Februar 2011 Informationen für Privatanleger www.deutsche-finanzagentur.de. Steigt oder sinkt die Rendite?



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Februar 211 Informationen für Privatanleger Steigt oder sinkt die Rendite?

Februar 211 Wie die Wirtschaftsentwicklung die Anleiherenditen beeinflusst An den Wertpapierbörsen werden sie regelmäßig mit Spannung erwartet. Ihre Bekanntgabe kann kurzfristig deutliche Kursreaktionen an den Finanzmärkten auslösen und langfristig der Marktentwicklung neue Impulse verleihen. Konjunkturdaten, wie das Verbrauchervertrauen oder die Konsumausgaben, sind Indikatoren für die Entwicklung der Wirtschaft eines Landes. Sie beeinflussen die Renditeerwartungen am Aktien-, Geld- und Rentenmarkt und damit auch die Erträge der Bundeswertpapiere. Weitere Themen Aktuelle Konditionen und Marktdaten Schlagzeilen, wie Positiver Geschäftsklimaindex belastet Rentenmarkt oder Gestiegenes Verbrauchervertrauen treibt DAX an dürften Beobachtern der täglichen Börsenberichterstattung bestens vertraut sein. Welche Auswirkungen diese Meldungen für die Wertentwicklung der eigenen Geldanlage haben können, wissen dabei meist nur jene richtig einzuordnen, die sich intensiver mit volkswirtschaftlichen Zusammenhängen beschäftigen wie die Finanzmarktanalysten, die für Banken, Versicherungen oder Fondsgesellschaften arbeiten. Unter Zuhilfenahme der veröffentlichten Konjunkturdaten erstellen sie Prognosen zur künftigen Entwicklung der Wirtschaft und der Kapitalmärkte. Ihre Vorhersagen fließen anschließend in die Investmententscheidungen der Finanzinstitute ein oder werden Kunden als Anlageempfehlung weitergereicht. Bedeutend kurzfristiger agieren die sogenannten Daytrader auf Konjunkturdaten. Das sind entweder versierte Privatpersonen oder professionelle Wertpapierhändler in Geschäftsbanken, die innerhalb eines Tages eine Großzahl von Börsengeschäften eingehen und diese noch am gleichen Tag wieder auflösen. Ihnen kommt es weniger auf die mittel- bis langfristigen Auswirkungen der Konjunkturdaten auf die Börsenentwicklung an. Sie spekulieren vielmehr auf Gewinne aus den extrem kurzfristigen Kursausschlägen, die oft unmittelbar nach Bekanntgabe neuer Wirtschaftsdaten an der Börse zu beobachten sind. Doch nicht nur für die Wertpapierhändler und Analysten der Banken sind Konjunkturdaten (oder auch Konjunkturindikatoren genannt) von großer Bedeutung. Auch für Bundeswertpapiersparer lohnt sich ein regelmäßiger Blick auf diese Kennzahlen. Denn mit dem nötigen Hintergrundwissen und durch regelmäßiges Verfolgen der Wirtschaftsnachrichten können sich private Anleger abseits der Expertenmeinungen ein eigenes Bild und eine eigene Meinung zur Entwicklung von Konjunktur und Finanzmärkten zu verschaffen. Auf diese Weise werden oft auch Kurs- und Renditeschwankungen bei Bundesanleihen, Bundesobligationen, Bundesschatzanweisungen oder anderen börsennotierten Wertpapieren nachvollziehbar. Außerdem kann eine eigene Einschätzung nie schaden. Denn schließlich liegen selbst die Experten mit ihren Vorhersagen nicht immer richtig. So bekannte schon der US-amerikanische Wirtschaftsforscher John Kenneth Galbraith mit einem Augenzwinkern 2

Februar 211 Es gibt zwei Typen von Prognostikern: jene, die nichts wissen und jene, die nicht wissen, dass sie nichts wissen. Das richtige Maß finden Entwicklung der Aktienmarktrenditen und des Wirtschaftswachstums auf Quartalsbasis Nachwirkungen Dotcom-Blase DAX Renditen BIP Veränderungen Finanzkrise Zusammenhang Aktienmarkt und Wirtschaftswachstum. Die Grafiken zeigen die quartalsweisen Veränderungsraten des Deutschen Aktienindex (DAX) und des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Die Wirtschaftsentwicklung zeigt dabei einen Gleichlauf zum Aktienmarkt, allerdings unter deutlich schwächeren Schwankungen und um circa ein halbes Jahr verschoben. Quelle: Reuters. Ein Grund für das oft weite Spektrum der Expertenschätzungen ist die Schwierigkeit in der Erstellung einer Prognose auf Basis einzelner Konjunkturdaten. Diese geben für sich genommen immer nur die Lage eines kleinen Teils des von zahlreichen Faktoren beeinflussten und daher insgesamt äußerst komplexen Wirtschaftsgeschehens wieder. Nicht selten kommt es sogar zu Fehlsignalen und Fehlinterpretationen, wenn einzelne Konjunkturdaten, die isoliert betrachtet beispielsweise eine wirtschaftliche Trendwende signalisieren, sich im Nachhinein jedoch als Ausreißer entpuppen und später durch aktuellere, Trend bestätigende Daten widerlegt werden. Analysten beziehen in ihre Prognosen daher möglichst viele unterschiedliche Konjunkturdaten ein, wobei sich aber auch hier mit der Vielfalt der betrachteten Daten die Wahrscheinlichkeit widersprüchlicher Aussagen und Signale aus diesen Daten erhöht. Letztlich kommt es wohl eher darauf an, sich für eine einigermaßen verlässliche Beurteilung der Wirtschaftslage auf die wichtigsten Konjunkturindikatoren zu konzentrieren. Wie beeinflusst die Konjunkturentwicklung die Renditen? Vor allem zwei gesamtwirtschaftliche Größen sollten Investoren bei der zeitlichen Taktung ihrer Anlageentscheidungen im Auge behalten: die Konjunktur- und die Zinsentwicklung. In der Theorie verändern sich beide gleichgerichtet. Zieht beispielsweise die Konjunktur an, steigen also aufgrund höherer Nachfrage Auftragsbestand und Produktion der Unternehmen, werden aufgrund dessen mehr Arbeitskräfte eingestellt und Investitionen getätigt, um die Produktionskapazitäten zu erweitern. Hierfür werden Kredite aufgenommen. Steigen dann noch Arbeitslöhne, da auf dem Arbeitsmarkt die benötigten Fachkräfte rar werden und erhöhen die Unternehmen die Preise für ihre produzierten Waren, da sie erneut an Kapazitätsgrenzen stoßen, steigen dann meist auch die Inflationserwartungen. Erhöhte Kreditnachfrage wie auch der erwartete Inflationsanstieg führen im Regelfall zu höheren Zinsen. Was sind DAX & REXP? DAX: Deutscher Aktienindex, der die Wertentwicklung der 3 nach Marktkapitalisierung (des Streubesitzes) größten und umsatzstärksten deutschen Aktien wiedergibt. Er wird seit 1988 von der Deutschen Börse AG traditionell als Performance-Index berechnet und berücksichtigt somit alle Zahlungen der enthaltenen Unternehmen an ihre Aktionäre insbesondere Dividenden. REXP: Performance-Index, der neben der Kursentwicklung auch die Zinserträge von 3 idealtypischen Bundesanleihen berücksichtigt. Er dient der Messung des Anlageerfolgs am Rentenmarkt. Seine Berechnung erfolgt seit 1991 einmal täglich durch die Deutsche Börse AG. 3

Februar 211 Dieser Mechanismus funktioniert prinzipiell auch in umgekehrter Richtung bei einem Konjunkturabschwung. Kürzen beispielsweise Unternehmen ihre Investitionspläne aufgrund zu teuer gewordener Arbeitskräfte, Kredite und Produktionsgüter sowie rückläufiger Nachfrage, nimmt der Auftragsbestand ab und die Produktion wird gedrosselt, Arbeitskräfte werden entlassen. Die rückläufige Kreditnachfrage führt zu niedrigeren Zinsen ebenso wie kaum noch steigende Güterpreise, die eventuell sogar sinken, falls es zu einer Deflation kommt. Entwicklung der Quartalsrenditen von DAX und REXP seit 2 Weitere Informationen zu bedeutenden Konjunkturindikatoren finden Sie im Internet unter: Über höhere Marktzinsen oder aus Anlegersicht höhere Renditen im Zuge eines Konjunkturaufschwungs dürften sich Bundeswertpapiersparer und andere Investoren am Rentenmarkt lediglich freuen, wenn sie ihr Geld gerade erst anlegen möchten, zum Beispiel in Bundesanleihen. Sie haben dann die Möglichkeit, sich regelmäßig hohe Zinsausschüttungen für die nächsten Jahre zu sichern. Für Anleger, die bereits geringer verzinste Bundesanleihen besitzen, bedeuten steigende Zinsen dagegen Kursverluste, da sie mit neu emittierten Bundesanleihen nun höhere Renditen erzielen könnten als mit ihren eigenen. Auf Inhaber von Bundesanleihen und generell aller festverzinslichen Wertpapiere wirken sich positive Konjunkturdaten, die auf ein höheres Wirtschaftswachstum schließen lassen, somit nachteilig aus. Genau andersherum sieht die Lage am Aktienmarkt aus. Ein prognostizierter Konjunkturaufschwung lässt höhere Gewinne der Unternehmen und damit ihrer Anteilseigner, der Aktionäre, erwarten die Aktienkurse steigen. Nachwirkungen Dotcom-Blase DAX Renditen REX Performanceindex (1 Jahre) Finanzkrise Zusammenhang Aktien- und Rentenmarkt. Die beiden Kapitalmärkte entwickeln sich in der Regel gegensätzlich. So gehen im Zuge eines Wirtschaftsaufschwungs hohe Renditen beim DAX mit eher geringen Wertzuwächsen beim Deutschen Rentenindex (REXP) einher, der neben der Kurs- auch die Zinserträge von 3 repräsentativen Anleihen des Bundes und seiner Sondervermögen widerspiegelt. In wirtschaftlich schweren Zeiten, wie der jüngsten Finanzkrise 28/29, profitierten dagegen Inhaber deutscher Staatsanleihen Aktionäre mussten Verluste verzeichnen. Quelle: Reuters. www.finanzen.net www.n-tv.de www.handelsblatt.com www.onvista.de Das Statistische Bundesamt bietet aktuelle und historische Konjunkturdaten zu Deutschland und dem Euroraum. www.destatis.de www.destatis.de Andererseits ist ein rückläufiges Wirtschaftswachstum signalisiert von negativen Konjunkturdaten durch sinkende Unternehmensgewinne gekennzeichnet: die Aktienkurse fallen. In der Regel geht dies mit einem Umfeld rückläufiger Zinssätze einher und sorgt so für steigende Anleihekurse am Rentenmarkt. Die Kurse am Aktien- und am Rentenmarkt entwickeln sich somit für gewöhnlich entgegengesetzt, da sie unterschiedlich auf Konjunkturdaten reagieren. Wie die nebenstehende Grafik zu DAX und REXP zeigt, neigen Anleger offensichtlich dazu, auf negative Konjunkturnachrichten ihr Geld aus dem Aktienmarkt abzuziehen und am sicheren Rentenmarkt in weniger konjunktursensitive Staatsanleihen zu investieren. Genau umgekehrt verfahren sie bei positiven Konjunkturmeldungen. Das Ausmaß der Umschichtung zwischen beiden Märkten und damit die Kursreaktionen sind dabei umso größer, je stärker die bekannt gegebenen Konjunkturzahlen von den 4

Februar 211 Erwartungen (und Prognosen) der Marktakteure abweichen. Es kommt also auch vor, dass Veröffentlichungen von Kennzahlen, die genau im Rahmen der Erwartungen liegen, gar keine Reaktionen an den Finanzmärkten auslösen. Indikatoren Frühindikator Konjunkturindikator Auftragseingänge Geschäftsklimaindex: ifo-geschäftsklima Beschreibung Der US-Auftragseingang langlebiger Güter wird monatlich veröffentlicht. Er dient als guter Indikator für die industrielle Nachfrage und das Geschäftsklima und -erwartungen, denn er misst die Auftragslage für mehrjährig genutzte Güter. Hierzu zählen Zwischenprodukte und Produktionsgüter für die Industrie wie Stahl und Maschinen, aber auch Endprodukte für Verbraucher wie Fahrzeuge oder Einrichtungsgegenstände. Einer der bedeutendsten Konjunkturindikatoren für und aus Deutschland ist der monatliche ifo-geschäftsklimaindex. Als Stimmungsindikator beinhaltet er eine Bestandsaufnahme und eine Zukunftseinschätzung für das kommende Halbjahr von Managern von etwa 7. Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe, dem Baugewerbe und dem Groß- und Einzelhandel. Eine kleine Auswahl bedeutender Früh-, Präsens-, aber auch Spätindikatoren zur Konjunktur, die bis heute das Börsengeschehen maßgeblich beeinflussen, finden Sie in der folgenden Übersicht. Bedeutung für Kapitalmarktentwicklung Unerwartete Veränderungen in den US-Auftragseingängen können zu moderaten Kursbewegungen an der Börse führen. Sinkende Lagerbestände oder gar Produktionsrückstände deuten auf einen Nachfrageanstieg oder -überhang hin und wirken sich in der Regel positiv auf Unternehmensgewinne und den Aktienmarkt aus. Entsprechend wird der Rentenmarkt negativ beeinflusst. Umgekehrt verhält es sich im Falle gestiegener Lagerbestände. Der ifo-geschäftsklimaindex ist für den deutschen Aktienmarkt sehr bedeutend, da er dank seiner Erhebung direkt in den Unternehmen ein besseres, da realitätsnäheres Bild zum Geschäftsklima gibt als Befragungen externer Analysten. Ein Indexstand von über 1 Punkten deutet dabei auf Wirtschaftswachstum und damit steigende Aktien sowie tendenziell sinkende Anleihekurse hin und umgekehrt. Weitere Informationen www.bundeswertpapiere.de Servicehotline: 8 222 55 1 Präsensindikator Einkaufsmanagerindex Der ISM-Einkaufsmanagerindex wird monatlich publiziert. Er reflektiert die Stimmungslage der US-Einkaufsmanager, die vom Institute of Supply Management (ISM) zu ihrer Einschätzung der aktuellen Geschäftslage ihres Unternehmens befragt werden. Eine weitere Variante des Index wird als ISM- Dienstleistungsindex erhoben, in dessen Rahmen ausschließlich Einkaufsmanager der Dienstleistungsbranche befragt werden. Insbesondere dem US-Einkaufsmanagerindex (ISM) wird an der Börse hohe Aufmerksamkeit geschenkt. Seinem deutschen Pendant, dem EMI, wird eine deutlich geringere Beachtung zuteil. Werte von mehr als 5 Punkten lassen auf zuversichtliche Manager schließen und deuten auf eine zunehmende Wirtschaftsaktivität (steigende Gewinne und Aktienkurse, sinkende Anleihekurse) hin. 5

Februar 211 Konjunkturindikator Beschreibung Bedeutung für Kapitalmarktentwicklung Präsensindikator Leitzinsen Mit dem Leitzins legen die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank FED die Konditionen fest, zu denen Geschäftsbanken bei ihnen kurzfristig Geld aufnehmen können. Zentralbanken nutzen dieses Instrument, um die Inflation in ihrem Währungsraum in der gewünschten Bandbreite von null bis zwei Prozent zu halten. Insbesondere die US-Notenbank versucht zusätzlich über die Zinspolitik das Wirtschaftswachstum zu fördern. Im Vorfeld nicht antizipierte Zinsänderungen von EZB oder FED können an der Börse sehr starke Kursreaktionen auslösen. Niedrige(re) Leitzinsen begünstigen Kreditvergabe: Privathaushalte und Unternehmen investieren und konsumieren mehr kurbeln so die Wirtschaft an. Unternehmensgewinne und Aktienkurse steigen. Nimmt die Inflation zu stark zu, können Zentralbanken die Leitzinsen erhöhen, Kredite verteuern sich, Konsum und Investitionen werden unattraktiver, Wirtschaftswachstum und Preisanstieg gebremst Aktienkurse gehen zurück. Auf Anleihebesitzer können Zinsänderungen gegenläufige Effekte haben: Eher kurze Laufzeiten profitieren von sinkenden Zinsen und Renditen, ihre Kurse steigen. Aufkommende Inflationserwartungen (Zinsanstieg) können aber auch zu sinkenden Kursen langlaufender Anleihen führen. Weitere Informationen www.bundeswertpapiere.de Servicehotline: 8 222 55 1 Bruttoinlandsprodukt (BIP) Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist der eigentliche Maßstab für das Wirtschaftswachstum eines Landes oder einer Region, denn es gibt den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen an, die dort innerhalb eines bestimmten Zeitraums zum Endverbrauch hergestellt wurden. Schwankungen geben gute Hinweise auf den Konjunkturverlauf. Insbesondere das auf Quartals- und Jahresbasis veröffentlichte BIP für die USA, den Euroraum und große Euroländer wie Deutschland oder Frankreich haben mäßigen Einfluss auf die Kursentwicklung an den Börsen. Spätindikator Arbeitsmarktdaten: ADP-Arbeitsmarktbericht, Erstanträge auf Arbeitslosengeld, Arbeitslosenquote, Beschäftigtenzahl Inflationsdaten: Verbraucherpreisindex, Erzeugerpreisindex Monatliche Zahlen des US-Arbeitsministeriums zur Beschäftigungssituation. Der Arbeitsmarktdienstleister Automatic Data Processing (ADP) publiziert jeweils schon etwas früher US-Beschäftigungszahlen, welche bereits die Tendenz des späteren offiziellen Arbeitsmarktberichts andeuten. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe wird wöchentlich publiziert. Sie gibt einen Hinweis auf die Entwicklung des gesamten US-Arbeitsmarktes. Der monatlich publizierte Verbraucherpreisindex, in Deutschland vom Statistischen Bundesamt, ist der wichtigste Inflationsindikator. Anhand der Preisentwicklung eines Warenkorbes für Konsumgüter und Dienstleistungen lässt sich die Entwicklung der Lebenshaltungskosten ermitteln. Weitere Inflationsindikatoren sind die monatlichen, nationalen Erzeugerpreisindizes für Industrie- und Konsumgüter. Erzeugerpreise können dabei oft früher als Verbraucherpreise eine Inflation ankündigen oder auf einen Preisrückgang bei industriellen Massenwaren hindeuten. An den Börsen finden lediglich die US-Arbeitsmarktdaten starke Beachtung, europäische oder deutsche Arbeitslosenzahlen führen kaum zu Kursreaktionen. Neu geschaffene Arbeitsplätze beeinflussen das Einkommen der privaten Haushalte positiv und damit auch ihre Möglichkeit, Geld auszugeben und so den Konsum und die Wirtschaft zu stützen. Inflation wirkt sich auf die Beschäftigung sowie die Einkommens- und Vermögensverteilung aus und damit auf das Wirtschaftswachstum eines Währungsraums. Bei hoher Inflation (> 5%) verliert Geld seine Funktionen als Wertmaßstab und Wertaufbewahrungsmittel, das Kreditangebot nimmt ab, die Zinsen steigen, Anleihekurse sinken. Die Umsatz- und Gewinnentwicklung der Unternehmen und damit die Kursentwicklung der Aktienmärkte werden negativ beeinflusst. Unerwartete Inflationsdaten aus dem Euroraum oder den USA können starke Kursreaktionen hervorrufen. 6

Februar 211 Aktuelle Konditionen & Marktdaten Bundeswertpapiere im Marktumfeld 8. KW / Februar 211 Geldmarkt Stand: 25.2.211 Leitzinssätze 7. KW Änderung 7. zu 8. KW 8. KW EZB USA Aktienmarkt Wochenschlusskurse Stand: 25.2.211 Aktien 7. KW Änderung 7. zu 8. KW 8. KW DAX S&P 1, %,,25 % 7.426,81 1.343,1, PP*, PP* 3,25 % 1,72 % 1, %,,25 % Rentenmarkt Stand: 25.2.211 Renditen 7. KW Änderung 7. zu 8. KW 8. KW 1-jährige Bundesanleihen Umlaufrendite** 1-jährige Treasury 3,23 % 2,85 % 3,59 % * PP = Prozentpunkte ** börsennotierte Bundeswertpapiere,8 PP*, PP*,16 PP* 3,15 % 2,85 % 3,43 % 7.185,17 1.319,88 Bundesschatzbriefe Laufzeit 1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr 6. Jahr Nur Typ B. 7. Jahr Zinssätze,75 % 1,25 % 2,25 % 3,25 % 3,5 % 4, % 4, % Bundesobligationen Typ A Ausgabe 211/3,75 % 1, % 1,41 % 1,86 % 2,17 % 2,45 % Rendite nach dem... Jahr Typ B Ausgabe 211/4,75 % 1, % 1,41 % 1,87 % 2,19 % 2,49 % 2,71 % 2, % Bundesobligationen Serie 159 von 211 Zinslauf ab 14.1.211 Erste Zinszahlung: 26.2.212 Nominalzins: 2, % Fälligkeit: 26.2.216 Aktuelle Rendite: 2,36 % (25.2.211) Finanzierungsschätze Laufzeit Fälligkeit Verkaufszinssatz Rendite (Zinssatz bezogen auf Kaufpreis) 1 Jahr 2.3.212,89 %,9 % 2 Jahre 2.3.213 1,32 % 1,35 % Weitere Informationen www.bundeswertpapiere.de Servicehotline: 8 222 55 1 Impressum Herausgeber: Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH Lurgiallee 5 6439 Frankfurt am Main Telefon: 69 25 61 6-1425 Fax: 69 25 61 6-1139 E-Mail: bwp@deutsche-finanzagentur.de HRB 51411, Amtsgericht Frankfurt am Main USt.-Idnr. : DE137223325 Vertretungsberechtigte: Dr. Carl Heinz Daube (Geschäftsführer), Dr. Carsten Lehr (Geschäftsführer) Tagesanleihe des Bundes Redaktion: Bereich Kommunikation EONIA Tageszins 21.2.211,497,35 22.2.211,531,38 23.2.211,661,51 24.2.211,666,52 25.2.211,628,48 26.2.211,628,48 27.2.211,628,48 Konzept & grafische Gestaltung: Profilwerkstatt, Darmstadt www.profilwerkstatt.de Tagespreis Quelle: 1,7624 1,77299 1,7872 1,8154 1,81483 1,82812 1,84141 7