Tourismusanalyse: November 2015 bis Jänner 2016 Oliver Fritz 29. Februar 2016 Erholung der Einnahmen nach einem geringfügigen Rückgang im ersten Winterdrittel In der ersten Hälfte der der Wintersaison 2015/16 lagen die Einnahmen im österreichischen Tourismus nach vorläufigen Berechnungen mit 5,91 Mrd. (+0,7%) etwas über dem Niveau der Vorjahresperiode. Real entwickelte sich der Umsatz damit fast stabil ( 0,2%); der Qualitätsindikator "realer Aufwand je Nächtigung" zeigte sich weiterhin leicht rückläufig ( 0,8%). 1 Das Nächtigungsergebnis von November bis Jänner zeigte einen Anstieg von insgesamt +0,6%. Ausländische Gäste übernachteten nicht ganz so oft wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres in Österreich ( 0,3%), Inländer hingegen deutlich mehr +3,4%. Aufgrund des überdurchschnittlich warmen Winterbeginns und des Schneemangels bis Anfang Jänner hindurch lagen vor allem die Nächtigungen in den alpinen Landesteilen lange unter den Werten des Vorjahres. Dementsprechend waren die Bundesländer Tirol ( 2,7%), Salzburg ( 2,4%), Kärnten ( 2,2%) und Vorarlberg ( 0,8%) von November bis Dezember 2015 mit rückläufigen Nächtigungszahlen konfrontiert. Mit den Schneefällen des Jänners verbesserte sich die Bilanz in diesen Regionen jedoch merklich (Jänner 2016 Tirol +1,3%, Salzburg +2,7%, Kärnten + 2,7%, Vorarlberg +0,5%). Bundesländer mit touristischen Angeboten abseits des Wintersporttourismus (Wien, das Burgenland, Niederösterreich und teilweise auch die Steiermark) schnitten im ersten Winterdrittel relativ erfolgreich ab bzw. konnten von ungenügenden winterlichen Bedingungen in den Bergen sogar profitieren ein Trend, der sich im Jänner (mit Ausnahme Niederösterreichs) fortsetzte. Insgesamt erhöhten sich im Jänner die Ausländernächtigungen um +0,9%, jene der Inländer um +5,3%, was dem österreichischen Tourismus insgesamt ein Nächtigungsplus von 1,8% bescherte. Kumuliert stiegen die Übernachtungen in den ersten drei Monaten der laufenden Wintersaison (November 2015 bis Jänner 2016) im Burgenland am kräftigsten (+3,5; Jänner +8,8%); Wiens Anstieg lag knapp dahinter (+3,2%), und auch die Steiermark erzielte einen Anstieg von 2,7%. Die restlichen Bundesländer lagen durchwegs unter dem Bundesdurchschnitt. Dabei übertraf die Nächtigungsnachfrage in Kärnten (+0,5%), Salzburg (+0,4%), Oberösterreich (+0,4%) und Vorarlberg (+0,3%) knapp das Vorjahresniveau, während sie in Niederösterreich stagnierte. Tirol musste trotz positivem Jänner-Ergebnis leichte Einbußen bei den Gästenächtigungen hinnehmen ( 0,5%). Insgesamt glichen sich die Nächtigungsbilanzen der Bundesländer über alle drei Monate gesehen an, so dass sich die Wachstumsdifferentiale zwischen östlichen, tourismusextensiven und westlichen, tourismusintensiven Bundesländern abschwächten. In der regionalen Analyse der nominellen Tourismuseinnahmen der bisherigen Wintersaison 2015/16 führt nunmehr das Burgenland (+4,2%) vor der Steiermark (+2,2%), Wien (+1,6%) und Vorarlberg (+1,5%) das Gewinnerfeld deutlich an. Die Tourismuseinnahmen in Kärnten und Salzburg lagen ungefähr im Schnitt aller Bundesländer (+0,8% bzw. +0,7%), Oberösterreich etwas darunter (+0,3%). Nicht ganz das Ergebnis des Vorjahreszeitraumes konnten dagegen Tirol ( 0,3%) und Niederösterreich ( 0,7%) erreichen. In der Entwicklung der Nächtigungen in einzelnen Unterkunftsarten setzt sich einigermaßen den Trend der letzten Wintersaisonen fort: Im Berichtszeitraum konnten die gewerblichen 1 Dabei ist anzumerken, dass die Aufwendungen auch jene von Tagesgästen umfassen; ein sinkender Wert des Indikators "Aufwand je Nächtigung" kann daher nicht nur auf geringere Ausgaben nächtigender Urlauber, sondern auch auf eine geringere Zahl bzw. geringere Ausgaben von Tagesgästen hinweisen.
Ferienwohnungen am stärksten zulegen (+3,2%); die Top-Hotellerie (5/4-Stern) erreichte wiederum ein Nächtigungsplus, ebenso wie die privaten Ferienhäuser und wohnungen (+beide je +1,5%). Die Nachfrage in der günstigsten Hotelkategorie (2/1-Stern; 0,4%) ging geringfügig, in der mittleren Kategorie (3-Stern) dagegen stärker zurück ( 1,5%). Private Ferienhäuser wurden deutlich weniger gebucht ( 3,7%). Die Übernachtungsgäste aus dem Ausland frequentierten die Urlaubsdestination Österreich von November 2015 bis Jänner 2016 je nach Herkunftsland wiederum sehr verschieden häufig: Besonders kräftig stieg die Nachfrage aus Italien (+8,6%) und den USA (+8,5%) letztere bedingt durch preisliche Vorteile aus der Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro sowie aus der Tschechischen Republik (+6,3%). Auch aus Rumänien (+2,7%), dem Vereinigten Königreich (+2,6%) und aus Belgien (+1,8%) konnten Zuwächse verzeichnet werden. Die Nachfrage aus den für den österreichischen Tourismus wichtigsten Quellmärkten Deutschland und Niederlande ( sie stellen zusammen 60,8% der Ausländernächtigungen bzw. 45,9% der Gesamtnachfrage ) entwickelte sich mit +1,2% bzw. 1,2% unterschiedlich. Rückläufig waren die Gästenächtigungen aus Ungarn ( 1,7%) und recht deutlich sogar jene aus der Schweiz ( 7,4%; trotz Aufwertung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro), Polen ( 9,5%) und Dänemark ( 9,9%). Massivere Einbrüche waren (wie auch schon in der letzten Wintersaison) am russischen Markt zu verzeichnen ( 31,7%); hier bleibt abzuwarten, wann die wirtschaftskrisen- und sanktionsbedingten Rückgänge der russischen Nachfrage die Talsohle erreicht haben werden. Auch die weitere Entwicklung der Wintersaison wird nicht unwesentlich von den Schneelagen beeinflusst werden, wobei die Bedingungen im Februar günstiger waren also noch im Frühwinter. Viele Buchungen in der Hauptsaison werden aber schon länger im Voraus getätigt. Damit sind es zum einen die Tagesgäste, die flexibel auf die Bedingungen in den Wintersportorten reagieren können, zum anderen jene Gäste, die ihre Quartiere generell relativ kurzfristig buchen. Für die kommenden Jahre ist jedoch damit zu rechnen, dass die Buchungsvorlaufzeiten für Winterurlaube in den Skigebieten eine noch rascher rückläufige Tendenz aufweisen werden als bisher je stärker und öfter Wintersporturlauber von klimatischen Unsicherheiten betroffen sind, desto flexibler werden sie ihre Nachfrage gestalten, was für den heimischen Tourismus in den Wintersportgebieten eine besondere Herausforderung darstellt. Witterung und Schneelage des Spätwinters sind aber auch besonders im Hinblick auf Ostern von Bedeutung die frühen Osterfeiertage im heurigen Jahr könnten sich bei guten Bedingungen positiv auf den Wintertourismus auswirken.
Historische Vergleichsdaten: Tourismusentwicklung in der Wintersaison 2014/15 Umsätze 1 ) im Gesamtreiseverkehr Übernachtungen Insgesamt Aus dem Inland Aus dem Ausland Veränderung gegen das Vorjahr in % Burgenland +3,6 1,1 0,1 7,4 Kärnten +5,1 +0,8 1,2 +2,0 Niederösterreich +2,9 +1,1 0,6 +5,9 Oberösterreich +5,5 +0,9 +0,2 +2,4 Salzburg +6,1 +1,9 1,2 +2,7 Steiermark +4,1 +2,2 +1,6 +3,0 Tirol +5,8 +2,1 0,2 +2,3 Vorarlberg 2 ) +6,7 +0,9 +4,8 +0,6 Wien +6,7 +5,8 +8,9 +5,0 Österreich 2 ) +5,8 +2,1 +0,7 +2,5 Q: Statistik Austria, WIFO. 1 ) Nominelle Werte. 2 ) Umsätze ohne, Nächtigungen einschließlich Kleinwalsertal.
Aktuelle Tourismusentwicklung: November 2015 bis Jänner 2016 lt. Tourismusanalyse Umsätze 1 ) 2 ) im Gesamtreiseverkehr Übernachtungen 3 ) Insgesamt Aus dem Inland Aus dem Ausland Veränderung gegen das Vorjahr in % Burgenland +4,2 +3,5 +3,1 +7,1 Kärnten +0,8 +0,5 +9,5 4,4 Niederösterreich 0,7 +0,0 0,9 +2,5 Oberösterreich +0,3 +0,4 0,8 +2,7 Salzburg +0,7 +0,4 +5,3 0,9 Steiermark +2,2 +2,7 +3,6 +1,4 Tirol 0,3 0,5 +2,6 0,7 Vorarlberg 4 ) +1,5 +0,3 +7,5 0,4 Wien +1,6 +3,2 +5,1 +2,7 Österreich 4 ) +0,7 +0,6 +3,4 0,3 Q: Statistik Austria, WIFO. 1 ) Nominelle Werte. 2 ) Schätzung. 3 ) Jänner 2016: Hochrechnung. 4 ) Umsätze ohne, Nächtigungen einschließlich Kleinwalsertal.
Historische Vergleichsdaten: Übernachtungen in der Wintersaison 2014/15 Insgesamt Aus dem Inland Aus dem Ausland In 1.000 Burgenland 927,0 814,0 113,0 Kärnten 3.424,6 1.273,9 2.150,7 Niederösterreich 2.602,4 1.892,6 709,8 Oberösterreich 2.593,3 1.684,6 908,6 Salzburg 14.390,4 3.104,1 11.286,4 Steiermark 5.240,7 3.018,6 2.222,1 Tirol 25.838,0 1.755,2 24.082,8 Vorarlberg 1 ) 4.865,3 431,2 4.434,1 Wien 5.967,8 1.231,4 4.736,4 Österreich 1 ) 65.849,5 15.205,6 50.643,9 Q: Statistik Austria. 1 ) Einschließlich Kleinwalsertal.
Aktuelle Entwicklung: Übernachtungen November 2015 bis Jänner 2016 1 ) Insgesamt Aus dem Inland Aus dem Ausland In 1.000 Burgenland 457,0 407,9 49,1 Kärnten 1.521,2 587,4 933,8 Niederösterreich 1.232,4 894,9 337,5 Oberösterreich 1.220,9 792,5 428,4 Salzburg 6.227,2 1.385,4 4.841,8 Steiermark 2.450,1 1.445,4 1.004,7 Tirol 11.028,3 789,1 10.239,2 Vorarlberg 2 ) 1.976,4 175,6 1.800,8 Wien 3.131,7 662,6 2.469,1 Österreich 2 ) 29.245,2 7.140,8 22.104,4 Q: Statistik Austria. Rundungen können Rechendifferenzen ergeben. 1 ) Jänner 2016: Hochrechnung. 2 ) Einschließlich Kleinwalsertal.