Vereinbarung des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg und der LandFrauenverbände über eine erweiterte Kooperation



Ähnliche Dokumente
Wir fördern den Dialog zwischen Schule und Wirtschaft. Getragen von:

Bildungsplanreform 2015/2016. Baden-Württemberg

HERZLICH WILLKOMMEN zum Informationsabend über weiterführende Schulen

Informationen zum Übertritt nach der vierten Jahrgangsstufe

Realschule. Zielgerichtete Begleitung der Schülerinnen und Schüler zum Mittleren Schulabschluss. Auf dem passenden Gleis ans Ziel kommen

Bildungsplan Realschule. Umsetzungsbeispiel für das Themenorientierte Projekt Soziales Engagement. Sozial aber wie?!

GEMEINSCHAFTSSCHULE RAINBRUNNEN

Literarisches Schreiben im Deutschunterricht

Corporate Citizenship. Sich gemeinschaftlich für einen guten Zweck engagieren

Jugendstudie Baden-Württemberg 2013 Jugendstiftung Baden-Württemberg:

Schulentwicklung in Baden-Württemberg Chancen und Anforderungen für außerschulische Partner

Schulsystem Baden-Württemberg 2 Säulen

Zentrale und landesweite Abschlussprüfungen 2014

Übergangsquoten auf berufliche Gymnasien im Landkreis Tübingen

Rahmenvereinbarung. über die Ausbildung und Prüfung. für ein Lehramt der Grundschule bzw. Primarstufe. (Lehramtstyp 1)

Leitbild der OS Plaffeien

Herzlich willkommen zum Eltern-Informationsabend. Der Schulstandort Holzgerlingen und Möglichkeiten zu seiner Weiterentwicklung

Berufliche, wirtschaftliche, rechtliche und technische Zusammenhänge bilden die Schwerpunkte des Faches WAT.

Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

Wirtschafts- und sozialwissenschaftliches Gymnasium mit sozialwissenschaftlichem Profil

Lesen macht stark: Lesen und digitale Medien. Barbara Schleihagen Deutscher Bibliotheksverband

Aufgaben und Ziele der Abschlussstufe (Klassen 10 bis 12)

Till-Eulenspiegel-Schule Mölln

Bildungsplanreform 2015/2016. Baden-Württemberg

Entwicklung der baden-württembergischen Werkrealund Hauptschulen und Perspektiven für ihre Lehrkräfte

R a h m e n v e r e i n b a r u n g

1. wie hoch an den baden-württembergischen Gemeinschaftsschulen der prozentuale Anteil von Lehrkräften mit Lehrbefugnis für das Gymnasium ist;

Rahmenvereinbarung. für Unterricht und Kultus

Qualitätsanalyse NRW an Evangelischen Schulen

Unser Leitbild Juni 2012

der Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei und Dr. Boris Weirauch SPD

Wir sind Ihr Partner für qualifizierte Weiterbildung!

Auf die Grundschule aufbauende Schularten

Prüfungen im Fach Biologie im Schuljahr 2013/14

Landtag von Baden-Württemberg. Antrag. Stellungnahme. Drucksache 15 / Wahlperiode. der Abg. Sabine Kurtz u. a. CDU.

G9 Bildungsgang am Gymnasium

an den im Modellprojekt angebotenen jährlichen Fortbildungen und Vernetzungskonferenzen

S A T Z U N G. Die Teilnahme an der Betreuung ist freiwillig.

Verordnung des Kultusministeriums über die Versetzung an beruflichen Gymnasien (Versetzungsordnung berufliche Gymnasien)

M I N I S T E R I U M F Ü R K U L T U S, J U G E N D U N D S P O R T B A D E N - W Ü R T T E M B E R G

Handreichung zur Verwaltungsvorschrift Kinder und Jugendliche mit Behinderungen und besonderem Förderbedarf

Lehrerversorgung an den Schulen des Rems-Murr-Kreises

Bildungspolitische Herausforderungen beim Übergang von der Schule in die Ausbildung

Lehrerversorgung an den Schulen des Wahlkreises Rastatt

Lehramt an Grund- und Hauptschule (BaWü) Studienfach Haushalt/Textil: Haushalt in der auslaufenden Prüfungsordnung (GHPO I v , Anh. 2.8.

Finde DEIN Instrument!

Landtag von Baden-Württemberg. Kleine Anfrage. Antwort. Drucksache 15 / Wahlperiode. des Abg. Tobias Wald CDU.

Übersicht Arten von Praktika

Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe

KOMPETENZORIENTIERTE LEHRPLÄNE FÜR DAS BERUFLICHE GYMNASIUM

CHECKLISTE FÜR ANGEBOTE ZUR GESUNDHEITSFÖRDERUNG AN SÄCHSISCHEN SCHULEN HANDLUNGSFELD ERNÄHRUNGS- UND VERBRAUCHERBILDUNG

Auf dem Weg in eine neue Kommunalpolitik: Örtliche Teilhabeplanung für Menschen mit Behinderung

Die Grundschule Hillegossen als gesundheitsfördernde Schule Stand: Nov.2008

Die Bedeutung des Schulsports für lebenslanges Sporttreiben

Informationen zum Vorbereitungsdienst an GS- und WHR-Seminaren. Thomas Schwarz (KM, Ref. 21, LLPA) Annely Zeeb (KM, Ref. 23)

Teilhabe an Bildung und Leben fördern und fortentwickeln

Antrag auf Anerkennung als Einsatzstelle

Wahlpflichtunterricht/ Fachleistungsdifferenzierung

Die Arbeit mit Ehrenamtlichen

Erklärung. zum. Religionsunterricht an Berufsschulen

Erlebnis- und handlungsorientierte Bausteine rund ums Essen und Trinken für Schüler in Hessen

Berufsorientierung für Flüchtlinge. Praxisnah in eine Ausbildung im Handwerk

Ausschuss im AUSSERSCHULISCHES LERNEN

Ute Schäfer. Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport. des Landes Nordrhein-Westfalen. Grußwort

Auf die Grundschule aufbauende Schularten

Berufswahl-SIEGEL Saarland

Lernstandserhebung mit (Diagnose- und) Vergleichsarbeiten (DVA bzw. VERA)

Studienordnung. Maschinenbau. für den Studiengang. Berufsakademie Sachsen Staatliche Studienakademie Riesa

Grundschulempfehlung und Weiterführende Schularten

Gesellschaft verändern - Zukunft gestalten SOZIALWISSENSCHAFTLICHES GYMNASIUM SRH SCHULEN

Führungsqualifikation für Hochschulabsolventen

Albertville-Realschule Winnenden

Konzept zum Umgang mit Hausaufgaben an der Peter-Härtling-Schule

Landtag von Baden-Württemberg. Kleine Anfrage. Antwort. Drucksache 15 / Wahlperiode. des Abg. Jochen Haußmann FDP/DVP.

Anhang 14: Fragebogen für die Absolventen der Weiterbildung im Schulversuch Ethik/ Philosophie

Schiller- Gymnasium UNSERE KONZEPTION. Private Ganztagesschule Pforzheim. Intensive und individuelle Betreuung Gemeinsames und selbstständiges Lernen

Ausschreibung. 3. Staffel. Musikalische Grundschule Thüringen

Das bayerische Schulsystem: Viele Wege führen zum Ziel

Weiterentwicklung der Lehramtsstudiengänge in Baden-Württemberg

Leistungsangebot. Präambel. Leben ohne Behinderung für Menschen mit Behinderung

der Abg. Dieter Hillebrand und Karl-Wilhelm Röhm CDU Lehrerversorgung an den Schulen des Kreises Reutlingen

Eine Initiative des Landesinstituts für Schulsport, Schulmusik und Schulkunst (LIS) im Auftrag des Kultusministeriums Baden-Württemberg

an der FRIEDRICH-REALSCHULE WEINHEIM

MINISTERIUM FÜR KULTUS, JUGEND UND SPORT DER MINISTER. Stuttgart 24. Juni 2008

Da s Wirtschaftsgymna sium im Überblick

Vereinbarung über den Ausbau von Bildungspartnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen in Baden-Württemberg vom 4.

Erfolgreich Deutsch lernen. Förderkonzept für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in Hessen

3. Von welcher Quote vegetarisch lebender Schülerinnen und Schüler an den Schulen in Baden-Württemberg geht sie aus?

Kriterien für die Beurteilung und Bewertung der Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter durch die Schulleitungen

Der Oberbürgermeister. Bewegung bildet. Bewegung bildet. Kölner KITAs sind dabei

1. Von der Hochschule an ein Staatliches Seminar Stand

Aus dem Schulverbund erfolgreich in die Zukunft: Grund-, Haupt-, Werkreal- und Realschule

MINISTERIUM FÜR KULTUS, JUGEND UND SPORT BADEN-WÜRTTEMBERG. Informationsblatt. zum Betriebs- oder Sozialpraktikum

Medienkonzept. Gliederung

Ubuntu4Africa; Hout Bay, Kapstadt Südafrika Katja. Fakultät 13, Bachelor Rehabilitationspädagogik, 3. Fachsemester

Anerkannter Bewegungskindergarten Schleswig-Holstein

gastfreunde Begleiten, Beraten und Betreuen Ambulante Betreuungsangebote für Menschen mit psychischer Erkrankung Perspektive Leben.

Sehr geehrte Eltern, An die Erziehungsberechtigten aller Schülerinnen und Schüler, die im Schuljahr 2013/14 die Klassenstufe 7 besuchen

Rahmenvereinbarung über die Ausbildung und Prüfung für ein sonderpädagogisches Lehramt (Lehramtstyp 6)

Antrag zur Einrichtung einer Kooperationsklasse Förderschule Berufsvorbereitungsjahr; Schulversuch nach 22 Schulgesetz

Transkript:

Vereinbarung des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg und der LandFrauenverbände über eine erweiterte Kooperation

- 2 - Präambel In Deutschland entfällt mittlerweile ein Drittel der Kosten im Gesundheitswesen auf die Behandlung ernährungsbedingter Krankheiten. Jedes fünfte Kind und jeder dritte Jugendliche ist übergewichtig. Mehr als drei Millionen Haushalte sind derzeit überschuldet. Diese Entwicklungen machen deutlich, dass grundlegendes Wissen um die Haushalts- und Familienführung benötigt wird. Ergänzend zum Kompetenzerwerb in der Familie muss deshalb an den Schulen verstärkt das Alltägliche gelehrt werden: Gesunde und vollwertige Ernährung, sinnvoller Umgang mit Geld, soziales und umweltgerechtes Handeln. Kenntnisse und Fertigkeiten in diesen Feldern sind ein wichtiger Baustein für eine zukunftsorientierte Gesellschaftspolitik in Baden-Württemberg. Beim Erwerb von Kenntnissen und Fertigkeiten der Ernährungs- und Verbraucherbildung und des Haushaltsmanagements sind Elternhaus und Schule in besonderer Weise gefordert. Den LandFrauenverbänden kommt in der nachhaltigen Unterstützung dieser Aufgabe eine Schlüsselposition zu. In den LandFrauenverbänden Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und Südbaden setzen sich insgesamt rund 85.000 Frauen aktiv für gesellschafts- und familienpolitische Anliegen ein. Als anerkannte moderne Bildungsinstitutionen sehen sie in der Vermittlung von Kompetenzen im Bereich Haushaltsmanagement eine ihrer Kernaufgaben. Ihre praxisnahe Bildungsarbeit stärkt Menschen in ihrer persönlichen Lebenssituation. Mit dieser auf Partnerschaft aufbauenden Vereinbarung erklären das Kultusministerium und die LandFrauenverbände in Baden-Württemberg gemeinsam Verantwortung für diesen Bereich zu übernehmen und entsprechende Kooperationsprojekte zu initiieren. Ziele der Vereinbarung Die Vereinbarung zielt darauf ab, die hohe Kompetenz der Landfrauen mit der Arbeit in den allgemein bildenden Schulen zu verbinden. Sie soll sicherstellen, dass durch die Land- Frauenverbände den Schülerinnen und Schülern der Haupt-, Werkreal- und Realschulen, der Gymnasien sowie ggf. der Grundschulen landesweit die zur positiven Lebensgestaltung erforderlichen Kompetenzen zum Haushaltsmanagement vermittelt werden. Dies kann beispielsweise durch einen "Familienmanagement-Pass" dokumentiert werden. Eine regionale und lokale Kooperation zwischen den allgemein bildenden Schulen und den LandFrauenverbänden wird angestrebt. Um dieses Ziel zu erreichen, werden das Kultusministerium Baden-Württemberg und die LandFrauenverbände alle Möglichkeiten der Zusammenarbeit ausschöpfen.

- 3 - Bedeutung für die Jugendlichen in Baden-Württemberg Durch die derzeitigen gesellschaftlichen Entwicklungen - fragmentierte Familien, mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf, oft unzureichend vorhandene Haushaltskompetenz in der Elternschaft - kommen auf die Schulen große Herausforderungen zu: Um Jugendliche auf die Anforderungen der Lebenswelt vorzubereiten, müssen an den Schulen Kenntnisse und Fertigkeiten des Haushaltsmanagements in einem Maß vermittelt werden, das über das im Pflichtstundenplan festgeschriebene hinausgeht, es ergänzt, erweitert und vertieft. Dem Lebensbereich Haushalt und Familie kommt eine große gesellschaftspolitische Bedeutung für die Zukunft des Landes zu. Er umfasst die Gesunderhaltung junger Menschen und ihrer künftigen Familien durch richtige Ernährung und Hygiene, die eigenverantwortliche Lebensgestaltung u.a. durch Verbraucherbildung und Finanzplanung, umweltgerechtes Handeln durch die Verwendung regionaler und saisonaler Produkte und die gemeinschaftliche Gestaltung des Alltags im Freundes- und Familienkreis. Für junge Menschen, die diese Fähigkeiten erworben haben, eröffnet sich ein weites Feld an ganzheitlichem, kreativem und gemeinschaftlichem Erleben - einem Erleben, das wesentlich zur persönlichen Lebensqualität beiträgt. Grundzüge der Zusammenarbeit Die Zusammenarbeit zwischen dem Kultusministerium und den LandFrauenverbänden bei der Vermittlung erweiterter Haushaltskompetenz orientiert sich an folgenden Leitlinien: 1. Themen und Zertifizierung In einem modularen Aufbau sollen während eines Schuljahres folgende Inhalte vermittelt werden: - Ernährungslehre mit Lebensmittelerzeugung und Nahrungszubereitung - Gesundheitsprophylaxe und Hygiene - Finanzmanagement im Haushalt - Kleidung und Wäschepflege - soziale Schlüsselkompetenzen Diese Themen werden vom Kultusministerium und den LandFrauenverbänden gemeinsam konkretisiert und für den Unterricht aufbereitet. Der Anforderung des alters- und interessengerechten Lernens wird durch ein mehrstufiges Modell Rechnung getragen. Der Erwerb von Kompetenzen in diesen Themenfeldern wird den Schülerinnen und Schülern mit einem Zertifikat ("Familienmanagement-Pass") bescheinigt. Dieses Zertifikat wird von Landfrauen und Schule gemeinsam ausgestellt; eine Einbindung des je

- 4 - weiligen Schulträgers soll vor Ort angestrebt werden. 2. Organisation an der Schule Im Sinne der erweiterten Eigenständigkeit von Schulen wird eine Zusammenarbeit mit den LandFrauenverbänden auf regionaler und lokaler Ebene angestrebt. Das Kultusministerium informiert die allgemein bildenden Schulen über die angestrebte Kooperation; die Kontaktaufnahme zu möglichen Kooperationsschulen erfolgt durch den jeweiligen LandFrauenverband. Als Basis für die Vermittlung erweiterter Haushaltskompetenz in Kooperation mit den Landfrauen bieten sich die Fächerverbünde "Materie - Natur - Technik" und "Wirtschaft - Arbeit - Gesundheit" (Hauptschule und Werkrealschule), das Fach "Mensch und Umwelt" (Realschule), das Fach "Naturwissenschaft und Technik" (Gymnasium) und ggf. der Fächerverbund "Mensch, Natur und Kultur" (Grundschule) an. Dazu wird das Kultusministerium in enger Abstimmung mit den LandFrauenverbänden thematisch geeignete Anschlussstellen in den Lehrplänen dieser Fächerverbünde lokalisieren. Die Schulen haben im Rahmen ihres schuleigenen Curriculums die Möglichkeit, die unter Ziffer 1 genannten Themen zu ergänzen, zu vertiefen und zu erweitern. Eine weitere Möglichkeit ist die Vermittlung erweiterter Haushaltskompetenz in Form von freiwilligen Arbeitsgemeinschaften. Für den Einsatz der Landfrauen vor Ort bietet sich das Lehrbeauftragtenprogramm an. Dabei können Lehraufträge in Eigenverantwortung der jeweiligen Schule an Landfrauen vergeben werden. 3. Fördermöglichkeiten Für die Zusammenarbeit von Schule und LandFrauenverbänden bestehen Fördermöglichkeiten im Rahmen von Stiftungen. Hierzu ist eine Prüfung vor Ort erforderlich. 4. Öffentlichkeitsarbeit Bei der Öffentlichkeitsarbeit berücksichtigen sich die Unterzeichnenden gegenseitig. Dazu nutzen sie insbesondere ihre internen Mitteilungswege und Medien. Diese Vereinbarung bildet die Grundlage für weitere Konkretisierungen (zu vermittelnde Inhalte, Stundenumfang, Zertifizierung, didaktische Anleitung der LandFrauen usw.). Dazu und zur Weiterentwicklung der Zusammenarbeit dienen regelmäßige Kontakte zwischen dem Kultusministerium und den LandFrauenverbänden.

- 5 - Stuttgart, den 29. März 2004 Für das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Südbaden e.v. Dr. Annette Schavan MdL Ministerin für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg Marianne Anselm Württemberg-Baden Gudrun Laible Württemberg-Hohenzollern Toni Teufel