Neue Medien ja, aber wie? 06. November 2013, Bad Segeberg
Offener Kanal Schleswig-Holstein - Anstalt öffentlichen Rechts - finanziert durch Rundfunkgebühren Standbeine: Sendungen & Medienkompetenz
Der OK vermittelt Medienkompetenz
Zur Verortung: Medien heute im Alltag
Web 2.0 -> Web 3.0
-> Web 3.0 Web 2.0 = das interaktive Netz Nutzer können nicht nur lesen sondern selbst schreiben, gestalten, kommunizieren Web 3.0 = das mitdenkende Netz, das semantische Netz Informationen über Orte, Personen und Dinge sollen mit Hilfe des Semantischen Webs auf der Basis der Inhalte miteinander in Beziehung gesetzt werden können.
augmented reality
Wie ist das mit dem exzessiven Medienkonsum? Warum sprechen wir nicht von Sucht? Was tun?
Suchtgefahren Suchtdefinition nach dem ICD-10 (GM): 4 Faktoren 4 Monate 1. Starker Wunsch oder Zwang zum Konsum 2. Verminderte Kontrollfähigkeit bzgl. Zeit und Menge 3. Abstinenzunfähigkeit (Entzugserscheinungen) 4. Toleranzentwicklung 5. Eingeengtes Verhaltensmuster beim Konsum 6. Vernachlässigung anderer Interessen 7. Nachhaltiger Konsum trotz Nachweises schädlicher Folgen (körperlich, psychisch, sozial)
Problem: Wir verstehen exzessiven Konsum nur, wenn wir den ausgewogenen Konsum als Alltag modernen Lebens annehmen. Ein virtuelles Leben zu entwickeln ist nicht per se weltfremd oder problematisch!
Intensiver Medienkonsum Nutzungsmotive 1 Freiräume/ abschalten Flucht ( Eskapismus ) Rollenübernahme Abgrenzung (z.b. von den Eltern) peer group-kontakte Erfolgserlebnisse
Intensiver Medienkonsum Nutzungsmotive 2
Entwicklungsaufgaben im Jugendalter nach Havighurst Soziale Bindungsfähigkeit Autonomie Abgrenzung vom Elternhaus Politische Orientierung Zukunftsorientierung/ Erwachsenenperspektive Peergroup-Integration Physische Reifung Sexuelle Beziehungen
Probleme, Teil 2 Diese Medien sind spannend Die Realwelt kann nicht mithalten Onlinegames bieten Spiel + Kontakt MMORPGs: Beständigkeit des Charakters Verpflichtung im Gruppenspiel/ community kleinteilige, ständige Belohnung Web: Experimentieren mit Identitäten ist sehr einfach (fb, Games, Foren)
Kriterien des pathol. Internetgebrauches bei Jugendlichen Ein fehlangepasstes Muster des Internetgebrauchs, das zu klinisch bedeutsamer Beeinträchtigung oder bedeutsamem Leiden führt und zu jeder Zeit während der gleichen Zeitspanne von drei Monaten auftritt: Sechs (oder mehr) der folgenden Symptome sind aufgetreten: 1. Nahezu ausschließliche Beschäftigung mit Internetaktivitäten. 2. Wiederholtes Versagen, den Impulsen zur Internetnutzung zu widerstehen. 3. Toleranzentwicklung: ein bedeutsames Anwachsen der Internetzeit, die gebraucht wird, um Zufriedenheit zu erzielen.
4. Entzugssymptome, die sich durch eines der folgenden äußern: Symptome von Missstimmung, Angst, Reizbarkeit und Langeweile nach einigen Tagen ohne Internetaktivität. Internetgebrauch, um Entzugssymptome zu lindern oder sie zu vermeiden. 5. Internetgebrauch über eine längere Zeitspanne, als ursprünglich beabsichtigt war. 6. Fortdauerndes Begehren nach Einschränkung oder Reduktion des Internetgebrauchs bzw. erfolglose Versuche der Reduktion.
7. Exzessiver Zeitverbrauch im Zusammenhang mit dem Internet. 8. Exzessiver Aufwand wird getrieben, um Internetzugang zu erreichen. 9. Fortgesetzter intensiver Internetgebrauch trotz Wissens darüber, dass ein andauerndes oder wiederholtes körperliches oder psychologisches Problem auftritt, das wahrscheinlich durch den Internetgebrauch verursacht wird.
Funktionelle Beeinträchtigung: mindestens ein Symptom der folgenden ist aufgetreten: 1. Wiederholter Internetgebrauch mit der Konsequenz eines Versagens darin, bedeutsame Verpflichtungen oder Rollenerwartungen in der Schule oder zuhause zu erfüllen. 2. Beeinträchtigung von sozialen Beziehungen. 3. Verhalten, das schulische Regeln oder Gesetze wegen des Internetgebrauchs verletzt.
Pinta-Studie (Universität Lübeck, Rumpf, 2011) 4,6 % der 14- bis 64-Jährigen (rund 2,5 Mio. Menschen) werden als problematische Internetnutzer angesehen 14- bis 24-Jährigen ist die Verbreitung am größten: 2,4 Prozent abhängige und 13,6 Prozent problematische Internetnutzer 14- bis 16-Jährigen deutlich mehr Mädchen (4,9 %) als Jungen (3,1 %) internetabhängig Mädchen nutzen vorwiegend soziale Netzwerke im Internet (77,1 % der Abhängigen) und eher selten Onlinespiele (7,2 %) Jungen nutzen seltener soziale Netzwerke (64,8 %) und häufiger Onlinespiele (33,6 %)
Es gibt keinen wissenschaftlichen Konsens über das Störungsbild, das Problem aber ist vorhanden Symptom bekannter psychischer Störungen psychisch gesunde Personen werden nicht vom Internet abhängig Der exzessive Gebrauch des Internets ist eher Hinweis auf andere psychische Störungen oder soziale Konflikte und verschwindet wieder, wenn diese gelöst sind (Seemann 2000) Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen Störung des zwischenmenschlichen Beziehungsverhalten (F 68.8: Sonstige ) Bindungsstörung in der Kindheit/Adoleszenz, verbunden mit starken Rückzugstendenzen Extremes Bindungsbedürfnis Onlineaktivität Vermeidungsstrategie und Konfliktlösungsversuch zugleich (Petry 2010)
Komorbiditäten (Quelle Sobotka, 2010) Depressionen (42,3%) Störungen durch psychotrope Substanzen (32,7%, o.t.) Persönlichkeitsstörungen (23,1%) Soziale Angststörungen (17,3%) Essstörungen (13,5%) ADHS (7,7%)
Entwicklungsaufgaben & Medien
Entwicklungsaufgaben Welche Entwicklungsaufgaben stehen in der Kindheit an? Eine Entwicklungsaufgabe ist eine Aufgabe, die sich in einer bestimmten Lebensperiode stellt. Ihre erfolgreiche Bewältigung führt zu Glück und Erfolg, während Versagen das Individuum unglücklich macht, auf Ablehnung in der Gesellschaft stößt und zu Schwierigkeiten bei späteren Aufgaben führt. (Havighurst, 1982)
Einige Entwicklungsaufgaben im Jugendalter Soziale Bindungsfähigkeit Autonomie Abgrenzung vom Elternhaus Politische Orientierung Zukunftsorientierung/ Erwachsenenperspektive Peergroup-Integration Physische Reifung Sexuelle Beziehungen
frühe Kindheit (0-2) Kindheit (2-4) Schulübergang und frühes Schulalter (5-7) mittleres Schulalter (6-12) Adoleszenz (13-17) Jugend (18-22) frühes Erwachsenenalter (23-30), mittleres Erwachsenenalter (31-50) spätes Erwachsenenalter (ab 51)
Wie gehen Kinder mit Medien um? Kleinkinder (1.-2. Lebensjahr): Medien werden als Reizquelle und als Gegenstände wahrgenommen, die sie manipulieren (an-/ausschalten) können. Es zeigen sich erste Vorlieben (z.b. für ein Buch oder einen Film) Kindergartenkinder (3.-4. Lebensjahr): Vorlieben entwickeln sich, mit vertrauten Medien gehen sie selbständig um (z.b. Bilderbuch gezielt auswählen, Hörspielkassette einlegen) Vorschulkinder (5.-6. Lebensjahr): gebrauchen großen Teil des Medienensembles eigenständig. Bei der Computer- und Internetnutzung sind sie noch auf Unterstützung angewiesen. Grundschulkinder: Internet, Musikmedien und Handy gewinnen an Bedeutung. in Anlehnung an Fthenakis et al. 2009, S. 67
Danke schön! Henning Fietze Kontakt: medienarbeit@oksh.de 0431-64 00 40