Pressemitteilung Österreich kein attraktiver Standort für internationale Unternehmen? Neuer FDI Confidence Index von A.T. Kearney: USA, China und Kanada vorne, in Europa wächst das Vertrauen in eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Österreich nicht unter den Top 25. Wien, 03. Juni 2014 Die USA bauen ihre Führung bei den Ländern mit den höchsten zu erwartenden ausländischen Direktinvestitionen weiter aus. China festigt Rang 2 und Kanada rückt auf Rang 3 vor. Großbritannien, Deutschland und Frankreich sind die besten europäischen Länder im Ranking. Österreich schafft es nicht in die Top 25. Insgesamt schätzen die Investoren die Zukunftsaussichten für Europa und die gesamte globale Wirtschaft deutlich positiver ein als im Vorjahr. Das geht aus den Ergebnissen des aktuellen Foreign Direct Investment Confidence Index (FDICI) der Unternehmensberatung A.T. Kearney hervor, der kürzlich auch im White House Report Winning Business Investment in the United States zitiert wurde. Die Rangliste basiert auf einer regelmäßigen Befragung von Vorständen und Top-Managern der 1.000 weltweit größten Unternehmen zu ihren Investitionsplänen. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die zehn Top-Investitionsziele aus dem Index etwa ein Jahr nach Veröffentlichung tatsächlich den größten Zufluss an ausländischen Direktinvestitionen verzeichnen. Trotz der anhaltenden wirtschaftlichen Volatilität deuten die Ergebnisse des aktuellen FDICI auf eine Trendwende hin. Viele internationale Konzerne haben große Liquiditätsreserven angesammelt und sind überzeugt, dass nun der Zeitpunkt für Investitionen mit attraktiven Renditen gekommen ist, resümiert Dr. Robert Kremlicka, Partner bei A.T. Kearney. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick Im Jänner 2014 bezog sich US-Präsident Barack Obama während seiner Rede zum State of the Union auf die FDICI-Ergebnisse des Vorjahres und erklärte: Zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren haben Top-Manager nicht mehr China als die weltweit erste Adresse für Investitionen genannt, sondern die USA. Die Hälfte der für den FDICI 2014 Befragten gab an, dass sie die wirtschaftliche Entwicklung in den USA positiver sehen als noch von zwei Jahren. Seit Einführung des Index hat kein anderes Land bei der Bewertung der Zukunftsaussichten für Investoren so gut abgeschnitten. Als einen der wichtigsten Faktoren für zunehmende Investitionsaktivitäten
in den USA nannten die befragten Top-Manager die Aussicht auf eine unabhängige Energieversorgung des Landes. 39 Prozent der Befragten sahen die Entwicklung des zweitplatzierten China positiver als im Vorjahr. Kanada konnte sich auf den dritten Platz verbessern. Russland (im Vorjahr auf Rang 11) ist nicht mehr unter den Top 25 vertreten, obwohl die Befragung vor den aktuellen politischen Unruhen in der Ukraine durchgeführt wurde. Europa: Trotz unsicherer Konjunkturentwicklung wachsende Zuversicht Trotz anhaltender Budgetdefizite in der Eurozone wächst das Vertrauen in die europäische Wirtschaft wieder. In Zukunft wird Europa etwa ein Viertel aller globalen Direktinvestitionen anziehen. Diese positive Entwicklung spiegelt sich auch im Index wider, in dem sich elf europäische Länder unter den Top 25 befinden. Einige davon, zum Beispiel Schweden oder Dänemark, sind das erste Mal in der Rangliste vertreten. Belgien und die Niederlande sind nach einem zwischenzeitlichen Rückgang der Auslandsinvestitionen nun in den Index zurückgekehrt. Die Diskussionen um einen EU-Austritt Großbritanniens haben scheinbar keine negativen Auswirkungen auf die Investoren gezeigt: Großbritannien verbesserte sich um vier Positionen und liegt jetzt noch vor Deutschland auf Rang 4. Als weltweit führender Produktionsstandort bleibt Deutschland für Investoren interessant, die ein sicheres, renditeträchtiges Umfeld suchen und rückt um eine Position auf Rang 6 vor. Frankreich bemüht sich zurzeit um eine Verbesserung seiner Wettbewerbsfähigkeit und meldet sich zurück unter den Top Ten. Österreich nicht bei den beliebtesten Investitionszielen dabei Obwohl Österreich ähnliche Vorzüge hat, wie andere europäische Länder, die sich in Spitzenpositionen befinden (qualifizierte Arbeitskräfte, ausgebaute Infrastruktur und sozialer Frieden), hinkt es im Ranking deutlich hinterher und verpasst knapp den Einzug in die Top 25. Das ist eine traurige Bestätigung des Abrutschens Österreichs in zahlreichen anderen internationalen Wettbewerbsrankings und zeigt, dass Österreich als Standort für internationale Unternehmen immer weniger attraktiv wird, sagt Kremlicka. Die Gründe dafür sind vielfältig: Einerseits hat Österreich einen relativ kleinen Binnenmarkt, doch das kann nicht als Ausrede benutzt werden, 2
wie die besser gereihten Länder Belgien oder Dänemark zeigen. Andererseits leidet die Drehscheibe Österreich indirekt am schwachen Wachstum in Osteuropa. Die Perspektiven dort sind längst nicht mehr so glänzend, wie sie einmal waren, wie man am Beispiel Russland, das ganz aus den Top 25 gefallen ist, sieht. Österreich hat bei bedeutenden Standortfaktoren wie Aus- und Abgabenquote, Innovation, Bildung, Steuersystem sowie die Belastung des Faktors Arbeit deutliche Wettbewerbsnachteile, sagt Kremlicka und ergänzt: Ein dringend notwendiger Transformationsprozess muss schnellstmöglich eingeleitet werden. Die Pläne für solche Maßnahmen liegen längst vor, die Ausführung scheitert an Partikularinteressen. Österreich steckt in einer Umsetzungsblockade. Doch die Lage ist ernst, denn in absehbarer Zeit werden wir durch mangelnde Direktinvestitionen Schwierigkeiten bekommen, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Wir haben also nicht mehr viel Zeit unser hohes Wohlstandsniveau zu verteidigen. Asien und Mittel- und Südamerika bewähren sich In Asien, dem Ziel von etwa einem Drittel ausländischer Investitionen, erwies sich die Wirtschaft in Zeiten von Rezession und darauffolgender wirtschaftlicher Turbulenzen als sehr belastbar. China ist dabei in der Region weiter führend, weil das Land besonders für ausländische Investitionen in die Highend-Fertigung interessant ist. Australien und Indien verzeichneten eine Abkühlung der Investitionsaktivitäten, während Singapur, das für seine stabilen Rahmenbedingungen und niedrigen Unternehmenssteuern bekannt ist, sich um zwei Plätze verbessern konnte. Von den Ländern Nord-, Mittel- und Südamerikas konnte sich Brasilien, auch aufgrund seiner neuen Industriepolitik, bereits zum vierten Mal in Folge unter den Top 5 des FDI Confidence Index platzieren. Das Land ist nach wie vor für Investoren attraktiv, allerdings mit rückläufiger Tendenz (vor einem Jahr lag es noch auf Platz 3). Mexiko profitiert von der engen Integration in die US-amerikanischen Wertschöpfungsketten und schafft es auf Rang 12. In Chile haben die stabile Wirtschaft und das positive Investitionsklima dazu beigetragen, dass sich das Land um fünf Positionen auf Platz 17 verbessern konnte. Über den 2014 Foreign Direct Investment Confidence Index Der FDI Confidence Index basiert auf der Befragung von Vorständen und Führungskräften der weltweit führenden Unternehmen. Zu den Befragten gehören auch C-Level Executives sowie leitende Manager von Unternehmensbereichen und regionalen Niederlassungen. Die 300 teilnehmenden Unternehmen kommen aus allen Branchen und sind in 26 Ländern angesiedelt. Alle Unternehmen verzeichneten einen globalen Jahresumsatz von mehr als 500 Millionen US-Dollar. Etwa ein Drittel der 3
Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Europa, ein Drittel in der Region Asien-Pazifik und ein Drittel in Nord-, Mittel- oder Südamerika. Die Befragung wurde im Januar und Februar 2014 durchgeführt. Der FDI Confidence Index vermittelt einen Ausblick auf zukünftige Pläne von Investoren, nennt jedoch keine expliziten Gründe für die Ergebnisse. Im Rahmen dieses Index werden mögliche Ursachen für positive oder negative Entwicklungen angeführt, dabei handelt es sich jedoch lediglich um fundierte Einschätzungen und Bewertungen des A.T. Kearney s Global Business Policy Council. Kalkulationsbasis für den Index ist das gewichtete Mittel der Einschätzungen (hoch, mittel und niedrig) der Wahrscheinlichkeit von direkten Investitionen in einem Markt innerhalb der nächsten drei Jahre. Die Index-Werte basieren auf Antworten, die jeweils nicht aus dem betreffenden Land kommen. So wurde beispielsweise der Index-Wert für die USA ohne Berücksichtigung der Antworten von Investoren in den USA berechnet. Höhere Index-Werte stehen für Investitionsziele mit höherer Attraktivität. Die FDI-Bewegungszahlen stammen aus den neuesten verfügbaren Statistiken der United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD). Zu den weiteren sekundären Quellen gehören Agenturen für Investitionsförderung, Zentralbanken, Ministerien für Finanzen und Handel sowie große Fachzeitschriften. Ältere Ausgaben des FDICI finden Sie unter: www.atkearney.com/gbpc/foreign-direct-investment-confidence-index. Der FDI Confidence Index 2014: Land Platz Platz 2014 2013 Änderung USA 1 1 0 China 2 2 0 Kanada 3 4 +1 Großbritannien 4 8 +4 Brasilien 5 3-2 Deutschland 6 7 +1 Indien 7 5-2 Australien 8 6-2 Singapur 9 10 +1 Frankreich 10 12 +2 4
VAE 11 14 +3 Mexiko 12 9-3 Südafrika 13 15 +2 Schweiz 14 18 +4 Malaysia 15 25 +10 Schweden 16 -- N/A Chile 17 22 +5 Spanien 18 16-2 Japan 19 13-6 Italien 20 -- N/A Belgien 21 -- N/A Niederlande 22 -- N/A Dänemark 23 -- N/A Türkei 24 -- N/A Indonesien 25 24-1 Über A.T. Kearney A.T. Kearney zählt zu den weltweit führenden Unternehmensberatungen für das Top-Management und berät sowohl global tätige Konzerne als auch führende mittelständische Unternehmen und öffentliche Institutionen. Mit strategischer Weitsicht und operativer Umsetzungsstärke unterstützt das Beratungsunternehmen seine Klienten bei der Transformation ihres Geschäftes und ihrer Organisation. Im Mittelpunkt stehen dabei die Themen Wachstum und Innovation, Technologie und Nachhaltigkeit sowie die Optimierung der Unternehmensperformance durch das Management von Komplexität in globalen Produktions- und Lieferketten. A.T. Kearney wurde 1926 in Chicago gegründet. 1964 eröffnete in Düsseldorf das erste Büro außerhalb der USA. Heute beschäftigt A.T. Kearney rund 3.500 Mitarbeiter in 40 Ländern der Welt. Seit 2010 berät das Unternehmen Klienten klimaneutral. Weitere Informationen finden Sie unter www.atkearney.de und auf Facebook: www.facebook.com/atkearney.de. Über A.T. Kearney Österreich A.T. Kearney ist seit 1998 mit einer eigenen Tochtergesellschaft in Österreich mit rund 50 Mitarbeitern vertreten. Zu den Kunden zählen nationale und internationale Top-Unternehmen aus den Bereichen Maschinen- und Fahrzeugindustrie, Anlagenbau, Telekommunikation, Energiewirtschaft, Financial Services, Transport, Chemie, Papier, Verpackung, Konsumgüter, Handel, Tourismus und öffentliche Verwaltung. 5
Die Partner am Standort Wien sind Dr. Florian Haslauer, Dr. Robert Kremlicka, Dr. Christian Schuh, DDr. Michael F. Strohmer und Branko Zibret. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: Stefanie Freyer A.T. Kearney Ges.m.b.H. Marketing & Communications Trattnerhof 1/5. Stock 1010 Wien +43 1 53667 146 Office +43 664 60648 146 Mobil stefanie.freyer@atkearney.com 6