Exkursion zur Gedenkstätte Point Alpha

Ähnliche Dokumente
Am Dienstag, besuchte der Foto-eGK von Herrn Fecht die Gedenkstätte Point-Alpha. Dieser Ort ist etwas ganz Besonderes. Er bildet ein Stück

Ein Ausflug in die Vergangenheit Checkpoint Charlie und die Berliner Mauer

Das Bandtagebuch mit EINSHOCH6 Folge 9: DIE BERLINER MAUER

Dachau. KZ-Gedenkstätte

Klassenfahrt der 10a nach Berlin 2017 ( )

Bausteine des Bildungsangebotes:

Zwei Märchenfortsetzungen von Anton Wunder (Klasse 5b): Der sprechende Baum:

JFK in Polen am Wirtschafts-Lyzeum Piotrków April 2011

Wartha-Herleshausen-Gerstungen-Obersuhl-Bahnstrecke

Besuch in Fléac, vom 15. Juni bis 20. Juni 2009

ab abend Abend aber Aber acht AG Aktien alle Alle allein allen aller allerdings Allerdings alles als Als also alt alte alten am Am amerikanische

Projektwoche Feuer, Wasser, Erde, Luft in der Grundschule Dahlem vom März 2015

Wortformen des Deutschen nach fallender Häufigkeit:

Das Bandtagebuch mit EINSHOCH6 Folge 9: DIE BERLINER MAUER

Eduard Ewert. Nur einmal im Jahr

Döblinger Spaziergänge. Die Mauer

Reisebericht Fahrt Köln/Bonn Flughafen nach Wiesbaden und zurück am

Winter-Tour 2012/ Marokko VII - ab in den hohen Atlas... und nach Marrakech

Der Austausch mit Sancerre aus Sicht der Schülerinnen und Schüler

Black Butler: Auf der Suche nach Liebe

Beobachtungszusammenfassung

Schlüssel nachmachen lassen, damit sie ins Büro konnte, sobald sie da war. Zu gern hätte Holly sich selbst weisgemacht, dass ihre verantwortungsvolle

Unsere Klassenfahrt nach St. Peter-Ording

Frühlingsferien. Institutionsferien in Sion

Berlin Abschlussklassenfahrt 2018 ( September)

Das vorwitzige Wassertröpfchen

Schüler des ASG zu Besuch in Riverside

Ausflug am 02. und 03. Juli 2011 in die Autostadt nach Wolfsburg

Im Anschluss an die intensive Auseinandersetzung mit dem Theaterstück Andorra von Max Frisch haben wir befunden, dass wir uns mit der Kultur der

Assassination Classroom Lovestory 2

Fototagebuch zum PASCH-Sommercamp 2014 von Mary aus Klasse Leipzig

Wie Inès Patin eines Eselbabys wurde und sich damit ihr Kindheitstraum erfüllte

Auf den Wegen von Altenhilfe Afrika e.v. Ghana. Oktober 2013

Video-Thema Manuskript & Glossar

Diese Haltestellen beachten wir zum Energiesparen

W a n d e r n i m H a r z

Landschulheim-Aufenthalt der H2 am Schluchsee vom

Ungarnaustausch

W a n d e r n i m H a r z

Die Montagsdamen in den Bergen

Krippenspiele. für die Kindermette

Die Fähre legte pünktlich um 14:00 Uhr in Emden ab und erreichte Borkum bereits fünfzehn Minuten früher als geplant um 16:00 Uhr.

sie sich ja verfahren und mussten nach Michigan zurückkehren. Evie hoffte, dass sie sich verfahren hatten. Trotz der Kälte kurbelte sie das Fenster

Die BONKIS. im Urlaub

Arbeitsaufgaben Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung!

Schwedenreise der KG Bugenhagen-Groß-Flottbeck

W a n d e r n i m H a r z

Reisetagebuch zum Schüleraustausch des OSZ Havelland

Scham oder Würde. Welche Art von Scham, Schande, Peinlichkeit, oder Entwürdigung kennst du persönlich?

Mein Praktikum als Deutschlehrerin in Boulogne-sur-Mer

IN THE MIDDLE OF NOWHERE

Meine Erfahrung mit XXL Windrädern.

Nach der sehr informativen Präsentation haben wir uns in zwei Gruppen aufgeteilt und starteten die Besichtigung durch das EvoBus-Werk.

Konzentrationslager Dachau

Flucht aus der DDR. Versuchter Grenzdurchbruch zweier Schüler. Arbeitsblatt 1 Der Fluchtversuch

Im Tal der Dinosaurier

Projekt zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus : (Das Projekt begleiteten Frau Brändle und Herr Kreuzer)

Wibke Watschel. ist eigentlich eine ganz normale Ente. Aber als sie wieder mal ein Ei legt, passiert etwas Ungewöhnliches.

In den heißen Ländern, dort kann die Sonne brennen! Die Leute werden ganz mahagonibraun; ja in den allerheißesten Ländern werden sie sogar schwarz

1) Die Mauer Warum werden Mauern gebaut? Schaut euch das Bild an und überlegt euch, welche Gründe man haben kann, um eine Mauer zu bauen.

Anschließend durften wir den Sonnenuntergang eines schönen Sommerabends auf der Kuppel des Bundestags genießen und uns dort Berlin von oben anschauen.

Samstag, Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen

Erzähler (E): Ich möchte Euch von einem alten Koffer erzählen, der lange auf unserem Speicher stand.

Abschlussarbeit von Yasmin Kellerhals

bisschen, als ich danach griff. Mir fiel nichts Besseres mehr ein, als zu warten. Eine halbe Ewigkeit lang saß ich auf meinem Bett und starrte die

Kreisgruppe fährt ins Alte Land

Exkursionsbericht Galizien und die Bukowina im Mai 2018

Montag Anreisetag. Von Vivien

Thema: Die innerdeutsche Grenze, Raum 4 + Raum 12 im Keller

Grün Weiss Rehfelde zu Gast bei Hertha BSC Berlin

Radio D Folge 41. Manuskript des Radiosprachkurses von Herrad Meese

Die Sehnsucht des kleinen Sterns wurde grösser und grösser und so sagte er zu seiner Mutter: Mama, ich mache mich auf den Weg, um die Farben zu

Fairtrade am Rotenbühl-Gymnasium in Saarbrücken

Europäische Union Offene Grenzen!? Reise nach Brüssel vom

Lagerbericht: Dienstag, (Lorin, Manu, Cedi)

Impressionen vom Schikurs in Schladming

antwortete der Mann, der sie untersucht hatte. Auch er sah sehr ernst aus.»ich komme mit«, sagte Daddy und wandte sich dann Pete zu.

Krieger des Lichts. Амелия Хайруллова (Amelia Khairullova) 8. Klasse Samarskaja Waldorfskaja Schkola

Copyright: Julia Gilfert 2017

Matobe-Verlag, Autorin: Doris Wassiljew; Illustrationen: Kerstin Eidenberger. Eine märchenhafte. Werkstatt: VORSCHAU.

DEUTSCHLAND-FRANKREICH VIERSEN-LAMBERSART SASKIA-ARCADIE

Teil 8. Vollmond im Motley

Unser Ausflug in die Kinder-Akademie Fulda (3. Klasse)

Flug von der Wasserkuppe zur Geba am

Kennt ihr eigentlich den Putzi? Putzi ist ein Waschbär und er besucht uns ganz oft hier in der Bücherei und bringt uns schöne Geschichten mit.

Projekt der 6B Klasse anlässlich des 20. Jahrestages des Falls der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs.

Das Abenteuer von Grace. Martina Pace

MEDIEN - WIR BEHALTEN DEN ÜBERBLICK! Nr. 1138

Flucht aus der DDR. Versuchter Grenzdurchbruch zweier Schüler. Arbeitsblatt 3 Die Vertuschung

Winter Camp - Einstufungstest Deutsch 2018

Ergebnis der Elternbefragung zur Eingewöhnungszeit Kigajahr 2015/16

Wanderung um Stützerbach

Valencia 2012

Rapunzel. Ein Märchen zum Lesen und Hören Nach Jakob und Wilhelm Grimm. Es waren einmal ein Mann und eine Frau.

Ich bin Alex. Ich erzähle euch jetzt eine Geschichte. Die erstaunlichste Geschichte meines Lebens.

Lovestory. von ANONYMA online unter: Möglich gemacht durch

Jesus wird geboren. Lukas 2,1-7

Nach dem Mittagessen, einem von vielen Reden unterbrochenen fünfgängigen Menü, hatten sich nun alle Feiernden hinausbegeben und über den Garten

Integration der Persönlichkeit Veneto 2012 Eine Schilderung von Ricarda Seifert

A Thinkstock/iStock/bluejayphoto; B Thinkstock/iStock/Leonid Tit; C Thinkstock/iStock/PetarPaunchev; D Thinkstock/iStock/petrenkod

Transkript:

Exkursion zur Gedenkstätte Point Alpha Eine Schilderung von Laura Michelle Schulz und Marie Scharff Der Wachturm auf östlicher Seite Unsere Gruppe Für uns Schüler ist es immer eine willkommene Abwechslung, wenn die Routine des Schulalltags von Ausflügen unterbrochen wird. Am Mittwoch, dem 14. Mai 2014, war es für die Kursstufe 11 wieder einmal soweit! Eine Exkursion zur Gedenkstätte Point Alpha bei Geisa, einem kleinen Örtchen in der Nähe von Eisenach, stand vor der Tür. Im Rahmen des Geschichtsunterrichts war ein Ausflug organisiert worden, der es allen Schülern ermöglichen sollte, dieses Überbleibsel deutsche Geschichte zu erleben. Der Bus fuhr beinahe pünktlich um 8 Uhr von der Haltestelle in der Wallrothstraße ab. Die nächsten drei Stunden verbrachten wir im Bus auf der Landstraße. So ging es bergauf, bergab und um einige Kurven, die es so manchem ganz flau im Magen werden ließen Einigen kam die lange Busfahrt jedoch auch sehr gelegen, zum Schwatzen mit dem Nachbarn, um ein Nickerchen zu halten oder um endlich das Buch für den Deutschunterricht zu beginnen! Gegen Elf Uhr erreichten wir den Parkplatz der Gedenkstätte. Beim Aussteigen kam uns ein Schwall schlechten Wetters entgegen, kalte Temperaturen, Regen und starker Wind. Doch trotzdem konnte man hinter Bäumen halb verborgen schon ehemalige Grenzanlagen, z.b. einen alten Wachturm erkennen. Wir wurden von einem Mitarbeiter der Gedenkstätte empfangen und machten uns sofort auf den Weg ins Trockene. Das Stück rekonstruierte Mustergrenze, welches wir dabei passierten, fiel uns zunächst gar nicht auf, da wir uns gegen den Wind stemmten und einen Regenschirm vor uns hielten.

Achtung, 50 Meter bis zur Grenze Der Wachturm auf westlicher Seite Aus ebendiesem Grund kam es auch sehr plötzlich, als wir auf einmal ein Gebäude erreicht hatten. Wie wir später erfuhren, handelte es sich dabei um das Haus auf der Grenze, ein Bau der dort steht, wo zu Zeiten des Kalten Krieges die Trennlinie zwischen Hessen und Thüringen, West- und Ostdeutschland, verlief. Heute beherbergt dieses Haus eine Ausstellung und mehrere Seminarräume. In einem dieser Seminarräume wurden wir wenige Minuten später empfangen. Es gab eine kleine Ansprache seitens der Leitung der Gedenkstätte und zwei unserer Begleitpersonen, Herr Heise und Frau Bothe vom Verein Gegen Vergessen -für Demokratie, stellten sich vor. Anschließend wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt: eine Gruppe würde vorerst im Haus auf der Grenze bleiben, die Ausstellung besichtigen und an einem Workshop teilnehmen, die andere Gruppe, zu welcher wir gehörten, machte sich erneut auf den Weg durch den Regen, in die Richtung, aus welcher wir gekommen waren, um uns einen beinahe original erhaltenen ehemaligen Militär- und Nachrichtenstützpunkt der US-Amerikaner aus dem Kalten Krieg anzusehen den Ort, den wir heute Point Alpha nennen. Dazu taten wir gleich zu beginn etwas, was vor 25 Jahren noch unvorstellbar gewesen wäre: wir überschritten die Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland. Bevor wir uns die alten Grenzanlagen, die Beobachtungstürme und die Kriegsfahrzeuge, die auf dem Gelände zu besichtigen waren, ansahen, versammelte sich unsere Gruppe in einem kleinen Raum, wo uns eine kurze Präsentation über den historischen Hintergrund der Gedenkstätte und über alles, was man dort besichtigen konnte, vorgeführt wurde. Restaurierter Hubschrauber vom Typ Alouette II US-Kampfpanzer M60

Wir konnten Fragen stellen und unser Wissen aus dem Geschichtsunterricht, über den Kalten Krieg und die Teilung Deutschlands, unter Beweis stellen. Wir Schüler übten uns jedoch lieber in Zurückhaltung. Man vertraute darauf, dass irgendjemand sich schon melden würde, und da manche Fragen doch zu einfach waren, hatte man umso mehr Angst etwas Falsches zu sagen. So wurde es immer stiller und die Situation ein bisschen peinlich. Unser Lehrer versuchte, sie mit motivierenden Aufforderungen an uns zu retten Zum Glück ging es gleich wieder an die frische Luft, mittlerweile hatte es sich das verspätete Aprilwetter wieder anders überlegt und der Regen hatte aufgehört. Nun begann sogar die Sonne zu scheinen! Wir besichtigten Point Alpha, stiegen auf den Beobachtungsturm auf westlicher Seite, sahen uns die Mustergrenzanlagen mit Stacheldraht, Hundelaufanlage und LKW-Sperren an. US-amerikanischer Beobachtungsturm DDR-Beobachtungsturm Blick vom US-Beobachtungsturm über den Grenzstreifen Ehemaliges US-Camp im Überblick Die Nachricht, dass im Grenzstreifen auch viele Minen gelegen hatten, ließ einige, die etwas abseits spaziert waren, schnell wieder auf den betonierten Grenzweg zurückkehren Wir

hörten von waghalsigen Fluchtversuchen, und uns erschienen diese noch wahnwitziger und gefährlicher, als ich mich so nah an dem Ort befand, an dem sie sich abgespielt hatten! Nachdem wir der Mustergrenze immer weiter gefolgt waren, kamen wir schließlich wieder am Haus auf der Grenze an. Die erste Gruppe war pünktlich fertig geworden, sodass wir nun ebenfalls eine Runde durch die Ausstellung drehen konnten. Diese war sehr interessant gemacht, mit Modellen der Umgebung und der Grenze, viel Bild und sogar Tonmaterial zum Kalten Krieg und über Schicksale von Menschen, die versucht hatten, die deutsch-deutsche Grenze zu überwinden. Doch unsere Führerin hatte keinesfalls die Absicht, uns alles zu zeigen! Wir sollten uns einiges selber erarbeiten. In dem folgenden Workshop ging es darum, anhand von Fragen zu einem bestimmten Thema einen kleinen Vortrag auszuarbeiten. Wir hatten uns jeweils zu sechst zusammengetan und hatten nun rund eine Stunde Zeit, um unsere Präsentation vorzubereiten. Um uns die Arbeit zu erleichtern, bekamen wir Laptops zur Verfügung gestellt und konnten in der gesamten Ausstellung nach Antworten zu unseren Themen suchen. Unsere Arbeitsgruppen beim fleißigen Ausarbeiten der Vortragsthemen Da wir eine der schnellsten Gruppen gewesen waren, konnten wir uns ein sehr interessantes Thema heraussuchen. Es handelte sich um die Stasiakte zweier Jugendlicher aus der DDR, welche einen Fluchtversuch unternommen hatten. Tragischerweise war einer der Jungen dabei ums Leben gekommen. Unsere Aufgabe war es nun, den gesamten Tathergang zu rekonstruieren und die Verschleierungsmaßnahmen, welche die Stasi unternommen hatte, herauszufinden und zu erklären. Außerdem hatten wir uns mit der schwierigen Frage auseinanderzusetzen, ob die Grenzpolizisten rein aus Pflicht gehandelt hatten, als sie den 15-jährigen Flüchtigen erschossen. Bevor wir der Gruppe allerdings unsere Ergebnisse präsentieren sollten, gab es erstmal Mittagessen in der früheren Kantine der US-Soldaten dem Black Horse Inn. Typisch amerikanisch bestand das Angebot überwiegend aus Fastfood. Alle empfanden es aber als angenehm, sich nach einem neuerlichen Regenguss in der Gaststätte aufzuwärmen und sich etwas auszuruhen

Typisch amerikanische Snackbar Die letzte Kraft brauchten wir dann noch einmal für unsere kurzen Vorträge. Jeder stellte seine Arbeit in einer fünf- bis fünfzehnminütigen Präsentation vor, manche hatten sogar eine kleine Powerpoint-Präsentation vorbereitet. Letztendlich konnten leider nicht einmal alle zu Wort kommen, weil manche sich nicht ganz an das Zeitlimit gehalten hatten. Vorstellen des gemeinsam Erarbeiteten vor Mitschülern und Lehrern Nach einem Tag voller Eindrücke und Entdeckungen brachten wir nochmals eine dreistündige Busfahrt hinter uns. Vielleicht ist es doch manchmal entspannender, im Klassenraum sitzend auf ein Blatt Papier zu schreiben. Eindrucksvoller und anschaulicher ist das aber auf keinen Fall!