Die vorliegende Zusammenstellung stellt die inhaltliche Zusammenstellung eines Rundtischgespräches im Rahmen der öffentlichen Veranstaltungen des Tumorzentrum Solingen e.v. dar. Sie dient der Orientierung betroffener Patienten, deren Angehörigen und der ehrenamtlichen Helfer in Solingen und erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Palliative Medizin Die Medizin der westlichen Welt verspricht heute im Allgemeinen Heilung. Noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts war das medizinische Handeln weniger Erfolg versprechend der Patient überlebte die akute Erkrankung oder er überlebte sie nicht. Demzufolge gab es weniger chronisch Kranke. Provoziert ausgedrückt, gab es damals prozentual weniger kranke und mehr gesunde Menschen. Auch heute stößt die Medizin insbesondere bei einem Teil - genauer ca. 50 % der tumorerkrankten Menschen ebenfalls an Ihre Grenzen bei diesen Patienten kann sie keine Heilung versprechen. Hier ist der Bereich der palliativen Medizin. Die palliative Medizin behandelt Patienten mit nicht heilbaren, meist rasch voranschreitenden und fortgeschrittenen Erkrankungen und demzufolge begrenzter Lebenserwartung. Die palliative, die helfende Medizin begleitet die Menschen und versucht ihre Lebensqualität zu verbessern. Ziel der Behandlung ist die Linderung von Leiden im Endstadium, wenn gewünscht mit psychologischer oder seelsorgerischer Unterstützung, die Rehabilitation und damit die Hilfe zur Selbsthilfe, die Schmerz- und Symptomkontrolle, die Integration von psychisch, sozialer, seelsorgerischer Bedürfnisse und die Akzeptanz des Todes als einen Teil des Lebens. Die palliative Medizin behandelt nicht nur Tumorpatienten, sondern auch Patienten z.b. mit fortgeschrittenen Erkrankungen aus allen Fachbereichen der Medizin Herz-Kreislauf-, Nierenerkrankungen, Rheuma, Magendarm-Erkrankungen oder Lungenerkrankungen. Leidens-Symptome werden nicht selten durch den Schmerz geprägt. Die meisten Menschen haben Angst vor Schmerzen im weiteren Verlauf des Leidens. Symptome sind aber auch Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Schwäche, Atemnot, Lebenskrise und Angst. Neben den Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung haben große Bedeutung das Gespräch mit dem Patienten, die Mitmenschlichkeit und das Zuhören. Die genannten Aufgaben und Ziele lassen sich nicht nur ärztlicherseits erfüllen, es bedarf dazu eines kompletten Teams von engagierten Menschen. Die Palliativmedizin hat ihre Wurzeln in der Hospizbewegung in England in den 70-iger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Sie beinhaltet einen neuen Umgang mit Leben, Sterben und Tod durch Mitmenschlichkeit in Familie und Nachbarschaft mit dem Ziel, Würde und Selbstbestimmung des Menschen auch in den Grenzsitutationen zu erhalten. Die immer wieder aufgestellte Behauptung, bei der Palliativmedizin handelt es sich um eine neue Art von Medizin, lässt sich nicht aufrecht halten. Die Medizin hatte von Anfang an
2 also auch bereits im Altertum - die Aufgabe der Bekämpfung, Linderung oder Beseitigung von Schmerz- und Leid mit Zuwendung auch oder gerade in Fällen, in denen eine Heilung und das betraf den überwiegenden Teil der Erkrankungen- nicht möglich waren. Es ist die Lebenseinstellung der Menschen auch der Ärzte- die diese Form der Medizin als antiquiert erscheinen lassen, sodass sie heute sozusagen neu entdeckt werden musste. Allerdings gibt es viele Dinge, die den Ärzten früherer Jahrhunderte bekannt waren, die im Lichte der heutigen, modernen Medizin wieder erarbeitet und in die heute geltenden Leitlinien eingebracht werden müssen. Diese Notwendigkeit ergibt sich bereits aus Gründen der Rechtssicherheit. Bereiche der Ernährung, des Flüssigkeitsersatzes und der Schmerztherapie sind hier besonders betroffen. Physiologie und Psychologie des Sterbens sind noch weitgehend unbekannt. Palliative Medizin geschieht überall - zu Hause, im Kreise der Familie, im Altenheim, in der Klinik, auf der Palliativstation und im palliativen Hospiz. In Solingen sind alle Möglichkeiten gegeben. Im Rundtischgespräch wurde diskutiert, wie und mit welchen Hilfen und in welchem Ausmaß dies geschieht. Die einzelnen Institutionen betreuen die Erkrankten in unterschiedlichen Phasen ihres Leidens und arbeiten dabei zumeist nahtlos zusammen. Lux
3 Palliativmedizin als integraler Bestandteil der internistischen Onkologie Die Medizinische Klinik 1 hat als erste Klinik im Städtischen Klinikum 2 Palliativzimmer eingerichtet, in denen die im Weitern geschilderten Therapieziele besonders effektiv realisiert werden können. Palliativmedizin ist die aktive ganzheitliche Behandlung von Patienten mit weit fortgeschrittener nicht heilbarer Erkrankung (meist Tumorerkrankung) und begrenzter Lebenszeit. Im Kern zählen hierzu die Behandlung von Schmerzen, andere krankheitsbedingte Beschwerden, wie Luftnot, Übelkeit, mangelnde Nahrungsaufnahme etc. sowie die Unterstützung bei psychologischen, sozialen und spirituellen Problemen. In der gastrointestinalen Onkologie steht im Vordergrund der Behandlung zunächst die Klärung, ob eine Operation möglich ist. Bei vielen, insbesondere metastasierten Tumorerkrankungen kann keine Operation mehr durchgeführt werden bzw. sind zu der durchgeführten Operation noch andere Therapiemaßnahmen erforderlich. Hierzu zählt die palliative Chemotherapie, die neben der Lebensverlängerung auch die Verbesserung der Beschwerden des Patienten, wie z.b. Schmerzen, verschlechterte Nahrungsaufnahme, Gewichtsverlust, zum Ziel hat. Der Einsatz der Chemotherapie bei Magen- und Darmkrebs sowie Bauchspeicheldrüsenkrebs und Gallenblasen- bzw. Gallengangskrebs kann durchaus das Leben des Patienten nicht nur verlängern sondern auch die Lebensqualität entscheidend beeinflussen. Die Phase der stabilen Krankheitssituation ist durch Chemotherapie, Therapie mit Antikörpern und evtl. Strahlentherapie gegenüber der früheren Zeit deutlich verlängert. Die eigentliche Terminalphase, d.h. die letzte Zeit vor dem Lebensende, ist daher zunehmend kürzer geworden. Daher sehen wir die palliative Chemotherapie als einen integrierten und wichtigen Teil in der Behandlung von metastasierten Tumorleiden an, die durchaus auch parallel zur Schmerztherapie weitergeführt werden kann, wenn sie dem Patienten weiter hilft. Der Übergang von der Behandlung zur letzten Lebensphase ist daher ein fließender und bei jedem Patienten individuell festzulegen. Die in der Diskussion erwähnte Zusammenarbeit aller Disziplinen ist für die Patienten extrem wichtig. Langer
4 Palliativstation Städtisches Klinikum Solingen ggmbh: Stationäre Behandlung von Patienten mit Tumorleiden, unheilbaren neurologischen und internistischen Erkrankungen in fortgeschrittenem Krankheitsstadium. Ein Hauptschwerpunkt der Behandlung ist die Linderung starker Beschwerden mit Medikamenten und anderen Methoden. Darüber hinaus gehört auch die Unterstützung in der Krankheitsbewältigung, Hilfe bei sozialen, psychischen und seelischen Problemen sowie Trauerbegleitung zu unseren Aufgaben. Das Ziel der Behandlung ist nach erfolgreicher Symptomlinderung zunächst die Entlassung nach Hause oder, wenn eine Betreuung dort nicht möglich ist, die Verlegung in eine andere pflegerische Einrichtung wie z. B. ein Hospiz. Die enge Zusammenarbeit mit PHoS (Palliatives Hospiz Solingen e.v.) und ambulanten Palliativpflegediensten soll eine gute Weiterversorgung im ambulanten Bereich ermöglichen. Personelle Zusammenstellung des Teams der Palliativstation: Fachärzte für Anästhesiologie, Zusatzbezeichnung Palliativmedizin Examiniertes Krankenpflegepersonal, Zusatzbezeichnung Palliative Care Sozialarbeiter und Überleitungspflegekräfte Psychologen und Psychoonkologen Seelsorger Krankengymnasten, Ergotherapeuten, Logopäden Musiktherapeuten Ärztliche Leitung: Andreas Koch Pflegerische Stationsleitung: Christine Hundenborn
5 Ambulantes Netzwerk Palliativmedizin Solingen Dr. med. Harald Bannies Facharzt für Allgemeinmedizin Spezielle Schmerztherapie, Palliativmedizin, Psychotherapie Neuenhoferstr. 4-6 42657 Solingen Tel. 0212-812040 Fax 0212 809429 e-mail: dr.haraldbannies@t-online.de Seit 1994 in eigener Praxis in Solingen-Höhscheid tätig, Seit 15 Jahren in Zusammenarbeit mit PHoS palliativmedizinische Begleitung, ambulant und stationär im Hospiz. Verleihung der Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerztherapie durch die Ärztekammer Nordrhein. Verleihung der Zusatzbezeichnung Palliativmedizin durch die Ärztekammer Nordrhein, als erster Arzt im Bereich der Ärztekammer Nordrhein. Verleihung der Zusatzbezeichnung Psychotherapie durch die Ärztekammer Nordrhein. Vorstandstätigkeit beim Palliativen Hospiz Solingen, bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Mitgliedschaft in verschieden Fachgesellschaften, diverse Vortragstätigkeiten, Ausbilder für Ärzte zur Erlangung der Zusatzbezeichnung Palliativmedizin
6 PHOS Palliatives Hospiz e.v. Solingen Das Stationäre Palliative Hospiz ist eine Pflegeeinrichtung für Menschen in der letzten Lebensphase, deren Versorgung zu Hause nicht ausreichend zu gewährleisten ist. Drei wohnliche Einzelzimmer stehen zur Verfügung, in denen auch Angehörige nach Rücksprache logieren können. Im Stationären Palliativen Hospiz werden Kranke rund um die Uhr nach dem Palliative-Care- Pflegekonzept von examinierten Kräften betreut. Die medizinische Versorgung wird weiterhin durch den Hausarzt und gegebenenfalls ergänzt durch die Vermittlung eines Schmerztherapeuten sichergestellt. Voraussetzungen zur Aufnahme in das Stationäre Palliative Hospiz sind: - eine Erkrankung, bei der eine Heilung ausgeschlossen ist und die sich zunehmend verschlechtert, - keiner Krankenhausbehandlung mehr erforderlich oder eine weitere Behandlung nicht mehr erwünscht ist, - eine ausreichende Versorgung zu Hause nicht oder nicht ausreichend gewährleistet ist. Das Stationären Palliativen Hospiz gewährleistet ärztliche Versorgung, Pflege, Begleitung sowie Ruhe und Privatsphäre für Erkrankte und deren Angehörigen. Die Notwendigkeit der stationären Hospizversorgung muss ärztlich bestätigt werden. Es besteht ein Versorgungvertrag mit den gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen. Die Kosten sind somit ab der Pflegestufe I vertraglich abgedeckt. 10% des Tagessatzes übernimmt der Träger des Hospizes über Spenden und Mitgliedsbeiträge entsprechend der derzeitigen gesetzlichen Regelung. Der Träger des Stationären Palliativen Hospizes ist PHos e.v. Der Träger kooperiert zur Sicherstellung palliativer Pflege und Begleitung mit dem Theodor-Fliedner-Heim, einer Einrichtung für gehörlose Senioren. Auch im Stationären Palliativen Hospiz engagieren sich die ehrenamtlichen Begleiterinnen und Begleiter des Hospizdienstes. Phos steht weiterhin zur Beratung und ambulanten Betreuung nach entsprechender Absprache zur Verfügung. Auszug aus der Homepage
7 Palliativeinheit des Bethanien Krankenhauses Das Bethanienkrankenhaus ist eine Lungenfachklinik. Seit Anfang 2008 gibt es auch eine Palliativeinheit. Hier können Patienten mit unheilbaren, fortgeschrittenen Lungenerkrankungen behandelt werden, die z.b. unter Schmerzen oder Luftnot und anderen Beschwerden oder psychosozialen Problemen leiden und daher einer Krankenhausbehandlung bedürfen. Häufig leiden die Patienten leiden z.b. an fortgeschrittenem Lungenkrebs, chronischer Bronchitis mit und ohne Beatmung oder an neuromuskulären Erkrankungen, die zu Atmungsproblemen führen. Die Palliativeinheit hat 4 Betten (zwei Einzel- und ein Doppelzimmer). Die Aufgabe ist die Umsetzung eines ganzheitlichen Behandlungsansatzes mit möglichst rascher Schmerz- und Symptomlinderung durch eine kompetente ärztliche und pflegerische Behandlung. Die Arbeit erfolgt im Team. Hierzu gehören Lungenfachärzte mit der Zusatzbezeichung Palliativmedizin, examiniertes Krankenpflegepersonal mit der Zusatzbezeichung Palliative Care, Seelsorger, Sozialarbeiter, eine Psychologien, Krankengymnasten, Logopäden. Die Palliativeinheit hat 4 Betten (zwei Einzel- und ein Doppelzimmer). Die Zimmer sind wohnlich gestaltet und haben Zugang zum Balkon. Es gibt einen besonderen Aufenthaltsraum, sowie Übernachtungsmöglichkeiten für Angehörige. Es erfolgt eine enge Zusammenarbeit u.a. mit PHos (Palliatives Hospiz Solingen e.v.) und ambulanten Palliativpflegediensten u.a. Bethanien mobil um eine gute ambulante Weiterversorgung der Patienten zu ermöglichen. Kontakt: Oberärztin: Dr. med. Britta Kaminsky Fachärztin für Innere Medizin, Pneumologie, Palliativmedizin Tel.: 0212-2433054 Email: britta.kaminsky@klinik-bethanien.de Palliativstation: Christa Koch (Pflegerische Leitung) Tel.: 0212-636380 Fax: 0212-636385 Email: christa.koch@klinik-bethanien.de
8 Adressen der Teilnehmer des Rundtischgespräches Dr. Bannies, FA f. Allgemeinmedizin, Neuenhoferstrasse 4, 42657 Solingen, bannies@bannies-freiheit.de, Tel., 812040 Andreas Koch - Arzt für Anästhesie - Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerztherapie - Zusatzbezeichnung Palliativmedizin Weiterbildungsbefugnis für Ärzte zur Erlangung der Zusatzbezeichnung Palliativmedizin besteht für den gesamten Ausbildungszeitraum von einem Jahr Telefon: 0212 547-2182 Telefax: 0212 547-2645 Email: koch@klinikumsolingen.de Christine Hundenborn, Leitende Schwester Palliativstation, Städtisches Klinikum Solingen ggmbh, Gotenstrasse 1, 42653 Solingen, Tel. 5472640, FAX 5472645, palliativ@klinikumsolingen.de Dr. med. Britta Kaminiski, Oberärztin, Palliativstation Krankenhaus Bethanien, Aufderhöher Strasse 169-175, Solingen, Tel. 6300, randerath@klinik-bethanien.de Dr.med. Mechtild Langer, Oberärztin Med. Klinik 1, Gotenstrasse 1, 42653 Solingen, langer@klinikumsolingen.de Ida Lamp, Geschäftsführerin PHOS, Gotenstrasse 1, 42653 Solingen, info@ida-lamp.de, Tel. 5472700, FAX 5472711, Schwanenstrasse 49, 42697 Solingen Prof. Dr. med. Gerd Lux, Börsenstraße 57, 42657 Solingen, Tel. 0212 80878, gerdlux@tonline.de