Das Panalpina Magazin. BRASILIEN PRÄSENTIERT SICH DER WELT So unterstützt Panalpina das Land bei den Vorbereitungen für die FIFA-Weltmeisterschaft.



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Transkript:

Ausgabe 02 2013 Das Panalpina Magazin BRASILIEN PRÄSENTIERT SICH DER WELT So unterstützt Panalpina das Land bei den Vorbereitungen für die FIFA-Weltmeisterschaft. HINDERNISSE ÜBERWINDEN Panalpina baute die Infrastruktur für einen 600-Tonnen-Transport in der Türkei. MIT LOGISTIK SIND PRODUKTE MEHR WERT Mike Wilson, Panalpinas Leiter der Logistik, erklärt die Aus richtung auf lang - jährige Geschäftsbeziehungen und wie Logistik Mehrwert schafft.

INHALT 6 Andrew Potter ist Dozent an der Cardiff Business School. 8 Mike Wilson: Logistiker bearbeiten das Produkt, sodass der Kunde das nicht tun muss. 14 Schwertransport mit Übergrösse zum Gördes-Bergwerk in der Türkei. 18 Expresslieferung von Rodenstock-Brillengläser. 4 KURZINFOS EXPERTEN 6 DIE ZUKUNFT DER LOGISTIK Andrew Potter erläutert die Haupttrends in der Logistik und stellt künftige Herausforderungen in den Fokus. TITEL 8 MIT LOGISTIK SIND PRODUKTE MEHR WERT Panalpinas Logistik-Abteilungsleiter Mike Wilson ist leidenschaftlicher Logistiker. Er spricht über End-to-End- Services, mehr Flexibilität für Lieferketten und Outsourcing. PROJEKTE 14 HINDERNISSE ÜBERWINDEN Einer der grössten Schwertransporte in der Türkei ging zur Gördes-Mine an der Ägäis. PARTNER 18 BRILLENGLÄSER JUST IN TIME Der einzige Hersteller von Brillengläsern als auch -fassungen, Rodenstock in München, nutzt die Kooperation von Panalpina und time:matters. DIENSTLEISTUNGEN 22 BRASILIEN PRÄSENTIERT SICH DER WELT Bei den anstehenden Sportgrossereignissen unterstützt Panalpina Brasilien dabei, eine legendäre Party zu schmeissen. INSIDE 26 «JEDER SPEDITEUR MUSS AUCH DIE FLUGPASSAGIERE SCHÜTZEN» Jeannette Göldi, verantwortlich für Governance und Standards der Luftfracht bei Panalpina, über die bevorstehenden Umwälzungen in der Industrie. 2 CONNECT 02 2013

RUBRIK 22 Brasilien: mit der Fussballweltmeisterschaft und den Olympischen Spielen im Rampenlicht. 26 Jeannette Göldi gibt Einblick ins Luftfrachtgeschäft. APPLIKATION 30 NEUES AUFTRAGSMANAGEMENT «Managed Solutions» erleichtert Panalpina s Kunden das Beschaffungsmanagement. PANGREEN 32 DIE ZUKUNFT IST PAPIERLOS Das USA-Seefracht-Servicecenter in Miami wurde zum ersten papierfreien Panalpina-Büro. SPEZIAL 33 EIN LAGER VOLLER SCHUHE ZIEHT UM Panalpina sorgte für einen Lagerhausumzug in nur drei Tagen. LIEBE LESERIN, LIEBER LESER In den vergangenen Jahren hat Panalpina ihre Produktpalette kontinuierlich weiterentwickelt und neben der Luft- und der Seefracht das dritte Standbein Logistik etabliert. Damit bieten wir heute ganzheitliche Tür-zu- Tür-dienstleistungen für die komplexen Lieferketten unterschiedlicher Industrien, bei denen wir sämtliche Schnittstellen organisieren, integrieren und kontrollieren und so für unsere Kunden klaren Mehrwert schaffen. Wie weit das Know-how unserer Mitarbeiter bei den Logistikservices geht und was unsere innovativen Softwarewerkzeuge leisten, beschreiben wir in dieser Ausgabe unseres Magazins auf den Seiten 8 bis 13, wobei Brasilien eine wichtige Rolle spielt. Es gibt gute Gründe für Panalpina, dem wirtschaftlich stärksten Staat Südamerikas besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Schliesslich ist Brasilien eine der grössten Volkswirtschaften der Welt und mit seinen rund 200 Millionen Einwohnern, darunter eine immer grösser werdende, konsumfreudige Mittelklasse, hat das Land hohe wirtschaftliche und politische Relevanz. Weitere Gründe für erhöhte Aufmerksamkeit sind die bevorstehende FIFA-Fussball-Weltmeisterschaft 2014 sowie die Olympischen Sommerspiele 2016, die hohe Investitionen in Sicherheit und Infrastruktur ausgelöst haben. Mit den beiden Grossanlässen wird Brasilien beweisen, wie leistungsfähig das Land heute ist. Welche Leistungen Panalpina in Brasilien erbringt und was wir zur Realisation der grossen Sportereignisse beigetragen haben, lesen Sie auf den Seiten 22 bis 25. Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen 34 ZAHLEN 35 AGENDA Peter Ulber CEO Panalpina 3

KURZINFOS VEREINTE PANALPINA- LÖSUNGEN IN MÜNCHEN Im Juni 2013 präsentierte Panalpina sich und ihre Produkte auf der Transportlogistikmesse in München. Gemäss dem Standmotto präsentierte Panalpina Unterhaltungsangebote, denn bei Panalpina können Kunden sicher sein, dass ihre Ware in besten Händen ist, und sich beruhigt zurücklehnen. Panalpina sorgt bei den Kunden für Mehr - wert mit kreativen, innovativen Ideen. Alle Besucher spürten diese Leidenschaft und erkun deten die Überraschungen am interaktiven Stand: z.b. den B747-8F-Würfel zum Panalpina-eigenen Luftfrachtnetzwerk oder die Fotobox, bei der jedes Foto eine Spende an Ärzte ohne Grenzen auslöste oder die Wasserspender-Ecke. Verschachtelt: Der Panalpina-Stand bot den Besuchern einige Überraschungen. Kick it like Panalpina: Der Tischfussballkasten im Grünen vor dem Stand war sehr beliebt. SCHWERTRANSPORT IN KASACHSTAN Ein 306 Tonnen schwerer Druckkessel wurde auf zwei parallelen 14-Achser-Ladebühnen mit je einem LKW vorne und hinten transportiert. Der Weg führte vom Hafen in Atyrau teilweise durch die Stadt. Die Strassen mussten vier Stunden gesperrt werden. Der Transport fand an einem frühen Sonntagmorgen statt, um das Stadtleben nicht zu stark zu behindern. Da der Kessel mit Auflieger 9,15 Meter hoch war, mussten viele Stromleitungen angehoben werden. Bei einer durchschnittlichen Bodenbelastung von 2,52 Tonnen pro Quadratmeter mussten mancherorts Umleitungen gebaut werden. WELTWEIT ZERTIFIZIERT NACH OHSAS 18001 Experten des führenden Audit- und Zertifizierungsunternehmens SGS haben Panalpina weltweit geprüft. Nach dem gründlichen Audit verlieh SGS Panalpina weltweit die Zertifizierung nach OHSAS 18001 (Arbeitsund Gesundheitsschutz). Panalpina ist der erste und einzige multinationale Anbieter von Lieferkettenlösungen, der diese Zertifizierung weltweit erhalten hat. Zudem wurde Panalpina erneut weltweit nach den Normen ISO 9001 (Qualitätsmanagement) und ISO 14001 (Umweltmanagement) zertifiziert. Der Konvoi war rund 47 Meter lang. 4 CONNECT 02 2013

KURZINFOS NEUES PANALPINA-STELLENPORTAL Panalpina hat ein neues Karriereportal ein - gerichtet. Neben dem aufgefrischten Design verbessert sich die Benutzerfreundlichkeit mit der Gruppierung von Stellen nach strategischen Funktionen und mit der neuen Kartensuche. Kurzum bekommen die Bewerber eine bessere Vorstellung von Panalpina. Besucher können dem Talentpool beitreten und ihr Interesse an Panalpina bekunden. Ausserdem sind die Stellen dank Links zu verschiedenen Suchmaschinen im Internet besser auffindbar. http://jobs.panalpina.com Das neue Panalpina-Karriereportal umfasst eine Kartensuche und einen Talentpool. NEUES LOGISTIKZENTRUM FÜR FACC Panalpina organisiert die Beschaffungslogistik des österreichischen Luft- und Raumfahrtlieferanten FACC neu. Das 5500 Qudratmeter grosse Lager geht im Januar 2014 in Betrieb und beliefert die vier Hauptproduktionswerke von FACC in Österreich. Das hochwertige Lagerkonzept entspricht dem prognostizierten Wachstum von FACC; bei Bedarf kann auch zusätzlich Platz geschaffen werden. Angeboten werden Schlüsselprozesse wie Beschaffung, La gerung, Kommissionierung und Verpackung, Transport und interne Produktionsversorgung an den verschiedenen Standorten. FACC ist führend in der Entwicklung und Produktion von Flugzeugbauteilen und Systemen aus Verbundwerkstoffen. CATERPILLAR-KRAFTWERK ÜBER SEE Panprojects transportiert ein Kraftwerk für Caterpillar mit total 12 000 Frachttonnen nach Mid-Kansas, USA. Im Juni 2013 standen die ersten drei Verschiffungen mit rund 9000 Tonnen Material an. Im September erfolgte der Transport von sechs Generatorengruppen mit je 175 Tonnen Einzelgewicht ab dem Hafen Rostock, Deutschland. Von Houston bis nach Mid- Kansas ging es per Bahn der Nachlauf bis zur Baustelle Rubart Station erfolgte über die Strasse. Sämtliches Equipment wird direkt auf das Fundament geliefert. Wen ruft man, wenn ein ganzes Kraftwerk transportiert werden muss? Natürlich Panprojects! 5

EXPERTEN «Die Zukunft der Logistik wird spannend», meint Dr. Andrew Potter von der Cardiff Business School. DIE ZUKUNFT DER LOGISTIK Von Dr. Andrew Potter Illustration: Lyndon Hayes In den letzten 30 Jahren hat sich Logistik als eine integrierte Stossrichtung von der Produktion bis hin zum Verbrauch etabliert und so diverse Tätigkeiten unter einem nun weitläufig akzeptierten Begriff zusammengefasst. Aber welche Herausforderungen stehen jetzt an? Wenn wir den Produktionsstandort betrachten, hat bis anhin der Trend klar in Richtung Offshoring gezeigt, begünstigt von Faktoren wie niedrigere Arbeitskosten und hocheffiziente Transportleistungen. Nun mehren sich jedoch die Anzeichen, dass die Produktion zumindest für bestimmte Produkte wieder näher an den Markt rückt. Nehmen wir das Beispiel Kleidung. Die neu- 6 CONNECT 02 2013

EXPERTEN «Aber selbst wenn wir bald so weit sind, dass jeder seine eigenen Objekte zu Hause ohne Mehrkosten oder Qualitätseinbussen ausdrucken kann, braucht es dennoch den Transport von Rohmaterialien zu den Verbrauchern.» esten Modeartikel im Premium-Preissegment werden nahe am Markt hergestellt, während weisse Standard-T-Shirts weiterhin aus der Ferne stammen. Für das Logistikgeschäft bedeutet dies, sich zunehmend auf diejenigen Orte zu konzentrieren, an denen diese Lieferketten zusammenkommen, insbesondere die Häfen, anstatt auf die Lage des Lieferorts. Aber von wo aus der Welt werden all diese Artikel kommen? Asien bleibt sicher weiterhin der dominante Fertigungsstandort; jedoch ist das Potenzial Afrikas nicht zu unterschätzen. Angesichts der natürlichen Ressourcen in Afrika würde eine solche Verlagerung Lieferketten verkürzen. Eine Marktpräsenz dort kann Unternehmen auch dazu in die Lage versetzen, ein stärkeres Bewusstsein für die sozialen Auswirkungen ihrer Geschäfte zu entwickeln. Für den Logistikbereich liegen die wesentlichen Herausforderungen in der physischen Infrastruktur. Konzepte wie «Lean Logistics» sind auf dem Kontinent bereits präsent, und viele afrikanische Länder verfügen bereits über eine IT-Infrastruktur, die moderne Lieferkettentechnologie unterstützt. Am anderen Ende der Lieferkette begegnen uns die bereits bekannten Herausforderungen der städtischen Belieferung. Solang Lösungen noch in der Entwicklungsphase stecken, werden Konzepte wie Konsolidierungszentren mittelfristig stärker genutzt. Längerfristig könnten Ideen wie unterirdische Frachtnetzwerke das Rennen machen. Als Verbraucher werden wir weiterhin den Einzelhandel und die Haustürlieferung nutzen. Letztere wird zunehmend dominanter und könnte irgendwann den Vertriebskanal Einzelhandel ersetzen. Fahrten zum Einzelhandel dienen nur noch dazu, sich umzuschauen, während online eingekauft wird, vermutlich über ein mobiles Gerät. Dadurch erhöht sich die Komplexität der Logistik massiv. Die grössten Einzelhandelsfirmen in Grossbritannien haben etwa 1000 Geschäfte zu bedienen, während es mehr als 20 Millionen Wohnadressen gibt. Dynamische Fahrzeugplanung und kurzfristiges Umdisponieren je nach Kundenwunsch werden vermutlich immer wichtiger werden. Wie steht s um die Technologien? Nach dem anfänglichen Hype um die Radiofrequenzidentifizierung (RFID) gibt es nun Beispiele, die ihre Vorteile für die Lieferkette und ihre zunehmende Bedeutung für ein effizientes Bestandsmanagement zeigen. Der momentane Hype gilt aber dem 3-D-Druck. Bisher erweist sich diese Technologie eher in einer Fabrikumgebung als sinnvoll, um massgeschneiderte Produkte für die Kunden zu fertigen. Aber selbst wenn wir bald so weit sind, dass jeder seine eigenen Objekte zu Hause ohne Mehrkosten oder Qualitätseinbussen ausdrucken kann, so braucht es dennoch den Transport von Rohmaterialien zu den Verbrauchern. Dem Logistikbereich steht eine spannende Zukunft bevor. Wer es schafft, diese Herausforderungen mit Bravour zu meistern, wird am stärksten profitieren. Während bislang Städte im Fokus logistischer Überlegungen standen, ist die Belieferung abgelegener Regionen eine neue Aufgabe. Angesichts steigender Kraftstoffkosten gilt es, Wege zu finden, um diese Regionen zeitnah und kosteneffizient zu bedienen. Dabei könnte eine Kooperation mit lokalen, mit dem Markt vertrauten Unternehmen attraktiv sein. ÜBER DEN AUTOR: Dr. Andrew Potter ist Dozent an der Cardiff Business School der Cardiff University. Er forscht zu Logistik und deren Rolle innerhalb von Lieferketten. CONNECT 02 2013 7

RUBRIK «Bei Logistik geht es um den konstanten Produktfluss, nicht um Lagerung.» Mike Wilson, Leiter der Logistik bei Panalpina 8 CONNECT 02 2013

TITEL MIT LOGISTIK SIND PRODUKTE MEHR WERT Von Eric Johnson Fotos: Miquel Gonzalez Vor etwa drei Jahren hat Panalpina ihre Logistikdienstleistungen ausgedehnt, als zusätzliches Standbein neben dem traditionellen Transportgeschäft. Der Leiter der Logistikabteilung Mike Wilson erläutert die Vorteile für die Kunden: gefragte End-to-End-Services, grössere Flexibilität in der Lieferkette und Outsourcing an einen kompetenten Anbieter. Anders als im eher transaktionalen Transportgeschäft reichen Logistikdienstleistungen von der materiellen Abwicklung über Montage, Verpackung und Bestandsmanagement bis hin zu Vertriebs- und Aftermarket-Leistungen, d.h., ein Produkt wird von seinem Produktionsort bis zum Verbraucher begleitet. Die Beziehung zum Kunden ist eine kooperative Partnerschaft wobei der Logistikanbieter eine wichtige Rolle bei der Schaffung von Mehrwert für das Produkt spielt. Deshalb ist Logistik enger mit der Fertigung verbunden als das Transportgeschäft, erklärt Mike Wilson, der im Januar 2011 als Leiter der Logistik zu Panalpina gekommen ist. In den letzten 20 Jahren war er im Fertigungs-, Lieferketten- und Technologiemanagement tätig so z.b. als einer der Gründer von Celestica Ltd. sowie für Exel Logistics (jetzt DHL), Deutsche Post DHL und zuletzt für die Timex Group. Nach fast drei Jahren, in denen er Panalpinas ganz eigene Logistikkultur geformt hat, zieht Mike Wilson Bilanz. Wir haben viel geleistet, viel in Personal und Software investiert und eine ganz neue Strategie entwickelt, um das Logistikangebot zu erweitern. So kann Panalpina ihren Kunden echte End-to-End-Lösungen anbieten. Kurz gesagt: Worum geht es im Logistikgeschäft? Bei der Panalpina Logistik soll Mehrwert für ein Kundenprodukt geschaffen werden. Dafür bieten wir Beschaffungs-, Lager-, Produktions-, Vertriebs- und Aftermarket-Leistungen. Wir wollen nicht nur versenden und lagern, sondern Produkte managen und individuell abstimmen. Ein tolles Beispiel ist unser Mandat in Brasilien für einen Weltmarktführer in der Telekommunikationsausrüstung. Wir koordinieren die Lieferung von Komponenten und Bauteilen von China zur Fertigungsanlage in São Paulo, wo wir sie für die Just-in-time-Montage freigeben. Dann nehmen wir das Produkt und organisieren die Lieferung zum Kunden. Wann ist Panalpina in das Logistikgeschäft eingestiegen und warum? Bis 2010 haben wir Logistik als einen Zusatz zum Transportgeschäft und nicht als eigenen Geschäftsbereich behandelt. Dann merkten wir, dass Logistik ein eigenes Produkt und wichtig eine passende Ergänzung zum Transportgeschäft ist. Also wurden ein Strategie- und ein Managementteam für den Aufbau des Bereichs gebildet. Als ich zu Panalpina kam, erweiterte ich mein Team um einige Mitarbeiter von renommierten Logistikanbietern und Personen, die wie ich Kenntnisse im Fertigungs- und Lieferkettenmanagement hatten und hauptsächlich aus dem Elektroniksektor kamen. Kommissionierung und Verpackung schaffen Mehrwert für ein Kundenprodukt. CONNECT 02 2013 9

RUBRIK RIK Eine erfolgreiche Lagerbewirtschaftung hält die Produkte im Umlauf. Wir übernehmen auch Endmontage, Konfiguration und Prüfung. Früher machten dies spezialisierte Elektronikdienstleister, aber da immer mehr Kunden ihre Lieferkette optimieren und entkoppeln möchten, werden wir zunehmend gebeten, mehr zu tun und innovative Lösungen zu bieten. Was unterscheidet den Logistikbereich vom traditionellen Transportgeschäft von Panalpina? Wir mögen keine geschlossenen Kisten; wir möchten sie öffnen und Mehrwert schaffen. Wir möchten das Produkt bearbeiten, damit unsere Kunden das nicht tun müssen. Logistik ist mehr auf Beziehungen ausgerichtet, während Transport mehr ein Transaktionsgeschäft ist. Wir haben meistens Drei- bis Fünfjahresverträge und kooperieren normalerweise langfristig mit unseren Kunden. Logistik hat mehr mit der Fertigung als mit dem Transportbereich gemeinsam. Dennoch ergänzen sich Transport und Logistik gut. Viele unserer Kunden wollen beides; sie wollen einen kompletten End-to-End-Service. Ist Logistik dasselbe wie Supply Chain Management? Supply Chain Management verfolgt einen holistischen Ansatz. Wenn gesamte Lieferketten zu optimieren sind, arbeiten wir eng mit unseren Kollegen aus dem Transportbereich und im Supply Chain Solutions Center in Frankfurt zusammen. Hinter einer Lieferkette steht letztlich der Produktlebenszyklus von der Beschaffung bis hin zur Entsorgung. Die Zukunft liegt daher im Management des Produktlebenszyklus, nicht einfach in der Lieferkette. So wollen wir ein unverzichtbarer Partner für unsere Kunden werden. Wie wird man für seine Kunden unverzichtbar? Wir sind an Spitzenforschung beteiligt. Zusammen mit dem Lean Enterprise Research Center [Teil der Universität Cardiff; hier hat Mike Wilson studiert und gehört nun zur Fakultät] untersuchen wir Fertigungs-, Bestands- und Vertriebsmuster in unterschiedlichen Branchen wie Luftfahrt, Elektronik und Mode. Mit diesem Wissen helfen wir unseren Kunden, die rich- 10 CONNECT 02 2013

TITEL «Wir möchten das Produkt bearbeiten.» Mike Wilson, Global Head of Logistics bei Panalpina tige Grösse für ihre Bestände zu finden. Sie reduzieren ihr Betriebskapital und wir verstehen besser, wie sich der Bestand verändert, etwa von der Komponente bis zum Fertigprodukt. Dies wiederum zeigt uns, wo wir unsere Mehrwertdienste sowohl geografisch als auch zeitlich in der Lieferkette der Kunden positionieren sollen. Was ist eine typische Logistikleistung? Nehmen wir eine Bestellung für die Modebranche: Wir importieren die Kleidungsstücke, bügeln sie mit dem Dampfbügeleisen, geben sie in durchsichtige Beutel und versehen sie mit dem Preisschild und Etikett des Einzelhandels oder E-Commerce-Kanals, wo sie verkauft werden. Viele Modeunternehmen haben mehrere Vertriebskanäle. Wir helfen, indem wir das Produkt individuell auf den Kunden abstimmen durch die richtige Verpackung und Etikettierung für den richtigen Ver- Die Produkte werden beim Verpacken gewogen und gemessen. Dank neu organisiertem Konfektionierbereich findet das Team schnell die richtigen Etiketten. Für hohe Kommissioniergenauigkeit wird Funkfrequenz genutzt. CONNECT 02 2013 11

TITEL Das japanische 5S-Produktionskonzept sorgt dafür, dass alles am richtigen Platz ist. Kommissionieraufträge reichen von mehreren vollen Paletten (wie hier) bis zu kleineren Schachteln oder sogar Einzelteilen. triebskanal. Dann bringen wir die Kleidungsstücke zum Einzelhändler, was teilweise schwierig ist: Während Olympia 2012 mussten wir in London nachts liefern, weil tagsüber der Strassenverkehr blockiert war. Retoursendungen sind ein weiteres Topangebot. In Grossbritannien sammeln wir veraltete Telekommunikationsgeräte von 40 000 Standorten ein, entweder direkt oder über Zulieferer. Wir nehmen die Geräte ausser Betrieb und kümmern uns um Demontage, Recycling und Entsorgung. Ganz wichtig: Im Logistikbereich gibt es nur Individuallösungen. Eine Paletteneinwickelmaschine senkt das Risiko der Warenbeschädigung beim Transport. Wie unterscheidet sich die Methode von Panalpina von der ihrer Konkurrenten? Manche kümmern sich nur um Lagerung; wir nicht. Wir wollen komplexe Produkte mit hoher Umschlagsgeschwindigkeit und kurzem Lebenszyklus wie Elektronik-, Healthcare- und Modeartikel, für die wir den grössten Mehrwert schaffen können. Manche Konkurrenten finden es vielleicht toll, Produkte jahrelang zu lagern; je mehr sie ihre Lagerhallen füllen, desto wirtschaftlicher wird es so ein Geschäft interessiert uns nicht. Bei Logistik geht es um den konstanten Produktfluss. Dinge müssen sich bewegen, und zwar schnell. Je schneller die Warenbewegung, desto niedriger die Kosten. Wer sind Ihre Kunden und was ist deren Vorteil? Wir haben hinsichtlich Grösse und Branche einen Mix von Kunden viele bekannte und weniger bekannte Unternehmen. Wir helfen ihnen, die Schnelligkeit ihrer Güter zu erhöhen, indem wir die Lagerbestände an die saisonale Nachfrage anpassen. Wir machen aus den Fixkosten unserer Kunden variable Kosten, indem sie mehr Lieferkettenaktivität an nutzungsoptimierte Multi-User-Anlagen abgeben. Unsere Kunden schätzen unsere Offenheit für neue Konzepte sowie die Technologie und die voll integrierten Tools, die wir einsetzen. Wir stehen niemals still. Es gibt immer noch Raum für Verbesserung! 12 CONNECT 02 2013

TITEL EIN WEG, UM BESSER ZU WERDEN: LOGEX LogEx steht für «Logistik-Exzellenz»: eine Methode der ständigen Verbesserung, die letztes Jahr bei der Panalpina Logistik eingeführt wurde. Der Bottom-up- Teamansatz generiert Ideen von Mitarbeitern und setzt sie dann um. LOGEX-KONZEPT 1. Strategie- und Zielsetzung Produkte werden meist nach Grösse oder Häufigkeit, mit der sie benötigt werden, gelagert, grosse Produkte mit hoher Umschlagsgeschwindigkeit vorne und kleinere Produkte mit geringerer Nachfrage hinten. Das funktioniert, wenn jeder Kunde nur ein Produkt bestellt. Aber an den meisten Panalpina-Standorten bestellen Kunden mehrere Produkte gleichzeitig. 5. Lieferketten- Partnerschaften aufbauen 2. STEUERUNG DER SCHLÜSSEL- PROZESSEN 4. Tools und Verfahren Erhält z.b. ein Tiergeschäft eine Bestellung für einen Fressnapf, wird fast immer auch eine Leine, ein Halsband, eine Fellbürste und anderes Hundezubehör bestellt. Mike Wilson dazu: «Jemand kauft einen Hund und die entsprechende Ausrüstung im gleichen Einkauf.» Für diesen Auftrag musste ein Logistikmitarbeiter von Panalpina bisher das ganze Lager durchkämmen: den Napf aus dem vorderen Bereich, wo grössere Artikel in Behältern aufbewahrt werden; dann das Halsband von hinten, wo kleinere Artikel lagern. Erst einen Gang hin, dann den nächsten zurück. Es sei denn, man arbeitet mit LogEx. Der Grundgedanke dieses Konzepts besteht darin, das Wissen derjenigen zu nutzen, die für die Logistik zuständig sind und direkt im Lager arbeiten. Ihre Empfehlung für diesen Fall: alle Hunde-Utensilien im selben Bereich aufbewahren. Unkonventionell, aber einfach und so wurden die Bearbeitungszeiten und möglichen Fehler signifikant reduziert. «Mit LogEx fragen wir als Erstes die Arbeiter: Wie können wir dir die Arbeit erleichtern?, erläutert Wilson. «Und wir bekommen Antworten, die wirklich funktionieren. Der Erfolg entsteht mit den Mitarbeitern vor Ort.» Dieser Bottom-up-Ansatz ist das völlige Gegenteil zur Topdown-Technik, die von vielen Konkurrenten von Panalpina und in anderen Branchen angewandt wird. «Dort herrscht zu sehr das Lehrer-Schüler-Paradigma vor; der Chef entscheidet, was zu tun ist», hält Wilson fest. «Hier fragt der Chef die Mitarbeiter, wie man die Dinge besser machen kann.» 3. Personengestützte Prozesse Entwickelt auf Basis des Lean- Geschäftsmodells SA Partners Hinter der Frage des Chefs steht Expertenwissen. Wilson hat Logistiker mit langjähriger Erfahrung engagiert, die das Unternehmen bei LogEx-Projekten beraten. Und LogEx liefert Softwarepakete, die Lagerprozesse optimieren; mit denen Prozesse so geplant werden, dass sie Bestell- und Nachfrageprofilen entsprechen; und mit denen viel tägliche Verwaltung automatisiert wird. Im letzten Jahr wurde LogEx umfassend implementiert, sodass nun alle Prozesse von Panalpina erfasst sind. Man könnte LogEx ein «Programm» nennen, aber Wilson mag den Begriff nicht, «weil er ein Abschlussdatum impliziert. Wir sehen kontinuierliche Verbesserung dagegen einfach als das an, was es ist: eine nie endende Reise. Wir sind nicht perfekt keine Person oder Organisation ist das. Was wir wollen, ist ein konstantes Streben danach, Dinge besser zu machen. Jeder Prozess hat Fehler, und wir alle werden Fehler machen; damit müssen wir leben. Gute Organisationen lernen daraus und machen Korrekturen, um sicherzustellen, dass sie nie wieder passieren das ist die Critical Incident Technique, die auf unsere Prozesse angewandt wird.» LogEx hat die Logistikkultur von Panalpina verändert. Nun gehe es weiter, sagt Wilson. «Es geht darum, die vorhandenen Ressourcen besser zu nutzen. Dazu zählen auch unsere Mitarbeiter; und es geht darum, die einfachen Dinge zu tun, die den Leuten das Leben ein bisschen leichter machen.» ÜBER DEN AUTOR: Eric Johnson aus Zürich, Schweiz, schreibt über Technologie, Wissenschaft und Wirtschaft. CONNECT 02 2013 13

PROJEKTE 34 meters long, 8.15 meters loaded height, Gross weight 746 tons, 264 wheels ÜBERBRÜCKEN ALLER HINDERNISSE BEI EINEM DER GRÖSSTEN SCHWERTRANSPORTE DER TÜRKEI Von Heidi Stöckli 14 CONNECT 02 2013

PROJEKTE Dampfkessel unterwegs: 34 Meter lang, 8,15 Meter hoch, Gesamtgewicht 746 Tonnen. Bergbaugerätschaften mit bis zu 600 Tonnen Gewicht auf türkischen Bergstrassen zu transportieren, mag wie eine unlösbare Aufgabe erscheinen. Beim anspruchsvollen Gördes-Minenprojekt wurde Panalpina zum Generalunternehmer und baute die notwendigen Strassen und Brücken, um den Auftrag des Kunden termingerecht zu erfüllen. CONNECT 02 2013 15

PROJEKTE Elf provisorische Brücken mussten eigens für den Transport des 600-Tonnen-Druckbehälters gebaut werden. Eine 18-monatige, sorgfältige Planung ging dieser technischen Herausforderung voraus. Panalpina erhielt den Logistikauftrag für eine der ersten grossen Nickelminen in der ägäischen Region der Türkei. Das Mandat umfasste den kompletten End-to-End-Transport einer Bergwerkanlage, aufgeteilt in die folgenden Portionen: eine Charter-Teilsendung von 1320 Kubikmetern Fracht aus den Niederlanden; den Import von 50 TEUs ab verschiedenen europäischen Standorten und den USA; zahlreiche Crosstrade-Luftfrachtsendungen vor allem aus China und den Transport von sechs Druckbehältern mit einem maximalen Gewicht von 95 Tonnen aus Korea. Die schwerste und längste Einheit war jedoch ein Druckbehälter mit 600 Tonnen Eigengewicht aus Shanghai. Für den Druckbehälter erwies sich die letzte Etappe der Reise als die schwierigste. «Den Dampfkessel rund 180 Kilometer auf türkischen Überlandstrassen zu bewegen, war die grösste Herausforderung. In dieser Dimension wurde dies noch nie zuvor gemacht. Es brauchte viele Sitzungen und eine enge Zusammenarbeit mit den türkischen Behörden sowie der Polizei», erklärt Evren Yalcindag, Panalpinas Bereichsleiter in Izmir. ZUSAMMENARBEIT UND VERTRAUEN Das Gördes-Bergwerk liegt 180 Kilometer östlich von Izmir entfernt und ist nur via Strasse erreichbar. Aliaga, 60 Kilometer nördlich von Izmir, wurde als geeigneter Zollhafen für Schwergut identifiziert. «Wir haben Aliagas Hafeninfrastruktur untersucht, um sicherzustellen, dass das Maximalgewicht von 750 16 CONNECT 02 2013

PROJEKTE Tonnen abgefertigt werden kann», sagt Willi Tobler, Leiter des Transport-Engineerings von Panprojects. «Die gleichen Berechnungen machten wir für alle Brücken auf dem Weg zwischen Aliaga und Gördes sowie für die letzten 40 Kilometer der Bergstrasse bis zur Mine.» Alle Brücken hätten der Belastung des Druckbehälter-Transportes nicht standgehalten, sodass Panalpina elf provisorische Übergänge bauen musste. Darüber hinaus benötigten die ersten zwei Kilometer der Bergstrasse Verstärkungen. Hier initialisierte Panalpina die Bauarbeiten. Das Panalpina-Team in Izmir und die Panprojects-Spezialisten arbeiteten während der Planungs- und Ausführungsphase eng mit lokalen Partnern zusammen. «Diese riesigen industriellen Projekte gelingen nur, wenn das gegenseitige Vertrauen da ist», ergänzt Willi Tobler. Panalpina vertraute alle Bodenabfertigungen nur entsprechend ausgestatteten Spezialisten an. So erwarb der türkische Schwertransport-Partner die neueste Generation der selbstfahrenden hydraulischen Transportanhänger für diesen Auftrag. Die Konstruktions- und Prüfprozesse der Bauarbeiten von Strassen und Brücken wurden ebenfalls an einen lokalen Partner vergeben. ÜBER LAND Der Druckbehälter war vom Hafen in Aliaga bis zur Gördes- Mine 64 Tage unterwegs. Die Umkonfiguration der Anhänger für die Platzierung auf dem Fundament und die definitive Installation dauerten weitere drei Tage ergibt ein Total von 67 Tagen ab Hafenankunft. Elf provisorische Brücken mussten gebaut und nach der Überquerung wieder demontiert werden. Die Strassenarbeiter hoben rund 280 Strom- und Telefonkabel an und entfernten 22 Ampeln und Verkehrsschilder temporär. Der Transport zur Gördes-Mine wird in die Panalpina-Geschichte eingehen als einer der schwersten und längsten Gütertransporte auf dem türkischen Strassennetz. Und als unlösbare Mission, die trotz allem erfüllt wurde. Soma Türkei Bergama Aliaga Akhisar Gördes Oben: Der Druckbehälter war 64 Tage unterwegs Mitte: auf 264 Rädern. Unten: Um Verformungen zu vermeiden, wurden die Strassen mit Wasser gekühlt. CONNECT 02 2013 17

PARTNER BRILLENGLÄSER JUST IN TIME Von Heidi Stöckli Auch Brillen können es eilig haben. Panalpina und time:matters haben für den deutschen Brillenhersteller Rodenstock eine Lösung für zeitkritische und taggleiche Sendungen erarbeitet. Bereits seit sieben Jahren läuft dieser Service reibungslos. Ein Anruf genügt: Innerhalb kürzester Zeit stehen für die Rezeptbrillengläser, die an europäischen oder asiatischen Standorten geschliffen werden, die Route und die Transportverbindung fest. Rodenstock kann damit schneller und flexibler auf regionale Kundenanforderungen reagieren und gleichzeitig das Potenzial des asiatischen Rodenstock ist weltweit der einzige Anbieter von Brillengläsern und Brillenfassungen aus einer Hand. 18 CONNECT 02 2013

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PARTNER Passende Lösung für dringende oder komplexe Logistikaufgaben gesucht? time:matters ist weltweit zur Stelle auch mit eigenen Flugzeugen. Marktes besser ausschöpfen. Wenige Tage nach Ladenbesuch ist so das bestellte Produkt für den Verbraucher abholbereit. Seit 2006 erledigt Panalpina in Zusammenarbeit mit time:matters taggleiche Transporte für Rodenstock-Brillengläser mit dem täglichen Same-Day Air Service. Mit diesem Service fliegt time:matters 100 Stationen in Europa an und verspricht einen schnellen Transit innerhalb von 30 bis 60 Minuten. time:matters wickelt die Transporte bis zur Endzustellung ab. Panalpina kümmert sich dabei um die Importverzollung, das Reporting und die Abrechnung. Gemeinsam stellen sie kürzeste Bearbeitungszeiten bei Abfertigung und Transit sicher. Dabei wird der Sendungsverlauf vom Start- bis zum Zielort lückenlos und persönlich überwacht und dem Auftraggeber auf Wunsch kontinuierlich kommuniziert. Mit ihrem 24/7 Special Service Desk ist time:matters jederzeit abrufbar. «Wir stehen für schnelle, individuelle und zuverlässige Transportlösungen und realisieren ein auf die Bedürfnisse unserer Kunden massgeschneidertes Logistikkonzept für zeitlich fast unmögliche, oder sehr komplexe Lieferungen aber auch kurzfristige Notfalltransporte», erklärt Franz- Joseph Miller, Geschäftsführer von time:matters. «Sendungen können zu jeder Zeit abgeholt und zugestellt werden.» 20 CONNECT 02 2013