Was verlieren Betroffene? UNHEILBAR DEMENT Palliativbetreuung von Menschen mit Demenz Ich verliere die Kontrolle über meine Affekte und Triebe über meine Lebensplanung über meinen Alltag über meinen Körper Ich verliere meine Sicherheit Ich verliere mein Gedächtnis Ich verliere mein Denkvermögen... 2 Kommen Sie mit auf die Reise in ein unbekanntes Land... Sicherheit erinnern verstehen 3 3 Fast unmerklich beginnt sich das Leben zu verändern. Die Krankheit lauert im Dunkel, ein unsichtbarer Feind. Nach und nach, ganz leise ergreift sie von allem Besitz. Sicherheit erinnern verstehen 5 5 6
erinnern verstehen 77 verstehen 88 8 99 9 10 10 10 10 11 11 11 Only 10% of high care residents have no cognitive impairment. Guidelines for a palliative approach in residential aged care, Australian Government of Health and Aging, 2003, S 46 11 11 12
Was ist Palliative Care? Ein neues Fach in Medizin und Pflege? Schmerztherapie und Symptomkontrolle? Ein anderes Wort für Sterbebegleitung? Ein moderneres Wort für man kann nichts mehr machen? Streicheln und Hand-halten statt zu pflegen? 13 Palliative Care ist ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit schweren, fortschreitenden, unheilbaren Erkrankungen. Auszug aus der WHO-Definition 2002 14 There is currently little evidence on which to base the use of palliative care for patients with dementia. Sampson EL et al Int Psychogeriatr 2005; 17(1): 31-40...hört nicht zu...versteht nichts...ist unbelehrbar...schreit dauernd...ist so mühsam...ist aggressiv...ist bösartig...ist völlig hirnlos 15 16 Man muss sich nicht alles gefallen lassen... So kann man nicht arbeiten... Die gehört auf die Psychiatrie... Den haben wir gerade noch gebraucht... SIE SIND SO GANZ ANDERS ALS WIR: - Ihre Orientierungslosigkeit - ihre Merkunfähigkeit - ihre Hirnleistungsschwäche - ihr Beharrungsvermögen... gehen uns auf die Nerven, machen uns hilflos und ungeduldig. 17 18
In der statistischen Auswertung finden sich bei Pflegeheimbewohnern mit Demenz signifikant weniger Schmerzen als bei Bewohnern ohne Demenz. Achterberg WP, Gambassi G, Finne-Soveri H et al (2010). Pain 148(1):70-74 74 Palliative Haltung im Kontext Demenz Innere Zustimmung zur Gleichwertigkeit und Gleichwürdigkeit aller Menschen Respekt und Wertschätzung Zuwendung, Geduld, Verständnis, Taktgefühl Entschleunigung im Miteinander Bereitschaft sich zu den Zielen der anderen führen zu lassen 19 20 Palliative Haltung im Kontext von Demenz ist gekennzeichnet durch die Bereitschaft den an Demenz erkrankten Menschen nach bestem Wissen und Gewissen ZU DIENEN. Dienen heißt, sich an den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen zu orientieren, in deren Dienst man sich gestellt hat. 21 22 Menschen mit fortgeschrittener Demenz sind in allen Belangen desorientiert. Sie können ihre Eindrücke nicht zuordnen, ihre Schmerzen nicht orten, ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht formulieren. Solange es uns nicht gelingt eine Beziehung herzustellen und den Kranken soweit wie möglich in ihre Welt zu folgen, bleiben sie für uns unzugänglich. 23 24
Die Güte der Beziehung zu unseren Patienten bestimmt die Güte unserer Handlungen Klaus Dörner Alles Fachwissen bleibt vergeblich, wenn Schmerzen, andere quälende Beschwerden, Wünsche und Bedürfnisse nicht erkannt werden! 25 26 Kommunikation Wenn WIR diese Brücke nicht überwinden (wollen? können?)... ist die Brücke zum Du...bleiben dementiell erkrankte alte Menschen draußen,...verbannt aus der Welt der Gesunden,...verlassen in einer existentiellen Lebenskrise,...an eine verständnislose Umwelt ausgeliefert...gerade dann, wenn ihre Krankheit sie hilflos, wehrlos und extrem verletzlich gemacht hat! 27 28 VALIDATION NACH NAOMI FEIL Eröffnet uns den Königweg der Kommunikation mit demenzkranken alten Menschen Lehrt mit dem Herzen zu sehen und sich einzu Danke, dass Du mich aus meiner Fremde herausgeholt hast. Zeigt Wege der Begegnung auf Macht Mut sich auf eigene und fremde Gefühle einzulassen 29 30
Kompetenz in Kommunikation ist die Kernkompetenz der Gestörtes Verhalten ist palliativen Behandlung, Pflege und Begleitung von mehr als ein Symptom! Demenzkranken! 31 32 Menschen mit fortgeschrittener Demenz drücken sich über ihren Körper und durch ihr Verhalten aus. Werden die Signale, die Demenzkranke aussenden für demenztypisch normal angesehen, gehen körperliche und seelische Leiden unbemerkt unter! 33 34 Häufige körperliche Ursachen gestörten Verhaltens Schmerzen Flüssigkeitsmangel O2-Versorgung Blutdruck Blutzucker Med.nebenwirkung Überdosierung Hunger, Durst Beginnender Infekt Obstipation Harnverhaltung Juckreiz Schlechte Lage Subdur. Hämatom... Beispiele für Umweltfaktoren, die gestörtes Verhalten auslösen Angstauslösende Faktoren (z. B. Erschrecken, Einbettzimmer) Eingesperrt sein (z. B. Steckgitter) Licht- und Reizmangel Reizüberflutung (z. B. Radio, TV) Mangel an Zuwendung Lieblose, gleichgültige Behandlung Respektloses Verhalten (z. B. beim Nahrung reichen)... 35 36
Verständnis für den/die ganz Andere(n) beginnt mit der Reise ins eigene Herz und mit der Reflexion des eigenen Verhaltens. 37 38 Die demenzkranke alte Frau ist Welche Frage beschäftigt mich, bevor ich eine geeignete Maßnahme erwäge? sehr aggressiv. Sie schlägt ständig nach ihren Betreuerinnen, kratzt, beisst, stößt mit den Füssen... Was könnte diese alte Frau so quälen und belasten, dass sie sich so heftig dagegen zur Wehr setzen muss? ODER Was quält und belastet mich und andere an ihrem Verhalten? 39 40 Welches vorrangige Ziel verfolge ich? Wie kann ich ihr helfen, wie ihr Leiden lindern oder beseitigen? ODER Wie kann ich die störende Situation in den Griff bekommen und wenn möglich beenden? Denke ich darüber nach, ob sich die medikamentös beruhigte verhaltensgestörte Person wirklich wohler fühlt? ODER Höre ich mit Beendigung der Störung auch auf mich mit ihr zu beschäftigen? 41 42
Sich einlassen heißt: WESSEN LEBENSQUALITÄT SICH VON FREMDEM LEID ENTSCHEIDET? BERÜHREN LASSEN. Wir müssen die Kunst des sich Einlassens wieder erlernen. 43 44 Danke lieber Gott, ich bin zu Hause! 45