Dopinganalytik SILAMED Horgen, 23. April 2013. Dr. phil. nat. Matthias Kamber Direktor Antidoping Schweiz. Was ist Doping? Antidoping Schweiz, 2013 1



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Transkript:

Dopinganalytik SILAMED Horgen, 23. April 2013 Dr. phil. nat. Matthias Kamber Direktor Antidoping Schweiz Was ist Doping? Antidoping Schweiz, 2013 1

Was ist Doping? Die Welt-Anti-Doping- Agentur WADA gibt eine jährliche Dopingliste heraus. Glauben Sie, dass Doping alles ist, was auf dieser Liste steht? ja nein Dopingdefinition der WADA Mögliche Dopingvergehen: Nachweis verbotener Substanzen / Methoden Gebrauch oder versuchter Gebrauch Verweigerung der Kontrolle Verletzung der Informationspflicht zum Aufenthalt Verfälschung einer Dopingkontrolle Besitz Handel Abgabe, versuchte Abgabe Antidoping Schweiz, 2013 2

Dopingliste 2009 Dopingliste: verbotene Substanzklassen S0 Nicht genehmigte Wirkstoffe immer verboten S1 Anabolika S2 Hormone und verwandte Wirkstoffe S3 Beta-2-Agonisten (4 zur Inhalation erlaubt) S4 Antiöstrogene Wirkstoffe S5 Diuretika und andere maskierende Wirkstoffe S6 Stimulanzien am Wettkampf verboten S7 Narkotika S8 Cannabinoide S9 Glucokortikoide (systemische Anwendung) Dopingliste 2009 Dopingliste: verbotene Methoden und in gewissen Sportarten verbotene Substanzen immer verboten M1 - Erhöhung der Transportkapazität von Sauerstoff (z.b. Blutdoping, künstliches Blut) M2 - Chemische und physikalische Manipulation (inkl. Intravenöse Infusionen ausser im Rahmen einer Hospitalisierung oder während klinischer Abklärungen) M3 - Gendoping P1 - Alkohol (siehe Dopingliste) P2 - Betablocker (siehe Dopingliste) in gewissen Sportarten verboten Antidoping Schweiz, 2013 3

Take Home Message Dopingliste Es gibt keine einfache Dopingdefinition, aber acht Verstösse gegen die Bestimmungen der WADA gelten als verboten Die aktuelle Dopingliste bezeichnet verbotene Substanzklassen und Methoden (keine Substanzen!), sie tritt i.d.r. jedes Jahr auf den 1. Januar in Kraft Die verbotenen Substanzen haben ganz unterschiedliche Strukturen und Wirkungsweisen Es müssen entsprechend unterschiedliche Probenmaterialien und Analysentechniken verwendet werden Dopingkontrollen Antidoping Schweiz, 2013 4

Ablauf der Urin-Kontrolle Aufgebot / Convocation Auswahl Urinbecher / Choix du gobelet Urinabgabe / Remise de l'urine Auswahl des Kontrollsets / Choix du set de contrôle Abfüllen / Transvasement Verschliessen / Fermeture des flacons Unterschrift / Signature Ablauf Urinanalytik Öffnen der A-Probe und Analytik A1 evtl. A2 Resultat an Auftraggeber B-Probe tiefgefrieren B-Analyse nach positiver A-Analyse und Antrag Athlet Antidoping Schweiz, 2013 5

Nach Institut für Biochemie, Labor Köln Beispiele Antidoping Schweiz, 2013 6

Testosteron / Epitestosteron 2004 1982 LAD 2008 Testosteron / Epitestosteron 24 22.2 18 T/E 12 6.9 6 1.1 1.0 0.9 0.9 2.7 3.1 0 0 2 4 6 8 10 12 24 Time in h 40 mg testosterone LAD 2008 4.0 Antidoping Schweiz, 2013 7

Isotopenbestimmung Sea carbon Sea-air-carbon Land-air-carbon C4-Plants C3-Plants Animals Coal Petroleum Natural gas 13 C/ 12 C-Isotopenverhältnisse in der Natur Mais, Hirse, Zuckerrohr Weizen, Reis, Soja, Zuckerrüben, Kartoffeln -80-60 -40-20 0 nach Prof. W. Schänzer, Köln, 2003 Erythropoietin (EPO) Stammzelle Proerythroblast Erythroblast Reticulocyt Erythrozyt Antidoping Schweiz, 2013 8

- + Nachweis von EPO a Natürliches EPO b recepo-b, Neorecormon F c recepo-a, Eprex F d Kontrollurin e Patient mit recepo-b f Patient mit recepo-b g Fahrer Tour de France 98 h Fahrer Tour de France 98 Andere Glykosylierung durch Hamsterzellen Suppression der natürlichen EPO- Produktion in den Nieren F Lasne, J de Ceaurriz : NATURE 405: 635, 2000 LAD, 2008 Antidoping Schweiz, 2013 9

Nachweis von CERA 1: Mischung von Beta-EPO und Darbepoietin ; 2: natürliches EPO 3: reines CERA; 4: CERA (double blotting); 5: CERA und Urinprobe 6-11: Fahrer an der Tour de France 2008 an verschiedenen Etappen Lasne, F. et al. Haematologica 2009;94:888-890 Nierenfunktion und Belastung Die Nierenkörperchen lassen grössere Proteine nicht passieren, sie bleiben im Blut Gesamtproteingehalt im Blut ca. 70 g / L; EPO ca. 100 ng / L Ausscheidung im Urin: Proteine < 100 mg / L; EPO ca. 10 ng / L Nach Belastung werden die Öffnungen der Nierenkörperchen vergrössert, es passieren mehr Proteine (Proteinurie) Proteine ca. 5 g / L EPO ca. 100 ng / L Antidoping Schweiz, 2013 10

Take Home Message Dopinganalytik Dopinganalytik ist aufwändige Instrumentalanalytik Sie darf nur von spezialisierten und akkreditierten Labors (weltweit rund 35) durchgeführt werden Je nach Substanzklasse kommen andere Analysenmethoden zum Zuge Ein Athlet kann bei einer positiven A-Probe eine B- Probe verlangen Erst wenn die B-Probe das Resultat der A-Probe bestätigt, gilt die Probe als «positiv» Adressen Website: www.antidoping.ch Antidoping Schweiz, Postfach 606, 3000 Bern 22 (Tel. 031 359 74 44, Fax. 031 359 74 49) (e-mail: info@antidoping.ch) Antidoping Schweiz, 2013 11