Gefäßmedizin Angiologie 1/5 Was ist die Hauptschlagader? Die Hauptschlagader oder Aorta entspringt an der linken Kammer des Herzens, verläuft in einem Bogen durch den Brustraum und endet im Bauchraum, wo sie sich in die Beckenarterien aufzweigt. In ihrem Verlauf gibt sie Arterien zum Herzen, zu den Armen und dem Kopf, zu Magen und Darm, Leber, Milz, Bauchspeicheldrüse und den Nieren ab. Die Aorta hat am Ursprung fast 3 cm, an ihrer Aufzweigung im Bauchraum etwa 2 cm Durchmesser. In Ruhe fließen beim Erwachsenen 5 Liter Blut in der Minute durch dieses Gefäß. Bei körperlicher Anstrengung können es aber auch 30 Liter je Minute werden. Die Aorta beginnt am Herzen, zieht in einem Bogen durch den Brustkorb, dann durch den Bauchraum bis zur Aufzweigung in die Beckenarterien. Woran erkrankt die Hauptschlagader? Die Hauptschlagader (Aorta) kann schon beim Neugeborenen krank sein. Meist handelt es sich dann um Gefäßmißbildungen. Auch seltene Bindegewebskrankheiten können zu einer Wandschwäche und sogar zum Platzen der Hauptschlagader führen. Oder es besteht eine Einengung der Aorta, eine Isthmusstenose, meist unterhalb des Abganges der linken Schlüsselbeinarterie. Verletzungen der Hauptschlagader durch stumpfes Trauma, Stich- oder Schuss sind lebensbedrohlich, da der Verletzte verbluten kann, bevor ärztliche Hilfe möglich ist. Erreicht der Patient lebend das Krankenhaus, kann ihm oft geholfen werden, indem man mit Hilfe von Kathetern eine Gefäßprothese in die Hauptschlagader einbringt und von innen das Loch abdichtet. Das kann meist in örtlicher Betäubung von der Leiste aus erfolgen. Die 55-jährige Patientin erleidet eine Stichverletzung der Hauptschlagader im Brustkorb mit starker Blutung. CT: Darstellung der Aorta mit der Blutungsstelle, die mit einer Prothese von innen verschlossen werden konnte. Entzündliche Erkrankungen können die Wand der Hauptschlagader angreifen. Entweder wird die Aortenwand wie bei einer Sepsis (Blutvergiftung) oder Syphilis direkt durch Bakterien befallen oder durch eine Autoimmunerkrankung geschädigt. Entwickelt sich eine Wandschwäche, so führt dies zu einer sackartigen Erweiterung der Hauptschlagader, einem Aneurysma. Reagiert die Aortenwand auf den Entzündungsreiz mit einer Gewebevermehrung, wird der Blutfluss durch eine Einengung behindert. Am häufigsten findet sich ein Befall der Aorta durch Arteriosklerose, die zu Geschwüren und Ablagerungen an der Gefäßwand führt. Die Folge ist eine Einengung der Hauptschlagader, die meist unterhalb der Abgänge der Nierenarterien auftritt. Der Patient entwickelt dann Beinschmerzen beim Gehen. Bei Männern kann die Sexualfunktion verloren gehen.
Gefäßmedizin Angiologie 2/5 Löst sich Material dieser arteriosklerotischen Ablagerungen von der Wand, wird es mit dem Blutstrom fortgespült und kann in die Äste der Aorta embolisieren. Organinfarkte (Hirn, Nieren, Milz, Arm und Bein) sind die Folge. schichten auseinander drängen. Die Lichtung des Gefäßes nimmt dadurch ab und die Seitenäste werden schlecht durchblutet. Organe können versagen. Findet die Blutung in die Wand stromabwärts wieder Anschluss an die Aortenlichtung, bildet sich ein zweiter Kanal aus. Der Arzt spricht von einem Aneurysma dissecans. Diese Aneurysmatypen entstehen fast immer im Brustkorb, um sich dann bis in die Beckenarterien auszudehnen. Wie wird die Hauptschlagader untersucht? Der 58-jährige Mann klagt darüber, dass er nur wenige Schritte ohne Schmerzen gehen kann und die Beine immer kalt sind. CT: Verschluss der Hauptschlagader unterhalb der Nierenarterien. Die Arteriosklerose stört aber auch den Stoffwechsel in der Aortenwand und kann so zum Untergang wichtiger Faserelemente führen. Dies wiederum schwächt die Gefäßwand, die dem Blutdruck nicht mehr Stand halten kann, sich erweitert und schließlich platzt (Aortenruptur). Diese Aneurysmen der Hauptschlagader entstehen sowohl im Brustkorb als auch im Bauchraum. Die Neigung der Aneurysmen zu platzen, nimmt mit dem Durchmesser zu. Das Aneurysma muss in der Regel behandelt werden, wenn der Durchmesser 5 cm überschreitet. Das Aneurysma der Hauptschlagader ist keine Seltenheit. Etwa jeder 20. Mann im Alter über 65 Jahre hat ein Aortenaneurysma. Bei Frauen kommt das Aneurysma etwas seltener vor. Ist ein Riss der Aortenwand unvollständig, kann Blut in die Wandschichten eindringen und die Wand- Da die Hauptschlagader in der Brust- und Bauchhöhle liegt, ist sie der klinischen Tastuntersuchung nur zwischen Brustbein und Nabel zugänglich. Die Pulstastung und Blutdruckmessung an Armen und Beinen kann einen Hinweis liefern, vermag aber zwischen einer Einengung der Hauptschlagader oder der untersuchten peripheren Arterie nicht sicher zu unterscheiden. Wegen des häufigen Auftretens von Einengungen und Aussackungen der Hauptschlagader im Bauchraum, kann hier eine Ultraschalluntersuchung Klarheit bringen. Sie dient zur Vorsorge und der Kontrolle der Größenentwicklung des Aneurysmas. Auch nach der Behandlung eines Aneurysmas ist die Ultraschalluntersuchung hilfreich, um das Behandlungsergebnisses zu prüfen. Die ganze Hauptschlagader wird mit der Computertomographie kurz CT dargestellt. Sie zeigt nicht nur das Ausmaß und die Lokalisation einer Einengung oder Aneurysmabildung, sondern bildet auch die Arterien, die aus der Aorta entspringen, ab. Die Untersuchung wird mit einer Kontrastmittelgabe in eine Vene kombiniert und ist schmerzfrei. Vergleichbare Untersuchungen lassen sich mit der Magnetresonanztomographie (MRT) durchführen. Welches Verfahren gewählt wird, hängt von Faktoren wie der Nierenfunktion, der Schilddrüsenfunktion, möglichen Metallimplantaten oder der Kontrastmittelverträglichkeit ab.
Gefäßmedizin Angiologie 3/5 Wie werden die Krankeiten der Hauptschlagader behandelt? Patient klagt über Bauchschmerzen, die in den Rücken ausstrahlen. CT: Aneurysma der Bauchschlagader. Die weißen Punkte in der Gefäßwand entsprechen Kalkablagerungen. Die Behandlung beruht auf zwei Säulen. Es muss die Ursache für die Entstehung von Einengung oder Aussackung der Hauptschlagader behandelt werden, also die Bakterien mit Antibiotika, die Arteriosklerose mit Bekämpfung ihrer Risikofaktoren, vor allem Fettstoffwechselstörung, Bluthochdruck und Rauchen. Die Medikamente können das Fortschreiten des Krankheitsprozesses beeinflussen, reichen aber allein nicht aus. Bei einer höhergradigen Einengung der Hauptschlagader fragen manche Patienten, ob es nicht ein Medikament abflussfrei gäbe, ähnlich wie es in Sanitäranlagen eingesetzt wird. Die Antwort lautet leider nein. Aber wir haben heute leistungsfähigen Behandlungsverfahren. Die Einengung kann bei den meisten Patienten durch einen Eingriff in örtlicher Betäubung von der Leiste aus mit einer Ballondehnung und Stentimplantation beseitigt werden. In besonderen Fällen kann es sich auch um eine Stentprothese handeln. Hochgradige Einengung der Hauptschlagader vor der Aufteilung in die Becken-arterien. Der Patient kann nur 50 m schmerzfrei langsam gehen. Durch Ballondehnung und Stentimplantation wird eine normal weite Aorta erreicht. Der Patient geht nach der Behandlung unbegrenzt ohne Schmerzen. Ist dieses Behandlungsverfahren nicht möglich, können die Einengung oder der Verschluss der Aorta gefäßchirurgisch angegangen werden. Dazu muss jedoch je nach Lage des Verschlusses die Brust- oder Bauchhöhle eröffnet werden. Der erkrankte Aortenabschnitt wird dann meist mit einer Rohrprothese ersetzt. Gegebenenfalls müssen Seitenäste an der Prothese angeschlossen werden. Bei der krankhaften Aussackung (Aneurysma) gibt es inzwischen schonende Behandlungen mit Gefäßprothesen, die über die Leiste eingebracht und in der Brust- oder Bauchaorta implantiert werden. Hier gilt gleichermaßen, dass manchmal eine offene Operation nötig sein kann. Der Zugang zur erkrankten Hauptschlagader kann auch kombiniert werden, so dass ein Teil der Behandlung von der Leiste oder dem Arm aus erfolgt und ein weiterer Teil offen chirurgisch durchgeführt wird. Dieses Hybrid-
Gefäßmedizin Angiologie 4/5 verfahren kann bei komplizierten Aneurysmen erforderlich werden, die auch Arterienäste der Aorta mit einbeziehen. Eine besondere Herausforderung stellen Aneurysmen der Hauptschlagader dar, die wichtige Seitenäste der Aorta einschließen. In diesen Fällen kann das Problem gelöst werden, indem man die Seitenäste mit kleineren Prothesen an die Hauptprothese anschließt (gefensterte Endoprothesen). 78-jähriger Mann mit großem Aneurysma der Hauptschlagader im Brustkorb (Pfeile). Nach chirurgischem Anschluss der Schlüsselbeinarterie an der Halsschlagader (offener Pfeil) wird das Aneurysma mit einer Prothese von der Leiste aus von innen ausgeschaltet (2 Pfeile im Bild rechts). Vorteil des Behandlungsplans: der Brustkorb muss nicht eröffnet werden. Patient geht schon am Tag nach dem Eingriff spazieren. Gefensterte Endoprothesen für den Aortenbogen, Darm- und Nierenarterien. Der 63-jährige Mann klagt über Rücken- und gelegentliche Bauchschmerzen. Der Hausarzt entdeckt mit einer Ultraschalluntersuchung ein 7 cm großes Aneurysma des Bauchschlagader. In örtlicher Betäubung wird von den Leistenarterien aus eine Prothese eingebracht und das Aneurysma ausgeschaltet. Bei der Kontrolle nach einem Jahr mit der Computertomographie ist das Aneurysma verschwunden.
Gefäßmedizin Angiologie 5/5 Wer führt die Diagnostik und Behandlung der Aortenerkrankungen durch? Besteht der Verdacht auf eine Einengung, einen Verschluss oder eine Sackbildung der Hauptschlagader, sollte der Patient zur weiter Abklärung, Beratung und Behandlung eine leistungsfähige Gefäßmedizin aufsuchen. In unserer Gefäßmedizin arbeiten Ärzte verschiedener Fachrichtungen wie Angiologen, Gefäßchirurgen und Radiologen zusammen. Diese Ärzte haben oft schon hunderte Patienten mit diesen Erkrankungen behandelt, so dass große Erfahrungen vorliegen und individuelle Behandlungspläne angeboten werden können. Nur wenn regelmäßig auch schwierige Aneurysmen der Hauptschlagader behandelt werden, können die verschiedenen Prothesentypen und -größen vorgehalten werden, um dem Patienten mit der für ihn idealen Gefäßprothese zu versorgen. Alle diese Voraussetzungen sind in der Gefäßmedizin der Asklepios in Hamburg in idealer Weise gegeben. Hier werden neben den planbaren Eingriffen auch Noteingriffe bei Patienten durchgeführt, bei denen das Aneurysma bereits geplatzt ist und die oft mit dem Hubschrauber antransportiert werden. Die Gefäßmedizin versorgt die Patienten mit Erkrankungen der Hauptschlagader nicht nur während ihres stationären Aufenthaltes, sondern betreut sie auch im weiteren Verlauf in enger Zusammenarbeit mir der entsprechenden Arztpraxis. Dazu gehören Kontrolluntersuchungen nach einer Behandlung und die medikamentöse Therapie. Wenn Sie an einer dieser Erkrankungen der Hauptschlagader leiden, wenden Sie sich von 8:00 bis 16:00 Uhr an die Gefäßmedizin der Asklepios Klinik St. Georg Außerhalb der Ambulanzzeiten wenden Sie sich bitte bitte an die Zentrale Notaufnahme, Tel.: (0 40) 18 18-85 20 36 Asklepios Gefäßmedizin Angiologie Lohmühlenstraße 5 20099 Hamburg Tel.: (0 40) 18 18-85 24 01 Fax: (0 40) 18 18-85 39 80 Email angiologie.st.georg@asklepios.com Für eine optimale Behandlung der Aussackungen der Hauptschlagader sind individuell angepasste Größen und Typen der Gefäßprothesen nötig.