Prof. Dr. Alfred Toth. Übersetzbarkeit von Namen vs. Zeichen

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Transkript:

Prof. Dr. Alfred Toth Übersetzbarkeit von Namen vs. Zeichen 1. Daß es zwar absolute Homonyma, jedoch keine absoluten Synonyma gibt, ist allgemein bekannt. So gibt es z.b. zwischen den beiden Lautfolgen /mo:r/ und /mo:r/ keinen Unterschied, jedoch gibt es einen zwischen den beiden Buchstabenfolgen "Moor" und "Mohr", obwohl theoretisch alle vier möglichen Abbildungen definiert sind /mo:r/ /mo:r/ Moor Mohr. Stellt man also die Frage, ob die beiden Lautfolgen /mo:r/ und /mo:r/ in einer Gleichheits- oder Identitätsrelation stehen, so läßt sich diese Frage streng genommen nicht beantworten, da ihnen 1. die Differenzen zwischen den Buchstabenfolgen "Moor" und "Moor" gegenüberstehen und da 2. beide Folgen untrennbare Subrelationen von Zeichen sind, die nicht nur aus Laut- und Buchstabenfolgen bestehen, sondern auch in Relation zu von ihnen bezeichneten Referenzobjekten stehen, d.h. wir haben f: (/mo:r / = Moor) Sumpflandschaft g: (/mo:r/ = Mohr) Schwarzer. Es gibt somit zwar auf der Signifikantenseite von Zeichen Gleichheit, jedoch keine Identität, aber auf der Signifikatsseite von Zeichen gibt es nur Verschiedenheit, d.h. es gibt zwar Homonymie und teilweise Homographie, aber keine Synonymie. Somit ist die Abbildung von Signifikanten auf Signifikate eine u.u. linkseindeutige, aber eine niemals rechtseindeutige Funktion. Daraus folgt, daß Zeichen prinzipiell nicht übersetzbar sind, es sei denn, man verstehe unter Übersetzung Paraphrasierung. 2. Da Namen Zeichen sind, wobei die Unterschiede zwischen beiden Arten von Zeichen allerdings beträchtlich sind (vgl. Toth 2014a-c), sind Namen ebenfalls aus prinzipiellen Gründen nicht übersetzbar. Wegen der bei Namen, aber nicht bei Zeichen auftretenden Objekteigenschaften, welche für die völlig 1

verschiedenen Formen von Arbitrarität bei Zeichen und bei Namen verantwortlich sind, verhalten sich nun aber Namen-Homonymie und Synonymie ganz anders als es Zeichen-Homonymie und Synonymie tun. 2.1. Ontische Synonymie f: Ω BN1,..., Nn} Das beste, mir bekannte Beispiel stammt aus der Webseite http://sweetdreamsalways.tumblr.com/. Ich kopiere daher die uns interessierende Passage heraus. 2.2. Ontische Homonymie und Homöonymie g: BΩ 1,..., Ω n} N Die sich bei Namen in Homo- und Homöonymie aufspaltende Namenskonstanz ist beinahe ausschließlich subjektabhängig, dann nämlich, wenn z.b. der Markenname (d.h. der Zeichenanteil eines bestimmten semiotischen Ob- 2

jektes) einer fremden Sprache angepaßt werden soll. Während die in Frankreich für Franzosen hergestellten Joghurt-Objekte der Marke "Danone" (/danon/) auch diesen Namen tragen, wird dieser Name für die in den USA verkauften Joghurt-Objekte zu "Dannon" teilangepaßt, da der ursprungssprachliche Original-Name zielsprachlich als /dano:ni:/ ausgesprochen würde. Ferner ändert sich nicht nur dieser Realisationsträger des semiotischen Objektes (Markenproduktes) Joghurt, sondern zugleich der Präsentationsträger, denn Dannone-Joghurts werden in den USA in zahlreichen weiteren objektalen Formen, und zwar auch ohne Namen-Konstanz mit Adaptation, sondern mit Namen-Substitution verkauft. Einer dieser Substitutiv-Namen ist "Yoplait". 3

Dieser Name ist übrigens in mehr als nur dieser Hinsicht interessant, denn es handelt sich um einen zwar künstlichen Namen, der aber quasi sprachneutral gewählt wurde. Ein Amerikaner könnte ihn zwar als /yopleit/ aussprechen, aber ein Franzose sieht darin ein "Morphem" plait, das ihn an das Verb plaire "gefallen" (il plaît "es gefällt") erinnert. ("Yo" ist dann allerdings streng genommen kein Morphem, aber es erinnert an dt. Joghurt bzw. franz. yaourt). Was also die Unisex-Objekte bei Kleidern, Brillen, usw. sind, ist der "Unilanguage"-Name bei Zeichenanteilen von Markenprodukten, ein Phänomen, das bei Zeichen nur aus Plansprachen wie Esperanto, Volapük, usw. bekannt ist. Abschließend sei nicht unerwähnt belassen, daß diese Namen-Adaptationen bzw. Namen-Substitutionen nicht nur bei Objekten, sondern auch bei Subjekten vorkommen. Es ist bekannt, daß Chinesen außerhalb Chinas sich andere Namen zulegen, da ihre originalen Namen für Nicht-Chinesen überhaupt nicht aussprechbar sind. Dies ist also die subjektale Parallele zum objektalen Verhältnis von "Danone" zu "Yoplait", d.h. Namen-Substitution. Subjektale Namen-Adaptation findet man z.b. bei in den USA lebenden Ungarn. Als Beispiel diene der folgende Ausschnitt aus der Liste des Vorstandes des Ungarn-Clubs in NW-Ohio. 4

Die Namen-Adaptation umfaßt folgende Teilabbildungen: 1. Die Konversion des ungarischen Ordnung Nachname Vorname zur nichtungarischen Ordnung Vorname Nachname. 2. Die Übersetzung von Vor-, aber nicht Nachnamen, solange es sich um Namen handelt, die auch in einer nicht-ungarischen Sprache wie dem Englischen vorkommen, z.b. Mária Mary (zu Jane = dt. Johanna gibt es kein aus ung. János = Johann/Hans motiviertes Femininum), István Steven. Bei Magda < ung. Magdolna ist hingegen keine Adaptation nötig. Nicht-erkennbare Adaptationen wären dagegen z.b. ung. László dt. Ladislaus, engl. Leslie, die jedoch etymologisch nicht-gleich sind, d.h. es handelt sich um verschiedene Namen. Zu diesen zählen in Sonderheit die echten, alt-ungarischen Vornamen wie z.b. Álmos, Előd, Ond, Kond, Tas(s), Huba, Töhötöm (Tétény), usw. 3. Die Elimination der im Ung. phonemisch relevanten Diakritika, welche die Vokallängen bezeichnen und somit keine Akzente (wie z.b. in den romanischen Sprachen) sind, z.b. Molnár Molnar, Kékedy Kekey, Temesváry Temesvary. Literatur Toth, Alfred, Zur Arbitrarität von Namen I-IX. In: Electronic Journal for Mathematical Semiotics, 2014a Toth, Alfred, Zur Nicht-Arbitrarität von Namen I-II. In: Electronic Journal for Mathematical Semiotics, 2014b Toth, Alfred, Primäre und sekundäre Arbitrarität. In: Electronic Journal for Mathematical Semiotics, 2014c 18.10.2014 5