Heilpraktiker für Psychotherapie



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Ausbildungsinstitut Peter Heilpraktiker für Psychotherapie Vorbereitungslehrgang 1. Ausbildungsabschnitt Heilpraktiker für Psychotherapie Seite 1

Herzlich willkommen Ich freue mich, Sie hier begrüßen zu können und wünsche Ihnen viel Spaß bei Ihrer Ausbildung und nicht vergessen, Humor ist, wenn man trotzdem lacht Heilpraktiker für Psychotherapie Seite 2

Inhaltsverzeichnis 1. Ausbildungsabschnitt Seite 1. PSYCHIATRIE UND PSYCHOTHERAPIE 7 1.1 Berufsgruppen im Bereich der Psychiatrie und Psychotherapie in Deutschland 7 1.2 Was ist Psychiatrie? 10 1.3 Was ist Psychotherapie? 10 1.5 Was sind psychische Störungen? 12 1.6 Diagnose- und Klassifikationssysteme 13 1.6.1 Triadisches System 13 1.6.2 ICD-10 (International Classification of Diseases) 14 1.5.3 DSM-V (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) 15 2. DIAGNOSTIK 16 2.1 Das Psychiatrische Erstgespräch 16 2.2 Was ist die Anamnese? 17 2.3 Der Psychopathologische Befund 19 2.3.1 Allgemeine Psychopathologie - Elementarfunktionen 20 2.3.1.1 Bewusstsein 22 2.3.1.2 Wahrnehmung 27 2.3.1.3 Orientierung 32 2.3.1.4 Denken 34 2.3.1.4.1 Formale Denkstörungen 34 2.3.1.4.2 Inhaltliche Denkstörungen 38 2.3.1.5 Auffassung, Aufmerksamkeit, Konzentration, Gedächtnis 45 2.3.1.6 Antrieb / Psychomotorik 49 2.3.1.7 Ich-Störungen 53 2.3.1.8 Affektivität 57 2.4 Standardisierte Untersuchungsmethoden 63 2.5 Körperliche Untersuchung 64 3. SUIZIDALITÄT 67 3.1 Epidemiologie 67 3.2 Suizidformen 68 3.3 Theorien über die Entstehung von Suizidalität 69 3.3.1 Erklärungsansätze der Psychoanalyse und der Tiefenpsychologie 69 3.3.2 Ansatz zur Suizidalität von Albert Bandura (1985) 70 Heilpraktiker für Psychotherapie Seite 3

Inhaltsverzeichnis 1. Ausbildungsabschnitt 3.3.3 Ansatz von Edwin Shneidman (1987) 70 3.4 Was hat der Heilpraktiker für Psychotherapie bei Verdacht auf Suizidgefahr zu tun? 70 3.5 Risikofaktoren für Suizidalität 71 3.6 Modelle der suizidalen Entwicklung 73 3.6.1 Phasenmodell nach Pöldinger 73 3.6.2 Präsuizidales Syndrom nach Ringel 74 3.6.3 Suizidales Achsensyndrom nach Mitterauer 75 3.7 Fragen zur Abschätzung der Suizidalität 76 3.8 Interventionen bei suizidalen Patienten 77 3.9 Unterbringung 79 3.9.1 Unterbringung nach den Unterbringungsgesetzen der Länder 79 3.9.1.1 Sofortige Unterbringung 81 3.9.2 Unterbringung nach dem Betreuungsrecht 83 4. PSYCHOSEN 87 4.1 Das Triadische System 87 4.2 Therapie von Psychosen 89 5. SCHIZOPHRENIE 91 5.1 Epidemiologie 92 5.2 Ätiologie 93 5.2.1 Vulnerabilitäts-Stress-Konzept 93 5.2.2 Dopaminhypothese 95 5.3 Symptome der Schizophrenie 96 5.3.1 Schizophrenie im ICD-10 F20 96 5.3.1.1 Symptome Gruppe 1 u. Gruppe 2 96 5.3.1.2 Positiv- und Negativsymptome der Schizophrenie 98 5.3.2 Historische Aufteilungen der Schizophrenie-Symptome 100 5.3.2.1 Symptome der Schizophrenie nach Eugen Bleuler 100 5.3.2.2 Symptome der Schizophrenie nach Kurt Schneider 100 5.4 Klinische Subtypen der Schizophrenie 101 5.5 Differenzialdiagnose 106 5.5.1 Schizotype Störung 106 5.5.2 Wahnhafte Störung 107 5.5.3 Induzierte wahnhafte Störung 107 5.6 Verlaufsformen der Schizophrenie 108 5.6.1 Frühwarnsymptome 109 5.7 Therapie 110 5.7.1 Pharmakotherapie 111 Heilpraktiker für Psychotherapie Seite 4

Inhaltsverzeichnis 1. Ausbildungsabschnitt 5.7.2 Psychotherapie der Schizophrenie 116 5.7.3 Soziotherapie bei der Schizophrenie 119 6. ÜBERPRÜFUNG: 121 6.1 Schriftliche Originalfragen 121 6.2 Praktischer Fall 125 Heilpraktiker für Psychotherapie Seite 5

Zur Orientierung Heilpraktiker für Psychotherapie Seite 6

Diagnostik 2.3.1.1 Bewusstsein ist die Funktion, innere Zustände und äußere Ereignisse (Umwelt) zu erkennen. Das Bewusstsein kann auf 2 Ebenen beschrieben werden: 1. Quantitativ: Bewusstsein als Grad der Wachheit (Vigilanz), bewegt sich zwischen Koma und voller Wachheit 2. Qualitativ: Klarheit des Bewusstseins, reflektierendes Bewusstsein = Fähigkeit, aufgenommene Reize inklusive sich selbst als Person klar wahrzunehmen. Quantitative Bewusstseinsstörungen sind Veränderungen in der Wachheit (Vigilanz) auf der Schlaf-Wach-Skala. Symptom äußert sich als tritt auf bei Benommenheit Somnolenz Leichte Schläfrigkeit (Wachheit ist beeinträchtigt) bei Bewusstseinsklarheit Patient ist abnorm schläfrig, ist aber leicht weckbar und dann orientiert Ermüdung Fieber Drogenkonsum Starke Ermüdung Fieber Erhöhter Hirndruck Vergiftungen Drogenkonsum Heilpraktiker für Psychotherapie Seite 22

Diagnostik Sopor Koma Hypervigilanz Patient schläft und ist nur durch starke Reize kurz weckbar, keine Orientierung mehr vorhanden Patient ist bewusstlos, nicht weckbar, keine Pupillen- u. Muskeleigenreflexe Patient ist übermäßig wach Qualitative Bewusstseinsstörungen sind Veränderungen in der Klarheit des Bewusstseins Gesteigerter Hirndruck Hirnentzündung Hirnblutung Nach epileptischem Anfall im Terminalschlaf Schwere Vergiftungen Hirnblutungen Gefäßverschluss Sauerstoffmangel Drogenkonsum Manie Posttraumatische Belastungsstörung Symptom äußert sich als tritt auf bei Bewusstseinstrübung Bewusstseinseinengung Beeinträchtigung der Bewusstseinsklarheit = gestörte Fähigkeit, verschiedene Aspekte der Person und der Umwelt zu verstehen, sie miteinander zu verbinden, mitzuteilen u. sinnvoll zu handeln; die Betroffenen sind verwirrt Denken, Fühlen u. Wollen sind auf wenige Themen fokussiert, meist verbunden mit verminderter Delir Dämmerzustand, In der Akutphase nach Heilpraktiker für Psychotherapie Seite 23

Diagnostik Bewusstseinsverschiebung Dämmerzustand Ansprechbarkeit auf äußere Reize. Das Erleben ist traumhaft verändert. Äußerlich geordnete Handlungen (z.b. Reisen) sind möglich. Im Vergleich zum normalen Tagesbewusstsein ist die Wahrnehmungsintensität gesteigert: heller, weiter, intensiver, wacher. Die Betroffenen beschreiben eine Erweiterung des Bewusstseins Ein tranceähnlicher Zustand, mit herabgesetzter Bewusstseinsklarheit und Bewusstseinseinengung mit nach Innen gerichteter Aufmerksamkeit (auf Außenreize erfolgt keine oder eine stark veränderte Reaktion). Die Betroffenen können nach Außen orientiert und geordnet wirken (daher oft schwer erkennbar). Sie können ruhig, aber auch stark erregt sein (beim Pathologischen Rausch), plötzlicher Beginn und Ende mit anschließender Amnesie traumatischen Erlebnissen Drogenrausch Gefäßbedingte Hirnschäden Nach epileptischen Anfällen Pathologischer Rausch Heilpraktiker für Psychotherapie Seite 24

Diagnostik Delir Notfall, Lebensgefahr Gleichzeitig quantitative u. qualitative Bewusstseinsstörung (Bewusstseinstrübung) mit Desorientiertheit (zeitlich, örtlich) Halluzinationen (meist optisch) Formalen Denkstörungen (Inkoheränz) Verwirrtheit (Verkennung von Situationen u. Personen Vegetativen Symptomen (Schwitzen, Zittern, Herzrasen) Störungen im Schlaf- /Wach-Rhythmus Diese Veränderungen und Fehleinschätzungen bewirken oft Angst, Unruhe, Rastlosigkeit. Die Betroffenen sind oft ablenkbar, hoch suggestibel. Ihnen fehlt die Einsicht, krank zu sein. Eigenständiges Störungsbild ohne erkennbare somatische Ursache oder im Zusammenhang mit körperlichen Schädigungen (z.b. Lebererkrankung, Karzinom, Dehydrierung, Fieber) Alkoholdelir, Entzugsdelir Heilpraktiker für Psychotherapie Seite 25

Diagnostik Bewusstseinsstörungen sind ein Leitsymptom für akute hirnorganische Störungen. Jede quantitative Bewusstseinsstörung weist auf eine akute Gefährdung des Betroffenen hin. Wie lassen sich Bewusstseinsstörungen feststellen (Diagnostik)? Psychopathologische Symptome aus dem Bereich Bewusstsein ergeben sich meist auf Grund des Gesamteindrucks, den Sie von Ihrem Patienten in der Untersuchungssituation gewinnen. Quantitative Bewusstseinsstörungen lassen sich durch Beobachtung des Patienten feststellen (Verhaltensbeobachtung). Qualitative Bewusstseinsstörungen lassen sich durch anamnestische Fragen klären. Zur Exploration einer Bewusstseinsverschiebung könnte z.b. gefragt werden 1 : Haben Sie das Gefühl, z.b. die Farben intensiver zu sehen oder Musik lauter zu hören? (Falls ja) Bitte beschreiben Sie das genauer. oder Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Wahrnehmung besonders scharf ist, dass Sie Dinge besonders gut wahrnehmen können? (Falls ja): Bitte beschreiben Sie das genauer. 1 Die Einstiegsfragen und Beispielfragen zur Exploration der einzelnen Symptome wurden entnommen aus: Fähndrich, Stieglitz: Leitfaden zur Erfassung des psychopathologischen Befundes, 3. Auflage, Hogrefe Heilpraktiker für Psychotherapie Seite 26

Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, die charakteristisch durch schwere Störungen des Denkens, der Wahrnehmung, des Ich-Erlebens, der Affektivität und der Psychomotorik gekennzeichnet ist. Die Klarheit des Bewusstseins und die intellektuellen Fähigkeiten sind i.d.r. jedoch nicht beeinträchtigt. Hinsichtlich der Prognose handelt es sich um die schwerwiegendste psychische Erkrankung, wenn man von den organischen Erkrankungen absieht. Begriffsherkunft: altgriechisch: s'chizein = abspalten + phrēn = Seele, Zwerchfell = Abspaltung der Seele, des Bewusstseins Der deutsche Psychiater Emil Kraeplin (1856 1926) fasste die zum Teil sehr unterschiedlichen Erscheinungsbilder dieser schweren und komplexen psychischen Erkrankung gegen Ende des 19. Jahrhunderts unter dem Namen Dementia praecox (vorzeitige Demenz / vorzeitige Verblödung) zusammen. Dieser Begriff erwies sich allerdings als zu eng und wurde 1911 durch den Schweizer Psychiater Eugen Bleuler (1857 1939) durch den Begriff Schizophrenie ersetzt. Dieser Begriff ist allerdings insoweit irreführend, als mit dieser Erkrankung tatsächlich keine Spaltung der Persönlichkeit verbunden ist, sondern vielmehr eine Abtrennung der Wahrnehmung von der Realität. Auch fallen viele psychische Elementarfunktionen auseinander, wie dies z.b. bei der Parathymie deutlich wird (Gefühlsausdruck und Erlebnisinhalt stimmen nicht überein). Filmtipps: A Beautyful Mind Das weiße Rauschen Heilpraktiker für Psychotherapie Seite 91

Schizophrenie Nach ätiologischer Sichtweise ist Schizophrenie eine endogene Psychose, die oft mit Wahn, Halluzinationen, Affektstörungen und Psychotischen Ich-Störungen verbunden ist. Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, die dem normalen Menschen das Gefühl von Individualität, Einzigartigkeit und Entscheidungsfreiheit nimmt. Die Betroffenen glauben oft, dass ihre innersten Gedanken, Gefühle und Handlungen anderen bekannt sind Quelle: ICD-10, F20 Schizophrenie Zu Beginn der Erkrankung sowie oft in den akuten, psychotischen Phasen fehlt dem Betroffenen meist jegliche Krankheitseinsicht. Er glaubt, in seinem Erleben ganz neue, bisher noch nicht erkannte Aspekte der Realität zu erkennen. Er erkennt Zusammenhänge und Strukturen, die anderen völlig unverständlich sind. Im Laufe der Zeit stellt der Erkrankte seine psychotischen Erlebnisse dann oft immer mehr in Frage, meist ohne wirklich erkennen zu können, was tatsächlich Realität und was Halluzination bzw. Wahn ist. Dieses Nebeneinander von Realität und psychotischem Erleben wird auch als Doppelte Buchführung bezeichnet. 5.1 Epidemiologie Die Lebenszeitprävalenz, an einer Störung aus dem schizophrenen Formenkreis zu erkranken, liegt bei 1 %. Sie ist in weltweit in allen Kulturen gleich. Allerdings kommen die einzelnen Erscheinungsbilder in den jeweiligen Kulturkreisen unterschiedlich häufig vor. Die Katatone Schizophrenie ist in Industrieländern wesentlich seltener als in Entwicklungs- und Schwellenländern 5. 5 Quelle: Wikipedia Heilpraktiker für Psychotherapie Seite 92

Schizophrenie Das Geschlechterverhältnis ist in etwa ausgeglichen. Allerdings erkranken Frauen im Durchschnitt später (zwischen dem 25. und dem 30. Lebensjahr) als Männer (zwischen dem 15. und dem 25. Lebensjahr). Etwa 10 % der an Schizophrenie erkrankten Menschen sterben durch Suizid. 5.2 Ätiologie Die Ursachen der Schizophrenie sind bisher nicht eindeutig geklärt. Heute wird von einer multifaktoriellen Entstehung der schizophrenen Störung ausgegangen, bei der offenbar eine genetische Disposition eine wichtige Rolle spielt: Wenn ein Elternteil oder eines der Geschwister an Schizophrenie erkrankt ist, beträgt das Erkrankungsrisiko 10 %, bei eineiigen Zwillingen sogar 50 %. Offenbar tragen jedoch weitere Faktoren zur Entstehung der Krankheit bei (sonst müsste die Konkordanzrate bei eineiigen Zwillingen bei 100 % liegen). 5.2.1 Vulnerabilitäts-Stress-Konzept Dieses Konzept über die Entstehung endogener Psychosen unterstellt, dass durch eine genetische Disposition und entwicklungsbedingte Faktoren (z.b. Erkrankungen in der vorgeburtlichen Phase, Hirnschädigungen während der Geburt durch Sauerstoffmangel, frühkindliche Infektionen) Ich-Entwicklungsdefizite und gravierende Vernachlässigungen in den ersten Lebensjahren Entwicklungsstörungen des Gehirns ausgelöst werden, die etwa zu 2/3 des Risikos verantwortlich ist, an einer schizophrenen Störung zu erkranken. Dieser Mensch hat danach eine erhöhte Vulnerabilität (Verletzbarkeit) für Schizophrenie. Wenn später zu dieser erhöhten Vulnerabilität psychosoziale Belastungen oder anderer Stress hinzukommen, kann dies zum Ausbruch der Erkrankung führen. Heilpraktiker für Psychotherapie Seite 93

Schizophrenie In den ersten Lebensjahren ist der Betroffene danach zwar noch nicht erkrankt, allerdings ist er durch die erhöhte Vulnerabilität stärker anfällig dafür, dass die Erkrankung ausbricht. Nach diesem Konzept ist der Auslöser Stress, der in vielfältiger Form auftreten kann: Psychosoziale Belastungen z.b. in Form von Double-Bind (widersprüchliches Beziehungsverhalten der Bezugspersonen) Beispiel: Eine alkoholabhängige Mutter versichert ihrem Kind während sie trinkt immer wieder, dass ihr Kind das Liebste ist, was sie auf der Welt hat. Das Kind erlebt jedoch immer wieder, dass der Mutter tatsächlich der Alkohol das wichtigste ist. High-Expressed-Emotions(Übermäßig emotional beladene Familienatmosphäre) können sich ausdrücken als Feindseligkeit / Kritik / Ablehnung oder im Gegensatz dazu als Überfürsorglichkeit / Überbehütung. High expressed emotions in einer Familie sind mit die wichtigsten Prädiktoren für das Auslösen einer schizophrenen Episode bzw. für einen Rückfall. Daher sollten die meist stark belasteten Strukturen innerhalb einer Familie durch Familientherapie verbessert werden. Weiterer Stress kann resultieren aus Drogenkonsum (Bewusstseinsverändernde Substanzen) Alkoholmissbrauch Medikamenten-Nebenwirkungen Hormonelle und psychische Belastungen im Übergang von der Pubertät ins Erwachsenenalter Heilpraktiker für Psychotherapie Seite 94

Schizophrenie 5.2.2 Dopaminhypothese Neben den bereits erwähnten veränderten Hirnstrukturen, die zumindest bei einem Teil der Schizophrenie Patienten nachgewiesen werden konnten, wird eine starke Beziehung zwischen dem Auftreten akuter schizophrener Episoden und einer Überaktivität des Neurotransmitters Dopamin im zentralen Nervensystem diskutiert. Noch ist unklar, ob diese Dopamin- Überaktivität ursächlich für die Schizophrenie-Erkrankung ist oder ob sie von ihr ausgelöst wird. Die Dopaminhypothese ist zwar empirisch noch nicht hinreichend belegt, es gibt jedoch eine Reihe von Befunden, die mit ihr sinnvoll interpretieren lassen. Für die Dopaminhypothese spricht: Alle Neuroleptika blockieren die Dopamin-Rezeptoren im Synaptischen Spalt, so dass sich der Überschuss an Dopamin dort nicht auswirken kann. Bei schizophrenen Patienten können akute Episoden durch Stimulanzien wie Amphetamine ausgelöst werden, die die Dopaminwirksamkeit erhöhen. Heilpraktiker für Psychotherapie Seite 95

Schizophrenie 5.3 Symptome der Schizophrenie 5.3.1 Schizophrenie im ICD-10 F20 Das ICD-10 weist selbst darauf hin, dass es keine Symptome gibt, die nur bei dieser Erkrankung auftreten und daher bereits für sich alleine genommen hinreichend für eine sichere Diagnosestellung sind. 5.3.1.1 Symptome Gruppe 1 u. Gruppe 2 Trotzdem benennt es aus praktischen Überlegungen eine Gruppe von Symptomen, die (wenn sie eindeutig zu erkennen sind) doch bereits alleine für die Diagnose Schizophrenie ausreichen. Diese Symptome sind in der Gruppe 1 zusammen gefasst. Gruppe 1 der Schizophrenie-Symptome 1 eindeutiges Symptom reicht zur Diagnose Schizophrenie a) Psychotische Ich-Störungen Gedankenlautwerden Gedankeneingabe Gedankenentzug Gedankenausbreitung b) Wahnsymptome Kontrollwahn Beeinflussungswahn Wahnwahrnehmungen Gefühl des Gemachten Eins oder zwei??? Die Betroffenen sind überzeugt, dass ihr Erleben und ihre Gefühle von außen, (z.b. von einer anderen Person) beeinflusst, gesteuert, gemacht werden Beispiel: leibliche Beeinflussungserlebnisse c) Akustische Halluzinationen in Form von kommentierenden, dialogisierenden oder imperativen Stimmen Heilpraktiker für Psychotherapie Seite 96