Demographiebericht. Thüringen

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Transkript:

Demographiebericht Thüringen Stand: 20.06.2006

DEMOGRAPHIEBERICHT Gliederung 1 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL 1 2 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG 7 2.1 Analyse der Bevölkerungsentwicklung 1989-2004 7 2.1.1 Thüringen im Vergleich der Länder 7 2.1.2 Gesamtentwicklung Thüringen 10 2.1.3 Räumliche Bevölkerungsentwicklung (Wanderung) 12 2.1.4 Natürliche Bevölkerungsentwicklung (Geborene/Gestorbene) 15 2.1.5 Altersstrukturelle Entwicklung 18 2.1.6 Zeitliche und räumliche Differenzierung 21 2.1.6.1 Phase I 1989-1991 21 2.1.6.2 Phase II 1992-1996 22 2.1.6.3 Phase III 1997-1999 23 2.1.6.4 Phase IV 2000-2004 24 2.1.7 Pendlerbewegungen 25 2.2 Prognose der Bevölkerungsentwicklung 27 2.2.1 Mittelfristige Prognose bis 2020 28 2.2.2 Langfristige Prognose bis 2050 38 3 AUSWIRKUNGEN DER BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG UND 45 3.1 Entwicklung der öffentlichen Haushalte, Finanzen 45 3.1.1 Landeshaushalt 45 3.1.1.1 Auswirkungen auf die Einnahmeentwicklung des Landes 45 3.1.1.2 Auswirkungen auf die Ausgabeentwicklung des Landes 51 3.1.2 Haushalt der Kommunen 52 3.1.2.1 Auswirkungen auf die Einnahmeentwicklung der Kommunen 52 3.1.2.2 Auswirkungen auf die Ausgabeentwicklung der Kommunen 55

2 DEMOGRAPHIEBERICHT 3.2 Landesplanung und Regionalentwicklung 56 3.2.1 Landes- und Regionalplanung 56 3.2.2 Regionalentwicklung/Ländlicher Raum 58 3.3 Funktionszuordnung, Behördenstrukturreform, Kommunales 60 3.3.1 Behördenstruktur 60 3.3.2 Kommunen 62 3.4 Familienpolitik 64 3.5 Wirtschaft und Arbeitsmarkt 67 3.5.1 Wirtschaft 67 3.5.1.1 Wirtschafts- und sektorspezifische Auswirkungen, Dienstleistungen 69 3.5.1.2 Wirtschaftsförderung 70 3.5.1.3 Technologie und Innovation 71 3.5.2 Arbeitsmarkt 72 3.5.2.1 Fachkräftebedarf und -sicherung, Qualifikation 72 3.5.2.2 Berufstätigkeit und Familie 75 3.6 Wohnungs- und Städtebau 78 3.6.1 Städtebau 78 3.6.2 Wohnungswirtschaft 83 3.7 Soziale Infrastruktur 86 3.7.1 Bildung 86 3.7.1.1 Kindertageseinrichtungen 86 3.7.1.2 Allgemeinbildende Schulen 87 3.7.1.3 Berufsbildende Schulen 89 3.7.1.4 Hochschulen 90 3.7.1.5 Berufsakademie 92 3.7.1.6 Bildungsqualität 93 3.7.2 Gesundheit und Soziales, Pflege 93 3.7.2.1 Versicherungen 93 3.7.2.2 Pflege 95 3.7.2.3 Behinderte 96 3.7.2.4 Medizinische Versorgung 97

DEMOGRAPHIEBERICHT 3 3.7.2.5 Hospizwesen 100 3.7.2.6 Ehrenamt / Vereinswesen 100 3.7.3 Kultur, Sport und Tourismus 101 3.7.3.1 Kultur 101 3.7.3.2 Sport 103 3.7.3.3 Tourismus 103 3.8 Technische Infrastruktur / Verkehr 104 3.8.1 Technische Infrastruktur 104 3.8.1.1 Abfallwirtschaft 104 3.8.1.2 Wasserversorgung 106 3.8.1.3 Abwasserentsorgung 109 3.8.1.4 Energieversorgung 111 3.8.2 Verkehr 113 3.8.2.1 Verkehrsnetze 113 3.8.2.2 ÖPNV 116 3.9 Innere Sicherheit, Gefahrenabwehr 118 3.9.1 Polizei 118 3.9.2 Kriminalität 120 3.9.3 Straf- und Maßregelvollzug 121 3.9.4 Brandschutz 123 3.10 Landwirtschaft und Forstwirtschaft 124 3.10.1 Landwirtschaft 124 3.10.1.1 Nachfrage (Güter, Dienstleistungen) 124 3.10.1.2 Arbeitsmarkt, Fachkräfte- und Nachwuchssicherung 125 3.10.2 Forstwirtschaft 126 3.11 Sicherung der natürlichen Umwelt 127 ANLAGEN I A Abkürzungsverzeichnis I B Abbildungsverzeichnis II

4 DEMOGRAPHIEBERICHT C Tabellenverzeichnis IV D Kartenverzeichnis IV E Entwicklung von Altersgruppen von 1990-2050 VII

DEMOGRAPHIEBERICHT DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL 1 1 Der Demographische Wandel Der Landtag hat die Landesregierung am 2. März 2006 gebeten, bis zum 30. Juni 2006 einen Bericht über den demographischen Wandel in Thüringen und Handlungsvorschläge für eine aktive Gestaltung des demographischen Wandels vorzulegen. Bereits am 28. August 2004 hat die Thüringer Landesregierung die interministerielle Arbeitsgruppe Demographischer Wandel eingesetzt, die zunächst die bisherigen und die zu erwartenden Entwicklungen analysiert und schließlich Handlungsoptionen entwickelt hat. Im Ergebnis legt die Landesregierung diesen Bericht vor. Der demographische Wandel wird nicht nur eine die Zukunft Thüringens prägende Entwicklung sein, er ist in unserem Land bereits Realität. Die natürliche Bevölkerungsentwicklung wird aufgrund des Geburtenmangels in Zukunft durch einen deutlich negativen Trend gekennzeichnet sein. Die steigende Lebenserwartung und die gleichzeitig niedrige Geburtenhäufigkeit führen zu strukturellen Veränderungen im Altersaufbau. Der Anteil der älteren Menschen wird zunehmen, während der der Jungen immer kleiner wird. Diese Entwicklung wird das Alltagsleben in Thüringen gravierend verändern. Betroffen davon sind u. a. Kindergärten, Schulen, der Wohnungsmarkt, aber auch die sozialen Sicherungssysteme. Die gesellschaftlichen und ökonomischen Auswirkungen des demographischen Wandels werden dabei räumlich sehr differenziert sein. Die neuen Länder machen somit bereits jetzt Erfahrungen mit dem demographischen Wandel, die den alten Ländern überwiegend noch bevorstehen. Neben den geringen Geburtenzahlen kommt in den neuen Ländern verschärfend hinzu, dass vor allem junge Menschen und hierbei insbesondere junge Frauen abwandern. Der Umgang mit diesen Veränderungen und die Gestaltung des demographischen Wandels sind zentrale Herausforderungen für Gesellschaft und Politik in Thüringen, für die es historisch kein Vorbild gibt. Um dem ablaufenden Prozess entgegenzuwirken, ist die Stärkung einer leistungsfähigen Wirtschaft in Thüringen erforderlich. Dies ist eine wesentliche Grundlage, um der Abwanderung und dem Geburtenrückgang zu begegnen. Im Folgenden soll insbesondere auf den Geburtenrückgang eingegangen werden. Geburtenrückgang ist kein neues Phänomen. Bereits zum Ende des 19. Jh. war in Deutschland ein Geburtenrückgang festzustellen, der zunächst im Bildungsbürgertum und erst später bei Arbeitern und Bauern einsetzte. Der Geburtsjahrgang 1880 war in Deutschland der letzte, der sich komplett reproduziert hat. Seit dieser Zeit bringt in unserem Land jeder Geburtsjahrgang weniger Kinder hervor als nötig wären, um die einfache Reproduktion zu gewährleisten. Das Phänomen wird erneut seit Mitte der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts in allen Industrieländern in unterschiedlichem Ausmaß beobachtet. Natürlich spielen hier effektivere Möglichkeiten bei der Familienplanung eine Rolle (sog. Pillenknick ). Eine Analyse der Unterschiede in der Bevölkerungsentwicklung der Industrieländer, aber auch der historischen Entwicklung lässt jedoch weitere Rückschlüsse auf Korrelationen und Ursachen zu. Einordnung im nationalen und internationalen Vergleich Fast in allen Industrieländern zeigt die demographische Entwicklung eine vergleichbare Tendenz. Deutschland erreichte im Jahr 2003 eine Geburtenziffer von ca. 1,37. Damit liegt es noch unter dem Durchschnitt der jetzt zur EU gehörenden Staaten (2004: ca. 1,5; Eurostat) und gilt als so genanntes Low-Fertility-Land. Sozialökonomische Unterschiede, kulturelle Besonderheiten, aber auch eine unterschiedliche Ausrichtung von Familienpolitik sind Faktoren, die bewirken, dass der demographische Wandel nicht nach einem einheitlichen

2 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL DEMOGRAPHIEBERICHT Muster geschieht und unterschiedliche Geschwindigkeiten aufweist. Das soll anhand der Beispiele Japan und Frankreich näher erläutert werden. Japan vollzog den demographischen Wandel von einer jungen zu einer alternden Gesellschaft in nur fünf Jahrzehnten. Waren 1950 nur 4 % der Japaner 65 Jahre oder älter, erreichte ihr Anteil 2001 über 17 % - Tendenz steigend. Die Japaner haben die höchste Lebenserwartung der Welt, aber auch einen der weltweit höchsten Anteile an über 65-Jährigen in der Gesamtpopulation. Dazu kommt eine dramatisch sinkende Fertilitätsrate. Gebar eine Japanerin 1950 durchschnittlich noch 3,65 Kinder, so sank die Geburtenrate bis 2000 auf nur noch 1,35. Der Eintritt großer Bevölkerungsteile ins siebte Lebensjahrzehnt, hat in Japan bereits Mitte der 80er Jahre begonnen. Seitdem mehren sich die Probleme, die auch für Deutschland vorausgesagt werden, in allen sozioökonomischen Bereichen. Das betrifft die Altenpflege wie auch die rapide ansteigenden Kosten für die sozialen Sicherungssysteme. Gleichzeitig werden, wie auch schon in Thüringen, erste "Überkapazitäten" bei Schulen, aber z. B. auch bei Spielzeugherstellern, sichtbar. Zu all diesen Faktoren kommen in Japan erschwerend strukturelle Probleme, wie unzureichende Reformen der Arbeits- und Kapitalmärkte hinzu. Die Einbindung von Frauen in den Arbeitsmarkt weist eine der niedrigsten Quoten der industrialisierten Welt aus. Frankreich gehört zu den wenigen Staaten, die dem allgemeinen Trend zu niedrigen Geburtenzahlen nicht folgten. Französische Frauen bekamen im vergangenen Jahr durchschnittlich fast zwei Kinder. Das ist nicht nur ein Spitzenwert innerhalb der EU, sondern läuft auch dem Trend zu sinkenden Geburtenziffern zuwider. Kinderlosigkeit blieb eine Randerscheinung. Der Geburtenanstieg in Frankreich ist vor allem den Frauen über 30 zu verdanken. Auch in Frankreich findet die Familiengründung heute später statt als vor einigen Jahrzehnten, aber die Lebensphase, in der Französinnen Kinder bekommen, hat sich verlängert. Bekamen noch vor zehn Jahren Frauen unter 30 Jahren deutlich mehr Kinder als Frauen über 30, so ist dieses Verhältnis heute fast ausgeglichen. Dies deutet darauf hin, dass die Bedingungen für französische Frauen, die bereits mitten im Berufsleben stehen, besonders günstig sind. Beruf und Familie sind besser vereinbar. Die Frauenerwerbstätigkeit ist in Frankreich hoch und manifestiert sich überwiegend in Vollzeitbeschäftigung. In Deutschland ist sie allerdings vergleichbar und sogar etwas höher. Für französische Frauen gehört es aber zur Normalität, dass sie auch mit Kindern kontinuierlich erwerbstätig bleiben. In diesen Vorstellungen werden sie wirkungsvoll unterstützt. Frankreich verfolgt bereits seit Jahrzehnten eine geburtenfördernde Familienpolitik. Neben der finanziellen Entlastung von Familien zielt sie auf eine Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, zum Beispiel durch den Ausbau der Kinderbetreuung, auch mit Tagesmüttern, Kinderfrauen und Angeboten privater Einrichtungen. Ein Eckpunkt der jüngsten Zeit ist die Kinderbetreuung der jüngsten Kinder. Von familienpolitischen Leistungen profitieren Alleinerziehende und Familien mit geringem Einkommen zum Teil stärker, als einkommensstarke Familien. Im internationalen Vergleich ist Frankreich daher stets von besonderem Interesse. Die meisten osteuropäischen Staaten hatten noch bis zum Ende der 80er Jahre ein Geburtenniveau, das deutlich über dem europäischen Durchschnitt lag. Der Transformationsprozess hat in ganz Osteuropa jedoch zu tiefen Einschnitten bei den Geburtenziffern geführt. Die betroffenen Länder haben derzeit europaweit die niedrigsten Werte. Die Situation war unter anderem geprägt vom Zusammenbruch der sozialistischen Wirtschaft, Rückgang des Bruttosozialprodukts, Wegfall der Arbeitsplätze und der umfassenden sozialen Absicherung. Kinder wurden als Kostenfaktor und Verringerung der Chancen auf dem Arbeitsmarkt wahrgenommen. Die Bevölkerung hat auf diese unsichere Lage mit einer Entscheidung gegen Geburten reagiert. So wies Ungarn im Jahr 2004 eine Gesamtgeburtenrate von 1,28 auf, in Polen und Tschechien waren es sogar nur 1,23.

DEMOGRAPHIEBERICHT DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL 3 Abb. 1 1 Kinderlose Frauen ausgewählter Staaten des Jahrgangs 1960 (Stand 2003) 30 25 Anteil kinderloser Frauen des Jahrgangs 1960 20 Prozent 15 26 10 5 19 19 15 15 11 11 10 0 Deutschland USA Großbritannien Italien Irland Norwegen Spanien Frankreich Quelle: EUROSTAT Die Entscheidung für Kinder erfolgt heute - nachdem der Nutzen für die individuelle Alters- oder Krankheitsvorsorge der Eltern bedeutungslos geworden ist - vor allem aus emotionalen Gründen. Aus Kostenaspekten werden primär die Kosten für den Lebensunterhalt und die Ausbildung der Kinder gesehen. Aber auch die Opportunitätskosten sind von Bedeutung, das heißt, der entgangene Gewinn, der bei der Wahl zwischen verschiedenen Optionen durch Verzicht auf die anderen Möglichkeiten eintritt. Dies sind z. B. das entgangene Einkommen während der Kindererziehung, schlechtere Karriereaussichten und gegebenenfalls eine niedrigere Rente. Gerade bei hochqualifizierten Frauen und Männern mit guten Einkommenschancen und beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten sind diese Opportunitätskosten besonders hoch, wenn auf diese Möglichkeiten zugunsten der Kindererziehung verzichtet werden muss. Bei einer Betrachtung anhand der Opportunitätskosten dürfte zu erwarten sein, dass vor allem beim Schritt zum ersten Kind die höchste Schwelle liegt. So zeigt sich, dass ein wesentliches Problem der Geburtenentwicklung, die Kinderlosigkeit, besonders bei Akademikerinnen in Westdeutschland ausgeprägt ist. Im Jahre 2001 hatten von allen westdeutschen Frauen der Geburtsjahrgänge 1962-1966 nur 28 % keine Kinder. Unter den Hochqualifizierten waren es hingegen 42 %. In den neuen Ländern ist die Kinderlosigkeit in der Vergleichsgruppe mit insgesamt 16 % und auch speziell bei Hochqualifizierten mit 17 % noch kein so starkes Phänomen. Dafür findet sich in Ostdeutschland mit 21 % ein hoher Anteil Kinderloser bei Frauen ohne Berufsabschluss ( Perspektive 2050 - Ökonomik des demographischen Wandels, Roman Herzog Institut, 2004). Die überwiegend gewählte Kinderlosigkeit steigt. Im internationalen Vergleich nimmt Deutschland bezüglich der Kinderlosigkeit einen vorderen Rang ein. Längere Ausbildungszeiten sowie Verhaltensänderungen in der Lebensplanung junger Menschen führten seit 1990, bemessen am Lebensalter der Mütter, zur späteren Realisierung des Kinderwunsches. Die höchste Geburtenhäufigkeit weisen derzeit Frauen im Alter von 25 bis 30 Jahren auf, woraus sich gegenüber 1990 eine Verschiebung um etwa fünf Jahre ergibt. Auch dadurch kommt es zu einer sinkenden Zahl von Zweit- und Drittgeburten. Daneben stehen vor allem der Wandel des Familien- und Frauenbildes in der Gesellschaft und das Selbstverständnis der Frauen im Fokus der Betrachtung. Die traditionellen sozialen Institutionen, wie Ehe und Familie, verlieren in den westlich geprägten Industriestaaten an Bedeutung hinsichtlich ihrer Funktion zur sozialen Absicherung (weniger in ihrer psychosozialen und emotionalen Funktion). Individualität hat einen hohen Stellenwert. Dies zeigt sich z. B. in sinkenden Heiratszahlen. Als weitere Kennziffern zur Verdeutlichung dieses

4 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL DEMOGRAPHIEBERICHT Wertewandels gelten die steigenden Scheidungszahlen und das steigende durchschnittliche Alter bei der Erstheirat und der Geburt des ersten Kindes. Gleichzeitig findet eine immer stärkere Entkoppelung von Ehe und Kind statt. Hier ist innerhalb Deutschlands ein deutlicher Ost-West-Unterschied festzustellen. In beiden Teilen wächst der Anteil nichtehelich geborener Kinder, erreicht in den neuen Ländern aber im Jahr 2000 den im europäischen Vergleich hohen Wert von über 50 %, während er in den alten Ländern noch bei ca. 20 % lag. Es wird allgemein diskutiert, dass neben anderen Faktoren die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einen erheblichen Einfluss auf die Fertilität in den Industrieländern hat. Ein Vergleich der westeuropäischen Geburtenziffern zeigt signifikante Unterschiede auf. Einerseits erreichen einige skandinavische Länder und Frankreich, denen gute Kinderbetreuungsmöglichkeiten bescheinigt werden, relativ hohe Werte. Andererseits stehen südeuropäischen Staaten, wie Italien und Spanien, mit einer geringen Betreuungsrate gerade für Kleinkinder im Alter von 0-3 Jahren bei der Fertilität am unteren Tabellenende. Lassen sich Familie und Beruf nicht miteinander vereinbaren, fällt die Entscheidung nicht selten zugunsten des Berufslebens. Auch die Quote der Frauenerwerbstätigkeit steht nicht in einer unmittelbaren Korrelation zur Geburtenrate, wie der internationale Vergleich zeigt. So weist beispielsweise Deutschland sogar eine geringfügig höhere Frauenerwerbstätigkeit als Frankreich, aber eine wesentlich niedrigere Geburtenrate, auf. Ebenfalls wird deutlich, dass die Geburtenrate auch nicht einfach in Abhängigkeit von der Quote der Frauenerwerbstätigkeit und der Kinderbetreuung unter 3 Jahren steht: Abb. 2 1 Geburtenrate pro 100 Frauen im Verhältnis zur Kinderbetreuung und Erwerbstätigenquote (Stand 2002) Anteil der Kinder unter 3 Jahren mit Kinderbetreuung Anteil der Kinder von 3 bis 6 Jahren mit Kinderbetreuung Geburtenrate (Kinder je 100 Frauen) Erwerbstätigenquote Frauen im Alter von 30 bis 40 Jahren in Prozent (2001) 100% 210 90% 200 80% 190 70% 180 60% 170 50% 160 40% 150 30% 140 20% 130 10% 120 0% 110 Spanien Italien Österreich Griechenland Deutschland Portugal Schweden Belgien Niederlande Großbritannien Finnland Dänemark Norwegen Frankreich Irland USA Quellen: OECD, US. Census Bureau, Institut der deutschen Wirtschaft Köln ibv Nr. 3 vom 4. Februar 2004, S. 9

DEMOGRAPHIEBERICHT DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL 5 Einen entscheidenden Einfluss können kulturelle Traditionen haben. Der in einer europäischen Vergleichsstudie festgestellte ausgeprägte Kinderwunsch in Frankreich, aber auch in skandinavischen Ländern wird mit der am Beispiel Frankreichs schon beschriebenen besonderen Kinderbetreuungskultur und der Unterstützung von Frauenerwerbstätigkeit in diesen Ländern erklärt. Eine Forsa-Umfrage (Quelle: Erziehung, Bildung und Betreuung - FORSA-Umfrage zur Kinderbetreuung in Deutschland, März 2005) in Deutschland hat gezeigt, dass sowohl für die befragten Eltern als auch für Kinderlose das Betreuungsangebot nur eine nachrangige Bedeutung bei der Entscheidung gegen ein (weiteres) Kind hatte. Unter anderem die wirtschaftliche Unsicherheit wegen der Sorge um den Arbeitsplatz und die direkten Kosten der Kindererziehung spielten für beide Gruppen eine größere Rolle.

6 DER DEMOGRAPHISCHE WANDEL DEMOGRAPHIEBERICHT

DEMOGRAPHIEBERICHT BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG 7 2 Bevölkerungsentwicklung 2.1 Analyse der Bevölkerungsentwicklung 1989-2004 2.1.1 Thüringen im Vergleich der Länder Die demographischen Veränderungen in Thüringen vollziehen sich im Kontext der gesamtdeutschen Entwicklung. In den letzten Jahren zeichnet sich diese im Wesentlichen durch zurückgehende Geburtenzahlen und Wanderungsbewegungen von Ost nach West aus. Die Entwicklung in Thüringen unterscheidet sich dabei nicht von den übrigen neuen Ländern mit Ausnahme Brandenburgs, bedingt durch die Wanderungsgewinne im engeren Verflechtungsraum der Stadt Berlin. Der Rückgang der Bevölkerungszahl vollzieht sich in vergleichbaren Dimensionen wie in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Allerdings können die Zahlen für die Länder nur für generalisierte Vergleiche herangezogen werden. Abb. 3 2.1.1 Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland von 1990 bis 2004 8 6 1990-1997 1997-2004 4 2 Prozent 0-2 -4-6 -8 Bayern Baden-Württemberg Schleswig-Holstein Niedersachsen Hamburg Hessen Rheinland-Pfalz Nordrhein- Westfalen Brandenburg Berlin Bremen Saarland Mecklenburg- Vorpommern Thüringen Sachsen Sachsen-Anhalt Quelle: Statistisches Bundesamt

8 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DEMOGRAPHIEBERICHT Karte 1 2.1.1 Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland von 1990 bis 2004-5% und schlechter -2% bis -5% -2% bis 2% 2% bis 5% 5% und besser Schleswig-Holstein Hamburg Bremen Niedersachsen Mecklenburg-Vorpommern Brandenburg Berlin Nordrhein-Westfalen Sachsen-Anhalt Hessen Thüringen Sachsen Rheinland-Pfalz Saarland Bayern Baden-Württemberg Quelle: Statistisches Bundesamt Im regionalen Kontext werden die Regionen identifizierbar, in denen die Bevölkerungszahlen rückläufig sind. Das sind vorwiegend die ostdeutschen Regionen mit Ausnahme einzelner Großstädte (Leipzig, Dresden, Jena) sowie der Suburbanisierungsbereiche Berlins und Hamburgs im westlichen Mecklenburg-Vorpommern. Besonders ausgeprägt ist der Bevölkerungsrückgang in den peripheren Landkreisen (Lausitz, Erzgebirge, U- ckermark) und den monostrukturierten traditionellen Wirtschaftsräumen, z. B. des Bergbaus und der Industrie (Leipziger Land, südliches Sachsen-Anhalt, Ostthüringen). In den alten Ländern weisen einige ehemalige Zonenrandgebiete (z. B. Oberfranken in Bayern, Nordosthessen, südliches Niedersachsen) sowie die Standorte der Montanindustrie (Ruhrgebiet, Teile des Saarlands) einen negativen Trend der Bevölkerungsentwicklung auf.

DEMOGRAPHIEBERICHT BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG 9 Karte 2 2.1.1 Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland von 1999 bis 2004-5% und schlechter -2% bis -5% -2% bis 2% 2% bis 5% 5% und besser Kiel Lübeck Rostock Hamburg Schwerin Oldenburg Bremen Wolfsburg Berlin Münster Osnabrück Magdeburg Potsdam Aachen Duisburg Bochum Düsseldorf Köln Gelsenkirchen Bonn Dortmund Essen Kassel Göttingen Erfurt Halle (Saale) Jena Gera Leipzig Chemnitz Cottbus Dresden Koblenz Wiesbaden Frankfurt a. M. Mainz Darmstadt Saarbrücken Nürnberg Karlsruhe Regensburg Stuttgart Ingolstadt Ulm Augsburg Freiburg München Quelle: Statistisches Bundesamt

10 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DEMOGRAPHIEBERICHT 2.1.2 Gesamtentwicklung Thüringen Bezogen auf den Gebietsstand vom 31.12.2004 verringerte sich die Einwohnerzahl des Freistaates Thüringen vom Jahresende 1988 bis zum Jahresende 2004 von rd. 2.710.900 auf rd. 2.355.300 um rd. 355.600 Personen. Das entspricht einem Verlust von 13,1 %. Abb. 4 2.1.2 Entwicklung der Bevölkerung in Thüringen von 1988 bis 2004 1,5 männlich weiblich 1,4 Millionen 1,3 1,2 1,1 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik Dabei beeinflusst der Rückgang des weiblichen Bevölkerungsanteils um rd. 216.300 Personen die Gesamtbilanz zu 61 %. Abb. 5 2.1.2 Einfluss der natürlichen und räumlichen Faktoren auf die Entwicklung der Bevölkerung in Thüringen von 1989 bis 2004 5 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 0-5 -10-15 -20-25 Tausend -30-35 -40-45 -50-55 -60-65 -70-75 Geb./Gest. Zu-/Fortzüge insgesamt Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik

D EMOGRAPHIEBERICHT T HÜRINGEN 11 B EVÖLKERUNGSENTWICKLUNG In den 90er Jahren unterscheiden sich die zum Rückgang der Einwohnerzahl beitragende natürliche Bevölkerungsentwicklung (Saldo Geborene/Gestorbene) und das Wanderungsdefizit (Saldo Zuzüge/Fortzüge; räumliche Bevölkerungsentwicklung) in Größenordnung und Entwicklungsverlauf deutlich voneinander. Für den Zeitraum ab 2000 ist hingegen eine Angleichung der beiden Einflussfaktoren festzustellen. Karte 3 2.1.2 Entwicklung der Bevölkerung bezogen auf die Gebiete der Gemeinden, Verwaltungsgemeinschaften und erfüllenden/erfüllten Gemeinden (31.12.1988 bis 31.12.2004) Entwicklung der Bevölkerung bezogen auf die Gebiete der Gemeinden, Verwaltungsgemeinschaften und erfüllenden/erfüllten Gemeinden 31.12.1988-31.12.2004 Nordhausen Nordhausen Heiligenstadt Leinefelde-Worbis Sondershausen Kyffhäuserkreis Eichsfeld Mühlhausen Unstrut-Hainich-Kreis Sömmerda Sömmerda Bad Langensalza Apolda Eisenach Erfurt Altenburg Weimar Eisenberg Gotha Altenburger Land Jena Wartburgkreis Waltershausen Schmölln Gera Weimarer Land Gotha Bad Salzungen Saale-Holzland-Kreis Arnstadt Ilm-Kreis Schmalkalden Rudolstadt Pößneck Ilmenau Greiz Zella-Mehlis Saalfeld Schmalkalden-Meiningen Meiningen Zeulenroda Greiz Saalfeld-Rudolstadt Suhl Hildburghausen Saale-Orla-Kreis -12,5% und weniger -12,5 bis -7,5% Hildburghausen Sonneberg -7,5% bis -2,5% Sonneberg -2,5% bis 2,5% 2,5% bis 7,5% 7,5% und mehr Städte über 10.000 EW Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik und eigene Berechnungen; Gebietsstand: 31.12.2004 Über den Gesamtzeitraum von 16 Jahren hebt sich die Entwicklung des Raums um die großen Städte entlang der A 4 von Eisenach bis Gera sowie in Teilen des Eichsfelds deutlich positiv vom Bevölkerungsverlust des nahezu gesamten übrigen Gebiet Thüringens ab. Bei deutlich rückläufigen Einwohnerzahlen aller Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern ist dies vor allem das Ergebnis der Stadt-Umland-Wanderung und suburbanen Siedlungsentwicklung in den 90er Jahren.

12 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DEMOGRAPHIEBERICHT Tab. 1 2.1.2 Einfluss der natürlich-räumlichen Veränderungen auf die Bevölkerungsentwicklung von 1989 bis 2004 kreisfreie Städte / Bevölkerung relativer Einfluss auf die Bevölkerungszahl Bevölkerung Änderung Landkreise Ende 1989 1990-1991 1992-1996 1997-1999 2000-2004 Ende 2004 gesamt nat. räuml. nat. räuml. nat. räuml. nat. räuml. Erfurt 232.809-0,4 % -5,0 % -2,3 % -2,9 % -0,7 % -2,3 % -0,7 % 1,2 % 202.450-13,0 % Gera 137.448-0,6 % -3,7 % -3,1 % -4,6 % -1,3 % -3,4 % -1,9 % -5,1 % 105.153-23,5 % Jena 108.979-0,3 % -4,2 % -1,9 % -1,6 % -0,4 % 0,0 % -0,2 % 2,8 % 102.442-6,0 % Suhl 58.756 0,0 % -3,8 % -1,9 % -4,8 % -0,9 % -4,8 % -1,7 % -7,7 % 43.652-25,7 % Weimar 65.644-0,7 % -3,3 % -2,5 % 0,9 % -0,9 % 1,7 % -0,7 % 3,8 % 64.491-1,8 % Eisenach 51.493-1,1 % -4,5 % -3,8 % -3,2 % -1,8 % 0,8 % -2,2 % 1,1 % 43.915-14,7 % Eichsfeld 118.364 0,1 % -1,5 % -1,3 % 1,5 % -0,4 % -1,6 % -0,3 % -2,9 % 110.843-6,4 % Nordhausen 108.457-0,9 % -2,8 % -3,0 % 0,0 % -1,2 % -0,6 % -2,0 % -2,4 % 94.519-12,9 % Wartburgkreis 155.166-0,5 % -2,5 % -2,6 % 1,1 % -1,1 % -0,4 % -1,5 % -2,3 % 139.805-9,9 % Unstrut-Hainich-Kreis 129.955-0,6 % -4,2 % -2,5 % 1,3 % -1,1 % 0,0 % -1,5 % -2,8 % 115.100-11,4 % Kyffhäuserkreis 105.877-0,7 % -3,7 % -3,0 % -0,6 % -1,4 % -0,7 % -2,0 % -3,5 % 89.517-15,5 % Schmalkalden-Meiningen 155.920-0,8 % -2,9 % -3,1 % 0,7 % -1,4 % 0,3 % -2,1 % -1,6 % 138.642-11,1 % Gotha 158.505-0,9 % -4,1 % -3,1 % 2,0 % -1,2 % 1,6 % -1,7 % -1,2 % 144.833-8,6 % Sömmerda 85.637-0,4 % -2,9 % -2,5 % 2,2 % -1,1 % 0,4 % -1,5 % -3,2 % 77.831-9,1 % Hildburghausen 77.831-0,7 % -1,8 % -3,2 % 2,1 % -1,5 % 0,3 % -1,8 % -1,6 % 71.521-8,1 % Ilm-Kreis 132.337-0,9 % -3,7 % -3,2 % 0,6 % -1,3 % 1,0 % -1,9 % -1,4 % 118.112-10,7 % Weimarer Land 91.027-0,8 % -3,2 % -2,8 % 6,4 % -1,1 % 2,5 % -1,3 % -2,1 % 88.862-2,4 % Sonneberg 74.537-1,2 % -1,3 % -3,8 % 0,5 % -1,7 % -0,7 % -2,6 % -2,1 % 64.983-12,8 % Saalfeld-Rudolstadt 149.370-0,9 % -3,5 % -3,4 % 0,4 % -1,4 % -1,3 % -2,2 % -2,9 % 126.692-15,2 % Saale-Holzland-Kreis 96.462-0,8 % -3,5 % -3,0 % 3,6 % -0,9 % 1,7 % -1,2 % -1,8 % 91.470-5,2 % Saale-Orla-Kreis 107.681-0,9 % -2,4 % -3,1 % 0,8 % -1,3 % -0,5 % -1,9 % -2,9 % 94.501-12,2 % Greiz 136.227-1,3 % -3,5 % -3,7 % 2,0 % -1,6 % 0,1 % -2,4 % -2,8 % 118.053-13,3 % Altenburger Land 133.356-1,2 % -4,8 % -3,7 % -0,9 % -1,6 % -1,2 % -2,1 % -3,7 % 107.893-19,1 % Thüringen 2.671.838-0,7 % -3,4 % -2,9 % 0,3 % -1,2 % -0,4 % -1,6 % -1,9 % 2.355.280-11,8 % Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik und eigene Berechnungen Die teilräumliche Entwicklung in Thüringen wurde darüber hinaus stark von Binnenwanderungsprozessen beeinflusst bzw. überlagert. 2.1.3 Räumliche Bevölkerungsentwicklung (Wanderung) Mit rd. 130.400 Personen entfällt der größte Teil des gesamten Wanderungsverlustes von 185.400 Personen auf die Jahre 1989 bis 1991. Der Wanderungsgewinn der Jahre 1992 bis 1996 beläuft sich auf insgesamt rd. 7.200 Einwohner. Bei zurückgehenden Zuzügen und steigenden Fortzügen erreichte der negative Saldo mit rd. 11.700 Personen im Jahr 2001 seinen Höhepunkt. Seitdem verliert Thüringen jährlich per Saldo etwa 10.000 Einwohner, was einer durchschnittlichen Tagesquote von 27 Personen(Stand: 31.12. 2004) entspricht. Gegenüber den neuen Ländern ist ein insgesamt nahezu ausgeglichener Saldo zu beobachten. Leichtem Wanderungsgewinn in der ersten Hälfte der 90er Jahre steht ein Verlust von rd. 3.800 Personen im Zeitraum der letzten 5 Jahre gegenüber.

DEMOGRAPHIEBERICHT BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG 13 Abb. 6 2.1.3 Räumliche Bevölkerungsentwicklung (1989 bis 2004) 100.000 80.000 Zuzüge Fortzüge Saldo 60.000 40.000 20.000 0-20.000-40.000-60.000-80.000 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik Bei stets positiven jährlichen Salden übersteigt der Zuzug aus dem Ausland nach Thüringen den Fortzug über die Grenzen Deutschlands seit 1992 um insgesamt rd. 64.500 Personen. In der Geschlechterproportion geht der Verlust von rd. 117.300 weiblichen Personen mit 63 % in den negativen Wanderungssaldo im Gesamtzeitraum zwischen 1989 und 2004 ein. Während für den weiblichen Bevölkerungsanteil die Fortzüge regelmäßig die Zahl der Zuzüge überstiegen, war von 1992 bis 1997, aufgrund einer deutlich höheren Zuwanderungsrate, ein Wanderungsgewinn auf männlicher Seite zu verzeichnen. Seit 1997 entwickelt sich die Abwanderung in Umfang und Verlauf bei Männern und Frauen ähnlich. Abb. 7 2.1.3 Räumliche Bevölkerungsentwicklung differenziert nach Geschlecht 40.000 Zuzüge weiblich Fortzüge weiblich 40.000 51.640 Zuzüge männlich Fortzüge männlich 35.000 35.000 30.000 30.000 25.000 25.000 20.000 20.000 15.000 15.000 10.000 10.000 5.000 5.000 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik Der deutlich höhere Verlust weiblicher Einwohner ist überwiegend auf deren geringere Zuwanderung zurückzuführen und weist möglicherweise auf Schwierigkeiten, insbesondere junger Frauen, beim Berufseinstieg hin.

14 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DEMOGRAPHIEBERICHT Tab. 2 2.1.3 Entwicklung der männlichen und weiblichen Altersgruppen in den Jahren 1997 bis 2004 Jahr Saldo männlich insgesamt 0 bis unter 15 15 bis unter 30 30 bis unter 45 45 und älter Saldo weiblich insgesamt 0 bis unter 15 15 bis unter 30 30 bis unter 45 1997 415-86 -54 231 324-2.165-41 -2.093-428 397 1998-1.180-289 -711-429 249-3.734-213 -2.647-911 37 1999-656 65-716 -190 185-3.437-197 -2.902-501 163 2000-4.193-584 -2.265-1.229-115 -5.780-586 -3.989-1.134-71 2001-4.802-565 -2.342-1.634-261 -6.917-550 -4.593-1.462-312 2002-4.479-421 -2.642-1.382-34 -5.800-334 -4.228-1.126-112 2003-4.047-260 -2.436-1.163-188 -5.434-334 -3.782-1.012-306 2004-4.675-118 -3.144-1.330-83 -5.224 2-4.227-791 -208 Summe -23.617-2.258-14.310-7.126 77-38.491-2.253-28.461-7.365-412 45 und älter Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik Besonders stark wirkt sich die negative Entwicklung in der mobilsten Altersgruppe der 15 bis 30 Jährigen aus, wobei der Verlust an jungen Frauen seit 1997 in der Summe fast doppelt so hoch wie bei gleichaltrigen Männern ausfällt. Im Durchschnitt umfasst das jährliche Wanderungsdefizit dieser Altersgruppe seit dem Jahr 2000 rd. 4.200 weibliche Personen. Das entspricht der Hälfte aller jährlich im gleichen Zeitraum geborenen Mädchen. Im Jahr 2004 betrug der Anteil dieser Altersgruppe am Wanderungssaldo der weiblichen Bevölkerung ca. 81 %. Die anhaltenden Wanderungsverluste, vor allem der dominierende Anteil von Frauen im gebärfähigen Alter sowie mitwandernde Kinder, werden sich nachhaltig negativ auf das natürliche Reproduktionsvermögen der Thüringer Bevölkerung auswirken und zu einer weiter zunehmenden Überalterung führen. Der seit dem Jahr 2000 zu verzeichnende deutliche Anstieg der Wanderungsverluste bei Männern weist auf eine sich verschärfende Situation auf dem Thüringer Arbeitsmarkt und im Vergleich zum Bundesdurchschnitt, insbesondere jedoch zu den alten Ländern noch schlechtere Berufseinstiegs- und Entwicklungschancen hin. Der Anteil der Altersgruppe der 15 bis 30 Jährigen am Wanderungssaldo der männlichen Bevölkerung betrug 2004 ca. 67 %. Binnenwanderungsprozesse innerhalb von Thüringen tragen ebenfalls in erheblichem Maß zu Wanderungsgewinnen oder -verlusten einzelner Regionen oder Teilräume Thüringens bei. Wanderungsgewinne sowohl aus der Außen-, insbesondere aber aus der Binnenwanderung, verzeichnen der zentrale Thüringer Raum um Gotha, Erfurt, Weimar und Jena sowie Nachbargemeinden von anderen größeren Städten. Diese Gewinne sind das Ergebnis zeitlich begrenzter und überwiegend abgeschlossener Entwicklungen und Prozesse (siehe 2.1.6 - Zeitliche und Räumliche Differenzierung). Neben fast allen weiteren Städten mit mehr als 10.000 Einwohnern weisen vor allem strukturschwache Gebiete entlang der Landesgrenze erhebliche Wanderungsverluste auf.

DEMOGRAPHIEBERICHT BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG 15 Karte 4 2.1.3 Räumliche Entwicklung der Bevölkerung bezogen auf die Gebiete der Gemeinden, Verwaltungsgemeinschaften und erfüllenden/erfüllten Gemeinden (31.12.1994 bis 31.12.2004) Nordhausen Nordhausen Räumliche Entwicklung der Bevölkerung bezogen auf die Gebiete der Gemeinden, Verwaltungsgemeinschaften und erfüllenden/erfüllten Gemeinden 31.12.1994-31.12.2004 Heiligenstadt Leinefelde-Worbis Eichsfeld Sondershausen Kyffhäuserkreis Mühlhausen Unstrut-Hainich-Kreis Bad Langensalza Sömmerda Sömmerda Eisenach Wartburgkreis Bad Salzungen Gotha Waltershausen Gotha Erfurt Arnstadt Apolda Weimar Eisenberg Jena Weimarer Land Saale-Holzland-Kreis Gera Altenburg Altenburger Land Schmölln Schmalkalden Zella-Mehlis Schmalkalden-Meiningen Suhl Meiningen Ilm-Kreis Ilmenau Rudolstadt Saalfeld Saalfeld-Rudolstadt Pößneck Zeulenroda Greiz Greiz Hildburghausen Saale-Orla-Kreis Hildburghausen Sonneberg Sonneberg -15% und weniger -15% bis -5% -5% bis 5% 5% bis 15% 15% und mehr Städte über 10.000 EW Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik und eigene Berechnungen; Gebietsstand: 31.12.2004 2.1.4 Natürliche Bevölkerungsentwicklung (Geborene/Gestorbene) Zur Sicherung der einfachen natürlichen Bevölkerungsreproduktion ist eine allgemeine Fruchtbarkeitsziffer von statistisch betrachtet 2,1 Kindern je Frau im Alter von 15 bis 45 Jahren erforderlich. Dieser Wert wurde in Thüringen seit vielen Jahren nicht mehr erreicht. Allerdings reichen die Geburten der starken Jahrgänge aus, um in den 80er Jahren bei rückläufiger Gestorbenenzahl einen leichten Einwohnerzuwachs zu erzielen. Obgleich die Sterbefälle im Betrachtungszeitraum 1989-2004 weiter abnahmen, führte der 1990 beginnende Einbruch bei den Geburtenzahlen zu einer deutlich negativen natürlichen Bevölkerungsbilanz (siehe LEB 2004, Abbildung 5, Seite 29).

16 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DEMOGRAPHIEBERICHT Auf heutigem Gebiet Thüringens wurden 1989 noch 31.600 Kinder geboren. Bezogen darauf sank das Geburtenniveau im Jahr 1994 um 60 % ab und erreichte mit 12.721 Lebendgeborenen seinen niedrigsten Stand. Diese Geburtenausfälle werden, wenn diese Generation das Reproduktionsalter erreicht, sich als demographisches Echo sehr negativ auf die natürliche Entwicklung auswirken. Abb. 8 2.1.4 Fruchtbarkeitsziffer, Lebendgeborene und Zahl der Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren für den Zeitraum 1988 bis 2004 1.800 1.600 Summe der altersspezifischen Fruchtbarkeitsziffer Lebendgeborene1988-2004 40 35 600 575 Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren Lebendgeborene von 1988 bis 2004 40 35 Fruchtbarkeitsziffer 1.400 1.200 1.000 30 25 20 Lebendgeborene (Tausend) Frauen (Tausend). 550 525 500 475 450 30 25 20 Lebendgeborene (Tausend). 800 15 425 15 600 10 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 400 10 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik und eigene Berechnungen Obwohl die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter stetig abnimmt, ist bei den Geburten vorübergehend ein steigender Trend zu beobachten. Im Jahr 2004 wurden in Thüringen 17.310 Kinder geboren. Damit nähert sich der Freistaat dem - im internationalen Vergleich immer noch sehr niedrigen - Durchschnitt der Bundesrepublik mit statistisch rd. 1,4 Kindern je Frau im Alter zwischen 15 und 45 Jahren weiter an. Größere regionale Unterschiede in der Geburtenhäufigkeit sind hierbei für Thüringen nicht festzustellen. Über den Zeitraum 1989-2004 betrachtet bewegten sich fast alle Kreise nahe am Thüringer Durchschnitt. Lediglich der Stadtkreis Suhl realisierte deutlich geringere Geburtenzahlen. Traditionell hoben sich das Eichsfeld, mit Teilen des Eichsfeld- und Unstrut-Hainich-Kreises sowie der Landkreis Gotha positiv von der Gesamtentwicklung ab, jedoch wurden auch dort nur noch Werte um den Durchschnitt der alten Länder erzielt. Die gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten, häufig auch längere Ausbildungszeiten und Verhaltensänderungen in der Lebensplanung junger Menschen führten seit 1990 (bemessen am Lebensalter der Mütter) zur späteren Realisierung des Kinderwunsches. Die höchste Geburtenhäufigkeit weisen derzeit Frauen im Alter von 25 bis 30 Jahren auf, gegenüber 1990 eine Verschiebung um 4 bis 5 Jahre nach hinten.

DEMOGRAPHIEBERICHT BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG 17 Abb. 9 2.1.4 Fertilitätsrate in Thüringen - Summe der alterspezifischen Fruchtbarkeitsziffern 2,5 Ist Soll (2,1) alte Länder neue Länder Bundesrepublik 2,0 1,5 1,43 1,41 1,36 1,38 1,0 1,05 1,21 0,5 0,0 Quelle: 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 Thüringer Landesamt für Statistik Seit 1989 wurden bis Ende 2004 rd. 6.300 mehr Jungen als Mädchen geboren. Im gleichen Zeitraum starben rd. 32.900 mehr Frauen als Männer, was sich vor allem durch den höheren Frauenanteil an älteren und hoch betagten Menschen in Folge des II. Weltkrieges erklärt. Die Lebenserwartung von Frauen und Männern stieg in nur 12 Jahren um jeweils rd. 4 Jahre. Statistisch gesehen werden im Jahr 2004 geborene Jungen ihren 75. Geburtstag erleben, Mädchen gleichen Jahrgangs sehen danach 81 Lebensjahren entgegen. In allen Altersgruppen spiegelt sich dies seit 1990 in einer rückläufigen Sterblichkeitsentwicklung wider. Mit Ausnahme des Eichsfeldes zeigt der räumlich differenzierte Blick auf den natürlichen Saldo der letzen 16 Jahre eine starke Affinität zum Wanderungsgeschehen in dieser Zeit. Wo junge Menschen abwandern, fehlen sie auch als Eltern. Wo sie zuwandern, beeinflussen sie mit ihrem Familiennachwuchs auch die natürliche Bevölkerungsentwicklung positiv. Deutlich ablesbar ist diese Entwicklung in den Suburbanisierungsräumen der Städte Erfurt, Weimar und Jena. In Gegenden mit deutlich negativer natürlicher Bevölkerungsentwicklung treffen oft mehrere ungünstige Einflussfaktoren, wie Abwanderung, Überalterung und geringere Geburtenraten, zusammen.

18 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DEMOGRAPHIEBERICHT Karte 5 2.1.4 Natürliche Entwicklung der Bevölkerung bezogen auf die Gebiete der Gemeinden, Verwaltungsgemeinschaften und erfüllenden/erfüllten Gemeinden (31.12.1994 bis 31.12.2004) Nordhausen Nordhausen Natürliche Entwicklung der Bevölkerung bezogen auf die Gebiete der Gemeinden, Verwaltungsgemeinschaften und erfüllenden/erfüllten Gemeinden 31.12.1994-31.12.2004 Heiligenstadt Leinefelde-Worbis Eichsfeld Sondershausen Kyffhäuserkreis Mühlhausen Unstrut-Hainich-Kreis Bad Langensalza Sömmerda Sömmerda Eisenach Wartburgkreis Bad Salzungen Gotha Waltershausen Gotha Erfurt Arnstadt Apolda Weimar Eisenberg Jena Weimarer Land Saale-Holzland-Kreis Gera Altenburg Altenburger Land Schmölln Schmalkalden Zella-Mehlis Schmalkalden-Meiningen Suhl Meiningen Ilm-Kreis Ilmenau Rudolstadt Saalfeld Saalfeld-Rudolstadt Pößneck Zeulenroda Greiz Greiz Hildburghausen Saale-Orla-Kreis Hildburghausen Sonneberg Sonneberg -10% und weniger -6% bis -10% -2% bis -6% -2% und mehr Städte über 10.000 EW Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik und eigene Berechnungen; Gebietsstand: 31.12.2004 Bevölkerungswachstum durch Zuzug wird überwiegend von jüngeren Menschen bewirkt, so dass deren Familienzuwachs die zumeist altersbedingten Sterbefälle kompensiert. Auffällig ist die negative natürliche Bevölkerungsentwicklung im Thüringer Wald/Schiefergebirge, im Landkreis Greiz, in Gera und im Altenburger Land sowie im östlichen Kyffhäuserkreis. 2.1.5 Altersstrukturelle Entwicklung Der männliche und weibliche Anteil der Bevölkerung der einzelnen Jahrgänge zum Jahresende 2004 widerspiegelt neben den Auswirkungen der aufgezeigten räumlichen und natürlichen Bevölkerungsentwicklung im Zeitraum 1990 bis 2004 auch den vorherigen Einfluss der gesellschaftlichen Entwicklung auf das gegenwärtige demographische Abbild.

DEMOGRAPHIEBERICHT BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG 19 Die jährliche Zahl der Kinder erreichte seit 1990 weniger als die Hälfte des Aufkommens der 80er Jahre. Der anfänglich geringe Überschuss an Jungen weitet sich, infolge der höheren Wanderungsverluste bei den jungen Frauen, zu einem deutlichen Männerüberschuss im Erwerbsalter aus. Die höhere weibliche Lebenserwartung führt zum Frauenüberschuss im Rentenalter. Die Phase des Eintritts der geburtenstarken Vorkriegsjahrgänge ins Rentenalter ist beendet. Bis zum Jahr 2010 wird die Zahl der in die Altersgruppe 65 Jahre und mehr eintretenden Frauen und Männer deutlich abnehmen, um danach mit den geburtenstarken Jahrgängen der 50er und 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts wieder sehr stark anzusteigen. Darin wird eine besondere gesellschaftliche Herausforderung bestehen, da dann dem hohen Thüringer Bevölkerungsanteil im Rentenalter der geringer werdende Bevölkerungsanteil im Erwerbsalter gegenübersteht, was ursächlich auch mit den schwachen Geburtenzahlen seit 1990 zusammenhängt (Vgl. auch Abb. Entwicklung des Verhältnisses ausgewählter Altersgruppen zueinander (2004 bis 2020) ).

20 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DEMOGRAPHIEBERICHT Abb. 10 2.1.5 Altersaufbau der Bevölkerung 2004 und Vergleich zu 1990 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik und eigene Schätzungen

DEMOGRAPHIEBERICHT BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG 21 Nur bis 2010 erreichen relativ starke Jahrgänge das Alter höchster Geburtenhäufigkeit, so dass bei Fortbestand des derzeitigen Niveaus altersspezifischer Fruchtbarkeit ein zeitlich begrenztes Ansteigen der Geburten- und Kinderzahl erwartet werden kann. Die 10.Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung greift diese Erwartung auf. Bereits Ende 2004 waren gegenüber 1990 erhebliche Verschiebungen in der Besetzung der drei Hauptaltersgruppen zu verzeichnen. Waren im Jahr 1990 noch rund 509.000 Kinder in Thüringen vorhanden, so sank deren Zahl zum Jahresende 2004 auf rund 259.100 ab. Dabei ist der Rückgang in den Altersstufen der 9 bis 11 Jährigen besonders auffällig. Aufgrund des Eintritts noch geburtenstarker Jahrgänge in das Erwerbsalter war der Rückgang in dieser Altersgruppe mit rund 95.800 Personen noch vergleichsweise gering. Obgleich starke Jahrgänge ins Rentenalter wechselten, erhöhte sich jedoch der Altersdurchschnitt in dieser Altersgruppe. Während 1990 die 25 bis 40 Jährigen dominieren, wurde das Erwerbsalter im Jahr 2004 von den 40 bis 55 Jährigen bestimmt. Der Bevölkerungsanteil im Rentenalter nahm um rund 110.500 Personen zu, so dass heute schon jeder fünfte Einwohner Thüringens älter als 65 Jahre ist. Abb. 11 2.1.5 Entwicklung wichtiger Altersgruppen von 1990 bis 2004 14% 20% 65 Jahre und älter 15 bis 64 Jahre 66% 69% 0 bis 14 Jahre 20% 11% 1990 2004 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik 2.1.6 Zeitliche und räumliche Differenzierung 2.1.6.1 Phase I 1989-1991 Durch ausbleibende Geburten stieg der Gestorbenenüberschuss rasch an, dennoch wurde der starke Bevölkerungsverlust Thüringens noch maßgeblich von der hohen Abwanderung geprägt. Die unverzügliche Verbesserung persönlicher Lebensbedingungen, wegbrechende Arbeitsplätze und berufliche Neuorientierung sowie vor allem das noch drastische West-Ost-Gefälle im Lohnniveau veranlassten und veranlassen noch immer viele Thüringerinnen und Thüringer zur Übersiedlung in die alten Länder. Sowohl Fortals auch Zuzüge wurden von der männlichen Bevölkerungsgruppe dominiert.

22 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DEMOGRAPHIEBERICHT Gemeinden im grenznahen Raum zu Niedersachsen, Hessen und Bayern nehmen gegenüber weiten Teilen Thüringens, aufgrund von Arbeitspendelbeziehungen mit kurzen Distanzen, eine günstigere Entwicklung. Von überproportional hoher Abwanderung war die Region Ostthüringen stärker betroffen. Karte 6 2.1.6 Entwicklung der Bevölkerung bezogen auf die Gebiete der Gemeinden, Verwaltungsgemeinschaften und erfüllenden/erfüllten Gemeinden (31.12.1988 bis 31.12.1991) Nordhausen Nordhausen Entwicklung der Bevölkerung bezogen auf die Gebiete der Gemeinden, Verwaltungsgemeinschaften und erfüllenden/erfüllten Gemeinden 31.12.1988-31.12.1991 Heiligenstadt Leinefelde-Worbis Eichsfeld Sondershausen Kyffhäuserkreis Mühlhausen Unstrut-Hainich-Kreis Bad Langensalza Sömmerda Sömmerda Eisenach Wartburgkreis Bad Salzungen Gotha Waltershausen Gotha Erfurt Arnstadt Apolda Weimar Eisenberg Jena Weimarer Land Saale-Holzland-Kreis Gera Altenburg Altenburger Land Schmölln Schmalkalden Zella-Mehlis Schmalkalden-Meiningen Suhl Meiningen Ilm-Kreis Ilmenau Rudolstadt Saalfeld Saalfeld-Rudolstadt Pößneck Zeulenroda Greiz Greiz Hildburghausen Saale-Orla-Kreis -12,5% und weniger Hildburghausen Sonneberg Sonneberg -12,5 bis -7,5% -7,5% bis -2,5% -2,5% bis 2,5% 2,5% bis 7,5% 7,5% und mehr Städte über 10.000 EW Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik und eigene Berechnungen; Gebietsstand: 31.12.2004 2.1.6.2 Phase II 1992-1996 Zwischen 1992 und 1996 realisierte Thüringen insgesamt einen moderaten Einwohnerzuwachs durch Zuwanderung, so dass der Bevölkerungsrückgang in dieser Zeit von der negativen natürlichen Entwicklung bestimmt wurde. Der Wanderungsgewinn wurde vor allem durch Männer in den Altersgruppen 30 Jahre und älter getragen.

DEMOGRAPHIEBERICHT BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG 23 Obwohl mit der Gebietsreform im Jahr 1994 vor allem die großen Städte angrenzende Dörfer eingemeindeten und damit bisherige Einwohnerverluste verwaltungstechnisch zum Teil ausgleichen konnten, sind sie dennoch stark vom Bevölkerungsrückgang betroffen. Individueller Wohnungsbau in den Gemeinden um die Städte führte zu ausgeprägter Suburbanisierung entlang der Thüringer Städtereihe zwischen Eisenach und Gera sowie im Eichsfeld. Karte 7 2.1.6 Entwicklung der Bevölkerung bezogen auf die Gebiete der Gemeinden, Verwaltungsgemeinschaften und erfüllenden/erfüllten Gemeinden (31.12.1991 bis 31.12.1996) Nordhausen Nordhausen Entwicklung der Bevölkerung bezogen auf die Gebiete der Gemeinden, Verwaltungsgemeinschaften und erfüllenden/erfüllten Gemeinden 31.12.1991-31.12.1996 Heiligenstadt Leinefelde-Worbis Eichsfeld Sondershausen Kyffhäuserkreis Mühlhausen Unstrut-Hainich-Kreis Bad Langensalza Sömmerda Sömmerda Eisenach Wartburgkreis Bad Salzungen Gotha Waltershausen Gotha Erfurt Arnstadt Apolda Weimar Eisenberg Jena Weimarer Land Saale-Holzland-Kreis Gera Altenburg Altenburger Land Schmölln Schmalkalden Zella-Mehlis Schmalkalden-Meiningen Suhl Meiningen Ilm-Kreis Ilmenau Rudolstadt Saalfeld Saalfeld-Rudolstadt Pößneck Zeulenroda Greiz Greiz Hildburghausen Saale-Orla-Kreis -12,5% und weniger Hildburghausen Sonneberg Sonneberg -12,5 bis -7,5% -7,5% bis -2,5% -2,5% bis 2,5% 2,5% bis 7,5% 7,5% und mehr Städte über 10.000 EW Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik und eigene Berechnungen; Gebietsstand: 31.12.2004 Die Stadt-Umland-Wanderung wurde vor allem vom Wunsch vieler Thüringer nach Wohneigentum sowie den geringeren Baulandpreisen bei vielfältigerem Angebot in den Umlandgemeinden getragen. 2.1.6.3 Phase III 1997-1999 In abgeschwächter Form hielt die zuvor dargestellte Entwicklung auch noch bis Ende 1999 an. Zurückgehende Verluste, infolge natürlicher Entwicklung, standen einem insgesamt moderaten Wanderungsdefizit gegenüber.

24 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DEMOGRAPHIEBERICHT Karte 8 2.1.6 Entwicklung der Bevölkerung bezogen auf die Gebiete der Gemeinden, Verwaltungsgemeinschaften und erfüllenden/erfüllten Gemeinden (31.12.1996 bis 31.12.1999) Nordhausen Nordhausen Entwicklung der Bevölkerung bezogen auf die Gebiete der Gemeinden, Verwaltungsgemeinschaften und erfüllenden/erfüllten Gemeinden 31.12.1996-31.12.1999 Heiligenstadt Leinefelde-Worbis Eichsfeld Sondershausen Kyffhäuserkreis Mühlhausen Unstrut-Hainich-Kreis Bad Langensalza Sömmerda Sömmerda Eisenach Wartburgkreis Bad Salzungen Gotha Waltershausen Gotha Erfurt Arnstadt Apolda Weimar Eisenberg Jena Weimarer Land Saale-Holzland-Kreis Gera Altenburg Altenburger Land Schmölln Schmalkalden Zella-Mehlis Schmalkalden-Meiningen Suhl Meiningen Ilm-Kreis Ilmenau Rudolstadt Saalfeld Saalfeld-Rudolstadt Pößneck Zeulenroda Greiz Greiz Hildburghausen Saale-Orla-Kreis -12,5% und weniger Hildburghausen Sonneberg Sonneberg -12,5 bis -7,5% -7,5% bis -2,5% -2,5% bis 2,5% 2,5% bis 7,5% 7,5% und mehr Städte über 10.000 EW Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik und eigene Berechnungen; Gebietsstand: 31.12.2004 2.1.6.4 Phase IV 2000-2004 Seit dem Jahr 2000 übertrafen die Wanderungsverluste wieder die negativen Salden der natürlichen Entwicklung. Die kreisfreien Städte Gera und Suhl sowie Altenburg, Greiz, Leinefelde-Worbis und Rudolstadt hatten überproportional hohe Einwohnerverluste zu verzeichnen. Regional differenziert betrachtet waren in allen Landesteilen Gemeinden unterschiedlicher Größe von einer negativen Wanderungsbilanz betroffen. Wanderungsverluste (wie auch vereinzelte Wanderungsgewinne) sind landesweit zu verzeichnen. Regionen mit leicht überdurchschnittlichen Verlusten waren die östlichen und südöstlichen Landkreise, der östliche Thüringer Wald, das nordöstliche Thüringer Becken, die Höhenzüge Nordthüringens und die Vordere Rhön. Die in dieser Phase wieder stark gestiegenen Wanderungsverluste waren hauptsächlich auf die verschärfte Situation des Arbeitsmarktes und die unterdurchschnittlichen Löhne in Thüringen zurückzuführen.

DEMOGRAPHIEBERICHT BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG 25 Für die Wohnsitzwahl gewannen in zunehmendem Maße andere Standortfaktoren an Bedeutung, insbesondere der Ausstattungsgrad an sozialer und technischer Infrastruktur sowie die Kosten der Mobilität. Der Bevölkerungszuwachs von Jena und Weimar in diesem Zeitfenster war auf Anreize bezüglich der Hauptwohnsitznahme und, infolge dessen, erfolgter Ummeldungen von Studenten zurückzuführen. Karte 9 2.1.6 Entwicklung der Bevölkerung bezogen auf die Gebiete der Gemeinden, Verwaltungsgemeinschaften und erfüllenden/erfüllten Gemeinden (31.12.1999 bis 31.12.2004) Nordhausen Nordhausen Entwicklung der Bevölkerung bezogen auf die Gebiete der Gemeinden, Verwaltungsgemeinschaften und erfüllenden/erfüllten Gemeinden 31.12.1999-31.12.2004 Heiligenstadt Leinefelde-Worbis Eichsfeld Sondershausen Kyffhäuserkreis Mühlhausen Unstrut-Hainich-Kreis Bad Langensalza Sömmerda Sömmerda Eisenach Wartburgkreis Bad Salzungen Gotha Waltershausen Gotha Erfurt Arnstadt Apolda Weimar Eisenberg Jena Weimarer Land Saale-Holzland-Kreis Gera Altenburg Altenburger Land Schmölln Schmalkalden Zella-Mehlis Schmalkalden-Meiningen Suhl Meiningen Ilm-Kreis Ilmenau Rudolstadt Saalfeld Saalfeld-Rudolstadt Pößneck Zeulenroda Greiz Greiz Hildburghausen Saale-Orla-Kreis -12,5% und weniger Hildburghausen Sonneberg Sonneberg -12,5 bis -7,5% -7,5% bis -2,5% -2,5% bis 2,5% 2,5% bis 7,5% 7,5% und mehr Städte über 10.000 EW Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik und eigene Berechnungen; Gebietsstand: 31.12.2004 2.1.7 Pendlerbewegungen Die Landesgrenze überschreitende Erwerbspendler sind bei längeren Arbeitswegen, auch aufgrund der steigenden Mobilitätskosten, potentielle Abwanderer. Thüringen weist zusammen mit Sachsen-Anhalt die höchste Auspendlerquote jener Flächenländer auf, die nicht an eine Metropole grenzen (z. B. Brandenburg/Berlin, Schleswig-Holstein/Hamburg). Obwohl die absolute Zahl der in Thüringen wohnhaften sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sinkt (1999-2004 = -12 %),