DIE ØRESUNDBRÜCKE UND IHRE REGION

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Transkript:

DIE ØRESUNDBRÜCKE UND IHRE REGION ø r e s u n d s b r o k o n s o r t i e t 2 0 0 9

Inhalt Einleitung Die Øresundbrücke eine regionale Verbindung 1 Wachstum ohne Grenzen Eine Region in Bewegung 2 Dänen und Schweden suchen neue Möglichkeiten 3 Die Brücke in der Region Die Vision von einer Region 4 Verkehrssprünge auf dem Öresund 6 Bahnverkehr 8 Autobusverkehr 9 Lkw-Verkehr 9 Verkehr und Konjunktur 10 Die Brücke zu neuen Erlebnissen 11 Pendler in Führung 13 Wohnungsmarkt 14 Arbeitsmarkt 18 Wirtschaft 20 Ausbildung ohne Grenzen 22 Zukunftsgesicherte Infrastruktur 23 Die Brücke und die Welt Zwischen Skandinavien und Europa 24 Netzwerkplattformen 24 Die Zukunft Zunehmendes Ungleichgewicht des Arbeitsmarkts 26 Angepasste Verkehrsszenarien 28 Staus im morgendlichen Berufsverkehr 2018 30 Freie Bahnkapazität 31 Das Unternehmen Eigentümer 32 Vision und Geschäftsidee 33 Rahmenbedingungen für die Preise 34 Preise 2009 35 Finanzierung 36 Umwelt 38 Sicherheit 40 Von der Idee zur Realisierung 42 Design und Konstruktion 44 Die in diesem Bericht angeführten Zahlen sind nicht von den Prüfern des Øresundsbro Konsortiets bewertet worden.

EINLEITUNG Die Øresundbrücke eine regionale Verbindung Seit der Einweihung der festen Verbindung zwischen Schweden und Dänemark sind einige Jahre vergangen, und heute planen und starten wir Projekte mit Kontakten im jeweils anderen Land, ohne uns darüber Gedanken zu machen, wie die Querung des Öresunds eigentlich erfolgen soll. Statt der Barriere, die der Öresund vor der Brücke bildete, ist die physische Brücke zum Motor für neue Gedanken geworden. So können Unternehmen ihren Markt erweitern und Arbeitnehmer Jobs im Nachbarland nachgehen. Studenten können ihr Studium an mehreren Universitäten aufnehmen und Familien ohne weiteres einen Tagesausflug ins Nachbarland unternehmen. Dadurch kann der Alltag mit auf die andere Seite ziehen. In einer breiteren Perspektive gesehen bildet die Øresundbrücke auch ein wichtiges Glied in der nordeuropäischen Infrastruktur. Die Eisenbahn und die Autobahn verbinden Skandinavien mit dem europäischen Kontinent; heute über die Große-Belt- Brücke, ab 2018 über die neue Fehmarnbelt querung. Dann soll die Brücke Fehmarn in Deutschland mit dem südlichsten Teil der Öresundregion, Lolland, verbinden. In diesem Zusammenhang heißt der künftige Korridor Kopenhagen/Malmö-Hamburg. Die Øresundbrücke bildet jeden Tag den Rahmen für die Reise von 70.000 Menschen zwischen Dänemark und Schweden im Pkw und Zug. Dies entspricht 25,7 Millionen Menschen jährlich. Das waren auch einige der Visionen, die hinter dem Beschluss der Politiker steckten, die Øresundbrücke zu bauen. Außer ein wichtiges Glied des internationalen nord-südlichen Verkehrskorridors zu sein, war die Øresundbrücke ursprünglich von einem regionalen Gesichtspunkt aus gesehen als der Beginn einer starken, gemeinsamen Region quer über den Öresund mit Kopenhagen und Malmö als Zentrum gedacht. Eine Idee, die die Bürger und die Wirtschaft mit Hilfe des Staates realisieren und in die Tat umsetzen sollten. Tausende von Dänen und Schweden haben die Chance wahrgenommen und haben ihren Alltag darauf aufgebaut, die Øresundbrücke auf täglicher Basis nutzen zu können. Für die Wirtschaft, Universitäten und Hochschulen bietet die Öresundregion einen Rahmen mit neuen Möglichkeiten und Ergebnissen. Die Region nimmt heute eine starke Stellung im skandinavischen und nordeuropäischen Zusammenhang ein. 1

WACHSTUM OHNE GRENZEN Eine Region in Bewegung Die Øresundbrücke hat sich von einem Projekt, das von vielen Bürgern mit einer gewissen Skepsis beäugt wurde, zu einer unentbehrlichen Verkehrsverbindung, die geschäftige Regionen zweier Länder verbindet, entwickelt. Bevor die Brücke gebaut wurde, war die Integration zwischen Kopenhagen/Seeland und Malmö/Schonen nicht besonders intensiv. Sie wurde hauptsächlich von institutionellen Kooperationen, beispielsweise zwischen den Universitäten, oder vereinzelten wirtschaftlichen Kooperationen zwischen Unter nehmen verwirklicht. Malmö fokussierte ganz natürlich auf Kopenhagen, während man sich von dänischer Seite in der Regel nördlicher in Richtung Göteborg und Stockholm orientierte. Die wichtigste Fährverbindung zwischen Seeland und Schonen verkehrte nicht zwischen Kopenhagen und Malmö, sondern 35 km nördlicher zwischen Helsingborg und Helsingør. Wo gab es das Potential, das die Grundlage für eine Verbindung zwischen Kopenhagen und Malmö sein sollte? Mit der Eröffnung der Øresundbrücke im Jahr 2000 änderte sich die Auffassung von den Möglichkeiten, die man als Bürger der Region hat. Als der Öresund nur von Fähren befahren wurde, war er eine reelle Barriere, die der Entwicklung zwischen den beiden Landesteilen praktische und mentale Grenzen setzte, aber als die Brücke eine Realität war, nahm die Entwicklung ihren Lauf. Aus der Øresundbrücke wurde die Brücke der Möglichkeiten für sowohl Privatleute als auch für die Wirtschaft. In den ersten Jahren nach Eröffnung der Brücke war der Urlaubs- und Freizeitverkehr vorherrschend. Es dauerte einige Jahre, bevor die Entwicklung und der wirtschaftlich gesehen stabilere Pendlerverkehr so richtig in Schwung kamen. Insgesamt haben die Möglichkeiten, die die Øresundbrücke bietet, viele Menschen dazu bewegt, wichtige Entscheidungen in Bezug auf eine Änderung ihres Alltagsrahmens zu treffen. Wird die Öresundregion eine Realität? 100 Prozent 90 Die Öresundregion 80 70 60 50 ist bereits Realität wird innerhalb eines Jahres kommen wird innerhalb von 2 4 Jahren kommen 40 wird innerhalb von 5 9 Jahren kommen 30 20 10 0 2002 2004 2006 2008 2002 2004 2006 2008 wird erst in 10 Jahren oder mehr kommen wird nie kommen Weiß nicht Öresundregion Dänemark Öresundregion Schweden 2

Dänen und Schweden suchen neue Möglichkeiten Aber wer hat nun die Integration in Gang gebracht und die neuen Möglichkeiten darin gesehen, einen Teil des Alltags auf der anderen Seite des Öresunds zu verbringen? Die Vorteile dieser Brücke wurden sowohl von den Dänen als auch den Schweden auf beiden Seiten des Öresunds erkannt. Dadurch wurde es ihnen ermöglicht, ihren persönlichen Alltag und die damit verbundene Lebensqualität zu verbessern. Sie nutzen den neuen Rahmen dort, wo es ohne Belang ist, welche Sprache der Nachbar oder der Kollege spricht, aber wo die neue Umgebung im Job oder im Zusammenhang mit der Wohnung eine zusätzliche Anregung dafür sein kann, entweder umzuziehen oder eine neue Arbeit zu suchen. Sie sind die Triebkräfte in der Entwicklung der Öresundregion. Und die Privatinitiativen haben in hohem Maße den Rahmen für die grenzüberschreitende Region getestet. Das ist in einem solchen Umfang erfolgt, dass die dänische und schwedische Gesetzgebung oft Schwierigkeiten hatte mitzuhalten. Auf nationaler Ebene wurde der Umfang der von den Bürgern und der Wirtschaft quer über den Sund in Gang gesetzten Pläne und Projekte, welche Gesetze und Bestimmungen beispielsweise im Steuer- und Gesundheitsbereich herausgefortdert haben, nicht berücksichtigt. Die Brücke hat es vielen Dänen ermöglicht nach Schonen zu ziehen und ihren Job auf Seeland zu behalten. Hier ist vor allem die Entwicklung der Immobilienpreise auf dem dänischen Markt im Vergleich zu den niedrigeren schwedischen Immobilienpreisen für Dänen interessant gewesen. Obendrein sind Lebensmittel, Autos und andere Lebenshaltungskosten in Schweden im Allgemeinen niedriger. Es gibt also viel Geld im Alltag zu sparen, wenn das Gehalt in dänischen Kronen ausgezahlt wird, was bei den meisten dänischen Zuwanderern in Schonen der Fall ist. Für Dänen ist es nicht länger ungewöhnlich, schwe dische Arbeitskollegen zu haben, oder das Personal in den Geschäften von Kopenhagen Schwedisch sprechen zu hören. Die Bevölkerungsentwicklung in der Öresundregion und die großen Unterschiede der Arbeitsmärkte beider Länder haben es zu einer reellen Möglichkeit für Schweden gemacht, einen Job auf der dänischen Seite des Öresunds anzunehmen. Während der dänische Arbeitsmarkt bis 2008 einen enormen Arbeitskräftebedarf hatte, gab es in Schonen einen Arbeitskräfte überschuss, und die Schweden haben die Vorteile erkannt, in Kopenhagen zu arbeiten. Vor allem jüngere und gut ausgebildete Schweden fühlen sich von den Vorteilen des dänischen Arbeitsmarkts in Form von höheren Gehältern und besseren Aufstiegsmöglichkeiten angezogen. Das ist für sie von größerer Bedeutung als der bessere Kündigungsschutz, den sie verlieren, und der sonst eine wichtige Rolle auf dem schwedischen Arbeitsmarkt spielt. Die Nachteile, die damit zusammenhängen, in einem anderen Land zu arbeiten, hierunter längere Anfahrtszeiten, höhere Transportkosten und komplizierte Bestimmungen für Steuern, Rente, Arbeitslosen versicherung und Mutterschutz, werden durch die Vorteile ausgeglichen. Die Schweden, die den Sprung in einen dänischen Job gewagt haben, haben sich in hohem Maße dem dänischen Arbeitsmarkt angepasst. Die Zahl der dänischen und schwedischen Pendler über die Øresundbrücke steigt, und der Pendlerverkehr über die Øresundbrücke hat sich seit der Eröffnung der Brücke im Jahr 2000 versiebenfacht. Die Integration ist also in weniger als 10 Jahren nach der Inbetriebnahme der Brücke voll im Gange. 3

DIE BRÜCKE IN DER REGION Die Vision von einer Region Mit dem Bau der Øresundbrücke entstand auch eine Vision einer Öresundregion als geographische, kulturelle und wirtschaftliche Einheit. Wird aus dem Einzugsbereich der Brücke eine Gesamtregion, so würde die Position des Gebiets im Wettbewerb mit anderen Großstadtregionen in Nordeuropa gestärkt werden. Die Vision baute auf das Potential der Öresundregion, sich zu einem grenzüberschreitenden, regionalen Kraftzentrum in Nordeuropa mit einer internationalen Anziehungskraft zu entwickeln. Die Vorteile einer dynamischen Öresundregion würden nicht nur der Region, sondern auch ganz Dänemark und Schweden, zugute kommen. Mit Kopenhagen und Malmö als den wichtigsten Städten setzt sich die Öresundregion aus Schonen auf der schwedischen Seite des Öresunds und Seeland, Lolland-Falster, Møn und Bornholm auf der dänischen Seite zusammen. Die Öresundregion hat eine Gesamtbevölkerung von 3,7 Millionen Menschen. Die Øresundbrücke spielt als regionale Verkehrsverbindung eine wichtige Rolle und macht es erst möglich, von einer zusammenhängenden Region zu sprechen. Jedoch haben sich die Gründe, die Brücke zu nutzen, seit ihrer Eröffnung bis heute geändert. Es wohnen eine halbe Million Menschen in der Kommune Kopenhagen Im Großraum Kopenhagen wohnen 1,2 Millionen Menschen Malmö hat 281.000 Einwohner 28 Prozent der Bevölkerung von Malmö sind im Ausland geboren Dänen gehören mit 9.000 Personen zur größten Einwanderergruppe in Malmö 4

Ö r Die Öresundregion S k a g e r r a k Jönköping Göteborg Frederikshavn S C H W E D E N Aalborg K a t t e g a t Karlskrona J U T L A N D Århus Helsingør Helsingborg Kristianstad D Ä N E M A R K S C H O N E N G r o ß e Kopenhagen Malmö Esbjerg r B e l t S E E L A N D Kastrup e Sturup Ystad Odense F Ü N E N s u n d B O R N H O L M M Ø N O s t s e e Flensburg F e h m a r n L O L L A N D F A L S T E R Rødby B e F E H M A R N l t Gedser Puttgarden Kiel Rostock Travemünde D E U T S C H L A N D P O L E N Hamburg 5

Verkehrssprünge auf dem Öresund Die Eröffnung der Øresundbrücke im Juli 2000 führte dazu, dass das Verkehrsaufkommen über den Öresund insgesamt stark zugenommen hat. In den 1990er Jahren überquerten zwischen 2 und 3 Millionen Fahrzeuge jährlich den Öresund. 2008 war die Zahl der Fahrzeuge auf 9,5 Millionen gestiegen, und insgesamt 36,7 Millionen Reisende überquerten den Öresund im Pkw, Zug oder mit der Fähre. Nach einem geringeren Rückgang im Verkehrsaufkommen Anfang der 1990er Jahre, nahm der Verkehr über den Öresund, im Zeitraum 1995 bis 1999, um ca. 20 Prozent jährlich zu. Neue Strecken, mehr Abfahrten, niedrigere Preise sowie der Wirtschafts aufschwung in Dänemark und Schweden waren der Grund für das zunehmende Verkehrsaufkommen. Durch die Eröffnung der Øresundbrücke fand ein weiterer sprunghafter Anstieg des Verkehrs um 43 Prozent statt, und der Gesamtverkehr über den Öresund nahm, im Zeitraum 2001 2007, um durchschnittlich 10 Prozent jährlich zu. Das Jahr 2008 unterscheidet sich von den anderen Jahren mit einem Anstieg des Verkehrs über den Öresund von nur 3 Prozent dieser setzt sich aus einem Anstieg von 5,1 Prozent über die Øresundbrücke und einem Rückgang von 2,6 Prozent im Fährverkehr zwischen Helsingør und Helsingborg zusammen. Die Brücke verzeichnet einen höheren Zuwachs als die Fähren in der ganzen Periode. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Fähren eine ganz andere Verkehrszusammensetzung als die Brücke haben. Auf der Brücke ist der Regionalverkehr d.h. Pendler verkehr, Gewerbeverkehr und regionaler Freizeit verkehr vorherrschend, wohingegen ein Teil des Fährverkehrs sich weiterhin aus dem Urlaubsund Einkaufsverkehr zusammensetzt. Verkehr über den Öresund 10 Millionen Fahrzeuge 8 6 4 2 Øresundbrücke Fähre Kopenhagen Malmö 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Fähre Helsingør Helsingborg 6

2008 in Zahlen 25,7 Millionen Personen reisten über die Brücke, hiervon 15 Millionen Personen in Pkw 10,7 Millionen Personen mit der Bahn 19.400 Fahrzeuge passierten im Durchschnitt täglich die Brücke 95 Prozent aller Fahrzeuge über die Brücke waren Pkws 70.000 Personen machten täglich eine Fahrt über die Brücke im Pkw oder mit der Bahn 41.000 Personen fuhren täglich über die Brücke im Pkw, Bus oder Lkw 29.000 Personen nahmen im Durchschnitt täglich die Bahn über die Brücke Die Zahl der Bahnreisenden über die Øresundbrücke nahm um 11 Prozent zu Der Straßenverkehr über den Öresund nahm um 5,1 Prozent zu 7

Bahnverkehr 2008 wurden 10,7 Millionen Bahnreisende über den Öresund befördert ein Anstieg von 11 Prozent verglichen mit 2007. Im Jahr 2008 fuhren 49.520 Passagierzüge, 7.406 Güterzüge und 3.004 Materialzüge über die Øresundbrücke. Das ergibt täglich 164 Züge oder durchschnittlich 3,4 Züge pro Stunde in jede Richtung in den Tagesstunden. Der Öresundzug funktioniert primär als internes Transportmittel in der Region, in der 90 Prozent der Bahnreisen der Passagiere regional sind. Vier von fünf Bahnreisenden haben ihren Wohnsitz in Schweden und einer von fünf in Dänemark. Ausländer machen einen sehr geringen Anteil aus. Der Pendlerverkehr macht ebenfalls einen wichtigen Teil des Bahnverkehrs aus, da ca. 60 Prozent der Reisenden der Öresundzüge Studien- oder Arbeitspendler sind. Der Freizeitverkehr macht den Hauptteil der restlichen 40 Prozent aus, wohingegen Geschäftsreisende und Urlauber nur einen geringeren Anteil ausmachen. Der Personenverkehr der Bahn wird primär von DSBFirst betrieben, die den Betrieb der Öresundzüge im Januar 2009 übernahm. Der Güterverkehr auf der Øresundbrücke verteilt sich auf mehrere Akteure, hierunter Privatgesellschaften. Züge auf der Øresundbrücke Die DSBFirst betreibt die regionalen Öresundzüge, die dreibis sechsmal pro Stunde über die Brücke fahren. Die Züge verbinden große Teile von Schonen mit Nordseeland über Kopenhagen. Die Öresundzüge verkehren jeweils zwischen Göteborg, Kalmar und Karlskrona über Malmö, den Flughafen Kopenhagen und über Kopenhagen nach Helsingør. SJ betreibt den Fernzug X2000, der Stockholm und Göteborg über die Øresundbrücke mit Kopenhagen verbindet. X2000 fährt zwölfmal täglich über die Øresundbrücke. DSB, SJ und Privatbetreiber betreiben den Güterverkehr auf der Øresundbrücke. 8

Autobusverkehr Mehr als die Hälfte des Busverkehrs von und nach der skandinavischen Halbinsel benutzt die Øresundbrücke. Der Busverkehr verteilt sich auf Linienbusund Reisebusverkehr. Der Linienverkehr besteht aus mehreren festen Lang streckenrouten zwischen nordeuropäischen Haupt städten und größeren Städten in Schonen, sowie Regional linien in der Öresundregion zwischen u.a. Kopenhagen, Malmö, Lund, Malmö Airport und Ystad/Bornholm. Die Langstreckenrouten sind einem harten Wettbewerb von der Flugbranche ausgesetzt und haben seit einigen Jahren einen fallenden Marktanteil am Verkehrsaufkommen. Dieses hat zu einem allgemeinen Rückgang des Busverkehrs geführt. Auch auf der Øresundbrücke macht es sich bemerkbar, und 2008 ist der Busverkehr um 15 Prozent zurückgegangen. Insgesamt fuhren 2008 48.000 Busse über die Øresundbrücke. Lkw-Verkehr Die Zahl der grenzüberschreitenden Warentransporte steigt parallel zur Globalisierung. Gleichzeitig hat der zunehmende Warenverteilungsverkehr zwischen Kopenhagen und Malmö zu einem zunehmenden Lkw-Verkehr über die Øresundbrücke geführt. Beispielsweise wird ein großer Teil der Pkws für den dänischen Markt im Hafen von Malmö aus geladen und auf Lkw über die Øresundbrücke zu den dänischen Autohändlern gefahren. Die Øresundbrücke hat in den letzten Jahren daran gearbeitet, ihre Marktposition im Lkw-Markt zu festigen und hatte 2008 einen Marktanteil von 16 Prozent des Verkehrs von und nach der skandinavischen Halbinsel. 930 Lkws fuhren 2008 täglich über die Øresundbrücke. Das ist mehr als eine Verdoppelung im Vergleich zu 2001, wo 495 Lkws täglich über die Brücke fuhren. Die wirtschaftliche Abschwächung 2008 hat jedoch auch im Lkw-Verkehr über die Øresundbrücke, der 2008 das Niveau des Vorjahres 2007 hielt, ihre Spuren hinterlassen. Verkehr in Prozent von und nach der skandinavischen Halbinsel im Jahr 2008 20 6 3 Pkw Lkw Busse 4 67 48 7 16 9 7 3 10 19 26 55 Øresundbrücke Helsingør Helsingborg Kattegatfähren Skagerrakfähren Schweden Deutschland 9

Verkehr und Konjunktur 2008 brachten die Finanzkrise und die anschließende Konjunkturflaute das Wirtschaftswachstum in Dänemark und Schweden schnell ins Stocken, was einen sehr schwachen Anstieg im Verkehrsaufkommen über die Øresundbrücke im Herbst 2008 zur Folge hatte. Gleichzeitig nahm der Zinsaufwand aufgrund der sehr hohen Geldmarktzinsen und der hohen Inflationszahlen im Sommer und Herbst zu. In den letzten vier Jahren ist der Verkehr über die Øresundbrücke um 14 bis 17 Prozent gestiegen. In diesem Zeitraum haben Hochkonjunktur und niedrige Geldmarktzinsen den Finanzen der Øresundbrücke genützt, und 2004 begann die Øresundbrücke ihre Schulden in Höhe von 4 Milliarden EUR zu tilgen. Im Zeitraum 2004 2008 wurde die erste 130 Millionen EUR zurückgezahlt. Langfristig wird die Krise keine Wirkung auf die grundlegenden Wachstumsfaktoren die Entwicklung auf dem Arbeits- und Immobilienmarkt sowie die Bevölkerungsgrundlage haben. Kurzfristig jedoch rechnet die Øresundbrücke mit einer Abschwächung des integrationsgetragenen Verkehrs, da Bürger und Unternehmen vorsichtiger werden, neue Risiken vermeiden und darauf verzichten, den Job zu wechseln, das Haus zu verkaufen oder auf neue Märkte zu setzen. 10

Die Brücke zu neuen Erlebnissen Mit einer schönen und frei zugänglichen Natur sowie Sehenswürdigkeiten und Übernachtungsmöglichkeiten von hoher Qualität ist die Öresundregion ein natürliches Ziel für Urlaubs- und Freizeitvergnügen. Der Markt für Shopping, Vergnügungen, Unterhaltung, Sport, Wochenendaufenthalte sowie Urlaub ist in der Öresundregion groß, und der damit verbundene Verkehr über die Brücke ist eine wichtige Einnahmequelle, sowohl für die Tourismusbranche als auch für den Einzelhandel in der Region Eine lange Zeit nach Eröffnung der Brücke war der Freizeitverkehr die vorherrschende Verkehrsform auf der Brücke. 2001 waren 66 Prozent des Pkw- Verkehrs auf der Øresundbrücke in Sachen Urlaub, Kurzurlaub oder anderen Freizeitvergnügen unterwegs. 2008 war dieser Anteil auf 39 Prozent des Pkw-Verkehrs zurückgegangen. Grund der Passagen im Pkw über die Øresundbrücke in Prozent 2001 2008 19 29 11 9 20 Gewerbe Pendler 19 28 5 19 41 Freizeit Kurzurlaub Urlaub 11

Auf dänischer Seite ist die Großstadt Kopenhagen mit Shopping, Erlebnissen und Unterhaltung der große Magnet für schwedische Freizeitreisende, aber die Schweden sind auch fleißige Benutzer der Museen der Region und deren kulturellen Angebote. Der Zweck der Reisen der Dänen nach Schonen ist u.a. Shopping, Kultur und Erlebnisse in der Natur Angeln, Golf und Skilauf. Im Jahr 2008 machten Touristen aus anderen Ländern 24 Prozent des Urlaubsverkehrs im Pkw auf der Øresundbrücke und 6 Prozent des Kurzurlaubsverkehrs aus. Die meisten Touristen aus Europa, die über die Øresundbrücke fahren, haben Schonen als Reiseziel, gefolgt vom übrigen Schweden sowie Norwegen und Finnland. Vom gesamten Pkw-Verkehr auf der Øresundbrücke machten Pkws aus anderen Ländern nur 3 Prozent aus, was die starke Position der Brücke als regionale Verkehrsverbindung unterstreicht. Der Urlaubs- und Kurzurlaubs verkehr macht 20 Prozent des Pkw-Verkehrs über die Øresundbrücke aus Der Freizeit- und Kurzurlaub verkehr (bis zu drei Übernachtungen) ist, zwischen 2001 und 2008, um 55 Prozent gestiegen Der Urlaubsverkehr (mehr als drei Übernachtungen) ist um 18 Prozent zwischen 2001 und 2008 gestiegen Sieben von zehn Freizeitreisenden sind Schweden 41 Prozent der Urlaubsreisenden sind Dänen, 35 Prozent sind Schweden Reiseströme der Pkws über die Øresundbrücke 2008 Reiseziel Fünen/ Übr. Norw./ Ausgangspunkt Kopenhagen Seeland Jütland Europa Schonen Schweden Bornholm Finnland Insgesamt Kopenhagen 7 % 2 % 2 % <1 % 10 % Seeland 2 % 1 % <1 % <1 % 4 % Fünen/Jütland 1 % <1 % <1 % <1 % 3 % Europa <1 % 1 % <1 % <1 % 3 % Schonen 56 % 9 % 2 % 4 % 71 % Übr. Schweden 3 % 1 % <1 % 2 % 7 % Bornholm <1 % <1 % <1 % <1 % 1 % Norw./Finnland <1 % <1 % <1 % <1 % 1 % Insgesamt 60 % 11 % 3 % 7 % 10 % 5 % 3 % 1 % 100 % 12

Pendler in Führung Seit Eröffnung der Brücke ist die Øresundbrücke zum täglichen Arbeitsweg für Tausende von Dänen und Schweden geworden, und die Pendler haben in hohem Maße zum zunehmenden Verkehrsaufkommen beigetragen. Da die Wohnungspreise in beiden Ländern sehr unterschiedlich sind, haben viele Dänen be - schlossen, nach Malmö zu ziehen. Gleichzeitig haben sich viele Schweden entschlossen, Mitarbeiter in Unter nehmen in Kopenhagen zu werden. Bis zu 94 Prozent der Pendler haben deshalb ihren Wohnsitz in Schonen. Die aktuelle Konjunkturflaute hat jedoch dem Anstieg des Pendlerverkehrs einen Dämpfer aufgesetzt, aber mittelfristig wird die positive Entwicklung sich fortsetzen, weil sowohl Kopenhagen als auch das übrige Seeland mit einer alternden Bevölkerung in einigen Jahren einen spürbaren Arbeitskräftemangel erleben werden, der von Schonen aufgrund seiner positiven Bevölkerungsentwicklung ausgeglichen werden könnte. Die Pendler sind in der Regel gut ausgebildet. Zur größten Arbeitsgruppe gehören die 30 39jährigen, die in einer Vielzahl von Berufsfeldern tätig sind, wenngleich viele im Bereich der Telekommunikation, der IT-Branche und des Gesundheitswesens arbeiten. Insgesamt pendeln täglich 19.300 Personen über die Øresundbrücke, entweder zur Arbeit oder zu ihren Studien auf die andere Seite 94 Prozent der Pendler wohnen in Schonen Die Pendler machen jetzt 41 Prozent des Pkw-Verkehrs auf der Øresundbrücke aus Das Pkw-Pendeln nahm 2008 um 19 Prozent zu 62 Prozent der Öresundpendler ziehen die Bahn vor Die in Schonen ansässigen dänischen Pendler ziehen das Auto vor, 62 Prozent der Pkw-Pendler sind Dänen gegenüber 38 Prozent der Bahnpendler Pendlerverkehr über die Øresundbrücke 20.000 15.000 10.000 Studierende / Bahn 5.000 Pendler / Flugboote Jobpendler / Bahn 0 1995 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Jobpendler / Pkw Quelle: Øresundsbro Konsortiet 13

Wohnungsmarkt Mit dem Anstieg der Immobilienpreise auf Seeland, vor allem in Kopenhagen, wurde es für Erstkäufer schwierig, eine Immobilie im Hauptstadtgebiet zu erwerben. Deshalb haben viele die Vorteile eines Umzugs über die Brücke nach Malmö und Schonen gesehen. Hier gibt es viel billigere Wohnungen und Häuser als in Kopenhagen. Aufgrund der Brücke ist es aber dennoch in so unmittelbarer Nähe, dass man weiterhin der Arbeit auf der dänischen Seite nachgehen kann. Die niedrigeren Wohnungskosten sind der wichtigste Grund dafür, dass Dänen nach Schonen gezogen sind, gefolgt vom Wunsch eines besseren Wohnstandards, niedrigerer Autopreise, niedrigerer Lebens mittelpreise und niedrigerer Lebenshaltungskosten im Allgemeinen. Insgesamt gesehen bedeutet dies für junge Dänen, dass sie sich hier erheblich billiger etablieren können, als wenn sie in Dänemark geblieben wären. So sind es auch vornehmlich jüngere Dänen, die den Sprung nach Schonen gewagt haben. 55 Prozent der Zuwanderer sind zwischen 20 und 34 Jahren, und mehr als die Hälfte sind junge alleinstehende Männer oder Paare ohne Kinder, die von Kopenhagen oder Frederiksberg wegziehen. Dass nicht nur finanzielle Aspekte von Bedeutung sind, lässt sich auch daran erkennen, dass viele dänische Zuwanderer Wert auf die besseren Möglichkeiten, welche ihnen die schwedischen Natur bietet, legen. Sie können hier diese besser nutzen und das Leben im Freien genießen. Weitere Gründe sind die bessere Kundenfreundlichkeit der Behörden, die bessere Umgebung für heranwachsende Kinder sowie im Allgemeinen die Herausforderung in ein fremdes Land zu ziehen. Der Hauptteil der Zuwanderer zieht ins südwestliche Schonen mit Malmö als Zentrum, und die Dänen machten 2008 ganze 15 Prozent des ausländischen Nettozuzugs nach dem sehr multikulturellen Malmö aus. Ein Wohnviertel wie das neue Annestad südlich von Malmö ist sogar dafür bekannt, eine dänische Stadt zu sein. Familien mit Kindern stellen zwar einen geringeren Teil der Zuwanderer dar, haben aber den Vorteil, schneller integriert zu werden, wenn ihre Kinder eine schwedische Institution oder Schule besuchen und schwedische Freunde bekommen. Im Jahr 2008 zogen 3.300 Personen von Seeland nach Schonen zogen 2.200 Personen von Schonen nach Seeland Dänen machten 77 Prozent der Zuwanderung von Dänemark nach Schonen und 68 Prozent der Abwanderung von Schonen nach Dänemark aus Der Nettozuzug von Seeland nach Schonen erreichte 2006 seinen Höhepunkt, in welchem 4.300 Personen von Seeland nach Schonen und lediglich 1.500 in die andere Richtung zogen 14

Preis eines Einfamilienhauses 140 m 2 in EUR Kattegat S C H W E D E N G r o ß Holbæk 279.419 Frederikssund 325.066 Roskilde 364.403 D Ä N E M A R K Ringsted 242.917 S e e l a n d Køge 312.710 Helsingør 355.540 Hillerød 355.785 Hørsholm 499.465 Gentofte 549.731 Frederiksberg 563.626 Høje Taastrup 324.483 Amager Helsingborg 259.767 Kopenhagen 436.056 Tårnby 367.407 Ö r e s u n d Landskrona 175.575 Malmö 324.506 Vellinge 372.005 Trelleborg 228.207 Lund 259.607 Staffanstorp 257.554 Eslöv 174.326 Svedala 234.179 S c h o n e n Ystad 190.401 Kristianstad 129.438 Simrishamn 177.309 e r B e l t Næstved 231.932 Møn Ostsee Lolland Falster F ehmarn Belt Fehmarn Quelle: Värderingsdata AB und Realkreditrådet 15

In Schweden besteht Eigentum immer aus Einfamilienhäusern. Wohnungen sind entweder Mietwohnungen oder Baugenossenschafts wohnungen, wo man Anteile an der Baugenossenschaft aber nicht die eigentliche Wohnung kauft. Außer dem Kaufpreis für die Wohnung muss eine monatliche Zahlung an die Baugenossenschaft geleistet werden. Die Hälfte aller Dänen, die nach Schonen ziehen, kauft eine Baugenossenschafts wohnung, die typisch einen Kaufpreis aufweist, der der Hälfte des Preises einer entsprechenden Eigentumswohnung in Kopenhagen entspricht. Die Entwicklung der Zahlen der dänischen Zuwanderer nach Schonen hängt sehr von der Konjunktur und der Entwicklung in den Immobilienpreisen in Kopen hagen und Malmö ab. Erhebliche Steigerungen der südschwedischen Immobilienpreise und entsprechende fallende dänische Immobilienpreise werden unweigerlich den Markt und das Interesse an einem Umzug nach Schweden beeinflussen. 16

Umzüge zwischen Seeland und Schonen 5.000 Anzahl Personen 4.000 3.000 2.000 1.000 0 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Von Seeland nach Schonen Von Schonen nach Seeland Quelle: Ørestat, SCB und Øresundsbro Konsortiet Die dänischen Immobilienpreise kulminierten im 3. Quartal 2006. Der Preisrückgang machte sich zuerst im Großraum Kopenhagen bemerkbar, um sich anschließend auf das übrige Seeland zu übertragen. Auf schwedischer Seite begannen die Immobilienpreise erst ein Jahr nach den dänischen Preisen nachzugeben, nämlich im 3. Quartal 2007. Trotz der schwachen Konjunktur auf dem dänischen Immobilienmarkt ist es jedoch nach wie vor weitaus billiger, sich eine Wohnung in Malmö als in Kopenhagen anzuschaffen. Ende 2008 war ein Einfamilienhaus in Malmö um 26 Prozent billiger als in Kopenhagen. 17

Arbeitsmarkt Kopenhagen ist die Großstadt in der Öresundregion, die sowohl Arbeitskräfte als auch Unternehmen anzieht. Mit der Øresundbrücke ist es für viele Bewohner Schonens natürlich, einen Job in Kopenhagen zu suchen, vor allem weil das Lohn- und Gehaltsniveau in Kopenhagen höher als auf schwedischer Seite ist. Die Hochkonjunktur in Dänemark sowie eine äußert niedrige Arbeitslosenquote brachten dänische Unternehmen dazu, im Zeitraum von 2005 2007 nach Arbeitskräften auf der anderen Seite des Öresunds zu suchen. Der wichtigste, spürbare Effekt der Øresundbrücke auf den Arbeitsmarkt, sind die vielen Schweden, die gerne das Auto oder die Bahn über die Brücke auf dem Weg zu ihrem Job in einem dänischen Unternehmen benutzen. Es sind überwiegend gut ausgebildete Schweden, die Job und Karriere in Kopenhagen anstreben. Sprachliche und kulturelle Unterschiede sehen sie nicht als ein Problem, und viele halten eine Zusammenarbeit mit Dänen für einen weiteren Vorteil. Trotz unseres skandinavischen Wohlfahrtsmodells bestehen erhebliche Unterschiede in der Organisierung des Arbeitsmarktes in Dänemark und Schweden. Aufgrund der schwedischen Arbeitsmarktbestimmungen hat ein Mitarbeiter eine höhere Beschäftigungssicherheit in einem schwedischen als in einem dänischen Unternehmen. Nichtsdestoweniger haben für schwedische Arbeitnehmer, wenn sie in Dänemark Arbeit suchen, Herausforderungen, Spannung und ein höheres Gehalt einen höheren Stellenwert als Geborgenheit, Sicherheit und bessere Möglichkeiten einer Elternzeit. Die dänische Sprache ist für die in einem dänischen Unternehmen beschäftigten Schweden eine Herausforderung, jedoch kein Hindernis. Die meisten betrachten es als eine positive Herausforderung, Dänisch im Zusammenhang mit ihrem Job lernen zu müssen. Anzahl Schweden, zum ersten Mal auf dem dänischen Arbeitsmarkt 2.000 Anzahl Personen 1.500 1.000 500 0 Q1 2005 Q2 2005 Q3 2005 Q4 2005 Q1 2006 Q2 2006 Q3 2006 Q4 2006 Q1 2007 Q2 2007 Q3 2007 Q4 2007 Q1 2008 Q2 2008 Q3 2008 Q4 2008 Q1 = 1. Quartal Q2 = 2. Quartal Q3 = 3. Quartal Q4 = 4. Quartal Quelle: SkatØresund 2008 18

Die Pendler treffen jedoch auf Probleme in Form von komplexen Steuer- und Rentenbestimmungen quer über die Grenze, komplizierten Geldüberweisungen zwischen den beiden nationalen Banksystemen und teuren Tarifen für das Telefonieren und Senden von SMS zwischen den beiden Ländern. Viele schwedische Öresundpendler sind außerdem der Meinung, dass das Pendeln zwischen dem Wohnort in Schonen und dem Job in Kopenhagen zu lange dauert und zu teuer ist, aber in der Realität werden die Kosten teilweise von Steuervorteilen und der Pendlerpauschale ausgeglichen. Trotz der aktuellen Konjunkturflaute werden Kopenhagen und das übrige Seeland innerhalb einiger Jahre einen massiven Arbeitskräftemangel erleben, was zu einem Lohndruck in Dänemark führen wird. Da der Arbeitskräftemangel und somit auch der Lohndruck auf der schwedischen Seite des Öresunds geringer sind, wird es den finanziellen Ansporn weiterhin stärken, eine Arbeit in Kopenhagen zu suchen, wenn man in Südschweden wohnhaft ist. Die Zahl der Dänen oder der in Dänemark ansässigen Schweden, die zur Arbeit nach Schweden pendeln, ist sehr gering, und es handelt sich hier primär um Experten. Von 2005 bis 2007 nahm der Zugang an neuen Schweden auf dem dänischen Arbeitsmarkt von 1.391 auf 6.667 Personen zu. 2008 betrug diese Zahl 5.798 Personen 88 Prozent der Schweden, die an einer Untersuchung des Regionspanels der Øresundbrücke teilnahmen und in einem dänischen Unternehmen arbeiten, antworten, dass sie gute oder sehr gute Kenntnisse der dänischen Sprache haben 79 Prozent der Teilnehmer der Untersuchung sind der Meinung, dass es eine positive Herausforderung gewesen ist, Dänisch zu lernen 84 Prozent der Teilnehmer der Untersuchung sind der Meinung, dass es für ihre weitere Karriere von Nutzen gewesen ist, dass sie Dänisch gelernt haben 19

Wirtschaft Wirtschaftsstruktur In der Öresundregion findet wie in der übrigen westlichen Welt ein Wirtschaftsstrukturwandel statt. Der Anteil an Beschäftigten im Dienstleistungsgewerbe steigt, während der Anteil an Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe und in der Landwirtschaft zurückgeht. Es herrschen jedoch große interne Unterschiede in der Öresundregion, wie weit dieser Strukturwandel gekommen ist. In der Hauptstadt region stand das verarbeitende Gewerbe (einschl. des Baugewerbes) 2005 für ca. 15 Prozent der Gesamtbeschäftigung, was mit Region Seeland und Region Schonen verglichen werden kann, wo das verarbeitende Gewerbe jeweils 22 und 23 Prozent der Beschäftigung ausmachte. Obwohl das verarbeitende Gewerbe in allen drei Regionen zurückgeht, so ist der Rückgang in der Hauptstadtregion am größten. Stattdessen wird die Hauptstadtregion von einem sehr großen Anteil an Beschäftigten im Dienstleistungsgewerbe dominiert: 47 Prozent. In den Regionen Seeland und Schonen macht das Dienstleistungsgewerbe jeweils 34 und 36 Prozent der Beschäftigung aus. Gemeinsam für die drei Regionen ist, dass die vorherrschenden Branchen Geschäftsservice und Groß- und Einzelhandel sind. In der Industrie sind es primär das Baugewerbe und die Chemie- und Kunststoffindustrie, die einen großen Anteil der Beschäftigung in der Region ausmachen. Der regionale Gewerbeverkehr nahm im Zeitraum von 2003 bis 2008 um 26 Prozent zu Der regionale Gewerbeverkehr beträgt 20 Prozent des Pkw-Verkehrs über die Øresundbrücke Immer mehr Unternehmen in Schonen haben dänische Eigentümer Zunehmendes dänisches bzw. schwedisches Eigentum auf der anderen Seite des Öresunds ist ein Ausdruck für eine wachsende Internationalisierung, kann aber auch ein Zeichen einer zunehmenden strukturellen Integration der Wirtschaft in beiden Regionen sein. Verschiedene Studien zeigen, dass das Hauptmotiv von Unternehmen, in einem anderen Land Investitionen zu tätigen, darauf abzielt, sich Zugang zu größeren und wachsenden Märkten zu verschaffen. Die Kundennähe ist vor allem für Unternehmen des Dienstleistungsgewerbes wichtig. Statistiken vom Institut für wachstumspolitische Studien, Institutet för tillväxtpolitiska studier (ITPS), zeigen, dass Dänemark eine herausragende Position in der Wirtschaft in Schonen in Bezug auf Unternehmenseigentum einnimmt. Dänische Unternehmen belegen Platz 2 unter den ausländischen Eigentümern von Unternehmen und Arbeitsstätten in Schonen. Im übrigen Schweden belegt Dänemark Platz 4 unter den ausländischen Eigentümern von schwedischen Unternehmen und Arbeitsstätten. Die Zahl der dänischen Unternehmen steigt auch in Schonen überproportional im Vergleich zum übrigen Schweden. Die Mehrheit der Arbeitsstätten in Schonen mit dänischen Eigentümern ist im Dienstleistungsgewerbe zu finden. Besonders in Malmö ist der dänische Einfluss spürbar. Momentan sind 3.900 Personen in einem Unternehmen mit dänischen Eigentümern beschäftigt. Gemäß einem Bericht der Stadt Malmö sind insgesamt 276 Unternehmen oder 22 Prozent der ausländischen Unternehmen in Malmö in dänischer Hand. Das sind doppelt so viele wie bei der Nummer 2 der Liste den deutschen Unternehmen. Zu den größten Unternehmen mit dänischen Eigentümern gehören Netto, DFDS Transport, Egmont, Rambøll, Novo Nordisk, Ilva und Jysk. 20

Arbeitsstätten mit dänischen Eigentümern in Schonen 1990 2005 600 Anzahl Arbeitsstätten 500 400 300 200 100 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Quelle: Tendens Øresund und ITPS 21

Ausbildung ohne Grenzen Dänemark und Schweden nehmen einen hohen Rang auf dem Index der OECD über die verwendete Ausbildungszeit ein. Ein hohes Ausbildungsniveau ist dafür entscheidend, dass die Öresundregion ihre Position als wissensintensive Region in Europa behalten kann. Die 12 Universitäten und Fachhochschulen der Region, die unter der Dachorganisation die Øresunduniversität zusammenarbeiten, haben mehr als 150.000 Studenten und 12.000 Forscher. Für die Region und ihre Unternehmen ist es deshalb wichtig, dass es einen kontinuierlichen Zugang an gut ausgebildeten und flexiblen Arbeitskräften auf jedem Niveau gibt. Die Studenten der Universitäten der Öresundregion haben mit der Øresundbrücke bessere Möglichkeiten bekommen, im Nachbarland zu studieren, um dadurch ihre Ausbildung zu ergänzen. Seit der Eröffnung der Brücke hat die Universität Lund und Malmö Högskola mehr dänische Studenten bekommen. Die Studenten sind in der Regel gegenüber der Integration quer über den Öresund positiv eingestellt und für Job- und Wohnmöglichkeiten auf der anderen Seite offen. Dies gilt vor allem den schwedischen Studenten, von denen 27 Prozent beabsichtigen, einen Job in Dänemark nach Beendigung der Ausbildung zu suchen. Aber auch selbst dann, wenn die jungen Leute positiv sind, ist die Zahl der Studienpendler noch nicht so hoch. Es gibt auch Barrieren. Die Zahl der schwedischen Studenten in Kopenhagen ist in den letzten Jahren zurückgegangen, was u.a. darauf zurückzuführen ist, dass der Zugang zum Studium in Dänemark für schwedische Studenten beschränkt wurde. Die Umrechnung des schwedischen Notensystems mit verschiedenen Stufen von zugelassen zum dänischen System wurde geändert, so dass es für schwedische Studenten schwieriger geworden ist, Zugang zu weiterführenden Ausbildungen in Dänemark zu erhalten. Die Fahrtzeit und die Fahrkartenpreise stellen ebenfalls Barrieren für die jungen Leute dar, die von Ausbildungsförderung leben, und eine Pendlerkarte für die Öresundzüge ist ein schwerwiegender Posten in ihrem Budget. Ein großer Teil der Studenten sehen auch die Fahrtzeit als Nachteil, wenn sie zu einer Universität auf der anderen Seite des Öresunds pendeln müssen. Vor allem die dänischen Studenten sind der Meinung, dass Preis und Zeit ein Problem sind. Deshalb möchten viele sich lieber in dem Land, in dem sie eine Ausbildung gewählt haben, niederlassen, als dass sie über den Öresund pendeln möchten. Es ist u.a. das Erlebnis, in einem anderen Land zu studieren und eine andere Kultur kennen zu lernen, das die jungen Leute anzieht. Aber gerade der Status des Nachbarlandes als Ausland in Zusammenhang mit einem Studium ist auch ein Hemmschuh, weil Kopenhagen, Roskilde, Lund und Malmö dadurch um das Interesse der Studenten an einem Studienaufenthalt in vielleicht interessanteren Ländern wie Frankreich und den USA konkurrieren. 22

Zukunftsgesicherte Infrastruktur Die Øresundbrücke ist ein wichtiges Bindeglied bei der Etablierung einer modernen und effizienten Infrastruktur in Nordeuropa. Mit einer gut aus gebildeten Bevölkerung, einer stabilen politischen Situation und einer modernen Infrastruktur ist die Öresundregion außerordentlich gut geeignet, internationale Unternehmen, die versuchen, auf den Märkten in Skandinavien, dem Baltikum und in Osteuropa Fuß zu fassen, anzu ziehen. Heute funktioniert die Brücke u.a. für sowohl schwedische als auch dänische Passagiere als effizienter Anschluss an den Flughafen Kopenhagen. Der Bau der Øresundbrücke war seitens der EU ein hochbewertetes Projekt, und trotz der aktuellen Position der Brücke als überwiegend regionale Verkehrs verbindung sind andere Projekte geplant, die die Bedeutung der Øresundbrücke in internationalem Zusammenhang stärken können. Von einem regionalen Gesichtspunkt aus betrachtet ist der Bau des Citytunnels in Malmö ein wichtiges Projekt. Es handelt sich um eine neue, 17 km lange Eisenbahnverbindung zwischen Malmö Centralstation und der Øresundbrücke. Der Citytunnel wird sowohl die Stadt Malmö mit einer ganzen Reihe neuer Stationen versehen als auch einen reibungsloseren Verkehr für Regional- und Fernzüge über Malmö C nach Kopenhagen, Trelleborg und Ystad ermöglichen. Die Inbetriebnahme des Citytunnels ist für Ende 2010 vorgesehen. In Kopenhagen wird der Cityring, eine Erweiterung der Metro, die Transportmöglichkeiten erheblich verbessern. Wenn der Cityring im Jahr 2018 fertiggestellt ist, hat die Metro fünf gemeinsame Stationen mit den Öresundzügen. Im Süden ist ein anderes und größeres Bauprojekt unterwegs, die Fehmarnbelt-Verbindung, die kommende Brücke zwischen Rødby in Dänemark und Fehmarn in Deutschland. Die Inbetriebnahme ist für 2018 als eine kombinierte Autobahn- und Eisenbahnverbindung vorgesehen, und sie wird die Transportzeit zwischen dem östlichen Dänemark und Deutschland um etwa eine Stunde im Vergleich zu den jetzigen Fähren verkürzen. 23

DIE BRÜCKE UND DIE WELT Zwischen Skandinavien und Europa Die Eröffnung der Øresundbrücke im Jahr 2000 wertete die Infrastruktur zwischen der skandinavischen Halbinsel und dem europäischen Kontinent erheblich auf, und die moderne Infrastruktur ist einer der größten Aktivposten der Öresundregion. Kopenhagen und Malmö sind jetzt über eine moderne Autobahn und Eisenbahn miteinander verbunden, und das gesamte Autobahnnetz um die beiden Städte herum erfüllt im Vergleich zu anderen Großstädten höchste Ansprüche. Der Kopenhagener Flughafen Kastrup wurde besser an Schweden und der Malmö Airport besser an Dänemark angebunden, und die Häfen von Kopen hagen und Malmö haben zu einem Unternehmen fusioniert, das nunmehr der größte Importhafen für Autos in Nordeuropa ist. Alle vier Transportformen sind somit in der Öresundregion voll integriert, und im Vergleich zu anderen, ähnlichen Städten in Europa gibt es nur wenige Verkehrsprobleme. Die geografische Lage der Öresundregion und die gut ausgebaute Infrastruktur sind ideelle Voraussetzungen in Bezug auf den Warenverteilungsverkehr von und nach Skandinavien und ins Baltikum. Aus diesem Grund haben auch zahlreiche Großunternehmen die Region als Standort für ihre nordischen Verteilungszentren gewählt. Wenn die feste Fehmarnbeltquerung um 2018 2020 eröffnet wird, knüpft sie etwa zehn Millionen Menschen im südlichen Skandinavien und Norddeutschland aneinander, denn der neue Verkehrskorridor verbindet die Öresundregion somit Kopenhagen und Malmö mit Hamburg. Das bedeutet neue Möglichkeiten, u.a. die Entwicklung von Synergien durch das engere Aneinanderrücken der geballten Kräfte der beiden Metropolzentren. Dies gilt besonders für die Bereiche Forschung und Bildung, Logistik, Biotechnologie, Nahrungsmittelindustrie und Tourismus. Kopenhagen/Malmö-Hamburg bekommt so die logistischen Voraussetzungen, um im Wettbewerb mit einer Reihe anderer, anerkannter dynamischer Metropolzentren wie beispielsweise Liverpool/ Manchester, Amsterdam/Rotterdam und Dortmund/ Frankfurt bestehen zu können. Netzwerkplattformen Eine der Stärken der Öresundregion sind die Netzwerk plattformen, die dazu beitragen, Forschung und Produktion über die Grenzen und institutionelle Schranken hinweg zu vermarkten und zu stärken. Die Øresund Science Region ist die Dachorganisation sechs verschiedener Plattformen, die jeweils die Stärken der Region profilieren: Medicon Valley Academy, Øresund IT, Øresund Food Network, Øresund Environment Academy, Øresund Design und Øresund Logistics. Øresund Science Region wurde 2008 mit dem EU-Preis RegioStars Award für ihr einzigartiges Modell zur Entwicklung nachhaltiger Regionalprojekte, die auf einer engen Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen, Privatunternehmen und dem Staat bauen, ausgezeichnet. Die Öresunduniversität ist noch ein Netzwerk, in dem 12 Universitäten und Fachhochschulen kooperieren, um Forschung und Ausbildung in der Öresundregion zu fördern. 24

Eine neue Region? Mehr als 5 Mio. Einwohner 2,5 5 Mio. Einwohner Glasgow- Edinburgh Manchester- Liverpool Die Öresundregion Birmingham Leeds- Sheffield Nottingham- Leicester London Amsterdam- Rotterdam Hamburg Berlin Warszawa Bryssel- Antwerpen Liege- Maastricht Dortmund- Köln Frankfurt Katowice Paris Stuttgart München Wien- Bratislava Die Position der Öresundregion unter den europäischen Großstadtregionen: An den Bevölkerungszahlen gemessen liegt die Region auf Platz 23 An der finanziellen Lage gemessen nimmt die Region Platz 10 in der Gruppe mit Städten wie Mailand, Hamburg, Berlin, Madrid, Rom und Stuttgart ein An dem wissenschaftlichen Output gemessen belegt Kopenhagen- Malmö-Lund Platz 5 in Europa An der allgemeinen Lebensqualität gemessen nimmt die Öresundregion auch hier einen hohen Stellenwert ein so belegt die Region Platz 8 nach Städten in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz An der Gesamtzahl der Flugpassagiere (Touristen sowie Transfer- und Transitpassagiere) gemessen belegt die Region Platz 8 in Europa in gleicher Gruppe mit anderen Großstädten wie Manchester- Liverpool, Mailand, Madrid, München und Rom Quelle: Die Öresundregion 2020 vier Zukunftsszenarien, 2006 25

DIE ZUKUNFT Zunehmendes Ungleichgewicht des Arbeitsmarkts Die demographische Entwicklung in Schonen und auf Seeland ist die wichtigste Ursache dafür, dass das Verkehrsaufkommen auf der Øresundbrücke in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen wird. Die ungleiche Verteilung der Arbeitskräfte zwischen den beiden Teilen der Region wird zunehmen, was zu einem steigenden Bedarf im Pendlerverkehr beitragen wird. Auf Seeland wird die Zahl der Älteren über 64 Jahre zunehmen, und die Zahl der erwerbstätigen Personen zwischen 25 und 64 Jahren wird in den kommenden 20 Jahren stark zurückgehen. Deshalb wird ein Zugang an 324.000 Personen zwischen 25 und 64 Jahren auf dem Arbeitsmarkt in Kopenhagen und auf Seeland bis 2027 erforderlich sein, wenn die jetzige Altersverteilung aufrechterhalten werden soll. In Schonen sieht die Entwicklung etwas positiver aus. Hier nimmt die Zahl der 25 64jährigen um 98.000 Personen bis 2027 aufgrund von Zuzug und Zuwanderung zu, und viele dieser Personen werden einen Job auf dänischer Seite finden, wo das Lohnund Gehaltsniveau im Allgemeinen höher ist. Obwohl die Erwartungen an das Wachstum in der Region momentan aufgrund der Finanzsituation eingetrübt sind, wird das Ungleichgewicht in der Bevölkerungsentwicklung dazu führen, dass das Pendeln wieder die treibende Kraft im Verkehr über die Øresundbrücke wird. Das wird wiederum mehr Verkehr auf der Autobahn und der Bahnlinie zur Folge haben. Im Jahr 2015 wird der Pendlerverkehr somit voraussichtlich ca. die Hälfte des gesamten Pkw-Verkehrs auf der Øresundbrücke ausmachen. Bevölkerungsveränderung verteilt auf Altersgruppen im Zeitraum 2007 2027 auf Seeland 200.000 Anzahl Personen 150.000 100.000 50.000 0 65+ Jahre 50.000 25 64 Jahre 100.000 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 2023 2025 2027 0 24 Jahre Quelle: Region Skåne und Danmarks Statistik, 2007 26

Bevölkerungsveränderung verteilt auf Altersgruppen im Zeitraum 2007 2027 in Schonen 250.000 Anzahl Personen 200.000 150.000 100.000 50.000 0 50.000 100.000 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 2023 2025 2027 Quelle: Region Skåne und Danmarks Statistik, 2007 65+ Jahre 25 64 Jahre 0 24 Jahre 27

Angepasste Verkehrsszenarien Øresundsbro Konsortiet erstellt jedes Jahr eine Prognose zum zukünftigen Verkehr auf der Brücke. In den vergangenen Jahren sind drei Szenarien für den Straßenverkehr erstellt worden, ein Wachstumsszenario, ein Stagnations szenario und ein Mittelszenario. Die aktuellen Prognosen berücksichtigen die Eintrübung der Konjunktur, die die Entwicklung 2008 geprägt hat, und die auch Dänemark und Schweden in den nächsten Jahren beeinflussen wird. Langfristig werden die grundlegenden Wachstumsfaktoren d.h. die Entwicklung auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt und der Bevölkerungsgrundlage nicht von der Krise beeinflusst. Kurzfristig rechnet Øresundsbro Konsortiet jedoch mit einer Abschwächung des integrationsgetragenen Verkehrs, da Bürger und Unternehmen vorsichtiger werden, neue Risiken vermeiden und darauf verzichten, den Job zu wechseln, ein Haus zu verkaufen oder auf neue Märkte zu setzen. Das Mittelszenario veranschaulicht den wahrscheinlichsten Verlauf, und die Einnahmen des Straßenverkehrs aus diesem Szenario bilden die Grundlage für die Budgetierung des Øresundsbro Konsortiets. Das Mittelszenario wird oftmals auch als Verkehrsprognose bezeichnet, und soweit nicht auf ein spezielles Szenario hingewiesen wird, so ist das Mittelszenario gemeint. Das Mittelszenario basiert auf Voraussetzungen einer positiven Regionalentwicklung und einer Situation, in der es auch weiterhin wirtschaftliche Unterschiede zwischen Malmö und Kopenhagen in Löhnen und Gehältern und Wohnkosten geben wird. 2018 wird der Tagesverkehr (heute 19.400) voraussichtlich auf täglich 32.200 Fahrzeuge im Mittelszenario angewachsen. Bis 2028 wird diese Zahl voraussichtlich weiter auf 42.500 Fahrzeuge pro Tag ansteigen. Der jährliche Verkehrsanstieg wird voraussichtlich von ca. 5 Prozent im Jahr 2008 auf 2 Prozent im Jahr 2028 zurückgehen. Danach ist ein jährlicher Anstieg von 2 Prozent bis 2043 zu erwarten, wo der Pendlerverkehr seine Kapazitätsgrenze erreichen wird, während das Wachstum in den übrigen Verkehrssegmenten sich jedoch fortsetzen wird. Die Øresundbrücke schätzt, dass ca. 53.000 Personen im Jahr 2028 täglich zwischen Malmö und Kopenhagen oder mehr als doppelt so viele wie heute pendeln werden. Das Wachstumsszenario ist das positivste der drei Szenarien der Brücke. Das Szenario unterscheidet sich primär vom Mittelszenario, indem eine zunehmende regionale Öresundintegration in noch höherem Maße vorausgesetzt wird. Eine europäische Hochkonjunktur über einen längeren Zeitraum wird weiter zur Realisierung dieses Szenarios beitragen. Im Wachstumsszenario nimmt der Verkehr von 19.400 Fahrzeugen in 2008 auf täglich 37.600 Fahrzeuge in 2018 und 55.800 Fahrzeuge in 2028 zu. Im Jahre 2034 wird die Brücke von täglich 60.000 Fahrzeugen befahren werden, was die Kapazitätsgrenze des Modells darstellt. In der Praxis kann der Verkehr diese Grenze übersteigen, solange das Wachstum in Zeiten außerhalb der Spitzenzeiten erfolgt. Das Stagnationsszenario ist ein Worst Case- Szenario, bei dem die Entwicklung in der regionalen Integration im Laufe von wenigen Jahren abflaut. Gleichzeitig wird eine länger andauernde Wirtschaftskrise oder eine öffentliche Beschränkung des Autoverkehrs die Entwicklung ebenfalls in Richtung dieses Szenarios verschieben können. Im Stagnationsszenario werden im Jahr 2018 täglich 24.500 Fahrzeuge und im Jahr 2028 täglich 29.400 Fahrzeuge über die Brücke fahren. Obwohl das Stagnationsszenario die pessimistischste Verkehrsentwicklung aufzeigt, so wird der Verkehr in diesem Szenario noch immer die Prognosen von vor der Eröffnung der Brücke übertreffen. Hier wurde ein maximaler Verkehr auf der Brücke von täglich 22.250 Fahrzeugen im Jahr 2020 geschätzt. Im Stagnationsszenario wird das jährliche Verkehrsaufkommen von 5 Prozent im Jahr 2008 auf 1,3 Prozent ca. im Jahr 2028 abnehmen. Im Laufe von relativ wenigen Jahren wird die Entwicklung in der regio- 28