TIPPS GEGEN RADDIEBSTAHL 78
MEINS BLEIBT MEINS Etwa 300.000 Fahrräder werden jährlich in Deutschland als gestohlen gemeldet. Die wenigsten davon kehren zu ihren Besitzern zurück. TREKKINGBIKE rät: Vorbeugen ist besser als weinen. JÖRG SPANIOL text DANIEL SIMON fotos Mein erster Radverlust ist lange her: Während eines nur wenige Minuten dauernden Stopps beim Bäcker stand das Rad unverschlossen vor dem Laden aber nicht so lange, wie mein Einkauf dauerte. Ungläubiges Kratzen am Kopf, dann Zweifel, ob es wirklich dort abgestellt war, wo es jetzt nicht sehr stand. Schließlich die Suche nach etwaigen Schulfreunden, die hinterm Brunnen sitzen und feixend beobachten, wie ich wohl auf ihren Streich mit dem versteckten Rad reagieren würde. Keiner da. Und das Rad war wirklich weg. Wer diese Erfahrung einmal gemacht hat, widmet dem Thema Fahrrad- Diebstahl künftig erhöhte Aufmerksamkeit. Da etwa tausend Räder pro Tag als gestohlen gemeldet werden (und viele einfach nicht in der Statistik auftauchen, weil der Bestohlene die Hoffnung gleich aufgibt), hat die Polizei reichlich Datenmaterial zum Thema: Der Durchschnittstäter ist demnach männlich, jung und stiehlt das Rad spontan, um damit ein paar Kilometer zurückzulegen. Dabei dürfte ihm der Wert des gestohlenen Rades weniger wichtig sein als die Qualität des Schlosses. Für Perfektionisten heißt das: Man stelle sein Rad immer neben einem ab, das schlechter gesichert ist. In vielen Aufbruchversuchen hat sich gezeigt, dass die beliebten Spiralkabelschlösser auch für Gelegenheitsdiebe kein großes Hindernis darstellen. Sie lassen sich mit einer simplen Beißzange durchtrennen, notfalls Draht für Draht. Bei dickeren Stahlseilen dauert es eben etwas länger. Gute Noten bekommen Seilschlösser nur, wenn das Seil von dicken Rohrsegmenten geschützt ist. Dann haben Zangen oder sogar Bolzenschneider es schwer. Das Problem solcher Panzerschlösser (und dicker, gehärteter Ketten) ist der Transport. Wohin damit während der 79
Absperren für Fortgeschrittene Die Hersteller hochwertiger Schlösser testen die Aufbruchsicherheit gegen rabiate Methoden: Zugfestigkeit gegen Wagenheber (links), Widerstandskraft gegen Bolzenschneider (oben) und einen Minus- 40-Grad-Kälteschock (unten). Der schwächste Punkt der Sicherungskette: Trägheit beim Abschließen. Fahrt? Der Kurier-Stil mit um die Taille geschwungenem Schloss ist nicht jedermanns Sache. Nur ein Schloss, dass einfach zu bedienen und zu verstauen ist, wird auch regelmäßig benutzt. Hochwertige Bügelschlösser sind daher schon wegen der großen Auswahl an praktikablen Haltern für Rahmen und Gepäckträger eine Empfehlung. Ab etwa 40 Euro bekommt man Schlösser mit gutem Schließzylinder und gehärtetem Bügel, gegen den Bolzenschneider oder Säge praktisch chancenlos sind. Die führenden Hersteller unternehmen in eigenen Labors Aufbruchversuche mit allen Mitteln und stufen ihre Schlösser zur Orientierung in verschiedene Sicherheitsklassen ein. Gut, dass man bei solchen Markenschlössern die Schlüssel nachbestellen kann... Wie man sein Rad abschließt, hat sich ganz offensichtlich herumgesprochen: Bei abendlichen Kinobesuchen in größeren Städten ist es schwer, noch einen freien Pfosten zum Ansperren zu finden. Partout kein sicherer Parkplatz mehr zu bekommen? Dann hilft es, mehrere Fahrräder zusammenzuschließen. Und: Die Auswahl an geeigneten Pfosten erweitert sich mit breiteren und längeren Bügeln erheblich. Schmale Bügel passen nur um Verkehrsschilder, breite auch um manchen Laternenpfahl. Wenn der Pfosten von zweifelhafter Qualität ist, sollte ein Laufrad mit angesperrt sein, denn Nicht immer reicht ein gutes Fahrradschloss. Wenn am Dauerparkplatz zuhause oder am Arbeitsplatz keine sinnvolle Möglichkeit zum Anschließen besteht, empfiehlt sich Eigeninitiative: Eingedübelte Wandanker sichern das Rad wirksam. Neben professionellen Lösungen (etwa Motorrad-Bodenanker) verhindern auch große stählerne Ringschrauben das Wegtragen. Bringt man sie niedrig genug an, lässt sich die Schraube mit angesperrtem Rad nicht Herausdrehen. Weitere Voraussetzungen: Die Wand ist fest genug und der Hausbesitzer stimmt zu. Ein anderer Trick erspart zusätzliche Schlösser für Laufräder und teure Teile: Die deutsche Firma Pitlock (www.pitlock.de) bietet codierte Schrauben an, die sich nur mit dem dazu passenden Aufsatz lösen lassen. 256 verschiedene Codierungen und die durchdachte Konstruktion machen einen Diebstahl höchst unwahrscheinlich. Beim populärsten Set für 56,90 Euro ersetzt man die Schnellspanner an den Rädern und der Sattelstütze Teilediebstahl verhindern Spezialschrauben mit codierten oder ungewöhnlichen Köpfen. INTERVIEW TORSTEN MENDEL, Sprecher der Firma Abus Statistisch gesehen ist der Fahrraddiebstahl rückläufig. Ist das schlecht für s Geschäft? Ganz und gar nicht. Der Durchschnittspreis der Schlösser ist ebenso gestiegen wie der Durchschnittspreis der Räder. Wer ein teures Rad oder ein Pedelec hat, kauft ein sicheres Schloss und macht sich mehr Gedanken um den passenden Abstellplatz. Wie klauen Deutschlands Fahrraddiebe mit Verstand oder Gewalt? Die brutale Methode mit Bolzenschneider oder Säge macht über 90 Prozent aus. Das Picking mit feinen Öffnungswerkzeugen dauert normalerweise zu lange und erfordert viel Ruhe und Übung. Aber Profis haben doch Übung? Wir sind in engem Kontakt mit der Kripo, und die sagen: Fast alle Fahrraddiebstähle sind Gelegenheitsdiebstähle, Standardwerkzeug ist der Bolzenschneider. Diese Diebe gehen eher den Weg des geringsten Widerstandes, als gezielt nach hochwertigen Rädern zu suchen. Ein Rad, das drei Minuten Widerstand leistet, bleibt wahrscheinlich stehen. Organisierte Kriminalität gibt es am ehesten auf Festivals oder Messen. mit Pitlock-Sicherungen. Die Schrauben gibt es in diversen Spezialausführungen, etwa für Rohloff-Naben oder Scheibenbremsen. Eine preiswerte, aber weniger sichere Alternative zu Pitlocks sind Spannachsen wie die gezeigten Tec-Axles von Mounty Special (www.asista.de; 17,95 Euro). Auch sie ersetzen den Schnellspanner und sind nur mit einem mitgelieferten Vierkantschlüssel zu öffnen allerdings auch mit einer Rohrzange. 80 TREKKINGBIKE 1/2009
Daten-Sicherheit: Fahrrad-Pass und Codierungen RAHMENSCHLÖSSER wie das Click 3 von Basta retten in Situationen, in denen man sein Rad ansonsten unverschlossen abstellen würde. www.basta-deutschland.de In nur zehn Minuten können Fahrradbesitzer viel für die Sicherung ihres Besitzes tun: Die Polizei stellt unter www.polizei-beratung.de und in ihren Dienststellen einen Fahrrad-Pass zur Verfügung. In diesen trägt man die Rahmennummer und technische Details des Rades ein und klebt ein Foto des Rades dazu. Bei der Polizei gespeichert werden diese Angaben allerdings nicht sie sind nur Fahndungshilfe im Fall eines Diebstahles. Etwas weiter geht die vom ADFC (und in vielen Bundesländern auch von der Polizei) betriebene Fahrrad-Codierung. Hierbei wird zusätzlich zur Rahmennummer an einer technisch geeigneten Stelle des Rahmens eine vielstellige Ziffern-Buchstaben-Kombination eingefräst. Auch dieser Code ist nicht bei der Polizei gespeichert, enthält aber von der Polizei entschlüsselbare persönliche Daten wie etwa die Besitzer-Initialen und Informationen zum Wohnort. Praxis-Studien haben ergeben, dass so codierte Räder weniger häufig gestohlen wurden und als gefundenes Diebesgut deutlich öfter ihren Besitzern zurückgegeben werden konnten. Ein Dieb kann ein gestohlenes, codiertes Rad zudem kaum weiterverkaufen. Die Codierung ist teilweise umsonst, kann aber auch bis zu 30 Euro kosten. Mehr Informationen unter www.fa-technik.adfc.de/codierung Weil viele hochwertige Rahmen (Carbon!) nicht graviert werden können, hat die Firma Bikefinder (www.bikefinder.de) einen am oder im Rahmen zu befestigenden Chip entwickelt, der ähnliche Informationen wie die Gravur enthält. Die gespeicherten Informationen sind mit einem speziellen Lesegerät entzifferbar. FALTSCHLÖSSER wie das Tredur von Trelock sind benutzerfreundlich, weil sie sich im rahmenfesten Schlosshalter kompakt verstauen lassen. www.trelock.de BÜGELSCHLÖSSER gehobener Qualität mit weitem Bügel wiegen leicht über ein Kilo, bieten aber den besten Kompromiss aus Sicherheit und Handling. www.abus.de dünne Bäumchen oder Gartenzaunstreben sind für Entschlossene kein wirksames Hindernis. In Einzelfällen haben Fahrraddiebe die Schwachstelle schon ganz woanders ausgemacht und einem gut gesicherten, hochwertigen Rad einfach den Rahmen durchgesägt, um die Teile zu erbeuten. Doch wer sich um seinen Titanstreben-Sattel, die 400-Euro-Bremse oder die Carbonlenkereinheit sorgen muss, fährt möglicherweise einfach ein zu teures Rad im Alltagseinsatz. Tut ein preiswertes Rad den Job nicht, helfen Pitlocks (siehe Kasten) oder der Mut zur Hässlichkeit: Wer sein hochwertige Rad mit schlecht aufgetragener Farbe, Klebeband und anderen Feinheiten zum Ratbike (Ratten-Rad) umdeklariert, parkt sicherer. Sicherheitsexperten bei Polizei, Schlossherstellern und Fahrradverbänden sind damit aber noch nicht ganz zufrieden. Ihre Tipps gehen bis ins Detail beim Anschließen. So wird empfohlen, im Innenraum des Schlossbügels wenig Platz zu lassen, um den Einsatz von Wagenhebern zur Schloss-Sprengung zu vereiteln. Zudem sollten die Schließzylinder tunlichst nach unten zeigen, um Aufbruchversuche mit Haarnadeln oder Dietrichen zu behindern. Andere empfehlen, Vorderrad und Sattelstütze ausgebaut mit anzuschließen die Liste möglicher Sicherheitsmaßnahmen ist bis ins Absurde verlängerbar. Hundertprozentigen Schutz gegen Profidiebe wird es nie geben, und manchmal hat man einfach Glück: Mein vor dem Bäcker geklautes Rad konnte ich mir Dank notierter Rahmennummer und Anzeige irgendwann bei der Polizei abholen. Der Dieb kam mit meinen Tuning-Maßnahmen an den Bremsen und der verwegenen Kombination von Rücktrittbremse und Pedalhaken offensichtlich nicht klar. Er hatte sich beim Sturz mit der Beute ein paar Rippen gebrochen. Rache ist süß! Aber abschließen ist besser. DAS MODERNE FAHRRADMAGAZIN 81
Foto: Daniel Simon www.trekkingbike.com TESTABO JETZT 2 TREKKINGBIKE TESTEN + GESCHENK NUR 6,50 (statt 9,80 ) TREKKINGBIKE-GLASBECHER-SET n aus gefrostetem Glas TREKKINGBIKE-TRINKFLASCHE n passt in alle gängigen Flaschenhalter n Füllmenge: 750ml AUCH INKLUSIVE digital FÜR NUR 1 EURO MEHR! HIER DIREKT BESTELLEN: abo.trekkingbike.com/5071b qja, ich teste die nächsten 2 Ausgaben TREKKINGBIKE für 6,50 qzusätzlich bestelle ich das Digital-Abo für nur 1, mehr. Wenn ich bis 10 Tage nach Erhalt der zweiten Ausgabe nichts Gegenteiliges von mir hören lasse, bin ich damit einverstanden, TREKKINGBIKE für mindestens ein Jahr (6 Ausgaben) zum derzeit gültigen Preis von 27, (Deutschland), 36,30 (sonstiges Ausland), inklusive Porto und Versandkosten zu erhalten. Nach diesem Jahr kann ich die Lieferung jederzeit stoppen. Wichtig: Kurzabo-Angebote sind zum persönlichen Kennenlernen der Zeitschrift und können daher nur ein Mal pro Haushalt genutzt werden (Geschenkabos sind ausgeschlossen). Als Geschenk erhalte ich (bitte nur ein Geschenk ankreuzen): das TREKKINGBIKE-Glasbecher-Set (ZTR11) die TREKKINGBIKE-Trinkflasche (ZTR13) der TREKKINGBIKE-Sattelschutz (ZTR05) das TREKKINGBIKE-Buff-Tuch (ZTR18) Aktion: P-5071/B-5072 Anschrift des Auftraggebers Ich zahle per: Bankeinzug (nur mit deutscher Bankverbindung möglich) IBAN BIC D E MASTERCARD VISA Card Gültig bis: Card-Nr. 1 HEFT GRATIS (bei Bankeinzug/Kreditkarte) Rechnung Einzugsermächtigung/SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die Delius Klasing Verlag GmbH (DK) widerrufl ich, den Betrag bei Fälligkeit durch Lastschrift von meinem Konto einzuziehen. Ich ermächtige DK, Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von DK auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, kann ich die Erstattung des Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit DK vereinbarten AGB. Gläubiger-ID: DE03ZZZ00000369776 *Lieferung solange der Vorrat reicht. TREKKINGBIKE-SATTELSCHUTZ n bei jedem Wetter sicherer Witterungsschutz n wasserdicht n mit patentierter Befestigung zum Schutz gegen Diebstahl BUFF-TUCH n 12 verschiedene Arten zum Tragen n dient bei Bedarf blitzschnell als Mund- und Nasenschutz n die atmungsaktiven Materialien schützen vor Wind und Wasser n hoher Tragekomfort Name, Vorname Straße, Nr. PLZ, Ort Telefon E-Mail Geburtsdatum Datum und Unterschrift Wichtig: Kurzabo-Angebote sind zum persönlichen Kennenlernen der Zeitschrift und können daher nur einmal pro Haushalt genutzt werden (Geschenkabos sind ausgeschlossen). abo.trekkingbike.com/5071b +49 (0)521-55 99 22 abo.trekkingbike@delius-klasing.de Delius Klasing Verlag, Postfach 10 16 71, D-33516 Bielefeld +49 (0)521-55 98 88 13