Ort zu unserer Zeit da sind dass wir zu jeder Zeit für einen einzigen Moment zu einem Boten Gottes werden können.

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Transkript:

Liebe Gemeinde, wir alle befinden uns auf dem Wege. Er beginnt mit dem allmorgendlichen Weg vom Bett ans Waschbecken. Vom Bad zum Kleiderschrank. Vom Kleiderschrank in die Küche usw. Unser Alltag ist ein Tag der vielen Wege, die wir gehen. Wer im Beruf steht, begegnet auf dem Wege anderen Menschen, die auf dem Wege sind: im Bus, auf der Straße, in der S-Bahn. Auf den Weg machen sich demnächst wieder viele - sie sind dann unterwegs in den Urlaub. Und wer nicht mehr so aktiv ist, kann sich an viele gegangene Wege erinnern, an Begegnungen mit Menschen auf den vielen Wegen des Lebens. Begegnungen, die unsere Lebenswege beeinflusst haben. Begegnungen mit Menschen, die sich tief in unsere Erinnerung gegraben haben. Von so einer Begegnung erzählt auch die Missionsgeschichte aus Apg 8. 26 Der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh nach Süden auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt und öde ist. 27 Und er stand auf und ging hin. Und siehe, ein Mann aus Äthiopien, ein Kämmerer und Mächtiger am Hof der Kandake, der Königin von Äthiopien, welcher ihren ganzen Schatz verwaltete, der war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten. 28 Nun zog er wieder heim und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. 29 Der Geist aber sprach zu Philippus: Geh hin und halte dich zu diesem Wagen! 30 Da lief Philippus hin und hörte, dass er den Propheten Jesaja las, und fragte: Verstehst du auch, was du liest? 31 Er aber sprach: Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet? Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen. 32 Der Inhalt aber der Schrift, die er las, war dieser (Jesaja 53,7-8):»Wie ein Schaf, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer verstummt, so tut er seinen Mund nicht auf. 33 In seiner Erniedrigung wurde sein Urteil aufgehoben. Wer kann seine Nachkommen aufzählen? Denn sein

Leben wird von der Erde weggenommen.«34 Da antwortete der Kämmerer dem Philippus und sprach: Ich bitte dich, von wem redet der Prophet das, von sich selber oder von jemand anderem? 35 Philippus aber tat seinen Mund auf und fing mit diesem Wort der Schrift an und predigte ihm das Evangelium von Jesus. 36-37 Und als sie auf der Straße dahinfuhren, kamen sie an ein Wasser. Da sprach der Kämmerer: Siehe, da ist Wasser; was hindert's, dass ich mich taufen lasse? 38 Und er ließ den Wagen halten und beide stiegen in das Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn. 39 Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; er zog aber seine Straße fröhlich. Auf dem Wege befindet sich ein Beamter der Königin Kandake aus Äthiopien. Ein Mann gehobenen Standes. Er hat Jerusalem besucht. Ob als Gesandter, als Botschafter oder mehr privat - das bleibt offen. Wichtig ist, dass dieser Mann in Jerusalem nicht das gefunden hat, was er sich erhofft hat. Er scheint ein gebildeter Mann zu sein, der Interesse an der jüdischen Religion hat. So viel und so wenig Interesse eben wie jeder Mensch auf dieser Welt an Religion besitzt. In den Tempel Gottes durfte er nicht. Man hat ihn, den am Körper Gezeichneten, nicht hereingelassen. Aus seiner Enttäuschung heraus hat der Kämmerer bald die Rückreise angetreten. Für die lange Fahrt durch ödes Land hat sich dieser Gebildete noch mit etwas Reiselektüre eingedeckt. Einer Schriftrolle des Propheten Jesaja. Sicher war diese Rolle sehr kostbar und teuer gewesen. Aber er brauchte nicht aufs Geld zu schauen. Und nun sitzt er da in seinem Wagen, gebannt vor der Lektüre des Jesaja. Er liest Jes 53: 7 Und wie ein Schaf, das sich nicht wehrt, wenn es geschoren wird, hat er alles widerspruchslos ertragen. Man hörte von ihm keine Klage. 8 Er wurde verhaftet, zum Tode verurteilt und grausam hingerichtet. Niemand glaubte, dass er noch eine Zukunft haben würde. Man hat sein Leben auf dieser Erde ausgelöscht. Wegen der Sünden meines Volkes wurde er zu

Tode gequält! Wer nur ist damit gemeint? Spricht Jesaja von sich selbst oder von einem anderen? Der Mann aus Äthiopien grübelt vor sich hin. Wenn ihm hier nur jemand weiterhelfen könnte... So befindet sich dieser Kämmerer auf dem Wege. Auf dem alltäglichen Weg seines Lebens. Wie viele andere! Wer wird ihm helfen? Wer ihnen? Da steht doch keiner am Wegesrand nur um auf ihn zu warten! Auf einer Straße in einer Gegend, wo es nur öde ist. Inmitten der Hitze des Tages. Doch es steht einer da und geht ein Stück Weges mit. Es ist ähnlich wie in der Emmausgeschichte, als die 2 Jünger voller Trauer nach Hause gehen und ihnen unerwartet der Auferstandene begegnet und mit ihnen geht, so geschieht es hier auch: Philippus, einer der ersten Diakone von Jerusalem, ist plötzlich genau da, wo er gebraucht wird. Wie gut, dass er fragt. Wie gut, dass er mitgeht. In diesem Moment ist Philippus zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Als der schwarze Mann auftaucht von irgendwo her auf einsamer Straße bis er später verschwindet in seine Heimat. Jetzt ist der Augenblick, wo die beiden sich begegnen jetzt ist der Moment, in dem sich Entscheidendes ereignet. Ich kann auch sagen: Es ist der Moment der Mission. Philippus geschickt an diesen Wüstenort. Es ist nur ein Moment, eine Begegnung am Rande. Eine Randgeschichte und doch festgehalten für alle Generationen, die sich immer wieder aufs Neue fragen, wie und wo Gott durch seinen Geist wirkt und Menschen zum Glauben bringt. Hier wird exemplarisch sichtbar, was unser Auftrag ist: Dass wir an unserem

Ort zu unserer Zeit da sind dass wir zu jeder Zeit für einen einzigen Moment zu einem Boten Gottes werden können. Dieser Moment ist nicht der Sonntagmorgen, sondern unser Alltag. Jederzeit können wir einer für den anderen zum Missionar werden. Zu einem Boten Gottes, der hier und jetzt für seinen Glauben einsteht. Der zuhört, fragt, begleitet, die Augen öffnet. Wir sollen also im Alltag unsere Augen öffnen. Doch wie geht das? Viele meinen: Mir sagt Gott nicht, was ich tun soll. Zu mir spricht doch kein Engel wie zu Philippus. Ist das wirklich so? Bekommen wir heute wirklich keine Winke Gottes mehr? Oder liegt es daran, dass wir die Liebe und Fürsorge an die diakonischen Einrichtungen abgeschoben und den Glauben auf den Gottesdienst beschränkt haben? Dass wir in allem uns mehr um uns selbst drehen - gehetzt von einem Event zum nächsten? Wir müssen bereit sein für den Moment, wenn Gott uns einen Menschen über den Weg laufen lässt. Immer damit rechnen. Auf der Lauer sein. Wegelagerer müssen Luchsaugen haben und lange mäuschenstill am Wegesrand warten können. Philippus war Wegelagerer am Wege des Äthiopiers. Seine Luchsaugen erkannten den fragenden und suchenden Beamten. Luchsaugen der Liebe würden auch die heutigen Wohlstandsstraßen nie leer finden. Die Kämmerer fahren heute in Kolonne an uns vorbei, doch was machen wir? Bleiben wir womöglich lieber furchtsam im Gebüsch, als dass wir dem Ruf Gottes folgen? Christlicher Glaube macht uns zu Verantwortlichen für unseren Nebenmenschen.

Für den, der auf unserem Weg vorbeiläuft. Das Evangelium heißt uns auf die anderen Menschen zuzugehen. Und wir sollen sie nicht aussuchen wollen. Das tut Gott für uns. Sie kommen des Wegs und fahren dicht vorbei. Nur: Wir können auch im Gebüsch bleiben. Die Karosse kann uns zu reich und der Mann zu schwarz sein. Oder wir sind nicht in Form und wollen lieber den nächsten Wagen abwarten. Gründe gibt's immer genug, den Menschen, den Gott uns schickt, vorüberziehen zu lassen. Aber dann kommt manchmal lange keiner mehr. Luther hat dies die Unterlassungssünde genannt. Es war die Sünde, die ihm die Größte schien und vor der ihm am meisten graute. Gott schickt uns Menschen, aber er zwingt uns nicht. Die Schritte aus dem Gebüsch hin zum Nächsten nimmt er uns nicht ab. Unsere Worte müssen wir schon selber sagen und einen Schritt tun. Dabei ist doch Gott - an ihn glauben wir ja - weitaus größer als wir. Er will sich in unserer Person neben unseren Nächsten setzen. Das bringt diesem Nächsten Hilfe in seine Not, Wärme in seine Einsamkeit, Glauben in Verzagen, Vernunft in stolze Gedanken und gute Hoffnung in seine ziellosen Wege. Vorträge, gute Literatur alleine schaffen es nicht. Da bleibt der Kämmerer mit seinen Fragen allein. Der Mensch braucht den Menschen. Wir können uns nicht heraushalten, auch nicht vor lauter Demut. Es ist immer einer da, für den uns Gott jetzt eine Zeitlang braucht: unser offenes Herz, unsere Freundschaft, unser Zuhören, vielleicht auch unser

entschlossenes Wort. Fahr ein Stück Wegs mit ihm. Nimm dir Zeit. Zuletzt ist nur die verschenkte Zeit gewonnene Zeit... Liebe Gemeinde, mehr verlangt Gott gar nicht. Nur, dass wir die Augen ein wenig offen halten und wenn einer uns begegnet, dass wir ihm unsere Hilfe nicht verweigern. Helfen kann in vielem Bestehen. Einfaches Zuhören, ermutigen, erklären, begleiten. Dabei müssen wir nicht alles machen. Und sind auch nicht für alles Zukünftige zuständig. An der Geschichte des Philippus lässt sich das sehr schön erkennen: Dieser Zeuge Gottes greift nicht in die Zügel und will nichts in die Hand nehmen. Er stellt eine Frage, wie sie sich gerade ergibt und fährt eine Strecke mit. Er empfängt seinen Nächsten aus Gottes Hand und lässt ihn unter ihrem Schutz dann weiterreisen. Vielleicht will Gott nicht mehr von uns, als dass der andere in uns einen findet, der ein Stückweit mitfährt und mit dem er reden kann. Vielleicht will Gott ihm seine große Hilfe durch unsere kleine Hilfe geben. Philippus hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann fröhlich seine Straße ziehen. Ob wir das können? Loslassen? Ob uns das genug ist? Am Ende der Geschichte hören wir von der Taufe des Kämmerers. Einfach so. Mitten auf dem Weg. Dazu bleibt Philippus noch bei ihm. Dann lässt er ihn seines Weges ziehen. Er weiß nicht wohin. Er weiß nicht, ob der Glaube bestehen bleibt.

Wissen wir es, wenn wir taufen? Sollen wir es überhaupt wissen? Wenn wir heute bei diese Taufe Zeugen waren, dann sollen wir das weitere Geschick der getauften Nele anderen überlassen: den Eltern und Paten, den Lehrern, Freunden, anderen Gemeindegliedern und späteren Pfarrern. Ihnen überlassen wir es, die Getaufte auf ihren Wegen weiter zu begleiten. Unsere Aufgabe ist damit getan, dass wir aus dem Gebüsch hervorkommen, wo wir gebraucht werden. Gehen wir ein Stück Wegs mit unseren Nachbarn und Nächsten. Mit denen, zu denen Gott uns - jeden von uns schickt. Und dann lassen wir sie wieder fröhlich ihres Weges ziehen. Der Kämmerer aus dem Morgenland: Eine kleine Geschichte, ein kurze Begebenheit nur aber eine anregende Geschichte des Glaubens. Amen