Zivilgesellschaft,Bürgerschaftliches Engagement und Bibliothek.



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Was ist Gesellschaft? Als allgemeinster Begriff von Gesellschaft wird das jeweilig umfassendste System des menschlichen Zusammenlebens bezeichnet. Über spezifischere Merkmale für eine Gesellschaft besteht in der Soziologie keine Einigung. (nach Niklas Luhmann) 2

Seit rund 300 Jahren eine prominente Fragestellung der praktischen und der politischen Philosophie: Wie halten Gesellschaften zusammen? Was treibt sie auseinander? Sozialkohäsion, Integration und Desintegration der Mitglieder einer Gesellschaft. Klassische Antworten: John Locke(1690): Bürgerliche Gesellschaft - Vertragstheorie Adam Ferguson(1767): Civil Society - Zivilgesellschaft antiker Republikanismus Adam Smith(1776), Karl Marx(1858ff.): Die Ökonomie ist politisch, ist Politische Ökonomie, weil sie die Menschen durch Tauschverhältnisse aneinander bindet. Karl Polanyi(1944): Autonomisierungder ökonomischen Sphäre, Launen der Marktgesellschaft : Inklusion oder Exklusion der Akteure 3

Befunde: Wenn nicht mehr von der Normalität der Vollerwerbstätigkeit ausgegangen werden kann, und damit der kontinuierliche soziale Zusammenhang in der Arbeitswelt fragwürdig wird, gewinnt das gemeinsame Handeln in der Gesellschaft einen neuen identitätsstiftenden Rang. (Thomas Meyer, 2002) Enttraditionalisierung, Individualisierung, Fragmentierung gesellschaftliche Spreizung: Lebenslagen in Deutschland. Armuts-und Reichtumsberichte der Bundesregierung. Befunde und (praktische)konzepte: Amitai Etzioni, The Spirit of Community (1993ff.) Robert D. Putnam, Bowling Alone (1996ff.) Ray Oldenburg, The Great Good Place (1989ff.) Charles Taylor, Wieviel Gemeinschaft braucht die Demokratie? (2001) Robert D. Putnam(Hrsg.), Gesellschaft und Gemeinsinn (2001) Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages, Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements (2002) Thomas Meyer, Reinhard Weil(Hg.)(2002), Die Bürgergesellschaft 4

Wie wird Zivilgesellschaft definiert? 1. Intermediärer Bereich zwischen Bürger und Staat, Interessenrepräsentation, Schutz von Bürgerrechten 2. Politikform, die den gesellschaftlichen und privaten Bereich respektiert (vs. Totalpolitisierung), etablierte Menschenrechte, 3. Freie Assoziation in nichtstaatlichen Organisationen (NGO), Autonomie, Gemeinschaftspraxis, politischer Referenzrahmen 4. Zunehmend: Begrifflicher Einbezug des bürgerschaftlichen Engagements in Initiativen, Vereinen, Gruppen etc.,pluralität gesellschaftlicher Referenzrahmen. 5. Utopisches Potential (?), Hoffnungsträger 5

Gemeinschaftsstiftendes Handeln aktivierender Staat? Arbeits- und Verantwortungsteilung zwischen Staat und Gesellschaft keine Ersatzutopie einer harmonischen Gesellschaft, aber Selbstorganisation und Gemeinwohlorientierung Schaffung von Gelegenheitsstrukturen: Aktivierender Staat und Ermöglichungsszenarien, Engagementförderung Zwar kein klassischer Etatismus deutscher Tradition aber immer noch die Rahmenreferenz Sozialkohäsion der Gesellschaftsmitglieder mit Hilfe staatlicher Intervention? 6

Bürgerschaftliches Engagement als politisches Handlungskonzept Wenn Bürgerschaftliches Engagement mehr sein soll als die Substitution bezahlter Arbeit durch unbezahlte und deren anschließende Qualifizierung( Instrumentalisierungsversuch ), dann müssen die Implikationen und Erwartungen ernst genommen werden. Ehrenamtler verstehen ihre Tätigkeit im Sinne des Bürgerschaftlichen Engagements oft als kulturell und (bildungs-und gesellschafts-) politisch relevant a) Die Stadt spart durch uns! b) Wir füllen eine Lücke, der Staat kann (nicht mehr) überall sein! c) häufig strukturkonservativ, jedoch Anspruch auf Zukunftsfähigkeit Bürgerliches Selbstverständnis: Beitrag zum kommunalen, gemeindlichen Leben, lebens-und wohnwertes Umfeld, integrativ 7

Die Öffentliche Bibliothek als Akteur der Zivilgesellschaft? Die neu-alte Idee von der ÖB als Markplatz, kommunal(politisch)er Agora und Engagementgelegenheit! Sozialtechnologie Social Engineering ( Instrumentalität ) Ermöglichungsstrukturen Gestaltungsspielräume Engagement in der Bürgergesellschaft neue Handlungskompetenzen: organisatorische und kommunikative Kompetenzen, Hilfe zur Selbstorganisation, Veranstaltungsorganisation, die Bibliotheksleitung als Sozialmanager vereinliche Verhärtung, verlässliche Strukturen? Partnerschaft, partizipatorischer Bibliotheksstil 8

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