Bevölkerungs- und Wohnungsmarktentwicklung im Kreis Oldenburg Matthias Günther Tel: 0511/990 94 20 Eduard Pestel Institut für Systemforschung e.v. Hannover Februar 2016
Mein Programm: 1 Die Situation in Deutschland 2 Die bisherige Entwicklung im Kreis Oldenburg 3 Was könnte die Zukunft bringen?
Die Situation in Deutschland
Bevölkerungsentwicklung in Deutschland von 1990 bis 2015 *) 83.000 Einwohner in 1.000 Personen Geburten, Sterbefälle, Wanderungssaldo in 1.000 Personen 1800 82.500 Einwohner Geburten 1600 82.000 Sterbefälle Wanderungssaldo 1400 81.500 1200 81.000 1000 80.500 800 80.000 600 79.500 400 79.000 200 78.500 0 78.000 1990 1995 2000 2005 2010 2015 *) 2015 geschätzt -200
Aktuelles Wohnungsdefizit: Wohnungsbau von 2009 bis 2015: 1,44 Mio. Whg. Wohnungsbedarf lt. BBSR für die Zeit von 2009 bis 2015 bei einer Zuwanderung von 200.000 Personen pro Jahr: 1,69 Mio. Whg. Defizit 1 0,25 Mio. Whg.
Aktuelles Wohnungsdefizit: angesetzte Zuwanderung BBSR-Prognose tatsächliche Zuwanderung zusätzlicher Wohnungsbedarf bei 2,5 Zuwanderern je Haushalt plus Defizit 1 1,40 Mio. Pers. 3,14 Mio. Pers. 0,70 Mio. Whg. 0,25 Mio. Whg. DEFIZIT ENDE 2015 min. 0,95 Mio. Whg.
Wohnungsmarktsituation in den Kreisen und kreisfreien Städten Deutschlands Ende 2015 SK Bremen SK Hamburg LK Rostock LK Prignitz LK Emsland Region Hannover SK Berlin SK Münster LK Paderborn LK Harz LK Elbe-Elster LK Schwalm-Eder-Kreis SK Erfurt SK Dresden Wohnungsmarktsituation Ende 2015 LK Cham sehr starkes Defizit starkes Defizit ausgeglichen leichter Überhang starker Überhang SK Stuttgart LK Ostalbkreis LK Ortenaukreis SK Freiburg i.breisgau LK Ravensburg SK München
Was führte zu den Wohnungsknappheiten in den Städten? 1. Die Familien bleiben in den Städten! Gründe: - viele junge Menschen bekommen nur Zeitverträge, - die Einstiegsgehälter sind eher niedrig, - die Mobilitätskosten sind wesentlich höher, - die Subventionen für das Wohnen auf dem Land gibt es nicht mehr!
Was führte zu den Wohnungsknappheiten in den Städten? 1. Die Familien bleiben in den Städten! 2. Die Zahl der Studierenden hat stark zugenommen! (+818.000 bzw. +42 % von 2007 bis 2015). In Niedersachsen stieg die Zahl von 137.800 auf 201.500.
Was führte zu den Wohnungsknappheiten in den Städten? 1. Die Familien bleiben in den Städten! 2. Die Zahl der Studierenden hat stark zugenommen! 3. Die Auslandszuwanderung dürfte im Jahr 2015 den höchsten Wert seit Jahrzehnten erreicht haben!
Altersstruktur der Bevölkerung im Kreis und in der Stadt Oldenburg 1978 85 u.ält. Alter 80-81 75-76 70-71 65-66 60-61 Stadt Oldenburg 55-56 50-51 45-46 40-41 35-36 30-31 25-26 Kreis Oldenburg 20-21 15-16 10-11 5-6 0-1 12 10 8 6 4 2 0 2 4 6 8 10 12 Männer in Promille Frauen
Altersstruktur der Bevölkerung im Kreis und in der Stadt Oldenburg 1990 85 u.ält. Alter 80-81 75-76 70-71 65-66 Stadt Oldenburg 60-61 55-56 50-51 45-46 40-41 35-36 30-31 25-26 Kreis Oldenburg 20-21 15-16 10-11 5-6 0-1 12 10 8 6 4 2 0 2 4 6 8 10 12 Männer in Promille Frauen
Altersstruktur der Bevölkerung im Kreis und in der Stadt Oldenburg 2002 85 u.ält. Alter 80-81 75-76 70-71 65-66 60-61 55-56 50-51 45-46 40-41 35-36 30-31 25-26 20-21 Kreis Oldenburg Stadt Oldenburg 15-16 10-11 5-6 0-1 12 10 8 6 4 2 0 2 4 6 8 10 12 Männer in Promille Frauen
Altersstruktur der Bevölkerung im Kreis und in der Stadt Oldenburg 2014 85 u.ält. Alter 80-81 75-76 70-71 65-66 60-61 55-56 50-51 45-46 40-41 35-36 30-31 25-26 Kreis Oldenburg 20-21 15-16 10-11 5-6 0-1 12 10 8 6 4 2 Stadt Oldenburg 0 2 4 6 8 10 12 Männer in Promille Frauen
Altersstruktur der Bevölkerung in den niedersächsischen Kreisen und kreisfreien Städten 2014 85 u.ält. Alter 80-81 75-76 70-71 65-66 60-61 55-56 50-51 45-46 40-41 35-36 30-31 25-26 Kreise in Niedersachsen 20-21 15-16 10-11 5-6 0-1 12 10 8 6 4 2 kreisfreie Städte in Niedersachsen 0 2 4 6 8 10 12 Männer in Promille Frauen
Die bisherige Entwicklung im Kreis Oldenburg
Bevölkerungsentwicklung im Kreis Oldenburg von 1987 bis 2015 *) 130 Einwohner in 1.000 Personen Geburten, Sterbefälle und Wanderungssaldo 2000 126 1800 122 1600 118 1400 114 1200 110 1000 106 800 102 600 98 400 94 Bevölkerung insgesamt Sterbefälle Geburten Wanderungssaldo 200 90 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 0 *) Geburten, Sterbefälle und Wanderungen 2015 eigene Schätzung
Bevölkerungsentwicklung in Niedersachsen von 1995 bis 2014 SK Wilhelmshav en LK Wittmund LK Aurich LK Friesland LK Cuxhav en LK Stade SK Emden LK Leer LK Ammerland LK Wesermarsch LK Osterholz LK Rotenburg (Wümme) LK Harburg LK Lüneburg SK Oldenburg SK Bremen SK Delmenhorst LK Cloppenburg LK Oldenburg LK Verden LK Heidekreis LK Uelzen LK Lüchow-Dannenberg LK Emsland LK Vechta LK Diepholz LK Nienburg (Weser) LK Celle LK Gif horn LK Graf schaf t Bentheim LK Osnabrück Region Hannov er SK Wolf sburg SK Osnabrück LK Schaumburg SK Braunschweig LK Peine LK Helmstedt Bevölkerungsentwicklung von 1995 bis 2014 in v.h. < -8 < -4 < 0 < 4 < 8 >= 8 LK Wolf enbüttel LK Hameln-Py rmont SK Salzgitter LK Hildesheim LK Holzminden LK Goslar LK Northeim LK Osterode am Harz LK Göttingen
Wanderungsgewinne des Kreises Oldenburg in der Summe der Jahre 1989 bis 2012 Stadt Oldenburg Delmenhorst/Bremen übr. angrenzende Kreise übr. Niedersachsen übr. Westdeutschland Ostdeutschland Friedland/Bramsche Ausland 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1.000 Personen
Kreisinterne Wanderungsgewinne und -verluste in der Summe der Jahre 1989 bis 2012 Dötlingen Ganderkesee Großenkneten Hatten Hude Wardenburg Wildeshausen Harpstedt -1400-1200-1000-800 -600-400 -200 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 Personen
Oldenburg Hude (Oldenburg) Bevölkerungsentwicklung von 1987 bis Juni 2015 in v.h. < 10 < 20 < 30 < 40 >= 40 Wardenburg Hatten Delmenhorst Ganderkesee Entwicklung der Bevölkerung im Kreis Oldenburg sowie den Städten Delmenhorst und Oldenburg von 1987 bis Juni 2015 Großenkneten Dötlingen Wildeshausen Harpstedt SG.
Wohnungsbedarf nach dem Alter (Altersstrukturen des Kreises Oldenburg in den Jahren 1987, 2000 und 2014) 85u.ält. 80-81 75-76 70-71 65-66 60-61 55-56 50-51 45-46 Alter steigende Pflegebedürftigkeit 2014 wachsende Bedeutung des Bedarfs an barrierearmen Wohnungen keine relevante Veränderung der Wohnsituation, obwohl tendenziell sinkender Wohnflächenbedarf durch Haushaltsverkleinerung 40-41 35-36 30-31 Familienbildung: Bedarf an großen Wohnungen 25-26 20-21 2000 Haushaltsbildung: Bedarf an kleinen Mietwohnungen 15-16 10-11 5-6 Wohnflächenbedarf in der elterlichen Wohnung 0-1 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 Männer Frauen
Entwicklung der privaten Haushalte im Kreis Oldenburg von 1987 bis 2015 *) 65 1.000 Haushalte Personen je Haushalt 3 60 2,9 55 2,8 50 2,7 45 2,6 40 2,5 35 2,4 30 25 20 15 10 5 0 Haushalte Erwachsene je Haushalt Einwohner je Haushalt 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2,3 2,2 2,1 2 1,9 1,8 1,7 *) 2015 eigene Schätzung
Wohnungsbau im Kreis Oldenburg von 1978 bis 2015 *) 1.400 Wohnungen 1.200 1.000 Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern Geschosswohnungen Sonstige Wohnungen 800 600 400 200 0 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 *) Baugenehmigungen des Jahres 2014 als Fertigstellungen 2015 angesetzt
Verfügbare Wohnfläche je Einwohner im Kreis Oldenburg 1987 und 2014 Dötlingen Ganderkesee Großenkneten Hatten Hude (Oldenburg) Wardenburg Wildeshausen Harpstedt Stadt Oldenburg 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 m² je Einwohner
Läge die Wohnfläche je Einwohner noch bei 39,5 m², so könnten im Kreis Oldenburg aktuell 167.000 Menschen wohnen. Die Stadt Oldenburg (Wohnflächenzuwachs von 38,4 m² auf 49,3 m²) hätte schon die Zahl von 200.000 Einwohnern überschreiten können.
Entwicklung der Beschäftigten im Kreis Oldenburg von 1987 bis 2015 (jeweils 30.6.d.J.) 35 30 in 1.000 Personen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Einpendler Auspendler 25 20 15 10 5 0 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015
3000 Wohnungen Wohnungsmarktentwicklung im Kreis Oldenburg von 1987 bis 2015 *) 2500 2000 1500 1000 500 Wohnungslerstand ist Wohnungsleerstand soll = 3,5 % des Wohnungsbestandes 0 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 *) eigene Modellrechnung
Was könnte die Zukunft bringen?
Bevölkerungsentwicklung in Braunschweig und Bevölkerungsprognosen zu verschiedenen Zeitpunkten 260 in 1.000 Personen 255 250 245 240 235 230 225 220 215 210 NLS-Prognose Basis 2008 NLS-Prognose Basis 2003 NLS-Prognose Basis 1998 Einwohnerzahl Braunschweigs 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030
Risiko "Altersarmut" Erwerbsfähige, Erwerbspersonen und tendenziell "Grundsicherungsgefährdete" 60 Mio. Personen Erwerbsfähige Erwerbstätige 50 40 Erwerbslose Nichterwerbspersonen Vollzeit unter 2.500 Brutto ausschließlich Minijob Teilzeit Selbständige mit geringem Einkommen erwerbsfähige Leistungsberechtigte Hartz IV 30 20 63 % 10 0 Erwerbsfähige Erwerbspersonen "Grundsicherungsgefährdete" davon: Frauen
Drei Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung im Kreis Oldenburg Geburtenhäufigkeit: Auch wenn die Zahlen des Jahres 2014 auf eine Wirkung der verbesserten (öffentlichen) Betreuung von Kindern und einen Anstieg der Geburtenhäufigkeit hindeuten, so belassen wir doch in allen drei Szenarien die Geburtenhäufigkeit auf dem aktuellen Stand. Sterblichkeit: Es wird eine weitere Erhöhung der Lebenserwartung bei Männern und Frauen unterstellt. Die Größenordnung entspricht den Basis-Annahmen der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausschätzung. Wanderungen: Die Wanderungsbewegungen haben sich in der Vergangenheit immer als nicht prognostizierbar herausgestellt. Insofern werden für den Wanderungssaldo des Kreises Oldenburg drei Wanderungsannahmen gerechnet: a) jährlicher Wanderungsgewinn in Höhe von 400 Personen, b) ein ausgeglichener Wanderungssaldo, c) jährlicher Wanderungsgewinn in Höhe von 1.000 Personen
Bevölkerungsentwicklung im Kreis Oldenburg von 1987 bis 2035 1.000 Personen 138 134 130 126 122 118 114 110 106 bisherige Entwicklung Szenario I Szenario II Szenario III 102 98 94 90 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035
Wohnungsbedarf nach dem Alter (Altersstrukturen des Kreises Oldenburg in den Jahren 2014 und im Szenario 2035) 85u.ält. 80-81 75-76 70-71 65-66 60-61 55-56 50-51 45-46 40-41 35-36 30-31 25-26 20-21 15-16 10-11 5-6 0-1 Alter 1400 1200 2035 2035 bei ansteigender Geburtenhäufigkeit 1000 800 600 400 200 Pflegebedürftigkeit steigt stark an wachsende Bedeutung des Bedarfs an barrierearmen Wohnungen keine relevante Veränderung der Wohnsituation, obwohl tendenziell sinkender Wohnflächenbedarf durch Haushaltsverkleinerung Familienbildung: Bedarf an großen Wohnungen Haushaltsbildung: Bedarf an kleinen Mietwohnungen Wohnflächenbedarf in der elterlichen Wohnung 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 Männer Frauen
Entwicklung der Altersgruppe "80 Jahre und älter" im Kreis Oldenburg bis 2015 und Szenario-Werte bis 2050 20 1.000 Personen 18 16 14 12 10 8 6 4 bisherige Entwicklung Szenario I Szenario II Szenario III 2 0 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050
Bisher haben Wohnungsbedarfsberechnungen immer eine weitere Singularisierung des Gesellschaft und eine weitere Erhöhung der Wohnfläche je Einwohner unterstellt. Damit wurden weitere reale Einkommenszuwächse unterstellt! Dies scheint angesichts der auch politisch formulierten Ziele gewagt.
Entwicklung der Anzahl privater Haushalte im Kreis Oldenburg bis 2035 in den drei Szenarien differenziert nach der Singularisierungsstärke 70 1.000 Haushalte 66 62 58 54 50 46 42 38 34 30 bisherige Entwicklung Szenario I hohe Sing. Szenario I niedr. Sing. Szenario II hohe Sing. Szenario II niedr. Sing. Szenario III hohe Sing. Szenario III niedr. Sing. 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035
Entwicklung des Wohnungsbedarfs im Kreis Oldenburg bis 2035 bei starker und schwacher Singularisierung in den drei Szenarien 1200 Wohnungen 1000 800 600 400 200 0-200 -400-600 -800-1000 Szenario I hohe Sing. Szenario II hohe Sing. Szenario III hohe Sing. Szenario I niedr. Sing. Szenario II niedr. Sing. Szenario III niedr. Sing. -1200 2017 2019 2021 2023 2025 2027 2029 2031 2033 2035
Fazit Viele private Haushalte werden ihren Konsum einschränken müssen. Hiervon wird auch das Wohnen betroffen sein. Eine dauerhafte Fortsetzung des Anstiegs der Wohnfläche je Einwohner ist nicht zu erwarten. Zur Vermeidung notwendiger Mobilität ist dagegen eine Fortsetzung der Entleerung ländlicher Räume zu befürchten. Den Zentren droht somit eine länger anhaltende Wohnungsknappheit. Der Kreis Oldenburg steht wegen seiner Lage zwischen Bremen, Delmenhorst und der Stadt Oldenburg, aber auch wegen der positiven eigenen wirtschaftlichen Entwicklung ebenfalls unter starkem Zuzugsdruck.
Fazit Die neue Nachfrage nach Kleinstwohnungen wird sich ausweiten. Da die Schaffung von Kleinstwohnungen im Bestand nur begrenzt (wirtschaftlich) möglich ist, werden sich Formen des gemeinschaftlichen Wohnens stärker etablieren (müssen). Der Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern wird nicht wieder eine Bedeutung wie Ende der 1990-er Jahre erlangen und kann nur einen eher bescheidenen Beitrag zur Lösung des aktuellen Problems liefern. Die Aktivierung gegenwärtig nicht am Markt angebotenen Wohnraums ist eine wichtige Strategie, wird aber ebenfalls nicht ausreichen. Wenn der Staat die Wohnungsversorgung für einen Teil der Haushalte sicher stellen muss, dann bleibt als zentrale Forderung die Ausweitung der Wohnungsbestände des Staates (der Kommunen).
Artikel 161 der Verfassung des Freistaates Bayern (1) Die Verteilung und Nutzung des Bodens wird von Staats wegen überwacht. Mißbräuche sind abzustellen. (2) Steigerungen des Bodenwertes, die ohne besonderen Arbeits- oder Kapitalaufwand des Eigentümers entstehen, sind für die Allgemeinheit nutzbar zu machen.