Seite 1. Tätigkeitsbericht des Vorstands - Streetkids International e.v.



Ähnliche Dokumente
UNCSO Usakos, Namibia Nicole. Fakultät 12 Lehramt BK (Germanistik/Sozialpädagogik) Semester

5. Ausgabe, Sommer

WERDE PATE EMPOWER KIDS

das ist ein bestimmter Artikel der Begleiter

Fragebogen zur Erhebung der Wohnwünsche und -vorstellungen des Initiativkreis Wohnen im Alter e.v.

Unsere Unterstützung für Ihr Engagement. Stiften Fördern Vererben

Anleitung zum Fragebogen zur Wohngemeinschaft im Alter

verströmten. In der warmen Jahreszeit hielten meine Mutter, meine jüngeren Brüder Serhad, Shivan, Keniwar und ich uns fast ständig in diesem kleinen

Liebe Freunde der Kinder!

Gemeinsam Leben Träume mit Konturen

Wir brauchen Hilfe für Galja s Hunde in Belgrad

Eine gute Tat ist niemals verloren: Wer Höflichkeit sät, erntet Freundschaft; und wer Freundlichkeit pflanzt, gewinnt Liebe.

Mehr Unabhängigkeit und Lebensqualität durch Hilfe auf vier Pfoten

Gib doch nicht gleich auf, Regina. Wir haben doch schon einiges mit ihm erlebt. Das ignorieren wir einfach. Andererseits, dachte Elke für sich,

Interview und Lebensgeschichten mit den neun ehemals Straßenkindern und nun Adoptivkindern von Leonie

Finanzierung des Auslandsstudiums/ Kosten vor Ort

Informationen zur Wohngemeinschaft Leipziger Straße im Verbund Mitte

00:03 Athina Hallo, ich bin Athina, und meine Mutter kommt aus Serbien und mein Vater kommt aus Griechenland. Und meine Freundin Audrey

Liebe Fam. Kumberger, liebes Pflegeteam,

Phoolbaari-Nepal e.v., Antonie Maurer Straße 8, D Friedberg

WAS WIR MACHEN ÜBER UNS

Ich erwartete von mir vor Abreise, dass mein Dänisch noch besser wird, ich auf meine Sprachkenntnisse, die ich mir während meiner zwei Semester

Wolfgang Amadeus Mozart

Das Habegger Gordon Hilfswerk. Zweck dieses Hilfswerkes und wer steht dahinter?

Vom Fischer und seiner Frau

Kenia Reisebericht November / Dezember 2015

Hier kann Ihr Logo stehen + Kontaktdaten

Aschenputtel. (Deutsches Märchen nach den Brüdern Grimm)

Optimal A2/Kapitel 2 Ein Leben ein Traum biografische Notizen Was wissen Sie über Patrick Spycher? Ergänzen Sie.

Gutes tun Kindern Zeit schenken

Daran möchte ich lieber nicht denken. Jensen seufzte, und endlich schien Dad zu begreifen, dass dies eigentlich eine Aufgabe für zwei war.

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Stationenlernen: Wassily Kandinsky. Das komplette Material finden Sie hier:

Kinderheim in Pokhara, Nepal

Das Bandtagebuch mit EINSHOCH6 Folge 46: CAMPING STATT URLAUB

Zuhause sein. Dr. Alfred Neff Seniorendomizil. Ambulante Dienste ggmbh. Herzlich willkommen im. Bretten. Betreutes Wohnen bei der AWO heißt...

Ich träume deutsch und wache türkisch auf

PATENSCHAFTEN FÜR WAISENKINDER IM ST.LAURENT- WAISENHAUS IFAKARA/TANSANIA

Prüfung und Beratung. Stiftungen und kulturelle Einrichtungen

Besuch bei Piroschka

Bundesfreiwilligendienst (BFD) in Deutschland

Praktikum in Thailand / Bangkok Lisa Heinze

Liebe/r Nutzer/in der Erkundungsbögen!

Mühleweg 37, Pratteln

wurde. Er wollte nicht heiraten, und er wollte auch das Kind nicht. Ich hab es trotzdem bekommen. Melanie ist jetzt zwölf Monate alt.

Warum wir alle - Champions - sind!

MSH MAGAZIN Abenteuer Afrika


Kursunterlagen zur DVD-Lernfilm-EDITION. Dialog. der. Hände. Basiskurs der Gebärdensprache. Bekleidung Familie PRAXIS.

1. Bildergeschichte: Elkes Unfall

Alzheimer Gesellschaft

Haus im Haus Konzept München Freimann

Mein Eigenes Auto - Zusammenfassung in der Vergangenheit mit Fragen

Mittlerweile besuchen 24 Kinder die Rehabot-Grundschule, 14 von ihnen befinden sich in einem Patenschaftsprogramm

Umass Dartmouth Hessen-Massachusetts-Programm Wintersemester 2013

Maximilian &der Einzug in die Krisenwohnung

Pädagogische Hinweise E2 / 42

Lautaro Tomas Perez Salimbeni. Mein Jahr in Italien. 2. Bericht

Käuferprovisionsfrei: Gepflegtes Doppelhaus in bevorzugter Wohnlage von Schacht- Audorf Doppelhaus / Kauf

Unsere Jugendlichen zählen auf Sie

WIR SAGEN EUCH WIE S GEHT!

Schritte. Schritte plus. Verkehr, Verkehr: Wie sind die Leute unterwegs? 1 Lesen Sie die Texte und ergänzen Sie die Tabelle.

Zurück in die Selbstständigkeit Fachlich Ambulant Betreutes Wohnen

Erasmus-Bericht Aarhus Universität in Dänemark Vorbereitung

Stomatherapie. Versorgung, die passt

1. Korinther 12, 4-11: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Elternbrief Fasching 2014

Unterrichtsreihe: Liebe und Partnerschaft

Einleitung: Warum Rotkäppchen heute ein Smartphone im Korb hat

auch nicht möglich, ihn zu vergessen. Dass sie kräftig mitgeholfen hatte, ihn hinter Schloss und Riegel zu bringen, gab ihr jedoch ein Gefühl von

Reisebericht November-Dezember 2017

Die Schlummerstuben. Ferienwohnungen in Esslingen a. N. Unter deutsch - italienischer Leitung.


MENSCHEN Einstufungstest Teil 3: Aufgabenblatt

Das kleine Gänseblümchen - von Raul Simionescu

Einstufungstest 1 (bis Lektion 14)

PRESSEMAPPE. Social-Startups.de Das Online-Portal zu den Themen Social Entrepreneurship und nachhaltige Geschäftsideen

Von Kasandra:...Dann las er ihr eine Geschichte vor: Es war einmal ein Elefant... Da machte das Baby in die Windeln!

HEIMANN & FLADUNG IMMOBILIENVERMITTLUNG MIT PERSÖNLICHKEIT. PARTNER DER SPARKASSE FULDA

Wir bauen ein neues Waisenhaus

TOP-LAGE AM TEGELER FLIEß BERLIN-HERMSDORF - INNENPOOL SAUNA SONNE

II Arbeit. Kreuzen Sie die passenden Verben an. Es gibt immer zwei richtige Lösungen.

Was ist ein SOS-Kinderdorf? Antworten auf 20 Fragen von Kindern

Eigenbedarf oder Kapitalanlage - gut geschnittene Wohnung im Jugendstilbau

Vier-Zimmer Maisonette Wohnung in Schwachhausen Maisonette / Miete

Hänsel und Gretel. wieder nach Hause zu finden. Die Mutter bemerkte, dass Hänsel dauernd

Hotels beschreiben und vermitteln

Kurzer Bericht über die

1 Klaus H. Zimmermann P E R S O N A L P R O N O M E N. 1. ich mich mir meiner 2. du dich dir deiner

Erste Berührungspunkte mit Deutschland Studium in Deutschland

Von der Begeisterung fürs Helfen mit Trinkwasser. Die Hilfsprojekte der Grünbeck Wasseraufbereitung GmbH in Haiti

gegen Armut durch Pflege pflegende Angehörige kommen zu Wort

德語乙組進階 1. Der Fuchs und die zwei kleinen Bären

Lerninseln für altersgerechte Qualifizierung

Lampocoy. Mehr Bildung. und Gesundheit für alle. Liebe Leute,

Ronald McDonald Kinderstiftung jetzt mit Elternhaus in Luzern

und die Kinder sprechen mit ihnen.

Seite 1: Travis geht in die Ferien

. Daher nannten es alle Rotkäppchen. Eines Tages gab die Mutter. sollte die kranke besuchen und ihr den bringen. Die

REIHENHAUS IN EINER SACKGASSE NAHE DER DINKEL

Transkript:

Seite 1 Tätigkeitsbericht des Vorstands - Streetkids International e.v. Gegebenheiten in Tansania Tansania ist ein postsozialistisches Land deren Strukturen im administrativen Bereich durchgängig korrupt sind. Will man hier offiziell helfen oder als Hilfsorganisation operieren, fallen unverhältnismäßig hohe Initiierungskosten an. Von der anerkannten Machbarkeitsstudie bis hin zur Gründung eines Vereins (NGO/NPO ((non-government organisation, non-profit-organisation)). Man braucht einheimisch-registrierte Mitglieder, von denen jeder die Hand aufhält und versucht, so viel wie möglich aus dieser weißen Organisation herauszuholen. Außerdem wird gerade in der Verwaltung und im Behördenwesen extrem blockiert. Es sei denn, man besticht und gibt den ganzen Individuen in den jeweiligen Prozessstufen, durch die jeder bei einer offiziellen Organisationsgründung durch muss, ein kleines Geschenk, um die Prozesse zu beschleunigen. Man muss wissen, dass in Tansania NGO s so gesehen werden wie bei uns GmbH s und AG s. Die Hilfsorganisationen kommen in diese Länder, eröffnen große Verwaltungszentralen, bringen viele Autos rein, importieren Container mit Hilfsmitteln und unterhalten Personal, das in Villen mit allem erdenklichen, zum Teil vorkolonialistischem Luxus lebt. Dies konnte ich mir nicht leisten. Ich wollte mit den Mitteln helfen, die mir gegeben waren. Durch meinen Arbeitsaufenthalt von 1,5 Jahren in Zanzibar, Tansania (1992/93) und die Kenntnis der Preise, der Korruption und der gesamten Verhältnisse sah ich die Möglichkeit, mit wenig Geld zu helfen und dort ein Kinderhaus aufzubauen. Gründungsphase Im Frühjahr 2000 war ich in Tansania. Einmal, um einer Anfrage nach Beratung im IT Bereich nachzukommen und um meinen Bruder zu besuchen, der in Dar es Salaam für mehrere Jahre lebte. Dort wurde ich von einer Frau namens Consolata Lifa angesprochen, die mich bat, etwas für Tansania - für die vielen Waisenkinder zu tun. Sie zeigte mir wie dort Kinder ohne Eltern aufwachsen und welch enormes Hilfspotential allein in Dar es Salaam, einer 3 Mio. Dritte-Welt-Stadt, nötig war und immer noch ist. Ich entschloss mich zu helfen. Erst mal privat. Der Plan war, ein Kinderhaus zu eröffnen und nach und nach Kinder in dieses Haus aufzunehmen. Consolata Lifa ist ausgebildete Sozialarbeiterin und arbeitete zu dieser Zeit in einer kirchlichen Organisation und betreute ca. 600 AIDS-Familien. Dadurch hatte sie nahen Kontakt und Informationen von vielen Schicksale, insbesondere von Einzelschicksalen von Kindern, deren Eltern an HIV gestorben waren. Sie erklärte sich bereit, in diesem ersten Kinderhaus als Hausmutter die Verantwortung für die Kinder und alles was dazu gehört zu übernehmen. Ich ließ ihr genügend Geld für die ersten paar Monate da, um nach einem geeigneten Haus zu schauen und erste Kinder an Bord zu holen. Sie hatte ein Haus gefunden und nahm die ersten 2 Kinder im Sommer 2000, Abbu und Lulu, in das Haus auf. Da ich aus beruflichen Gründen nicht selbst nach Dar es Salam fliegen konnte, überwies ich ihr mit Western Union Money Transfer den ersten großen Betrag von 5000,00 DM. Bei meinem nächsten Besuch vor Ort nahm ich Renovierungsmaßnahmen selbst in die Hand; wir renovierten die sanitären Anlagen und sorgten für adäquate hygienische Maßnahmen im Haus. Gründungsphase Deutschland Die Tätigkeit hier in Deutschland am Anfang bestand hauptsächlich in der Planung und Vorbereitung des Vereins. Es galt, die Idee zu einem umsetzbaren Plan zu machen; Mitglieder und interessierte Spender zu finden, im privaten und im unternehmerischen Umfeld. Die Entwicklung eines nachhaltigen Konzeptes welches Unternehmern den Freiraum lässt, soziale Verantwortung außerhalb Ihrer Firma zu übernehmen und Privatpersonen nicht nur eine Patenschaft zu vermitteln, konnte durch Mithilfe von Freunden sehr professionell umgesetzt werden. Natürlich bauten wir auch eine Internetseite auf, die mittlerweile das dritte Mal ge-relaunched wurde und sich zunehmend zu einem Informationsportal über unsere Arbeit entwickelt. Ich versuchte, Menschen zu finden, denen es Spaß macht auch zu helfen. Nach und nach konnte ich immer mehr Freunde und Bekannte, schließlich

Seite 2 auch Unternehmer, für die Idee begeistern. Ein ehrenamtliches Netzwerk mit viel Idealismus und Energie entstand. Private Spender und Firmen unterstützen uns seitdem finanziell. Der Verein wurde gegründet. Nicht zuletzt auch dank unseres Notars Karl-Otto Linz. Im folgenden sind hier die Tätigkeiten vor Ort in Tansania in Kurzform beschrieben: Aufbauphase /Aufenthalte in Tansania März 2000 (11.3-29.3.2000) Bei diesem Besuch in Tansania fing alles an. Ich entschied mich für diese mildtätige und afrikanischdeutsche und gemeinnützige Arbeit. Als Partnerin fand ich Consolata Lifa, eine Dipl. Sozialpädagogin, die für die katholische Kirche tätig war. Ihre Aufgabe bestand in der Initiierung unseres kleinen Projektes, der Suche eines Hauses, das Verhandeln mit den Eigentümern und Vermietern. Ich bekam erste Einblicke in die tansanische Immobilienbranche, die wie alles in diesem Lande äußerst korrupt und undurchsichtig für mich schien. Ich besuchte die kirchlichen Kinderaufnahme- und Versorgungseinrichtungen, um mir einen Überblick über die Lage im Lande zu schaffen. Die einzelnen Prozesse der Auswahl und der Aufnahme konnten später auch bei uns erfolgreich implementiert werden. Juni 2000 Im Juni 2000 konnten wir endlich unser erstes Kinderhaus eröffnen und die ersten zwei Waisenkinder, Abbu und Lulu, aufnehmen. Unsere Pflegemutter Consolata Lifa hatte weiter ihren Full-Time-Job bei der katholischen Kirche, so nahmen wir zwei Hausmädchen mit an Bord. Dadurch wurde eine 24- Stunden-Aufsicht für die Kinder gewährleistet. Consolata Lifa zog mit in das Haus ein. Natürlich mussten Anschaffungen wie Betten, Bettdecken, Kissen, Matratzen, Moskitonetze, Kerosinkocher und Küchenausrüstung gemacht werden. Dezember /Januar 2000/2001 (26.12.2000 13.01.2001) BA Kurz nach Weihnachten, im Dezember 2000, flog ich nach Tansania und war natürlich sehr gespannt wie unser Haus aussieht, wie es geführt wird und darauf, die Kinder kennen zu lernen. Das Haus und die sanitären Anlagen waren in keinem akzeptablen Zustand, - wir hatten kein fließendes Wasser, Dusche und Toilette waren nach westlichem Standard nicht zumutbar. Also fingen wir an, das Haus zu renovieren. Wir installierten Wasserleitungen, Wasserpumpe und einen Wassertank auf dem Hausdach und renovierten das Bad und die Dusche. Außerdem wurde der Fußboden bearbeitet, so dass er auf einfache Art und Weise hygienisch sauber zu halten war. Parallel dazu schauten wir uns das Heimatdorf von Aisha, unserer neuen Heimkandidatin, an. Wir machten mit Aisha einen Gesundheitscheck inklusive AIDS-Test, redeten mit den noch vorhandenen Angehörigen und nahmen schließlich Aisha im Januar in unser Kinderhaus auf. März 2001 Hektische emails und Telefonate von unserer Pflegemutter Consolata kündigten einen ersten Rückschlag im Projektablauf an. Der Vermieter unseres ersten Hauses verkaufte dieses Haus, so dass wir zum 15. März Hals über Kopf ausziehen sollten. Da ich zu dieser Zeit, wiederum aus beruflichen Gründen, nicht nach Afrika fliegen konnte, musste Consolata Lifa die Suche einer Alternativ-Unterkunft selbst in die Hand nehmen. Sie unterrichtete mich, dass sie ein Haus gefunden habe, - weit außerhalb von Dar es Salaam in Tankibowo, mit einem wesentlich schlechteren Standard. Wir hatten jedoch keine Wahl und waren froh, dass die Kinder samt Pflegemutter und Hausmädchen untergekommen waren.

Seite 3 April/Mai 2001 (29.4 13.5.2001) Flug nach Dar es Salaam. Die Nachrichten aus Tansania beunruhigten mich sehr. Vor Ort war ich erst mal sehr schockiert über die neue Unterkunft in Tankibowow. Es war dunkel, dreckig, mit wenigen Fenstern und zu wenig Zimmern. Hygienisch ein Desaster. Schnell war klar, dass wir ein neues Haus brauchten. Wir engagierten einen Makler und schauten uns diverse Häuser an. Die Angebote waren finanziell nicht in unserem Rahmen oder die Häuser waren einfach zu weit weg von Schule und Infrastruktur. Einige Objekte waren sehr interessant und bezahlbar, konnten aber in der Kürze der Zeit nicht bezogen werden da Hausbesitzer, Vermieter etc. nicht anwesend waren oder noch Mieter in den Häusern wohnten. Somit konnten wir während meines Aufenthaltes keine bezahlbare bzw. freie Alternative finden. Wir mussten sehr viele Kosten und Mühen aufwenden, um weiter nach einem Haus zu suchen. Trotzdem schauten wir uns das Zuhause unserer neuen und damit 4. Kandidatin für das Haus an. Zuhura, sie lebte mit ihrer Großmutter in einer cirka 6qm großen Lehmhütte mit Blechdach in den Bergen, außerhalb Dar es Salaams. Zuhura war unterernährt und extrem verschüchtert. Beide Elternteile waren an Aids gestorben, und die Großmutter war außerstande das Kind zu ernähren, geschweige denn, das Geld für die Schule aufzubringen. Mit der Hoffnung, bald ein Haus zu finden verließ ich Tansania wieder. Der einzig schöne Erfolg war Zuhura, die nach den üblichen Gesundheitschecks wenig später in unser Kinderhaus aufgenommen wurde. Juni 2001 Zum 1. Juni 2001 konnten wir endlich in eines der im Mai besichtigten Häuser einziehen, im Stadteil Zinsa. Dies wurde wiederum von Consolata Lifa in die Hand genommen. Wir kauften weitere Betten, Matratzen und Moskitonetze. Auch dieses Haus musste von Grund auf bewohnbar gemacht werden. Neue Wasserleitungen mussten gelegt sowie Renovierungsarbeiten erledigt werden. Uns war klar, dass auch dieses Haus nur eine temporäre Lösung war, da der Mietvertrag nur für ein halbes Jahr abgeschlossen werden konnte. Der Vermieter war nicht bereit, Kinder ohne Eltern für längere Zeit in diesem Haus leben zu lassen. Dies ist leider so in Tansania. Kinder haben lange nicht den Stellenwert in der Gesellschaft wie bei uns in Europa. Und Waisenkinder gibt es viel zu viele, sie werden gesellschaftlich mehr oder weniger als ein Übel betrachtet. August 2001 3. August 12. August 2001 Unser Mitglied Nicole Schmidt und unsere ehrenamtliche Helferin Monika Surges reisten gemeinsam nach Tansania, um das Projekt zu besichtigen nach dem Rechten zu sehen und Geld hinunter zu bringen; da ich beruflich wiederum verhindert war. Natürlich brachten sie wie bei jedem unserer Besuche reichlich Secondhand-Kleidung für die Kinder, Schulmaterial und Spielsachen mit. Hierbei möchten wir erwähnen, dass die Fluggesellschaften uns mit kostenlosem Übergepäck bisher immer zur Seite standen wir hoffen, dass das so bleibt. Oktober 2001 (3.10 7.10.2001) Kurzbesuch in Tansania zwecks Überprüfung der Verhältnisse vor Ort, da ich bisher das Haus in Zinsa im Mai nur besichtigt hatte. Wir hatten Wasserprobleme, die behoben wurden sonst war alles ruhig, die Kinder inklusive Zuhura hatten sich gut eingelebt. Allerdings war mir klar, dass wir spätestens bis Januar eine neue Bleibe finden mussten, weil der Mietvertrag auslief. Ich ließ genügend Geld da, um die Haussuche zu forcieren und ggf. erste Abschlagszahlungen für die Miete im voraus zu tätigen. Januar 2002 (10 Jan.2002 31.)Jan.2002) Im Januar fanden wir nach langer, ermüdender Suche endlich ein Haus in Kijitonyama. Die Infrastruktur war relativ gut, das Haus ist nur cirka 150m von der betonierten Straße entfernt. Außerdem ist es in der Nähe der staatlichen Schule. Diesmal führte ich die Vertragsverhandlungen mit dem Eigentümer selbst. Unser Ziel war einen Mietvertrag für mindestens 3 Jahre zu bekommen, nicht

Seite 4 nur weil wir die ständige Umzieherei satt hatten, sondern weil wir für die Kinder ein richtiges, bleibendes Zuhause haben wollten. Wir einigten uns und unser erstes richtiges privates Kinderhaus war für die nächsten 3 Jahre, bis Ende 2004, gesichert. Nun stand der Umzug von Zinsa nach Kijitonyama an und damit folgende Arbeiten: Umzugslaster organisieren und freiwillige Helfer! Haus bewohnbar machen, d.h. Moskitonetze an sämtlichen Fenstern erneuert; Garten mit Steinen aufgeschüttet, damit auch in der Regenzeit begehbar; Garten komplett gesäubert, umgegraben und neu bepflanzt (Eigenanbau Gemüse!); Komplettes Ausgraben der Wasserzufuhr und Reparatur sowie Installation von Wassertank und pumpe. Durch unser relativ großes Außengelände haben wir die Möglichkeit, Gemüse und Obst anzubauen, hierfür ist ein gutes Wassersystem unbedingt notwendig. 3 neue Außengitter-Türen aus Sicherheitsgründen gekauft und montiert; Außenlicht aus Sicherheitsgründen repariert; 1 neues Doppelbett für Gästezimmer gekauft + Matratze; Regale für Vorratsraum zwecks Verstauung der Lebensmittel gekauft; Kleines Regal anfertigen und montieren lassen für Ablage neben Waschbecken (für Zahnbürste, Seife etc.); An Außenmauer aus Sicherheitsgründen Makuti-Abdeckung als Sichtschutz anbringen lassen; Außentor Schloss ebenfalls aus Sicherheitsgründen reparieren lassen; 2 neue Doppelbetten für neue Kinder gekauft + Matratzen + Bettdecke und Kissen, neuen Kerosin-Kocher gekauft (der alte war kaputt Verschleiß); Das Haus war nun einigermaßen hergerichtet, ein Mädchen- und ein Jungen-Zimmer wurde eingerichtet, in dem jeweils 4 Betten standen. Das Gästezimmer wurde auch eingerichtet, damit Spender und Förderer aus Deutschland, sowie freiwillige Helfer und Praktikanten eine einfache, aber saubere Unterkunft vorfinden, wenn sie das Projekt in Dar es Salaam besuchen. Wir konzentrierten uns jetzt darauf die Spendengelder einzusetzen und zwei neue Kinder auszuwählen. Dies ist für mich persönlich immer die schönste Arbeit, weil es immer etwas ganz besonderes ist, ein Kind aufzunehmen und ihm ein neues Zuhause zu geben. Über unser Netzwerk von humanitären Helfern und Missionaren wurde zwei Kinderschicksale an uns herangetragen. Einmal ging es um Said Kurunga, ein 7jähriger Junge, dessen Vater unbekannt und die Mutter an AIDS gestorben war. Said lebte bei seinem Großvater, der aufgrund starker Alkoholprobleme und Armut keinesfalls in der Lage war, seine Kindeskinder zu versorgen. Said war stark unterernährt. Er wurde, wie jedes unserer Kinder, vor der Aufnahme medizinisch untersucht. Festgestellt wurde eine Hautkrankheit bei Said, die jedoch behandelbar und nicht ansteckend ist. Wir nahmen Said in unser Kinderhaus auf! Endlich ein Spielkamerad für unseren ersten Jungen Abbu! Der zweite harte Fall, der an uns herangetragen wurde, war Mashaka ein Junge, der beide Elternteile durch AIDS verloren hatte und sich auf der Straße durchschlug. Er hatte erste Verwahrlosungsanzeichen. Wir waren uns nicht ganz sicher, ob er nicht zu dominant und aggressiv für unsere anderen Kinder ist. Trotzdem wurde er nach der medizinischen Untersuchung und negativem AIDS-Test aufgenommen. April 2002 (22.April bis 30.April 2002) Unsere Haus- und Pflegemutter Consolata schrieb mir eine email, in der sie mir ankündigte, dass sie diese Arbeit aufgeben werde, da sie nun endlich einen Mann und einen besser bezahlten Job gefunden habe. Für mich war das zuerst ein großer Schock kurzfristig flog ich nach Tansania, um vorwiegend ersteinmal eine neue Hausmutter zu suchen. Unser Vorstand Markus Wetzstein begleitete mich mit seiner Frau. Dadurch konnten wir natürlich unsere Kinder zahnärztlich untersuchen und behandeln lassen und gleichzeitig konnten sich die Wetzsteins ein Bild vor Ort von Streetkids International machen. Im Haus ließ ich die Toilette reparieren (kein Abfluss) und für das Gästezimmer einen Abfluss bauen.

Seite 5 Juni/Juli 2002 (19.06-2.07.2002) Arbeitsbesuch in Tansania da das Haus nun fast voll war, entschlossen wir uns, ein weiteres Haus zu suchen bzw. laufende Projekte zu besichtigen, um diese evtl. in Eigenverantwortung zu betreiben. Wir besichtigten cirka 15 20 Häuser, die für unsere Arbeit in Frage kamen. Die Bandbreite der afrikanischen Lebenskultur war schockierend! Manche Häuser wollten wir einfach gar nicht betreten, so sehr stank es und war dreckig so dass wir vor Infektionen wir Cholera oder Typhus Angst hatten. Unter anderem fuhren wir auch nach Kiomoni in die Nähe von Tanga, weil wir gehört hatten, dass gerade dort ein extrem hoher Hilfebedarf für Kinder sein sollte. Wir hatten eine Empfehlung für ein Haus, welches wir uns anschauten. Das Elend in Kiomoni war so groß, dass wir uns entschlossen mit unseren Freunden und humanitären Helfern Robert und Mary ein Medical Camp in diesem Dorf für diese Region durchzuführen. Die Hausangelegenheiten konnten nicht zu unserer Zufriedenheit geklärt werden, da die Besitzverhältnisse und Vermietrechte undurchsichtig und unklar waren. Trotzdem war dieser Besuch ein Erfolg. Wir konnten cirka 1.500 Kindern und Familien medizinische Hilfe geben. Parallel dazu schaltete ich Anzeigen in den Zeitungen, um an eine geeignete neue Pflegemutter zu kommen. Nach vielen Interviews und Eignungstests haben wir uns für Salma Ismail, eine 25jährige Frau, entschieden. Ihr sehnlichster Wunsch ist, eine gute Mutter zu sein. Sie zog sofort in das Haus ein und konnte damit zum 1. Juli die volle Verantwortung vor Ort für den Betrieb des Hauses und die Betreuung und Versorgung für die Kinder übernehmen. Dez 2002 (10.Dez.2002 bis 21. Dez.2002) Fokus dieser Reise war so kurzfristig wie möglich ein neues Haus zu finden, um unser erfolgreiches Micro-Projekt zu duplizieren. Mit ein wenig mehr Erfahrung und unseren Freunden vor Ort fanden wir schließlich ein Haus in Mbuharati. Die Miete für das erste halbe Jahr wurde bezahlt und entsprechende Renovierungsarbeiten veranlasst. Ziel war, den Betrieb des Haus spätestens Ende März aufzunehmen und erste Kinder an Bord zu holen. Bis dahin mussten Betten, Küche, Schlösser, Fenster, Moskitonetze eben einfach alles fertig sein. In unserem Haus in Kijitonyama hatten wir noch Platz für zwei Kinder. Wir initiierten die Aufnahme von Happy, einem 9jährigen Mädchen, deren Eltern auch an HIV gestorben waren. Happy hatte nur noch eine Zwillings-Schwester. Wir werden versuchen, die beiden in unserem neuen Haus zusammenzubringen. Bis dahin ist Happy in unserem ersten Haus untergebracht. Damit ist das Mädchenzimmer voll die Schwester ist vorübergehend bei Freunden untergebracht. Mietzahlungen für Kijitonyama für das kommende Jahr standen an, das Budget ließ ich ebenfalls unten. März 2003 Der Vorstand Daniel Preuß Streetkids International e.v.