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Transkript:

Von der Antike bis ins Mittelalter Zwischen der griechischen Halbinsel, den Ägäischen Inseln und der Westküste Kleinasiens bestanden schon in der Jungsteinzeit enge Verbindungen. Die zahlreichen Häfen an den Küsten Griechenlands und die Vielzahl der nahe am Festland liegenden Inseln führte zur Entwicklung und Ausbreitung einer einheitlichen Zivilisation. Aber die kulturelle Homogenität mündete nicht automatisch in politische Einheit. Gebirgszüge und tiefe Täler gliederten die Halbinsel in kleine wirtschaftliche und politische Einheiten, die kaum größer als eine Stadt mit dem dazugehörigen Umland waren (Stadtstaaten). Siehe Athen; Korinth; Sparta; Theben Die prähistorische Zeit Archäologische Funde deuten darauf hin, dass ein Mittelmeervolk, das eine enge Verwandtschaft zu den Bewohnern Nordafrikas aufwies, seit der Jungsteinzeit (4000 v. Chr.) im Gebiet der südlichen Ägäis lebte. Die Funde zeigen einen kulturellen Fortschritt von der Steinzeit zur Bronzezeit, die in Griechenland um 3000 v. Chr. einsetzte. Ab dem 3. Jahrtausend v. Chr. entwickelte sich die prähistorische ägäische Kultur zu einer großen Blüte. Die Zivilisation der Bronzezeit in der Ägäis bestand aus zwei bedeutenden Kulturkreisen, von denen jeder mehrere Phasen durchlief und in weitere Untergruppen aufgespalten werden kann. Die kretische oder minoische Kultur war in Kreta angesiedelt, nur 660 Kilometer im Nordwesten Ägyptens und direkt auf dem Seeweg zu den alten Ländern Kleinasiens. Die helladische Kultur (in der Spätphase mykenische Kultur genannt) erlebte zur gleichen Zeit ihre Blütezeit auf dem griechischen Festland, insbesondere auf der Peloponnes. Ihre größten Zentren waren Mykene, Tiryns (in der Nähe der heutigen Stadt Nauplia oder Nafplion) und Pylos. Kretische Kultur und kretischer Handel beherrschten den Mittelmeerraum bis um 1500 v. Chr., als die Mykener die Vormachtstellung erlangten. Im 3. Jahrtausend v. Chr. kam es zu einer Reihe von Einwanderungswellen von Völkern aus dem Norden, die dem indoeuropäischen Sprachkreis angehörten. Funde deuten darauf hin, dass deren ursprüngliches Siedlungsgebiet im Donauraum in Südosteuropa lag. Die bekanntesten unter diesen frühen Einwanderern, die Achaier (Achäer), wurden durch andere nachdrängende Stämme zur Migration veranlasst. Sie fielen im Süden Griechenlands ein und ließen sich dann auf der Peloponnes nieder. Einigen Historikern zufolge siedelte sich ein weiterer Stamm, die Ionier, vor allem in Attika (im Osten Mittelgriechenlands) und auf den Kykladen an, wo sie sich weitgehend mit der dort ansässigen Bevölkerung des helladischen Kulturkreises vermischten. Die Aiolier (Äolier) ließen sich anfänglich im östlichen Teil des Festlandes, vor allem in Thessalien, nieder. Antike In der Endphase der Bronzezeit (um 1500 bis 1200 v. Chr.) wurde die kretische Kultur allmählich von den Stämmen des Festlands angenommen. Um 1400 v. Chr. ergriffen die Achaier (Achäer) Besitz von der Insel, und bald darauf gewannen sie einen bestimmenden Einfluss auf dem Festland, insbesondere im Gebiet um Mykene. Obgleich die Herrschaftszeit der Achaier durch die umfangreichen archäologischen Untersuchungen in Mykene nach dieser Stadt benannt wurde (mykenische Zeit), gab es weitere Königreiche von großer Bedeutung. Der in der Ilias von Homer beschriebene Trojanische Krieg begann um das Jahr 1200 v. Chr. Er wurde von den Griechen gegen die Stadt Troja geführt und bestand wahrscheinlich aus einer Reihe von Kriegen während des 13. und 12. Jahrhunderts v. Chr. Ausgelöst wurde er möglicherweise durch die letzte und bedeutendste Einwanderungswelle aus dem Norden, die zur selben Zeit stattfand und die Eisenzeit nach Griechenland brachte. Die Dorier (Dorer) verließen ihre Heimat in den Gebirgen von Epirus und besiedelten die Peloponnes und Kreta. Mit Hilfe ihrer Eisenwaffen besiegten sie die dort ansässige Bevölkerung oder vertrieben sie. Die einfallenden Dorier stürzten die achaiischen Könige und ließen sich vorwiegend im südlichen und östlichen Teil der Halbinsel nieder. Sparta und Korinth wurden zu den wichtigsten dorischen Städten. Viele der Achaier suchten Zuflucht im Norden der Peloponnes; diese Gegend erhielt später den Namen Achaia. Andere setzten den Doriern erbitterten Widerstand entgegen und wurden nach ihrer Unterwerfung zu Heloten genannten Staatssklaven. Die zunehmende Kolonisierung Kleinasiens anfangs durch vor den

Doriern flüchtende Bevölkerungen, dann von den Doriern selbst in den Jahrhunderten nach 1200 v. Chr. machte dieses Gebiet politisch und kulturell zu einem Teil Griechenlands. Die einzelnen ethnischen Gruppen gründeten drei große Stammesbünde. Der Nordteil der Küste Kleinasiens und die Insel Lesbos bildeten den Äolischen Bund. Der Ionische Bund umfasste das mittlere, Ionien genannte Gebiet sowie die Inseln Chios und Samos. Im Südteil des Landes und auf den Inseln Rhodos und Kos entstand der Dorische Bund. Mehrere Jahrhunderte später (750-550 v. Chr.) führten ein rasches Bevölkerungswachstum und die hieraus folgende Nahrungsmittelknappheit, der Aufschwung von Handel und Industrie und andere Bedingungen zu einer weiteren Kolonisationsbewegung. Es wurden Kolonien in so weit voneinander entfernten Orten wie der Ostküste des Schwarzen Meeres und der heutigen Stadt Marseille (Frankreich) gegründet; dazu entstanden Niederlassungen in Sizilien und im Süden der italienischen Halbinsel. Süditalien war so dicht mit Griechen besiedelt, dass das Gebiet später unter dem Namen Magna Graecia (lateinisch: Großgriechenland) bekannt wurde. Die hellenische Zeit Nach dem Ende der großen Wanderbewegungen in der Ägäis entwickelten die Griechen ein gesamtgriechisches Bewusstsein. Sie nannten sich selbst Hellenen; dieser Name geht nach Homer auf einen kleinen, im Süden Thessaliens lebenden Stamm zurück. Die Bezeichnung Griechen, die später von fremden Völkern benutzt wurde, ist von Graecia, dem lateinischen Namen eines kleinen hellenischen Stammes aus dem Gebiet des Epirus, abgeleitet; vermutlich handelte es sich um den Stamm, mit dem die Römer erste Kontakte aufgenommen hatten. Obgleich die hellenischen Staaten ihre Autonomie behielten, verfolgten sie einen gemeinsamen Kurs in der politischen Entwicklung. In der vorhellenischen Zeit wurden die Oberhäupter der einfallenden Stämme zu Königen der eroberten Gebiete. Diese Monarchien wurden zwischen 800 und 650 v. Chr. allmählich durch Oligarchien ersetzt, in denen die Macht in Händen einer kleinen Gruppe von Menschen lag. Um 650 v. Chr. wurden die hellenischen Oligarchien ihrerseits von reichen Bürgern oder unzufriedenen Adeligen, die als Tyrannen bezeichnet wurden, abgesetzt. Der Aufstieg der Tyrannen war in erster Linie durch wirtschaftliche Faktoren bedingt. Die sozialen Missstände unter der Adelsregierung wurden auf Grund der zunehmenden Versklavung landloser Bauern zu einem brisanten politischen Problem. Kolonisation und Handel im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. beschleunigten das Entstehen eines reichen Kaufmannsstandes, der die wachsende Unzufriedenheit dazu nutzte, einen Anteil an der Macht der Aristokratie in den Stadtstaaten zu fordern. Die Zeit der Tyrannen In der Zeit der griechischen Tyrannen (um 650 bis 500 v. Chr.) kam es zu bedeutenden Fortschritten in der hellenischen Kultur. Die Bezeichnung Tyrann bedeutete, dass die politische Macht auf illegale Weise erlangt wurde. Sie beinhaltete jedoch nicht den Missbrauch der Macht, denn im Allgemeinen waren die Tyrannen, wie z. B. Periander in Korinth, Gelon in Syrakus und Polykrates in Samos (Regierungszeit: 535-522 v. Chr.), weise und volksfreundliche Herrscher. Handel und Gewerbe entwickelten sich und nahmen einen stetigen Aufschwung. Infolge der politischen und wirtschaftlichen Stärke erlebte die hellenische Kultur eine Blütezeit, insbesondere in Ionien, wo die griechische Philosophie mit den Werken von Thales, Anaximander und Anaximenes ihre Anfänge nahm. Auch in anderen Wissenschaften wie etwa der Mathematik oder der Astronomie wuchsen die Erkenntnisse. Die Förderung von kulturellen Veranstaltungen, die allen hellenischen Städten gemeinsam waren, einte das antike Griechenland trotz der politischen Trennung der einzelnen Stadtstaaten. Ein weiterer Punkt war die griechische Sprache, deren zahlreiche Dialekte in allen Landesteilen und Kolonien verstanden wurden. Ein dritter Faktor war die griechische Religion; das Heiligtum in Delphi mit seinem Apollon geweihten Orakel wurde zur größten griechischen Kultstätte. Der Ort Delphi wurde als Nabel der Welt angesehen. In Verbindung mit religiösen Kultfeiern bildeten sich allmählich an vier verschiedenen Orten stattfindende Feste oder Spiele heraus (die Isthmischen, Pythischen, Nemeischen und Olympischen Spiele). Die Olympischen Spiele hatten eine so große Bedeutung, dass die Griechen ihre historische Zeitrechnung mit der ersten Olympiade (Abstand von vier Jahren zwischen den

einzelnen Spielen) 776 v. Chr. ansetzten. Der Amphiktyonische Bund, eine Organisation hellenischer Stämme, der zum Schutz und zur Verwaltung von Heiligtümern gegründet wurde, stand zumindest in seinen Anfängen in Verbindung mit der Religion. Von der Monarchie zur Demokratie Mit der Zeit kam es zu Vereinigungen verschiedener Stadtstaaten. Zwischen dem 8. und 6. Jahrhundert v. Chr. stiegen Athen und Sparta zu den vorherrschenden Stadtstaaten Griechenlands auf. Jeder dieser mächtigen Staaten gliederte seine schwächeren Nachbarn in einen Bund unter seiner Kontrolle ein. Sparta, ein vollständig militarisierter und aristokratischer Staat im Süden der Halbinsel Peloponnes, gründete seine Vormachtstellung vorwiegend auf Eroberungen und übte eine strenge Kontrolle über die abhängigen Staaten aus. Dies geschah auf der Basis einer überaus straffen staatlichen Organisation. Die Einigung Attikas erfolgte dagegen mit gegenseitigem, friedlichem Einverständnis unter der Führung Athens. Die Bewohner kleinerer Städte erhielten die Staatsbürgerschaft Athens. Das vererbbare Königtum Athens wurde 683 v. Chr. von den Adeligen (Eupatriden), die bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. regierten, abgeschafft. Die Eupatridae hatten durch ihr Recht auf die Ausübung der obersten Gerichtsbarkeit die höchste Macht im Staat. 621 v. Chr. zeichnete der Staatsmann Drakon (nach der Überlieferung erster Gesetzgeber Athens) die Gesetze Athens auf und veröffentlichte sie, wodurch er die rechtlichen Vollmachten der Adeligen schmälerte. Der Athener Staatsmann und Gesetzgeber Solon versetzte 594 v. Chr. der vererbbaren Machtausübung der Eupatridae durch seine Reform der Gesetze Drakons und der Verleihung der Staatsbürgerschaft an die unteren Klassen einen weiteren Schlag. Unter der weisen und aufgeklärten Herrschaft (560-527 v. Chr.) des Tyrannen Peisistratos (lateinisch Pisistratus) begannen sich in der Regierungsform bereits demokratische Elemente abzuzeichnen. Hippias und Hipparchos, die Söhne des Peisistratos, erbten die Macht ihres Vaters, waren jedoch weit weniger despotisch. Hippias, der Hipparchos überlebte, wurde 510 v. Chr. durch einen Volksaufstand vertrieben. In dem darauf folgenden politischen Streit trugen die Anhänger der Demokratie unter Führung des Staatsmannes Kleisthenes einen überwältigenden Sieg davon. Sie setzten um 502 v. Chr. eine neue, auf demokratischen Prinzipien basierende Verfassung in Kraft. Der Beginn der demokratischen Regierungsform markierte auch gleichzeitig den Anfang der Blütezeit in der Geschichte Athens. Die Landwirtschaft und der Handel florierten. Außerdem verlagerte sich das kulturelle Zentrum rasch von den Städten an der Küste Kleinasiens nach Athen Die Perserkriege Die griechischen Kolonien in Kleinasien wurden von Krösus, dem König von Lydien, am Beginn seiner Herrschaft (560-546 v. Chr.) erobert und in das Lydische Reich eingegliedert. Krösus war ein milder, den Hellenen wohlgesinnter Herrscher und Verbündeter Spartas. Das wirtschaftliche, politische und intellektuelle Leben erfuhr einen starken Aufschwung unter der lydischen Herrschaft. 546 v. Chr. wurde Krösus von Kyros, dem König von Persien, gestürzt. Außer der Insel Samos, die sich geschickt selbst verteidigte, wurden die griechischen Städte in Asien sowie die der Küste vorgelagerten Inseln Teil des Perserreiches. Kyros der Große gilt als Begründer des Persischen Großreiches; er war ein aufgeklärter, überaus toleranter Herrscher. 499 v. Chr. erhob sich Ionien mit Unterstützung von Athen und Eretria (einer zur damaligen Zeit bedeutenden Stadt auf der Insel Euböa) gegen Persien. Die Rebellen waren anfangs erfolgreich, und König Dareios I. von Persien schwor Rache. Er schlug den Aufstand 493 v. Chr. nieder und errichtete nach der Plünderung Milets wieder seine absolute Herrschaft über Ionien. Ein Jahr darauf segelte Mardonios, der Schwiegersohn des Königs, mit einer großen persischen Flotte Richtung Griechenland, um Rache zu fordern; die meisten Schiffe erlitten jedoch Schiffbruch am Athos. Gleichzeitig entsandte Dareios Boten nach Griechenland, die die Aufgabe hatten, Unterwerfungserklärungen aller griechischen Stadtstaaten einzuholen. Der Großteil der kleineren Staaten willigte ein, aber Sparta und Athen weigerten sich und ließen die persischen Boten als Zeichen der Herausforderung erschlagen. Dareios, wütend über die Beleidigung vonseiten der Griechen und über das Schicksal seiner Flotte, bereitete einen zweiten Vorstoß vor; diese Flotte lief 490 v. Chr. aus. Nach der Zerstörung Eretrias rückte die Armee in die Ebene von Marathon bei

Athen vor. Die Führer Athens sandten Boten mit der Bitte um Unterstützung nach Sparta; ein religiöses Fest hielt jedoch die Spartaner im Land zurück. Trotzdem errang die Armee Athens unter Führung von Miltiades einen überwältigenden Sieg über die dreimal stärkere persische Streitkraft, die daraufhin den Rückzug antrat. Dareios begann sofort mit den Vorbereitungen für eine dritte Expedition. Xerxes I., sein Sohn, der ihm 486 v. Chr. auf den Thron folgte, stellte eine der größten Armeen der Antike auf. Nachdem Xerxes drei Jahre mit der Mobilisierung einer großen Kriegsflotte und eines Heeres verbracht hatte, setzten die Perser 481 v. Chr. auf einer Schiffsbrücke über den Hellespont (Dardanellen) und marschierten Richtung Süden. Bei den Thermopylen, einem engen Pass, den der spartanische Heerführer Leonidas I. und mehrere tausend Soldaten heldenhaft verteidigten, stellten sich die Griechen im Jahr 480 v. Chr. zum ersten Mal den Persern entgegen. Mit Hilfe eines griechischen Verräters gelang es den Persern, die griechische Stellung auf einem Seitenpass zu umgehen. Leonidas gestattete dem Großteil seiner Soldaten den Rückzug. Anschließend nahmen die Perser Athen ein und brannten die von ihren Bewohnern verlassene Stadt nieder. Gleichzeitig verfolgte die persische Flotte die griechische Flotte nach Salamis, einer Insel im Golf von Ägina (heute Saronischer Golf) bei Athen. In der dort stattfindenden Seeschlacht besiegten knapp 400 griechische Schiffe unter dem Athener General und Staatsmann Themistokles 1 200 persische Schiffe. Xerxes, der die Schlacht auf einem goldenen Thron sitzend von einem Hügel aus beobachtete, floh nach Asien. Im Jahr darauf (479 v. Chr.) wurde der übrige Teil der persischen Streitmacht bei Platää überwältigt, und die Angreifer wurden schließlich aus dem Land vertrieben. Mit diesem bedeutenden Sieg entwickelte sich Athen zu einer wichtigen Seemacht. Die Vorherrschaft Athens Auf Grund seiner hervorragenden Führung in den Kriegen mit den Persern stieg Athen zum einflussreichsten Staat Griechenlands auf. Darüber hinaus wurde durch die Kriege, insbesondere durch die Entscheidungsschlacht bei Salamis, die zunehmende Bedeutung einer schlagkräftigen Kriegsflotte deutlich. Sparta, bis dahin auf Grund seiner Armee die größte Militärmacht Griechenlands, verlor sein Ansehen zugunsten der Flotte Athens. 478 v. Chr. schlossen sich eine Reihe griechischer Städte unter der Führung Athens zum Delischen Bund zusammen mit dem Ziel, die Perser aus den Städten und von den der Küste vorgelagerten Inseln zu vertreiben. Sitz des Delischen Bundes, der mehr als 200 Mitgliedsstaaten umfasste, war die Insel Delos. Die siegreichen Feldzüge des Seebundes unter dem Athener General Kimon führten in der Zeit von 476 bis 466 v. Chr. zur Befreiung der Küste Kleinasiens. In der Folgezeit wurde Athen jedoch immer mächtiger, und die übrigen Seebundmitglieder wurden allmählich mehr zu Untertanen anstelle von Verbündeten. Athen verlangte regelmäßige Abgaben von seinen einstigen Bündnispartnern, und als sich Naxos aus dem Bund zurückziehen wollte, wurden die Befestigungsanlagen dieser Stadt dem Erdboden gleichgemacht. Die Zeit der Vorherrschaft Athens im 5. Jahrhundert v. Chr. wurde als goldenes Zeitalter Athens bekannt. Unter Perikles, der 460 v. Chr. zum Führer der Volkspartei und zum Staatsoberhaupt aufstieg, erlangte die Stadt ihren höchsten Glanz. Die Verfassung, die in Richtung einer weitergehenden Demokratisierung reformiert wurde, sah die Einführung von Tagegeldern für Geschworene vor und gab so selbst den ärmsten Bürgern die Möglichkeit, am Staatsdienst teilnehmen zu können. Perikles war entschlossen, Athen zur schönsten Stadt der Welt zu machen. Während seiner Regierungszeit kam es zum Bau des Parthenons, des Erechtheions, der Propyläen und anderer großer Bauwerke auf der Akropolis. Das griechische Theater erreichte seine Blütezeit mit Tragödiendichtern wie Aischylos, Sophokles und Euripides sowie mit dem Komödienschreiber Aristophanes. Thukydides und Herodot (ein Ionier) waren berühmte Geschichtsschreiber. Der Philosoph Sokrates war eine weitere bekannte Persönlichkeit im Athen des Perikles, der diese Stadt zu einem beispiellosen Mittelpunkt von Kunst und Kultur gemacht hatte. Die Bündnisse während des Peloponnesischen Krieges. Im Peloponnesischen Krieg (431-404 v. Chr.) um die Vorherrschaft in Griechenland standen sich zwei Bündnissysteme gegenüber: Der Peloponnesische Bund, der im Wesentlichen die Stadtstaaten der Peloponnes sowie als Bundesgenossen Makedonien umfasste, und der von

Athen geführte Attische Seebund, dem die griechischen Städte an der ägäischen Küste und die Ägäischen Inseln angehörten sowie Thessalien als bedeutendster Verbündeter. Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten. Trotz ihrer ausgezeichneten innenpolitischen Staatsführung betrieb die Stadt eine ungünstige Außenpolitik. Die Mitglieder des Attischen Seebundes waren wegen der uneingeschränkten Herrschaft Athens unzufrieden, wodurch sich Spannungen mit der führenden Stadt entwickelten. Hinzu kam noch der Neid Spartas auf die Reichtümer Athens. Der seit etwa 550 v. Chr. existierende Peloponnesische Bund, eine Vereinigung der Städte der Peloponnes unter der Führung Spartas, begann gegen Athen vorzugehen. 431 v. Chr. kam es zu dem unvermeidlichen Zusammenstoß zwischen Athen und Sparta, der durch die Unterstützung Korkyras (heute Kerkyra oder Korfu) vonseiten Athens in den Auseinandersetzungen zwischen Korkyra und Korinth, einem Verbündeten Spartas, ausgelöst wurde. Die unter dem Namen Peloponnesischer Krieg bekannt gewordenen Kämpfe zwischen den beiden Bündnissen dauerten bis 404 v. Chr. an und führten zur Vorherrschaft Spartas in Griechenland. Am Ende des Krieges setzte Sparta eine Oligarchie, die unter dem Namen Dreißig Tyrannen bekannt wurde, zur Regierung Athens ein. In den Städten und auf den Inseln Kleinasiens wurden ähnliche regierungsamtliche Körperschaften eingesetzt. Es zeigte sich bald, dass die Herrschaft Spartas noch rücksichtsloser und drückender als die Herrschaft Athens war. 403 v. Chr. lehnten sich die Athener unter Thrasybulos auf, vertrieben die spartanische Garnison, die die Oligarchen unterstützt hatte, und stellten die Demokratie und die Unabhängigkeit wieder her. Weitere griechische Städte folgten dem Beispiel Athens und lehnten sich ebenfalls gegen die Hegemonie Spartas auf. Wechselnde Bündnisse Die griechischen Staaten begannen vereinzelt, bei ihrem traditionellen Feind Persien um Hilfe nachzusuchen. 399 v. Chr. veranlassten die Plünderungen Persiens an der kleinasiatischen Küste Sparta, eine Armee dorthin zu entsenden. Obgleich die spartanische Armee einige Erfolge zu verbuchen hatte, musste sie 395 v. Chr. zurückkehren, um einen gemeinsamen Angriff von Argos, Athen, Korinth und Theben abzuwehren. Der hieraus folgende Korinthische Krieg wurde in Form von Kleinkriegen fortgesetzt, bis das mittlerweile mit Persien verbündete Sparta 387 v. Chr. den widerwilligen abhängigen Staaten den Frieden von Antalkidas aufzwang. In dieser persischspartanischen Abmachung wurde die gesamte Westküste Kleinasiens Persien unterstellt, während die griechischen Stadtstaaten Autonomie erhielten. Trotz dieser Vereinbarung überfiel Sparta 382 v. Chr. Theben und nahm die Stadt Olynthos (Olynth) im Norden ein. Der von Athen unterstützte thebanische General Pelopidas führte drei Jahre später einen Aufstand an und vertrieb die spartanische Besatzungsmacht. Der Krieg zwischen Sparta und den Verbündeten Athen und Theben flammte wieder auf und endete schließlich 371 v. Chr. mit der Schlacht bei Leuktra, in der die Thebaner unter Führung von Epameinondas Sparta eine so große Niederlage beibrachten, dass diese den Beginn des Niedergangs Spartas markierte. Auf Grund seines Sieges stieg Theben zum führenden griechischen Staat auf. Die anderen Staaten missgönnten Theben jedoch die Führungsrolle, und die Vorherrschaft Thebens war der Beginn einer unglücklichen Zeit, begleitet von Unruhen und wirtschaftlichen Missständen, die aus internen Zwistigkeiten hervorgingen. Insbesondere Athen lehnte es ab, sich Thebens Oberherrschaft zu unterwerfen und wurde 369 v. Chr. zu einem Verbündeten Spartas. Die thebanische Vormachtstellung hatte jedoch keine solide Grundlage, denn sie gründete sich in erster Linie auf die, wenn auch ausgezeichnete, Führung des Epameinondas. Nach seinem Tod in der Schlacht von Mantineia 362 v. Chr. wurde Theben wieder zu einem Staat unter vielen anderen. Die makedonische Vorherrschaft In der Zeit dieser Machtkämpfe in Griechenland leitete Makedonien, der nördliche Nachbar Thessaliens, eine Expansionspolitik ein, die das Land zu einer der größten Weltmächte der alten Geschichte machen sollte. Philipp II., der 359 v. Chr. König von Makedonien wurde, war ein großer Bewunderer der griechischen Kultur. Er kannte jedoch auch die größte Schwäche der Griechen, nämlich das Fehlen einer politischen Einheit. Kurz nach seiner Thronbesteigung annektierte Philipp die südgriechischen Kolonien an den Küsten Makedoniens und Thrakiens und beschloss,

selbst zum Herrn der Halbinsel zu werden. Politisches Geschick und die Stärke der makedonischen Kriegsführung verhalfen Philipp trotz des Widerstands vieler angesehener griechischer Staatsmänner unter Leitung von Demosthenes bei der Verwirklichung seiner ehrgeizigen Pläne zum Erfolg. Um 338 v. Chr. fühlte er sich mächtig genug, einen Kongress der griechischen Städte einzuberufen, auf dem die makedonische Oberherrschaft über die Halbinsel anerkannt und Philipp der Oberbefehl über die griechischen Streitkräfte übertragen wurde. Ein Jahr später wurde auf einem zweiten Kongress der Krieg gegen den traditionellen Feind Persien beschlossen. Philipp begann sofort mit den Vorbereitungen für den Asienfeldzug, wurde aber 336 v. Chr. ermordet. Sein 20-jähriger Sohn, Alexander der Große, trat die Nachfolge an. 334 v. Chr. eröffnete Alexander den Persienfeldzug. In den folgenden zehn Jahren führten seine Eroberungen zu einer großen Ausdehnung der griechischen Macht sowie der griechischen Kultur und Sprache durch das Makedonische Reich, das im Osten bis Nordindien und im Süden und Westen bis Ägypten reichte. Als Alexander der Große starb (323 v. Chr.), war die griechische Kultur in großen Teilen der Alten Welt verbreitet. Die Zeit des Hellenismus Da Alexander keinen regierungsfähigen Erben hinterlassen hatte, begannen nach seinem Tod die makedonischen Generäle (Diadochen), das riesige Reich unter sich aufzuteilen. Die hieraus entstehenden Diskrepanzen führten zwischen 322 und 275 v. Chr. zu einer Reihe von Kriegen, von denen viele in Griechenland selbst stattfanden. Die Zeit des Hellenismus dauerte vom Tod Alexanders bis zur Unterwerfung Griechenlands und dessen Eingliederung als römische Provinz 146 v. Chr., als Griechenland von den Römern unterworfen und als Provinz in das römische Reich eingegliedert wurde. Eines der Hauptmerkmale dieser Zeit war der Verfall der griechischen Stadtstaaten als politische Einheiten. Trotzdem war die hellenistische Zeit durch den Triumph Griechenlands als Wiege der europäischen Kultur charakterisiert, und die griechische Lebensform verbreitete sich im Gefolge von Alexanders Feldzügen über große Teile der Alten Welt. Die Diadochen Einige Generäle Alexanders, die Diadochen (griechisch diadochos: Nachfolger), gründeten Königreiche und Dynastien. Zwei der wichtigsten waren Syrien unter der Herrschaft der Seleukiden und Ägypten unter der Herrschaft der Ptolemäer. Die Hauptstadt des ptolemäischen Ägypten, Alexandria, die von Alexander 332 v. Chr. gegründet worden war, entwickelte sich zu einem Mittelpunkt griechischer Kultur, rivalisierte in dieser Rolle mit Athen und überflügelte sogar gelegentlich diese Stadt. In allen Teilen der hellenistischen Welt widmete man sich der Pflege von Kultur und Wissenschaft. Diese Epoche brachte so hervorragende Geister wie die Mathematiker Euklid und Archimedes, die Philosophen Epikur und Zenon sowie die Dichter Apollonios von Rhodos und Theokrit hervor. Ab 290 v. Chr. begannen die Stadtstaaten Mittelgriechenlands, sich zum Ätolischen Bund zusammenzuschließen. Hierbei handelte es sich um ein mächtiges militärisches Bündnis, das ursprünglich unter der Herrschaft Philipps II. von den Städten Ätoliens zu gegenseitigem Nutzen und zu gegenseitiger Unterstützung gegründet worden war. Eine zweite, ähnliche Organisation, der Achaiische Bund, war ab 280 v. Chr. der oberste Verband der Städte der nördlichen Peloponnes. In späterer Zeit schlossen sich weitere Städte an. Beide Bündnisse machten es sich zur Aufgabe, die übrigen griechischen Staaten vor der Herrschaft des Makedonischen Reiches zu schützen. Der Achaiische Bund gelangte zu größerer Macht als sein Rivale und versuchte, ganz Griechenland unter seine Kontrolle zu bringen. Unter der Führung des Staatsmannes Arat von Sikyon richtete sich der Bund gegen Sparta, das keinem der Bünde angehörte. Im Krieg zwischen den Achäern und Sparta wurde der Bund erst geschlagen, ersuchte aber dann ganz gegen seine anfangs formulierten Ziele um makedonische Militärhilfe, die ihm auch gewährt wurde. Sparta erlitt schließlich eine Niederlage und kam unter makedonische Herrschaft. Das Eingreifen Roms 215 v. Chr. begann Rom, in griechische Angelegenheiten einzugreifen. Philipp V. von Makedonien verbündete sich mit Karthago gegen Rom, aber die Römer schlugen das makedonische Heer 206

v. Chr. mit Unterstützung des Ätolischen Bundes und konnten so in Griechenland Fuß fassen. Rom schlug Philipp ein weiteres Mal mit Unterstützung beider Bünde im Jahr 197 v. Chr. Das nun völlig unterworfene Makedonien willigte in einen Friedensschluss mit Rom ein, der die Anerkennung der Unabhängigkeit der griechischen Staaten beinhaltete. Allerdings wurde den griechischen Staaten schnell bewusst, dass sie nun einen Herrn gegen einen anderen ausgetauscht hatten. In einem letzten verzweifelten Befreiungsversuch wehrten sich die Mitglieder des Achaiischen Bundes gegen die 149 v. Chr. gestellten Forderungen vonseiten der Römer. Der hieraus entstehende Krieg endete mit der Zerstörung Korinths durch die römischen Legionen 146 v. Chr. Die Bünde wurden aufgelöst, und Griechenland kam vollständig unter die Herrschaft Roms, das Makedonien und Griechenland zur römischen Provinz Makedonien vereinigte. Die römische Zeit In den 60 Jahren nach der Eroberung durch Rom (146 v. Chr.) wurde Griechenland von Rom verwaltet. Athen und Sparta bekamen den Status freier Städte. 88 v. Chr., als Mithridates VI. Eupator, König von Pontos, einen Feldzug zur Eroberung römisch besetzter Gebiete begann, schlossen sich viele Städte Griechenlands dem kleinasiatischen Monarchen an, da dieser ihnen versprochen hatte, sie bei der Wiedererlangung ihrer Unabhängigkeit zu unterstützen. Die römischen Legionen unter Lucius Cornelius Sulla vertrieben Mithridates aus Griechenland, schlugen den Aufstand nieder und plünderten Athen 86 v. Chr. und ein Jahr darauf Theben. Die Bestrafung der aufständischen Städte durch die Römer war hart, und nach den Kämpfen auf griechischem Boden lag Griechenland in Trümmern, woraufhin sich auch die wirtschaftliche Situation des Landes drastisch verschlechterte. Athen blieb zwar weiterhin ein Mittelpunkt von Philosophie und Bildung, aber der Handel verfiel fast vollständig. Um 22 v. Chr. trennte Augustus, der erste römische Kaiser, Griechenland von Makedonien und machte Griechenland zur Provinz Achaia. Unter der Herrschaft des Römischen Reiches in den ersten Jahrhunderten nach Christus erlebte das Griechentum eine neue Blüte, insbesondere unter der Regierungszeit des Kaisers Hadrian. Mit Hilfe seines Zeitgenossen, des reichen griechischen Gelehrten Herodes Atticus, verschönerte Hadrian Athen und ließ viele der zerstörten Städte wieder aufbauen. In der Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurde dieses Wiederaufleben des Griechentums jedoch von den Goten aufgehalten, die in den Jahren 267 bis 268 die Halbinsel eroberten, Athen einnahmen und die Städte Argos, Korinth und Sparta verwüsteten. Das Mittelalter Das Byzantinische Reich ging aus der östlichen Hälfte des Römischen Kaiserreiches hervor. Kaiser Justitian I. konnte um die Mitte des 6. Jahrhunderts noch einmal das Römische Reich unter einer Herrschaft vereinen; unter seinen Nachfolgern ging jedoch ein Großteil der Eroberungen wieder verloren. Die Einnahme Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 bedeutete das Ende des Byzantinischen Reiches. Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten. Ab 395 wurde das Römische Reich unter zwei Kaisern aufgeteilt; es kam zur Bildung des Weströmischen Reiches und des Oströmischen Reiches. Im 6. Jahrhundert entwickelte sich im Osten ein Nachfolgestaat des Oströmischen Reiches, das Byzantinische Reich. Es umfasste ganz Griechenland sowie die Gebiete an der Ägäis und zeichnete sich durch eine Mischung aus hellenistischer Kultur, orientalischen Einflüssen aus Kleinasien und christlicher Religion aus. Obwohl weiterhin das römische Recht als juristische Basis Bestand hatte, waren griechische Kultur und Wissenschaft die Grundlage des Geisteslebens. Griechenland selbst wurde im Byzantinischen Reich jedoch zu einer vernachlässigten und unbedeutenden Provinz. Nachdem sich die Araber weiter Teile des byzantinischen Herrschaftsgebietes in Kleinasien bemächtigt hatten, drangen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert slawische Stämme aus dem Norden in großer Zahl auf die Halbinsel vor und besetzten Illyrien und Thrakien. Trotz starker slawischer Einwanderung kam es nicht zu einer Übernahme slawischer Kultur vonseiten der Griechen. Microsoft Encarta Enzyklopädie 2002. 1993-2001 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

Griechenland: Ein Ursprungsland unserer Kultur Bis in die Gegenwart ist viel erhalten geblieben, was in Griechenland seinen Anfang genommen hat. Obwohl man mit dieser Aussage redensartlich Eulen nach Athen trägt, ist man bei einer Spurensuche überrascht, in wie vielen Bereichen noch griechische Einflüsse erkennbar sind. So stammen viele unserer Wörter und zwar nicht nur in der deutschen, sondern auch in anderen Sprachen aus dem Griechischen. Das griechische Alphabet wird z. B. in den Naturwissenschaften benutzt. Philosophie: Griechische Philosophen, Freunde der Weisheit, haben darüber nachgedacht, wie die Welt entstanden sein mag und wie der Mensch durch richtiges Denken die Wahrheit ergründen könne. Am bekanntesten sind Sokrates und Platon. Kunst und Literatur: Die griechische Bildhauer-, Bau-, Schauspiel- und Dichtkunst gilt als Vorbild für die europäischen Völker. Erhaltene Statuen zeigen, wie genau die Bildhauer den menschlichen Körper bereits beobachtet haben. Baumeister imposanter Bauwerke oder deren Auftraggeber in Deutschland und der Welt haben sich später an griechischen Bauwerken orientiert, wie man z. B. an dem klassizistischen Brandenburger Tor erkennen kann. Erhaltene Theater beeindrucken nach wie vor durch eine ausgeklügelte Akustik. Griechische Komödien und Tragödien werden in vielen Theatern der Welt immer wieder in den Spielplan aufgenommen; der von Aristoteles verfasste Entwurf Von der Dichtkunst hat die klassischen Dramen Goethes und Schillers ebenso entscheidend beeinflusst wie literarische Vorlagen von Aischylos, Sophokles, Aristophanes oder Homer, deren Motive und Thematik sich in der Weltliteratur aller nachfolgenden Zeiten wieder- finden. Homers Hexameter-Epen Ilias und Odyssee gelten als älteste Zeugnisse abendländischer Dichtung. Uns sind die Götter, Helden und Ereignisse vor allem durch Gustav Schwabs Werk Die schönsten Sagen des klassischen Altertums bekannt. Mit Fabeln des Aesop beschäftigen sich schon Grundschulkinder. Wissenschaften: Viele Erkenntnisse in der Mathematik oder in der Medizin z. B. sind bis heute gültig. Lehrsätze von Pythagoras oder Euklid werden im Mathematik-Unterricht gelehrt; der Eid des Hippokrates ist nicht nur Medizinern geläufig. Griechische Wissenschaftler und Philosophen haben die Sternenwelt geordnet, Naturgesetze herausgefunden und eine Atomlehre entwickelt. Staatslehre: Der Ursprung der demokratischen Staatsform liegt im Athen des 5. Jahrhunderts. v. Chr., auch wenn die Volksherrschaft unter Perikles nur von den waffenfähigen männlichen Bürgern Athens ausgeübt worden ist. Bereits an diesen Beispielen wird deutlich, welch unerschöpfliche Vielfalt uns zur Verfügung steht, das Thema Griechenland anlässlich der Olympischen Spiele einmal (wieder) in den Unterricht aufzunehmen und damit die Motivation zu wecken, sich intensiver mit der Wiege unserer Kultur zu beschäftigen. Und dabei wird sich quasi nebenbei einstellen, was zu einer olympischen Erziehung gehört. Literaturhinweise Arbeitsblatt Tewes-Eck, Roswitha, E. Dunkel, Lernerlebnis Entdecken Handeln Verstehen. Griechische Antike, Schöningh, Paderborn 1999, S. 78f. Brücke zwischen gestern und heute. Was uns mit der Antike verbindet

Vorbild Antike: Klassizismus Ausgewogenheit, Maß und Harmonie bestimmten die künstlerische Arbeit der Griechen besonders im 5. Jahrhundert. Durch die klare Strenge galten gerade die großen Bauwerke der Griechen der Nachwelt als Muster für vollendete Form und Harmonie. Speziell im 18. und 19. Jahrhundert entstanden viele Gebäude, die sich die klassischen griechischen Bauwerke zum Vorbild nahmen. Aber auch in anderen Kunstwerken wie in der Plastik und Malerei (sowie in der Literatur) finden sich Beispiele für die Nachahmung der griechischen Kultur. Diese Kunstrichtung wird Klassizismus genannt. Neben der Aufgabe, klassizistische Kunstwerke aufzustöbern, sollte auch angeregt werden, über die Motive der Nachahmung nachzudenken. Ein Ziel klassizistischer Kunst ist sicherlich, den Werken Würde und Hoheit zu verleihen. Daneben muss aber ebenso ein möglicher Missbrauch angesprochen werden: der totalitäre Charakter der griechischen Polis wie der moderne Führerkult. Die besonders in Deutschland verbreitete und von anderen Europäern skeptisch betrachtete euphorische Griechensehnsucht ist z.b. von Eliza Marian Butler in dem Buch The Tyranny of Greece over Germany von 1933 beobachtet worden und deckt das Unklassische daran auf. Beispiele klassizistischer Baukunst: Berlin: Brandenburger Tor (Die dorische Säulenanordnung variiert den Aufriss der Propyläen auf der Akropolis in Athen; es gilt als erstes prominentes klassizistisches Beispiel und wird als Zeichen einer überpersönlichen Konzeption von Staat und Monarchie gedeutet) München: Glyptothek (Sammlung antiker Skulpturen, 1816-1830) und Propyläen (am Königsplatz, erbaut nach dem Entwurf von L. von Klenze, Vorbild: die Propyläen auf der Akropolis in Athen) Walhalla (Nachahmung eines griechischen Tempels in Donaustauf nahe Regensburg, erbaut 1830 1842 nach dem Entwurf von L. von Klenze für König Ludwig I. von Bayern, Halle mit Bildnissen berühmter Deutscher) Hannover: Leineschloss. (Umgestaltung durch den Hofbaurat Georg Ludwig Friedrich Laves 1826; nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde es wieder aufgebaut und beherbergt heute das niedersächsische Landesparlament) Washington: Kapitol (Erbaut ab 1793, die Kuppel ab 1850, Sitz des Parlamentes in den USA) Richard Wagners Ring der Nibelungen (erinnert in seiner Struktur an die antike Mythenform, wie sie Aischylos in der Orestie, seiner Trilogie der attischen Tragödie, vorgeführt hat) Winckelmanns Glaube daran, dass durch Nachahmung der Antike die Welt erneuert werden könne, versteht die Nachahmung nicht als Fortsetzung des Alten, sondern als Quelle des Schönen.