Studie im Rahmen des bundesweiten BUND-Projekts Einkaufen mit dem Rad Fahrradabstellmöglichkeiten in der Göttinger Innenstadt Stand: März 2008 Marc Brüning Dipl. Geographie Student BUND Kreisgruppe Göttingen Untere Karspüle 13b, 7 Geiststraße 2 37073 Göttingen 37073 Göttingen 01577-1754626 0551-56156 marc_bruening@web.de mail@bund-goettingen.de
Zusammenfassung Als Bestandteil des bundesweiten Projekts Einkaufen mit dem Rad des BUND wurden die Fahrradabstellmöglichkeiten im einkaufsrelevanten Bereich (EKB) der Göttinger Innenstadt analysiert. In insgesamt sechs Erhebungen im November und Dezember 2007 an unterschiedlichen Wochentagen zu unterschiedlichen Zeiten wurden der Typus, die genauen Standorte und die jeweilige Auslastung der Abstellanlagen, sowie darüber hinaus die Standorte und Anzahl von lose abgestellten Fahrrädern erfasst. Es wurden vier Typen von Fahrradabstellanlagen unterschieden. Insgesamt gibt es 1211 Abstellplätze, die sich zu 30 % auf Bügelständer, zu jeweils ca. 25 % auf Vorderradständer und kleine Bügelständer mit Vorderradeinfassung ( ORION BETA ), sowie zu 20 % auf den als Abstellplatz genutzten Ring um Baum verteilen. Bei allen vier Kompletterhebungen am Tag waren bis zu 80 % mehr Fahrräder (geparkte und lose abgestellte) im EKB der Göttinger Innenstadt abgestellt, als Abstellplätze zur Verfügung stehen. Die Anzahl der lose abgestellten übertraf dabei fast immer die der geparkten Räder. Bei einer Nachtzählung übertraf die Anzahl der Plätze die der abgestellten Räder um ca. ein Drittel. Der Vergleich der verschiedenen Fahrradständertypen zeigt, dass Bügel- und ORION BETA - Ständer mit durchschnittlich knapp über 70 % Belegung deutlich besser ausgelastet waren als die Vorderrad- (ca. 55 %) und Ring um Baum -Ständer (ca. 60 %). Auffällig war ebenso, dass alle Typen auch nachts noch zwischen 30 % und 50 % ausgelastet waren. Außerdem wurden insgesamt 14 Ballungspunkte ohne bestehende Fahrradabstellanlagen bestimmt. An sieben von ihnen wurden an allen vier Tagzählungen mehr als zehn lose abgestellte Fahrräder gezählt. Alles in allem ergibt sich für den EKB der Göttinger Innenstadt ein eindeutiger Mangel an Fahrradabstellanlagen. Es sollten vor allen an den Ballungspunkten neue Anlagen hinzukommen. Für Fahrradfahrer unattraktive Anlagen sollten durch qualitativ bessere ersetzt werden, um den knapp bemessenen Platz für Fahrradständer sinnvoll zu nutzen und eine insgesamt höhere Auslastung zu erzielen.
Die Untersuchung Abb. 1 Einkaufsrelevanter Bereich (EKB) der Göttinger Innenstadt - Stadtplan abrufbar unter www.stadtplan.goettingen.de - Rot markiert = für die Untersuchung entscheidender einkaufsrelevanter Bereich
Abb. 2 Erhebungstermine Tag Datum Tageszeit Uhrzeit Erhebungsumfang Zahl der erhebenden Personen Fr. 16.11.2007 Nachmittag 13:30-16:30 gesamte Innenstadt 4 Di. 20.11.2007 Mittag 11.00-13:30 gesamte Innenstadt 3 Do. 22.11.2007 Nachmittag / Abend 16:30-18:30 einkaufsrelevanter Bereich 5 Sa. 24.11.2007 Mittag 11:30-14:00 einkaufsrelevanter Bereich 3 Fr. 14.12.2007 früher Abend 18:00-19:00 für Weihnachtsmarkt relevanter Bereich 1 Mi. 19.12.2007 Nachts / früh morgens 01:00-05:00 gesamte Innenstadt 1 - Es wurden relativ viele Zählungen vorgenommen, um mehr oder weniger attraktive Einkaufstage und -zeiten zu ermitteln und Schwankungen zu berücksichtigen. Abb. 3 Anzahl und Typen von Fahrradabstellanlagen im EKB der Innenstadt - Insgesamt gibt es 1211 Plätze im EKB in der Göttinger Innenstadt.
Abb. 4 Bügel einfache Stange Abb. 5 ORION BETA
Abb. 6 Vorderradständer Abb. 7 Ring um Baum
Abb. 8 Übersicht über die abgestellten Fahrräder an den einzelnen Erhebungstagen - Es gibt zu wenige Abstellplätze im EKB der Göttinger Innenstadt. - Mehr oder in etwa gleich viele lose (gelb) aufgestellte Fahrräder als in Abstellanlagen geparkte (hellgrün) an allen Tagen außer nachts.
Abb. 9 Vergleich der Plätze und abgestellten Fahrräder im EKB Dienstagmittag - Stadtplan abrufbar unter www.stadtplan.goettingen.de - Nur vier von 20 Straßen mit mehr freien Plätzen als insgesamt abgestellten Rädern.
Abb. 10 Vergleich der Plätze und abgestellten Fahrräder im EKB Samstagmittag - Stadtplan abrufbar unter www.stadtplan.goettingen.de - Nur zwei von 20 Straßen mit mehr freien Plätzen als insgesamt abgestellten Rädern.
Abb. 11 Vergleich der Plätze und abgestellten Fahrräder im EKB Nacht auf Mittwoch - Stadtplan abrufbar unter www.stadtplan.goettingen.de - Zwölf von 20 Straßen weisen mehr freie Plätze als insgesamt abgestellte Räder auf.
Abb. 12 Vergleich der Plätze und abgestellten Fahrräder im EKB Nacht auf Mittwoch - Stadtplan abrufbar unter www.stadtplan.goettingen.de - In sechs Straßen liegt die Auslastung über 80 % (rot), in drei bei unter 40 % (hellgrün). - Obwohl die Abstellanlagen relativ gering ausgelastet sind, bleibt die Zahl der abgestellten Fahrräder hoch (vgl. Abb. 8 und 10). - Das bedeutet: Es gibt zu wenig qualitativ gute Abstellplätze im EKB der Göttinger Innenstadt.
Abb. 13 Auslastung der verschiedenen Fahrradständertypen im EKB in der Göttinger Innenstadt im Vier-Tage-Durchschnitt und bei Nacht - Die Auslastung der Bügel- und ORION BETA -Ständer liegt tagsüber bei 70 % und ist damit deutlich höher als die der Vorderradständer. - Vorderrad-Aufstellständer haben eine nur sehr geringe Auslastung von ca. 30 %. - Es gibt eine relativ hohe Anzahl von Plätzen, welche durch Fahrräder von Anwohnern sowohl tags als nachts ausgelastet sind.
Abb. 14 Ballungspunkte im EKB der Göttinger Innenstadt - Stadtplan abrufbar unter www.stadtplan.goettingen.de - Die Ballungspunkte verteilen sich über den gesamten EKB der Göttinger Innenstadt. - Anhand der Ballungspunkte und der vielen lose abgestellten Räder ist die Flexibilität der Fahrradfahrer auch im Abstellverhalten beobachtbar.
Abb. 15 Tagesvergleich der lose abgestellten Fahrräder an den Ballungspunkten (1) - Es gibt sogar drei Bereiche mit mehr als 20 lose abgestellten Fahrrädern an allen Tagen.
Abb. 16 Kreuzung Kornmarkt/Groner Straße Abb. 17 WMF Theaterstraße
Abb. 18 Deutsche Bank Zindelstraße Abb. 19 Karstadt Sport Rote Straße
Forderungen - Neue Abstellplätze für den einkaufsrelevanten Bereich der Göttinger Innenstadt sind unerlässlich. Dies gilt vor allen Dingen für die festgestellten Ballungspunkte. - Einzelhändler sollten motiviert werden, vor ihren Geschäften neue Fahrradständer aufzustellen, um Kunden zu gewinnen. - Neue Abstellanlagen könnten finanziert werden, indem sie gleichzeitig als Werbeflächen dienen. - Schlecht ausgelastete Abstellanlagen (Vorderradständer und Aufstellständer) sollten durch besser akzeptierte (Bügel- und ORION BETA - Ständer) ersetzt werden. - Fahrradfahrer sind im Abstellverhalten ihrer Räder sehr flexibel, so dass Abstellanlagen möglichst nahe bei beliebten Einkaufszielen platziert werden sollten. - Um Platz für neue Abstellanlagen zu schaffen, könnten einzelne Autoparkplätze für jeweils acht neue Fahrradparkplätze weichen. - Die Vermittlung von qualitativ guten, aber weniger gut ausgelasteten Abstellanlagen könnte für eine bessere Akzeptanz und damit höhere Auslastung sorgen. - Vermieter der Wohnhäuser im Innenstadtbereich müssen neue Fahrradabstellmöglichkeiten in den Innenhöfen der Häuser schaffen, um öffentliche Fahrradständer zu entlasten. - Da die Erhebung im Winter stattgefunden hat, ist anzunehmen, dass die Zahlen von abgestellten Fahrrädern in den Sommermonaten noch höher ausfallen werden und somit die fehlenden Kapazitäten und mangelhaften Fahrradständertypen noch an Bedeutung gewinnen.