Spezielle Pathologie der Leber

Ähnliche Dokumente
Allgemeine Pathologie. Störungen im Kupfer- Stoffwechsel

Allgemeine Pathologie. Störungen im Eiweißstoffwechsel

Spezielle Pathologie der Leber

Spezielle Pathologie der Leber. 8. Teil

Spezielle Pathologie der Leber

Angeborene Stoffwechsel- Erkrankungen

Spezielle Pathologie der Leber. 9. Teil

Spezielle Pathologie des Atmungstraktes. 12. Teil

Vorlesung Leber / Plasmaproteine

Spezielle Pathologie Exokrines Pankreas. 1. Teil

Spezielle Pathologie des Harntraktes. 7. Teil

Lebererkrankungen. Die richtige Ernährung bei. Viele leckere Rezepte, die jedem schmecken. Deutschen Leberhilfe e. V. Mit einem Geleitwort der

Spezielle Pathologie des Harntraktes. 9. Teil

Spezielle Pathologie des Harntraktes. 2. Teil

Spezielle Pathologie des Atmungstraktes. Teil 7

Die Leber. Die Leber. Lage und Aufbau. Basiswissen > Physiologie > Die Leber. Skript PLUS

Spezielle Pathologie der Leber. 12. Teil

Spezielle Pathologie des Harntraktes. 5. Teil

Untersuchungen zur Häufigkeit histopathologischer Veränderungen der Leber am Obduktionsgut eine Autopsiestudie bei annähernd 100%iger Sektionsfrequenz

Fettabbau: 95 % der Lipide werden im Dünndarm gespalten; vor der enzymatischen Spaltung müssen die Lipide als Öl in Wasser Emulsion vorliegen; Abbau

Spezielle Pathologie des Atmungstraktes. 13. Teil

Allgemeine Pathologie. Kreislaufstörungen

lologie Ein Bilderlehrbuch

Allgemeine Pathologie

Spezielle Pathologie der Leber. 7. Teil

Spezielle Pathologie des Atmungstraktes. Teil 8

Allgemeine Pathologie Kreislaufstörungen

Glykogen: C B. Biochemische Grundlagen der Ernährung. Glucose Verbrauch: Glykogen. Glucose Lieferung: normaler Stoffwechsel:

Vorlesung Leber / Plasmaproteine

Taurin. Ursprung. Vorkommen

Jules L. Dienstag, Atul K. Bhan Atlas der Leberbiopsien. Für die deutsche Ausgabe Hartmut H.-J. Schmidt

Allgemeine Pathologie Kreislaufstörungen. 3. Teil

Entzündung. Teil 12.

Entzündung. Teil 20.

Spezielle Pathologie des Atmungstraktes. Teil 2

Spezielle Pathologie des Harntraktes. 10. Teil

Zusammenfassung: Bilirubin

Entzündung. Teil 2.

Porcines Dermatitis Nephropathie Syndrom. Postweaning Multisystemic Wasting Disease

212 Kapitel 6 Lipide LDL-Lipoproteine transportieren Cholesterin in extrahepatische Gewebe

Allgemeine Pathologie

Also brauchen sie ein bestimmtes Medium welches in der Lage ist, sie durch das Blut von A nach B zu transportieren.

Allgemeine Pathologie Kreislaufstörungen

Katzenschnupfen. - gemeinsam ist eine Entzündung im oberen Respirationstrakt

Zellstrukturen und Ihre Funktionen Lysosomen

Zellstrukturen und ihre Funktionen Raues Endoplasmatisches Retikulum

Mæði. isländisch: Müdigkeit, Atemlosigkeit [meiði]

Histopathologie. Fall 04

STOFFTRANSPORT DURCH BIOMEM- BRANEN

Morbus Wilson - Kupferfänger wirken zuverlässiger Weltweit größte Vergleichstudie zu Therapiekonzepten bei angeborener Kupferspeicherkrankheit

Spezielle Pathologie des Harntraktes. 11. Teil

Fette und ihre Funktionen. Müssen Fette sein?

Inhaltsverzeichnis VII

Spezielle Pathologie der Leber

Spezielle Pathologie des Atmungstraktes. 14. Teil

Membranen. U. Albrecht

Seminar Leber / Ikterus. Universitätsklinikum Düsseldorf Institut für Laboratoriumsdiagnostik / Zentrallabor

Chemische Signale bei Tieren

Immunbiologie. Teil 3

1 Vom Organismus zum Molekül... 3

Spezielle Pathologie des Atmungstraktes. 11. Teil

Inhaltsverzeichnis. I Stoffwechsel. 1 Vom Organismus zum Molekül Aminosäuren Peptide und Proteine Enzyme...

UNSER KÖRPER WILL GESUND SEIN!

Allgemeine Pathologie Zelltod

Einleitung zu Pathologie des Atmungstraktes. Teil 2

Zellstrukturen und Ihre Funktionen Lysosomen

Aspekte der Eisenresorption. PD Dr. F.S. Lehmann Facharzt für Gastroenterologie FMH Oberwilerstrasse Binningen

Porcine Intestinale Adenomatose PIA

Online-Seminar Wahrnehmungstraining Die Reise ins Innere

Immundefizienz-Virus bei Mensch bzw. Katze. - der Infektion mit einem Immundefizienz-Virus (HIV, SIV, FIV, BIF) und

Die Leber Entstehung der Leber. Histologie der Leber

Theoretische Medizin Lehrveranstaltungen für Studierende der Medizinphysik, Statistik und Informatik WS 2017/18

Allgemeine Pathologie. Störungen im Nukleinsäure- Stoffwechsel

Kennen Sie Morbus Hunter? Warum ist der HNO-Arzt bei der Diagnose wichtig?

Lerneinheit zum Thema Elementarmembran

Spezielle Pathologie des Harntraktes. 4. Teil

Finden Sie Freude an bestem Geschmack! FIREnICE TEA THERMOGENITISCH LOW-GLYKÄMISCH FETT-VERBRENNEND ENERGETISIEREND. von SISEL International

Nebenfach Theoretische Medizin Lehrveranstaltungen für Studierende der Medizinphysik, Statistik und Informatik WS 2015/16

Verteilen von Proteinen innerhalb der Zelle

Nebenfach Theoretische Medizin Lehrveranstaltungen für Studierende der Medizinphysik, Statistik und Informatik WS 2014/15

Zusammenfassung... I. Abkürzungsverzeichnis... III. Abbildungsverzeichnis... VI. Tabellenverzeichnis... IX. 1 Einleitung... 1

Anhang 1 zu Anlage 5: Übersicht der besonders betreuungsintensiven Krankheiten

Spezielle Pathologie der Leber

Biomembranen Chemie und Aufbau der Glycolipide (tierische Zelle)

Membranen (3a) Membrane

Zusatzinformationen Fremdwörter QuickVet

Parvovirus Infektion Katze - Hund

BLUUUUT!!!!! Das Blut ist ein Organ!! Es hat wichtige Funktionen: - O2/ CO2+Vitamine+ Nahrung Stoffwechselendprodukt-Transport - Wärmeabtransport!

Krankheiten mit Hauptsitz Darmtrakt:

Geschichte. Entdeckung 1808 durch Humphry Davy (zusammen mit Natrium) 1926 Entdeckung der Essenzialität für normales Wachstum

Einleitung. Canine Ceroid Lipofuszinose, CCL (neuronale Ceroid- Lipofuszinose, neuronal ceroid lipofuscinosis, NCL)

Verteilen von Proteinen

Immunbiologie. Teil 6

Dissertation an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung (Leitung Professor Distl)

Anatomie (80 Fragen) Notizen: Fach gelernt gekreuzt (%) Allg. Anatomie und Histologie 17,8. Allg. Entwicklungsgeschichte und Plazentation 2,9

Entzündung. Teil 13.

Wie entsteht exokrine Pankreasinsuffizienz?

Anhang I Übersicht der Leberpräparate (Sektionsnummern) Normale Lebern: 026/94 074/94 029/94 413/94 034/94 425/94 039/94 156/95 069/94 163/95

Transkript:

Spezielle Pathologie der Leber 5. Teil

Stoffwechselstörungen (= nicht-entzündliche Leberveränderungen) Hepatosen

Hepatosen: allg. Anmerkung (1): - die Reaktionen der Leber (wie die vieler anderer Organe) auf die meisten Noxen weist ein schmales Spektrum auf und ist deshalb relativ uniform - je nach Stärke und / oder Dauer der Einwirkung trübe Schwellung oder Verfettung >> Nekrose

Hepatosen: allg. Anmerkung (2): - bei Stoffwechselstörungen ist meistens das gesamte Organ (= diffus) verändert - auf Läppchenebene liegt meist eine zonale Verteilung der Veränderung vor

Hepatosen: Einteilung: es ist sehr schwierig, eine widerspruchsfreie Einteilung der Hepatose zu formulieren, dazu ein Vorschlag: Hereditäre (angeborene) (endogene) Hepatosen Kupferspeicherkrankheit(en) Erworbene Hepatosen mit Substanzablagerung durch Störungen des Wasser (Energie-) haushalts durch Störungen des Kohlenhydrathaushalts durch Störungen des Proteinstoffwechsels Leberverfettungen Pigmentierungen Toxische Hepatosen Diätetisch bedingte Hepatosen

Hepatosen, angeborene (1): Speicherkrankheiten (Thesaurismosen) (1): - bei einigen Speicherkrankheiten ist die Leber mit betroffen (häufig neben: Nervensystem, Muskulatur, Skelett) - sie kann makroskopisch unverändert sein oder ist (hochgradig) vergrößert (Hepatomegalie) und heller gefärbt

Hepatosen, angeborene (2): Speicherkrankheiten (2): - die Krankheit manifestiert sich meist bei Jungtieren, häufig sind einzelne Rassen oder Tierfamilien betroffen (daraus wird immer wieder auf eine erbliche Genese geschlossen - eher fraglich) - die Speicherung erfolgt in den Hepatozyten und / oder den Kupffer-Zellen - meist sind Enzyme des katabolen Stoffwechsels betroffen = lysosomale Speicherkrankheiten

Hepatosen, angeborene (3): Speicherkrankheiten (3): - Prinzip der lysosomalen Speicherkrankheit - es kommt zur Akkumulation vor dem defekten Enzym

Hepatosen, angeborene (4): Speicherkrankheiten (4): - da es sich meistens um Wasser- bzw. Alkohol-lösliche Substanzen handelt, dominiert histologisch eine Vakuolisierung der betroffenen Zellen - für die Fixierung und Aufarbeitung müssen besondere Verfahren angewendet werden: - Kohlenhydrate - wasserlöslich (Fixation in Alkohol) - Lipide - alkohollöslich (Gefrierschnitte) - d.h. der Nachweis ist mit einem besonderen Aufwand verbunden

Hepatosen, angeborene (5): Speicherkrankheiten (5): Beispiele mit makroskopischen Veränderungen an der Leber Glykogenose Glykoproteinose Mukopolysaccharidose Sphingolipidose Sphingomyelinose Cholesterinester- Speicherkrankheit Typ II (Cori) beim Hund -Mannosidose bei Katzen (Perser, Kurzhaar) und Rind (Galloway) Typ I (Hurler/Scheie) bei Katzen Typ VII (Sly) bei Hunden Gangliosidose GM1 bei Katzen Gangliosidose GM2 bei Katzen (Korat) Niemann-Pick bei Katzen (Siam) und Hunden (Pudel) M. Wolman bei Hunden (Foxterrier)

als Beispiel Morbus Wolman Cholesterolester-Speicherkrankheit Mangel an Cholinester-Hydrolase Akkumulation von Cholesterol(estern) und Triglyceriden

Stoffwechselstörungen Hepatosen, angeborene Kupferspeicherkrankheit(en)

Hepatosen, angeborene (6): Kupfer-Speicherkrankheit(en) (1): Vork: - sicher nachgewiesen bei bestimmten Linien des Bedlington Terriers (sonstige Hd-Rassen s.u.) - Mensch (Morbus Wilson), Long-Evans Cinnamon Ratte (LEC)

Hepatosen, angeborene (7): Physiologie der Kupferstoffwechsels (2): - Kupfer wird im Dünndarm resorbiert und an Albumin oder Transcuprein gebunden zur Leber transportiert und von den Hepatozyten aufgenommen - in den Leberzellen kann Kupfer: - an Metallothionein gebunden und damit gespeichert - in Enzyme eingebaut und ins Blut abgegeben (v.a. als Coeruloplasmin = Ferrooxidase I) - oder mit der Galle ausgeschieden werden

Hepatosen, angeborene (8): Physiologie der Kupferstoffwechsels (3): - intrazellulär erfolgt der Transport von Kupfer über Membranen vermittels einer Membran-ständigen Kupfer-Pumpe (Cu-ATPase), diese befindet sich: - im GOLGI-Apparat, wo Cu in Coeruloplasmin eingebaut wird - in der Plasmamembran, wo sie die Ausscheidung von Kupfer in die Galle bewirkt

Hepatosen, angeborene (9): Physiologie der Kupferstoffwechsels (4): - die Regulation des Kupferhaushalts erfolgt bei freier Aufnahme im Dünndarm vor allem durch die biliäre Ausscheidung in der Leber

Hepatosen, angeborene (10): Kupfer-Speicherkrankheit(en) (2): PG (1): - bei Mensch und LEC-Ratte ist ein Defekt der Kupfer- Pumpe nachgewiesen - dies führt dazu, daß - Kupfer nicht ausreichend mit der Galle ausgeschieden wird und - die Abgabe von Coeruloplasmin in das Blut vermindert ist (sein Mangel wurde früher für die Ursache gehalten)

Hepatosen, angeborene (11): Kupfer-Speicherkrankheit(en) (3): PG (2): - es kommt zur Akkumulation von Metallothionein-gebundenem Kupfer in den Lysosomen der Leberzellen - Metallothionein ein vor allem zweiwertige Metallionen bindendes und damit untoxisch machendes zytoplasmatisches Protein - die hochgradige Ansammlung von Kupfer in diesen Organellen führt zum Untergang der Hepatozyten, später auch zur Ansammlung von Kupfer in den Kupffer-Zellen

Hepatosen, angeborene (12): Kupfer-Speicherkrankheit(en) (4): PG (3): - klin. Erscheinungen treten erst auf, wenn die Regenerationsfähigkeit der Leber überschritten wird (= mehr Zelluntergang als -neubildung) > siehe folgende Folie

Allgemeine Pathologie Zelluntergang - Regeneration - Insuffizienz:

Hepatosen, angeborene (13): Kupfer-Speicherkrankheit(en) (5): Makro: - typische mikronoduläre Leberzirrhose (s.u.) Histo: - fortschreitender Leberzelluntergang, Entzündung, Gallengangsproliferation, Fibrose - das Kupfer kann durch Spezialfärbungen sichtbar gemacht werden

Hepatosen, angeborene (14): Kupfer-Speicherkrankheiten (6): andere Hunderassen: - ob die bei West Highland White Terrier, Skye Terrier und Dobermann Pinscher beschriebenen Veränderungen tatsächlich eine Cu-Speicherkrh. darstellen, wird diskutiert - Cu-Gehalt bei Bedlington T. 2.000 bis 10.000 ppm, bei den übrigen Rassen < 800 ppm

Hepatosen, angeborene (15): Kupfer-Speicherkrankheiten (7): - evtl. handelt es sich um eine sekundäre Ausscheidungsstörung von Cu, wie sie sich häufig bei primär andersartigen chronischen Lebererkrankungen mit Cholestase einstellt