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Auswahl von Desinfektionsmitteln in Gesundheitseinrichtungen - die adaptierte Richtlinie Nr.- 09 des Arbeitskreises für Hygiene in Gesundheitseinrichtungen der MA 15 Dr. Karl Fink, MA 15 Gesundheitsdient der Stadt Wien stv. Fachbereichsleiter - FB - Aufsicht und Qualitätssicherung Teamleiter Gesundheitseinrichtungen und Arzneimittelwesen 29.09.2010 2 Hygienetage Wien
Historie Vorhergehende RL Auswahl von Desinfektionsmitteln stammte vom März 1995 Darin fand sich vor allem die Forderung nach Desinfektionsplänen für div. Krankenhausbereiche Die Forderung nach Mitteln mit ausschließlicher Expertise der ÖGHMP (heute rechtlich nicht mehr haltbar) Bestehende Herausforderung: ÖGHMP listet keine (umfassenden) Instrumentendesinfektionsmittel (in der Praxis musste daher in all den Jahren auch das VAH- Expertisenverzeichnis herangezogen werden)
Historie Forderung der hauptsächlichen Verwendung Aldehydhaltiger Desinfektionsmittel (Prionenproblematik mit Eiweißfixation war damals noch nicht beherrschendes Thema) aldehyfreie Instrumentendesinfektionsmittel wurden für die Verwendung in KA nicht empfohlen Ein Überblick über Eigenschaften von Wirkstoffgruppen war nicht gegeben mangelnde Hilfestellung vor allem bei frisch etablierten HYT s in der Entscheidung zur Auswahl von Desinfektionsmitteln wurde daher häufig moniert
Hauptaugenmerk liegt nun in der Orientierungshilfe für die Auswahl von Desinfektionsmitteln Dazu ist die Kenntnis der Eigenschaften der Wirkstoffe wesentlich, gleichzeitig aber auch die beabsichtigte Verwendung Deshalb: Es gibt nun die Aufzählungen der einzelnen Wirkstoffgruppen und grundlegende Erläuterungen zur jeweiligen Wirkungsweise Alkohole Aldehyde
Oxidationsmittel (O 2 -Abspalter, O 3, Kaliumpermanganat, H 2 O 2, Peroxidcarbonsäure) Halogene (Chlor- und Jodabspalter) Phenole und Phenolderivate Quaternäre Ammoniumverbindungen andere oberflächenaktive Wirkstoffe (Guanidine, Pyridine, Amphotenside) als Kombinationspartner zu anderen Hauptwirkstoffgruppen
Zu allen Wirkstoffgruppen gibt es nun kurze Erläuterungen zu folgenden Fragestellungen: Hauptanwendungsgebiete Wirkungseintritt (rasch/langsam) Wirkungsspektrum (Erregerspektrum) Wirkungslücken (mangelnde Sporozidie, unbehüllte Viren) Materialverträglichkeit Toxisch irritatives Potenzial Stabilität/Instabilität
Es findet sich auch der klare Hinweis, dass Expertisenlisten nur eine Entscheidungshilfe für die antimikrobielle Wirksamkeit geben Sie treffen keine Bewertungen von Toxizität und Materialverträglichkeit Welche Art von Mikroorganismen abgetötet werden müssen ist vorausentscheidend für die Auswahl des jeweiligen Mittels Materialverträglichkeit muss mit dem MP-Produkte- Hersteller abgeklärt werden
Als Beispiele für Expertisenlisten sind nun sowohl die Verzeichnisse der ÖGHMP und des VAH genannt Es ist auch kurz das Prinzip der Prüfung vor Aufnahme in die beiden Verzeichnisse dargelegt Unabhängige wissenschaftlichen Gremien bewerten die Gutachten von mindestens 2 unabhängigen Referenzprüfstellen (keine Firmengutachten) hinsichtlich der antimikrobiellen Auslobung
Bei Verwendung nicht gelisteter Produkte müssen gleichwertige Gutachten von Referenzprüfstellen vorliegen Nachteil: Gutachten gehen auf Kosten des Betreibers er übernimmt so die Kosten, die sonst dem Desinfektionsmittelhersteller erwachsen Teuer Expertise gilt immer nur befristet (Ablaufdatum) und muss dann wiederholt werden (neuerliche Prüfung zur Risikominimierung von Resistenzen) Die Problematik der Umweltverträglichkeit wurde eingehend diskutiert, jedoch wegen der Priorität der Infektionsvermeidung in GE nicht berücksichtigt
Abschließende allgemeine Feststellungen: Angaben des Herstellers zur Haltbarkeit in ungeöffnetem Zustand und angebrochenenzustand müssen immer hinterfragt werden Für die verbesserte Compliance der Händehygienemuss die Einwirkungszeit möglichst kurz sein Für Wundantiseptikagilt ein möglichst geringes Allergiepotenzial und eine geringe Zellzytotoxizität Auch bei Flächendesinfektionsmittelsoll bei der Auswahl das Produkt mit möglichst geringer Konzentration und möglichst kurzer Einwirkzeit gewählt werden
Abschließende allgemeine Feststellungen: Für Routinebetriebbesteht die Empfehlung aldehydfreier Präparate Sporozide Wirkung ist für maschinelle Instrumenten- Desinfektionsmittelnicht relevant, Sporen werden durch mechanischen Effekt der Reinigungs-und Desinfektionsgeräte entfernt Instrumentendesinfektionsmittel Eignung für Ultraschallbad Mindestanforderung begrenzt virozid (behüllte Viren); ist virozid (gegen unbehüllte Viren) auch für Routinebetrieb immer nötig?? wichtige Fragestellung für den Anwender
Internetadressen www.wien.gv.at/gesundheit/strukturen/hygiene Richtlinien des Arbeitskreises für Hygiene in Gesundheitseinrichtungen der MA 15 www.oeghmp.at/expertisen/ (Expertisenverzeichnis für Desinfektionsmittel ÖGHMP) = kostenloser Zugriff http://vah.data-room.de/ Expertisenverzeichnis des VAH ist kostenpflichtig (über mhp-verlag zu beziehen) www.oegkh.ac.at Österreichische Gesellschaft für Krankenhaushygiene
Herzlichen Dank für ihre Aufmerksamkeit 29.09.2010 14