Humankapitalsystem I Verhaltensökonomie Realitätswahrnehmung & Diskrepanzreaktionen



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Humankapitalsystem I Verhaltensökonomie Realitätswahrnehmung & Diskrepanzreaktionen Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 1

Was machen wir heute? - Vorstellungsrunde/Erwartungsklärung - Organisatorisches Vorlesungsinhalte: - Realitätswahrnehmung - Diskrepanzreaktionen Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 2

Einführung: Termine Vorstellungsrunde! Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 3

Einführung: Termine Nr Datum Tag Uhrzeit Thema Dozent/in 1. 11. Oktober Freitag 10:30 17:30 Realitätswahrnehmung/Diskrepanzreaktionen Venjakob 2. 18. Oktober Freitag 10:30 17:30 Lerntheorien/Lernende Organisationen Venjakob 3. 8. November Freitag 10:30 17:30 Gruppen & Teamarbeit Venjakob 4. 15. November Freitag 10:30 17:30 Teamführung Venjakob 5. 22. November Freitag 10:30 17:30 Grundlagen des Personalmanagements & Motivation Meduri 6. 23. November Samstag 10:30 17:30 Motivationstheorien und Führung Meduri 7. 10. Januar 14 Freitag 10:30 17:30 Führungstheorien Meduri 8. 11. Januar 14 Samstag 10:30 17:30 Change Management - Klausurvorbereitung Meduri Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 4

Einführung: Unterlagen & Klausur Die Vorlesungsunterlagen können aus dem FH Intranet heruntergeladen werden. Klausur Dauer der Klausur: 90 / 120 Minuten Datum der Klausur: steht noch nicht fest Klausurinhalte: ca. 9-12 Fragen aus der Vorlesung (siehe Lernerfolgskontrolle) Anforderungen: Inhalte aus der Vorlesung korrekt reproduzieren (z. B. Definitionen, Kriterien, Theorien, Modelle) Verständnis der behandelten Theorien und Modelle durch Erläuterung demonstrieren Theoretische Grundlagen auf praktische Fälle anwenden à Transferleistung Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 5

Agenda Realitätswahrnehmung Informationsverarbeitung Theorien Wahrnehmung & Aufmerksamkeit Optische Täuschung Beurteilungsfehler Attributionsforschung Theorien Attributionsfehler Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 6

Informationsverarbeitung? Warum widmet sich die Forschung der menschlichen Informationsverarbeitung? Um zu verstehen, wo die Grenzen der menschlichen Informationsverarbeitung liegen. warum und unter welchen Umständen Fehler bei der Informationsverarbeitung entstehen können. wie diese Fehler minimiert werden können. wie die Arbeitsumgebung unter Berücksichtigung der Erkenntnisse zur menschlichen Informationsverarbeitung optimal gestaltet werden kann. Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 7

Informationsverarbeitung Theoretische Einbettung Die Erforschung der Informationsverarbeitung erfolgt im Rahmen der kognitiven Psychologie. Vor allem drei Einflussgrößen sind für die neuere Entwicklung verantwortlich: die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz die Analyse der Struktur der Sprache die Forschungen zur Leistungsfähigkeit des Menschen, die speziell während des Zweiten Weltkriegs starken Auftrieb erhielten Verhalten unter Stress (Lärm, Hitze, Kälte, Drogen, Schlafmangel, Dunkelheit) Anpassung an Beschleunigung in Kampfflugzeugen Probleme der Aufmerksamkeit Fehlleistungen bei Fluglotsen Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 8

Informationsverarbeitung Theoretische Einbettung! Kognition bezieht sich auf alle Prozesse, bei denen sensorischer Input transformiert, reduziert, bearbeitet, gespeichert, abgerufen und/oder genutzt wird. Enge Definition: Kognition = Wissen Weite Definition: Kognition = fast alle mentalen Funktionen (wie z. B. Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Lernen, Gedächtnis, Denken, Problemlösen, Entscheiden, Sprache, Motorik) Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 9

Informationsverarbeitung Das Hick-Hyman Gesetz Hick (1952) und Hyman (1953) untersuchten wie sich eine Erhöhung der Menge der zu verarbeitenden Information auf die Reaktionszeit auswirkt. Hierzu gaben sie ihren Probanden die Aufgabe, so schnell wie möglich eine Taste zu drücken, wenn über ihr die entsprechende Lampe aufleuchtet. Sie variierten die Versuchsbedingungen indem sie die Anzahl der Tasten und Lämpchen erhöhten und stellten fest, dass sich mit der Erhöhung der Antwortalternativen, auch die Länge der Reaktionszeit erhöhte. Aus diesem Ergebnis leitet sich folgendes ab: à Informationsverarbeitungsansatz: der Informationsverarbeitungsprozess dauert umso länger, je mehr Informationen verarbeitet werden müssen. Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 10

Informationsverarbeitung Zerlegung mentaler Prozesse in serielle Stufen Es wird davon ausgegangen, dass sich die Informationsverarbeitung in drei seriellen Stufen vollzieht: 1) Perzeptuelle Verarbeitungsstufe Reizvorverarbeitung Kategorisierung Identifikation 2) Zentrale Verarbeitungsstufe Entscheidung Reaktionsauswahl 3) Motorische Verarbeitungsstufe Reaktionsausführung Quelle: Johnson & Proctor (2004, S. 30) Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 11

Informationsverarbeitung Die Filtertheorie von Broadbent Die Grundannahme von Broadbents Filtertheorie (1958) besteht darin, dass sensorische Information das System ungehindert durchläuft, bis sie einen Flaschenhals (bottleneck) erreicht. An der Stelle des Flaschenhalses muss auf der Basis verschiedener physikalischer Charakteristiken entschieden werden, welche Information weiterverarbeitet wird; die anderen Informationen werden ausgefiltert (frühe Selektion). Broadbents Theorie impliziert die Annahme einer seriellen Verarbeitung: aufgrund des zentralen Flaschenhalses kann immer nur ein Reiz nach dem anderen verarbeitet werden. Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 12

Informationsverarbeitung Fazit Menschen haben nur eine begrenzte Kapazität zur Informationsverarbeitung In vielen Situationen müssen wir daher aus der Vielzahl von Reizen, die aus der Umwelt auf uns auswirken, diejenigen auswählen, die wichtig/interessant für uns sind Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 13

Informationsverarbeitung Wahrnehmung und Aufmerksamkeit Die Fähigkeit, die eigene Aufmerksamkeit auf bestimmte Zielobjekte in der Umwelt zu richten, ermöglicht es uns, mit der Begrenztheit unserer kognitiven Kapazität umzugehen. Aufmerksamkeit kann gleichgesetzt werden mit einem Scheinwerfer (spotlight), der an den beleuchteten Orten zu einer effektiveren Verarbeitung führt, als außerhalb des Lichtkegels. Objekte/Ereignisse ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich, wenn sie salient (sich vom Kontext abheben) sind unerwartet auftreten uns als relevant für unsere momentanen Ziele erscheinen Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 14

Informationsverarbeitung Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 15

Informationsverarbeitung Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 16

Informationsverarbeitung Selektive Wahrnehmung Selektive Wahrnehmung beruht auf der Fähigkeit, Muster zu erkennen. Das Gehirn ist ständig auf der Suche nach Mustern, um neue Informationen in bereits vorhandene besser eingliedern zu können. Dabei ist die selektive Wahrnehmung die meist unbewusste Suche nach einem bestimmten Muster. Der radikale Konstruktivismus und neuere Wahrnehmungstheorien kennen nur selektive Wahrnehmung. Demnach ist Wahrnehmung per se immer selektiv, da der Mensch nicht alle Daten, die von außen auf ihn einwirken, gleichzeitig wahrnehmen kann. Da unsere Wahrnehmung immer historisch-biografisch bedingt ist, gibt es keine andere Möglichkeit als die der selektiven Wahrnehmung, objektive Wahrnehmung ist unmöglich. Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 17

Informationsverarbeitung Das Ausmaß der Informationsverarbeitung in einer Situation hängt von der Verarbeitungskapazität einer Person sowie von ihrer Motivation ab. Je geringer die Verarbeitungskapazität und/oder Motivation, desto mehr Vorwissen wird herangezogen.! Die Top-down-Verarbeitung wird durch abstrakte, übergeordnete Wissensstrukturen im Gedächtnis (z. B. Schema, Erwartung) gesteuert, die die Wahrnehmung und Interpretation neuer Stimuli beeinflussen.! Die Bottom-up-Verarbeitung wird stärker von neu eintreffenden Stimulusinformationen als von abstrakten Wissensstrukturen im Gedächtnis gesteuert. (Stroebe, Jonas & Hewstone, 2002) Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 18

Informationsverarbeitung Optische Täuschungen Ponzo-Täuschung: veranschaulicht das Prinzip der Größenkonstanz Die Größenkonstanz macht es uns möglich, trotz unterschiedlicher Entfernung zu einem betrachteten Objekt seine Größe richtig einzuschätzen. Beispiel: Einen Menschen am anderen Ufer eines Flusses, der ein viel kleineres Abbild auf der Netzhaut unseres Auges hinterlässt als Menschen in unserer Nähe, halten wir nicht wirklich für einen Zwerg. Unser Wahrnehmungsapparat kalkuliert die Entfernung zum anderen Ufer ein und korrigiert ihn auf seine wirklichen Ausmaße. Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 19

Informationsverarbeitung Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 20

Informationsverarbeitung Optische Täuschungen Müller-Lyer Täuschung http://www.michaelbach.de/ot/sze_muelue/index-de.html Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 21

Informationsverarbeitung Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 22

Informationsverarbeitung Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 23

Informationsverarbeitung Priming! Der Priming-Effekt bezeichnet den Befund, dass ein Schema bzw. eine Kategorie mit größerer Wahrscheinlichkeit aktiviert wird, wenn es vor kurzem präsentiert oder in der Vergangenheit verwendet wurde (Stroebe, Jonas & Hewstone, 2002). Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 24

Informationsverarbeitung Priming Frau Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 25

Informationsverarbeitung Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 26

Informationsverarbeitung Primacy-Recency-Effekt! Der Primacy-Effekt bezeichnet die Tendenz, dass früher eingehende Informationen einen stärkeren Einfluss auf die eigenen Urteile oder die Erinnerungen an Personen, Objekte oder Themen haben als später eingehenden Informationen (Stroebe, Jonas & Hewstone, 2002).! Der Recency-Effekt bezeichnet den Umstand, wenn später eingehende Informationen stärkeren Einfluss auf die Urteilsbildung nehmen, als die zuerst eingegangenen Informationen (Stroebe, Jonas & Hewstone, 2002). Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 27

Informationsverarbeitung Primacy-Recency-Effekt Wie könnte sich der Primacy- und/oder Recency-Effekt auf die Beurteilung von Personen (z. B. in Bewerbungssituationen oder bei der Leistungsbeurteilung) auswirken? Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 28

Informationsverarbeitung Beurteilungsfehler Halo-Effekt: ein Beurteilungsmerkmal (z. B.: Wortgewandtheit) strahlt auf mehrere andere (z. B. Integrität, Sozialverhalten, Zuverlässigkeit) aus Kleber-Effekt: Beurteilungshistorie beeinflusst die aktuelle Beurteilung Hierarchie-Effekt: hierarchisch höher gestellte Mitarbeiter werden besser beurteilt Lorbeereffekt: positive Beurteilung aufgrund in der Vergangenheit erreichter Erfolg Kontrast-Effekt: durchschnittliche Leistung wird aufgrund insgesamt schlechter Gruppenleistung als besonders gut bewertet Eigene Persönlichkeitstheorien: z.b. Wer sich gut mit Excel auskennt, ist ein Tüftler. Ähnlichkeitseffekt: positive Beurteilung aufgrund von Ähnlichkeit zur eigenen Person Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 29

Informationsverarbeitung Beurteilungsfehler Tendenz zur Mitte Tendenz zur Milde Tendenz zur Strenge Sympathie-/Antipathie-Effekt Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 30

Lernerfolgskontrolle Informationsverarbeitung In welchen Stufen läuft die menschliche Informationsverarbeitung ab? Was versteht man unter selektiver Wahrnehmung? Wann spricht man vom Primacy-Effekt, wann vom Recency-Effekt? Welche Beurteilungsfehler kennen Sie? Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 31

Attributionsforschung Wie erklären sich Menschen ihr eigenes Verhalten und das anderer Menschen? Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 32

Attributionsforschung! Die Attributionstheorie ist der konzeptuelle Rahmen, innerhalb dessen sich die Sozialpsychologie mit Erklärungen für Verhalten beschäftigt, wie sie von Laien bzw. mit dem gesunden Menschenverstand vorgenommen werden (Stroebe, Jonas & Hewstone, 2002).! Die Kausalattribution beschreibt den Schlussfolgerungsprozess, durch den Beobachter einen Effekt auf eine oder mehrere Ursachen zurückführen (Stroebe, Jonas & Hewstone, 2002). Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 33

Attributionsforschung Was sind die Ziele der Attributionsforschung? Zu verstehen, wann, warum und wie wir Attributionen so vornehmen, wie wir es tun. welche Informationen Menschen verwenden, um Attributionen vorzunehmen. ob Menschen systematisch dazu neigen, bestimmte Arten von Erklärungen zu geben (z. B. solche zu ihren Gunsten). welche Beziehungen Attributionen zu Gefühlen und zur Motivation haben. Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 34

Attributionsforschung Welche Attributionsmöglichkeiten gibt es für diese Situationen? Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 35

Attributionsforschung: Attributionsfehler! Der fundamentale Attributionsfehler (Korrespondenzverzerrung) beschreibt die allgemeine Tendenz, den Einfluss situativer Faktoren zu unter- und den Einfluss dispositionaler Faktoren (z. B. Veranlagerung) hinsichtlich der Verhaltenskontrolle zu überschätzen (Stroebe, Jonas & Hewstone, 2002). Wie könnte sich ein Attributionsfehler in diesen Situationen auswirken? Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 36

Attributionsforschung: Attributionsfehler? Warum attribuieren Handelnde und Beobachter unterschiedlich? Kognitive Gründe (informationsbezogen): Unterschiedliche Salienz (Auffälligkeit) von Informationen (das Verhalten des Handelnden ist eindeutiger als die Situation) Unterschiedliche Informationsmenge (der Handelnde hat mehr Information über sich und seine Eigenschaften als der Beobachter) Motivationale Gründe (bedürfnisbezogen): Kontrollmotivation bei der beobachtenden Person Selbstwertdienliche Verzerrung bei der handelnden Person Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 37

Attributionsforschung: Attributionsfehler Selbstwertdienliche Verzerrung und Selbstbehinderung! Menschen neigen dazu, ihre Erfolge auf interne Ursachen wie z. B. eine Fähigkeit zu attribuieren, während sie Versagen auf externe Ursachen attribuieren (z. B. auf die Schwierigkeit der Aufgabe). Die selbstwertdienliche Verzerrung kann also entweder selbstwertsteigernd (Anspruch auf die Verantwortlichkeit für Erfolg) oder selbstwertschützend (Ablehnung der Verantwortlichkeit bei Misserfolg) ausfallen (Stroebe, Jonas & Hewstone, 2002).! Eine subtilere Form der selbstwertdienlichen Attribution ist die Selbstbehinderung, bei der jemand die Ursachen seines Versagens künstlich manipuliert, bevor das Versagen eintritt, um den Zusammenhang zwischen der Leistung und der Bewertung zu vernebeln (Stroebe, Jonas & Hewstone, 2002). Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 38

Attributionsforschung Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Attribution und Motivation? Wie attribuieren leistungsmotivierte Mitarbeiter? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Belohnung, Attribution und Motivation? Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 39

Lernerfolgskontrolle Attributionsforschung Welche Ursachendimensionen gibt es? Was versteht man unter Attributionsfehler? Welche Unterschiede gibt es bei der Attribution zwischen Handelndem und Beobachter? Was versteht man unter Selbstbehinderung und Selbstwertdienlicher Verzerrung? Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 40

Agenda Diskrepanzreaktionen Einstellungen Definition, Funktionen und Komponenten Balance-Theorie Theorie der Kognitiven Dissonanz Health Care Management Stress & Stressoren am Arbeitsplatz Stressmodelle Work-Life-Balance Burnout-Syndrom Handlungsfelder des Health Care Management Stress & Frustration Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 41

Einstellungen Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 42

Einstellungen? Warum ist die Beschäftigung mit Einstellungen wichtig? Einstellungen beeinflussen und steuern unser Verhalten. Die Änderung von Einstellungen kann Verhaltensänderungen bewirken. Einstellungen beeinflussen Wahrnehmung, Denken und Verhalten (z. B. selektive Informationsverarbeitung). Das Wissen über die Einstellungen anderer erhöht die Vorhersagbarkeit ihres Verhaltens. Einstellungen beeinflussen Kooperation und Konflikte zwischen Individuen und Gruppen. Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 43

Einstellungen! Der Einstellungsbegriff bezeichnet eine psychologische Tendenz, die dadurch zum Ausdruck kommt, dass man einem bestimmten Gegenstand mit einem gewissen Grad an Zustimmung oder Ablehnung bewertet (Eagly & Chaiken, 1988). konkreter Gegenstand (z. B. Pizza Salami) abstrakter Gegenstand (z. B. Feminismus) Person (z. B. Angela Merkel) soziale Gruppen (z. B. Skinheads) eigene Person Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 44

Einstellungen Das Dreikomponentenmodell der Einstellung Das Dreikomponentenmodell der Einstellung (Rosenberg & Hovland, 1960) definiert Einstellungen als eine Kombination dreier konzeptionell unterschiedlicher Arten der Erfahrung und Reaktion auf ein bestimmtes Objekt, nämlich kognitive Komponente (Meinungen: verbale Meinungsäußerung) affektive Komponente (Emotionen und Gefühle: verbale Gefühlsäußerungen) verhaltensbezogene Komponente (Verhaltensabsichten und beobachtbare Handlungen) Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 45

Einstellungen Funktionen der Einstellung Wissensfunktion Steuerung, Organisation und Vereinfachung der Informationsverarbeitung. Instrumentelle Funktion Erzielung von positiven Ergebnissen (Belohnungen) Vermeidung negativer Folgen (Bestrafungen). Funktion für die soziale Identität Demonstration der eigenen zentralen Werte Identifikation mit Bezugsgruppen. Funktion der Aufrechterhaltung des Selbstwertgefühls Abgrenzung von negativen oder bedrohlichen bzw. Annäherung an positiv besetzte Gegenstände, Personen oder Gruppen. Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 46

Einstellungen Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 47

Einstellungen Theorie der kognitiven Dissonanz (Festinger, 1957) Kognitive Dissonanz bezeichnet einen als unangenehm empfundenen Gefühlszustand, der dadurch entsteht, dass ein Mensch mehrere Kognitionen hat Wahrnehmungen, Gedanken, Meinungen, Einstellungen, Wünsche oder Absichten, die nicht miteinander vereinbar sind, also eine Art von Störgefühl. Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 48

Lernerfolgskontrolle Einstellungen Was versteht man unter dem Begriff Einstellungen und welche Funktionen haben sie? Was besagt die Balance-Theorie von Heider? Was versteht man unter Kognitiver Dissonanz? Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 49

Health Care Management Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 50

Health Care Management Begriffsbestimmung: Arten von Stress 1. Dis-Stress (negativer Stress) ist schädigend für den Organismus ist verantwortlich für geringe Leistungen und Krankheiten 2. Eu-Stress (positiver Stress) Stressoren werden nicht als bedrohlich, sondern herausfordernd empfunden ist angenehm und vitalisierend Führt zu erhöhter Aktivierung und steigert die Motivation/ Leistungsbereitschaft ist verantwortlich für Kreativität und Leistung Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 51

Health Care Management? Welche Belastungen / Stressoren gibt es in der Arbeitswelt? Zeitdruck Zu hohe qualitative und quantitative Anforderungen Fehlende Anerkennung Informationsüberlastung Unklare Aufgabenstellung, widersprüchliche Anweisungen Umgebungseinflüsse (z.b. Lärm, Kälte, Hitze) Negatives Betriebsklima Mobbing Strukturelle Veränderungen im Unternehmen Informationsmangel Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 52

Health Care Management! Stress ist ein subjektiv intensiv unangenehmer Spannungszustand, der aus der Befürchtung entsteht, dass eine stark reizende subjektiv zeitlich nahe (oder bereits eingetretene), subjektiv lang andauernde Situation sehr wahrscheinlich nicht vollständig kontrollierbar ist, deren Vermeidung aber subjektiv wichtig erscheint. (Nerdinger, Blickle & Schaper, 2008). Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 53

Health Care Management: Stressmodelle Das transaktionale Stressmodell von Lazarus (1966, 1999) Lazarus nimmt an, dass Stress eine Anpassungsreaktion zwischen der Person und den auf sie einwirkenden Umweltreizen ist. Nicht die (Stress-)Situation an sich ist entscheidend, sondern erst ihre subjektive Bewertung durch das Individuum. Jede Person hat bedingt durch Lebenserfahrungen und Bewältigungsstrategien eine andere Auffassung von Stress. Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 54

Health Care Management: Stressmodelle Das transaktionale Stressmodell von Lazarus (1966, 1999) Primäre Bewertung: Ereignis Irrelevant Günstig Stressend Schädigung/Verlust Bedrohung Herausforderung Bewältigungsstrategien Instrumentell emotional Sekundäre Bewertung: Eigene Ressourcen Bewältigungsfähigkeiten Bewältigungsmöglichkeiten Neubewertung Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 55

Health Care Management: Stressmodelle Das transaktionale Stressmodell von Lazarus (1966, 1999) Instrumentelle Bewältigungsstrategien Emotionale Bewältigungsstrategien Aktive Informationssuche Beschaffung von Information, mit deren Hilfe die als stressig empfundene Situation besser bewältigt werden kann Entspannungstechniken Temporäre Überwindung der Belastung Suche nach sozialer Unterstützung Unterstützung durch eine oder mehrere Person(en) einfordern Verdrängung Ignorieren der Belastung z.b. durch Abwertung der Situation Soziales Coping Neubewertung der Situation durch Einholung von Meinungen anderer Personen Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 56

Health Care Management: Stressmodelle Das transaktionale Stressmodell von Lazarus (1966, 1999) Mit Hilfe des Stressmodells lassen sich Ansatzpunkte für Unternehmen zur Unterstützung von Mitarbeitern im Umgang mit Stress identifizieren. Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 57

Health Care Management: Stressmodelle Das Anforderungs-Kontroll-Modell von Karasek & Theorell (1990) Arbeitsanforderungen Niedrig Hoch Entscheidungsspielraum Niedrig Hoch Passive Tätigkeit Niedrig beanspruchende Tätigkeit Hoch beanspruchende Tätigkeit Aktive Tätigkeit Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 58

Health Care Management! Work-Life-Balance bezeichnet die Ausgewogenheit zwischen Beruf und Privatleben, welche eine Zufriedenheit mit der eigenen Rollenerfüllung in verschiedenen Lebensbereichen und eine Vermeidung dauerhafter Überlastung ermöglicht (vgl. Stock-Homburg/ Bauer, 2007). Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 59

Health Care Management? Work-Life-Balance Monitor (Stock-Homburg, 2007) - Auszug Work-Dimension: auch in der Freizeit ständige elektronische Erreichbarkeit gegeben ist. häufig am Abend und am Wochenende zu Hause gearbeitet wird. nahezu keine Zeit für körperliche Aktivitäten bleibt. die eigene Tätigkeit als die des Hamsters im Laufrad empfunden wird. die Begeisterung für die Arbeit abgenommen hat. die Gedanken an die Arbeit immer präsent sind. Die Situation der betroffenen Person ist dadurch gekennzeichnet, dass Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 60

Health Care Management Work-Life-Balance Monitor (Stock-Homburg, 2007) Auszug Life-Dimension: Die Situation der betroffenen Person ist dadurch gekennzeichnet, dass persönliche Angelegenheiten meist unter Zeitdruck erledigt werden. Freunde die geringe Präsenz der Person häufig monieren. private Interessen vernachlässigt werden. Balance-Dimension: das Privatleben durch den Beruf beeinträchtigt wird. der/die Partner/in unzufrieden mit der beruflichen Belastung ist. die eigene Leistungsfähigkeit unter der hohen beruflichen Belastung leidet. Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 61

Health Care Management Das Burnout-Syndrom Wurde ursprünglich vor allem in Sozial- und Pflegeberufen untersucht, wird aber heute mit allen Berufsgruppen und Hierarchieebenen in Verbindung gebracht. Bezeichnet eine besonderen Zustand berufsbezogener chronischer Erschöpfung. Stellt keine Reaktion auf eine einmalige bzw. extreme Belastung, sondern eine Folge andauernder bzw. wiederholter arbeitsbedingter Beanspruchung einer Person dar. Wird als Schwäche und persönliches Versagen empfunden (vgl. Knecht, 2006). Die wenigsten Führungskräfte sind sich ihre Burnout-Syndroms bewusst (vgl. Saaman Consultants AG, 2006). Mehr als zwei Drittel der Beschäftigten rechnen damit, dass ihre Kollegen kein Verständnis für belastungsbedingte psychische Probleme haben (vgl. DAK, 2005). Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 62

Health Care Management: Modell der Burnout-Entstehung (nach Cordes & Dougherty, 1993) Persönliche Stressoren hohe Leistungserwartungen hohe Involviertheit in die Arbeit Arbeits- und Organisationsstressoren Rollenkonflikt Rollenüberlastung Häufigkeit, Länge und Intensität zwischenmenschlicher Kontakte Hohe Erwartungen von Seiten des Unternehmens Emotionale Erschöpfung Depersonalisation Gefühl, persönlich nichts mehr zu erreichen bzw. zu leisten Einstellungs- und Verhaltenssymptome von Burnout Negative Einstellung Ermüdung Frustration Hilflosigkeit Rückzug (von Freunden und Geselligkeiten) Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 63

Health Care Management Handlungsfelder des Health Care Managements (nach Stock-Homburg, 2008) Unternehmensebene Soziale Ebene Psychische Ebene Physische Ebene Unternehmenskultur Vorgesetzte/r Verarbeitungsstrategien Ernährung Personalentwicklung Kollegen Selbstmgmt-Techniken Bewegung Arbeitsgestaltung Familiäres Umfeld Gesundheitsmgmt Freunde/Bekannte Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 64

Lernerfolgskontrolle Health Care Management Erläutern Sie das Stressmodell von Lazarus. Welche Stressoren gibt es in der Arbeitswelt und welche Belastungsfolgen können daraus entstehen? Was versteht man unter dem Burnout-Syndrom und wie entsteht es? Welche Handlungsfelder des Health Care Managements gibt es? Clara Venjakob für die FH Düsseldorf, Realitätswahrnehmung und Diskrepanzreaktionen 65