Spechte im Duisburger Süden 1

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Transkript:

Elektronische Aufsätze der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet 1.14 (25): 1-6 Electronic Publications of the Biological Station of Western Ruhrgebiet 1.14 (25): 1-6 Spechte im Duisburger Süden 1 JÜRGEN HINKE Am Siepenkothen 34, 47269 Duisburg; E-Mail: NABUDU@aol.com Spechtkartierung warum? Erfassungen von Tier- und Pflanzenarten in ihrem Lebensraum sind unverzichtbare Grundlagen eines effizienten Naturschutzes. Durch Überbauung und Versiegelung gingen in der Vergangenheit große Flächenanteile Duisburgs als Lebensraum für heimische Arten verloren. Es besteht daher die Notwendigkeit, die Reste naturnaher Lebensräume zu bewahren. Insbesondere der Wald erfüllt in dichtbesiedelten und von Industrie geprägten Ballungsgebieten wertvolle Umwelt- und Naturschutzfunktionen. Abb. 1/2: Buntspecht-Weibchen; Spechthöhlen 1 Kurzfassung eines Vortrages auf der Tagung Flora und Fauna im westlichen Ruhrgebiet am Sonntag den 3. Januar 25 der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet und des NABU Oberhausen. Veröffentlicht auf der Internetseite www.bswr.de im April 25 Biologische Station Westliches Ruhrgebiet e. V., Ripshorster Str. 36, D-46117 Oberhausen http://www.bswr.de

2 Jürgen Hinke Deshalb ist es notwendig, den Wald zu erhalten und naturnah zu bewirtschaften. Spechte sind Zeigerarten für eine naturnahe Waldbewirtschaftung. Von den neun Spechtarten, die auf dem Gebiet der Bundesrepublik leben, brüten fünf Arten, Kleinspecht, Mittelspecht, Buntspecht, Grünspecht und Schwarzspecht, auch regelmäßig in Duisburg. Bedeutung der Spechte Spechte sind für andere höhlenbrütende Vögel (Meisen Kleiber, Hohltauben, Eulen) Wegbereiter. Ohne sie könnte der Wald nicht in dem Maße von höhlenbewohnenden Singvögeln besiedelt sein, wie wir es kennen. Aber auch Säugetiere (Fledermäuse, Mäuse, Marder, Bilche und Eichhörnchen) und Insekten (Ohrwürmer, Schmetterlinge, Käfer und verschiedene Wespenarten) nutzen verlassene Spechthöhlen. Im Rahmen einer Spechtkartierung ermittelten die ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der NABU-Arbeitsgemeinschaft Spechte die Anzahl der Spechtreviere im Duisburger Süden (Rahm, Großenbaum, Bissingheim, Wedau, Huckingen, Ehingen, Serm, Mündelheim und Ungelsheim). Die Kartierung umfasste gleichzeitig die Höhlenbäume. Der NABU Duisburg beteiligt sich seit dem Frühjahr 2 außerdem an einem landesweiten Spechtmonitoring. Methodik Spechtkartierung Entsprechend der allgemeinen Kenntnisse von Spechtbiotopen beschränkte sich die Kartierung auf Wälder, Friedhöfe und Parkanlagen. Zum einen wurden in den Jahren 1994 bis 1999 die Höhlenbäume, d. h. Bäume mit Spechthöhlen, nach folgenden Kriterien untersucht und eingeteilt: Baumart, Stammumfang, Höhe der Höhle, Himmelsrichtung der Einflugöffnung. Zum anderen wurde mittels eines Erhebungsbogens untersucht, welche Spechtarten in Duisburg heimisch sind. Um Aussagen über die Siedlungsdichte der verschiedenen Spechtarten machen zu können, fand eine Revier- bzw. Bruthöhlenkartierung statt.

Spechte im Duisburger Süden 3 Monitoring Ein Spechtmonitoring mit dem Ziel, längerfristig den Bestand der heimischen Spechtarten zu verfolgen, findet seit Januar 2 auf einer ausgesuchten Teilfläche des Rahmer Waldes statt. Erfasst werden die Spechtbestände nach der Methode der Realrevierkartierung. Das für die Dauerbeobachtung ausgewählte Gebiet wird von den Bearbeitern jedes Jahr jeweils an fünf Tagen begangen und untersucht. Das bedeutet: - Höhlenbaumsuche ganzjährig (beim Schwarzspecht) - Schlafplatzsuche ab Januar - Beobachtung des Revier- und Balzverhaltens ab März - Ermittlung der Bruthöhlen in den Aktivitätszentren - Eintragen der revier- und brutanzeigenden Beobachtungen in Artkarten Die Beobachtungen werden für jeden Untersuchungstag nach Spechtarten getrennt aufgeführt und zum Schluss in Artkarten übertragen. In die Artkarten für Schwarz-, Grün-, Mittel- und Kleinspecht werden alle Beobachtungen eingetragen. In die Artkarte für den Buntspecht werden wegen der Vielzahl der Beobachtungen und aus Gründen der Übersichtlichkeit nur die tatsächlich aufgefundenen Bruthöhlen eingezeichnet. Ergebnisse Spechtkartierung Insgesamt wurden 78 Höhlenbäume im Duisburger Süden untersucht. In den Spechtbäumen wurden insgesamt 1.272 Spechthöhlen gefunden. Der Buntspecht war dabei die mit Abstand häufigste Art (Abb. 3). Alle anderen Arten sind selten. Eine Ausnahmeerscheinung ist der Mittelspecht. Von ihm wurden nur 2 Höhlen gefunden.

4 Jürgen Hinke 1.2 1.158 Anzahl der Höhlen 1. 8 6 4 2 67 26 19 2 Buntspecht Kleinspecht Grünspecht Schwarzspecht Mittelspecht Abb. 3: Häufigkeit der Höhlen unterschiedlicher Spechtarten (n = 1272 Bäume) Die Verteilung der Baumarten stellt sich dabei wie in Abbildung 4 dar. Mit Abstand am häufigsten wurden Spechthöhlen in Eichen gefunden. 5 4 Anzahl 3 2 1 Eiche Birke Erle Buche Kiefer Pappel Fichte Sonstige Abb. 4: Baumarten mit Spechthöhlen (n = 78 Bäume) Für die Anlage der Höhlen werden alte Bäume bevorzugt, was die Untersuchung der Stammumfänge (in Brusthöhe) deutlich zeigt (Abb. 5). In Bäumen im sogenannten Stangenholzalter mit geringem Stammumfang wurden nur sehr wenige Höhlen gefunden.

Spechte im Duisburger Süden 5 7 6 5 Anzahl 4 3 2 1 bis,5 m bis 1, m über 1, m Abb. 5: Stammumfang der Bäume mit Spechthöhlen (n = 78) Die Höhlen wurden zumeist in großer Höhe gebaut (vgl. Abb. 6). über 7, m 5, bis 6,99 m 3, bis 4,99 m 1, bis 2,99 m, bis 1, m 5 1 15 2 25 3 35 Anzahl Abb. 6: Höhe der Spechthöhlen (n = 78) Da die Jungspechte in ihren Höhlen recht gut vor den Witterungseinflüssen geschützt sind, werden die Höhlen von den Altvögeln in alle Himmelsrichtungen angelegt. Die meisten Höhlen finden sich aber mit Ausrichtung nach Süden und Südosten (vgl. Abb. 7).

6 Jürgen Hinke N 16 NW W 14 12 1 8 6 4 2 NO O SW SO S Abb. 7: Anzahl der Spechthöhlen mit unterschiedlichen Ausrichtungen (n = 78) Monitoring Rahmer Wald Für alle fünf in Duisburg vorkommenden Spechtarten gelangen in den Jahren 2 bis 24 Brutnachweise im Rahmer Wald (Tab. 1). Die Brutnachweise des Mittelspechtes waren nur durch die intensive Begehung des Untersuchungsgebiets durch Herrn RUSTENBACH möglich. Dafür bei dieser Gelegenheit herzlichen Dank. Tab. 1: Anzahl der Spechtbruten im Rahmer Wald. Kleinspecht Mittelspecht Buntspecht Grünspecht Schwarzspecht 2 1 1 1 21 1 1 17 22 2 18 1 1 23 2 2 19 1 1 24 1 2 18 1 Literatur HINKE, J. (22):Spechte im Duisburger Norden Ergebnisse der Spechtkartierung der Jahre 1994 bis 22. Powerpointpräsentation [Spechtk.ppt] auf der Internetseite des NABU Duisburg http://mitglied.lycos.de/nabuduisburg/