeleiweiß) gegenüber. Fieber ist eine Belastung für Herz und Kreislauf. Die Heraufsetzung des Sollwerts im Wärmeregulationszentrum geschieht meist durch Pyrogene, von denen geringste Mengen genügen. Man unterscheidet: * Exogene Pyrogene: Toxine von Bakterien (v.a. von gramnegativen) oder Viren * Endogene Pyrogene: z.b. Interleukin-1 aus aktivierten Phagozyten (v.a. Makrophagen), Prostaglandine u.a. So kann es bei Resorption von nekrotischem Gewebe, von Ergüssen und Blutungen durch pyrogene Eiweißzerfallsprodukte zum Resorptionsfieber bis zu 38,5 C kommen, das etwa 2 5 Tage anhält. Fieber kann aber auch durch folgende Faktoren entstehen: * Anspannung ( Lampenfieber ) * körperliche Arbeit * pathologische Prozesse im Gehirn (Hirndrucksteigerung d 570) * Injektion von körperfremdem oder körperverfremdetem Eiweiß (z.b. bei Eigenbluttherapie) 1.4.1 Fieberanstieg Säuglinge und Kleinkinder können bei Fieberanstieg (Stadium incrementi) mit Fieberkrämpfen (zerebralen Krampfanfällen) reagieren; bei älteren Kindern ist der Fieberanstieg begleitet von Frösteln, kühlen Gliedern und Kreislaufzentralisation, bei Erwachsenen von Schüttelfrost. Nach Erreichen der sog. Fieberhöhe (Fastigium) kommt es gelegentlich zu Bewusstseins- und Sinnestrübung (Fieberdelir). 1.4.2 Fieberabfall (Stadium decrementi) * Lytisch: langsame, allmähliche Entfieberung im Verlauf von Tagen * Kritisch: schneller Abfall innerhalb von Stunden mit der Gefahr eines Herz-Kreislauf- Versagens
1.4.3 Fiebertypen 1.Kontinuafieber: meist über 39 C und nicht um mehr als 1 C schwankend; während Tagen; z.b. bei Typhus abdominalis, Fleckfieber, Brucellose, infektiöser Endokarditis, Virusinfektionen 2.Remittierendes Fieber: unterliegt stärkeren Schwankungen im Verlauf eines Tages, bleibt aber stets über Normaltemperatur; meist abends höher als morgens. Hinweis auf Lokal- oder Hohlrauminfektionen, z.b. bei Sinusitis, Harnweginfektion, Segmentpneumonie 3.Intermittierendes Fieber: Im Tagesverlauf wechseln Fieberspitzen mit Fieberfreiheit oder gar Untertemperatur; (Schwankung = 1,5 C); Hinweis auf pyogene Infektionen, evtl. schubweise Toxin- oder Erregereinschwemmung ins Blut (septisches Fieber, Abszessfieber) 4.Rekurrierendes Fieber: kurze Fieberperioden, unterbrochen von einem bis mehreren fieberfreien Tagen, z.b. bei Malaria und Rückfallfieber 5.Undulierendes Fieber: wellenförmiger Verlauf der Fieberkurve über längeren Zeitraum. Langsamer Anstieg, hohes Fieber für einige Tage, Fieberabfall, fieberfreies Intervall über mehrere Tage, dann Wiederholung; Vorkommen bei Brucellose, Tularämie, M. Hodgkin (Pel-Ebstein-Fieber), Tumoren 6.Biphasisches Fieber, Dromedarkurve : Temperaturerhöhung in zwei Phasen, bei vielen Viruserkrankungen, aber auch bei Meningokokkensepsis, Leptospirose u.a. Körpertemperatur und Fieber Temp. (C ) 41 40 39 38 37 36 41 40 39 38 37 36 41 40 39 38 37 36 C 42 41 40 39 38 37 1 1 1 1. 2. 3. Fieberkurve: Weil-Krankheit 6. 2 2 2 3 3 3 4 4 4 Tage Tage Tage 39 1 Wo 2 Wo 3 Wo www. media4u.com
66 Bewegungsapparat 4.1.1 Schädel Man unterscheidet Hirnschädel und Gesichtsschädel. 4.1.1.1 Hirnschädel (Neurocranium) Acht Knochen bilden die längsovale Schädelhöhle, die das Gehirn enthält. Das Gehirn ruht auf der knöchernen Schädelbasis und wird von der Schädelkalotte (Schädeldach) kapselartig eingeschlossen (s. Abb.). Das Siebbein (von außen nur ein wenig durch die Augenhöhle zu sehen) wird zur Schädelbasis gerechnet. Es bildet auch den oberen Teil der Nasenscheidewand, einen Teil des Nasendachs und die seitlichen Wände der Nasengänge. Die Knochen des Hirnschädels sind durch Nähte (Suturen) verbunden. Der Hirnschädel Stirnbein, Os frontale Zwei Scheitelbeine, Ossa parietalia Hinterhauptbein, Os occipitale Zwei Schläfenbeine, Ossa temporalia Keilbein, Os sphenoidale Siebbein, Os ethmoidale Verbunden durch Nähte (Suturen), die sich im fünften Lebensmonat schließen Scheitelbein (Os parietale) Lambdanaht (Sutura lambdoidea) Schuppennaht (Sutura squamosa) Schläfenbein (Os temporale) Äußerer Gehörgang (Porus acusticus externus) Warzenfortsatz (Processus mastoideus) Kiefergelenkpfanne (Fossa mandibularis) Jochbogen (Arcus zygomaticus) Kranznaht (Sutura coronalis) Stirnbein (Os frontale) Großer Keilbeinflügel (Os sphenoidale, Ala major) Siebbein (Os ethmoidale) Nasenbein (Os nasale) Tränenbein (Os lacrimale) Jochbein (Os zygomaticum) Oberkiefer (Maxilla) Unterkiefer (Mandibula) Foramen mentale
Skelett 67 4.1.1.2 Gesichtsschädel (Viscerocranium, Splanchnocranium) Teilweise sind auch Knochen des Hirnschädels an der Bildung des Gesichtsschädels (s. Abb.) beteiligt. Die drei Gehörknöchelchen des Mittelohrs (Hammer, Amboss und Steigbügel) und das Zungenbein zählen auch zum Gesichtsschädel. Der Gesichtsschädel Stirnbein, Os frontale teilweise Schläfenbein, Os temporale Keilbein, Os sphenoidale Siebbein, Os ethmoidale Nasenbein, Os nasale Tränenbein, Os lacrimale untere Nasenmuschel, Concha nasalis inferior Pflugscharbein, Vomer Jochbein, Os zygomaticum Gaumenbein, Os palatinum Oberkiefer, Maxilla Unterkiefer, Mandibula Zungenbein, Os hyoideum Scheitelbein (Os parietale) Keilbein (Os sphenoidale) Schläfenbein (Os temporale) Mittlere Nasenmuschel (Concha nasalis media, Teil des Siebbeins) Untere Nasenmuscheln (Conchae nasales inferiores) Pflugscharbein (Vomer) Alveolarfortsätze Unterkiefer (Mandibula) Stirnbein (Os frontale) Nasenbein (Os nasale) Facies orbitalis des Keilbeins (Os sphenoidale) Tränenbein (Os lacrimale) Lamina perpendicularis des Siebbeins Jochbein (Os zygomaticum) Jochfortsatz (Processus zygomaticus) Austrittsstelle des N. infraorbitalis (aus dem 2. Ast des N. trigeminus) (Foramen infraorbitale) Austrittsstelle des N. mentalis (aus dem 3. Ast des N. trigeminus) (Foramen mentale) www. media4u.com
84 Bewegungsapparat 4.2.5.4 Kniegelenk (Articulatio genus) Das größte Gelenk des Körpers wird v.a. aus Femur, Tibia, Patella und den Menisken gebildet. Femur und Tibia haben keinen direkten Kontakt miteinander, da zwei Menisken (Innenund Außenmeniskus) dazwischenliegen. Sie sind mit den Außenbändern verwachsen, aber trotzdem so beweglich, dass sie für den Oberschenkelknochen eine Pfanne bilden, die der jeweiligen Gelenkstellung angepasst ist. Außerdem können sie durch ihre Fibula Femur Innenmeniskus (Meniscus medialis) Kreuzband (Ligamentum cruciatum) Außenmeniskus (Meniscus lateralis) Seitenband (Ligamentum collaterale) Elastizität Belastungen ausgleichen (Meniskusriss, d 86). Auch die beiden Kreuzbänder fixieren die Menisken innerhalb des Gelenks, v.a. aber verhindern vorderes und hinteres Kreuzband eine Verschiebung nach vorne oder hinten (Schubladenphänomen, d 85). Die Seitenbänder sind bei gestrecktem Knie gespannt und verhindern so eine Drehbewegung. Die Patella (Kniescheibe), das größte Sesambein des Körpers, ist an der Knievorderseite in die Sehne des M. quatriceps femoris eingebettet und führt diese, um seitliches Abrutschen zu verhindern. Auf der Rückseite ist die Patella mit hyalinem Knorpel überzogen, um Reibung zu vermindern. Bei gebeugtem Knie sinkt sie in die Gelenkhöhle und ist nur schwer erkennbar, bei gestrecktem Knie hingegen tritt sie nach vorne und wird gut sichtbar und leicht beweglich. Tibia Fibulaköpfchen Vorderes Kreuzband (Lig. cruciatum anterius) Inneres Seitenband (Lig. collaterale mediale) Äußeres Seitenband (Lig. collaterale laterale) Lateraler Mensikus Medialer Mensikus Hinteres Kreuzband (Lig. cruciatum posterius) Gelenkknorpel des Tibiaplateaus
Knochenverbindungen 4.2.6 Untersuchung/spezielle Pathologie des Knies Inspektion Fehlstellung: O-Bein (Genu varum); X-Bein (Genu valgum); Schwellung; Muskelatrophie. Prüfung der Gelenkfunktion (Neutral-Null-Methode, d 86) * Aktive Streckung beträgt ca. 5 * Aktive Beugung beträgt ca. 150 Palpation 85 Bei Erguss in die Gelenkkapsel stellt man eine tanzende Patella fest: Bei gestrecktem Bein hält man die Quadricepssehne oberhalb der Patella fest und schiebt sie leicht nach unten. Mit der anderen Hand drückt man leicht auf die Patella und stellt ein Nachfedern fest. Prüfung des Bandapparats Seitenbänder: Mittels Adduktions- und Abduktionsbewegungen bei fast gestrecktem Knie (ca. 5 -Beugung) testet man die Stabilität der Seitenbänder. Sind sie verletzt, kommt es zur Aufklappbarkeit des Gelenks, zur Erweiterung des Gelenkspalts und zu Schmerzen entlang des geschädigten Bands. Bei 5 -Beugung ist die Gelenkkapsel straff und ein instabiles Seitenband könnte unbemerkt bleiben. Der gleiche Test sollte auch in 10 - bis 20 -Beugung erfolgen. Kreuzbänder: Prüfung des Schubladenphänomens [1] d abnorm weite Verschieblichkeit des Unterschenkels gegen den Oberschenkel bei Kreuzbandriss. Durch die [1] Ruptur der Ligg. cruciata, die der vorderen und hinteren Stabilisierung des Kniegelenks dienen, kann sich die Tibia auf dem Femur nach vorne bzw. hinten verschieben (s. Abb). Prüfung der Menisci (nach Steinmann) * Innenmeniskus: Schädigung verursacht Schmerzen bei Außenrotation und Adduktion. * Außenmeniskus: Schädigung verursacht Schmerzen bei Innenrotation bei leicht gebeugtem Unterschenkel und Abduktion. Fallen Tests positiv aus, Weiterleitung zum Röntgen! www. media4u.com
108 Bewegungsapparat 4.4.2.7 Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps) Heraustreten des Gallertkerns durch den beschädigten, degenerierten Faserknorpelring. 4.4.2.8 Diskusprotusio Dabei tritt der Gallertkern nicht aus, sondern wölbt sich nach außen und drückt dabei auf die Nerven; er kann jedoch wieder zurückrutschen; bevorzugt im Bereich L4/L5, L5/S1, was zu einer Komprimierung der Nervenwurzel führen kann. * Meist heftigste Schmerzen, oft verstärkt bei Husten, Pressen oder Niesen * Sensible und motorische Ausfallerscheinungen Ist L5 betroffen, treten Schmerzen an der Außenseite des Beins ( Generalsstreifen ) auf. Schädigungen der Nerven, die im Bereich S3 bis S5 austreten, können eine Blasenlähmung zur Folge haben, Reithosenanästhesie (nicht vergessen, dass auch die HWS betroffen sein könnte, mit Symptomen in Schultern und Armen). Wirbelkörper Gesunde Bandscheibe Protusio Prolaps Therapie * In der Akutphase: Ruhigstellung, entlastende Lagerung, Wärme, Akupunktur * SM: NSAR (z.b. Diclofenac in Voltaren ), Muskelrelaxation (z.b. durch Tetrazepam in Musaril ) * Danach: Massage, Elektrotherapie, Traktion am Schlingentisch, Bewegungstherapie (ohne Drehbewegung) u.a. Bei anhaltender Symptomatik oder Blasen- oder Mastdarmlähmung Dekompression durch Entfernung des Gallertkerns, wenn möglich durch Chemonukleolyse (Auflösung der Gallertmasse durch Chymopapain), Absaugung (evtl. nach Koagulation mit Laser) oder Operation.
Blutzellen 263 8.3 Blutzellen Entwicklungsreieh der Blutzellen Blutzellentwicklung lymphoide Vorläuferzelle myeloide Vorläuferzelle pluripotente Stammzelle Proerythroblast Megakaryoblast Erythroblast Megakaryozyt Retikulozyt B-Lymphozyt, Plasmazelle, B-Gedächtniszelle T-Lymphozyt, T-Helferzelle T-Suppressorzelle, zytotox. T-Zelle, T-Gedächtniszelle basophiler Granulozyt eosinophiler Granulozyt stabkerniger Granulozyt neutrophiler Granulozyt Monozyt Mastzell- Vorläufer Sauerstofftransport Thrombozyten Erythrozyt lymphoide Zellen myeloide Zellen spezifische Abwehr Makrophage Mithilfe Abwehr unspezifische Abwehr Mastzelle Blutgerinn. Knochenmark sek. lymph. Organe, Blut periph. Gewebe www. media4u.com
264 Blut Bildungsstätte Bildungsstätte der Blutzellen ist hauptsächlich das rote Knochenmark. Dieses ist in platten (z.b. Schädel, Sternum, Rippen), kurzen (z.b. Hand- und Fußwurzelknochen, Wirbel) und in den Epiphysen der Röhrenknochen enthalten, bis zur Pubertät auch in den Diaphysen. Dort entstehen aus pluripotenten Stammzellen rote und weiße Blutkörperchen (Erythrozyten und Leukozyten) sowie die Blutplättchen (Thrombozyten). Lymphozyten (und auch ein Teil der Leukozyten) werden außerdem in lymphatischen Organen (Thymus, Tonsillen, Milz, Lymphknoten) gebildet. Während der Fetalzeit findet die Blutbildung darüber hinaus in Leber und Milz statt. Sie können in Notzeiten" diese Aufgabe wieder übernehmen, ebenso das verfettete Knochenmark in den Diaphysen. 8.3.1 Erythrozyten * Rote Blutkörperchen * Mit 99% der größte Volumenanteil der Blutkörperchen. * Runde kernlose Scheiben, erinnern mit ihrem dickeren Rand an ein Drops. * Lebensdauer ca. 120 Tage. * Transportfunktion mithilfe des Eisenanteils des Hämoglobins. Damit transportieren sie hauptsächlich Sauerstoff, teilweise auch Kohlendioxid (CO 2 ); nur ca. 25% des CO 2 wird über Erythrozyten abtransportiert. Normalwerte Erythrozyten Mann: 4,6-6,2 Mio./µl (mm 3 ) Frau: 4,2-5,4 Mio./µl (mm 3 ) Normalwerte Hämoglobin Mann: 14-18 g/dl Frau: 12-6 g/dl 8.3.1.1 Erythrozytenbildung Die Erythrozytenbildung im Knochenmark wird durch das Hormon Erythropoetin angeregt, das von der Niere bei Sauerstoffmangel ausgeschüttet wird. Bevor die rote Blutzelle als Erythrozyt das Knochenmark verlässt und ins Gefäßsystem eintritt, verliert sie ihren Zellkern und somit ihre Fähigkeit zur Zellteilung. Für 1-2 Tage lassen sich noch Reste von Zellorganellen und endoplasmatischem Retikulum als eine netzartige Struktur nachweisen (Netz = Rete). Junge Erythrozyten heißen daher auch Retikulozyten und machen normalerweise etwa 0,8-1% der Erythrozyten aus. Eine Erhöhung der Retikulozyten = Retikulozytose findet sich bei gesteigerter Blutbildung, z.b. bei hämolytischen Anämien, nach Blutverlusten, nach Eisensubstitution bei Eisenmangelanämie oder nach Vitamin-B 12 -Substitution bei perniziöser Anämie. Eine physiologische Retikulozytose findet sich bei Neugeborenen und in den ersten Lebensmonaten. Eine Verminderung der Retikulozytenzahl ist bei gedrosselter Erythropoese (z.b. bei aplastischer Anämie oder Leukämie) zu verzeichnen.