Erkältungssymptome: die Selbstbehandlung auf?



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Transkript:

Erkältungssymptome: Wann hört h die Selbstbehandlung auf? Dr. med. Erwin Häringer H Niedergelassener Arzt für f r Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren, MünchenM KFN-Pressekonferenz, 16. September 2009 Folie 1

Symptome: Influenza eine akute virale Atemwegsinfektion Sudden onset: schwere Erkrankung, plötzlicher Beginn aus dem völligen Wohlbefinden heraus Fieber, Schwächegef chegefühl, hl, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, trockener, nicht-produktiver Husten Dauer der Symptome: 6 10 Tage Husten und Krankheitsgefühl hl können k für f r 1 2 Wochen persistieren, postgrippale Asthenie über Monate möglichm Kinder: Konvulsionen, gastrointestinale Symptomatik Aufgrund des Symptomkomplexes klinische Diagnose möglich! m Lange, Vogel: Influenza Virologie, Epidemiologie, Klinik, Therapie und Prophylaxe Blackwell Wissenschafts-Verlag Berlin/Wien (1998) KFN-Pressekonferenz, 16. September 2009 Folie 2

Diagnose der Influenza BKS = Blutkörperchen rperchensenkungsgeschwindigkeit BB = Blutbild Labor Infekt? Viral oder Bakteriell? Keine klinisch eindeutigen Symptome? Erfolgsquote je nach Methode 20 70 % Serumwerte (K+, Fe2+) CRP = C-reaktives C Protein (?) Gerinnung (Fibrinogen) Akutität t des Verlaufs? Tiefer Rachenabstrich, Spülwasser PCR = Polymerase-Kettenreaktion (!) Influenza-Schnelltest (?) Serolgische Virustiter (?) Verdacht bzw. Bestätigung tigung des viralen Infektes bzw. der bakteriellen Superinfektion Abb. 15. Empfehlenswerte klinische Laboratoriumsdiagnostik bei AREA Aus Influenza,, W. Lange, G.E. Vogel, H. Uphoff, Blackwell 1999 Methoden sind aufwendig + langsam: oft kein Einfluss auf Therapie mehr möglich! KFN-Pressekonferenz, 16. September 2009 Folie 3

Das Influenzavirus Influenza Virus Typ A & B Ausbreitung durch Tröpfcheninfektion, direkten Kontakt Jahr für f r Jahr antigener `Drift` Selten antigener `Shift` Shift` Replikation in den Epithelzellen der Luftwege (Respirationstrakt)! Freisetzung des Virus in die Luftwege KFN-Pressekonferenz, 16. September 2009 Folie 4

Influenza- Virustypen und Auswirkungen Typ Subtyp Auswirkung Influenza A* H1N1/ H3N2 Schwere Erkrankung Pandemie/Epidemie Influenza B Influenza C Geringe Morbidität Geringe Mortalität Regionale & verbreitete Epidemie Symptomatik & schwere gripp.. Infekt Keine NA Keine Epidemie *Influenzavirus Typ A: Antigenvarianten durch Shift und Drift : HAEMAGLUTININ 14 Subtypen (3 beim Menschen) NEURAMINIDASE 9 Subtypen (2 beim Menschen) KFN-Pressekonferenz, 16. September 2009 Folie 5

Risikogruppen H1N1 Alle Beschäftigten im Gesundheitswesen Alle Personen zwischen 6 Monaten und 24 Jahren Personen mit Kindern unter 6 Jahren im Haushalt Alle chronisch Kranken Schwangere Frauen Diese Personen machen fast die Hälfte H aller Personen in der USA KFN-Pressekonferenz, 16. September 2009 Folie 6

Influenza - Todesfälle Weltweit 2009: 230.000 Infektionen 2.200 Todesfälle Deutschland 2009: 11.000 Infektionen kein Todesfall Jährliche Epidemien - USA 1957 1986: 10.000 Todesfälle pro Jahr 3 Epidemien mit > 40.000 Todesfällen - UK 1989: 20.000 Todesfälle - Deutschland 1995/96: ca. 28-30.000 Todesfälle (geschätzt durch AGI) Weltweite Pandemien - Russian Flu 1977 - Hong Kong Flu 1968 - Asien Flu 1957 - Spanish Flu 1918 20-40 Millionen Todesfälle Influenza ist immer noch eine der 10 häufigsten h Todesursachen in den USA! Lui K. et al: Impact of influenza epidemics on mortality in the united states from october 1972 to may 1985; AJPH 1987, 77(6): 712-16 16 Laver G. et al.: Disarming flu viruses; Scient Am, 1999 (1): 79-87 KFN-Pressekonferenz, 16. September 2009 Folie 7

Jährliche Todesfälle in Deutschland durch Rauchen und andere ausgewählte Ursachen Aids 600 Drogenabhängigkeit Mord/Todschlag KFZ-Unfälle Selbstmord 1000 1000 9000 13000 im Jahr 2008 unter 4000 Alkohol 42000 Rauchen 111000 0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 120.000 Quelle: B. Junge, Robert Koch-Institut in: Gesundheitsjournal Berlin-Hohenschönhausen I/2000 Verwirrspiel mit Todesfällen llen-rate KFN-Pressekonferenz, 16. September 2009 Folie 8

Influenza-Symptome 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% Gliederschmerzen Fieber Husten Kopfschmerzen Schlafbedürfnis Abgeschlagenheit Appetitlosigkeit 0% Quelle: US Seuchenschutzbehörde CDC KFN-Pressekonferenz, 16. September 2009 Folie 9

Erkältung oder Influenza? Erkältung (z.b. Rhinovieren) Grippe (Influenza-Viren) Wichtige Symptome Anteil der Patienten Schweregrad* Anteil der Patienten Schweregrad* Schnupfen 80 100 % 20 30 % Kopfschmerzen 25 % 85 % Halsschmerzen 50 % 50 60 % Abgeschlagenheit, Unwohlsein 20 25% 80 % Husten 40 % 90 % Frösteln 10 % 90 % Fieber > 37,5 C 0 1 % 95 % Muskelschmerzen 10 % 60 75 % mod. nach Loew, 1998 Die Symptome geben einen Anhaltspunkt dafür, ob es sich um eine harmlose Erkältung oder eine echte Grippe handelt. *Schwer mäßig mild KFN-Pressekonferenz, 16. September 2009 Folie 10

Wirkprofile Wirkstoff/ sektreto- sekreto- spasmo- anti- anti- anti- immun- Droge lytisch mot. lytisch bakt. phlog. tussiv stimul. Thymiankraut Primelwurzel? Ambroxol Acetylcystein Eibischwurzel Clobutinol KFN-Pressekonferenz, 16. September 2009 Folie 11

Therapeutische Optionen Neuraminidase-Hemmer Zanamivir sinnvoller als Oseltamivir (beide jedoch fragwürdig) rdig) Volksmedizin Hühnerbrühe, he, roter Traubensaft, Cranberry, Wasabi Glukoseinolate Senföl l (dokumentiert) Immunmodulatoren Glukane (hochmodulare Zuckerstoffe, dokumentiert) Phytotherapie KFN-Pressekonferenz, 16. September 2009 Folie 12