Vielfalt der Schimmel im Keller



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Transkript:

Vielfalt der Schimmel im Keller KARIN MANDL 1,DANIELA SCHATTAUER 1,ALOIS GEYRHOFER 1 und HERBERT WEINGARTMANN 2 1 LFZ fuè r Wein- und Obstbau A-3400 Klosterneuburg, Wienerstraûe 74 2 UniversitaÈt fuè r Bodenkultur Institut fuè r Landtechnik A-1190 Wien, Peter-Jordan-Straûe 82 E-Mail: Karin.Mandl@weinobst.at Weinkeller bieten gute Voraussetzungen fuè r das Wachstum verschiedener Arten von Schimmelpilzen. HauptsaÈchlich findet man in den alten Kellern Zasmidium cellare, der einen typischen schwarzen Film bildet. Er ist in OÈ sterreich auch als ¹Schwarze Katzeª oder ¹Kellerrotzª bekannt. Der schwarze Pilz gilt als Indikator fuè r eine Luftfeuchtigkeit von mehr als 85 %. In der OÈ ffentlichkeit wird er gerne als Indikator fuè r gute klimatische Bedingungen angesehen. In dieser Studie wurden die StroÈ mungsbedingungen der Luft im Keller sowie das Schimmelpilzspektrum mehrerer oè sterreichischer Kellertypen erfasst. Mit Hilfe eines Luftkeimsammlers wurden Proben gesammelt. Die Schimmelpilze wurden auf MEA Agar nach WEIDENBOÈ RNER (1998) kultiviert und mittels Slide culture bestimmt. Die Identifizierung einzelner Isolate erfolgte mikroskopisch. Generell konnten die Gattungen Penicillium, Aspergillus, Cladosporium, Trichoderma, Fusarien und Alternaria nachgewiesen werden. SchlagwoÈ rter: Keller, Luftkeimspektrum, Pilze, OÈ sterreich Biodiversity of fungal microflora in wine-cellars. Wine-cellars provide good surrounding conditions for different strains of fungi. Mainly the fungi Zasmidium cellare with its typical black fungi film has been seen. In Austria most of Zasmidium cellare are well known under the term 'Schwarze Katze' (= black cat; in Austria also: Kellerrotz). The black fungi film of Zasmidium cellare on the cellar wall is an indicator for relative air moisture higher than 85 %. The common opinion is that the black cat is an indicator for good climatic conditions in the cellar. In this study, different types of Austrian wine cellars were examined for their air-flow conditions as well as for their aerial fungal spectrum. Air samples were drawn under controlled conditions with MEA Agar. For the cultivation of the fungi slide cultures were made. The fungal samples were identified microscopically. In general, members of the geni Penicillium, Aspergillus, Cladosporium, Trichoderma, Fusaria und Alternaria were found. Keywords: Cellar, airborne microflora, fungi, Austria Die Kellergassen im Weinviertel sind naturhistorische Besonderheiten, die das Landschaftsbild stark praègen. Diese Kellertriften befinden sich gerade im Wandel der Zeit. Sie werden immer mehr zur touristischen und gesellschaftlichen Nutzung eingesetzt in Form von Kellerfesten, Radtouren und Veranstaltungen der offenen KellertuÈ r. Vor ein paar Jahrzehnten wurden die Keller noch hauptsaèchlich fuè r die Lagerung von Wein eingesetzt. Die Geschichte der Kellergassen ist verhaèltnismaèûig jung. Davor gab es groûe Zehent- und Herrschaftskeller. Erst die Abschaffung der Grundherrschaft im Jahre 1848 fuè hrte zu der Entstehung von Kellertriften. Jeder grub, wo es eine MoÈ glichkeit gab, eine KellerroÈ hre. Vor 200 Jahren, unter der Herrschaft der Kaiserin Maria Theresia, bluè hten die Kellergassen auf(weinviertel Management, 2008). Zuerst gruben die Weinbauern ErdroÈ hren ohne Vorkeller. SpaÈter bauten sie Vorkeller, und die Kellertriften entstanden. Die VorgebaÈude waren wichtig fuè r die Lagerung von GeraÈten und fuèr die Temperaturregelung. Der Kellereingang war meist noè rdlich und beschattet in einer Tiefe von vier bis acht Metern. Die Tiefe der RoÈ hre ist wichtig fuè r die Temperaturkonstanz. Die optimale Temperatur liegt bei 12 8C + 3 8C, je nachdem, ob es sich um einen Weiûoder Rotweinlagerkeller handelt. Die LuÈ ftung der Keller erfolgte uè ber DampfloÈ cher und durch geregelte Zuund Abluft, indem der Winzer die TuÈ ren oè ffnete oder schloss. Die DampfloÈ cher, in einem Abstand von fuè nf 350

Metern angelegt, haben einen Durchmesser von 12 bis 15 cm und reichen 40 cm aus dem Boden. Im Winter wurden diese LoÈ cher mit einem Stein verschlossen (BABO und MACH, 1910; ARTHOLD, 1942). Erst im 19. Jahrhundert entstanden die typischen langgestreckten Kellertriften. Heute kommt es wieder zu einer VeraÈnderung der Bauweise. Vermehrt werden technische Hilfsmittel eingesetzt, indem beispielsweise Hallen mit Klimaanlagen gebaut werden. HauptsaÈchlich findet man in den alten Kellern Zasmidium cellare, der einen typischen schwarzen Film bildet (CLEMENZ und MANDL, 2007). Er ist in OÈ sterreich auch als ¹Schwarze Katzeª oder ¹Kellerrotzª bekannt. Der schwarze Pilz ist bekannt als Indikator fuè r eine Luftfeuchtigkeit von mehr als 85 %. In der OÈ ffentlichkeit wird er gerne als Indikator fuè r gute klimatische Bedingungen angesehen. Die anderen Schimmelpilze sind Hauptbestandteil der Luftmikroflora von Weinkellern. In dieser Studie wurden die StroÈ mungsbedingungen sowie das Schimmelpilzspektrum mehrerer oè sterreichischer Kellertypen erfasst. Mit Hilfe eines Luftkeimsammlers wurden Proben gesammelt. Die Schimmelpilze wurden aufmea Agar nach WEIDENBOÈ RNER (1998) ankultiviert und mittels Slide culture (CAPPUC- CINO und SHERMAN, 2005; MCGRAW-HILL et al., 2007) bestimmt. Die Identifizierung einzelner Isolate erfolgte mikroskopisch. Generell konnten die Gattungen Penicillium, Aspergillus, Cladosporium, Trichoderma, Fusarien und Alternaria nachgewiesen werden. Es sind vor allem Vertreter der Gattung Penicillium und Aspergillus, die in Mischkultur vorkommen. Sie bevorzugen die hohe Luftfeuchtigkeit und die kuè hlen Temperaturen um 12 8C. Durch diese Schimmelpilze kommt es zu bedenklichen Arbeitsplatzbelastungen der Winzer durch erhoè hte Sporenkonzentrationen in der Luft (CLEMENZ et al., 2008). Die kleinen Sporen dieser Schimmelpilze werden vom Winzer eingeatmet und verursachen bei langer Verweildauer im Keller und bei geschwaèchtem Immunsystem SchaÈdigungen der Lunge (MILLER et al., 2004; CLEMENZ et al., 2008; FUNG und HUGHSON, 2003; SAMSON et al., 2002). In dieser Studie wurde der Einfluss verschiedener Keller auf die Schimmelpilze ermittelt. Keller A. Keller A wird als GaÈrkeller und Lagerkeller eingesetzt. Er befindet sich in Jetzelsdorf am Ende der Kellertrift. Interessant ist, dass sich die geologische Substanz innerhalb der Kellertrift auf einer LaÈnge von ca. einem Kilometer stark veraèndert. Keller A ist ein LoÈ ss- Lehm-Keller, waèhrend Keller B, der sich in derselben Trift befindet, zum Groûteil aus Sand besteht. Keller A zeigt den typischen Zasmidium cellare-befall. Er wurde in den letzten Jahren als RotweingaÈrkeller benutzt. Beim Hinuntergehen in die RoÈ hre kann der erdige Geruch des Kellers wahrgenommen werden. Es ist ein regionaltypischer Keller, der einfach durch Zusammenlegungen gewachsen ist. An der Skizze des Grundrisses ist erkennbar, dass es fruè her vier RoÈ hrenkeller waren, die durch einen Mittelgang verbunden wurden. FuÈ r die GaÈrung werden hauptsaèchlich HolzfaÈsser und Kunststofftanks verwendet. An der Wand ist der typische ªKellerrotzª ersichtlich. Der Boden ist Vollbeton. In diesem Keller wurden die Lasermessungen, Dampflochuntersuchungen und Anemometeruntersuchungen durchgefuè hrt. Die Luftkeimmessungen wurden am 2. Oktober 2007 und am 17. April 2010 durchgefuè hrt. die Sporenanzahl wurde an sechs Stellen gemessen. Die StroÈ mungsmessungen wurden am 11. September 2008, am 27. Februar 2007 und am 19. Juli 2007 durchgefuè hrt. Die StroÈ mung wurde mittels Bubblegenerator visuell dargestellt (Abb. 1). Dies ist eine Technik, bei der HeliumblaÈschen erzeugt werden, die sehr leicht sind und bei kleinsten StroÈ mungseinwirkungen ihren VerlaufaÈndern. Diese Messungen wurden in Keller A und B durchgefuè hrt. Die Messungen mittels Anemometer wurden nur im Keller A durchgefuè hrt. Material und Methode Die Proben wurden in zehn verschiedenen Sand- und LoÈ sskellern im Weinviertel in NiederoÈ sterreich gesammelt. Die Keller wurden mit den Buchstaben A bis J codiert. Abb. 1: Darstellung der StroÈ mungsbedingungen in einem Keller mittels HeliumblaÈschen aus dem Bubblegenerator 351

Keller B. Dieser Keller wird seit ca. 15 Jahren nicht mehr als GaÈrkeller benutzt. Der Keller liegt in derselben Kellergasse wie Keller A, besteht aber zum Groûteil aus Sandstein. Es ist nur wenig Schimmel sichtbar, an FaÈssern erkennt man weiûen Schimmel. Derzeit wird der Keller auch zur Lagerung von GemuÈ se und Kartoffeln genutzt, vor allem in dessen unmittelbarer NaÈhe finden sich Fusarien und Cladosporien. FruÈ her wurde der Keller fuè r die Rotweinproduktion eingesetzt, jetzt lagern dort nur mehr wenige Weinflaschen. Der Boden ist mit Klinkerziegeln ausgelegt, und die gesamte Wand ist abgeschliffen. Es wurden die Luftkeime am 2. Oktober 2007 und am 17. April 2008 an drei verschiedenen Messstellen im Keller genommen. Keller C. Es handelt sich hier um einen Hauskeller, der fuè r GemuÈ se- und GetraÈnkelagerung verwendet wird. Er ist sehr klein, rund 3 x 3 m. Im unteren Bereich befinden sich Ziegel und im oberen Bereich der Wand alte Steine. Der Boden ist offen. Die Tiefe des Kellers liegt bei einem halben Meter. Ein Stiegenabgang fuè hrt in den Keller hinab. Verschlossen wird der Keller mit einer doppelten HolztuÈ r. Es wurden am 2. Oktober 2007 und am 17. April 2008 Luftkeime an einer Messstelle gemessen. Keller D. Keller D ist 25 Meter lang. Die Wand im Vorkeller ist mit Ziegeln gemauert, die KellerroÈ hre besteht aus Lehm und ist mit Schimmel bedeckt. Der Keller wurde in den letzten Jahren als Flaschenweinlager verwendet. WaÈhrend der Untersuchungen war der Keller unbenutzt. Es wurden am 2. Oktober 2007 und 17. April 2008 Luftkeimproben an zwei Messstellen genommen. Keller E. Keller E liegt gegenuè ber Keller D. Die Wand in der RoÈ hre ist aus Lehm und zum Groûteil mit Schimmel bedeckt. Der Keller wird zur UÈ berwinterung von Pflanzen eingesetzt. Die Luftkeime wurden am 2. Oktober 2007 und am 17. April 2008 an zwei Messstellen genommen. Keller F. Keller F zeigt einen schraègen Verlaufin die Tiefe. Es handelt sich um einen Hauskeller aus LoÈ ss, der fruè her fuè r die Weinlagerung eingesetzt wurde. Vor einem Jahr kam es zu einem heftigen Wassereinbruch, der noch durch Anschwemmungen erkennbar ist. Das Presshaus wurde mit Ziegeln gemauert. DaruÈ ber ist ein Einfamilienhaus errichtet. Die Luftkeime wurden am 2. Oktober 2007 und 17. April 2008 an zwei Messstellen genommen. Keller G. Dieser Keller wurde neu renoviert und fuèr die Rotweinreifung eingesetzt. Der Keller war fruè her ein Stiftskeller und ist uè ber 100 Jahre alt. Er ist durch extrem groûe DampfloÈ cher gekennzeichnet. FruÈ her wurde der Keller durch WirtschaftgebaÈude abgedeckt. Diese wurden im Rahmen einer Renovierung durch einen modernen Schaugarten ersetzt. Alle WaÈnde sind mit Ziegeln ausgelegt, die HoÈ he des Kellers betraègt fuè nfmeter. Die Luftkeime wurden am 2. Oktober 2007 und am 17. April 2008 an vier Messstellen genommen. Keller H. Keller H ist in der NaÈhe von Keller G. Es ist ein Hauskeller, der sich unter einem Einfamilienhaus befindet. An der Wand ist ein typischer orangefarbener Schimmel erkennbar. Dieser Schimmel wurde in mehreren Kellern gefunden, und seine Identifizierung ist derzeit noch in Bearbeitung. Die Luftkeimproben wurden am 2. Oktober 2007 und am 17. April 2008 an einer Messstelle genommen. Keller I. Keller I ist ein verzweigter Keller mit Unterbau. Die Wand ist vollstaèndig mit Klinkern ausgelegt. Die Fermentation findet in HolzfaÈssern statt. Der Boden neben den FaÈssern ist mit Ziegeln ausgelegt und der Boden unter den FaÈssern mit Kies gefuè llt. In dem Keller befindet sich eine Vinothek. Besonders ins Auge fiel, dass die Steckdosen stark mit Schimmel befallen waren. Einige Flaschen waren mit weiûem Schimmel bedeckt. Es wurden Luftkeimproben am 2. Oktober 2007 und am 17. April 2008 an fuè nfmessstellen genommen. Keller J. Dieser Keller wird in erster Linie als Partykeller benutzt, zusaètzlich wird er fuè r die Weinlagerung eingesetzt. Es handelt sich um einen LoÈ sskeller, der fruèher aus zwei Kellern bestand. Die zwei getrennten RoÈ hren wurden mit einem Mittelgang verbunden. Die Luftkeimproben wurden am 2. Oktober 2007 und am 18. April 2008 an zwei Messtellen genommen. Mikrobiologische Probennahme. FuÈ r das Sammeln und das Ankultivieren der Keime wurde Malzextrakt (MEA) nach WEIDENBOÈ RNER (1998) eingesetzt. Ein Protokoll aus dem Schimmelpilz-Leitfaden (SEIFERT, 2002) wurde fuè r diese Untersuchungen angepasst. Die Sammlung der Luft erfolgte mit dem Luftkeimsammler MAS-100 ECO (Fa. VWR, Wien). Die Messungen wurden in einer HoÈ he von 1,5 Metern mit drei verschiedenen Luftmengen (20, 50 und 100 Liter) mit Wiederholung durchgefuè hrt. Die Platten wurden sechs Tage lang bebruè tet und dann die Kolonien ausgezaèhlt. Die Anzahl der Mikroorganismen wurde in KBE (koloniebildende Einheiten) pro 100 Liter Luft angegeben. Die Bestimmung der Schimmelpilzgattungen erfolgte mit Hilfe der Slide culture-technik (CAPPUCCINO und SHERMAN, 2005; MCGRAW-HILL et. al, 2007). Die Aus- 352

Abb. 2: Gattungsverteilung der Schimmelpilze aus den zehn Kellern (in %; Messung: Oktober) wertung erfolgte nach drei Tagen mikroskopisch (RO- BERT et al., 2004; DOMSCH et al., 1993). Die Ergebnisse wurden mit MS Excel berechnet und als Mittelwerte von allen Messstellen eines Kellers dargestellt. Ergebnisse und Diskussion Schimmelpilze sind wichtige Bestandteile der Kellerflora. In Abbildung 2 sind die Gattungen der Schimmelpilze im Vergleich dargestellt. Es ist erkennbar, dass die Gattung Penicillium in allen Kellern dominiert. Die Gattung Penicillium gehoè rt zu den Schimmelpilzen, die sehr schnell Sporen bilden und sehr stark in der Luft vertreten sind. Im Gegensatz dazu konnte man Zasmidium cellare in keiner einzigen Luftprobe ankultivieren. Das Wachstum von Zasmidium cellare ist sehr langsam, und meist tritt er in Kombination mit Penicillium und Aspergillus auf, und diese zwei Gattungen haben unter Laborbedingungen einfach bessere Wachstumsvoraussetzungen und uè berwuchern diesen. Im Keller J wurde ein Zasmidium cellare ausgesetzt. Da dieser Keller ein Party- und Weinlagerkeller war, konnte er sich nur oè rtlich vermehren. Es kam zu keiner Besiedlung des Kellers, da keine fluè chtigen Stoffe aus einer GaÈrung zur VerfuÈ gung standen. In anderen Kellern, wo Weine ausgebaut wurden, war der ªKellerrotzª uè berall zu beobachten. Es zeigte sich durch kleine Ankultivierungsversuche im Labor, dass Zasmidium cellare unter anaeroben Bedingungen nicht von der Begleitflora uè berwuchert wurde. Im Keller A war die Gesamtkeimzahl im April hoè her als im Oktober. Die Gesamtkeimzahl war vor allem im Bereich des Eingangs stark erhoè ht sowie in den laèngsten GaÈngen direkt vor und links vom Eingang. Im April war kaum Cladosporium nachweisbar, wohingegen im Oktober 2007 diese Gattung stark vertreten war. In den Kellern B, C, D, E, H, I und J konnte im Oktober 2007 auch eine ErhoÈ hung der Konzentration an Cladosporien nachgewiesen werden, zusaètzlich konnten im Keller B die Gattungen Fusarium und Pithomyces nachgewiesen werden. Diese Schimmelpilze treten gerne in Verbindung mit Pflanzen auf. Nach einer Befragung des Winzers stellte sich heraus, dass dieser Keller fuèr GemuÈ selagerung eingesetzt wurde. In Keller E und F konnten im April vermehrt Alternaria festgestellt werden. In Keller G konnte beobachtet werden, dass die Keimzahlen in der RoÈ hre von vorne nach hinten abnahmen. Im Keller H wurde eine Luftkeimsammlung ne- 353

ben einem gaèrenden Fass durchgefuè hrt. Dabei zeigte sich auch, dass die Hefekonzentration (Normalwert: vier Hefen pro 100 Liter Luft) hier auf mehr als 250 Hefen anstieg, das ist ein eindeutiger Beweis, dass Hefen sich in der Kellerluft befinden (MANDL, 2010). Anemometeruntersuchungen und Untersuchungen mittels Bubblegenerator zeigten, dass die StroÈ mungsgeschwindigkeiten der Luft in den Kellern so gering sind, dass sie mit einem Anemometer nicht nachgewiesen werden koè nnen. Der Versuch mit HeliumblaÈschen zur visuellen Darstellung des Luftaustausches in der DampfroÈ hre des Kellers bestaètigte diese Ergebnisse. Literatur ARTHOLD, M. (1942): Kellerwirtschaft, ReichsnaÈhrstandverlag 1942 BABO A. und MACH, E. (1910): Kellerwirtschaft 6. Auflage Hrsg., Paul Parey, 1910 CAPPUCCINO und SHERMAN 2005: Microbiology, A Laboratory Manual; Seventh Edition 2005; Benjamin Cummings Verlag; S.226 CLEMENZ, A. und MANDL, K. (2007): Das Heimliche Leben im Keller: Guter Schimmel- BoÈ ser Schimmel. Winzer 2007, 9-12 CLEMENZ, A., STERFLINGER, K., KNEIFEL, W. und MANDL, K., 2008: Airborne fungal microflora of selected types of wine-cellars in Austria. Mitteilungen Klosterneuburg: 17-22 DOMSCH, K.H., GAMS, W. and ANDERSON, T.-H. 1993: Compendium ofsoil Fungi. IHV-Verlag, 2. Auflage 2007 FUNG, F. and HUGHSON, W.G. 2003: Health Effects of Indoor Fungal Bioaerosol Exposure Applied Occupational and Environmental Hygiene 18: 535-544 MANDL, K. 2010: Hefen in der Kellerluft ALVA Tagungsband 329-330 MC GRAW-HILL GROUP; BROWN, A 2007: Benson's Microbiological applications; 10. Edition; S:167-169 MILLER, J.D., GILBERT, N.L. und DALES, R.E. (2004): Fungal contamination in Public Buildings: Health Effects and Investigation Methods Ottawa: Health Canada. 2004 ROBERT, A., SAMSON, E. S.H. und FRISVAD, J.C.,(2004): Introduction to Food and Airborne Fungi. Number 7, Centraalbureau voor Schimmelcultures, Utrecht SAMSON, RA., HOEKSTRA, ES., FRISVAD JC. und FILTENBORG, O., 2002: Introduction to food- and airborne fungi. Centraalbureau voor schimmelcultures. Utrecht, S. 321-330. SEIFERT, B. 2002: Leitfaden zur Vorbeugung, Untersuchung, Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzwachstum in InnenraÈumen. Umweltbundesamt Berlin 2002 WEIDENBOÈ RNER, M. 1998: Schimmelpilzkatalog- Lebensmittel, CENA Verlag 2.Auflage. Weinviertel Management 2008: Folder Kellergassen im Weinviertel, http://umfeld.kellergassenerlebnis.at/download.php (1.3.2011) 354