Phosphor bleibt spannend

Ähnliche Dokumente
BIOCHEMIE DES PHOSPHATS. Von Ramona Achorbagi und Natali Rabzewitsch

ortho-phosphate (ca. 200 Arten, besonders häufig Apatite!!!! 3 Ca3(PO4)2 CaX2! Ca10(PO4)6X2, X= F, Cl, OH)

Anorganische Chemie III - Festkörperchemie

Allotrope Kohlenstoffmodifikationen

Silicium. Darstellung:

Titandioxid TiO 2. Herstellung und Verwendung. Vortrag von Vera Mans

Fortschritte bei der Synthese anorganischer Nanoröhren und Fulleren-artiger Nanopartikel

Allotrope Kohlenstoffmodifikationen. Ein Vortrag von Patrick Knicknie. Datum: Raum:112

Vorlesung Anorganische Chemie I: Pentele

Anorganische Chemie III - Festkörperchemie

Edelgasverbindungen. Silvana Röse, Patrick Dannecker. Institut für anorganische Chemie Seminar zum Fortgeschrittenenpraktikum

Quasikristalle. Kilian Wüst & Nadine Gaß. Institut für Anorganische Chemie Seminar zum Fortgeschrittenenpraktikum

Chemisches Gleichgewicht in homogenen Systemen I Seminarvortrag SoSe 08

2.!-rhomboedrisches Bor

Abschlußklausur. Praktikum Anorganische und Analytische Chemie. Aufgabe Punkte (je 10) Name: Vorname: Matrikel-Nr.

Allotrope Modifikationen des Kohlenstoffs. Ein Vortrag von Julian Franzgrote, Thorben Hagedorn und Niklas Weitkemper

Anorganische Chemie Martin Schwiertz Helena Wagenleitner

Anorganische Chemie I Dr. Egbert Figgemeier. 04. Dezember 2006

Chemie im Alltag Online-Projekt-Labor (Wintersemester 2015/2016)

Vom Molekül zum Material. Thema heute: Nanostrukturierte Materialien

Polymorphie Festkörperpraktikum Modul AC III

Verbrennungsrechnung als kinetischer Simulationsansatz

Pentelide der p-block-elemente

Übersicht. Wasserstoff-Verbindungen

Matthias Becker Nadine Bruns. FH Münster WS 2010/11

Übungen zur Vorlesung Chemie der Hauptgruppenelemente. im WS 2010/11

Teilprüfung Anorganische Chemie

Phosphate in der Biologie. Von Christian Kappel

OC07: Click -Reaktionen: Ein vielseitiges Werkzeug zur Synthese

Synthesis of Polymeric Nitrogen

Dichlorobis(triphenylphosphin)nickel(II)

Modul: Allgemeine Chemie

Halogen-, Interhalogenund Edelgas-Verbindungen

Polymer- Carbon Nanotube- Komposite. Lysander Jankowsky (136309)

Reine Kohlenstoffstrukturen

Vom Quarz zum hochreinen Silicium

Google-Ergebnis für

Ionenbindungen, Ionenradien, Gitterenergie, Born-Haber-Kreisprozess, Madelung-Konstante

Chemie Referat. Eigenschaften

3. Übung Grundlagen der Hauptgruppenchemie

Arbeitsblatt zum Stationenlernen "Eigenschaften von Metallen"

Online-Messungen chemischer Parameter im Einzugsgebiet von Theel und Ill Zustandsvergleich

Silber 1.1 Allgemeines 1.2 Chemische Eigenschaften 1.3 Vorkommen

Metallkatalysierte Herstellung von Nanostrukturen aus Fullerenen

Anorganische Chemie III - Festkörperchemie

Die chemische Bindung

2.4 Metallische Bindung und Metallkristalle. Unterteilung in Metalle, Halbmetalle, Nicht metalle. Li Be B C N O F. Na Mg Al Si P S Cl

7 Charakterisierung von Sol-Gel-Materialien

Werkstoffwoche / Symposium K2 Keramische Verbundwerkstoffe

AeroBasalt - Erforschung eines energieeffizienten, ultraleichten, recycelbaren Faserverbundwerkstoffes aus Basaltfasern und Silikat-Aerogelen

Fluoreszenzlampen. Von Tammo Ackermann

Darstellung des Messings Cu 2 Zn

Chemie der Metalle (Nachklausur)

Reaktivität von Zucker, Eisen und Paraffi n. Weiterbildung für fachfremd unterrichtende Lehrkräfte

Aufgabe Punkte (je 10) Anorganisches Grund-Praktikum (Lehramt/2-Fach Bachelor) Abschlußklausur (Nachklausur)

I. Geschichte der Röntgenstrahlen

5. Amorphe Festkörper

Röntgen- Pulverdiagramme

Polarisierte IR-Spektroskopie an einkristallinen Oberflächen im UHV

Polymere Die Struktur bestimmt die Eigenschaft. Name: Datum:

Grundlagen-Vertiefung PW3. Kristalle und Kristallstrukturen Version von 15. Oktober 2013

Mich l ae R h e t ors Marco Pototzki

man sagt : Phosphor + Sauerstoff reagieren Tetraphosphorzu dekaoxid

Abschlußklausur (Nachklausur)

Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät Institut für Chemie Abteilung Anorganische Festkörperchemie Prof. Dr.

Einführung in Werkstoffkunde

Halogen-, Interhalogenund Edelgas-Verbindungen

Technischer Aufschluss von Substraten

C. Röhr, Phosphor, WS 09/10. Phosphor Phosphane Phosphide -

Anorganische Chemie I (Chemie der Metalle) Übungsfragen

Aktuelle Beispiele aus der Forschung

Darstellung von Borphosphid

Vom Atombau zum Königreich der Elemente

Kalium 13-vanadonickelat(IV) K 7 [NiV 13 O 38 ]*16 H 2 0

Anorganische Chemie I Dr. Egbert Figgemeier. 15. Januar 2007

Inhaltsverzeichnis. Vorwort

Chloro(triphenylphosphin)gold(I)

A6. METALLORGANISCHE CHEMIE Masterstudiengang Chemie

Anorganische Chemie I

Dr. Thomas H. Rehm Prof. Dr. Anke Krueger Dr. Benjamin Sahlmann.

Vortag OC07 Moderne Synthesemethoden Jessica Hilschmann

Aktuelle Chemie der Nichtmetalle Moderne Stickstoffchemie

Lernmaterial Lernfeld 1 Grundlagen Physik und Chemie. Chemische Grundlagen, Bindungsarten. Zu Erinnerung : Schematischer Aufbau eines Wasserstoffatoms

Synthese von polymerem Stickstoff

LADME- Model und Hilfsstoffe:

Photochemische Umlagerung von Azobenzen

Die kovalente Bindung

Sauerstoffzuleitung Widerstandsheizung Quarzrohr Wafer in Carrier. Bubblergefäß mit Wasser (~95 C) Abb. 1.1: Darstellung eines Oxidationsofens

Kaliumdioxalatocuprat(II)- dihydrat

Jia Hui Lew Shir Ling Siew

Anorganische Peroxide und Radikale. Von Aktivsauerstoff und Treibhauseffekt

Von Bauxit zum Aluminium

Werkstoffe Band 2: Metalle, Keramiken und Gläser, Kunststoffe und Verbundwerkstoffe

S YNTHESE 6: Bis(benzol)chrom(0) [Cr(η 6 -C 6 H 6 ) 2 ] Zürich, WS 04/05 OACP 2

Anorganische Chemie I Dr. Egbert Figgemeier. 13. November 2006

Kakodyl und seine Bedeutung für die Metallorganische Chemie

Protokoll. - Darstellung von (NH 4 ) 6 [Co 2 Mo 10 O 30 ] - Theorie:

Teilprüfung Anorganische Chemie

Transkript:

Phosphor bleibt spannend Vortrag zum Anorganischen Kolloquium Greil Sebastian 21.12.2006 Phosphor bleibt spannend veröffentlicht 2006 in der Angewandten Chemie von Arno Pfitzner

Gliederung 1. Einführung 2. Bisher bekannte Formen des Phosphors 3. Neu entdeckte Strukturen 4. Ausblick

Historisches Entdeckung des elementaren Phosphors (weiß) 1669 durch Hennig Brandt leuchtet im Dunklen 1675 verkauft H. Brandt seine Erfindung an J. D. Krafft 1865 Entdeckung des violetten (hittorfschen) Phosphors durch Johann Willhelm Hittorf 1867 Entwicklung des Herstellungsverfahrens aus Phosphatgestein von Aubertin und Boblique

Herstellung Seit Ende des 19.Jahrhunderts elektrothermische Herstellung aus Phosphaten im trockenen Aufschluss: 2 Ca 3 (PO 4 ) 2 + 6 SiO 2 + 10 C 6 CaSiO 3 + 10 CO + P 4 H = +1543 kj/kg Stromverbrauch etwa 13 kwh/kg Phosphor

Phosphormodifikationen

Weißer Phosphor P4 weiße, wachsartige Substanz, die im Dunklen leuchtet Tetraedrische Struktur, gespannte Bindungswinkel von 60 reaktivste Modifikation Giftig Verwendung in Streichholzköpfen und im Militär (Brand- und Nebelbomben) 3 Modifikationen: - α-form (kubisch) - β-form (hexagonal) ab -77 C - neu entdeckt: γ-form Unter hohem Druck (1,2 GPa) Umwandlung in schwarzen Phosphor (P4-Bild) [2]

Schwarzer Phosphor Bei RT stabilste Modifikation eine amorphe und drei kristallinen Formen Gewellte Phosphorschichten Ungiftig, unlöslich, nahezu unbrennbar und sehr reaktionsträge Leitet den elektrischen Strom; Halbleiter [2]

Roter Phosphor aus weißem Phosphor durch mehrstündiges Erhitzen bei ca. 360 C mehrere amorphe und kristalline Formen, alle sind polymer liegt tiefrot entweder als Pulver oder in kompakten Stücken vor ungiftig, relativ reaktionsträge und schwer brennbar Wird industriell genutzt, jedoch Struktur noch ungeklärt Durch Rekristallisation in geschmolzenem Blei Überführung in violetten Phosphor

Violetter (Hittorfscher) Phosphor entsteht beim ein- bis zweiwöchigen Erhitzen von weißem Phosphor auf ca. 550 C oder durch Rekristallisation aus rotem Phosphor Nichtleitendes Polymer, ungiftig, relativ reaktionsträge (Links roter Phosphor, rechts violetter) Aufklärung der Struktur 1969 durch Thurn und Krebs Pentagonale Röhren aus kovalent gebundenen Phosphoratomen [2]

Neu entdeckte Phosphorstrukturen Faserförmiger Phosphor Phosphor Nanoröhren Weißer Phosphor; γ-form

Faserförmiger Phosphor 1969 bereits von Thurn und Krebs postuliert Nebenprodukt bei der Bildung von violettem Phosphor Büschel aus feinen, parallel liegenden Fasern [2] Parallelanordnung der Doppelröhren ähnlich dem violetten Phosphor

Violetter Phosphor Faserförmiger Phosphor Beide sind sich relativ ähnlich und äußerlich kaum unterscheidbar Farbe: hellrot bis violett Aber: Faserförmiger Phosphor bildet unter mechanischer Belastung dünne Fäden violetter Phosphor bildet Plättchen Unterscheidung auch in Pulverdiffraktogrammen und im Transmissionselektronenmikroskop beide sind energetisch gleichwertig [3] Faserförmiger P. Violetter P. [3]

Phosphor - Nanoröhren Häser und Böck schlugen bereits Alternativstrukturen vor Bei der Synthese von Ionenleitern fand man (CuI) 3 P 12 Bestätigung der postulierten Struktur Aber: CuI-Templat noch enthalten Konnte durch Cyanid herausgelöst werden und man erhielt polymeren Phosphor P 8 -Einheiten verknüpft mit P 2 -Einheiten P 10 -Einheiten verknüpft mit P 2 -Einheiten [6]

Phosphor - Nanoröhren Experimentell: elementarer Phosphor wird mit stöchiometrischen Mengen an CuI versetzt und in HT- Synthese werden die CuI Addukte erhalten - (CuI) 8 P 12 - (CuI) 3 P 12 - (CuI) 2 P 14 [2] Entfernung des CuI-Templats Dunkelrotes/braunes Produkt mit Fasern dünner als 1nm, an Luft relativ stabil [4]

γ-phosphor Dritte Modifikation von weißem Phosphor Entdeckt bei NMR- Untersuchungen bei 108 K Bildung bei schneller Abkühlung von weißem Phosphor und anschließender langsamer Erwärmung Stabil bis 160 K Die Struktur wie bei β-phosphor hexagonal, aber bei γ-phosphor weniger planar γ-phosphor β-phosphor [7]

Ausblick Suche nach räumlichen Phosphorstrukturen ähnlich den Fullerenen Aufklärung der Struktur des roten Phosphors und der gezielten Synthese Verfahren mit festen LM auch bei anderen Elementen

Literaturverzeichnis [1] A. Pfitzner, Angew. Chem. 2005, 118, 714-715 [2] A. Pfitzner, Blick in die Wissenschaft 2006, 18, 4-9 [3] M. Ruck, D. Hoppe, B. Wahl, P. Simon, Y. Wang, G. Seifert, Angew. Chem. 2005, 117, 7788-7792 [4] A. Pfitzner, M. F. Bräu, J. Zweck, G. Brunklaus, H. Eckert, Angew. Chem. Int. Ed. 2004, 116, 4324-4327 [5] H. Thurn, H. Krebs, Acta Crystallogr. Section B, 1969, 25, 125 [6] S. Böcker, M. Häser, Z. Anorg. Allg. Chem. 1995, 621, 258-286 [7] H. Okudera, R. E. Dinnebier, A. Simon, Z. Kristallogr. 2005, 220, 259-264 [8] http://www.uniterra.de/rutherford/ele015.htm [9] http://www.lawa.lu.ch/phosphor-word.pdf [10] Holleman Wiberg, Lehrbuch der Anorganischen Chemie, 101.Auflage, degruyter, 1995