POLITISCHER BERICHT AUS DER RUSSISCHEN FÖDERATION. Dr. Markus Ehm Leiter der Verbindungsstelle Moskau



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Transkript:

POLITISCHER BERICHT AUS DER RUSSISCHEN FÖDERATION Dr. Markus Ehm Leiter der Verbindungsstelle Moskau Nr. 9 /2014 12. Mai 2014

IMPRESSUM Herausgeber Vorsitzende Hauptgeschäftsführer Copyright 2014, Hanns-Seidel-Stiftung e.v., München Lazarettstraße 33, 80636 München, Tel.: +49 (0)89 1258-0, E-Mail: info@hss.de, Online: www.hss.de Prof. Ursula Männle Staatsministerin a.d. Dr. Peter Witterauf Verantwortlich Ludwig Mailinger Leiter des Büros für Verbindungsstellen Washington, Brüssel, Moskau, Athen / Internationale Konferenzen Hanns-Seidel-Stiftung e.v. Tel.: +49 (0)89 1258-202 oder -204 Fax: +49 (0)89 1258-368 E-Mail: mailing@hss.de Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung, Verbreitung sowie Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil dieses Berichtes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung der Hanns-Seidel-Stiftung e.v. reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Das Copyright für diese Publikation liegt bei der Hanns-Seidel-Stiftung e.v. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Die Autoren tragen für ihre Texte die volle Verantwortung.

Die Krim und die Kosten für Russland Die völkerrechtswidrige Operation Moskaus auf der Krim und deren Eingliederung ins eigene Staatsgebiet wird den russischen Staatshaushalt kurz- und langfristig milliardenschwer belasten. Für das Jahr 2014 plante der Kreml ursprünglich Gesamtausgaben in Höhe von 280 Mrd. Euro (14 Billionen Rubel) ein. 1 Diese werden sich nun voraussichtlich um bis zu 2% erhöhen (1). Für die Modernisierung der Wirtschaft und der Infrastruktur der Krim werden Milliardenbeträge notwendig sein; ein Verkehrsprojekt von geostrategischer Bedeutung ist der Bau einer Brücke über die Straße von Kertsch (2). Die Krim wird auf absehbare Zeit für Moskau enorme Kosten verursachen, und dies in Zeiten einer schwächelnden Konjunktur. Die Bereitschaft der Bevölkerung, persönliche Einbußen zugunsten der Krim hinzunehmen, sinkt (3). 1. Voraussichtliche Ausgaben für den Staatshaushalt 2014 Nikita Maslennikow vom Institut für moderne Entwicklung taxiert die zusätzlichen Ausgaben für den Staatshaushalt 2014 auf 3 Mrd. Euro 2, eine Stimme aus dem Finanzministerium sogar auf 5 Mrd. Euro. 3 Zu den laufenden Kosten, welche Moskau dauerhaft tragen muss, gehören Renten (ca. 150 Mill. Euro p.a.) und Beamtengehälter (ca. 80 Mill. Euro p.a.). So sind ein Drittel der 2 Millionen Krimbewohner Rentner und Pensionäre. 4 Trotz dieser eindeutigen Zahlen kündigte Staatspräsident Wladimir Putin eine Beschränkung der Ausgaben für die Entwicklung der Krim auf 2 Mrd. Euro an. 5 Es werde keine einzige Sozialleistung gekürzt, zudem garantiere Russland sämtliche bisher von der Ukraine gewährten Vergünstigungen, so das Staatsoberhaupt. Dass die Krim bald als Geberland in den föderalen Finanzausgleich einzahlen wird, wie von Putin erhofft, ist fraglich. 6 Denn die Einnahmen der Krim beruhten 2013 zu mehr als 50% auf Subventionen der Kiewer Zentrale, die nun wegfallen. 7 Moskau hat davon bereits 260 Millionen Euro übernommen. 8 2. Industrie, Landwirtschaft, Infrastruktur und Tourismus auf der Krim Es gibt auf der Krim knapp zwei Dutzend Unternehmen, die für Moskau Rüstungsgüter herstellen könnten, darunter Produktionsstätten für Radioelektronik und Schiffswerften. 9 Allerdings hemmt ein kolossaler Investitionsstau ihre Leistungsfähigkeit erheblich. Zudem leidet das Wirtschaftsleben stark unter dem Streit zwischen der politischen Leitung in Kiew und Sewastopol. Kiew betrachtet die Halbinsel als feindlich besetzt und fordert, dass Unternehmen die dort erwirtschafteten Steuern weiterhin nach Kiew abführen, was Sewastopol jedoch untersagt. Auf der Krim beheimateten Unternehmen, die in der Ukraine tätig sind, drohen deshalb Strafsteuern. 10 Entwicklungsmöglichkeiten bietet die Landwirtschaft. So könnte der Weinanbau nach Experteneinschätzungen vervierfacht 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 FAZ vom 13.12.2014, S. 13. Rossijskaja Gaseta vom 24.03.2014, http://www.rg.ru/2014/03/24/krim-site.html. Wedomosti vom 10.04.2014, S. 4. Gazeta.ru vom 15.04.2014, http://www.gazeta.ru/business/2014/04/14/5992525.shtml. Wedomosti vom 17.04.2014, http://www.vedomosti.ru/finance/news/25482281/putin-prisoedineniekryma-na-skazhetsya-na-zarplatah#ixzz30aqdwkw5. Momentan sind von 83 föderalen Subjekten nur 10 Geberländer, darunter die Zentren Moskau und St. Petersburg sowie Gebiete, die schwerpunktmäßig Rohstoffe fördern. http://www.minfin.ru/common/img/uploaded/library/2013/09/ffpr_2014_-_2016.pdf. RiaNovosti vom 17.03.2014, http://de.ria.ru/zeitungen/20140317/268051248.html. Gazeta.ru vom 15.04.2014 a.a.o. Kommersant vom 14.04.2014, http://www.kommersant.ru/doc/2452032. Wedomosti vom 15.04.2014, S. 4. 1

werden. 11 2013 wurden gerade einmal 60% der Agrargüter, verglichen mit dem Jahr 1990, erzeugt. 12 Ambitionierte Pläne zur Schaffung einer entbürokratisierten Sonderwirtschaftszone sehen Fachkreise kritisch. 13 Außerdem streiten Kiew und Moskau über die Wasser- und Energieversorgung der Krim. 85% des Trinkwassers bezieht die Halbinsel über einen Kanal aus dem Fluss Dnjepr. Die Ukraine stoppte im April die Wasserversorgung und gab sie erst nach einer Preiserhöhung wieder frei. 14 Ob alternative Quellen auf der Krim selbst erschlossen werden, ist eine Frage der Finanzierung. 15 Ungefähr 80% des auf der Halbinsel verbrauchten Stroms werden in der Ukraine produziert. Im März senkte Kiew die Liefermenge für zwei Tage ab, weshalb ein Drittel der Krim ohne Strom auskommen musste. Um die energetische Unabhängigkeit der Krim von der Ukraine zu erreichen, möchte Moskau in Novorossijsk an der Ostküste des Schwarzen Meers ein Kraftwerk errichten. Die Kosten für das Kraftwerk, Unterwasserkabel, Überlandleitungen und die Modernisierung des Verteilernetzes auf der Krim werden auf bis zu 1,5 Mrd. Euro geschätzt. Aufgrund der politischen Situation könnte sich die Suche nach ausländischen Investoren als schwierig erweisen. 16 Die Erschließung von Erdgaslagerstätten im Schwarzen Meer unweit der Krim birgt keine großen ökonomischen Perspektiven. Die Fördermenge würde gerade einmal 0,4% des jährlich von Gasprom verkauften Gases ausmachen. 17 Priorität soll nach Angabe von Premierminister Dmitrij Medwedew die Instandhaltung und Verbesserung des Straßennetzes erhalten. Sein Stellvertreter Dmitrij Kosak kündigte den Beginn der Maßnahmen für 2014 an; in den nächsten Jahren sollen insgesamt 140 Millionen Euro ausgegeben werden. 18 Allerdings sind in keinem Land der Welt die Kosten für den Straßenbau so hoch wie in Russland. 19 Legt man Erfahrungen der Vergangenheit zugrunde, so könnte der auf den ersten Blick hohe Betrag von 140 Millionen Euro verpuffen. Zu den Infrastrukturprojekten gehört die Errichtung einer Brücke für den Straßen- und Schienenverkehr über die Straße von Kertsch, die Meerenge zwischen Schwarzem und Asowschem Meer, die die Halbinsel Krim vom russischen Gebiet Krasnodar trennt. 20 Hauptziel ist eine direkte Verbindung der Krim mit Russland; die 4,5 km lange Brücke verkürzt die Fahrtzeit von der Halbinsel ins 200 km entfernte Krasnodar immens. Ob das Projekt langfristig eine wesentliche Rolle bei der Schaffung eines Transportkorridors zwischen Asien und Europa spielen kann, hängt von der weiteren politischen 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Rossijskaja Gaseta vom 24.03.2014, http://www.rg.ru/2014/03/24/krim-site.html. So Präsident Putin. RiaNovosti vom 17.04.2014, http://ria.ru/economy/20140417/1004286178.html. Wedomosti vom 08.05.2014, S. 4. Rbc.ua vom 30.04.2014, http://www.rbc.ua/rus/news/economic/natskomuslug-povysilo-s-1-iyunya-tarifyna-vodosnabzhenie-dlya-30042014142900. Kommersant vom 16. April 2014, http://www.kommersant.ru/doc/2453690. Wedomosti vom 23.04.2014, S. 12. Kommersant vom 14.04.2014, http://www.kommersant.ru/doc/2452032. Gazeta.ru vom 15.04.2014, http://www.gazeta.ru/business/2014/04/14/5992525.shtml. Problematisch ist vor allem, dass sich Kostenansätze bei der Ausführung vervielfachen. Ausgaben von zweistelligen Millionenbeträgen in Euro pro Kilometer sind keine Seltenheit. In Moskau kam es beim Bau des sog. 4. Rings zu Kosten von ca. 360 Millionen Euro pro Kilometer. Vgl. dazu Bernd Hones vom 23.12.2011, http://www.gtai.de/gtai/navigation/de/trade/maerkte,did=414362.html; Wedomosti vom 13.05.2014, http://www.vedomosti.ru/newspaper/article/677561/sem-bed-odin-proekt. Das Folgende nach: Wedomosti vom 14.02.2014, S. 4; Eurasisches Magazin vom 21.03.2014, http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/russland-will-ueber-die-strasze-von-kertsch-eine-bruecke-zur- Krim-bauen/14007; Rossijskaja Gaseta vom 20.03.2014, http://www.rg.ru/2014/03/20/proekt.html; Wedomosti vom 14.04.2014, http://www.vedomosti.ru/realty/news/25297401/mostotrest-podast-zayavkuna-konkurs-na-stroitelstva-mosta; Wedomosti vom 15.04.2014, S. 10. 2

Entwicklung in der Ukraine und dem Kaukasus ab. Moskau räumt dem Projekt oberste Dringlichkeit ein und hat mit der Planung bereits begonnen. Die Baukosten werden auf 1,1 bis 2,2 Mrd. Euro veranschlagt. Aufgrund der schwierigen geologischen Situation (z.b. wird der Meeresboden von einer mehrere Dutzend Meter dicken Schlammschicht bedeckt) sind Kostensteigerungen sehr wahrscheinlich. 2019 sollen die ersten Autos und Züge über die voraussichtlich mautpflichtige Brücke rollen. In der Vergangenheit war die Errichtung einer Brücke über die Straße von Kertsch zwischen Russland und der Ukraine umstritten. Nach der Orangenen Revolution 2004 stoppte Kiew das Projekt. Unter Staatspräsident Viktor Janukowitsch konnte erst im Dezember 2013 eine Einigung erzielt werden. Die vereinbarte Kostenteilung zwischen Kiew und Moskau ist zwischenzeitlich hinfällig. Russland muss die milliardenschweren Ausgaben alleine schultern. Der Tourismussektor auf der Krim erzielte 2013 einen Jahresumsatz von ca. 4 Mrd. Euro; von den sechs Millionen Touristen kamen ca. vier Millionen aus der Ukraine und etwas mehr als 1,5 Millionen aus Russland. 21 Vertreter der Reisebranche prognostizieren, dass die Krim dieses Potential 2014 nicht ausschöpfen wird. Letztes Jahr reisten ca. 80% der russischen Gäste auf dem Landweg durch die Ukraine an. Aufgrund der politischen Situation im Land selbst und des angespannten Verhältnisses zwischen Moskau und Kiew ist gegenwärtig unklar, ob die Touristen auch 2014 im bestehenden Umfang die Verkehrsmittel Auto, Bus oder Bahn benutzen werden. Auch wenn der Kreml Flugtickets staatlich subventionieren sollte, so würde dies nichts an der auf eine Million Passagiere pro Jahr beschränkten Kapazität des Flughafens in Simferopol ändern. Zur Stärkung der Nachfrage locken Hotels mit Rabatten von bis zu 20%. Gruppenbuchungen erfolgen aktuell insbesondere durch Staatskonzerne wie Gasprom und Rosatom. Wladimir Putin möchte die touristische Infrastruktur auf der Krim grundlegend modernisieren. Die Kosten dafür dürften 100 Millionen Euro rasch übersteigen, will die Halbinsel mit beliebten Reisezielen in der Türkei und Ägypten oder mit Sotschi konkurrieren, denn bis dato stammen Hotels und Freizeitanlagen ganz überwiegend aus der Sowjetzeit. 3. Fazit Für die Ukraine hatte die Krim seit 1991 keine Priorität. Selbst im erfolgsversprechenden Tourismussektor bedarf es umfangreicher Investitionen, um veraltete Ferienanlagen und die Infrastruktur zu modernisieren. Moskau wird Milliardenbeiträge aufbringen müssen. Inwieweit das Land dazu in der Lage sein wird, hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Analysten prognostizieren für 2014 eine Stagnation. 22 Hinzu kommen Belastungen durch bereits verhängte und evtl. durch weitere Wirtschaftssanktionen. 46% der Bevölkerung erklärten sich Ende April zu persönlichen Einschnitten zu Gunsten der Krim bereit (5% vollkommen, 12% in beträchtlichem Maße und 29% in eingeschränktem Umfang; 30% lehnen persönliche Einbußen ab; 19% finden nicht, dass die Allgemeinheit für die Kosten aufkommen sollte), einen Monat zuvor waren es noch 59%. 23 Die Eingliederung der Krim in die Russische Föderation erzeugte bei der russischen Bevölkerung eine Hochstimmung, aber diese hat sich nur teilweise auf die Bereitschaft übertragen, sich an den entsprechenden Kosten persönlich zu beteiligen. Moskau, 12. Mai 2014 Dr. Markus Ehm Leiter der Verbindungsstelle Moskau der Hanns-Seidel-Stiftung Der Verfasser dankt Frau Marina Klintsova für ihre Unterstützung bei der Erstellung des Beitrags. 21 22 23 Das Folgende nach: Profil vom 22.04.2014, S. 28ff.; Rossijskaja Gaseta vom 24.03.2014, http://www.rg.ru/2014/03/24/krim-site.html; RiaNovosti vom 17.04.2014, http://ria.ru/economy/20140417/1004286178.html#ixzz30arnprl0. Wedomosti vom 06.05.2014, S. 4. http://www.levada.ru/06-05-2014/rossiyane-ob-ukrainskikh-sobytiyakh. 3