Kompass Januar 216 Schweizer Aktien - besser als die Konkurrenz? Risiken und Nebenwirkungen steigender Leitzinsen Agios Schweizer Immobilienfonds Direkte oder indirekte Immobilienfonds? Verantwortung für Ihr Vermögen.
Investieren im Umfeld tiefer Zinsen Im Zuge der Finanzkrise senkten viele Zentralbanken ihre Leitzinsen. Dank des daraus resultierenden Mangels an Anlagealternativen investieren viele Anleger vermehrt in Aktien. Vor allem Schweizer Aktienindizes weisen seit der Finanzkrise eine Mehrrendite gegenüber globalen Aktien und denen von Entwicklungsländern aus. Die Mehrrendite ist zunächst das Ergebnis der sektoriellen Aufteilung. Wir untersuchen, ob und inwiefern sich swissness in Form höherer Aktienrenditen lohnt. Sinkende Zinsen gibt es allerdings nicht erst seit der Finanzkrise. Bereits seit Beginn der 9er Jahre fallen die Renditen von Staatsanleihen stetig. Ein Erklärungsansatz bildet das Angebot von und die Nachfrage nach Ersparnissen. Vermutlich trug ein globaler Überhang an Ersparnissen zu den tiefen Realzinsen bei. In ferner Zukunft dürfte sich dies jedoch ändern. Das derzeitige Niedrigzinsumfeld birgt allerlei Gefahren. In den letzten Jahren stieg die Anzahl von Neuemissionen gehebelter U.S. Kredite deutlich an. Steigen die Zinsen, lohnt eine Kreditaufnahme nur noch bedingt, was die Finanzstabilität bedroht. Im Rahmen der Bewertung untersuchen wir den Einfluss tiefer Zinsen auf Schweizer Immobilienanlagen. Vergleicht man diese mit Schweizer Staatsanleihen ist die Renditedifferenz heute so gross wie nie. Abschliessend zeigen wir, welche Immobilienfonds, ob direkt oder indirekt, von Ihnen präferiert werden sollten. Zyklische Ausrichtung der Anlageklassen bei defensiver Positionierung der Aktiensektoren Angesichts des Umfelds tiefer Zinsen (s. Aktualität 1) und gesunkener Preisaufschläge Schweizer Immobilien reduzieren wir für die Referenzwährung CHF das Gewicht von Anleihen zugunsten von Immobilien. Für die Referenzwährungen EUR und USD belassen wir die Allokation der Anlageklassen unverändert. Innerhalb der Aktien rotieren wir verschiedene Sektoren und positionieren uns in Summe defensiver. Wir senken das Gewicht der Nicht-Basiskonsumgüter auf neutral und erhöhen den Schwestersektor der Basiskonsumgüter auf übergewichten. Die grösste Bewegung erfährt der Sektor der Versorger. Aufgrund der günstigen Bewertung und des positiven Momentums erhöhen wir diesen von leichter Untergewichtung auf übergewichten. Im Gegenzug reduzieren wir die Gewichtung der Sektoren Industrie und Telekommunikation. Im Bereich der Obligationen präferieren wir nach wie vor Unternehmens- gegenüber Regierungsanleihen. Bei Anleihen aus Schwellenländern und hochverzinslichen Anleihen halten wir an einer leichten Untergewichtung fest. In einem Umfeld, in dem verschiedene Zentralbanken eine Politik des billigen Geldes praktizieren, ist eine Aussage hinsichtlich der Währungen schwierig. Wir beziehen daher bei allen Fremdwährungen eine neutrale Positionierung. Asset Allocation Empfehlung per 1.1.216 für einen Anleger mit Basiswährung CHF. Anlageklassen Aktien Anleihen Gold Cash Immobilien CH Aktiensektoren Nicht-Basiskonsumgüter Basiskonsumgüter Versorger Finanz Gesundheit Industrie Telekom Rohstoffe Informationstechnologie Energie Anleihen Regierungsanleihen Unternehmensanleihen Schwellenländer Hochverzinsliche Anleihen Währungen US-Dollar Euro Pfund Schweizer Franken stark leicht neutral leicht Untergewichtet stark Übergewichtet Dreyfus Kompass Januar 216 Seite 2
Grundtrend: Schweizer Aktien - besser als die Konkurrenz? Grundtrend 1: Indexierte Wertentwicklung in CHF 2 15 1 5 Swiss Performance Index MSCI World Index Dez. 5 Dez. 7 Dez. 9 Dez. 11 Dez. 13 Dez. 15 MSCI All Country World Index MSCI Emerging Markets Index Schweizer Aktienindizes outperformen! In den vergangenen Jahren prägte vor allem die Finanzkrise die Entwicklung der Aktienmärkte. In deren Folge praktizierten führende Zentralbanken eine expansive Geldpolitik ungeahnten Ausmasses. Sowohl traditionelle, aber auch unkonventionelle Massnahmen kommen seitdem zum Einsatz. Insbesondere tiefe Leitzinsen prägen das Bild. Angesichts dem Fehlen von Anlagealternativen investieren viele Anleger am Aktienmarkt. Im weltweiten Vergleich haben sich Schweizer Werte besonders gut entwickelt. Mit einer Investition in den Swiss Performance Index (SPI) konnte in der Betrachtungsperiode eine Mehrrendite sowohl gegenüber dem globalen Aktienindex MSCI World als auch gegenüber dem der Entwicklungsländer erzielt werden. Grundtrend 2: Indexierte Wertentwicklung in CHF 25 2 15 1 5 Dez. 5 Dez. 7 Dez. 9 Dez. 11 Dez. 13 Dez. 15 Nicht-Basiskonsumgüter Basiskonsumgüter Energie Finanzdienstleitungen Gesundheit Industrie Trechnologie Grundstoffe Telekom Versorger Sektorielle Zusammensetzung des SPI als treibende Performancekraft Doch woher kommt die Mehrrendite Schweizer Aktienindizes? Betrachten wir dazu, wie sich die Aktiensektoren entwickelt haben. Besonders gewinnbringend waren Anlagen in Basiskonsum- und Gesundheitsaktien. Demgegenüber litten Finanzwerte besonders unter der Krise, wie auch Energie- und Rohstoffwerte infolge des jüngsten Verfalls der Rohstoffpreise. Die gute Performance des SPI lässt sich somit vor allem durch die Sektorenverteilung erklären. Gegenüber dem globalen Aktienmarkt ist der SPI in den defensiven Gewinnersektoren Gesundheit (33%) und Basiskonsum (19%) überproportional repräsentiert, in den zyklischen Verlierersektoren Energie (1%) und Rohstoffe (6%) hingegen untergewichtet. Grundtrend 3: Indexierte Wertentwicklung in CHF 25 2 15 1 5 Dez. 8 Dez. 9 Dez. 1 Dez. 11 Dez. 12 Dez. 13 Dez. 14 Dez. 15 Replizierter Swiss Performance Index Swiss Performance Index Swissness als Performancetreiber? Made in Switzerland oder auch swissness steht für schweizerische Werte wie Präzision, Zuverlässigkeit, politische Stabilität und Natürlichkeit. Können Schweizer Unternehmen aus diesen für hohe Qualität und Vertrauen stehenden Attribute einen Wettbewerbsvorteil erzielen? Und ergibt sich hieraus eine höhere Performance gegenüber ausländischen Konkurrenten? Vergleichen wir dazu die Entwicklung des Schweizer Aktienindex SPI mit derer eines selbst berechneten Index. Der selbst berechnete Index besitzt dieselbe sektorielle Aufteilung wie der SPI, verwendet jedoch Renditen der globalen Sektorenindizes in Schweizer Franken. Das Ergebnis zeigt, dass sich Schweizer Aktien seit der Finanzkrise nicht gegenüber ihren ausländischen Konkurrenten markant abheben konnten. Dreyfus Kompass Januar 216 Seite 3
Aktualität: Risiken und Nebenwirkungen tiefer Leitzinsen Aktualität 1: Renditen 1-jähriger Staatsanleihen in % p. a. 1 8 6 4 2-2 Dez. 94 Dez. 97 Dez. Dez. 3 Dez. 6 Dez. 9 Dez. 12 Dez. 15 USA Japan Eurozone Schweiz Sinkende Zinsen nicht erst seit der Finanzkrise Im Zuge der Finanzkrise 27/8 sind die Leitzinsen in den Industrieländern stetig gesunken. Seitdem verweilen sie nahe oder auf ihrer effektiven Untergrenze von %. Diesem Trend folgten die Renditen verschiedenster Staatsanleihen. Allerdings ist die zu beobachtende Entwicklung nicht nur die Folge der Finanzkrise. Vielmehr etablierte sich dieser Trend schon vor längerer Zeit. Bereits in den späten 9er Jahren sanken die Renditen von Staatsanleihen kontinuierlich. Waren Ende Dezember 1994 Renditen 1-jähriger Eidgenossen von 5.2% erzielbar, muss ein Anleger heute einen Negativzins von -.1% bezahlen. Angesichts dieser Entwicklung stellt sich die Frage, wann die Zinsen wieder steigen, und welche Risiken dies für die Finanzmärkte birgt. Aktualität 2: Ersparnisse und Investitionen (in % des BIP) 34 3 26 22 18 1994 1997 2 23 26 29 212 215 218 Globale Ersparnisse Ersparn. der Industriestaaten Ersparn. der Emerging Markets Quelle: IWF Globale Investitionen Invest. der Industriestaaten Invest. der Emerging Markets Niedrige Realzinsen für immer? Die Wirtschaftstheorie besagt, dass der Schnittpunkt aus Angebot und Nachfrage ein Gleichgewicht definiert. Im Kontext der Zinsen bilden die Ersparnisse das Angebot, die Investitionen die Nachfrage. Der Schnittpunkt beider ergibt den Zinssatz. Bei den Ersparnissen spielt die Demographie eine entscheidende Rolle. In den vergangenen Jahren ist die Bevölkerung der Industrieländer mehr und mehr gealtert, die Ersparnisse stiegen. Zeitgleich wuchs die Wirtschaft, und mit ihr die Investitionen. Die jüngsten Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) belegen, dass sich Ersparnisse und Investitionen derzeit noch immer die Waage halten. In Zukunft dürfte sich dies ändern. Die Modellaussagen des IWF sind hierzu allerdings recht vage und werden des Öfteren revidiert. Aktualität 3: Anzahl der Neuemissionen 25 2 15 1 5 U. S. leveraged loans Bedrohte Finanzstabilität Institutionelle Anleger, wie Pensionskassen, müssen an den Finanzmärkten eine gewisse Rendite erzielen, um ihre Ausgaben zu decken. In Zeiten niedriger Zinsen ist dies besonders schwer, da Obligationen kaum rentieren. Einige institutionelle Anleger greifen daher zu verbrieften Krediten, um sie in risikoreichere Wertpapiere zu investieren. Die Grafik zeigt, dass in den vergangenen Jahren die Anzahl der Neuemissionen dieser gehebelten Kredite in den USA markant gestiegen ist. Sollten die Zinsen eines Tages steigen oder sich die wirtschaftliche Lage eintrüben, werden deren Besitzer ihre risikoreichen Wertpapiere zügig verkaufen und die Kredite zurückbezahlen. Dies dürfte die Schwankungen an den Finanzmärkten erhöhen und die Finanzstabilität bedrohen. Dreyfus Kompass Januar 216 Seite 4
Bewertung: Schweizer Immobilienanlagen frohlocken Bewertung 1: Agios 5% 4% 3% 2% 1% % -1% 1995 1997 1999 21 23 25 27 29 Schweizer Immobilienfonds Kommerziell Wohnen Quelle: Credit Suisse 211 213 215 Agios Schweizer Immobilienfonds Die Zinssenkung durch die Schweizerische Nationalbank auf -.75% führte zu Beginn des vergangenen Jahres zu einem Kursanstieg Schweizer Immobilienfonds. Die Agios, das ist die Differenz des Fondspreises zum Nettoinventarwert (NAV), sozusagen die Preisaufschläge, erreichten im April ihren Höchststand von 36%. Mittlerweile haben sie sich normalisiert. Aktuell weisen Fonds mit mehrheitlich kommerziell genutzten Liegenschaften ein Agio von 13% auf, was die angespannte Situation bei Geschäftsimmobilien widerspiegelt. Die niedrigen Zinsen dürften in den Jahresabschlüssen dank tieferer Diskontierungssätze zu weiteren Aufwertungen der NAVs und damit zu einer Reduktion der Agios führen. Besonders profitieren werden Fonds mit Wohnliegenschaften. Bewertung 2: Rendite p. a. 6% 5% 4% 3% 2% 1% % -1% 1995 1997 1999 21 23 25 27 29 Quelle: Credit Suisse 211 213 Ausschüttungsrendite Schweizer Immobilienfonds Rendite 1-jähriger Schweizer Staatsanleihen Renditedifferenz 215 Verlockend hohe Renditen Seit ihrem Höchststand im April haben sich die Agios Schweizer Immobilienfonds normalisiert. Neben der Abkühlung am Immobilienmarkt ist dies vor allem auf zahlreiche Kapitalerhöhungen zurückzuführen. Im Laufe des vergangenen Jahres haben Fonds und Immobilienunternehmen knapp 1.5 Mrd. Franken an neuem Kapital aufgenommen. Darüber hinaus hat die Lancierung von neuen Anlagestiftungen das Angebot für Pensionskassen weiter verbreitert. Nach den jüngsten Kursrückgängen erachten wir die Anlageklasse der Immobilienfonds wieder als attraktiv. Mit einer Ausschüttungsrendite von 3 % sind sie in der Schweiz eine kaum zu schlagende Anlageklasse. Noch nie war die Renditedifferenz zu 1-jährigen Schweizer Staatsanleihen so gross wie heute. Bewertung 3: Direkte oder indirekte Immobilienfonds? Rendite p. a. 5% 4% 3% 2% 1% % CS LIVINGPLUS CS PROPERTY PLUS UBS DIRECT RES UBS ANFOS PROCIMMO REALSTONE SWISSCANTO COM Ø SIX DIREKTE FONDS Direkte Immobilienfonds CS INTERSWISS CS SIAT SCHRODER IMMOPLUS SWISSCANTO IFCA SWISSINVEST RE UBS ANFOS UBS FONCIPARS UBS SIMA UBS SWISSREAL Ø SIX INDIREKTE FONDS CREDIT SUISSE 1A Indirekte Immobilienfonds Neben attraktiven Ausschüttungsrenditen bieten gewisse Fonds reizvolle steuerliche Vorteile. Gemeint sind all jene Fonds, welche ihre Immobilien direkt, also nicht über Zwischengesellschaften, halten. Für Schweizer Privatinvestoren bedeutet das: die Ausschüttungen direkter Fonds sind steuerfrei und es entfällt die Vermögenssteuer auf das in Immobilien investierte Vermögen. Aufgrund von Steueroptimierungen innerhalb der indirekten Fonds können diese im Durchschnitt zwar eine leicht höhere (Brutto-)Ausschüttungsrendite erzielen, nach Steuern überwiegen aber die Vorteile direkter Fonds für Schweizer Privatanleger. Institutionelle Anleger sollten dagegen zu indirekten Fonds greifen. Dreyfus Kompass Januar 216 Seite 5
Bei den in unserer Analyse verwendeten Kursen handelt es sich um Schlusskurse des jeweiligen Zeitraumes. Die unseren Bewertungsmodellen zu Grunde liegenden Zahlen sind datumsbezogene Schätzungen und somit mit Risiken behaftet. Diese können sich jederzeit ohne Ankündigung ändern. Die Verwendung von Bewertungsmodellen schliesst das Risiko nicht aus, dass faire Bewertungen über einen genannten Anlagezeitraum nicht erreicht werden. Eine unübersehbare Vielzahl von Faktoren hat Einfluss auf die Kursentwicklung. Unvorhersehbare Änderungen können sich zum Beispiel aus technologischen Entwicklungen, aus gesamtkonjunkturellen Aktivitäten, aus Wechselkursschwankungen oder aus Änderungen gesellschaftlicher Wertvorstellungen ergeben. Diese Erörterung von Bewertungsmethoden und Risikofaktoren erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Dreyfus Söhne & Cie AG veröffentlicht den Kompass vier Mal pro Jahr. Die Publikation richtet sich an Kunden der Bank und Interessierte. Sie stellt auszugsweise dar, mit welchem Instrumentarium und mit welcher Methodologie die Bank das Geschehen rund um die Finanzmärkte verfolgt. Der Kompass leistet Orientierungshilfe, kann aber den individuellen Portfoliokontext nicht berücksichtigen. Dreyfus Söhne & Cie AG, Banquiers Kontakt: Dr. Uwe Heller, CFA Dreyfus Söhne & Cie AG, Banquiers Aeschenvorstadt 16 Postfach 42 Basel Schweiz Telefon +41 61 286 66 66 Fax +41 61 272 24 38 contact@dreyfusbank.ch www.dreyfusbank.ch Dreyfus Kompass Januar 216 Seite 6