Bundesrat Drucksache 139/13. Gesetzesantrag der Länder Rheinland-Pfalz, Hamburg, Nordrhein-Westfalen. Entwurf eines Jahressteuergesetzes 2013 22.02.



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Transkript:

Bundesrat Drucksache 139/13 22.02.13 Gesetzesantrag der Länder Rheinland-Pfalz, Hamburg, Nordrhein-Westfalen Entwurf eines Jahressteuergesetzes 2013 A. Problem und Ziel Der Deutsche Bundestag hat am 25. Oktober 2012 den Entwurf eines Jahressteuergesetzes 2013 (BT-Dr. 17/10000) in der Fassung der Beschlussempfehlung des Finanzausschusses (BT-Drs. 17/11190) beschlossen. Das Gesetz trug dem Umstand Rechnung, dass sich in verschiedenen Bereichen des deutschen Steuerrechts Gesetzgebungsbedarf ergeben hat. Hierzu gehören Anpassungen an Recht und Rechtsprechung der Europäischen Union - insbesondere an die EU-Amtshilferichtlinie (Richtlinie 2011/16/EU) - sowie Maßnahmen zur Sicherung des Steueraufkommens. In dem Gesetzesbeschluss des Deutschen Bundestages blieben Änderungen, die der Bundesrat in seiner Stellungnahme vom 6. Juli 2012 (BR-Drs. 302/12(B)) vorgeschlagen hat, weitgehend unberücksichtigt. Nachdem der Bundesrat am 23. November 2012 die Zustimmung zu dem Gesetz verweigerte (BR-Drs. 632/12 Beschluss), rief die Bundesregierung am 28. November 2012 den Vermittlungsausschuss an (BR-Drs. 632/12 Beschluss). In den Verhandlungen des Vermittlungsausschusses konnte bis auf die steuerliche Gleichstellung Eingetragener Lebenspartnerschaften mit der Ehe ein Einvernehmen über das Jahressteuergesetz 2013 erzielt werden. Der Deutsche Bundestag hat dennoch am 17. Januar 2013 den mehrheitlich vom Vermittlungsausschuss beschlossenen Einigungsvorschlag vom 13. Dezember 2012 (BT-Drs. 17/11844), der die steuerliche Gleichstellung Eingetragener Lebenspartnerschaften einschloss, insgesamt abgelehnt (BR-Drs. 33/13). Eine Anrufung des Vermittlungsausschusses durch den Deutschen Bundestag ist bisher nicht erfolgt. B. Lösung Der Entwurf eines Jahressteuergesetzes 2013 enthält zusammen mit den Vorschlägen des Vermittlungsausschusses zur Missbrauchsbekämpfung für die Länder unverzichtbare steuerliche Maßnahmen. Vor allem über diesen Regelungskomplex bestand im Vermittlungsausschuss Einvernehmen. Die vorliegende Gesetzesinitiative des Bundesrates dient dazu, das einvernehmliche Teilergebnis des Vermittlungsverfahrens umzusetzen. Einzelheiten zu den Maßnahmen ergeben sich aus der Begründung des vorliegenden Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbh, Postfach 10 05 34, 50445 Köln Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0720-2946

Drucksache 139/13-2- Gesetzesentwurfs, die auf der Begründung zum Jahressteuergesetzes 2013 (BT- Dr. 17/10000) unter Berücksichtigung der Änderungen des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages (BT-Drs. 17/11190) aufbaut. C. Alternativen Keine. D. Haushaltsausgaben ohne Erfüllungsaufwand Der Gesetzentwurf wirkt sich auf die öffentlichen Haushalte der Gebietskörperschaften wie folgt aus: (Steuermehr- (+)/Mindereinnahmen (-) in Mio. Euro) Gebietskörperschaft Volle Jahreswirkung 1) Kassenjahr 2013 2014 2015 2016 2017 Insgesamt +605 +5 +270 +470 +535 +505 Bund +137-48 +23 +92 +104 +92 Länder +377 +59 +228 +313 +350 +337 Gemeinden +91-6 +19 +65 +81 +76 1) Wirkung für einen vollen (Veranlagungs-)Zeitraum von 12 Monaten Die Aufteilung auf die einzelnen Vorschriften ist als Anlage beigefügt. E. Erfüllungsaufwand E.1 Erfüllungsaufwand für Bürgerinnen und Bürger Für Bürgerinnen und Bürger ändert sich der Erfüllungsaufwand vor allem durch die Begrenzung der vorübergehenden völligen Steuerfreistellung des Wehrsoldes für freiwillig Wehrdienstleitende die zweijährige Geltungsdauer der im Lohnsteuerabzugsverfahren zu berücksichtigenden Freibeträge, Schaffung der Regelungen zur gestreckten Einführung des Verfahrens der elektronischen Lohnsteuerabzugsmerkmale ELStAM sowie für den Übergangszeitraum ( 52b neu - EStG), Einführung einer Lohnsteuer-Nachschau ( 42g neu EStG), die erforderlichen Rückmeldungen an die Anbieter von Produkten nach dem Fünften Vermögensbildungsgesetz im Rahmen der Einführung der elektronischen Vermögensbildungsbescheinigung.

-3- Drucksache 139/13 E.2 Erfüllungsaufwand für die Wirtschaft Für die Wirtschaft ändert sich der Erfüllungsaufwand vor allem durch die neu geregelte gesetzliche Verpflichtung, die Bezeichnung Gutschrift aufzunehmen, wenn eine Rechnung durch den Leistungsempfänger ausgestellt wird, die elektronische Anmeldung der Feuerschutzsteuer sowie die Einführung der elektronischen Vermögensbildungsbescheinigung. E.3 Erfüllungsaufwand der Verwaltung Für die Verwaltung ändert sich der Erfüllungsaufwand vor allem durch das neue EU-Amtshilfegesetz, die zweijährige Geltungsdauer der im Lohnsteuerabzugsverfahren zu berücksichtigenden Freibeträge, die Neuregelung des Entlastungsverfahrens für hybride ausländische Gesellschaftsformen, die Umstellung des Abstandnahmeverfahrens beim Steuerabzug von Kapitalerträgen, der Umstellung des Erstattungsverfahrens bei Gesamthandsgemeinschaften, die Einführung eines Umsatzsteuer-Vergütungsverfahrens für Leistungen an europäische Forschungsinfrastrukturkonsortien, die Änderungen bei der Steuerstatistik, die Änderungen bei der Verwaltung der Kraftfahrzeugsteuer, die Einführung der elektronischen Vermögensbildungsbescheinigung sowie die Einführung der elektronischen Feuerschutzsteueranmeldung. F. Weitere Kosten Keine.

Bundesrat Drucksache 139/13 22.02.13 Gesetzesantrag der Länder Rheinland-Pfalz, Hamburg, Nordrhein-Westfalen Entwurf eines Jahressteuergesetzes 2013 Die Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz Mainz, den 21. Februar 2013 An den Präsidenten des Bundesrates Herrn Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann Sehr geehrter Herr Präsident, die Landesregierungen von Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hamburg haben beschlossen, dem Bundesrat den in der Anlage mit Vorblatt und Begründung beigefügten Gesetzesantrag Entwurf eines Jahressteuergesetzes 2013 mit dem Antrag zuzuleiten, die Einbringung beim Deutschen Bundestag gemäß Artikel 76 Absatz 1 des Grundgesetzes zu beschließen. Ich bitte Sie, diesen Gesetzesantrag gemäß 36 Abs. 2 GO BR in die Tagesordnung der 907. Sitzung des Bundesrates am 1. März 2013 aufzunehmen.. Mit freundlichen Grüßen Malu Dreyer

Drucksache 139/13 Entwurf eines Jahressteuergesetzes 2013 1 Vom... Der Bundestag hat mit Zustimmung des Bundesrates das folgende Gesetz beschlossen: I n h a l t s ü b e r s i c h t Artikel 1 Artikel 2 Artikel 3 Artikel 4 Artikel 5 Artikel 6 Artikel 7 Artikel 8 Artikel 9 Artikel 10 Artikel 11 Artikel 12 Artikel 13 Artikel 14 Artikel 15 Artikel 16 Artikel 17 Artikel 18 Artikel 19 Artikel 20 Artikel 21 Artikel 22 Artikel 23 Artikel 24 Gesetz über die Durchführung der gegenseitigen Amtshilfe in Steuersachen zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU-Amtshilfegesetz EUAHiG) Änderung des Einkommensteuergesetzes Änderung des Körperschaftsteuergesetzes Änderung des Gewerbesteuergesetzes Änderung der Gewerbesteuer-Durchführungsverordnung Änderung des Außensteuergesetzes Änderung der Gewinnabgrenzungsaufzeichnungsverordnung Änderung des Investmentsteuergesetzes Änderung des Umwandlungssteuergesetzes Änderung des Umsatzsteuergesetzes Änderung der Abgabenordnung Änderung des Einführungsgesetzes zur Abgabenordnung Änderung des Steuerberatungsgesetzes Änderung des Feuerschutzsteuergesetzes Änderung des Bundeskindergeldgesetzes Änderung des Gesetzes über Steuerstatistiken Änderung des Finanzverwaltungsgesetzes Änderung des Fünften Vermögensbildungsgesetzes Änderung der Verordnung zur Durchführung des Fünften Vermögensbildungsgesetzes Änderung des Bewertungsgesetzes Änderung des EU-Beitreibungsgesetzes Änderung der Zivilprozessordnung Änderung der Finanzgerichtsordnung Änderung der Funktionsverlagerungsverordnung 1 Artikel 1 dieses Gesetzes dient der Umsetzung der Richtlinie 2011/16/EU des Rates vom 15. Februar 2011 über die Zusammenarbeit der Verwaltungsbehörden im Bereich der Besteuerung und zur Aufhebung der Richtlinie 77/799/EWG (ABl. L 64 vom 11.3.2011, S. 1). Artikel 10 Nummer 2 Buchstabe b dieses Gesetzes dient der Umsetzung von Artikel 4 der Richtlinie 2008/8/EG des Rates vom 12. Februar 2008 zur Änderung der Richtlinie 2006/112/EG bezüglich des Ortes der Dienstleistung (ABl. L 44 vom 20.2.2008, S. 11). Artikel 10 Nummer 7 und 8 dient der Umsetzung der Richtlinie 2010/45/EU des Rates vom 13. Juli 2010 zur Änderung der Richtlinie 2006/112/EG über das gemeinsame Mehrwertsteuersystem hinsichtlich der Rechnungsstellungsvorschriften (ABl. L 189 vom 22.7.2010, S. 1).

Drucksache 139/13-2- Artikel 25 Artikel 26 Artikel 27 Artikel 28 Artikel 29 Artikel 30 Artikel 31 Änderung des Zerlegungsgesetzes Änderung des Grunderwerbsteuergesetzes Änderung des Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetzes Änderung der Altersvorsorge-Durchführungsverordnung Änderung des Börsengesetzes Änderung des Luftverkehrsgesetzes Inkrafttreten, Außerkrafttreten Anlage zu Artikel 2 Nummer 44 (zu 43b)

-3- Drucksache 139/13 Artikel 1 Gesetz über die Durchführung der gegenseitigen Amtshilfe in Steuersachen zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU-Amtshilfegesetz EUAHiG) I n h a l t s ü b e r s i c h t A b s c h n i t t 1 A l l g e m e i n e B e s t i m m u n g e n 1 Anwendungsbereich und anzuwendendes Recht 2 Begriffsbestimmungen 3 Zuständigkeit und Prüfungsbefugnisse A b s c h n i t t 2 Ü b e r m i t t l u n g v o n I n f o r m a t i o n e n a u f E r s u c h e n 4 Ersuchen von anderen Mitgliedstaaten 5 Fristen 6 Ersuchen an andere Mitgliedstaaten A b s c h n i t t 3 W e i t e r e Ü b e r m i t t l u n g v o n I n f o r m a t i o n e n 7 Automatische Übermittlung von Informationen 8 Spontane Übermittlung von Informationen an andere Mitgliedstaaten 9 Spontane Übermittlung von Informationen durch andere Mitgliedstaaten A b s c h n i t t 4 S o n s t i g e F o r m e n d e r V e r w a l t u n g s z u s a m m e n a r b e i t 10 Anwesenheit von Bediensteten anderer Mitgliedstaaten im Inland 11 Anwesenheit von inländischen Bediensteten in anderen Mitgliedstaaten 12 Gleichzeitige Prüfung 13 Zustellungsersuchen an andere Mitgliedstaaten 14 Zustellungsersuchen von anderen Mitgliedstaaten

Drucksache 139/13-4- A b s c h n i t t 5 W e i t e r e V o r s c h r i f t e n 15 Verwendung von Informationen und Dokumenten 16 Rückmeldungen 17 Standardformblätter und Kommunikationsmittel 18 Informationsübermittlung an Drittstaaten 19 Datenschutz und Zweckbestimmung 20 Anwendungsbestimmung A b s c h n i t t 1 A l l g e m e i n e B e s t i m m u n g e n 1 Anwendungsbereich und anzuwendendes Recht (1) Dieses Gesetz regelt den Austausch von voraussichtlich erheblichen Informationen in Steuersachen zwischen Deutschland und den anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union (Mitgliedstaaten). Es ist anzuwenden für jede Art von Steuern, die von einem oder für einen Mitgliedstaat oder dessen Gebiets- oder Verwaltungseinheiten einschließlich der örtlichen Behörden erhoben werden. (2) Dieses Gesetz ist nicht anzuwenden auf 1. die Umsatzsteuer, einschließlich der Einfuhrumsatzsteuer, 2. Zölle, 3. harmonisierte Verbrauchsteuern, sofern diese in Artikel 1 Absatz 1 der Richtlinie 2008/118/EG des Rates vom 16. Dezember 2008 über das allgemeine Verbrauchsteuersystem und zur Aufhebung der Richtlinie 92/12/EWG (ABl. L 9 vom 14.1.2009, S. 12), die zuletzt durch die Richtlinie 2010/12/EU (ABl. L 50 vom 27.2.2010, S. 1) geändert worden ist, in der jeweils geltenden Fassung genannt werden, 4. Beiträge und Umlagen sowie damit verbundene Abgaben und Gebühren nach dem Sozialgesetzbuch, den in 68 des Ersten Buches Sozialgesetzbuch genannten Gesetzen, dem Aufwendungsausgleichsgesetz und 5. Gebühren. (3) Dieses Gesetz berührt nicht 1. die Vorschriften über die Rechtshilfe in Strafsachen und 2. die Wahrnehmung der Rechte und die Erfüllung der Pflichten, die Deutschland in Bezug auf eine umfassendere Zusammenarbeit der Verwaltungen aus anderen Rechtsinstrumenten erwachsen, einschließlich bi- oder multilateraler Abkommen.

-5- Drucksache 139/13 (4) Für die Amtshilfe nach diesem Gesetz gelten die Vorschriften der Abgabenordnung entsprechend, soweit dieses Gesetz nichts anderes bestimmt. 2 Begriffsbestimmungen (1) Person im Sinne dieses Gesetzes ist 1. eine natürliche Person, 2. eine juristische Person, 3. eine Personenvereinigung, der die Rechtsfähigkeit zuerkannt wurde, die aber nicht über die Rechtsstellung einer juristischen Person verfügt oder 4. jede andere Rechtsform gleich welcher Art, mit oder ohne allgemeine Rechtsfähigkeit, die Vermögensgegenstände besitzt oder verwaltet, welche einschließlich der daraus erzielten Einkünfte einer der von 1 erfassten Steuern unterliegen. (2) Amtshilferichtlinie im Sinne dieses Gesetzes sowie des Einkommensteuergesetzes, der Abgabenordnung, des Außensteuergesetzes, des Körperschaftsteuergesetzes, des Gewerbesteuergesetzes, des Investmentsteuergesetzes und sonstiger Steuergesetze bezeichnet die Richtlinie 2011/16/EU des Rates vom 15. Februar 2011 über die Zusammenarbeit der Verwaltungsbehörden im Bereich der Besteuerung und zur Aufhebung der Richtlinie 77/799/EWG (ABl. L 64 vom 11.3.2011, S. 1) in der jeweils geltenden Fassung. Die auf Grund der Amtshilferichtlinie erlassenen europarechtlichen Durchführungsbestimmungen gelten in der im jeweiligen Besteuerungszeitraum aktuellen Fassung. (3) Auf elektronischem Weg im Sinne dieses Gesetzes bezeichnet die Verwendung elektronischer Anlagen zur Übermittlung, Verarbeitung von Daten, einschließlich der Datenkomprimierung, und zum Speichern von Daten unter Einsatz von Draht, Funk, optischen Technologien oder anderen elektromagnetischer Verfahren. 3 Zuständigkeit und Prüfungsbefugnisse (1) Zuständige Behörde im Sinne von Artikel 4 Absatz 1 der Amtshilferichtlinie ist das Bundesministerium der Finanzen. (2) Zentrales Verbindungsbüro im Sinne von Artikel 4 Absatz 2 Unterabsatz 1 der Amtshilferichtlinie ist in den Fällen des 5 Absatz 1 Nummer 5 des Finanzverwaltungsgesetzes das Bundeszentralamt für Steuern. Das Bundesministerium der Finanzen kann durch Schreiben weitere Verbindungsstellen im Sinne von Artikel 4 Absatz 3 und zuständige Bedienstete im Sinne von Artikel 4 Absatz 4 der Amtshilferichtlinie benennen. (3) Das zentrale Verbindungsbüro übernimmt die Kommunikation mit den anderen Mitgliedstaaten und prüft eingehende und ausgehende Ersuchen auf Zulässigkeit nach diesem Gesetz. Eingehende zulässige Ersuchen und Informationen werden vom zentralen Verbin-

Drucksache 139/13-6- dungsbüro an die Finanzbehörden weitergeleitet. Zulässige Ersuchen und Informationen der Finanzbehörden werden vom zentralen Verbindungsbüro an die anderen Mitgliedstaaten weitergeleitet. (4) Gehen Ersuchen nach diesem Gesetz bei einer anderen Stelle als dem zentralen Verbindungsbüro ein, so sind diese Ersuchen letzterem unverzüglich zuzuleiten. (5) Die Gemeinden und Gemeindeverbände können Amtshilfe nach Maßgabe dieses Gesetzes in Anspruch nehmen. Sie gelten insoweit als Finanzbehörden im Sinne dieses Gesetzes. A b s c h n i t t 2 Ü b e r m i t t l u n g v o n I n f o r m a t i o n e n a u f E r s u c h e n 4 Ersuchen von anderen Mitgliedstaaten (1) Auf Ersuchen erstellt die zuständige Finanzbehörde alle Antworten, die für die Festsetzung von Steuern nach 1 voraussichtlich erheblich sind. Die Antworten werden durch das zentrale Verbindungsbüro an den anderen Mitgliedstaat weitergeleitet. Die zuständige Finanzbehörde erstellt die Antworten nach Maßgabe dieses Gesetzes und unter Berücksichtigung des 117 Absatz 4 der Abgabenordnung. Verfügt die Finanzbehörde nicht über die betreffenden Informationen, so führt sie nach pflichtgemäßem Ermessen alle nach der Abgabenordnung vorgesehenen behördlichen Ermittlungen durch. (2) Absatz 1 gilt auch für Ersuchen um Durchführung bestimmter behördlicher Ermittlungen. Ist die Finanzbehörde der Auffassung, dass keine behördliche Ermittlung erforderlich ist, so teilt sie dies unverzüglich dem zentralen Verbindungsbüro mit. Originaldokumente sind auf Ersuchen des anderen Mitgliedstaats zu übermitteln, soweit dies nach deutschem Recht zulässig ist. (3) Das zentrale Verbindungsbüro übermittelt keine Informationen, wenn 1. die Durchführung erforderlicher Ermittlungen oder die Beschaffung der betreffenden Informationen nach deutschem Recht nicht möglich ist, 2. der andere Mitgliedstaat die üblichen Informationsquellen nicht ausgeschöpft hat, die ihm zur Erlangung der erbetenen Informationen zur Verfügung stehen, ohne dabei die Erreichung des Ziels zu gefährden, 3. ein Handels-, Gewerbe- oder Berufsgeheimnis oder ein Geschäftsverfahren preisgegeben werden würde oder 4. die öffentliche Ordnung verletzt werden würde.

-7- Drucksache 139/13 (4) Das zentrale Verbindungsbüro kann die Übermittlung von Informationen zudem ablehnen, wenn der andere Mitgliedstaat seinerseits aus rechtlichen Gründen nicht zur Übermittlung entsprechender Informationen in der Lage ist. (5) Absatz 3 Nummer 1, 3 und 4 ist in keinem Fall so auszulegen, dass die Übermittlung von Informationen nur deshalb abgelehnt werden kann, weil die betreffenden Informationen sich bei einer Bank, einem sonstigen Finanzinstitut, einem Bevollmächtigten, Vertreter oder Treuhänder befinden oder sich auf Eigentumsanteile an einer Person beziehen. (6) Ein Ersuchen kann nicht aus dem Grund abgelehnt werden, dass die zu übermittelnden Informationen nach deutschem Recht nicht für steuerliche Zwecke benötigt werden. Lehnt das zentrale Verbindungsbüro ein Ersuchen aus anderen Gründen ab, so sind dem anderen Mitgliedstaat die Gründe hierfür mitzuteilen. 5 Fristen (1) Das zentrale Verbindungsbüro übermittelt die Informationen nach 4 unverzüglich, spätestens jedoch sechs Monate nachdem es das Ersuchen erhalten hat. Ist die Finanzbehörde bereits im Besitz der entsprechenden Informationen, verkürzt sich die Frist auf zwei Monate. In besonders gelagerten Fällen können das zentrale Verbindungsbüro und der andere Mitgliedstaat abweichende Fristen vereinbaren. (2) Das zentrale Verbindungsbüro bestätigt dem anderen Mitgliedstaat unverzüglich, spätestens jedoch sieben Arbeitstage nachdem es das Ersuchen erhalten hat, möglichst auf elektronischem Weg den Erhalt dieses Ersuchens. (3) Weist das Ersuchen Mängel auf, so unterrichtet das zentrale Verbindungsbüro den anderen Mitgliedstaat darüber innerhalb eines Monats nachdem es das Ersuchen erhalten hat und fordert gegebenenfalls zusätzliche Hintergrundinformationen an. Die Fristen nach Absatz 1 beginnen am Tag nach dem Eingang der angeforderten zusätzlichen Hintergrundinformationen. (4) Ist die Finanzbehörde nicht in der Lage, auf ein Ersuchen fristgerecht zu antworten, so teilt das zentrale Verbindungsbüro dies dem anderen Mitgliedstaat unverzüglich, spätestens jedoch drei Monate nachdem das zentrale Verbindungsbüro das Ersuchen erhalten hat, unter Nennung der Gründe und des voraussichtlichen Erledigungsdatums mit. (5) Ist die Finanzbehörde nicht im Besitz der erbetenen Informationen oder lehnt sie das Ersuchen aus den in 4 Absatz 3 oder 4 genannten Gründen ab, so teilt das zentrale Verbindungsbüro dies dem anderen Mitgliedstaat unverzüglich, spätestens jedoch innerhalb eines Monats nachdem das zentrale Verbindungsbüro das Ersuchen erhalten hat, unter Nennung der Gründe mit.

Drucksache 139/13-8- 6 Ersuchen an andere Mitgliedstaaten (1) Die Finanzbehörde ist befugt, ein Ersuchen zu stellen, welches das zentrale Verbindungsbüro dem anderen Mitgliedstaat nach den Vorschriften dieses Gesetzes weiterleitet. Darin kann um sachdienliche behördliche Ermittlungen ersucht werden. Originaldokumente können erbeten werden, soweit sie für das weitere Verfahren notwendig sind. (2) Bevor die Finanzbehörde ein Ersuchen stellt, hat sie alle nach der Abgabenordnung vorgesehenen Ermittlungsmöglichkeiten auszuschöpfen, es sei denn, die Durchführung der Ermittlungen wäre mit unverhältnismäßig großen Schwierigkeiten verbunden oder stellt sich als nicht Erfolg versprechend dar. A b s c h n i t t 3 W e i t e r e Ü b e r m i t t l u n g v o n I n f o r m a t i o n e n 7 Automatische Übermittlung von Informationen (1) Das zentrale Verbindungsbüro übermittelt an andere Mitgliedstaaten systematisch auf elektronischem Weg, ohne vorheriges Ersuchen, die folgenden verfügbaren Informationen über in anderen Mitgliedstaaten ansässige Personen: 1. Vergütungen aus unselbständiger Arbeit, 2. Aufsichtsrats- oder Verwaltungsratsvergütungen, 3. Lebensversicherungsprodukte, die nicht von anderen Rechtsakten der Europäischen Union über den Austausch von Informationen oder vergleichbaren Maßnahmen erfasst sind, 4. Ruhegehälter, Renten und ähnliche Zahlungen, und 5. Eigentum an unbeweglichem Vermögen und Einkünfte daraus. (2) In den Fällen des Absatzes 1 ist abweichend von 117 Absatz 4 Satz 3 der Abgabenordnung keine Anhörung erforderlich. (3) Das Bundesministerium der Finanzen legt im Einvernehmen mit den obersten Finanzbehörden der Länder die Einzelheiten der automatischen Übermittlung von Informationen in einem Schreiben fest. Dieses Schreiben ist im Bundessteuerblatt zu veröffentlichen.

-9- Drucksache 139/13 8 Spontane Übermittlung von Informationen an andere Mitgliedstaaten (1) Die Finanzbehörde kann nach pflichtgemäßem Ermessen ohne Ersuchen alle Informationen an das zentrale Verbindungsbüro übermitteln, die für die anderen Mitgliedstaaten von Nutzen sein können. Das zentrale Verbindungsbüro entscheidet nach pflichtgemäßem Ermessen über die Übermittlung der Informationen an die anderen Mitgliedstaaten. (2) Informationen nach 1 Absatz 1 sind zu übermitteln, wenn 1. Gründe für die Vermutung einer Steuerverkürzung in dem anderen Mitgliedstaat vorliegen, 2. ein Sachverhalt vorliegt, auf Grund dessen eine Steuerermäßigung oder Steuerbefreiung gewährt worden ist und die zu übermittelnden Informationen für den Steuerpflichtigen zu einer Besteuerung oder Steuererhöhung im anderen Mitgliedstaat führen könnten, 3. Geschäftsbeziehungen zwischen einem in Deutschland Steuerpflichtigen und einem in einem anderen Mitgliedstaat Steuerpflichtigen über ein oder mehrere weitere Staaten in einer Weise geleitet werden, die in einem oder beiden Mitgliedstaaten zur Steuerersparnis führen kann, 4. Gründe für die Vermutung vorliegen, dass durch künstliche Gewinnverlagerungen zwischen verbundenen Unternehmen eine Steuerersparnis eintritt oder 5. ein Sachverhalt, der im Zusammenhang mit der Informationserteilung eines anderen Mitgliedstaats ermittelt wurde, auch für die zutreffende Steuerfestsetzung in einem weiteren Mitgliedstaat erheblich sein könnte. (3) Die Übermittlung nach Absatz 2 soll unverzüglich erfolgen, spätestens jedoch einen Monat nachdem die Informationen verfügbar geworden sind. 9 Spontane Übermittlung von Informationen durch andere Mitgliedstaaten Das zentrale Verbindungsbüro leitet Informationen, die andere Mitgliedstaaten spontan übermittelt haben, den Finanzbehörden zur Auswertung weiter. Es bestätigt unverzüglich, spätestens jedoch sieben Arbeitstage nach Eingang der Informationen, dem anderen Mitgliedstaat möglichst auf elektronischem Weg deren Erhalt.

Drucksache 139/13-10- A b s c h n i t t 4 S o n s t i g e F o r m e n d e r V e r w a l t u n g s z u s a m m e n a r b e i t 10 Anwesenheit von Bediensteten anderer Mitgliedstaaten im Inland (1) Das zentrale Verbindungsbüro kann zum Zweck des Informationsaustauschs mit einem anderen Mitgliedstaat vereinbaren, dass unter den von der Finanzbehörde festgelegten Voraussetzungen befugte Bedienstete des anderen Mitgliedstaats 1. in den Amtsräumen zugegen sein dürfen, in denen deutsche Finanzbehörden ihre Tätigkeit ausüben sowie 2. bei den behördlichen Ermittlungen zugegen sein dürfen, die auf deutschem Hoheitsgebiet durchgeführt werden. (2) Bei dem Informationsaustausch gemäß Absatz 1 stellt die Finanzbehörde sicher, dass Bediensteten der anderen Mitgliedstaaten nur solche Informationen offenbart werden, die nach 4 übermittelt werden dürfen. Sind die erbetenen Informationen in den Unterlagen enthalten, zu denen die Finanzbehörde Zugang hat, so werden den Bediensteten des anderen Mitgliedstaats Kopien dieser Unterlagen ausgehändigt. (3) Die Vereinbarung nach Absatz 1 kann vorsehen, dass Bedienstete der anderen Mitgliedstaaten im Beisein inländischer Bediensteter Personen befragen und Aufzeichnungen prüfen dürfen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Personen der Befragung und Prüfung zustimmen. Verweigert eine Person die Mitwirkung, gilt diese Verweigerung wie eine Verweigerung gegenüber inländischen Bediensteten. (4) Befugte Bedienstete des anderen Mitgliedstaats müssen, wenn sie sich nach Absatz 1 auf deutschem Hoheitsgebiet aufhalten, jederzeit eine schriftliche Vollmacht vorlegen können, aus der ihre Identität und dienstliche Stellung hervorgehen. 11 Anwesenheit von inländischen Bediensteten in anderen Mitgliedstaaten Sofern die Komplexität eines Ersuchens es erfordert, können bevollmächtigte inländische Bedienstete in andere Mitgliedstaaten entsandt werden. 10 gilt sinngemäß. 12 Gleichzeitige Prüfung (1) Auf Vorschlag der Finanzbehörde kann das zentrale Verbindungsbüro mit einem oder mehreren Mitgliedstaaten vereinbaren, im jeweils eigenen Hoheitsgebiet eine gleichzeitige Prüfung einer oder mehrerer Personen von gemeinsamem oder ergänzendem Interesse

-11- Drucksache 139/13 durchzuführen. Soweit dies nach 4 zulässig ist, sind die hierbei erlangten Informationen sowie die für die Vereinbarung der Prüfung im Vorfeld erforderlichen Kenntnisse auszutauschen. (2) Die Finanzbehörde bestimmt, welche Person oder welche Personen sie für eine gleichzeitige Prüfung vorschlägt. Das zentrale Verbindungsbüro unterrichtet die betroffenen Mitgliedstaaten darüber, begründet die Auswahl und gibt den Zeitraum an, in welchem die gleichzeitige Prüfung durchgeführt werden soll. (3) Schlägt ein anderer Mitgliedstaat eine gleichzeitige Prüfung vor, so entscheidet die Finanzbehörde, ob sie an der gleichzeitigen Prüfung teilnehmen wird. Das zentrale Verbindungsbüro teilt dem anderen Mitgliedstaat das Einverständnis oder die begründete Ablehnung mit. (4) Das zentrale Verbindungsbüro benennt einen Bediensteten, der für die Beaufsichtigung und die Koordinierung der gleichzeitigen Prüfung verantwortlich ist. (5) Von der Anhörung des Steuerpflichtigen kann bis zur Bekanntgabe der Prüfungsanordnung abgesehen werden, wenn sonst der Prüfungserfolg gefährdet werden würde. 13 Zustellungsersuchen an andere Mitgliedstaaten (1) Auf Ersuchen der zuständigen Finanzbehörde beantragt das zentrale Verbindungsbüro bei einem anderen Mitgliedstaat die Zustellung von Dokumenten und Entscheidungen der Finanzbehörde, die mit einer Steuer nach 1 zusammenhängen. (2) Ein Zustellungsersuchen ist nur dann zulässig, wenn 1. die Finanzbehörde nicht in der Lage ist, die Zustellung nach den Vorschriften des Verwaltungszustellungsgesetzes im anderen Mitgliedstaat vorzunehmen oder 2. die Zustellung mit unverhältnismäßig großen Schwierigkeiten verbunden wäre. (3) Im Zustellungsersuchen ist Folgendes anzugeben: 1. der Gegenstand des zuzustellenden Dokuments oder der zuzustellenden Entscheidung, 2. der Name und die Anschrift des Adressaten sowie 3. alle weiteren Informationen, die die Identifizierung des Adressaten erleichtern können. (4) Einer in einem anderen Mitgliedstaat ansässigen Person kann jedes Dokument per Einschreiben oder auf elektronischem Weg direkt zugestellt werden. (5) Das zentrale Verbindungsbüro leitet Informationen über veranlasste Zustellungen anderer Mitgliedstaaten den Finanzbehörden, die die Informationen verwenden, weiter.

Drucksache 139/13-12- 14 Zustellungsersuchen von anderen Mitgliedstaaten (1) Auf Ersuchen werden alle Dokumente zugestellt, die mit einer Steuer gemäß 1 zusammenhängen, einschließlich der gerichtlichen Dokumente, die aus dem anderen Mitgliedstaat stammen. Das zentrale Verbindungsbüro leitet hierzu der Finanzbehörde das Ersuchen zwecks Zustellung zu. Die Zustellung richtet sich nach den Vorschriften des Verwaltungszustellungsgesetzes. (2) Das zentrale Verbindungsbüro teilt dem anderen Mitgliedstaat unverzüglich mit, welche Maßnahme auf Grund des Zustellungsersuchens veranlasst wurde. Diese Mitteilung beinhaltet insbesondere die Angabe, an welchem Tag und an welche Anschrift dem Empfänger das Dokument zugestellt worden ist. A b s c h n i t t 5 W e i t e r e V o r s c h r i f t e n 15 Verwendung von Informationen und Dokumenten (1) Übermittelt das zentrale Verbindungsbüro einem anderen Mitgliedstaat Informationen, so gestattet es diesem auf Anfrage, die Informationen für andere als die in 19 Absatz 2 Satz 1 genannten Zwecke zu verwenden, wenn die Verwendung für einen vergleichbaren Zweck nach deutschem Recht unter Beachtung der 30, 31, 31a und 31b der Abgabenordnung zulässig ist. (2) Ist das zentrale Verbindungsbüro der Ansicht, dass Informationen und Dokumente von einem anderen Mitgliedstaat einem dritten Mitgliedstaat für die in 19 Absatz 2 Satz 1 genannten Zwecke von Nutzen sein könnten, so kann es diese Informationen und Dokumente weitergeben, wenn 1. die Weitergabe im Einklang mit den in diesem Gesetz festgelegten Regeln und Verfahren steht, 2. es dem Mitgliedstaat, von dem die Informationen und Dokumente stammen, seine Absicht mitteilt, diese einem dritten Mitgliedstaat weiterzugeben und 3. der Mitgliedstaat, von dem die Informationen stammen, nicht innerhalb von zehn Arbeitstagen nach Eingang der Mitteilung nach Nummer 2 der Weitergabe widerspricht. (3) Sollen Informationen und Dokumente für andere als die in 19 Absatz 2 Satz 1 genannten Zwecke nach Absatz 2 weitergegeben oder verwendet werden, so muss hierfür die Einwilligung jenes Mitgliedstaates eingeholt werden, von dem die Auskünfte und Dokumente stammen. Die Weitergabe darf nur erfolgen, wenn die Verwendung für einen vergleichbaren

-13- Drucksache 139/13 Zweck nach deutschem Recht unter Beachtung der 30, 31, 31a und 31b der Abgabenordnung zulässig ist. (4) Sämtliche Informationen und Dokumente, die im Rahmen dieses Gesetzes erlangt werden, können von den Behörden, die die Informationen verwenden, wie vergleichbare inländische Informationen und Dokumente angeführt oder als Beweismittel verwendet werden. (5) Von der Berichtigung übermittelter unrichtiger Daten und der Löschung oder Sperrung unzulässig gespeicherter oder unzulässig übermittelter Daten sind alle Mitgliedstaaten, die diese Daten im Rahmen einer Auskunft erhalten haben, durch das zentrale Verbindungsbüro unverzüglich zu unterrichten und anzuhalten, ebenfalls die Berichtigung, Sperrung oder Löschung dieser Daten vorzunehmen. 16 Rückmeldungen (1) In den Fällen der 4 und 8 kann das zentrale Verbindungsbüro den anderen Mitgliedstaat um Rückmeldung über die Verwendung der erbetenen Information bitten. (2) Bittet in den Fällen der 6 und 9 der andere Mitgliedstaat um Rückmeldung, so übermittelt das zentrale Verbindungsbüro dem anderen Mitgliedstaat die Rückmeldung unverzüglich, spätestens jedoch drei Monate nachdem das Ergebnis über die Verwendung der erbetenen Information bekannt geworden ist. Eine Übermittlung ist nur zulässig, wenn ihr die Vorschriften zum Datenschutz und zum Schutz des Steuergeheimnisses insbesondere nach 30 der Abgabenordnung nicht entgegenstehen. Die zuständige Finanzbehörde teilt dem zentralen Verbindungsbüro die erforderlichen Angaben mit. 17 Standardformblätter und Kommunikationsmittel (1) Ersuchen nach 4 Absatz 1 und 2 und 6 Absatz 1, spontane Übermittlungen von Informationen nach 8 Absatz 1 und 2 und 9, Zustellungsersuchen nach 13 Absatz 1 und 14 Absatz 1, Rückmeldungen nach 16 sowie sonstige Mitteilungen werden jeweils mittels eines zwischen den Mitgliedstaaten abgestimmten Standardformblatts auf elektronischem Weg übermittelt. (2) Den Standardformblättern können Berichte, Bescheinigungen und andere Dokumente oder beglaubigte Kopien oder Auszüge daraus beigefügt werden. (3) Die Absätze 1 und 2 gelten nicht für Informationen und Unterlagen, die nach den 10 und 11 erlangt werden.

Drucksache 139/13-14- (4) Erfolgt die Übermittlung nicht auf elektronischem Weg durch Standardformblätter, so berührt dies nicht die Gültigkeit der erhaltenen Informationen oder der im Rahmen eines Ersuchens um Amtshilfe ergriffenen Maßnahmen. 18 Informationsübermittlung an Drittstaaten (1) Erhält das zentrale Verbindungsbüro von einem Drittstaat Informationen, die für die Anwendung und Durchsetzung des deutschen Rechts über die in 1 genannten Steuern voraussichtlich erheblich sind, kann das zentrale Verbindungsbüro diese Informationen an andere Mitgliedstaaten, für die diese Informationen von Nutzen sein können, und an alle ersuchenden Behörden weitergeben, sofern dies auf Grund einer Vereinbarung mit dem Drittstaat zulässig ist. (2) Das zentrale Verbindungsbüro kann die im Einklang mit diesem Gesetz erhaltenen Informationen an einen Drittstaat weitergeben, wenn 1. die Weitergabe im Einklang mit den deutschen Bestimmungen über die Weitergabe personenbezogener Daten an Drittstaaten steht, 2. die Informationen für die zutreffende Steuerfestsetzung in diesem Drittstaat erheblich sein können, 3. der Mitgliedstaat, von dem die Informationen stammen, mit der Weitergabe einverstanden ist und 4. sich der Drittstaat zum Informationsaustausch verpflichtet hat. 19 Datenschutz und Zweckbestimmung (1) Die Informationen, die im Rahmen dieses Gesetzes an Deutschland übermittelt werden, unterliegen dem Steuergeheimnis und genießen den Schutz, den die Abgabenordnung für Informationen dieser Art gewährt. (2) Diese Informationen können für folgende Zwecke verwendet werden: 1. zur Anwendung und Durchsetzung des innerstaatlichen Steuerrechts über die in 1 genannten Steuern, 2. zur Wahrnehmung gesetzlicher Kontroll- und Aufsichtsbefugnisse, 3. zur Festsetzung und Beitreibung anderer Steuern und Abgaben nach 1 des EU- Beitreibungsgesetzes sowie 4. zur Verwertung im Zusammenhang mit Gerichts- und Verwaltungsverfahren, die Sanktionen wegen Nichtbeachtung des Steuerrechts zur Folge haben können; hierbei sind die allgemeinen Regelungen und Vorschriften über die Rechte der Personen, gegen die sich das jeweilige Verfahren richtet, und Zeugen in solchen Verfahren zu beachten. Sollen Informationen für einen anderen Zweck verwendet werden, ist die Einwilligung des anderen Mitgliedstaats einzuholen.