Sprache und Kultur: Einladung zum Essen

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Transkript:

SVEB1 Flying Teachers Kursleitung Brigitte Huber Projektarbeit A Sprachanalyse: Die Satzklammer April 2012, Marcel Zarske SVEB1-Kurs Projektarbeit B Sprache und Kultur: Einladung zum Essen Marcel Zarske, April 2012 Kursleitung, Betreuung: Brigitte Huber Flying Teachers 1

SVEB1 Flying Teachers Kursleitung Brigitte Huber Projektarbeit A Sprachanalyse: Die Satzklammer April 2012, Marcel Zarske Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung...3 2. Begründung der Themenwahl...3 3. Ziele der Arbeit...4 4. Hintergrund...4 5. Vorgehen...5 6. Ergebnisse, Analyse...5 7. Schlussfolgerungen und Selbstreflexion...7 8. Anhang...9 Literatur...9 2

Projektarbeit B: Sprache und Kultur Einladungen SVEB, April 2012, Marcel Zarske Eine Einladung zum Essen 1. Einleitung Kultur und Sprache können nicht voneinander getrennt betrachtet werden, deshalb beinhaltet das Erlernen einer fremden Sprache auch den Versuch, die zugehörige Kultur zu verstehen. Eine Sprache ohne kulturellen Kontext erlernen zu wollen, hat denn auch oft viele Missverständnisse im Kontakt mit Muttersprachlern zur Folge. In der vorliegenden Arbeit untersuchte ich, wie verschiedene Lehrbücher Sprache im kulturellen Kontext vermitteln. Ich stellte Materialien zum Thema Einladungen zusammen und probierte diese mit vier Lernenden aus. Neben der Suche nach kulturellen Unterschieden bei den Lernenden stand die Übung der Situation als Gast oder Gastgeber in Form eines Rollenspiels im Vordergrund. Die eigene Zurückhaltung gegenüber solchen Spielen konnte weitestgehend abgebaut werden, da die Lernenden sehr gerne und mit Erfolg mitmachten. 2. Begründung der Themenwahl Ein alltagsnahes, aber auch kulturspezifisches Thema wie z.b. Essen ist ein hervorragender, motivierender Ausgangspunkt für einen lernerzentrierten Unterricht mit vielen Sprechgelegenheiten. Die meisten Kursteilnehmer erzählen gerne von ihren Essgewohnheiten und ihren speziellen landestypischen Rezepten, der Wortschatz dazu ist vielfach dem Deutschen ähnlich oder wird dann gern gelernt. Beim Simulieren alltäglicher Situationen im Unterricht werden auch interessante kulturelle oder einfach nur persönliche Unterschiede deutlich, die ebenfalls Anlass zum Sprechen geben können. Allerdings sind solche Simulationen oft sehr anspruchsvoll, die Lernenden sind schüchtern, die Anleitungen im Lehrbuch sind nicht selbsterklärend. Das Simulieren alltäglicher Situationen (mit Rollenspielen etc.) ist aber sicher ein wertvolles Training für die Lernenden, nach dem sie ihre neuen Wortschatzkenntnisse vielleicht eher im realen Leben auch wirklich anwenden. Kulturspezifische Themen wie Essen oder im Speziellen eine Einladung zum Essen bei sich zu Hause eignen sich besonders für solche Simulations- oder Rollenspielen, da sie nahe an der Erfahrungswelt der Kursteilnehmer sind und positiv erlebt werden. Dabei können die 3

Projektarbeit B: Sprache und Kultur Einladungen SVEB, April 2012, Marcel Zarske kulturellen Unterschiede anfangs wohl zu Missverständnissen führen, die aber im Unterricht und gerade bei solchen Trainings sehr gut geklärt werden können. Ich selbst habe solche Übungen mit Sprechgelegenheiten bisher sicherlich zu wenig angewendet. Der Grund für diese Zurückhaltung liegt ein wenig in der Annahme, dass die erwachsenen Lernenden solche Spiele als unseriös empfinden könnten. Im Verlauf dieser Arbeit entdeckte ich jedoch, dass in erster Linie ich selbst mich einmal überwinden musste, was schliesslich auch die Lernenden wieder merkten, zumindest bei früheren Gelegenheiten, wenn ich mich einmal an Rollenspiele mit ihnen wagte. 3. Ziele der Arbeit Ziel war es, bei verschiedenen Einzelschülern mit Rollenspielen eine alltägliche Situation zu simulieren und dabei auch die eigene Scheu abzulegen. Das Studium verschiedener Lehrbücher diente der Übersicht, wie eine alltägliche Situation, eine Essenseinladung, vermittelt und geübt wird. Dazu wurden passende, stimulierende Materialien zusammengestellt und ausprobiert, dabei wollte ich mit den Lernenden auch besondere kulturelle Unterschiede entdecken und als Ausgangspunkt für weitere Sprechanlässe nehmen. 4. Hintergrund Bei der audiovisuellen Methode liegt der Augenmerk hauptsächlich auf dem reinen Spracherwerb, es wird versucht, sprachliche Automatismen «einzuschleifen». Der kommunikative Ansatz verfolgt einen pragmatischeren Ansatz und legt auch Wert auf die Vermittlung kultureller Inhalte. Dies macht auch Sinn, wenn man bedenkt, dass Sprache und Kultur nicht voneinander getrennt betrachtet werden können (Witte, 2003). Für die Lernenden einer Fremdsprache ist es daher wichtig, die fremde Kultur zu verstehen oder es zumindest zu versuchen, um sich in alltäglichen Situationen zurechtzufinden. Auch Originaltexte sind ohne ein Verständnis der Kultur schwieriger zu erschliessen. Zuletzt sollte dieses Kulturverständnis nicht auf blossem deklarativem Wissen beruhen, die Wahrnehmung von Kultur und die grundlegenden Fertigkeiten im Umgang mit ihnen sollten 4

Projektarbeit B: Sprache und Kultur Einladungen SVEB, April 2012, Marcel Zarske vielmehr in praxisnahen Situationen entwickelt und geübt werden. Bei einer Essenseinladung gibt es einige kulturspezifische Verhaltensweisen, die berücksichtigt und geübt werden können, etwa der Dresscode, die Wahl des Geschenks oder die Anrede. Die Lernenden, mit denen ich die Materialien getestet habe, kommen aus folgenden Ländern: Tschechien, Frankreich, Italien und England. 5. Vorgehen Als erstes untersuchte anhand verschiedener Lehrmittel (Schritte, Deutsch in der Schweiz, Begegnungen, Optimal, Prüfungstrainer), wie einzelne kulturspezifische Themen, im besonderen Essen und Einladungen, behandelt werden. Dabei konnte ich einzelne Hörtexte übernehmen und erhielt Ideen für Materialien, die ich in der Folge für eine Lektion zum Thema Essenseinladung zusammenstellte (siehe Anhang). Diese Materialien probierte ich dann mit verschiedenen meiner Deutschlernenden aus. Ich achtete als erstes darauf, wie gut sich die Materialien eigneten, um die Lernenden zum Sprechen zu animieren. Des weiteren richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die Unterschiede und die Besonderheiten von Essenseinladungen in der Schweiz und anderen Ländern. 6. Ergebnisse, Analyse Aus dem Lehrbuch Optimal A1 konnte ich zwei Hörtexte übernehmen (Kapitel 9, S.70), die ein Telefongespräch zum Thema Essenseinladung und den anschliessenden Empfang an der Haustür beinhalten. Das Telefongespräch benutzte ich als Einstieg, je nach Niveau der Lernenden machte ich dabei eine Vorentlastung des Wortschatzes (siehe Anhang). Nach einmaligen Hören und evt. danach folgender Klärung des Wortschatzes fragte ich zwei der vier Lernenden, was ihnen daran aufgefallen sei. Es zeigte sich, dass eine Stelle im Dialog etwas verwunderte: «Kann ich was mitbringen? Ich kann dir einen Kuchen backen. - Nein, das ist nicht nötig.» Hier wurde die Absage als speziell empfunden, die Französin und der Italiener hätten hier selbst freudig ja gesagt. Zudem amüsierte sich die Französin über eine andere Stelle, als bei einer Frage ein «du» vorangesetzt wurde: «Du - ich habe eure 5

Projektarbeit B: Sprache und Kultur Einladungen SVEB, April 2012, Marcel Zarske Einladung bekommen.» Dies hatte sie schon bei ihren Arbeitskollegen verwundert bemerkt. In der Folge spielte ich das Gespräch mit den Lernenden noch einmal mehr oder weniger frei nach, als Hilfe diente dazu ein unvollständiger Dialog in Tabellenform (Anhang). Als nächstes spielte ich den zweiten Hörtext ab, auch hier je nach Niveau mit einer Vorentlastung des Wortschatzes (Wortschatztabelle und Dialog im Anhang). Ich wies alle vier Lernenden nun im Voraus an, darauf zu achten, was ihnen auffalle. Speziell an diesem Dialog ist, dass der ankommende Gast sehr formell, geradezu steif sich vorstellt und es auch später beim «Sie» bleibt, obwohl er ein Kollege des noch nicht anwesenden Mannes der Gastgeberin ist. Dieses meiner Meinung nach unpassende Siezen störte die Lernenden weniger, wobei die Französin und der Italiener durchaus ähnliche Verhaltensweisen in ihren Herkunftsländern schilderten. Alle amüsierten sich jedoch über die tatsächlich etwas unpassende Bemerkung des Gastes über seine mitgebrachten Blumen: Auf «Die sind wunderschön» antwortet er «Mir gefallen sie auch». Das nächste Ziel in der Lektion war es, auch diesen Dialog wieder als Rollenspiel nachzuspielen, und zwar anhand einer fiktiven neuen Einladung. Hierfür wandelte ich eine Idee aus dem Lehrbuch «Deutsch in der Schweiz» (S.96) ab und präsentierte den Deutschlernenden 4-6 Einladungen von verschiedenen Leuten oder Institutionen (Anhang). Vor dem Rollenspiel galt es also zunächst, eine Einladung auszusuchen und dann zu entscheiden, was man als Geschenk mitbringen möchte und evt. was man anziehen sollte. Wenn alles geklärt war, spielten wir den Dialog durch, d.h. den Empfang an der Haustür, die Übergabe des Geschenks oder Mitbringsels, dann das Anbieten von Getränken und das Zuprosten. Die zusammengestellten Einladungen bedürfen noch einiger Erläuterungen: Neben realistischen und im Alltag vorkommenden Einladungen gibt es solche von verstorbenen Persönlichkeiten wie Goethe oder Dürrenmatt. Die dort angebrachten Zitate gaben Anlass zu Fragen und Interpretationen und stimmten auch auf die besondere Art des fiktiven Fests ein, die bei diesen Persönlichkeiten zu erwarten wären. Auch entstanden dabei ausgefallenere Ideen für Geschenke. Allerdings war eine Lernende durch diese speziellen Einladungen fast mehr irritiert, als dass sie sich inspiriert gefühlt hätte. Diese hatte auch ein deutlich tieferes Niveau (A1) als die anderen drei (A2-B2), zudem hatte ich bei ihr neben den zwei realistischen Einladungen erst die Einladungen von Julius Cäsar und Anton Tschechow und noch keine aus dem Deutschen Sprachkreis (die beiden weiter oben genannten und die von Mani Matter) fertiggestellt. 6

Projektarbeit B: Sprache und Kultur Einladungen SVEB, April 2012, Marcel Zarske Die beiden Rollenspiele haben insgesamt aber sehr gut geklappt, die Lernenden haben gerne teilgenommen. Auch wenn ich noch teilweise die in Kapitel 2 und 3 genannte Zurückhaltung bei mir und folglich bei den Lernenden spürte, erhielt ich sehr gute Rückmeldungen. Die Schüler schätzten die Möglichkeit, einfach mal viel zu sprechen, ohne ein spezielles Grammatikthema im Lehrbuch dabei zu berücksichtigen oder neu zu erlernen. Insbesondere bei der ersten «Versuchsperson», welche auch das tiefere Sprachniveau hatte und wie erwähnt anfangs etwas irritiert war, zeigte sich der Wert der Rollenspiele. Diese Schülerin besitzt eine schnelle Auffassungsgabe, sie versteht schnell die Grammatik und hat einen bereits ordentlichen passiven Wortschatz, aber aktiv wendet sie ihre Kenntnisse noch zu wenig bei Sprechgelegenheiten um. Vom Lerntyp hatte ich sie eigentlich als Denkerin eingeschätzt, die einem Rollenspiel eher wenig abgewinnen kann. Nach der Lektion war sie aber sehr zufrieden über ihre hohe Sprechzeit. 7. Schlussfolgerungen und Selbstreflexion Die Ausgangsfrage meiner Arbeit war, wie kulturspezifische Themen im Unterricht vermittelt werden können. Die beiden Hörtexten aus dem deutschen Lehrbuch Optimal A1 dienten mir als Aufhänger für eine Lektion mit Rollenspielen. Im Rückblick macht dies für mich auch immer noch Sinn, einerseits thematisch, andererseits auch methodisch als Einstieg, mit dem ich nebst den Fertigkeiten Sprechen sowie Lesen auch das Hören fördern konnte. Allerdings fiel mir auf, dass die Dialoge nicht besonders gut geschrieben sind, sie wirken unnatürlich, ausserdem spielen sie auch nicht in der Schweiz. Diese vermeintlichen Nachteile entpuppten sich aber eher als willkommener Ausgangspunkt für Interpretationen und Diskussionen. Diese Diskussionen betrafen insbesondere auch die kulturellen Unterschiede: Ich fragte die Lernenden, wie sie sich in einer solchen Situation verhalten würden wenn nicht so steif und förmlich wie Herr Kohl aus dem Hörtext 2 (siehe Anhang). Die Frage nach dem Essen (gemäss dem Titel dieser Arbeit) geriet bei drei der beschriebenen Lektionen etwas in den Hintergrund, kann aber meiner Meinung nach aufgrund der vorhandenen Materialien ohne weiteres eingebaut werden. In den hier beschriebenen Lektionen fragte ich mehr nach Mitbringseln oder Geschenken und bin auf spezielle Verhaltensweisen wie Siezen oder Anstossen eingegangen. Mit der ersten «Versuchsperson» stellte ich noch ein Menu zusammen, um statt als Gast als Gastgeber 7

Projektarbeit B: Sprache und Kultur Einladungen SVEB, April 2012, Marcel Zarske eines Essens zu wirken, dies funktionierte ebenfalls gut. Insgesamt bieten die zusammengestellten Materialien jedenfalls mehrere sehr gute Möglichkeiten, um eine lebendige Lektion zu gestalten. Neben Rollenspielen sind auch kurze Textinterpretationsrunden oder das Klären des Wortschatzes von Rezeptzutaten denkbar. Man könnte auch diskutieren, was es bei den einzelnen Leuten wohl zu essen gebe. Die fiktiven Einladungskarten waren bei der ersten Lektion sicher noch nicht ideal ausgewählt und sind auch jetzt noch durchaus verbesserungswürdig. Die Karten von Goethe, Dürrenmatt und Mani Matter machten für mich letztlich im Hinblick auf die Kulturvermittlung des deutschen Sprachraumes mehr Sinn als diejenigen von Cäsar und Tschechow. Zudem möchte ich noch mindestens eine Karte erstellen, die dem alltäglichen Leben in der Schweiz entspricht, beispielsweise eine Einladung zu einem Geburtstag eines Freundes. Dann möchte ich auch den Stil der einzelnen Einladungen noch etwas besser kopieren, um evt. auch einen Wiederkennungseffekt zu erreichen. Die wichtigste Erkenntnis jedoch, die ich im Verlauf dieser Arbeit gewonnen habe, ist sehr positiv und ermutigend: Rollenspiele kommen in der beschriebenen Art gut bei den Lernenden an, und ich kann diese auch dafür begeistern. Zudem reagierten sie auch wenig bis gar nicht ablehnend auf die Idee, eine Situation konsequent nachzuspielen. Mit zwei der vier hier beschriebenen Lernenden mache ich bereits viel Konversationstraining, hier merkte ich aber, dass sie tatsächlich auf diese Weise mehr Sprechzeit erhalten. Das ist denn auch meine zweite Haupterkenntnis: Die Lernenden machen die Übungen nicht nur gerne, sie erhalten dabei auch mehr Sprechzeit, als wenn ich mit ihnen einfach über ein Thema spreche. Die Konsequenz ist für mich also ganz klar, solche Übungen vermehrt einzusetzen, besonders auch bei jenen Schülern, die zwar einen grossen Wortschatz und eine gute Grammatik besitzen, aber beim Sprechen entweder zu gehemmt oder zu perfektionistisch sind. So überlegt sich beispielsweise mein englischer Schüler, der Sprachniveau A2 hat, jeden Satz sehr lange, bis er ihn ausspricht, oft dann immer noch grammatikalisch nicht ganz korrekt. Das Resultat ist schliesslich, dass er sich im Alltag weniger traut, einfach drauflos zu sprechen. Bei diesem Lernenden benutze ich das Lehrbuch Schritte, das oft am Ende einzelner Kapitel kleine Rollenspiele bietet. Diese habe ich denn auch des öfteren mit ihm durchgespielt, allerdings nicht mit der nötigen Hartnäckigkeit, ihn dabei wirklich länger zum Sprechen zu bringen. 8

Projektarbeit B: Sprache und Kultur Einladungen SVEB, April 2012, Marcel Zarske In den beschriebenen Lektionen und mit den dafür zusammengestellten Materialien ging es in erster Linie um ein reines Sprechtraining, ohne dabei neue Grammatik- oder sonstige Kenntnisse speziell zu üben. Schliesslich ist diese Art von intensivem Sprechtraining aber durchaus auch bei jedem sonstigen Lernschritt möglich, also auch wenn neue Grammatik im Spiel (sic!) ist. 8. Anhang -Einladungskarte, passend zu Hörtext 1 -Wortschatz zu Hörtext 1 und 2 (Hörtexte aus Optimal A1, Kapitel 9, Seite 70) -Dialoghilfe nach Hörtext 1 -Transkription von Hörtext 2-7 fiktive Einladungskarten Literatur Das Verstehen des fremdkulturellen Kontextes eine vernachlässigte Komponente im Fremdsprachenunterricht. Arnd Witte. edusa 2, 2007: 1 Artikel online erhältlich: http://www.sagv.org.za/edusa/edusa_2-07-1/witte_verstehen.pdf 9

EINLADUNG Wann? Am 8. Juni Wo? Gartenstrasse 20 Was? Abendessen mit Freunden Wortschatz Claudia und Stefan Hörtext 1 aus Optimal A1, Kapitel 9 die Einladung, einladen bekommen mitbringen der Geburtstag der Kuchen, backen nötig Hörtext 2 aus Optimal A1, Kapitel 9 schön mitbringen, mitgebracht Blumen gefallen vorstellen Freut mich! anbieten Zum Wohl! Prost! sich etwas wünschen etwas zu essen/trinken das Geschenk

Dialoghilfe nach Hörtext 1 Hallo... Wie geht's dir?... Danke für die Einladung! Ja, klar... Kann ich etwas mitbringen? Aber ich bringe gern etwas mit: Ich kann... kochen/backen/mitbringen. Wer kommt zur Party?... Also, bis am... Hallo... Danke, gut, und dir? Bitte, gern geschehen. Kommst du? Nein, das ist nicht nötig...... Bis dann, tschüss! Dialog (Transkription von Hörtext 2 aus Optimal A1, Kapitel 9) -Guten Abend, Herr Kohl! Schön, dass Sie kommen. -Danke für Ihre Einladung. Und das habe ich Ihnen mitgebracht. -Oh, vielen Dank für die Blumen. Die sind wunderschön. -Mir gefallen sie auch. -Darf ich vorstellen, das ist meine Freundin, Christine Berger. -Hallo Frau Berger. Ich bin Franz Kohl, ein Kollege von Stefan. -Guten Abend. Freut mich. -Was kann ich Ihnen anbieten? Einen Aperitif, Sekt, Bier, Wein, Saft...? -Einfach ein Glas Wasser, bitte. -Und du, Christine, was nimmst du? -Ich trinke ein Glas Sekt mit dir! -Also dann, zum Wohl! -Zum Wohl! Wo ist eigentlich dein Freund? -Stefan ist in der Küche. Heute kocht der Chef persönlich. -Komm, wir bringen ihm auch einen Sekt.

EINLADUNG Liebe Freunde, ich lade euch herzlich zur nächsten Orgie ein: Es gibt viel zu essen und zu trinken! Via Bellum 42, Rom Veni, vidi, vici. Euer Julius Liebe Nachbarn, wir möchten Sie herzlich zu einem Begrüssungsapero einladen. Samstag ab 16 Uhr Balpweg 24 Simone und Christian Müller Grill ist vorhanden! EINLADUNG

EINLADUNG Liebe Freunde, lasst uns zusammen sein und an alte Zeiten denken. Trinken, Essen, Gespräche. Euer Cechov EINLADUNG Sehr geehrte/r Frau/Herr wir freuen uns, Sie zu unserem jährlichen Kundenfest einladen zu können. Ab 15 Uhr, Universitätsstrasse 86, Zürich Einladung Musst nicht vor dem Tage fliehen: Denn der Tag, den du ereilest, Ist nicht besser als der heut'ge. Lasst uns zusammen am Samstag feiern! Euer Johann Wolfgang von Goethe Die alte Zeit gedacht ich, die ergraute.

Einladung Ich plane für diesen Samstag ein kleines Festlein. Vielleicht hast du zufälligerweise Zeit? Denn wisse: Je planmässiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen. (Leserlichkeit ist die Höflichkeit der Handschrift) Friedrich Dürrenmatt Einladung Was ist ein Sandwich ohne Brot? Nichts als Fleisch. Was ist ein Sandwich ohne Fleisch? Nichts als als Brot. Diesen Samstag gibt's Sandwiches und vieles mehr: Mattengasse 3 Bern Euer Mani Matter