Zuwanderer in Deutschland

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Transkript:

Zuwanderer in Deutschland Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von Menschen mit Migrationshintergrund Durchgeführt durch das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Bertelsmann Stiftung

Zuwanderer in Deutschland Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von Menschen mit Migrationshintergrund Durchgeführt durch das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Bertelsmann Stiftung Inhalt Auf den Punkt gebracht: 4 Zuwanderer identifizieren sich mit Deutschland viele fühlen sich aber nicht anerkannt Die wichtigsten Ergebnisse der Befragung 6 I. Identität und Integration aus Sicht der Zuwanderer 6 II. Subjektive Einschätzung der Chancen in der Gesellschaft 21 III. Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement und Partizipation 27 IV. Zukunftsperspektiven aus Sicht der Zuwanderer 30 Impressum 31 Weiterführende Literatur 31 3

Auf den Punkt gebracht Auf den Punkt gebracht: Zuwanderer identifizieren sich mit Deutschland viele fühlen sich aber nicht anerkannt Über zwei Drittel der Zuwanderer (69 Prozent) in Deutschland fühlen sich wohl. Die meisten empfinden sich überwiegend als Teil der deutschen Gesellschaft (58 Prozent), nur fünf Prozent fühlen sich überhaupt nicht als Teil der deutschen Gesellschaft. Das Vertrauen von Menschen mit Migrationshintergrund in den Staat und seinen Institutionen ist teilweise deutlich größer als das der Bevölkerung insgesamt: Den Gesetzen vertrauen beispielsweise 80 Prozent der Migranten, in der Gesamtbevölkerung sind es nur 58 Prozent. Auch die Zufriedenheit mit dem Leben in Deutschland ist bei Zuwanderern sehr ausgeprägt: So sind 79 Prozent mit ihrer Arbeit zufrieden, 77 Prozent mit ihrer jetzigen Wohnsituation. Aber nicht nur mit Deutschland, sondern auch mit ihrem Herkunftsland oder dem der Eltern identifizieren sich Menschen aus Zuwandererfamilien. 41 Prozent fühlen sich Deutschland und ihrem Heimatland gleichermaßen verbunden. Die meisten Zuwanderer empfinden diese doppelte Verbundenheit als Vorteil und empfinden keinen Identitätskonflikt. Drei Viertel von ihnen möchten die Werte und Traditionen aus der Herkunftsgesellschaft mit Werten und Traditionen in Deutschland verbinden. Nur eine kleine Minderheit (sieben Prozent) will sich vollständig assimilieren. Neben der Identifikation mit Deutschland und dem Herkunftsland spielt auch Europa eine Rolle. Die Verbundenheit mit Europa ist bei Zuwanderern mit 34 Prozent deutlich höher ausgeprägt als bei der Bevölkerung insgesamt (13 Prozent). Bei den Türkischstämmigen und bei Zuwanderern aus Russland ist das Gefühl, in Deutschland nicht anerkannt zu sein, weit stärker verbreitet als im Durchschnitt (48 Prozent). Bei den Menschen mit türkischen Wurzeln sind es 61 Prozent, bei denen mit einem russischen Migrationshintergrund 55 Prozent. 24 Prozent der Türkischstämmigen fühlen sich fremd in Deutschland - unter allen Befragten sind es lediglich 14 Prozent. Die Zufriedenheit der meisten Migranten mit ihrem Leben ist ein positives Signal für das Einwanderungsland Deutschland, kommentiert Dr. Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, das Ergebnis der Befragung. Integration ist aber kein einseitiger Prozess. Wenn auch noch mehr türkisch- und russischstämmige Zuwanderer sich heimisch in Deutschland fühlen sollen, brauchen sie mehr Anerkennung und Chancen, die Zukunft unseres Landes mitgestalten zu können, so Dräger weiter: Ohne faire Bildungschancen gelingt weder Integration noch Partizipation. 4

Auf den Punkt gebracht 42 Prozent der Zuwanderer glauben allerdings, dass Kinder aus Migrantenfamilien nicht die gleichen Chancen wie deutsche Schüler haben. Bei Personen der dritten Generation sind es sogar 52 Prozent. Die Umfrage verdeutlicht auch mangelnde Möglichkeiten der politischen Beteiligung: 60 Prozent der Befragten haben bei den kommenden Bundestagswahlen kein Wahlrecht, bei der hier geborenen zweiten Generation aus Zuwandererfamilien sind es sogar 68 Prozent. Einzelheiten der Umfrage der Bertelsmann Stiftung werden am kommenden Donnerstag (18. Juni, 10 Uhr) auf einem gemeinsamen Symposium mit dem Bundesinnenministerium im Bundespresseamt vorgestellt und stehen zeitgleich auch zum Download auf der Homepage der Stiftung bereit. Die quantitative Befragung stützt sich auf 1.581 Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung mit Migrationshintergrund aus der Türkei, der ehemaligen Sowjetunion (bzw. den Nachfolgestaaten Kasachstan, Russland, Ukraine), dem ehemaligen Jugoslawien (bzw. den Nachfolgestaaten Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Serbien, Montenegro, Kosovo, Mazedonien, Slowenien), Polen, Italien, Spanien und Griechenland ab 16 Jahren. Analog zur Definition, die dem Mikrozensus zu Grunde liegt, wurden sowohl ausländische als auch deutsche Staatsbürger befragt, die entweder selbst aus dem Ausland zugewandert sind oder die zwar in Deutschland geboren sind, von denen aber mindestens ein Elternteil nach 1950 aus dem Ausland zugewandert ist. Die Befragung wurde mit teilweise zweisprachigen Interviewern sowie mehrsprachigen Fragebogen durchgeführt. Die face-to-face-interviews fanden im 1. Quartal 2009 statt. 5

Die wichtigsten Ergebnisse der Befragung I. Identität und Integration aus Sicht der Zuwanderer Zwei Drittel der Zuwanderer fühlen sich wohl in Deutschland Abbildung 1: Zuwanderer fühlen sich überwiegend wohl in Deutschland und sehen ihre Zukunft hier Ich fühle mich wohl in Deutschland 69 Ich möchte, dass meine Kinder in Deutschland aufwachsen *) 58 Deutschland ist meine Heimat, meine Zukunft liegt hier 43 Ich werde früher oder später in mein Heimatland zurückgehen 21 *) Zuwanderer mit Kindern Über zwei Drittel der Menschen aus Zuwandererfamilien fühlen sich wohl in Deutschland. Über die Hälfte der befragten Migranten möchte, dass die eigenen Kinder hier aufwachsen, sie sehen also auch perspektivisch ihre Zukunft in Deutschland. Nur jeder Fünfte geht davon aus, später in das Herkunftsland zurückzugehen. 6

58 Prozent der Zuwanderer fühlen sich überwiegend als Teil der deutschen Gesellschaft Abbildung 2: Zuwanderer fühlen sich als Teil der deutschen Gesellschaft Frage: Wie sehr fühlen Sie sich als Teil der deutschen Gesellschaft? Zuwanderer insgesamt 1. Ich sehe mich überhaupt nicht als Teil der deutschen Gesellschaft 5 % 2. 15 % 3. 21 % 4. 34 % 5. Ich fühle mich voll und ganz als Teil der deutschen Gesellschaft 24 % Nur 5 Prozent der Befragten sehen sich überhaupt nicht als Teil der deutschen Gesellschaft. 58 Prozent der Zuwanderer fühlen sich als Teil der deutschen Gesellschaft, 24 Prozent sogar voll und ganz. 7

Zuwanderer haben mehr Vertrauen in Institutionen als die Bevölkerung insgesamt Abbildung 3: Vertrauen in verschiedene Institutionen Frage: Könnten Sie mir bitte zu jedem Punkt auf dieser Liste sagen, wie viel Vertrauen Sie in jeden haben, ob sehr viel Vertrauen, ziemlich viel, wenig oder überhaupt kein Vertrauen?, Es haben sehr viel oder ziemlich viel Vertrauen in... die Gesetze die Polizei die Gerichte die Schulen* 32 58 61 70 67 74 76 80 Ämter und Behörden die Bundesregierung die Gewerkschaften Große Wirtschaftsunternehmen Parteien Politiker 19 18 12 17 40 39 35 36 53 53 Zuwanderer insgesamt Bevölkerung insgesamt * in Umfrage 7072: das Erziehungswesen = nicht erhoben Basis: Bundesrepublik Deutschland, Zuwanderer und Bevölkerung ab 16 Jahre Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen 7072, 10037 und 5252. 80 Prozent der Menschen aus Zuwandererfamilien haben sehr viel oder ziemlich viel Vertrauen in die Gesetze gegenüber 58 Prozent der Bevölkerung insgesamt. Gegenüber der Polizei ist das Vertrauen etwa gleich groß wie in der Gesamtbevölkerung: So haben knapp drei Viertel der Zuwanderer viel Vertrauen in die Polizei. Auch den Gerichten, den Schulen, Ämtern und Behörden bringt eine Mehrheit der Zuwanderer viel Vertrauen entgegen. In ihren Einstellungen gegenüber den Gewerkschaften und den politischen Parteien hingegen unterscheiden sich Zuwanderer nicht sonderlich von der deutschen Bevölkerung. 8

Über 80% der Zuwanderer sind mit dem Leben zufrieden Abbildung 4: Zufriedenheit von Zuwanderern Zuwanderer insgesamt, weniger, gar nicht zufrieden Es sind mit (sehr) zufrieden 7 der Beziehung zu Freunden 91 7 ihrer Ehe, ihrer Partnerschaft*) 90 12 17 20 22 20 ihrem Familienleben dem Leben ganz allgemein dem Beruf, mit der Arbeit**) der jetzigen Wohnsituation der Beziehung zu den Nachbarn 83 82 79 77 74 *) Basis: Befragte, die in einer Ehe bzw. Partnerschaft leben **) Basis: Berufstätige Die Zufriedenheit mit dem Leben ganz allgemein ist bei den Menschen aus Zuwandererfamilien mit 82 Prozent sehr ausgeprägt. Spitzenwerte erreichen hier mit 90 bzw. 91 Prozent die Zufriedenheit mit der Beziehung zu Freunden, mit ihrer Ehe und Partnerschaft. Aber auch mit dem Beruf, mit der Arbeit und mit der jetzigen Wohnsituation sind jeweils fast 80 Prozent zufrieden. 9

Je länger Zuwanderer in Deutschland leben umso eher bezeichnen Sie Deutschland als ihr Heimatland Abbildung 5: In Deutschland geborene Migranten bezeichnen Deutschland mehrheitlich als ihr Heimatland Es bezeichnen als ihr Heimatland Deutschland Insgesamt TR SEU in Deutschland geboren 62 50 70 2. Generation 68 52 77 3. Generation 57 51 64 im Ausland geboren 33 21 21 vor unter 10 Jahren 19 4 9 vor 10 bis 19 Jahren 38 22 10 vor 20 Jahren und länger 35 23 26 62% der Menschen aus Zuwandererfamilien bezeichnet das Herkunftsland als Heimatland. Allerdings kehren sich die Werte bei den hier Geborenen um: die Mehrheit der hier Geborenen (2. und 3. Generation) bezeichnet Deutschland als ihr Heimatland. Abbildung 6: Herkunftsland ist eher das Heimatland als Deutschland Frage: Wenn Sie jemand fragt, welches Land Ihr Heimatland ist: was würden Sie da sagen?, 62 71 56 59 57 63 65 65 Herkunftsland 38 29 44 41 43 37 35 35 Deutschland Zuwanderer insgesamt TR RUS JUG PL GR IT SP *) Zuwanderer mit Kindern 10

Viele Zuwanderer sind zweiheimisch Abbildung 7: Viele Zuwanderer fühlen sich sowohl Deutschland als auch ihrem Heimatland verbunden Ich fühle mich Deutschland und meinem Heimatland gleichermaßen verbunden 41 Wenn ich in meinem Heimatland bin, fühle ich mich dort inzwischen fremd 33 Ich habe Angst, dass ich in Deutschland langsam den Bezug zu meinem Heimatland verliere 14 41 Prozent der Menschen aus Zuwandererfamilien sind zweiheimisch und fühlen sich Deutschland und ihrem Herkunftsland gleichermaßen verbunden. Jeder dritte Zuwanderer fühlt sich inzwischen im Herkunftsland fremd. Bei den in Deutschland geborenen Kindern und Enkelkindern von Zuwanderern fühlen sich 39 bzw. 42 Prozent im Heimatland der Eltern bzw. Großeltern fremd. Abbildung 8: Ein Teil der Zuwanderer fühlt sich im Heimatland fremd Es fühlen sich inzwischen in ihrem Herkunftsland fremd Zuwanderer insgesamt 33 in Deutschland geboren 2. Generation 39 3. Generation 42 11

Identitätskonflikte bei Zuwanderern sind eher selten Abbildung 9: Über die Hälfte der Zuwanderer fühlen sich selten oder nie zwischen Deutschland und ihrem Herkunftsland hin- und hergerissen Es fühlen sich zwischen Deutschland und ihrem Herkunftsland hin- und hergerissen nie 30 12 häufig 26 gelegentlich 32 selten Über die Hälfte der Zuwanderer geben an, dass sie sich nie (30 Prozent) oder nur selten (32 Prozent) zwischen Deutschland und ihrem Herkunftsland hin- und hergerissen fühlen. Nur 12 Prozent haben diese Identitätskonflikte häufiger, weitere 26 Prozente zumindest gelegentlich. 12

Die meisten Zuwanderer empfinden die doppelte Verbundenheit als Vorteil Abbildung 10: Die Zugehörigkeit zu zwei Ländern wird überwiegend als Vorteil empfunden Es empfinden die Zugehörigkeit zu mehreren Ländern keine Angaben eher als Nachteil 18 8 48 eher als Vorteil 26 Beides gleichermaßen dem ehemaligen Jugoslawien, Polen, Italien, Griechenland und Spanien ab 16 Jahre. Gefragt wurden die Zuwanderer, die sich häufig oder zumindest gelegentlich zwischen ihrem Herkunftsland und Deutschland hin- und hergerissen fühlen Auch diejenigen, die sich häufig oder zumindest gelegentlich zwischen ihrem Herkunftsland und Deutschland hin- und hergerissen fühlen, empfinden die Zugehörigkeit zu zwei Ländern eher als Vorteil (48 Prozent). Weitere 26 Prozent sehen Vor- und Nachteile gleichermaßen. Nur knapp jeder fünfte (18 Prozent) sieht die Zugehörigkeit zu mehreren Ländern eher als Nachteil. 13

Knapp drei Viertel der Zuwanderer möchten die Werte und Traditionen aus beiden Ländern verbinden Abbildung 11: Umgang mit Werten und Traditionen aus dem Herkunftsland In Deutschland sollte man... versuchen, die Werte und Traditionen weitgehend zu übernehmen Unentschieden, keine Angabe 7 4 15... weiterhin nach den eigenen Werten und Traditionen leben 74... versuchen, die eigenen und die anderen Werte und Traditionen miteinander zu verbinden Drei Viertel der Menschen aus Zuwandererfamilien meinen, in Deutschland sollte man versuchen, die eigenen und die anderen Werte und Traditionen miteinander zu verbinden. Nur 7 Prozent wollen sich assimilieren und die Werte und Traditionen in Deutschland weitgehend übernehmen. Ebenfalls will nur eine Minderheit von 15 Prozent ausschließlich nach eigenen Werten und Traditionen leben. 14

Zwei Drittel der Zuwanderer fühlen sich integriert Abbildung 12: Gefühlte Integration Quasiskala zur Messung des Grads der gefühlten Integration, Es fühlen sich in der deutschen Gesellschaft 35 27 27 46 42 44 31 35 32 32 30 31 33 42 38 22 28 25 Insgesamt TR RUS JUG PL Südeuropa stark integriert mittel integriert schwach integriert *) Zuwanderer mit Kindern Insgesamt fühlen sich in der deutschen Gesellschaft zwei Drittel der befragten Menschen aus Zuwandererfamilien integriert: 35 Prozent der Zuwanderer fühlen sich stark integriert und 32 Prozent fühlen sich mittel integriert. Auch wenn die Werte je nach Herkunftsregion differieren, so sind es in allen Herkunftsgruppen knapp oder über 60 Prozent der Befragten, die sich in der deutschen Gesellschaft integriert fühlen. Dieser Grad der gefühlten Integration wurde anhand folgender Aussagen eingeteilt: Ich fühle mich wohl in Deutschland Ich habe viele deutsche Freunde Deutschland ist meine Heimat, meine Zukunft liegt hier Personen, die nicht sagen: Ich fühle mich Deutschland nicht besonders verbunden Personen, die ihre Zugehörigkeit zur deutschen Gesellschaft anhand einer fünfstufigen Skala mit den beiden höchsten Skalenstufen beschreiben Personen, die das Gefühl haben, in Deutschland genauso anerkannt zu werden wie jemand, der aus Deutschland stammt Der Grad der gefühlten Integration stark bezeichnet Personen, die mindestens 5 der oben genannten 6 Aussagen zustimmen, mittel Personen, die drei oder vier der Aussagen zustimmen, schwach Personen, die höchstens zwei der Aussagen zustimmen. 15

Jeder dritte Zuwanderer fühlt sich eher als Europäer Abbildung 13: Der Anteil derer, die sich als Europäer fühlen, ist bei den Zuwanderern höher als bei der Bevölkerung insgesamt Frage an Zuwanderer: Fühlen Sie sich in erster Linie als Deutscher, als. (jeweilige Nationalität/ Herkunftsgruppe), als Europäer oder als was sonst? Es fühlen sich eher als Europäer 51 34 32 25 40 40 30 41 13 Bevölkerung insgesamt Zuwanderer insgesamt TR RUS JUG POL GR IT SP Basis: Zuwanderer und Bevölkerung insgesamt ab 16 Jahre Quelle: Allensbacher Archiv. IfD-Umfrage 7045 und 5252. Die Identifikation mit Europa ist bei den Menschen aus Zuwandererfamilien mit 34 Prozent deutlich höher ausgeprägt als bei der Bevölkerung insgesamt mit 13 Prozent. Europa bietet vielen damit eine übernationale Identität, für die sie sich entscheiden können, ohne die Herkunftsidentität oder die deutsche Identität zu negieren. Bei den aus der Türkei stammenden Zuwanderern bezeichnen sich 32 Prozent eher als Europäer, bei den Italienisch- und Spanischstämmigen mit 50 bzw. 51 Prozent sogar die Mehrheit. 16

Nur 14 Prozent der Zuwanderer fühlen sich fremd in Deutschland Abbildung 14: Fremdheitsgefühle von Zuwanderern 24 Ich fühle mich fremd in Deutschland 14 % 12 8 9 11 Zuwanderer insgesamt TR RUS JUG PL Südeuropa 31 21 % 16 19 13 17 Ich werde von vielen als Fremder betrachtet Zuwanderer insgesamt TR RUS JUG PL Südeuropa Fremd in Deutschland fühlen sich nur 14 Prozent der befragten Menschen aus Zuwandererfamilien. Bei den Zuwanderern, die aus der Türkei stammen, sind es allerdings mit 24 Prozent wesentlich mehr. Letztere fühlen sich zu 31 Prozent auch als Fremder betrachtet. 17

Die Mehrheit der Zuwanderer aus der Türkei oder aus Russland hat das Gefühl, weniger anerkannt zu werden Abbildung 15: Zuwanderer genau so anerkannt wie jemand, der aus Deutschland stammt? Fühle mich genau so anerkannt wie jemand, der aus Deutschland stammt Habe das Gefühl, weniger anerkannt zu werden 40 61 55 12 48 32 40 32 TR RUS JUG PL Südeuropa Unentschieden Die Mehrheit der Zuwanderer aus der Türkei oder aus Russland hat das Gefühl, weniger anerkannt zu werden, als jemand der aus Deutschland stammt. Insgesamt sagen nur 40 Prozent der Menschen aus Zuwandererfamilien, sie fühlen sich genauso anerkannt wie jemand, der aus Deutschland stammt, 48 Prozent haben dagegen das Gefühl, weniger anerkannt zu werden. 18

Die meisten Zuwanderer haben viele deutsche Freunde Abbildung 16: Zuwanderer und deutsche Freunde Ich habe viele deutsche Freunde 51 45 40 61 60 61 36 Ich hätte gerne mehr deutsche Freunde und Bekannte 24 26 15 19 13 17 21 25 Ich habe Schwierigkeiten deutsche Freunde zu finden 9 12 10 Zuwanderer insgesamt TR RUS JUG PL Südeuropa Während die Mehrheit der Menschen aus Zuwanderfamilien (51 Prozent) sagt, ich habe viele deutsche Freunde, haben Zuwanderer aus der Türkei zu 45 Prozent und aus Russland zu 40 Prozent viele deutsche Freunde. Allerdings sagen 26 Prozent der Türkeistämmigen und 36 Prozent der Russlandstämmigen, dass sie gerne mehr Freunde und Bekannte hätten. Zudem meinen 21 Prozent der Zuwanderer aus der Türkei und 25 Prozent der Zuwanderer aus Russland, dass sie Schwierigkeiten haben, deutsche Freunde zu finden. 19

Knapp zwei Drittel der Zuwanderer haben einen gemischten oder einen deutschen Freundeskreis Abbildung 17: Freundeskreise von Zuwanderern Ich habe einen nichtdeutschen Freundeskreis 35 22 Ich habe einen deutschen Freundeskreis 43 Mein Freundeskreis ist ganz gemischt Insgesamt etwa zwei Drittel der Menschen aus Zuwandererfamilien haben entweder einen ganz gemischten Freundeskreis (43 Prozent), der sich aus Deutschen ohne Migrationshintergrund und Zuwanderern zusammensetzt, oder einen überwiegend deutschen Freundeskreis (22 Prozent). Nur ein Drittel der Zuwanderer hat überwiegend oder ausschließlich Freunde, die aus dem Ausland oder aus Zuwandererfamilien kommen. 20

II. Subjektive Einschätzung der Chancen in der Gesellschaft Fast jeder Zweite meint, dass Schüler aus Zuwandererfamilien nicht die gleichen Chancen haben Abbildung 18: Chancengleichheit an deutschen Schulen? Frage: Haben Sie das Gefühl, dass Schüler aus Zuwandererfamilien alles in allem die gleichen Chancen haben wie deutsche Schüler, oder haben Sie nicht diesen Eindruck? Unentschieden 16 Haben die gleichen Chancen 42 42 Habe nicht diesen Eindruck 42 Prozent der Zuwanderer haben das Gefühl, dass Schüler aus Zuwandererfamilien nicht die gleichen Chancen haben wie deutsche Schüler. Bei der hier geborenen dritten Generation bemängelt eine Mehrheit die fehlende Chancengleichheit für Schüler aus Zuwandererfamilien. 21

Abbildung 19: Faktoren bei der Wahrnehmung der Chancengleichheit Schüler aus Zuwanderungsfamilien haben nicht die gleichen Chancen Schüler aus Zuwanderungsfamilien haben die gleichen Chancen 42 36 40 51 33 45 49 36 39 38 44 47 52 Zuwanderer insgesamt Soziale Schicht gehoben mittel niedrig Integrationsgrad stark mittel schwach im Ausland geboren und zugezogen vor unter 5 Jahren vor 5 bis 9 Jahren vor 10 bis 19 Jahren vor 20 oder mehr Jahren in Deutschland geborene in der 2. Generation in der 3. Generation 42 48 45 31 58 39 29 36 39 46 43 40 36 22

Die meisten Zuwanderer sehen keine Chancengleichheit im Berufsleben. Persönlich fühlt sich jedoch nur eine Minderheit benachteiligt Abbildung 20: Chancengleichheit im Berufsleben Frage: Wenn Sie einmal an den Arbeitsmarkt und das Berufsleben denken: Haben Sie da den Eindruck, dass alle, unabhängigvon ihrer Herkunft, in etwa die gleichen Chancen haben, oder haben Sie nicht diesen Eindruck? Frage: Wie ist es bei Ihnen persönlich: hatten Sie selbst schon mal den Eindruck, dass Sie aufgrund Ihrer Herkunft auf dem Arbeitsmarkt bzw. im Berufsleben benachteiligt worden sind, oder ist das nicht der Fall? unentschieden 13 Gleiche Chancen Keine Angaben 9 36 51 Hatte den Eindruck, benachteiligt zu werden 23 68 Habe nicht diesen Eindruck Hatte nicht den Eindruck, benachteiligt zu werden Basis: Berufstätige Zuwanderer 51 Prozent der Menschen aus Zuwandererfamilien haben nicht den Eindruck, dass alle, unabhängig von ihrer Herkunft die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt bzw. im Berufsleben haben. Von gleichen Chancen zeigt sich nur etwa jeder Dritte, 36 Prozent, überzeugt. Persönlich hatten nur 23 Prozent schon mal den Eindruck, benachteiligt zu werden. 68 Prozent hatten noch nicht den Eindruck, aufgrund ihrer Herkunft auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt zu werden. 23

Fast alle Zuwanderer sehen im Lernen der deutschen Sprache und in der Beachtung der Gesetze einen Schlüssel für ihre Akzeptanz Abbildung 21: Voraussetzungen für die Akzeptanz aus Sicht der Zuwanderer Das sollten die in Deutschland lebenden Zuwanderer tun, um in Deutschland wirklich akzeptiert, anerkannt zu werden Die deutsche Sprache lernen. 97 Die Gesetze in Deutschland beachten. 90 Gute Kontakte zu Deutschen haben. 68 Die Gleichberechtigung von Mann und Frau anerkennen. 64 Gut über Deutschland Bescheid wissen, z.b. über die Geschichte, das politische System usw. 60 Selbstbewust zu ihrer eigenen Kultur, eigenen Herkunft stehen. 54 Sich für die Politik in Deutschland interessieren. 46 Mehr von der deutschen Kultur übernehmen. 35 Nicht in Wohngebiete ziehen, in denen vor allem andere Zuwanderer wohnen. 33 Sich mit ihrer Kleidung anpassen. 33 Sich um die deutsche Staatsangehörigkeit bemühen. 32 Auch zu Hause Deutsch reden. 30 Politisch aktiv sein, z.b. in einer Partei, Bürgerinitiative usw. mitarbeiten. 22 In einen deutschen Verein eintreten. 18 Eigene Bräuche und Traditionen aufgeben 3 Gefragt danach, was Zuwanderer tun sollten, um in Deutschland akzeptiert und anerkannt zu werden, sprechen sich 97 Prozent der Befragten dafür aus, dass Zuwanderer die deutsche Sprache lernen sollten. Auch die Beachtung der Gesetze sowie gute Kontakte zu Deutschen und die Gleichberechtigung von Mann und Frau nennen jeweils fast zwei Drittel der Befragten. Nur drei Prozent sind der Meinung, dass es wichtig sei, die eigenen Bräuche und Traditionen aufzugeben, um akzeptiert und anerkannt zu werden. 24

Über die Hälfte der Zuwanderer hat kein Wahlrecht bei der Bundestagswahl Abbildung 22: Wahlberechtigung von Zuwanderern bei der Bundestagswahl Von den Befragten 1.581 Menschen aus Zuwandererfamilien sind Von den Befragten sind 346 in Deutschland geboren. Davon sind wahlberechtigt wahlberechtigt 40 29 60 71 nicht wahlberechtigt nicht wahlberechtigt 60 Prozent der Befragten haben bei den kommenden Bundestagswahlen kein Wahlrecht. Bei den hier geborenen Befragten sind es sogar 71 Prozent, die nicht wählen dürfen. Darunter sind auch diejenigen Befragten zwischen 16 und 18 Jahren, die altersbedingt bei der Bundestagswahl noch kein Wahlrecht haben. 25

Die meisten Zuwanderer sind dagegen, dass sich Jugendliche zwischen zwei Staatsangehörigkeiten entscheiden müssen Abbildung 23: Zuwanderer und das Optionsmodell Frage: In Deutschland ist es ja so, dass sich viele Jugendliche, die die deutsche und eine ausländische Staatsbürgerschaft haben, im Alter von 18 Jahren für eine Staatsbürgerschaft entscheiden müssen. Finden Sie das richtig, oder fänden Sie es besser wenn man sich nicht für eine Staatsbürgerschaft entscheiden müsste? 47 Man sollte sich nicht entscheiden müssen Finde das richtig 37 16 Unentschieden Nur 37 Prozent finden es richtig, dass Jugendliche, die nach dem Optionsmodell die deutsche und eine ausländische Staatsbürgerschaft haben, sich im Alter von 18 23 Jahren für eine Staatsbürgerschaft entscheiden müssen. 47 Prozent meinen, man sollte sich nicht entscheiden müssen. 16 Prozent sind in dieser Frage unentschieden. 26

III. Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement und Partizipation Zuwanderer sind weniger ehrenamtlich engagiert als die Bevölkerung insgesamt Abbildung 24: Mitgliedschaft in Vereinen Frage: Sind Sie persönlich Mitglied in einem Verein, einer Partei, Bürgerinitiative, Gruppe oder sonst einer anderen Organisation? Zuwanderer Bevölkerung insgesamt Keine Angabe 2 Ja, bin Mitglied Ja, bin Mitglied Nein, bin nirgends Mitglied 60 38 Nein, bin nirgends Mitglied 50 50 Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 7045 und 5252. 38 Prozent der Zuwanderer sind Mitglied in einem Verein, einer Initiative, einer Partei, einer Gruppe oder sonstigen Organisation. Ein Vergleich zu bevölkerungsrepräsentativen Studien zeigt, dass der Anteil derer, die sich ehrenamtlich engagieren, geringer ist als in der deutschen Bevölkerung insgesamt: 50 Prozent der deutschen Bevölkerung ist in Vereinen aktiv. 27

Die meisten Zuwanderer sind Mitglied in Vereinen mit deutscher oder vielfältiger Mitgliedschaft Abbildung 25: Zuwanderer und Vereine In dem Verein, in der Organisation, in der ich Mitglied bin, sind aktiv Weiss nicht, K.A. 2 Ganz unterschiedlich Überwiegend Deutsche 30 41 ausschließlich Personen aus Zuwandererfamilien 15 12 Überwiegend Personen aus Zuwandererfamilien Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 7045 und 5252. 41 Prozent der Vereinsmitglieder sind in Vereinen aktiv, in denen überwiegend Deutsche aktiv sind, in Vereinen, in denen ausschließlich oder überwiegend Zuwanderer aktiv sind, engagieren sich 27 Prozent der Zuwanderer. Für 30 Prozent der Zuwanderer, die sich in mehr als einem Verein, einer Organisation engagieren, ist dies je nach Verein ganz unterschiedlich. 28

Die meisten Zuwanderer empfinden Deutsche als zurückhaltend Abbildung 26: Offenheit der Deutschen aus Sicht der Zuwanderer Frage: Wie sind Ihre eigenen Erfahrungen: gehen die meisten Deutschen offen auf Zuwanderer zu, oder sind die meisten Deutschen eher zurückhaltend? TR RUS JUG PL GR IT SP 17 71 12 32 50 18 44 35 21 37 50 13 27 49 24 45 36 20 33 53 14 Gehen offen auf Zuwanderer zu Zurückhaltend Unentschieden Während die Menschen, die aus dem ehemaligen Jugoslawien oder aus Italien stammen nur zu ca. 35 Prozent meinen, dass die meisten Deutschen eher zurückhaltend sind, empfinden 71 Prozent der Menschen, die aus der Türkei stammen, die Deutschen als eher zurückhaltend. Bei den Zuwanderern, die aus Russland, Polen, Griechenland und Spanien stammen, sind es etwa die Hälfte der Befragten, die Deutsche eher als zurückhaltend empfinden. 29

IV. Zukunftsperspektiven aus Sicht der Zuwanderer Die meisten Zuwanderer haben ein gemischtes Bild von der Zukunft der Integration in Deutschland Abbildung 27: Zukunftsperspektiven: Wie die Situation der Zuwanderer in 10 Jahren sein wird Es wird immer mehr Zuwanderer geben, die gut Deutsch sprechen. Die Schulen werden sich stärker auf die zunehmende Zahl von Zuwanderern einstellen, z.b. durch spezielle Sprach- und Religionskurse. Zuwanderer werden sich stärker engagieren und sich für die Gesellschaft einsetzen. Zuwanderer werden mehr wichtige Positionen in Politik und Wirtschaft einnehmen. Zuwandererkinder werden besser in der Schule sein als heute. Die Unterschiede zwischen Deutschen und Zuwanderern werden abnehmen. Es wird mehr wohlhabende Zuwanderer geben. Zuwanderer werden größere Schwierigkeiten haben, einen Arbeitsplatz zu finden. In der Öffentlichkeit wird mehr über das Verhältnis von Deutschen und Zuwanderern diskutiert Die Spannungen zwischen Deutschen und Zuwanderern werden zunehmen.- Die Deutschen werden erkennen, was sie an den Zuwanderern haben. Bei politischen Entscheidungen wird stärker auf die Bedürfnisse von Zuwanderern geachtet. Für Zuwanderer in Deutschland wird Religion eine geringere Rolle spielen. Zuwanderer in Deutschland werden immer mehr unter sich bleiben. 64 52 47 45 45 42 42 40 38 37 34 28 20 20 Die Situation der Zuwanderer in 10 Jahren wird von den Befragten sehr unterschiedlich gesehen. Immerhin geht eine Mehrheit davon aus, dass sich die Schulen stärker auf die zunehmende Zahl von Zuwandererkindern einstellen werden. Dass bei politischen Entscheidungen stärker auf die Bedürfnisse von Zuwanderern geachtet wird, glauben dagegen nur 28 Prozent der Menschen aus Zuwandererfamilien. Allerdings glaubt ein größerer Teil der Zuwanderer, dass die Unterschiede zwischen Deutschen und Zuwanderern abnehmen werden. Viele erwarten auch eine aktivere Teilhabe der Zuwanderer und eine Stärkung ihrer Position in der deutschen Gesellschaft. 30

Weiterführende Literatur Impressum 2009 Bertelsmann Stiftung Bertelsmann Stiftung Carl-Bertelsmann-Straße 256 33311 Gütersloh www.bertelsmann-stiftung.de Durchführung der Umfrage Institut für Demoskopie Allensbach Auftraggeber Bertelsmann Stiftung Verantwortlich Claudia Walther Gestaltung Markus Diekmann, Bielefeld Infografiken Jürgen Schultheiß, Bielefeld Titelfoto Marc Darchinger, Berlin Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) Integration gelingt durch faire Bildungschancen Best Practice aus Zürich, Malmö, Leeds und Toronto Carl Bertelsmann-Preis 2008 2009, 72 Seiten, Broschur mit DVD 15,00 ISBN 978-3-86793-038-3 Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) Demokratie und Integration in Deutschland Politische Führung und Partizipation aus Sicht von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund Juli 2009, ca. 160 Seiten, Broschur ca. 20,00 ISBN 978-3-86793-041-3 Bertelsmann Stiftung, European Policy Centre, Migration Policy Institute (Hrsg.) Delivering Citizenship The Transatlantic Council on Migration 2008, 180 Seiten, Broschur 22,00 ISBN 978-3-86793-027-7 Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) Aufgeben ist nicht mein Weg Bildungswelten in der Einwanderungsgesellschaft 2. Aufl. 2008, 182 Seiten, Broschur 22,00 ISBN 978-3-89204-982-1 Bertelsmann Stiftung, Migration Policy Institute (Hrsg.) Migration und Integration gestalten Transatlantische Impulse für globale Herausforderungen Bertelsmann Stiftung, Migration Policy Institute (Hrsg.) Migration und Integration gestalten Transatlantische Impulse für globale Herausforderungen 2008, 234 Seiten, Broschur 28,00 ISBN 978-3-89204-948-7 31

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