ÖFIT-Trendschau. Öffentliche Informationstechnologie in der digitalisierten Gesellschaft. Trendthema 29: Verwaltung x.0.



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Transkript:

ÖFIT-Trendschau Öffentliche Informationstechnologie in der digitalisierten Gesellschaft Trendthema 29: Verwaltung x.0 Stand:

Herausgeber: Jens Fromm und Mike Weber Kompetenzzentrum Öffentliche IT Fraunhofer-Institut FOKUS Kaiserin-Augusta-Allee 31, D-10589 Berlin Telefon: +49 30 3463-7173 Telefax: + 49 30 3463-99 - 7173 info@oeffentliche-it.de www.oeffentliche-it.de www.fokus.fraunhofer.de Autorinnen und Autoren der Gesamtausgabe: Mike Weber, Stephan Gauch, Faruch Amini, Tristan Kaiser, Jens Tiemann, Carsten Schmoll, Lutz Henckel, Gabriele Goldacker, Petra Hoepner, Nadja Menz, Maximilian Schmidt, Michael Stemmer, Florian Weigand, Christian Welzel, Jonas Pattberg, Michael Rothe, Oliver Schmidt Gestaltung: Reiko Kammer ISBN: 978-3-9816025-2-4 Bibliographische Angabe: Weber, Mike, Jens Tiemann, Christian Welzel, Lutz Henckel, Gabriele Goldacker, Petra Hoepner, Nadja Menz, Maximilian Schmidt, Michael Stemmer, Florian Weigand, Jonas Pattberg, 2015: Verwaltung x.0. In: Jens Fromm und Mike Weber, Hg., 2015: ÖFIT-Trendschau: Öffentliche Informationstechnologie in der digitalisierten Gesellschaft. Berlin: Kompetenzzentrum Öffentliche IT. http://www.oeffentliche-it.de/trendschau. Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (CC BY 3.0 DE) http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/legalcode. Be dingung für die Nutzung des Werkes ist die Angabe der Namen der Autoren und Herausgeber.

Verwaltung x.0 Mit der politisch getriebenen Vision von der Industrie 4.0 scheint die Versionsnummer 4.0 Garant für öffentlich zugesprochene Modernität zu sein. Doch wie manifestiert sich 4.0 in der öffentlichen Verwaltung? Der Begriff Verwaltung 4.0 findet bereits bei der konsequenten Umsetzung von E-Government-Lösungen Anwendung. Ein weitergehendes Verständnis greift die Veränderungspotenziale durch intelligent vernetzte Objekte im Internet der Dinge und im Internet der Dienste für den öffentlichen Sektor auf. Relevanz Heute Mittelfristig Langfristig Öffentliche Hand Andere Tätigkeitsbereiche Gesellschaftspolitische Aufmerksamkeit Technologische Durchbrüche Abb. 1: Erwartete gesellschaftliche Relevanz des Themenfeldes und Durchbrüche in der Zeit (Umfrageergebnisse zu»industrialisierung der Verwaltung«) 1

Der Begriff Industrie 4.0 ist als Vision fest in der politischen und zunehmend auch öffentlichen Aufmerksamkeit verankert. Konsequente Digitalisierung erlaubt demnach Flexibilisierung und Individualisierung der Güterproduktion und weckt damit Hoffnungen auf grundlegende Verbesserungen, die mit denen durch die Einführung der Dampfmaschine vergleichbar sein können (s. Trendthema 11: Industrie 4.0). Solche grundlegenden Veränderungen bleiben nicht ohne Folgen für die öffentliche Hand. Bleibt das Handlungsspektrum dabei auf bloße Reaktion beschränkt und lässt sich allenfalls noch um forschungspolitische Fragen und regulative Flankierung ergänzen? Mit dem Begriff Verwaltung 4.0 wird versucht, den Provokationen durch die Industrie 4.0 konstruktiv zu begegnen und eine positiv-gestalterische Vision für die Leistungserstellung der öffentlichen Hand in der Digitalisierung zu skizzieren. Wie lässt sich eine solche Provokation skizzieren und welche Folgen zeichnen sich daraus bereits ab? Internet der Dienste und Dinge Datenschutzimplikationen Industrie 4.0 Datensammlung und -analyse E-Government Verwaltung x.0 Entscheidungsunterstützung Prozessbegleitung Smart City Intelligent vernetzte Objekte Teilautonome Systeme Abb. 2: Netzwerkartige Verortung des Themenfeldes: Vorläufer, Begleitphänomene und Folgen 2

100 75 Reskalierte Anzahl 50 25 0 2004 2006 2008 2010 2012 2014 Wiss. Publikationen Patentanmeldungen Suchanfragen Abb. 3: Wissenschaftliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Themenkonjunkturen (zum Stichwort E-Government) Eine einfache Übertragung der Konzepte von Industrie auf Verwaltung verbietet sich. Bei der Industrie 4.0 steht die dingliche Güterproduktion im Zentrum, wodurch das Internet der Dinge (s. Trendthema 14) zunehmende Bedeutung erlangt. Die digitale Identifizierbarkeit von und Interaktion mit physischen Objekten verspricht neuartige Produktionsformen, wenn Gegenstände in der informationstechnischen Welt vernetzt und von Personen und Diensten angesprochen, genutzt und gesteuert werden können. Die öffentliche Kernverwaltung arbeitet demgegenüber in erster Linie mit Daten und Informationen. Die spezifischen Anforderungen aus der Digitalisierung sind entsprechend andere. Medienbruchfreier Datenaustausch zwischen allen Beteiligten in vernetzten Prozessen ist hier eine zentrale Herausforderung. Nicht die digitale Nachverfolgung eines gedruckten Bescheides, sondern digitale Bescheide eröffnen Potenziale. Öffentliche Leistungserstellung bedient sich gegenüber industrieller somit vorrangig des Internets der Dienste. Hierin lassen sich etwa Dienste zur Arbeitsunterstützung nutzen, die eine teilautomatisierte Vorprüfung erlauben und dabei die 3

Soziale Medien Wissenschaftliche Publikationen Abb. 4: Häufigkeit von Hashtags bei Twitter und von Stichworten in wissenschaftlichen Publikationen (zum Stichwort E-Government) Grenzkosten für einzelne Verwaltungsleistungen deutlich senken. Insoweit unterscheidet sich das Konzept der Verwaltung 4.0 nur unwesentlich von der konsequenten und umfassenden Einführung von E-Government-Lösungen. Jenseits der Kernverwaltungen finden sich auch für das Internet der Dinge Anwendungsfelder im öffentlichen Sektor. So werden im Rahmen der Arbeiten zur Smart City Szenarien zu Energie, Gesundheit und Verkehr untersucht. Auch für Feuerwehr, 4

Zivil- und Katastrophenschutz mit traditionell großer Bedeutung technologischer Hilfsmittel bieten intelligent vernetzte Objekte beträchtliche Potenziale. Ein in diesem Themenfeld oftmals zitiertes Beispiel ist die Einrichtung eines Tsunamifrühwarnsystems, das die von bereits existierenden Bojen erfassten Wellenbewegungen entsprechend auswertet. Intelligente Vernetzung, Datenanalyse und Informationsverbreitung erlauben die Einrichtung eines solchen Systems mit überschaubarem Aufwand. Eine zeitnahe Reaktion auf Bedrohungssituationen wird so möglich möglicherweise aber auch eine Massenpanik aufgrund einer Fehldiagnose. In der Zusammenschau bergen die Konzepte von der Verwaltung 4.0 somit ein beträchtliches Potenzial für ein Modernisierungsprogramm des öffentlichen Sektors. Bei allen Unterschieden und Unschärfen zeichnen sich zahlreiche Anwendungsfelder ab: medienbruchfreie Prozesse durch webbasierte Dienste, proaktives Verwaltungshandeln etwa bei Erinnerung an abgelaufene oder gar automatisierter Zustellung neuer Ausweisdokumente, automatisierte Beeinträchtigungsmeldungen bei Schäden von Straßen und anderen Infrastrukturen, umfassende Lageberichte von Großveranstaltungen oder bei Rettungseinsätzen, Datenfundierung durch Verbindung von bestehenden und neuen, teils sensorgenerierten Datenquellen sowie Entscheidungsunterstützung und (Teil-)Automatisierung von Entscheidungsprozessen sind einige Beispiele hierfür. Die sich wage abzeichnenden Entwicklungen werfen ganz grundsätzliche Fragen nach Datenschutz, gesellschaftlicher Akzeptanz und politischen Legitimität, nach der faktischen Macht von Algorithmen und nach IT-Sicherheit auf. Die Risiken der De-Anonymisierung bei Verknüpfung von Datenbeständen und Besorgnisse hinsichtlich (teil)autonom agierender Systeme beeinträchtigen die gesellschaftliche Akzeptanz. Je autonomer Systeme agieren können, desto mehr stellen sich Fragen der politischen und möglicherweise rechtlichen Verantwortung für Entscheidungsabläufe und ihrer Folgen. Politische Verantwortung kann so partiell durch algorithmische Legitimation verdrängt werden, was dann mit einer naiven Technikgläubigkeit einherginge. Je gravierender die Entscheidungsfolgen, desto kritischer werden Fragen der IT-Sicherheit. Sicherheitslücken in Anwendungsfeldern wie der Sozialverwaltung oder der inneren Sicherheit bieten Anknüpfungspunkte für Ängste und Dystopien hinsichtlich Kontrollverlust und Totalüberwachung. Angesichts dieser Herausforderungen bedarf es eines breiten gesellschaftlichen Diskurses darüber, wie genau der öffentliche Sektor der Zukunft wie die Verwaltung x.0 ausgestaltet werden kann und soll. 5

Möglichkeiten Zeitgemäße und erwartungstreue Aufgabenerfüllung Breite Daten- und Informationsbasis durch Sensordaten und deren Verknüpfung Datenauswertung und -visualisierung zur Entscheidungsunterstützung Teilautomatisierung trivialer, interner, fehleranfälliger, revidierbarer oder zeitkritischer Abläufe Medienbruchfreiheit und Interoperabilität öffentlicher Dienstleistungen Dokumentation und Nachvollziehbarkeit komplexen Verwaltungshandelns Wagnisse Vermeidung von Verletzung des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung Verantwortungszuschreibung bei entscheidungsunterstützenden und autonomen Systemen Komplexität der Anwendungsfelder Fehlschlüsse aufgrund von theoriefreier Mustererkennung bei zunehmender Technikgläubigkeit Fehlertolerante Auslegung der Systeme respektive ihre weitgehende Sicherheit Gesellschaftliche Akzeptanz Reproduktion digitaler Gräben in der virtualisierten physischen Welt 6

Handlungsraum a: Strategieprozess Die technischen Veränderungspotenziale berühren nahezu alle Aspekte der inneren und äußeren Beziehungen bei öffentlicher Leistungserstellung. Eine gezielte, in einen gesellschaftlichen Diskurs eingebettete Strategieentwicklung ist daher dringend geboten. Handlungsraum b: Digitale Gräben vermeiden Die Digitalisierung des Analogen birgt das Risiko des gesellschaftlichen Ausschlusses von Gruppen (s. Trendthema 8: Digitale Gräben), der für öffentliche Leistungen in der Regel nicht hingenommen werden kann. Öffentliche Hand Zivilgesellschaft Politische Kontrolle Wirtschaft Einfordern fortschrittlicher öffentlicher Dienstleistungen 7