Anfertigen einer wissenschaftlichen Arbeit (Vortragskonzept von Dr. Norbert Bach, eic-partner, Universität Gießen)
Arten und Attribute wissenschaftlicher Arbeiten Planung und Vorüberlegungen Materialsuche und -verarbeitung Gliederung und Rohentwurf Manuskripterstellung Bewertungskriterien Allgemeines und Literaturhinweise
Arten wissenschaftlicher Arbeiten Seminararbeit: Übung für die Diplomarbeit 12-15 Seiten Diplomarbeit: 50 Seiten
Attribute wissenschaftlicher Arbeiten Anspruchsniveau (Art und Umfang) Objektivität (keine Verfälschung verwendeter Quellen) Definition (Klärung der verwendeten Begriffe) Vollständigkeit (Einschränkungen sind darzulegen, kein Verschweigen) übersichtliche Darstellung (Aufbau, Gliederung, Argumentation)
Phasen der Bearbeitung Themensuche Problemdefinierung Materialsuche Materialauswertung u. -ordnung Darstellung des Materials Quelle: Weber (1994), S.89
Zeitplanung Tätigkeit Zeit in % Problemdefinition 5 7 Materialsuche 15 20 Materialauswertung 20 25 Rohfassung (inklusive weitere 25 30 Materialsuche und auswertung) Ausarbeitung des Textes (inklusive 20 25 Fußnoten, Verzeichnisse, Abb. und Tab.) Durchsicht (inklusive Korrektur, Ausdruck 5-7 Vervielfältigung etc.) Quelle: Weber (1994), S.103
Vorbereitung der Materialsuche OPAC-Recherche Nutzung von Fachwörterbüchern Handwörterbüchern (z. B. HWP, HWFü etc.) Standardlehrbüchern (z. B. Staehle, Wöhe, Heinen, Vahlens Kompendium) Ergebnis der Materialsuche: Problemdefinition und abgrenzung Stichwörter
Suchstrategien Schneeballsystem aufbauend auf bekannter Literatur wird die Suche auf relevante Quellen im Literaturverzeichnis ausgedehnt Vom Allgemeinen zum Speziellen von Nachschlagewerken bis zu Monographien und Zeitschriftenartikeln etc. (z. B. unter Verwendung von Datenbanken)
Arten von Literatur Primärliteratur versus Sekundärliteratur Primärliteratur liegt dem Verfasser als Originalquelle vor Sekundärliteratur sollte nur in Ausnahmefällen zitiert werden Veröffentliche vs. unveröffentlichte Literatur
Auswahlkriterien für Literatur Art der Literatur wissenschaftlicher Standard Erscheinungsjahr bzw. -geschichte (historischer und dogmenhistorischer Hintergrund) Name bzw. Bekanntheitsgrad des Autors wissenschaftstheoretische Position
Bei der Literaturauswahl ist weiterhin zu beachten Für die Auswahl der relevanten Literatur lassen sich nur in sehr begrenztem Maße Hinweise geben. (Weber 1994, S.93) Die Anwendung dieser Kriterien erfordert einige Routine, die sich im Laufe der Zeit einstellen wird. Daher ist das Anfertigen von Seminar-Arbeiten auch als Vorübung für das Schreiben der Diplom- Arbeit zu sehen. (Weber 1994, S.95)
Hinweise zur Materialverarbeitung Überblick gewinnen und Überflüssiges eliminieren zentrale Kapitel und Zusammenfassungen genau lesen wichtige Überlegungen in eigenen Worten oder wörtlich notieren eigene gute Einfälle ebenfalls notieren
Zu beachten Vorsicht: Fotokopien können zum Alibi werden [...]. Eine Art Sammler-Rausch, ein Neo-Kapitalismus der Information. Setzt euch gegen die Fotokopie zur Wehr. Habt ihr sie, so lest sie sofort und verseht sie mit Anmerkungen. (Eco, 1989, S.162) Die Unterstreichung macht das Buch [oder die Fotokopie: Anmerkung des Verfassers] zum persönlichen Besitz [...]. Verbindet Codes, um die Bedeutung von Aussagen zu unterstreichen. (Eco, 1989: 160f.)
Hinweise zur Materialordnung Literaturkartei Autor, Titel, eventuelle Verlag, Ort, Jahrgang, Signatur Bemerkungen und Verweise eventuell nach Büchern und Artikeln getrennt Stichwortkartei Gedanken, weiterführende Stichworte, Querverweise eventuell wörtliche Zitate (mit Quellen in Literaturkartei) Verweise auf Autoren in der Literaturkartei Zettelkasten oder -ordner verschiedene fortlaufende Notizen zu einer Quelle Fotokopien von Artikeln
Hinweise zur Konzeption Sammeln zentraler Begriffe und Grundgedanken Visualisierung ( optisches Arbeiten ) Flussdiagramm chronologischer Ablauf Skizzen und Zeichnungen z. B. Methode des Mind Mapping
Hinweise zur Gliederung Roter Faden : (Unter-)Titel der Arbeit, Problemdefinition und Abgrenzung von Begriffen prägnante, aussagekräftige Formulierung von Überschriften Gleichwertige Gedanken auf gleichwertiger Gliederungsebene Logische Konsistenz (wenn Unterpunkte, dann mindestens zwei!) Kongruenz zwischen Tiefe der Gliederung und Teilen der Arbeit: Gliederung sollte Inhalt proportional widerspiegeln!
Optimale Anzahl der Gliederungspunkte Es gibt keine feste Regel für die Anzahl der Gliederungspunkte. Folgende Orientierungshilfe wird empfohlen: bei einer 12-seitigen Seminararbeit 10-15 Gliederungspunkte mit maximal 3-stufiger Untergliederung (1 Gliederungsseite) bei einer 45-seitigen Diplomarbeit 35-50 Gliederungspunkte mit 3 bis 4-stufiger Untergliederung (1-2 Gliederungsseiten) In den einleitenden Teilen und am Schluss wird nicht so tief untergliedert wie im Hauptteil oder in den Hauptpunkten der Arbeit
Hinweise zum Rohentwurf frühzeitig mit dem Schreiben beginnen (spätere Anpassungen und umfangreiche Überarbeitungen sind normal) begleitet von gezieltem Fortsetzen der Materialsuche gegebenenfalls zunächst handschriftlich erste Formulierungen verfassen Zuordnung von Stichwörtern, Zusammenfassungen etc. zu den vorläufigen Gliederungspunkten fließender Übergang zum Hauptentwurf mit Fußnoten, Zitaten etc.
Hinweise zum Manuskript Gäbe es dafür [wie man sich ausdrückt] erschöpfende Regeln, wir wären alle große Schriftsteller. (Eco 1989, S.186). Wahl einer sachlichen und fachlichen, aber allgemeinverständlichen Sprache nicht alle Begriffe, aber alle Schlüsselbegriffe definieren und diskutieren Tabellen und Abbildungen im Text verwenden
Hinweise zur Zitierweise direkte Zitate bei griffigen Formulierungen aber: nicht hinter Zitaten verstecken indirekte Zitate zur Unterstützung der eigenen Argumentation suggerieren Übereinstimmung der Verfasserin/des Verfassers (wenn nicht, dann erläutern!)
Einführung Problemstellung Ziel der eigenen Arbeit Gang der Arbeit
Checkliste zur Gliederung Sind Überschriften klar formuliert? Informiert die Gliederung über die Abfolge der Gedanken? Ist der rote Faden zu erkennen? Stimmen die Proportionen der Gliederung (Tiefe und Umfang)? Stimmt die logische Konsistenz?
Checkliste zur formalen Gestaltung Entspricht die Form und Gestaltung der vorgegebenen Norm? Bestehen sprachliche Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Interpunktion)? Sind die Gedanken korrekt belegt (Überprüfbarkeit durch Zitate)? Sind vorgegebene Seitenanzahl, Schriftgröße und Zeilenabstand berücksichtigt?
Häufige (leicht zu vermeidende) Fehler Keine Präzisierung des Themas bzw. der Fragestellung keine Vorgehensweise beschrieben nicht definierte und diskutierte wichtige Begriffe Diskussion verschiedener Positionen fehlt zu spätes Schreiben zu wenig Exzerpte der Literatur mangelhafte Erfassung der Literatur Rechtschreibfehler und mangelhafte Grammatik
Vorsicht Falle! Absturz in das Zeitloch: Organisiere Dich! Überzogene Ansprüche: Drosseln! Mangelnde Disziplin: Motiviere Dich durch Meilensteine! Faule Betreuer: Investiere, denn Betreuung ist eine Holschuld! Keine Atempause: Verschnaufen! Rückzug ins Schneckenhaus: Vergiss die Freunde nicht! Tücken der Technik: Alles mehrmals Speichern und Probeausdruck!
Literaturhinweise Eco, U. (1989): Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt, 2. Auflage, Heidelberg 1989, neueste Auflage: 5. Auflage, 1992 Theisen, M.R. (2000): Wissenschaftliches Arbeiten. Technik, Methodik, Form, 10. Aufl., München 2000 Weber, W. (1994): Einführung in das Studium der Betriebswirtschaftslehre, 2. Auflage, Stuttgart1994