Waldnaturerbe und Abenteuerspielplatz: In einem Nationalpark Steigerwald könnte ein Rest der Pracht alter, mächtiger Buchenwälder fortbestehen.



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Transkript:

Holger Lieber M.A.: Online für einen Nationalpark Steigerwald Holger Lieber M.A. ist Sachgebietsleiter des Ressorts Internet beim Bund Naturschutz in Bayern e.v.; er war Projektleiter der Webkampagne www.ja-zum-nationalpark-steigerwald.de. Der Bund Naturschutz ist der größte Umweltverband Bayerns. Er war eine der treibenden Kräfte hinter der Gründung des Nationalparks Bayerischer Wald und tritt heute für einen Nationalpark im fränkischen Steigerwald ein. Teil des Engagements für die dortigen alten Buchenwälder ist ein aufwändiges Onlineaktions-Projekt, bei dem mittels medialer Interaktion über 30.000 Stimmen pro Nationalpark zusammenkamen. Warum ein Nationalpark Steigerwald? Mitteleuropa wäre von Natur aus Waldland, Buchenwald-Land. Vom ursprünglichen Buchenanteil in unseren Wäldern ist heute jedoch kaum mehr etwas übrig. Nur noch zwölf Prozent der Waldfläche in Bayern bestehen aus Buchen. Die aktuelle Fläche der ökologisch besonders wichtigen alten Buchen mit einem Alter von über 160 Jahren umfasst lediglich 0,7 Prozent der gesamten Waldfläche Bayerns. Daher zählen Buchenwälder mit alten Bäumen zu den gefährdetsten Waldökosystem weltweit. Sie sind stärker bedroht als der tropische Regenwald. Rotbuchenwälder gibt es nur in Europa, 25 Prozent des ursprünglichen Verbreitungsgebietes liegen in Deutschland, vor allem im Süden der Bundesrepublik. Bayern trägt daher weltweite Verantwortung für dieses Ökosystem. Doch selbst hier gibt es nur noch letzte Reste. Einer dieser Reste liegt im Herzen Frankens, dem Steigerwald. Dieses bayerische Waldnaturerbe ließe sich nur mit einem Nationalpark dauerhaft schützen. Der Bund Naturschutz in Bayern e.v. (BN) setzt sich deshalb seit Mitte der 2000er-Jahre gemeinsam mit Partnern wie dem Landesbund für Vogelschutz (LBV), dem WWF und vielen anderen Organisationen für die Gründung eines Nationalparks Steigerwald ein: Von den 128.000 Hektar des Naturparks Steigerwald sollen 11.000 Hektar Staatswald als Nationalpark ausgewiesen werden.

(Abb. 1: Kinder im Naturwaldreservat JPG; Bildunterschrift:) Waldnaturerbe und Abenteuerspielplatz: In einem Nationalpark Steigerwald könnte ein Rest der Pracht alter, mächtiger Buchenwälder fortbestehen. Neben den positiven Effekten für den Naturschutz könnte ein Nationalpark auch Wirtschaft und Tourismus in der Region nützen. Mehrere Untersuchungen belegen, dass ein Nationalpark gerade in den Bereichen Infrastruktur, Tourismus und Arbeitsplätze weit mehr bringt als ein Naturpark. Der Nationalpark Bayerischer Wald ist dafür ein herausragendes Beispiel. Von einem Nationalpark Steigerwald würden Natur und Mensch daher gleichermaßen profitieren. Um die Idee dieses Nationalparks voranzubringen, entschloss sich der Bund Naturschutz 2009, eine groß angelegte Internetaktion mit dem Slogan Ja zum Nationalpark Steigerwald zu starten. Die Aktion ging im November 2009 online, ihre zentrale Plattform bestand aus der Website www.ja-zum-nationalpark-steigerwald.de. Ziel war es, 11.000 Unterschriften für die angestrebten 11.000 Hektar Nationalpark- Wald zu sammeln. Ausgangslage Vor Ort im Steigerwald waren einerseits viele Bürger einem Nationalpark gegenüber aufgeschlossen, viele andere jedoch zeigten sich skeptisch. In der Öffentlichkeit waren vor allem die im Verein Unser Steigerwald organisierten Gegner des

Nationalparks präsent, die massiv und teils rabiat Stimmung gegen den Nationalpark machten. Die meisten Nationalpark-Befürworter trauten sich kaum mehr, ihre Meinung öffentlich zu vertreten. Der Verein Unser Steigerwald arbeitete zudem oft mit Polemik, falschen Aussagen und Halbwahrheiten über den Nationalpark, beispielsweise, dass Grundstückseigentümer enteignet würden obwohl die gesamte Fläche des künftigen Parks aus Staatswald bestünde. Eine verstärkte und sachlich korrekte Aufklärung tat not. Gleichzeitig lag und liegt die Entscheidung über einen Nationalpark bei der dafür zuständigen bayerischen Staatsregierung. Da der Schutz der weltweit letzten alten Buchenwälder eine Bedeutung weit über die Region hinaus besitzt und Bayern hier besondere Verantwortung trägt, sollte das Thema Nationalpark Steigerwald aus Sicht des Bundes Naturschutz zuvor einer breiteren Öffentlichkeit in Bayern bekannt gemacht werden. Zielgruppen, Ziele und Vorgehen Unterstützung für den Park - so unsere Einschätzung - würde es neben den Befürwortern im Steigerwald und ökologisch interessierten Kreisen in ganz Bayern vor allem aus den nahen Städten Würzburg, Schweinfurt, Bamberg und dem Ballungsraum Nürnberg geben. Gerade weil sich die Stimmung vor Ort als schwierig erwiesen hatte, sollte eine überregionale Zustimmung den Befürwortern im Steigerwald von außen den Rücken stärken und zugleich der Regierung zeigen, dass es in ganz Bayern viele Bürger gibt, die den Nationalpark wollen. Eine Möglichkeit, die genannten Zielgruppen zu erreichen, wäre ein massiver Auftritt auf allen Kanälen gewesen: in Radio und Fernsehen, mit tausenden Plakaten usw. Die Kosten dafür wären für einen gemeinnützigen Umweltverband wie den Bund Naturschutz jedoch viel zu hoch gewesen. Als anderen, kostengünstigeren Weg entschied sich der Bund Naturschutz deshalb für eine auffällige Onlineaktion, die sich herumspricht und deren Inhalte die Internetnutzer selbst weiterverbreiten, weil die Inhalte der Aktion überzeugen, emotional ansprechen und neuartig sind. Mit der Onlineaktion für einen Nationalpark Steigerwald wollte der Bund Naturschutz die Menschen in der Region und in ganz Bayern ansprechen

mit sachlich korrekter Information über den Nationalpark und seine Chancen aufklären möglichst viele Menschen für die Idee eines Nationalparks Steigerwald gewinnen allen Befürwortern des Parks eine Möglichkeit bieten, ihre Zustimmung auszudrücken und als sichtbares Zeichen der breiten Unterstützung sowie als Signal an die bayerische Staatsregierung 11.000 Unterschriften für 11.000 Hektar Nationalpark-Wald sammeln. Um die angestrebten Unterschriften zusammen zu bekommen, waren drei Schritte notwendig: 1. Menschen auf das Thema aufmerksam machen und auf die zentrale Aktionsplattform, die Website ja-zum-nationalpark-steigerwald.de, bringen. 2. Die Besucher der Website für unser Anliegen eines Nationalparks Steigerwald gewinnen. 3. Befürworter eines Nationalparks zum Unterschreiben motivieren. Dafür mussten die Interessenten zum einen genau wissen, wofür sie unterschreiben sollten, was rationale Information voraussetzte. Außerdem musste das Anliegen den Interessenten sympathisch sein, was eine emotionale Ansprache erforderte. Aktionsbausteine Im Folgenden werden einige besonders wichtige Bausteine der sehr vielgestaltigen Aktion herausgegriffen. Die Vorstellung folgt dabei den oben erwähnten drei Schritten. Schritt 1: Menschen aufmerksam machen und auf die Aktionswebsite bringen Die wichtigsten Bausteine bei Schritt 1 waren Suchmaschinenoptimierung Banner auf befreundeten Websites Adwords-Kampagne bei Google Präsenz in den Sozialen Online-Netzwerken Facebook und GreenAction

Begleitende Presseaktionen Für eine möglichst hohe Reichweite im Web sind vor allem die jüngeren Internetnutzer wichtig, weil diese das Internet mehr nutzen und stärker untereinander vernetzt sind. Die Vernetzung wiederum läuft in erster Linie über Soziale Netzwerke wie Facebook. Dort tauschen sich Internetnutzer online aus, dort bietet sich die große Chance, mit vergleichsweise wenig Aufwand viele Menschen für ein Anliegen gewinnen zu können und sie dazu zu bewegen, die Inhalte von selbst weiterzuverbreiten, schnell und kostenlos. Auf Facebook war die Aktion mit drei Seiten präsent: einer Fanseite, einer Gruppenseite und mit der persönlichen Seite des STEIGER-MÄNS als Symbolfigur der Aktion im Web stets mit Links zur Aktionswebsite ja-zum-nationalparksteigerwald.de. Der Vorteil von Facebook lag in der enormen Verbreitung und Reichweite des Netzwerks. Wichtig war daneben auch GreenAction, die Aktionsplattform von Greenpeace. Hier kann jeder, auch andere Naturschutz- Organisationen, eigene Aktionen vorstellen und bewerben. Der Vorteil von GreenAction bestand darin, dass sich hier Menschen versammeln, die bereits eine hohe Affinität zum Naturschutz aufweisen.

(Abb. 2: Facebookseite JPG; Bildunterschrift:) Facebook-Gruppe pro Nationalpark: Die Präsenz in Sozialen Netzwerken war einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Online-Aktion. Der Einsatz in den Sozialen Netzwerken lohnte sich: Innerhalb kurzer Zeit fand die Aktion über 900 direkte Unterstützer, die sich für den Nationalpark Steigerwald einsetzten und das Anliegen weiter verbreiteten. Auf GreenAction avancierte die Aktion unter insgesamt 1.100 Aktionen schnell zu einem Publikumsliebling, was zur Folge hatte, dass Ja zum Nationalpark Steigerwald als Topthema auf der Startseite von greenpeace.de erschien. Diese Erfolge schlugen sich unmittelbar in den Besucherzahlen auf der Aktionswebsite und den Unterschriftenzahlen nieder. (Abb. 3: Steiger-Män JPG; Bildunterschrift:) Der Steiger-Män: Symbolfigur und Sympathieträger in den Online-Netzwerken im Bild bei einer Presseaktion in Nürnberg. Neben der Präsenz in Sozialen Netzwerken erwiesen sich begleitende Presseaktionen als besonders wirkungsvoll. Gerade weil das Thema Nationalpark

Steigerwald außerhalb des Steigerwaldes bislang wenig bekannt war, mussten wir es auch in die reale Welt tragen, um genügend Aufmerksamkeit für die Internetaktion zu erlangen. Das Interesse dafür war naturgemäß in den größeren Städten rings um den Steigerwald am stärksten, weshalb sich die Presseaktionen auf diese Orte konzentrierten. Hier kamen die beiden Kunstfiguren STEIGER-MÄN und Buche Emma zum Einsatz, was der Presse Abwechslung in der Berichterstattung und gute Bilder versprach. Der Bund Naturschutz kam mit den Auftritten in Zeitungen, Zeitschriften, Radio- und Fernsehsender, die bislang kaum anzusprechen waren. Auch dies machte sich bei den Besucherzahlen auf ja-zum-nationalpark-steigerwald.de und den Unterschriftenzahlen deutlich bemerkbar. Schritt 2: Interessenten für den Nationalpark gewinnen War ein Interessent auf ja-zum-nationalpark-steigerwald.de gelangt, befand er sich auf der zentralen Aktionsplattform. Hier erhielt er alle wichtigen Infos rund um das Thema Nationalpark Steigerwald, hier wurden die Interessenten emotional angesprochen und hier hatten sie die Möglichkeit, für den Nationalpark zu unterschreiben. Um die folgenden Elemente und ihre Wirkungsweise besser nachvollziehen zu können, empfiehlt es sich, sie sich online anzusehen.

(Abb. 4: Startseite JPG; Bildunterschrift:) Aktuelle Meldungen: www.ja-zum-nationalpark-steigerwald.de www.ja-zum-nationalpark-steigerwald.de Die Homepage bietet während der laufenden Aktion aktuelle Meldungen über die neuesten Entwicklungen, Veranstaltungen oder Medienberichte.

www.ja-zum-nationalpark-steigerwald.de/der-steigerwald Die Seite Der Steigerwald stellt die Besonderheiten und den ökologischen Wert des Gebietes vor. Der Headerbereich wartet dabei mit einem besonderen Element der Website auf: drei interaktiven 360-Grad-Panoramaaufnahmen aus dem Steigerwald, die den Betrachter quasi direkt in den Wald hinein versetzen und zum Entdecken versteckter und anklickbarer Details einladen. Als Ergänzung zu den Sachinfos ist dies der wichtigste Baustein, um den Steigerwald zu einem emotionalen Erlebnis und seine Schönheit und Schutzwürdigkeit direkt erfahrbar zu machen. (Abb. 5: Panorama JPG; Bildunterschrift:) Interaktiver Waldspaziergang: www.ja-zum-nationalpark-steigerwald.de/der-steigerwald www.ja-zum-nationalpark-steigerwald.de/warum-nationalpark Unter der Rubrik Warum Nationalpark finden sich kurz und prägnant aufbereitete Fakten zu den Argumenten für einen Nationalpark ebenso wie zu oft gestellten Fragen bezüglich eines Nationalparks. An dieser Stelle geht der Bund Naturschutz auch auf häufige Vorurteile oder falsche Behauptungen über den Nationalpark ein.

Damit die Besucher der Website diese Infos auch Freunden zukommen lassen können, werden auf den Internetseiten zwei Bildschirmpräsentationen angeboten, die sich schnell und einfach per Mail versenden lassen. Eine Präsentation befasst sich mit der Desinformation und dem fragwürdigen Vorgehen mancher Nationalpark- Gegner. Die andere Präsentation stellt exemplarisch eine über 300 Jahre alte Buche - die Buche Emma - vor und was diese für uns Menschen leistet. Schritt 3: Zur Unterschrift bewegen www.ja-zum-nationalpark-steigerwald.de/mitmachen Fühlt sich ein Interessent ausreichend informiert und findet die Idee eines Nationalparks Steigerwald gut, sollte er seine Zustimmung in Form einer Unterschrift ausdrücken können, was auf der Seite Mitmachen möglich ist.

(Abb. 6: Mitmachen JPG wahlweise: Mitmachen II JPG, je nach Erkennbarkeit. Bildunterschrift:) Jede Unterschrift schützt das Leben alter Baumriesen und seltener Tiere: www.ja-zumnationalpark-steigerwald.de/mitmachen Neben dem Appell an die Staatsregierung und den Eingabefeldern für die Unterschrift befindet sich auf dieser Seite im Headerbereich ein Zähler, der den aktuellen Unterschriftenstand anzeigt. Der Zähler dient dazu, die Besucher der Seite zu motivieren, die Zahl von 11.000 auch wirklich zusammen zu bekommen. Für jede abgegebene Unterschrift füllt sich der Umriss eines Baumes oder Tieres mit einem

Bild desselben quasi mit Leben. Dies soll symbolisch verdeutlichen, dass jede Unterschrift etwas bringt. Gleichzeitig bleiben nach der jeweils letzten Unterschrift weitere leere Umrisse stehen, um zu zeigen, dass weiterhin Handlungsbedarf in Form von neuen Unterschriften besteht. Jeder Unterzeichner hat dabei die Optionen, seinen Namen neben seinem Baum bzw. seinem Tier einblenden zu lassen oder anonym als Baumretter bzw. Tierfreund zu erscheinen. Letzteres war vor allem für die Befürworter in der Region Steigerwald selbst, die - wie eingangs erwähnt - oft starkem sozialem Druck ausgesetzt waren, eine Chance, Ja zum Nationalpark Steigerwald sagen zu können. Ergebnis der Aktion Messbares Ziel der Aktion Ja zum Nationalpark Steigerwald waren 11.000 Unterschriften. Die Zielgruppen bestanden aus den Befürwortern des Parks im Steigerwald, den Menschen in den nahen Städten und ökologisch interessierten Kreisen überall in Bayern. Die 11.000 Unterschriften waren bereits nach einem halben Jahr erreicht, nach einem Jahr waren es über 31.000 Unterschriften. Die meisten Unterschriften waren online zusammengekommen, zusätzlich hatte der Landesbund für Vogelschutz mit klassischen Listen Unterschriften gesammelt, die anschließend ins Web übernommen worden waren. Eine Auswertung zeigte, dass über 85 Prozent der Unterzeichner aus Bayern stammten, davon über zwei Drittel aus Franken, mit dem Schwerpunkt im Steigerwald, den nahen Städten und dem Großraum Nürnberg. Mit der Aktion war es darüber hinaus gelungen, das Thema bayernweit wesentlich bekannter zu machen und viele neue Unterstützer für den Nationalpark zu gewinnen.

(Abb. 7: Steigerwald-Unterschriftenübergabe JPG; Bildunterschrift:) Unterschriften-Übergabe: Richard Mergner (BN), Christoph Heinrich (WWF), Ludwig Sothmann (LBV), Hubert Weiger (BN), Markus Söder (CSU), Buche Emma (BN) Am 18. Februar 2011 übergaben der Bund Naturschutz und seine Partner die über 31.000 gesammelten Unterschriften in München an den bayerischen Umweltminister Dr. Markus Söder. Söder konnte zu diesem Zeitpunkt zwar keine Zusage für einen Nationalpark geben, erklärte aber, er habe große Sympathien für das Anliegen. Er wisse, dass es auf der oberfränkischen Seite des Steigerwaldes mehrheitlich Zustimmung für den Park gebe. Der Nationalpark könne zum Erfolg werden, wenn auch die unterfränkische Seite hinter dem Nationalpark stehe. Deshalb wolle er die Diskussion fördern und ein Buchenwald-Erlebniszentrum im Steigerwald unterstützen ein Haus der Buchen, wie es der Bund Naturschutz zuvor vorgeschlagen hatte. Zudem hatten sich der Landkreis Bamberg und die Steigerwald-Gemeinde Ebrach ebenfalls für das Buchenwald-Erlebniszentrum sowie für ein 4.100 Hektar großes Waldnaturschutzgebiet ausgesprochen. Beides zusammen - ein großes Waldschutzgebiet und das Haus der Buchen - könnten die positiven Effekte großer Schutzgebiete und ihrer Einrichtungen vor Ort direkt erfahrbar machen. Zwar sprach sich das bayerische Kabinett im Juli 2011 für ein Zentrum für nachhaltige Waldwirtschaft im Steigerwald anstelle des Hauses der Buchen aus und wandte sich damit - vorerst - gegen einen Nationalpark. Doch

Nationalparkgründungen benötigen immer viel Zeit. Der Bund Naturschutz bleibt daher am Ball und wird sich auch weiterhin für den Schutz der Buchenwälder im Steigerwald einsetzen.