Standards. für die. Ernährung und Bewegungsförderung. von Kindern in Remscheid

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Transkript:

Standards für die Ernährung und Bewegungsförderung von Kindern in Remscheid - beschlossen auf der Sitzung der Gesundheitskonferenz für Remscheid am 4. Juni 2008 -

Standards werden hier nicht im Sinne einer Vorschrift begriffen, die buchstabengetreu umgesetzt werden muss. Sie sind vielmehr als Leitschnur zu verstehen, die Hilfestellung bei der eigenen Organisationsentwicklung geben kann. Sie beinhalten darum keinen für alle verpflichtenden Mindeststandard, sondern bewusst einen hohen Qualitätsstandard für Bewegung und Ernährung, dem sich Einrichtungen annähern sollen. Die Ernährungsstandards basieren auf den Erkenntnissen des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) in Dortmund, die Bewegungsstandards fußen auf den Arbeiten verschiedener Fachleute (z.b. Prof. Renate Zimmer, Dr. Christine Graf) aus den Bereichen Psychomotorik und Sportmedizin. Sie sind zusammenfassend dargestellt in den Veröffentlichungen des FKE bzw. aid- Infodienstes 1, eines unabhängigen, vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz geförderten gemeinnützigen Vereins. Der aid-infodienst hat auch eine grafisch gestaltete Bewegungspyramide entwickelt. Ernährungsstandards Die neuen Qualitätsstandards für eine gesunde Ernährung von Kindern und Jugendlichen in Remscheider Kindertageseinrichtungen und Schulen sollen das Recht der Kinder auf Gesundheit untermauern. In der Regel nehmen die Kinder drei Mahlzeiten in den Einrichtungen zu sich: ein Frühstück, die warme Mittagsmahlzeit und ein bis zwei Zwischenmahlzeiten. Die im folgenden formulierten Qualitätsstandards beziehen sich auf diese drei Mahlzeiten. Ausführliche Erläuterungen für die Umsetzung in Einrichtungen liegen den Standards bei. Die Qualitätsstandards 1. Qualitätsstandard: Als Basis für die Lebensmittelauswahl und -verteilung für alle drei Mahlzeiten wird das Konzept der Optimierten Mischkost kurz optimix des Forschungsinstituts für Kinderernährung, Dortmund herangezogen. 2. Qualitätsstandard: Das Frühstück wird von der Kindertageseinrichtung als Frühstücksbuffet / gemeinsames Frühstück angeboten. 3. Qualitätsstandard: Die Erstellung des Speiseplans für das Mittagessen erfolgt nach der Checkliste für 2 Wochen (10 Essenstage) des Forschungsinstituts für Kinderernährung, Dortmund. 4. Qualitätsstandard: Das Ernährungsangebot ist süßigkeitenfrei und zuckerarm. Die Optimierte Mischkost - Die Lebensmittelauswahl Die Verpflegung in der Kindertageseinrichtung und der Schule soll gesundheitsfördernden Maßstäben entsprechen. Die Optimierte Mischkost optimix - ist mittlerweile in Deutschland Standard der Ernähung von Kindern und Jugendlichen im Alter von 1 bis 18 Jahren. Aus wissenschaftlicher Sicht erfüllt optimix zwei wesentliche Forderungen: Optimix deckt den Bedarf an allen Nährstoffen, die Kinder und Jugendliche für Wachstum, Entwicklung und Gesundheit benötigen Optimix erfüllt die aktuellen Empfehlungen zur Prävention (Vorbeugung) ernährungsmitbedingter Krankheiten (Zivilisationskrankheiten), z.b. Diabetes mellitus Typ II, Herz-Kreislauf- Krankheiten, Adipositas (Fettsucht), Osteoporose, Gicht und mancher Krebsarten. Um die absolute Verzehrsmenge jeder Lebensmittelgruppe pro Kind in lebensmittelbezogene Empfehlungen zusammenzufassen und damit alltagstauglicher zu machen, wurden drei Regeln abgeleitet, die das Mengenverhältnis der Lebensmittelgruppen untereinander umsetzen. 1 www.aid.de und www.fke-do.de (folgende Broschüren des FKE: Empfehlungen für die Ernährung von Kindern und Jugendlichen, Empfehlungen für das Mittagessen in Kindertagesstätten und Ganztagsschulen) 2

Die drei Regeln: SPARSAM: Fett- und zuckerreiche Lebensmittel (Speisefette, Süßwaren, Knabberartikel) MÄSSIG: Tierische Lebensmittel (Milch, Milchprodukte, Fleisch, Wurst, Eier, Fisch) REICHLICH: Pflanzliche Lebensmittel (Gemüse, Obst, Getreideerzeugnisse, Kartoffeln) und Getränke (kalorienfrei oder arm) Durch die farbliche Unterlegung mit den klassischen Ampelfarben, kann man sich die drei Regeln sehr gut merken: grün für reichlich freie Fahrt: jederzeit und gerne, gelb für mäßig Achtung: langsam auf die Bremse treten, Mengen beachten, rot für sparsam Stop, bremsen: nur ab und zu. Egal welche Altersgruppe versorgt wird, wichtig sind die Mengenverhältnisse der einzelnen Lebensmittelgruppen untereinander. Insofern eignet sich dieses Konzept hervorragend für die Anwendung in der Gemeinschaftsverpflegung (Kindertageseinrichtung und Schulen) von Kindern. Die folgenden Mahlzeiten-Pyramiden zeigen, welche Lebensmittel zu den einzelnen Mahlzeiten im Tagesverlauf der Kindertageseinrichtung gehören. Die Mengenverteilung der Lebensmittel wird durch die Größe der Fläche der Lebensmittelgruppen in der Pyramide deutlich. Von den Lebensmitteln, die den Pyramidensockel bilden, sollte also mehr gegessen werden als aus der Lebensmittelgruppe, die die Pyramidenspitze darstellt. FKE-Frühstückspyramide Die Basis des Frühstücks bilden fettarme Milch und Milchprodukte z.b. in Form von einem Glas Milch, Käse oder Naturjoghurt. Zweiter wichtigster Bestandteil sind frisches Obst und Gemüserohkost in jeglicher Form. Dazu gibt es Getreideprodukte als Brot oder Getreide(-flocken). Das Angebot an Getreideprodukte sollte zu mehr als 50 % aus Vollkorn bestehen. Mit Wurst und Fett sollte sparsam und behutsam umgegangen werden. Zum Frühstück wird ein zuckerfreies bzw. energiearmes Getränk in Form von (Mineral-)Wasser oder Tee angeboten. 3

Ziel Das Frühstück richtet sich an den Empfehlungen der Frühstückspyramide der optimierten Mischkost des Forschungsinstituts für Kinderernährung aus. Das Frühstück wird von der Kita angeboten, z.b. als Frühstücksbuffet. Das Frühstück wird in der Gemeinschaft und in einer ruhigen Atmosphäre eingenommen. FKE-Pyramide für warme Mahlzeiten Hauptbestandteil der warmen Mahlzeit sind Kartoffeln, Reis oder Nudeln. Dazu gibt es reichlich Gemüse oder Salat/Rohkost. Ein bis zweimal in der Woche kann eine kleine Portion fettarmes Fleisch als Beilage gereicht werden. Fisch sollte mindestens einmal pro Woche auf dem Speiseplan stehen. An den anderen Tagen gibt es vegetarische Gerichte mit Hülsenfrüchten, anderem Getreide, Kartoffeln, Reis oder Nudeln, z.b. als Eintopf, Gratin, Auflauf oder Bratlingen. Ein Nachtisch ist in optimix nicht notwendig und auch nicht sinnvoll. Zu der warmen Mahlzeit wird ein zuckerfreies bzw. energiearmes Getränk in Form von (Mineral-)Wasser oder Tee angeboten. Checkliste für der Erstellung und Beurteilung eines Speisewochenplans für 2 Wochen Täglich Kartoffeln, Vollkornnudeln, Vollkornreis, Getreide: Beispiel: 4-mal Kartoffeln, 2-mal Vollkornnudeln, 2-mal Vollkornreis, einmal Getreidebratlinge, einmal Hülsenfrüchte Täglich Gemüse bzw. Rohkost: Beispiel: 4-mal Rohkost, 6-mal freie Wahl 3 bis 4 mal Fleisch Beispiel: 2-mal ein separat Stück Fleisch guter Qualität, 2-mal in Soße 1- bis 2-mal Seefisch einmal Ei oder einmal süßes Hauptgericht 3- bis 5-mal ein rein vegetarisches Gericht Ziel: Das Mittagessen richtet sich an den Empfehlungen der Lebensmittelpyramide für warme Mahlzeiten der optimierten Mischkost des Forschungsinstituts für Kinderernährung aus. Die Erstellung eines 2-Wochen-Speiseplans richtet sich an obenstehender Checkliste aus. Das Mittagessen enthält mehr pflanzliche Lebensmittel. Das Mittagessen wird in einer ruhigen Atmosphäre eingenommen, in der die Kinder sich auf das Essen konzentrieren können. 4

FKE-Pyramide für Zwischenmahlzeiten Die zwei Zwischenmahlzeiten werden üblicherweise vormittags (als zweites Frühstück) oder nachmittags gegessen. Hauptsächlich bestehen die Zwischenmahlzeiten aus Obst oder Gemüse/Rohkost, Brot oder Getreideflocken und einer Portion Milch oder einem Milchprodukt. In der optimierten Mischkost kann an manchen Tagen als Zwischenmahlzeit auch etwas Süßes, Kuchen, Eis oder Knabberartikel angeboten werden (10% geduldete Lebensmittel). Da jedoch der Zuckerund Süßigkeitenanteil außerhalb der Gemeinschaftsverpflegung im Tagesverlauf den geduldeten Rahmen abdeckt, sollte auf die süße Zwischenmahlzeit in der Kindertageseinrichtung und Ganztagsschule in der Regel verzichtet werden. Als Getränk sollte den Kindern Wasser oder Tee zur Verfügung stehen. Ziel: Die Zwischenmahlzeiten richten sich an den Empfehlungen der Lebensmittelpyramide für Zwischenmahlzeiten der optimierten Mischkost des Forschungsinstituts für Kinderernährung aus. In der Kita und in der Ganztagsschulen werden als Zwischenmahlzeit keine Süßigkeiten angeboten. Frisches Obst und Rohkost sollten täglich als Zwischenmahlzeit angeboten werden. 5

Bewegungsstandards Grundsätze Im frühen Kindesalter funktioniert Lernen vor allem über Bewegung und die sinnliche Auseinandersetzung mit der eigenen Umwelt: Kinder betasten und erfassen ihr Umfeld, sie erproben das Prinzip von Ursache und Wirkung, experimentieren systematisch mit der Schwerkraft und testen kontinuierlich ihre Grenzen. Je vielfältiger die Eindrücke und je mehr Sinneskanäle ein Kind nutzen kann, desto komplexer werden die Verbindungen, die sich im Gehirn zwischen den Nervenzellen bilden. Bei ihrer Geburt verfügen Kinder zwar über mehr als einhundert Milliarden Nervenzellen. Doch von Nutzen sind diese erst, wenn sie miteinander verknüpft sind. Die Formel ist einfach Zellen, die nicht genutzt werden, gehen verloren. Körperliche Aktivität sorgt hier für vielfältige Reize und schafft beste Voraussetzungen für die weitere Entwicklung. Auch für das Erlernen von Sprache ist es unentbehrlich, dass sich Kinder mit ihrer Welt bewegt auseinandersetzen. Bewegungs- und Sprachentwicklung sind eng miteinander verbunden. Daraus folgt, dass Sprache nicht isoliert gefördert werden darf, auch nicht unter dem PISA-Druck, fordert die Sportpädagogin und ehemalige Lehrerin Prof. Renate Zimmer. In eigenen Studien konnte sie nachweisen, dass Kindergartenkinder durch tägliche Bewegung bei einem Intelligenztest signifikant besser abschnitten. Auch ein positiver Zusammenhang zwischen der Sprachentwicklung und motorischen Fähigkeiten sei belegt. Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang, aber sie leben in einer Welt, die ihn eher hemmt als fördert. Das liegt zum einen an der Gestaltung der natürlichen Umwelt mit großer Autodichte und zum anderen an den gesellschaftlichen Veränderungen, die auch Auswirkungen auf das Familienleben haben. Während sich Kinder ihre Umwelt nicht (mehr) gefahrlos selbst aneignen können, partizipieren sie immer stärker an den medialen Indoor-Alternativen auf Kosten von natürlicher Alltagsbewegung. Darum gehört eine geplante Bewegungserziehung zu den elementaren Aufgaben von Kindertageseinrichtungen und auch von Grundschulen und den Betreuungsangeboten im Rahmen der Offenen Ganztagsgrundschule. Denn wenn die in der Bewegungspyramide geforderten 120 Minuten statt der im Moment realistischen 53 Minuten Wirklichkeit werden sollen, muss Bewegung aktiv in den Alltag der Kinder eingebunden werden. Die Remscheider Standards zur Bewegungsförderung sind gegliedert in die Aspekte Bewegungsangebote, Bewegungsfördernde Raumgestaltung, Bewegungsfreundliche Tagesstruktur und Förderung bewegungsauffälliger Kinder. Es werden zu allen Bereichen Ziele formuliert und konkrete Maßnahmen aufgelistet. 6

Übergreifendes Ziel: Die Kinder behalten und entwickeln Freude an körperlicher Aktivität und werden in ihren motorischen Fähigkeiten gefördert. Damit wird die gesamte kindliche Entwicklung unterstützt und das Selbstvertrauen positiv beeinflusst. Einzelziel des Aspekts Bewegungsangebote : In der Einrichtung sind spezielle Angebote zur Entwicklung motorischer Fähigkeiten vorhanden. Maßnahmen: Es werden regelmäßig ganzheitliche Bewegungseinheiten mindestens einmal in der Woche für 30 45 Minuten für alle Kinder durchgeführt. Es ist eine Bewegungsbaustelle als tägliches Freispielangebot eingerichtet und es werden gezielt Impulse zur Nutzung gegeben. Es gibt Tanzgruppen oder Rhythmikangebote für alle Interessierten. Es werden regelmäßig wöchentliche Waldtage oder wetterunabhängige Spaziergänge durchgeführt. Den ErzieherInnen werden Fortbildungen aus den Bereichen Psychomotorik, Rhythmik und Bewegungserziehung angeboten. Es findet mindestens ein Elternabend im Jahr zur Bewegungserziehung statt. Es gibt zumindest in Familienzentren ein wöchentliches Eltern-Kind-Turnangebot für 2-3- jährige Kinder, möglichst in Kooperation mit einem Sportverein. Einzelziel des Aspekts Bewegungsfördernde Raumgestaltung : Die Einrichtung ist bewegungsfreundlich gestaltet. Maßnahmen: Es ist ein Bewegungsraum vorhanden oder es kann eine Turnhalle genutzt werden. Es sind eine Bewegungslandschaft und animierende Spielgeräte vorhanden. Es gibt Bewegungsmöglichkeiten und Bewegungsmöbel in der ganzen Einrichtung (z.b. Schaukelsack). Die räumlichen Gegebenheiten (z.b. Treppen und Flure) werden auf die ihnen innewohnenden Bewegungsmöglichkeiten geprüft und einbezogen. Es ist bewegungsaufforderndes Material (Bälle, Reifen, Fahrzeuge, etc.) vorhanden. Es gibt ein bewegungsfreundlich gestaltetes Außengelände mit entsprechendem Material und angemessene Kleidung (Matschhosen, etc.). Einzelziel des Aspekts Bewegungsfreundliche Tagesstruktur : Das Bewegungsbedürfnis der Kinder ist in den Alltag integriert und wird durch Rituale angeregt. Maßnahmen: Die Kinder können die Bewegungsmöglichkeiten innen und außen spontan und wetterunabhängig frei nutzen. Es werden täglich Bewegungsrituale zu verschiedenen Anlässen (Bewegungslieder und spiele im Stuhlkreis, aktive Pause draußen,...) durchgeführt. 7

Einzelziel des Aspekts Förderung bewegungsauffälliger Kinder : Kinder mit motorischen Defiziten und bewegungsarme Kinder werden zu körperlicher Aktivität motiviert. Maßnahmen: Kinder erlangen Spaß an Bewegung und Sicherheit durch gezielte Angebote für einzelne Kinder oder Gruppen (ggf. mit Kooperationspartnern). Bewegungsarme Kinder werden gezielt motiviert und gefördert. Förderpläne für einzelne Kinder werden aufgestellt. Die Kinder werden gezielt im Hinblick auf ihren Entwicklungsstand (motorische und andere Aspekte) beobachtet und bei Bedarf werden auffällige Kinder an Kinderärzte und/oder Therapeuten weitervermittelt. Die Vernetzung mit ortsnahen Sportvereinen ist anzustreben. Ansprechpartnerin: Frauke Türk, FD 2.53, Geschäftsstelle Gesundheitskonferenz, 16-2407, tuerk@str.de 8