Forschungsorientiertes Lernen mit digitalen Oral-History-Archiven zum NS an der Freien Universität Berlin

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Transkript:

Verena Lucia Nägel Center Für Digitale Systeme, Multimediale Archive Forschungsorientiertes Lernen mit digitalen Oral-History-Archiven zum NS an der Freien Universität Berlin

Multimediale Archive an der Freien Universität Visual History Archive der USC Shoah Foundation - weltweit umfangreichstes Interview-Archiv zum NS (53.000 Video-Interviews) - aufgrund einer Lizenzvereinbarung mit der USC Shoah Foundation - verfügbar im Campus-Netzwerk der FU Berlin: www.vha.fu-berlin.de Online-Archiv Zwangsarbeit 1939 1945. Erinnerungen und Geschichte - Sammlung von fast 600 Audio- und Video-Interviews - Kooperationsprojekt zwischen FU Berlin, Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (evz) und dem Deutschen Historischen Museum - nach Registrierung frei im Internet verfügbar www.zwangsarbeit-archiv.de Archiv Refugee Voices der Association of Jewish Refugees - Sammlung von 150 Video-Interviews - verfügbar im Campus-Netzwerk der FU Berlin www.refugeevoices.fu-berlin.de 2

Die USC Shoah Foundation - 1994 initiiert von Steven Spielberg - weltweit umfangreichste Oral-History-Sammlung - mehr als 53.000 videografierte Interviews mit Überlebenden und Zeugen des Holocaust und anderer Genozide - zugänglich über eine Web-Plattform (Visual History Archive) - verfügbar an verschiedenen Universitäten und Museen weltweit - seit 2006 an der Freien Universität zugänglich 3

Die Interview-Sammlung zum Holocaust 56 Länder - 19.716 Interviews in den U.S.A. - 8.504 Interviews in Israel - 3.433 Interviews in der Ukraine - 2.840 Interviews in Kanada - 2.484 Interviews in Australien - 1.673 Interviews in Frankreich - 1.438 Interviews in Polen - 674 Interviews in Deutschland - 186 Interviews in Österreich - 32 Sprachen - 24.827 Interviews auf Englisch - 7.085 Interviews auf Russisch - 6.302 Interviews auf Hebräisch - 1.879 Interviews auf Französisch - 1.566 Interviews auf Polnisch - 1.354 Interviews auf Spanisch - 1.349 Interviews auf Ungarisch - 931 Interviews auf Deutsch - 5

Wie wurden die Interviews durchgeführt? Vorbereitung - Kennenlernen - Pre-Interview-Questionnaire (40-seitig / einzige schriftliche Datenbasis) - Unterzeichnung eines Vertrages zu den Nutzungsrechten der Interviews Interviewdurchführung - Bei den Interviewten zuhause - Sprache von Interviewten gewählt - durchschnittliche Dauer: 2-3 Stunden - Interviewmethode: Narrative halboffene Interviews - von den Fragen der Interviewer(innen) strukturiert Nach dem Interview - Anruf / gegebenenfalls Vermittlung psychologischer Hilfe - Kopie des Interviews als VHS Auguste Meder, jüdische Überlebende bei Ihrem Interview am 22.12.1998 in Berlin 6

Erschliessung Katalogisierung - basierend auf Vorabfragebogen (Pre-Interview-Questionnaire) - Verknüpfung der Interviews mit biografischen Informationen - ermöglicht Suche nach Personen, Orten, Daten Indexierung - Thesaurus mit ca. 60.000 geographisch und thematisch relevanten Indexbegriffen - Segmentierung: Automatische Unterteilung der Interviews in einminütige Abschnitte - Verknüpfung der Indexbegriffe mit passenden Abschnitten 7

Index Suche über 60.000 Index-Begriffe 8

Suchergebnisse einer Index-Suche 9

Interview-Ansicht: Michael Abend 10

Online-Archiv Zwangsarbeit 1939-1945 Ein digitales Archiv für Bildung und Wissenschaft Eine Kooperation der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" mit der Freien Universität Berlin und dem Deutschen Historischen Museum Multimediale Archive an der Freien Universität Berlin 11

Interviewsammlung Zwangsarbeit 1939-1945 Die Sammlung beinhaltet: - 583 Interviews mit - 590 ehemaligen Zwangsarbeiter/innen - 190 Video- und 393 Audiointerviews mit - 341 Männern and 249 Frauen - Interviewte mit verschiedenen Erfahrungshintergründen: - Überlebende der Konzentrationslager - zivile Zwangsarbeiter/innen - Roma und Sinti - zwangsgermanisierte Kinder - Miroslav D., tschechischer Häftling eines Arbeitserziehungslagers" 12

Interviewsammlung Zwangsarbeit 1939-1945 Die Sammlung beinhaltet: - Narrative, lebensgeschichtliche Interviews - Video- und Audio-Interviews - in 25 Sprachen - aufgezeichnet in 26 Ländern (v. a. in Mittel- und Osteuropa): - von 32 Partnerorganisationen - koordiniert von der Fernuniversität Hagen (Prof. Alexander v. Plato) Interviewsituation Video-Interview mit Zofia B., Polen 13

Interview Auswahl nach Kategorien 15

Online-Archiv Zwangsarbeit 1939-1945 Mitlaufende Untertitel Mitlaufende Untertitel in der Originalsprache und in der deutschen Übersetzung 16

Online-Archiv Zwangsarbeit 1939-1945 Volltextsuche Volltextsuche im Interview 17

Online-Archiv Zwangsarbeit 1939-1945 Inhaltsverzeichnis Strukturierung der Interviews mit Überschriften 18

Die Interview-Archive an der Freien Universität Nutzung in der Lehre - 5-10 Lehrveranstaltungen pro Semester - In der Lehre von Bachelor und Master Studierenden und Doktorand/innen - zahlreiche Disziplinen (z.b.) - Geschichte - Judaistik - Politikwissenschaft - Soziologie - Ost-Europa Studien - Filmwissenschaften - Deutsche Literatur - Psychologie, - Die Analyse der Interviews ist ein beliebtes Thema für Hausarbeiten und Referate - Verschiedene Master- und Doktorarbeiten an der Freien Universität Berlin 22

Beispiele: Forschungsorientiertes Lernen Osteuropa Institut Lehrveranstaltung von Alina Bothe und Prof. Gertrud Pickhan: Die Ausweisung polnischer Jüdinnen und Juden aus Berlin 1938. Erfahrungsgeschichte, Archivrecherche und Sichtbarmachung Im Rahmen der Lehrveranstaltung recherchieren die Studierenden eigenständig Biographien von Familien, die 1938 von Berlin nach Polen ausgewiesen wurden. Nach einer Vorstellung recherchieren Sie dafür eigenständig im Visual History Archive, sowie auch in klassischen Archiven, wie dem Landesarchiv, Bundesarchiv, Landesentschädigungsamt und beim International Tracing Service in Bad Arolsen. http://www.fu-berlin.de/vv/de/lv/236553 23

Beispiele: Forschungsorientiertes Lernen Institut für Judaistik Lehrveranstaltung von Klaus Hermann: Holocaust-Überlebende berichten vom jüdischen Kulturbund Im Rahmen der Lehrveranstaltung recherchierten Studierende im Visual History Archive nach Informationen über den jüdischen Kulturbund, der im Sommer 1933 als Antwort auf die massenhaften Entlassungen von jüdischen Kulturschaffenden ins Leben gerufen wurde. In die Arbeit des Kulturbundes zwischen Selbstbehauptung und Ausgrenzung geben zahlreiche lebensgeschichtliche Videozeugnisse (von Zuschauern wie auch von Schauspielern und Akteuren des Kulturbundes) Einblick. Die Ergebnisse der Recherche wurde bei der Langen Nacht der Wissenschaft 2015 präsentiert 24

Internationale Summer Schools Sieben Summer Schools 2009 2015 - jährlich stattfindende Summer School für 20 Nachwuchswissenschaftler/innen, die früher einmal an einer deutschen Universität studiert haben. - im Rahmen des internationalen Alumni-Programms der Freien Universität Berlin - gefördert von dem DAAD - jedes Jahr unterschiedlicher thematischer Fokus (z.b. Frauen in Ravensbrück, Sinti and Roma, Widerstand, Zwangsarbeit, Befreiung) - Einführung in die wissenschaftliche Analyse von Oral-History-Quellen - Vorträge renomierter Wissenschaftler/innen - Exkursionen zu Gedenkorten - Gruppenarbeit (Teilnehmer/innen arbeiten intensiv mit bestimmten Interviews) 25

Projektarbeit 26

Exkursionen: Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen 27

Präsentationen 28