Aktuelle Enwicklungen und Mismatches auf dem Arbeitsmarkt Prof. Dr. Marlis Buchmann Universität Zürich Fachtagung Supported Employment in Anbetracht der Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt Olten, 28. Oktober 2015
Beobachtungen Schneller Wandel des Arbeitsmarktes seit den 1990er Jahren Seit rund zehn Jahren: Intensive Diskussion über den Fachkräftemangel Ebenso: Diskussion über die Anzeichen für qualifikatorischen Mismatch auf dem Arbeitsmarkt
Verfügbare Informationen Beträchtlicher Teil der verfügbaren Informationen zu den Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt beziehen sich auf die Angebotsseite Sie beziehen sich somit auf die Seite der Erwerbstätigen oder der Erwerbssuchenden hinsichtlich beruflicher Qualifikationen Beschäftigungsverhältnis Berufwechsel Arbeitslosigkeit
Mangelnde Informationen Die Nachfrageseite des Arbeitsmarktes, also die Seite der Arbeitgeber, die Arbeitsplätze zu besetzen haben, ist stark unterbelichtet. Wenig gesichertes Wissen über welche beruflichen und anderen Qualifikationen Arbeitgeber tatsächlich nachfragen und wie sich diese Nachfrage über die Zeit gewandelt hat.
Stellenmarktmonitor Schweiz (SMM) Einen Beitrag zur Füllung dieser gravierenden Lücke leistet der Stellenmarktmonitor Schweiz Der SMM wird unter meiner Leitung am Soziologischen Institut der Universität Zürich duchgeführt
Hauptmerkmale der Datenerhebung: SMM Jacobs Center for Productive Youth Development Repräsentative Erfassung von Presse und Internet Zeitungen Unternehmens-Webseiten Stellenportale Langfristigkeit und regelmässige Aktualisierung Presse seit 1950 Unternehmens-Webseiten seit 2001, Stellenportale seit 2006 Quantitative und qualitative Informationen Auszählungen publizierter Stellenausschreibungen (quartalsweise) Stichprobenerhebung von Inseratetexten zur Erfassung detaillierter Informationen zu Betrieb, Stelle und Qualifikation (jährlich; halbjährlich)
80% 60% 40% 20% 0% 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010
Der Stellenmarkt Monitor Schweiz will: Jacobs Center for Productive Youth Development Innovative Forschung zur Nachfrageseite des Arbeitsmarkts betreiben und ermöglichen In den Bereichen Arbeitsmarktsoziologie sowie Mobilitäts- und Ungleichheitsforschung einen Forschungsbeitrag leisten Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit über Stellenmarktentwicklungen informieren und so zu einer verbesserten Arbeitsmarkttransparenz beitragen sowie entsprechendes Grundlagenwissen bereitstellen
Anforderungen im Stellenmarkt: Trends 1950-2011
Anforderungen im Stellenmarkt: Trends 1950-2011 90% 80% keine überobl. / minimale Ausbildung Anteil Stellenangebote 70% Ausbildung 60% 50% 40% Erfahrung 30% 20% 10% 0% 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Stellenmarkt-Monitor Schweiz (Trendnäherungen, alle Stellen)
Anforderungen im Stellenmarkt: Trends 1950-2011 90% 80% keine überobl. / minimale Ausbildung Anteil Stellenangebote 70% Ausbildung 60% 50% 40% Erfahrung 30% Berufslehre 20% 10% 0% 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Stellenmarkt-Monitor Schweiz (Trendnäherungen, alle Stellen)
Anforderungen im Stellenmarkt: Trends 1950-2011 90% 80% keine überobl. / minimale Ausbildung Anteil Stellenangebote 70% Ausbildung 60% 50% 40% Erfahrung 30% Berufslehre 20% 10% Tertiär- / Zusatzausbildung 0% 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Stellenmarkt-Monitor Schweiz (Trendnäherungen, alle Stellen)
Durchschnittlich verlangte Anzahl Jahre nachobligatorischer Bildung in Stelleninseraten 1950-2010 4.50 4.00 3.50 3.00 2.50 2.00 1.50 1.00.50.00 1950 1952 1954 1956 1958 1960 1962 1964 1966 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Quelle: Stellenmarktmonitor Schweiz, Soziologisches Institut, Universität Zürich
Anforderungen im Stellenmarkt: Trends 1950-2011 90% 80% keine überobl. / minimale Ausbildung Anteil Stellenangebote 70% Ausbildung 60% 50% 40% Erfahrung 30% Erfahrung Berufslehre 20% 10% Tertiär- / Zusatzausbildung 0% 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Stellenmarkt-Monitor Schweiz (Trendnäherungen, alle Stellen)
Anforderungen im Stellenmarkt: Trends 1950-2011 90% 80% keine überobl. / minimale Ausbildung Anteil Stellenangebote 70% Ausbildung 60% 50% 40% 30% Soft Skills Erfahrung Erfahrung Berufslehre 20% 10% Tertiär- / Zusatzausbildung 0% 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Stellenmarkt-Monitor Schweiz (Trendnäherungen, alle Stellen)
Stellen für Berufseinsteiger: Langfristige Entwicklung Definition: Stellen für Berufseinsteiger keine Berufserfahrung keine weitere Bildung als berufliche Grundbildung keine leitende oder aufsichtführende Funktionen Kein Mindestalter über 25
Stellen für Berufseinsteiger: Langfristige Entwicklung Percentage of job openings for new labor market entrants (workers with basic VET) 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Annual values press German-speaking Switzerland Long-term development (smoothed) Annual values press all job + openings online Switzerland (observed) (observed) 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 (periods of above average total unemployment are indicated by a darker shade) Source: SJMM
Berufliche Grundbildung: Berufseinstieg Arbeitslosigkeit von Berufseinsteigern und älteren Fachkräften 10% 15-24jährige 25-54jährige 5% 0% 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Quelle: Berufseinsteiger-Barometer 2011
Suchintensität nach beruflichen Qualifikationen Suchintensität: Verhältnis von Stellenangebot und Erwerbstätigenzahl nach Berufskategorien: Verhältnis zwischen der Zahl der ausgeschriebenen und der vorhandenen Stellen indiziert die Intensität der betrieblichen Personalsuche in einem Berufsfeld Die folgenden Ergebnisse stammen aus dem vom Stellenmarktmonitor im Auftrag des SBFI 2013 verfassten Report Arbeitsmarktperspektiven von Fachkräften aus unterschiedlichen Berufen 2013 Download: Website SMM
Beschäftigungsperspektiven nach Berufen Angebots- und Nachfragerelation: Verhältnis zwischen dem Anteil der Berufskategorien am Stellenangebot und ihrem Anteil an der Arbeitslosigkeit Dieses Verhältnis gibt Auskunft über die Beschäftigungsperspektiven in einer gegebenen Berufskategorie. Drei Berufskategorien ausgewählt mit guten, mittleren und schlechten Berufsperspektiven für den Zeitraum 2004-2013
Gute Berufsperspektiven: Medizinische und soziale Berufe Häufige Berufe: Fachmann/-frau Gesundheit, Fachmann/-frau Betreuung, Medizinische/r Praxisassistent/in, Dentalassistent(in)
Mittlere Berufsperspektiven: Büroberufe Häufige Berufe: Kaufmann/-frau, Büroassistenz
Schlechte Berufsperspektiven: Trad. persönliche Dienstleistungsberufe Häufige Berufe: Coiffeur/Coiffeuse, Koch/Köchin, Restaurationsfachmann/-frau
Schlussfolgerungen Klare langfristige Trends Wachsende qualifikatorische Anforderungen formell und informell Eindeutige mittelfristige Trends Grosse Unterschiede zwischen Berufsgruppen hinsichtlich Suchintensität und Beschäftigungsperspektiven Kurzfristige Schwankungen schwierig vorauszusagen, mit Monitoring gut zu verfassen
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Arbeitsmarktanspannung nach Berufskategorien Angebotsüberhang Nachfrageüberhang MINT Berufe Medizinische / soziale Berufe Verwaltung / Unternehmensdienste Industrielle / gewerbliche Berufe Verkauf / persönliche Dienste 2007/08 2009/10 2012/13-1 -0,5 0 0,5 1 1,5 2 ln (offene Stellen / Arbeitslose) Quelle: AVAM, SMM; Ganzarbeitslose; ausgeübte Berufe; Märzzahlen