Antje Bostelmann Michael Fink. Methodenbox für die Krippe Grundlagen und Arbeitshilfen zur Beobachtung und Dokumentation bei Kindern unter 3

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Transkript:

Antje Bostelmann Michael Fink Methodenbox für die Krippe Grundlagen und Arbeitshilfen zur Beobachtung und Dokumentation bei Kindern unter 3

Inhalt 4 Vorwort: Beobachtung ist möglich 9 Krippenkinder lernen anders 10 Fünf Regeln: So lernen kleine Kinder 13 Verwirrendes Tun oder überraschend klare Untersuchungen Elementare Spielhandlungen 14 Elementare Spielhandlungen und wie man sie beobachten und fördern kann 16 Weil das Kind den Weg weiß: Das Konzept der Entwicklungsbe gleitung 17 Der rote Faden der Entwicklungsbegleitung 20 Leitfaden 21 Zum Aufbau der Praxiskapitel 23 Aller Anfang ist Beobachtung! 39 Das Wesentliche festhalten: Beobachtungen aufzeichnen 51 Reflektieren der Beobachtungen im Team und mit Eltern 67 Planen in der Krippe: Das Unplanbare ist planbar 77 Mitstreiter gewinnen: Dokumentati on für Eltern 95 Portfolios in der Krippe 105 Voraussetzungen für entwicklungsbegleitendes Arbeiten 112 Datenschutz und Beobachtung 114 Autoren 115 Literaturhinweise

Vorwort: Beobachtung ist möglich Liebe Leserinnen und Leser, Sie kennen diese Stoßseufzer von Ihren Kolleginnen: Man müsste eigentlich viel mehr beobachten! Sich einfach hinsetzen, den Kleinen zuschauen, erkennen, was sie machen Eigentlich müssten wir das jetzt mal den Eltern zeigen! Unsere Zeit ist in der Krippe viel zu knapp, zwischen Trösten, Angebot, Händewaschen und Mittagessen haben wir gar nicht die Möglichkeit zu beobachten!. Seufzer wie diese hören wir oft in Diskussionen über die pädagogische Arbeit in der Krippe. Warum aber seufzen Erzieherinnen, statt sich einfach mal auf die Beobachtung einzulassen? Welche Botschaft steckt hinter diesen häufig gehörten Sätzen? Lassen Sie uns darüber nachdenken. Erstens: Beobachtung ist der erste und wichtigste Schritt, will man den pädagogischen Alltag so planen, dass alle Aktivitäten zu den Kindern passen, sie begeistern und ihre Entwicklung fördern. Die Planung des Alltags muss von den Kindern ausgehen das ist uns Pädagogen klar. Zweitens: Beobachtung kommt im pädagogischen Alltag zu kurz, weil es keine Zeitreserve dafür gibt. In der Krippe ist der Tagesablauf gefüllt mit wichtigen Tagesphasen, begleitenden Hilfstätigkeiten und viel unvorhersehbaren Situationen. Dies macht die guten Absichten der Pädagoginnen, heute doch endlich mit der Beobachtung zu beginnen, häufig zunichte. Drittens: In vielen Teams werden Möglichkeiten gesucht, den Alltag für die Mitarbeiterinnen zu erleichtern. Es gibt viele Ideen, wie es anders ginge, ob man also vielleicht den Morgenkreis besser kürzen, das Mittagessen anders organisieren oder nach hinten verschieben sollte. Aber was das mit den Kindern machen würde, weiß man nicht genau. Hier wäre es jetzt hilfreich auf fundierte Beobachtungsergebnisse zurückzugreifen. Viertens: Viele Beobachtungsinstrumente, ob nun staatlich verordnet oder selbst erdacht, sind kompliziert. Auf komplex gestalteten 4

Formularen mit oftmals mehreren Blättern soll die Erzieherin detaillierte Angaben über die Kinder eintragen. Ist es also wirklich nicht möglich vom Kinde aus zu planen, weil es keine Zeit für eine sinnvolle Beobachtung gibt? Kostet Planung, die vom Kind ausgeht, zuviel Zeit oder gewinnt man dadurch welche? Unsere Überzeugung, die wir mit diesem Buch vermitteln möchten, ist es, dass kindzentrierte Planung ein unabdingbares Instrument der pädagogischen Arbeit ist und in mehrfacher Hinsicht einen Nutzen hat: Es garantiert, dass der pädagogische Alltag den Bedürfnissen und Entwicklungsständen der Kinder entspricht, dadurch für die Pädagoginnen leichter wird und ihnen am Ende sogar eine Zeitersparnis bringt. Überlegen Sie einmal, wie viel Zeit unsichtbar verschwendet wird, wenn wir Angebote akribisch planen und Material beschaffen und die Kinder dann damit nichts anfangen können, weil unsere Idee mit ihren tatsächlichen Bedürfnissen nicht einhergeht. Oder Zeit, die wir für Vorbereitungsarbeiten verwenden, bei denen uns die Kinder gerne geholfen hätten wir aber gar nicht wussten, dass sie dies schon können. Manche Erzieherin wird sagen: Ich sehe meine Kinder ja den ganzen Tag, da weiß ich doch, was sie können und was ich ihnen anbieten muss. Leider stimmt dies nur bedingt. Um aus einer fundierten Beobachtung wirklich gute Planungen entstehen zu lassen, braucht es Distanz, mehr als zwei Augen und reflektierende Gespräche. Dazu muss der Planungsablauf in einzelne Schritte zerlegt werden, die genau abgearbeitet werden können. Beobachten, Dokumentieren, Reflektieren und Planen sind die Teilschritte einer gründlichen pädagogischen Vorbereitung in der Krippe. Es gehört Übung dazu, eine gute Beobachtung hinzubekommen. Ein eingespieltes 5

Team macht vieles leichter. Es braucht aber auch eine Führungskultur, in der es selbstverständlich ist, Beobachtungszeiträume verbindlich festzulegen. Und nicht zuletzt sind gute, leicht verwendbare Werkzeuge und Methoden für eine gelingende Beobachtung unabdingbar. Schade, dass viele Beobachtungssysteme, die deutschen Kitas und Krippen vorgeschlagen werden, so gründlich und arbeitsaufwändig sind, dass sie viel zu selten zum Einsatz kommen. Man könnte von Feiertag-Methoden sprechen: Zu besonderen Anlässen sorgfältig angewendet, im grauen Alltag ignoriert. Unser Anspruch beim Sammeln der Beispiele in diesem Buch war es also, möglichst einfache, schnelle und unkompliziert einzusetzende Werkzeuge vorzustellen. Am Ende ist dann alles ganz simpel: Indem ich einfach beginne, die Kinder zu beobachten, finde ich heraus, wo sie in ihrer Entwicklung stehen und was sie besonders interessiert. Damit weiß ich dann, wie ich meinen Tag besser aufteilen kann und mit welchen einfachen, aber passenden Angeboten ich die Kinder besser erreiche! Wie so oft im Leben steckt hier der Teufel im Detail. Achten Sie darauf, was Sie aufschreiben, wenn Sie eine Beobachtung machen. Steht in Ihren Notizen dann wirklich das, was Sie gesehen haben, oder das was Sie sehen wollten und was Sie über das Gesehene gedacht haben? Um drei große Begriffe geht es in diesem Buch: Beobachtung, Planung und Dokumentation. Drei Arbeitsschritte werden damit bezeichnet, die untrennbar miteinander verschmolzen sind. Wenn ich beobachte, was die Kinder tun, weiß ich, was sie jetzt brauchen könnten und schon beginne ich zu planen. Indem ich die Beobachtungen mit Wort und Bild festhalte, dokumentiere ich. Eine Erzieherin die sich hinsetzt, um im Portfolio eines Kindes dessen neuesten Entwicklungsschritt mit Text und Bild festzuhalten, dokumen- 6

tiert damit eine Beobachtung. Während des Klebens und Schreibens macht sie sich automatisch planende Gedanken. Auch das ist eine flexible, wenig zeitaufwändige Form des Arbeitens. Beobachten, Planen und Dokumentieren sind keine Dinge, die zusätzlich in den ohnehin schon übervollen Alltag der Krippe gestopft werden müssen. Es sind Methoden, die sich richtig angewendet organisch in den Alltag einfügen, aus dem Alltagsgeschehen hervorgehen und dem Tun der Pädagogen mehr Sinn geben, indem sie zu besseren Ergebnissen führen. Wer bisher einen Bogen darum gemacht hat, wird wie bei jedem Neuen anfangs Mühe haben. Mühe die sich aber vielfach auszahlt: Es macht glücklich, die Potentiale jedes Kindes zu erkennen und ihm genau das zu bieten, was es gerade braucht. Wir wünschen uns, dass unsere Ideen und Vorschläge Sie inspirieren und Ihre Arbeit mit den ganz kleinen Kindern unterstützen. Wir hoffen, dass wir Ihnen und Ihrem Team Hilfsmittel und Anregungen für gemeinsame pädagogische Diskussionen geben können, die Ihnen helfen, eigene Wege zu entdecken, um Probleme, vor denen Sie im Alltag stehen, zu lösen. Antje Bostelmann und Michael Fink Dezember 2013 Um den Lesefluss nicht zu behindern, haben wir im Fließtext meistens die weibliche Form gewählt. Es dürfen sich aber immer beide Geschlechter angesprochen fühlen. 7

Methodenbox für die Krippe Grundlagen und Arbeitshilfen zur Beobachtung und Dokumentation bei Kindern unter 3 Immer das Kind im Blick: In der Krippe sind Beobachtung und Dokumentation unverzichtbare Schritte bei der Planung. Die Methodenbox zeigt an einer Fülle von Beispielen aus der Praxis, wie man beobachten, dokumentieren und planen kann, ohne in Schreibkram und Formularen zu versinken. Das Buch bietet außerdem viele neue und leicht umzusetzende Ideen, um Eltern von der eigenen Arbeit in der Krippe zu überzeugen. Eine Ideen-Box, die Ihre Arbeit bereichern und erleichtern wird! In diesem Buch erfahren Sie Welche einfachen und wenig zeitaufwändigen Beobachtungsmethoden es gibt Welche Formen von Sitzungen und Absprachen Ihnen helfen, Ihre Arbeit zu planen Wie Sie Eltern auf verschiedene Art und Weise von Ihrer Arbeit überzeugen können Welche Voraussetzungen Ihre Krippe dafür herstellen kann ISBN 978-3-942334-25-9 BANANENBLAU Der Praxisverlag für Pädagogen