Multiple Sklerose: Neuroradiologie bringt Licht ins Dunkel der Krankheit und unterstützt Diagnose und Therapie



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Transkript:

PRESSEMITTEILUNG 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie e.v. 15.-17.Oktober 2015 in Köln Geschäftsstelle & Pressestelle Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie e.v. Ernst-Reuter-Platz 10, 10587 Berlin Florian Schneider Telefon: +49 (0) 30 916070-70 Mobil: +49 (0) 171 44 58 201 Fax: +49 (0)30 916070-22 E-Mail: dgnr@neuroradiologie.de Internet: www.neuroradiologie.de Multiple Sklerose: Neuroradiologie bringt Licht ins Dunkel der Krankheit und unterstützt Diagnose und Therapie Köln, 15. Oktober 2015 Neben vaskulären gehören vor allem entzündliche Erkrankungen zu den Gebieten, in denen die Neuroradiologie einen wertvollen Beitrag leistet. Das gilt in besonderem Maße für die Multiple Sklerose, wie Privatdozent Dr. Mike P. Wattjes vom VU University Medical Center Amsterdam betont. Bei der 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie erklärte der Wissenschaftler, wie es dank neuroradiologischer Untersuchungen immer besser möglich wird, Licht ins Dunkel dieser in weiten Teilen immer noch ungeklärten Erkrankung zu bringen. Dank der Neuroradiologie wissen wir schon seit einigen Jahren wesentlich mehr über Multiple Sklerose (MS), so PD Dr. Mike P. Wattjes. Zuvor sei man zum Beispiel davon ausgegangen, dass MS eine Erkrankung der weißen Hirnsubstanz sei. Dank der Untersuchung mit Magnetresonanztomographie (MRT) sowie durch gemeinsame Forschung mit Neuropathologen wisse man heute, dass bei Multipler Sklerose durchaus auch die graue Substanz erkrankt sei. Dieser Cortex, eine zwei bis fünf Millimeter dicke Schicht, ist für typische MS-Symptome wie Müdigkeit oder kognitive Probleme wie Gedächtnis-, Aufmerksamkeits- oder Sprachstörungen verantwortlich. Das alles ist heute bildgebend viel besser darstellbar, erklärt Dr. Wattjes. Neuroradiologie ermöglicht sehr frühe Diagnose Bei der Diagnose gilt die MRT als eine sehr sensitive Methode, die Krankheit bereits in einem sehr, sehr frühen Stadium zu entdecken. Dazu Dr. Wattjes: Das ist ein ganz entscheidender Schritt für den Behandlungserfolg. In der Praxis erleben wir es sogar, dass Patienten wegen Kopfschmerzen oder anderer Beschwerden kommen. Durch Zufall können dann Veränderungen im Gehirn sichtbar werden, die auf ein sehr frühes Stadium von MS hinweisen. Zudem gelte die neuroradiologische Diagnose als sicher. Der Radiologe: Es gibt ja viele Erkrankungen, die MS imitieren können. Daher kommt es entscheidend darauf an, die korrekte und keine falsch positive MS Diagnose zu stellen. Schließlich ist die richtige Therapie zu einem frühen Zeitpunkt für den gewünschten Therapieerfolg entscheidend.

Seit neuestem wird die Neuradiologie auch immer wichtiger bei der Medikamentenkontrolle. So leistet sie wertvolle Entscheidungshilfe bei der Frage, wann welches Medikament individuell beim Patienten eingesetzt werden soll. Gleichzeitig kann mit der MRT der Therapieerfolg in einem gewissen Maße vorhergesagt werden. Zusätzlich lässt sich der Behandlungserfolg immer wieder kontrollieren und gegebenenfalls die Therapie anpassen. Dr. Wattjes: Darüber hinaus ist die MRT des Gehirns sehr wertvoll um bei den sehr effektiven Immunosuppressiva mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen. Schließlich könnten diese beim Herabsetzen des körpereigenen Immunsystems lebensbedrohlich sein. Dank neuer Richtlinien, die gerade veröffentlicht wurden, werde es in Zukunft besser möglich sein, Untersuchungen und vor allem die Bildgebung bei MS zu standardisieren. Als große Herausforderung bezeichnet der Dozent die wirklich präzise Diagnose und Therapie der Erkrankung. Zwar seien neuroradiologische Zentren und sogar Praxen grundsätzlich mit den passenden Geräten ausgestattet. Das Betätigungsfeld der Neuroradiologie ist höchst heterogen und umfangreich geworden. Allerdings handelt es sich bei der Diagnose und der Verlaufsbeobachtung von MS und anderen entzündlichen Erkrankungen um ein sehr spezielles Themengebiet, das eine große Expertise beansprucht. Daher plädiert Dr. Wattjes dafür, dass sich Standorte hinsichtlich Forschung und Krankenversorgung zunehmend lateralisieren, spezialisieren und vernetzen. Dies komme einer optimalen Krankenversorgung zugute, die Diagnose, Verlaufsbeobachtung und optimale Behandlung der Multiplen Sklerose umfasst. 2

T2-gewichtete (rechts) und postkontrast T1-gewichtete (links) Aufnahme mit typischen MS Läsionen entlang der venösen Blutleiter in der weißen Substanz. 3

Typisches Verteilungsmuster der MS Läsionen in der periventrikulären, juxtakortikalen weißen Substanz sowie im Corpus callosum und im Rückenmark. Einige dieser Entzündungsherde können das Gewebe so stark beschädigen, dass es zu einer Störung der Bluthirnschranke und somit zu einer Kontrastmittelanreicherung (links oben) kommen kann. 4

Erscheinungsbild und Verteilungsmuster von Rückenmarksläsionen der MS. Die meisten Läsionen befinden sich im zervikalen Rückenmark. Im Gegensatz zu Hirnläsionen ist eine Kontrastmittelanreicherung eher selten. 5

Privatdozent Dr. Mike P. Wattjes hat Humanmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover studiert, bevor er, nach Studienaufenthalten in den USA, in Bonn habilitierte und einen seiner wissenschaftlichen Schwerpunkte in der Bildgebung entzündlicher Erkrankungen des zentralen Nervensystems setzte. Der Neuroradiologe ist seit 2009 als Oberarzt in der Klinik für Radiologie, Nuklearmedizin & PET Research am VU Medisch Centrum in Amsterdam tätig. Er ist im Editorial Board von mehreren hochrangigen wissenschaftlichen Zeitschriften und in internationalen Gutachtergremien u.a. für die EMA, das BMBF und den Medical Research Council vertreten. Er ist Autor der kürzlich erschienenen Europäsischen Richtlinen über MRT Bildgbeung für die Diagnostik und das Monitoring von MS Patienten. Fachlicher Kontakt für Rückfragen PD Dr. med. Mike P. Wattjes Department of Radiology & Nuclear Medicine VU University Medical Center De Boelelaan 1117 1081 HV Amsterdam the Netherlands m.wattjes@vumc.nl 6