Das Albert-Schweitzer-Jahr. Erfahrungsbericht zum Orientierungspraktium der Schulstiftung der Evangelischen Landeskirche in Baden

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Transkript:

A. Das praktisch-akademische Orientierungsjahr zwischen Abitur und Studium (Klaus Badenhoop) Erfahrungen mit dem Pilotprojekt Albert-Schweitzer-Jahr (ASJ) von zwei Gymnasien der, der Gemeindediakonie Mannheim und der Universität Mannheim I. Zusammenfassung Die hohe Zahl von Studienabbrechern und Studienfachwechslern belastet die Kapazitäten der Hochschulen und Universitäten, die eine nicht ausreichende Vorbereitung der Abiturienten auf das Studium bemängeln. Trotz zahlreicher gymnasialer Angebote für Berufsorientierung und besserer Schnittstellen zwischen Gymnasien und Universitäten können viele Abiturienten sich nicht zeitnah für ein Studium oder einen Beruf entscheiden. Die Vorverlagerung des Abiturs im achtjährigen gymnasialen Bildungsgang auf ein Alter unter 18 Jahren schafft zusätzliche Entscheidungslücken, die z.b. das Einverständnis von Eltern für universitäre Exkursionen o.ä. erfordern. Der Drang auf FSJ- BuFDi- oder andere gap-year -Angebote zeigt den Orientierungsbedarf einer Generation, die sich in vielfältiger Hinsicht auf schwer kalkulierbare Herausforderungen einstellen muss. Das Johann- Sebastian-Bach-Gymnasium Mannheim und die Elisabeth-von Thadden-Schule Heidelberg realisierten deshalb in Zusammenarbeit mit der Gemeindediakonie Mannheim und der Universität Mannheim ein Pilotprojekt für junge Menschen zwischen Abitur und Studium. In einem Jahr praktischer Arbeit an Einrichtungen der Gemeindediakonie Mannheim wurde zusätzlich in universitären Seminaren akademische Methodik erlernt und am Gymnasium eine neue Fremdsprache erlernt. Trotz hoher Akzeptanz bei allen Beteiligten wurde das Projekt bei nicht ausreichender Nachfrage nach der Pilotphase abgeschlossen. Die Realisierung war nur mit Unterstützung der möglich. Die Auswertung des ersten Jahres hat wertvolle Erkenntnisse erbracht, die für zukünftige Konzepte zur Verfügung stehen. II. Einführung Im Herbst 2011 entwickelte eine Projektgruppe am Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium Mannheim das Konzept eines Orientierungsjahres nach dem Abitur, das neben praktischer Arbeit in sozialpflegerischen Einrichtungen ein akademisch orientiertes Bildungsangebot an der Universität beinhalten sollte. Hintergrund war die Beobachtung einer zunehmenden Hilflosigkeit der Abiturabsolventen in der Entscheidung für Studien- und Berufswahl. Der Unterschied zu vorhandenen Konzepten sollte neben der praktischen Arbeit in einer strukturierten Begleitung mit pädagogischer und akademischer Ausrichtung sein. Ziel war es, die Lücke zwischen Gymnasium und Universität bzw. Hochschule zu schließen. Das Orientierungsjahr sollte akademisch-pädagogisch strukturiert und projektorientiert sein. Es war vorgesehen, Träger von Sozialdiensten und auch den Bundesfreiwilligendienst zu integrieren. Die Tätigkeit und die Projektarbeit sollten am Ende zertifiziert werden. Betriebe und Unternehmen sollten für die Idee gewonnen werden, Abiturabsolventen die Möglichkeit eröffnen, ein Praktikum zu absolvieren und an einer Projektarbeit teilzunehmen. Am Ende eines solchen Jahres sollte eine durch Tutoren betreute Projektarbeit präsentiert und mit einem Zertifikat abgeschlossen werden. Im Rahmen des Orientierungsjahres sollten die Absolventen Einblicke sowohl in unternehmerische als auch in universitäre Bereiche gewinnen. Hierbei sollten sie ihre Kompetenzen auf den Gebieten 1

der Methodik, der Kommunikation und der Präsentation verbessern. Schlussendlich war es Ziel des Orientierungsjahres, die Studierfähigkeit zu erhöhen. Um die praktische Arbeit pädagogisch-akademisch zu begleiten sollten die Schülerinnen und Schüler kontinuierlich Unterricht in bestimmten Fächern erhalten. Dieses Bildungsangebot sollte von der Schule und der Universität koordiniert werden, so z.b. in Fächern wie Mathematik, Wirtschaftsenglisch und weiteren Fremdsprachen. Diese Fächer sollten von den Absolventen individuell gewählt werden. Eine individuelle Betreuung z.b. in einer Tutorengruppe sollte gewährleistet sein. Der Zeitanteil des ASJ für dieses Programm (Unterricht, Projektarbeit, Tutorium) wurde mit 20% angesetzt. Auf dieser Grundlage wurde folgendes Curriculum (hier in der Übersicht) erstellt: Curriculum des Albert-Schweitzer Jahres B. Die akademische Orientierungsphase an der Universität Mannheim als Teil des Albert- Schweitzer-Jahres (Jullia Derkau) I. Universitäre Angebote, Ziele Die Anbindung der akademischen Inhalte des Albert-Schweitzer-Jahres erfolgte über eine Orientierungsphase an der Universität Mannheim. Ziel der Orientierungsphase war es, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Programm Einblick in das Studium an der Universität Mannheim zu geben. Die Universität machte deshalb folgende Orientierungsangebote: 2

eine Einführung in das Lernen und Arbeiten an einer deutschen Universität, eine erste Anleitung, wie ein Studium aufgebaut ist und was es von den Studierenden fordert, eine Hilfestellung, sich räumlich und inhaltlich an der Universität Mannheim zurechtzufinden, einen Überblick über die Studiengänge an der Universität Mannheim und deren Anforderungen. Die Orientierungsphase diente dazu, sich im Universitätsalltag gut zurechtzufinden. Die Absolventen bekamen eine Einführung in universitäre Arbeitsmethoden, lernten den Campus kennen und trafen Studierende unterschiedlicher Fächer. Ziel war es, den Absolventen nach der Beendigung des Albert- Schweitzer-Programms eine Entscheidungshilfe für die Aufnahme eines Studiums zu geben, die Orientierungsphase und den Einstieg in das Studium zu erleichtern und sie zu befähigen, ihr Studium gut zu organisieren. II. Das Orientierungsprogramm Albert-Schweitzer-Jahr (ASJ). Die Curriculare Anbindung an das Service Learning der Universität Mannheim 1. Service Learning Beim Service Learning handelt es sich um eine aus den USA stammende und dort weit verbreitete und institutionalisierte didaktische Methode, universitäre Lehre mit konkreten Praxisprojekten zu verbinden. Sie zeichnet sich durch zwei Hauptkomponenten aus: Im Rahmen einer regulären Lehrveranstaltung wird die Theorie zu einem bestimmten Thema wissenschaftlich aufbereitet (Learning-Komponente); In der Service-Komponente wenden die Studierenden die Theorie im gemeinnützigen Bereich praktisch an (bspw. in einer Nonprofit-Organisation oder in einer Schule). Dieser bürgerschaftliche Dienst dient dazu, einen Realitätsbezug herzustellen und die theoretischen Inhalte zu veranschaulichen und zu festigen. Service Learning ist folglich eine Lehrform, die wissenschaftliche Seminarinhalte (Learning) mit gemeinnützigem Engagement (Service) verknüpft (= Lernen bzw. Kompetenzentwicklung durch bürgerschaftliches/gemeinnütziges Engagement). Dieses Engagement ist Bestandteil des Curriculums. Essentiell für den Lernerfolg sind eine enge Verzahnung zwischen den fachlichen Inhalten und der praktischen Anwendung sowie ein authentischer Bedarf an studentischer Unterstützung seitens des Kooperationspartners. Mit dem Kooperationspartner werden konkrete Aufgabenstellungen und Ziele vereinbart, die sich mit den Lernzielen des Seminars decken. Die Studierenden übernehmen im Rahmen von Service Learning Verantwortung für andere und verarbeiten die fachlichen Inhalte anschaulicher und intensiver. Zugleich wird die Partizipation von Studierenden an der demokratischen Gestaltung des öffentlichen Lebens gefördert. Durch das Prinzip der Reziprozität entsteht im Rahmen von Service Learning ein Mehrwert bzw. eine Win-Win- Situation für alle Beteiligten: a) für die Studierenden, weil sie wichtige Praxiserfahrung sammeln, soziale Kompetenzen erwerben und stärker für die Probleme ihrer Umwelt sensibilisiert werden; b) für die Kooperationspartner, weil sie externe Unterstützung erhalten; 3

und c) für die Hochschulen, weil sie sich nach außen öffnen und sich in ihr gesellschaftliches Umfeld einbinden. Begleitend zur Servicetätigkeit finden Reflexionssitzungen von Lehrenden und Studierenden statt, die die Verbindung zwischen den theoretischen Inhalten und deren praktischer Relevanz verdeutlichen und darüber hinaus dazu dienen, dass die Studierenden ihre Erfahrungen aus der praktischen Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse reflektierend aufarbeiten und untereinander austauschen können. Des Weiteren wird zur Qualitätssicherung eine Evaluation der Learning- und Servicekomponente durchgeführt. 2. Kooperation des Johann-Sebastian-Bach-Gymnasiums und der Universität Mannheim im Rahmen des Albert-Schweitzer-Jahres Das akademisch-pädagogische Curriculum des Albert-Schweitzer-Jahres wurde an einzelne Service Learning-Veranstaltungen der Universität Mannheim angedockt. Ziel war es zum einen, den Abiturienten einen Einblick in verschiedene wissenschaftliche Disziplinen zu ermöglichen. Zum anderen sollten die Abiturienten unter Anleitung der Studierenden, die selbst Teil der jeweiligen Service Learning-Veranstaltung waren, fachspezifische Inhalte oder kleinere Projekte selbständig bearbeiten. Um den Abiturienten darüber hinaus einen Einblick in das akademische Leben zu bieten sowie die Möglichkeit, Campusluft zu schnuppern, fand der sogenannte Studientag (1 Tag pro Woche, immer montags) während der Vorlesungszeit in den Räumlichkeiten der Universität Mannheim statt. Zum Selbststudium im Anschluss an die eigentlichen Service Learning-Veranstaltungen konnten die Abiturienten das Angebot sowie die Räumlichkeiten der Universitätsbibliothek nutzen. Hierfür erhielten die Teilnehmenden eine ecum-karte, die über die Bibliotheksnutzung hinaus auch zur Nutzung der Angebote des Studentenwerks berechtigte. 3. Die curriculare Anbindung des Albert-Schweitzer-Jahres an Service Learning-Veranstaltungen der Universität Mannheim Die Universität Mannheim brachte folgende Service Learning-Veranstaltungen in das Curriculum des Albert-Schweitzer-Jahres ein: a. Die Thematische Einheit Betriebswirtschaftslehre : Success starts here - Einführung in die Marketingkommunikation Studierende lernen im Rahmen der Service Learning-Veranstaltung Marketing-Strategien, -Konzepte und -Instrumente kennen. Die Kenntnisse und Fähigkeiten der Studierenden werden in der Zusammenarbeit mit den Abiturienten bzw. durch die Vermittlung der Inhalte praktisch angewandt. Service-Komponente: Die Teilnehmer/innen der Veranstaltung erarbeiten gemeinsam mit der Dozentin Marketinggrundlagen und geben dieses Wissen dann an die Teilnehmenden des ASJ weiter, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einer Einrichtung der Diakonie Mannheim absolviert. Für diese Einrichtungen der Gemeindediakonie sollen die Teilnehmer des ASJ unter Anleitung der Studierenden der Universität Mannheim dann jeweils eine eigene kleine Marketingkampagne erstellen. 4

Semesterplanung Blockseminar für Studierenden der Universität Mannheim (zwei Termine am Wochenende, Freitag und Samstag) Konzeptentwicklung in der Gruppe mit den Teilnehmern des ASJ (5 Seminartermine) Abschließende Präsentation des Konzepts im Rahmen des Seminars (1 Seminartermin) b. Die Thematische Einheit Journalistisches Schreiben Das Seminar Journalistische Schreibwerkstatt führt in die Schreibform Reportage ein. Behandelt wird dabei der gesamte Prozess von der Wahl eines geeigneten Themas über die Recherche bis hin zum eigentlichen Prozess des Schreibens, wobei ein besonderes Augenmerk auf Aufbau, Stil und der passenden Überschrift liegt. In zwei Schreibwerkstätten ist ein persönliches Treffen mit Gesprächspartnern vorgesehen, Themen werden eigenständig recherchiert und jeweils eine kleinere und eine größere Reportage werden erstellt und im Seminar redigiert. Service-Komponente: Die Studierenden sollen im Rahmen des Seminars mit den Teilnehmenden des ASJ zwei Reportagen aus dem Umfeld der jeweiligen diakonischen Einrichtung verfassen, in der die Teilnehmenden des ASJ das Freiwillige Soziale Jahr absolvieren. Diese Reportagen sollen für die Öffentlichkeitsarbeit der diakonischen Einrichtung genutzt werden. 4. Ziele der Kooperation Von Service Learning im Allgemeinen und einer Kooperation im Rahmen des Albert-Schweitzer- Jahres im Speziellen wurden zahlreiche günstige Effekte für alle beteiligten Gruppen erwartet: a. für die Schule bzw. die Abiturienten: Bearbeitung realer Bedürfnisse der Einrichtung, in der die Abiturienten ihr Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren; Unterstützung durch Engagement und Expertise der Studierenden; Kennenlernen verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen; vertiefte Bearbeitung einzelner wissenschaftlicher Fragestellungen; Kennenlernen der akademischen Welt bzw. des studentischen Campus-Lebens; Verbesserung des Übergangs Schule/Hochschule; Verbesserung der Studierfähigkeit der Abiturienten; Verbesserung der Vernetzung von Schulen, Hochschulen und Region. b. für die Studierenden: Verbindung von Wissen und Handeln: Es findet ein Transfer von Studieninhalten in Anwendungsfelder statt. Dies kann das Verständnis akademischen Wissens vertiefen. Anwendung der Lerninhalte auf neue Situationen; Verbesserung der beruflichen Orientierung; Erwerb bzw. Weiterentwicklung von überfachlichen Kompetenzen (Soft Skills): Auf der Ebene der Methodenkompetenz verbessern sich u. a. die Fähigkeit des Projektmanagements sowie 5

des Zeit- und Selbstmanagements, die Analyse- und Transferfähigkeit, das kritische Denken sowie die Problemlösefähigkeit. Im Hinblick auf die Sozialkompetenz lassen sich positive Effekte bei der Kommunikations-, der Team- und Konfliktfähigkeit als auch bei der interkulturellen Kompetenz feststellen. Positive Auswirkungen finden sich auch bei Selbstkompetenz wie Durchhaltevermögen, Flexibilität, Motivation und Zuverlässigkeit. Studierende erfahren, was es bedeutet, gesellschaftlich aktiv zu werden, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und die eigene Kompetenz für den guten Zweck einzusetzen (Herbeiführung einer positiveren Einstellung zu gemeinnützigem Engagement). Durch eigenes Handeln der Studierenden kann an der Lösung gesellschaftlicher Probleme mitgewirkt werden. c. für die Lehrenden: Erprobung innovativer, qualitativ hochwertiger Lehrkonzepte; Erlebnis einer neuen intensiveren Art der Zusammenarbeit mit Studierenden; Service Learning kann Impulse für neue Forschungsfelder liefern. d. für die Hochschule: Profilierung der Hochschule durch Verknüpfung von akademischer Lehre und Praxis; Wahrnehmung der gesellschaftlichen Verantwortung durch Service Learning; die Hochschule öffnet sich für Belange der Zivilgesellschaft, stärkt dadurch ihre Sichtbarkeit und schärft ihr Profil; Verbesserung des Übergangs Schule/Hochschule; Verringerung der Abbrecherquote an den Hochschulen; Verbesserung der Vernetzung von Schulen, Hochschulen und Region; Die Hochschule kann Erfahrungen aus dem gesellschaftlichen Engagement in Forschung und Lehre einspeisen und diese dadurch weiterentwickeln. III. Durchführung: Service Learning im Albert-Schweitzer-Jahr an der Universität Mannheim 2012/2013 Das Seminar Success starts here Einführung in die Marketingkommunikation (HS 2012) kann als ein gelungenes Service Learning-Seminar bewertet werden. In diesem Seminar wurden in Zusammenarbeit zwischen Studierenden der Universität Mannheim und den Mitarbeitern der Gemeindediakonie Mannheim (Festangestellte sowie den Teilnehmern am ASJ) insgesamt drei verschiedene Marketingkampagnen ausgearbeitet, die in einer Abschlusspräsentation dem Vorstand der Gemeindediakonie präsentiert wurden. Zur Information: Vor dem Projektstart im September 2012 sagte die Gemeindediakonie Mannheim zu, im Fall einer zu geringen Teilnehmerzahl an Abiturienten für das Service Learning-Seminar im HS 2012 die notwendige Untergrenze von sechs Teilnehmern durch den Einbezug von Mitarbeitern der Gemeindediakonie zu sichern. Nachdem nur zwei Teilnehmer das ASJ absolvierten, wurden daher zusätzlich Mitarbeiter der Gemeindediakonie in das Service Learning Seminar des Herbstsemesters 2012 aufgenommen. Einige der erwarteten positiven Effekte konnten beobachtet werden. 6

Der Theorie-Praxis-Transfer und die Schaffung eines gesellschaftlichen Mehrwerts durch das Einbringen des eigenen fachlichen Know-How wurden von den Studierenden hoch geschätzt. Die Arbeit mit den Mitarbeitern der Gemeindediakonie sowie das Engagement in einem konkreten Projekt wurden ebenfalls als eine Bereicherung bewertet. Im Magazin für Ausbildung und Studium EINSTIEG (Nr. 2-2013) berichtete eine Studentin der Universität Mannheim über ihre positiven Erfahrungen und ihre Zusammenarbeit mit der Gemeindediakonie im Service Learning-Seminar (Siehe Anhang). Die Dozentin des Seminars beurteilt die Zusammenarbeit mit der Gemeindediakonie ebenfalls positiv, sie bietet seitdem wiederholt das Service-Learning-Seminar an. Auch von den Mitarbeitern der Gemeindediakonie kam ein positives Feedback zur Zusammenarbeit mit der Universität Mannheim. Von den Abiturienten, die im Rahmen des ASJ am Service Learning-Seminar teilgenommen haben, kamen unterschiedliche Rückmeldungen zur Service Learning-Veranstaltung. Die Lehrveranstaltung und die Möglichkeit, die Universität Mannheim und verschiedene Aspekte eines Studiums kennenzulernen, wurden als sehr positiv gewertet. Gleichzeitig fühlten sich die Abiturienten aber auch häufig überfordert: Sie waren fast zeitgleich mit dem Antritt ihrer neuen Stelle in der Gemeindediakonie Mannheim Ansprechpartner in der Service Learning-Veranstaltung für inhaltliche Fragen zu ihrer diakonischen Einrichtung. Diese Situation wurde als überfordernd empfunden. Durch die Anwesenheit von erfahrenen Mitarbeitern der Gemeindediakonie konnten die Abiturienten gestützt werden. Gleichwohl ging dies aber auch mit einer Schwächung der Möglichkeiten zur Mitarbeit der Abiturienten einher. Als kritisch beurteilt wurde von Seiten der Studierenden und der Dozentin, dass die Kampagnen in der Gemeindediakonie Mannheim trotz des positiven Feedbacks der Einrichtung letztendlich nicht umgesetzt wurden. Im Frühjahrssemester 2013 standen die festangestellten Mitarbeiter der Gemeindediakonie für eine Teilnahme an der zweiten geplanten Service Learning-Veranstaltung Journalistisches Schreiben nicht mehr zur Verfügung. Da mit nur zwei ASJ-Teilnehmern kein Service Learning-Seminar für das Albert-Schweitzer-Jahr angeboten werden konnte, wurde für die zwei verbleibenden Teilnehmer des ASJ zwar die Möglichkeit geschaffen, am regulären Seminar Journalistisches Schreiben teilzunehmen. Durch die vom Studientag Montag abweichenden Zeiten waren sie jedoch nicht in das Semesterprogramm zu integrieren. Herr Dr. Lämmlin kompensierte mit seiner Vorlesung Integrität - Grundbegriff, Themen, Kontexte und Prozesse wirtschaftsethischer Bildung in protestantischer Perspektive den Seminarausfall, so dass der Montag als Tag an der Universität Mannheim dennoch beibehalten werden konnte. 7

C. Das praktisch-akademische Orientierungsjahr aus Sicht der Praxisstelle Gemeindediakonie Mannheim (Thomas Diehl) Mit mehr als 1250 Plätzen für Menschen mit Behinderungen und im Alter sowie mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Gemeindediakonie Mannheim einer der größeren Träger im Sozialbereich der Stadt Mannheim und des Rhein-Neckar-Raumes. Den Schwerpunkt der Aktivitäten bilden differenzierte Beschäftigungs-, Förder- und Wohnmöglichkeiten für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Menschen, die Unterstützungsbedarf haben, sollen die erforderlichen Hilfen in der Mitte der Gemeinde bekommen dieser Gedanke war schon bei der Gründung der Gemeindediakonie Mannheim in der Mitte des letzten Jahrhunderts handlungsleitend. Unter dem Gedanken Gott hat jeden Menschen zu seinem Ebenbild geschaffen und zum Leben in Gemeinschaft bestimmt (Auszug aus dem Leitbild der Gemeindediakonie) sind in den vergangenen Jahrzehnten 20 Dienste und Einrichtungen in unterschiedlichen Sozialräumen entstanden. Ein wesentliches Ziel war dabei immer eine enge Verbindung mit dem Leben der jeweiligen örtlichen Kirchengemeinden wie auch mit den Wohnquartieren. Einen besonderen Stellenwert der Zusammenarbeit bildet der sog. Neckarauer Dreiklang zwischen Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium, Matthäusgemeinde und Diakonie. In dem aufeinander aufbauenden und ausdifferenzierten Programm der Heranführung der Schülerinnen und Schüler des Bach-Gymnasiums an Lebenswelten von Menschen mit Behinderungen und im Alter werden die späteren Grundlagen für die Entwicklung einer inklusiver werdenden Gesellschaft gelegt. Neben den vielen Möglichkeiten für Schülerinnen und Schüler ein Praktikum zu machen, bietet die Gemeindediakonie Mannheim jährlich ca. 30 jungen Menschen die Möglichkeit, ein Freiwilliges Soziales Jahr, den Bundesfreiwilligendienst oder ein Praktikum zur Vorbereitung auf eine Ausbildung im sozialen Bereich abzuleisten. Das Freiwillige Soziale Jahr des Diakonischen Werkes der Evangelischen Landeskirche Baden - auf das das Albert-Schweitzer-Jahr im praktischen Teil aufgesetzt hat - ist ein einjähriger Dienst in einer diakonischen Einrichtung. Neben den praktischen Einsätzen und den damit verbundenen Erfahrungen bietet das Jahr auch die Möglichkeit über sich selber nachzudenken, über die eigene Zukunft klar zu werden, sich auszuprobieren, Grenzen kennen zu lernen und zu überschreiten und Menschen zu treffen und Erfahrungen zu machen, die weit über das Jahr hinauswirken. Dies sind unter anderem Bestandteile der Begleitseminare, die zu jedem FSJ verpflichtend dazugehören. Neben der praktischen Tätigkeit werden die Freiwilligen in Bildungsseminaren von pädagogischen Fachkräften professionell begleitet. Während der Seminare besteht die Möglichkeit für den Austausch mit Gleichgesinnten. Zudem gibt es in den Seminaren fachliche Inhalte zu Themen der Arbeit, zu gesellschaftlichen, ethischen und diakonische Themen, Erlebnispädagogische Inhalte und Zeit und Raum für eigene Wünsche, Ideen und Gespräche (Diakonisches Werk Baden, www.diakonie-baden.de, 9.12.2013). Für die Gemeindediakonie Mannheim hat das Albert-Schweitzer-Jahr die Angebotspalette an Freiwilligendiensten für den Personenkreis der Abiturienten deutlich erweitert. Mit seinem besonderen Profil - neben den praktischen Tätigkeiten und den entsprechenden Reflexionsseminaren gleichzeitig auch die Anschlussfähigkeit an die Universität zu erhalten oder zu verbessern wurde die Attraktivität des Freiwilligendienstes zusätzlich erhöht. Des Weiteren hat die Gemeindediakonie Mannheim von der Zusammenarbeit mit der Universität Mannheim im Rahmen des Service Learning Seminars im Bereich Marketing profitiert. Durch die Teilnahme im Projekt wurde ein Leitziel der Gemeindediakonie Mannheim, die Zusammenarbeit mit.institutionen und Forschungseinrichtungen zu pflegen und so gewonnene Erfahrungen für unsere 8

Arbeit einzusetzen in guter Art und Weise umgesetzt. Auf der Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse sind innovative und sehr praxistaugliche Kampagnen entstanden, für die keine eigenen Mittel zur Verfügung standen und die bei der zukünftigen Weiterentwicklung unserer Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden können. Für die im 1. Semester beteiligten Mitarbeitenden der Gemeindediakonie Mannheim waren das Zusammenarbeiten mit Studierenden und das Kennenlernen einer Universität von innen, neue, besondere und bereichernde Erfahrungen. Schwierigkeiten im Projekt bereitete an dieser Stelle die dezentrale Struktur der Gemeindediakonie Mannheim, so dass die Idee und die Ziele des Albert-Schweitzer-Jahres in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nicht überall richtig transportiert wurden. Für nur zwei Albert- Schweitzer-Jahr-Praktikanten war der Aufwand relativ hoch und konnte zunächst auch nicht auf Nachhaltigkeit ausgerichtet werden. Erschwerend für uns kam noch ein Personalwechsel in der Begleitung des Projektes hinzu. Zusammenfassend ist das Albert-Schweitzer-Jahr für die Gemeindediakonie Mannheim ein sehr interessantes Projekt gewesen. Sie überlegt daher die Fortführung des Projektes, wenn als Zielgruppe alle Abiturientinnen und Abiturienten in Mannheim angesprochen werden können. D. Ergebnisse der Evaluation zum Albert-Schweitzer-Jahr bei der Interessentengruppe (Georg Lämmlin) Mittels einer Fragebogenerhebung unter den Adressaten für das Albert-Schweitzer-Orientierungsjahr (ASJ) am Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium (Mannheim) und an der Elisabeth-von-Thadden-Schule (Heidelberg) wurde das Angebot evaluiert. Durch eine Infoveranstaltung zu Beginn des Schuljahres mit den Schülerinnen und den Schülern des Abiturjahrgangs an beiden Schulen und durch die Verteilung von Flyern, sowie durch Aushänge und informelle persönliche Information wurde das Angebot bekannt gemacht. Mit der Erhebung wurden in 19 Items Fragen zur Information über das ASJ, zu Inhalt und Struktur und zur persönlichen Einschätzung (auch der eigenen Berufswahlsituation) gestellt. Der Rücklauf mit insgesamt 127 Fragebögen liegt eher über den Erwartungen, die Fragebögen konnten zu allen Items ausgewertet werden, allerdings mit sehr unterschiedlichen Antwortzahlen (zwischen 49 und 125 bei den Einfachnennungen). Der Fragebogen wurde in Kooperation mit der Stabsstelle Qualitätsmanagement der Universität Mannheim erstellt und dort ausgewertet. die Antwortskala umfasst 1 (volle Zustimmung) bis 5 (überhaupt keine Zustimmung): Je höher der Wert, umso geringer die Zustimmung. I. Ergebnisse im Einzelnen Im Bereich der Informationen über das ASJ ist zunächst bemerkenswert, dass das ASJ für 76,5% der Antwortenden bekannt war (Zustimmung oder volle Zustimmung), lediglich für 9,85 überhaupt nicht bekannt. Die Zielsetzung ist dagegen mit einem Antwortmittelwert von 2,5 nicht vollständig deutlich geworden. Auffällig ist, dass die Attraktivität der Veranstaltung mit einem Antwortmittelwert von 3,5, und einem geometrischen Mittel von 4 eher negativ bewertet wurde. Nur 1,8% stimmen der Aussage, dass sie die Info-Veranstaltung interessant fanden, voll zu. Dieser Befund ist umso auffälliger, weil es rund um die Veranstaltung ein eher positives, informelles Feedback gegeben hatte. Informationsgehalt und Gestaltung des Flyers werden eher neutral (und auch nur von etwa der Hälfte der Befragten) bewertet. Eine attraktive Gestaltung bescheinigen aber nur 1,7% (entsprechend 1 Antwort). Weitere Informationen wurden nicht wahrgenommen oder aktiv gesucht. 9

Bei der Frage nach Inhalt und Struktur ergibt sich der auffällige Befund, dass sie allgemein eher neutral mit einem arithmetischen und geometrischen Mittel bei 3 eingeschätzt werden, im Blick auf die persönliche Passung zur eigenen Lebenssituation aber eher negativ gewertet werden (3,8/4). Nur für 5,6% erscheint das ASJ voll passend. Eine gewisse Erklärung könnte darin liegen, dass der Anmeldetermin von insgesamt 69,3% als zu früh eingeschätzt wurde (während der Informationszeitpunkt eher neutral bewertet wurde). Das ASJ könnte daher als ein Angebot verstanden werden, das nicht die erste Priorität erhält (bzw. erhalten hat), aber möglicherweise als ein Ersatzangebot wahrgenommen werden könnte. Eine signifikante Tendenz bei der Frage nach interessanten Aspekten des ASJ ist nicht erkennbar, am meisten Antworten erhält der Wunsch nach mehr Informationen über die Inhalte. Bei den Fragen nach der persönlichen Einschätzung der eigenen Berufswahlsituation ist zunächst auffällig, dass das Kriterium der inhaltlichen Ausrichtung des Studiengangs die höchste Zustimmung erfährt (73,5% bei Mehrfachnennung), danach gleichwertig die Orientierung an Arbeitsmarktchancen und dem Rat im Familien- und Bekanntenkreis (43,2 bzw. 40,9%). Jeweils ca. 33% nennen den Notendurchschnitt und die Attraktivität des Studienortes als Orientierungskriterium, deutlich abgeschlagen sind der Rat von Freunden und die räumliche Nähe zu Familie und Freunden (ca. 17% jeweils, am Ende rangiert die Bewertung in Rankings (5,3%). Für die Information werden am stärksten Online-Portale (65,2%), offene Tage der Universitäten (52,3%) und das persönliche Umfeld (49,2%) genutzt, hinter dem Infoangebot der Schule (22%) rangieren noch das Infoangebot der Arbeitsagenturen (12,1%) und Gespräche mit Professoren (9,1%). Während dieses Antwortverhalten das Bild einer klaren Orientierung zu vermitteln scheint, sind dagegen tatsächlich bei der Aussage ich habe meine Studien-/Berufswahl bereits getroffen die Antworten nahezu gleichmäßig über die Skala verteilt. Bei immerhin 25% steht an dieser Stelle die Antwort stimme überhaupt nicht zu. Auf die dadurch zum Ausdruck kommende Unsicherheit deuten dann auch die Zustimmungen zu den Wünschen nach mehr Orientierungsangeboten, nach mehr Informationen über Studienmöglichkeiten und am stärksten zu einem Ausbau der Kooperation zwischen Schule und Universität. II. Freie Anmerkungen Das Antwortverhalten spiegelt sich auch in den selbst formulierten freien Anmerkungen, beispielsweise in diesen Äußerungen (Auswahl): Das Albert-Schweizer Jahr wurde bei uns an der Schule mit einer schlechten Präsentation vorgestellt. Gelangweilte heruntergelaberte Vorträge ohne Einbezug der Schüler, eine schlechte Powerpoint, die wenig über den Inhalt aussagt, vermitteln ein total unseriöses Bild. Zusätzlich wird sehr oft betont, wie wenige gewonnen werden für ein ASJ. Rückmeldungen der Teilnehmer des ASJ bestätigen dieses Bild. Der Anmeldezeitpunkt war viel zu früh, Bewerbung um einen Studienplatz (dual) lief parallel - >ASJ für dual Studierende/Interessenten für duales Studium unmöglich, leider! Der Flyer des ASJ war nicht ansprechend ->Text zu lang Der Informationstag an der Schule war uninformativ und gelangweilt vorgetragen. Eigentlich ist nicht klar, was das Besondere ist und warum man jetzt ein an die Uni gekoppeltes ASJ machen soll. Der Informationszeitpunkt war mir unbekannt und kam unerwartet. Daher bestand keine sonderlich große Lust am ASJ. Das Angebot des ASJ ist relativ großzügig und detailliert. Der Vortrag hat keinerlei Interesse am ASJ geweckt!!! 10

Die Informationen zum Albert-Schweizer-Jahr waren sehr unstrukturiert und ich habe die genauen Tätigkeiten nicht ganz verstanden. Außerdem hatte ich das Gefühl dadurch einfach ein Jahr vergeudet zu haben ohne einen wirklichen Sinn oder Erfolg darin gesehen zu haben Generell gutes Angebot, für mich persönlich jedoch uninteressant, da ich in meiner Studienwahl sicher bin und diese keinerlei Schnittmengen mit der Zielsetzung des ASJ hat (naturwissenschaftlicher Bereich). III. Resümee Diese Evaluation betraf den zweiten Durchlauf des ASJ, der aufgrund einer zu geringen Bewerberinnen- und Bewerber-Zahl nicht umgesetzt werden konnte. Bereits beim ersten Durchlauf, der allerdings sehr kurzfristig durchgeführt worden war, hatten sich am Ende nur zwei Teilnehmer gefunden. Die Rückmeldungen spiegeln einen Befund, der sich so deuten lässt, dass das Angebot zwar auf ein deutlich geäußertes Orientierungsbedürfnis und eine damit verbundene Unsicherheit trifft, es aber aufgrund der kurzen Planungszyklen nicht gelungen ist, dazu ein passgenaues Angebot und eine für die Zielgruppe adäquate und attraktive Informationskampagne zu entwickeln. Möglicherweise spiegelt sich in der Unklarheit bei den Adressaten über Zielsetzung und Inhalte auch eine Unklarheit bezüglich der Zielsetzung des Angebots bei den Veranstaltern. Wenn es eine diesem Projekt inhärente Zielsetzung gibt, die es lohnt, weiter zu verfolgen, dann müsste sie nicht nur stärker in Inhalt und Struktur profiliert werden. Die Quotendifferenz zwischen potentiellen und tatsächlichen Interessenten macht auch deutlich, dass der Adressatenkreis deutlich verbreitert werden müsste. E. Auszug aus einem Bericht zum Albert-Schweitzer-Jahr (Claudius Steins) Ich habe mich für dieses Projekt beworben, da ich diese spezielle Mischung zwischen Uni-Alltag und FSJ als sehr spannend empfunden habe. Das Jahr hat sich in zwei Blöcke gespalten, den beiden Semestern entsprechend. Im ersten Semester erarbeitete ich im Studiengang Service Learning zusammen mit Studenten eine Imagekampagne. Diese bezog sich direkt auf mein FSJ. Hier konnte ich also meine ersten Erfahrungen im FSJ direkt anwenden. Es hat sehr viel Spaß gemacht, direkt mit Studenten zusammenzuarbeiten und am Ende des Tages wirklich etwas in der Hand zu haben. Dieses erste Projekt war mit weitem Abstand das Erfolgreichste im Jahr. Hier hat alles zusammengepasst. Das Arbeiten mit Studenten, der Kontakt zur Uni und die Verbindung zum FSJ. F. Chinesischkurs im Rahmen des Albert-Schweitzer-Jahres (Claudia Schünemann) Im Rahmen des Albert-Schweitzer-Jahres wurde ein Chinesischkurs angeboten, der in den Semesterferien in 2 Wochenstunden unterrichtet wurde. Als distante Fremdsprache ist die chinesische Sprache vor allem durch ihre Unterschiede zu europäischen Sprachen gekennzeichnet. Aufgrund der Tonalität der Sprache und der damit verbundenen Notwendigkeit, die standardisierte Lautschrift Hanyu Pinyin, die Tonaliät anzeigenden diakritischen Zeichen, sowie das komplizierte Schriftzeichensystem zu erlernen, wird der Lernfortschritt im Chinesischen gegenüber europäischen Sprachen stark verzögert. Daher wurde auf eine unmittelbare Verknüpfung von mündlichem und schriftlichem Spracherwerb verzichtet. Im Mittelpunkt stand eine sich schnell entwickelnde mündliche Kommunikationsfähigkeit mit dem Ziel einer möglichst praxisnahen Sprachverwendung. In dieser zweigleisigen Herangehensweise bedienten wir uns einerseits der schon erwähnten Lautumschrift Hanyu Pinyin, andererseits widmeten wir uns dem Erwerb der chinesischen 11