Zwei Verflucht! Ich kann es immer noch nicht fassen. Glauben auch nicht. Das sind Bestien! Einfach nur Verfluchte Bestien! Auf die Menschen ist eben kein Verlass mehr. Ich sehe viel. Viel zuviel. Es wäre besser, wenn ich blind werden würde. Endlich blind! Wir Polizisten kommen rum. Wir lernen das menschliche Elend kennen. Mir macht so schnell keiner was vor. Mord und Totschlag. Die töten einen Menschen, nur um zu sehen, wie es in seinem Inneren aussieht. Gott, wie soll es da schon aussehen. Ein Haufen Innereien und Blut. Diese Drecksbande. Vorsicht! Verfluchte Köter. Passen Sie lieber auf. Da, ja da, hat einer von den Hunden seinen Haufen hinterlassen. Hunde sind eben Hunde. Aber die Hunde sind mir inzwischen lieber als so mancher meiner Zeitgenossen. Habe zumindest noch nie von einem Serienkillerhund gehört. Die töten nicht einfach einen anderen Hund, um dann in seine offene Bauchdecke zu ejakulieren. Menschen tun das. Ja, Menschen tun so etwas. Ich habe es gesehen. 25
Alles voller Kot hier. Lauter Tretminen. Was sagen sie? Ich würde übertreiben? Vielleicht. Ich bin etwas aufgebracht. Nein, ich bin nicht aufgebracht. Ich bin wütend. Sauwütend! Die Vorkommnisse hier, Mann, ich sage Ihnen, die haben mich nun wirklich fertiggemacht. Wir haben hier alles abgesucht. Mit den Hunden. Mit Hubschraubern. Polizisten und nochmals Polizisten. So einen Einsatz habe ich noch nie erlebt. Und ich habe schon viel erlebt. Wir haben die Überreste von unzähligen Leichen gefunden. Hunderte. Es hat gar kein Ende genommen. Wahrscheinlich liegen dort draußen in der Wüste noch viel mehr Leichen. Nein, nein, das ist einfach nicht zu fassen. Man kann das nicht in seinen Kopf bekommen. Das sind Bestien, nein, die sind schlimmer als Bestien. Kreaturen wie aus einem Horrorfilm. Kein Film. Die Wirklichkeit! Kaugummi? Sie sollten einen nehmen. Das Kauen lenkt einen ab. Das Kauen erinnert mich an die Welt dort draußen. Daran, dass auch alles normal sein kann. Kaugummi überdeckt den Geschmack des Todes, der einen hier überall anfällt. Fällt einen an wie ein bissiger Hund. Der Tod hat sich in dieser verfluchten Gegend eingenistet. Kommen Sie hier rüber. Zu mir! 26
Sehen Sie diesen Anbau. Das war früher ein Stall. Der Typ war mal Landwirt. Hat Rinder gehabt. Er soll mal ganz normal gewesen sein. Das muss man sich mal vorstellen. Erst hält er sich Rinder, später dann Menschen. Ich meine, ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Können Sie sich das vorstellen? Nein! Das kann sich niemand vorstellen! Ich habe gelesen, die wollen einen Film über diese Typen drehen. Am Ende bekommt diese kranke Familie noch eine Menge Geld. Das ist einfach widerlich. Gesetze? Natürlich gibt es Gesetze dagegen. Aber die werden schon ihr Geld bekommen. Man weiß doch, wie so etwas läuft. Aber jetzt sitzen sie erst mal. Zum Glück! Wir sind noch dabei, alles zu rekonstruieren. Die Verhöre laufen noch. Kommen Sie rein. Los! Kommen Sie schon rein! In diesem Stall hat er die Leute eingesperrt. Die, die er sich von der Straße geholt hat. Tramps. Junge Leute, die eine Reise gemacht haben. Alte Pärchen, die einen Motorschaden hatten. Er hat sich alle genommen. Das Alter war ihm egal. Auch ihr Aussehen. Und dass da einer von uns mit drinsteckt Ein Ehemaliger. Er war ja nicht mehr im Dienst. Zum Glück. Hat trotzdem den Polizisten gespielt. Ich kann es nicht fassen. Glauben auch nicht. Aber faule Tomaten gibt es inzwischen überall. Fressen war für die Fressen. Die wollten Fleisch. Egal, woher es auch kam. Da drüben an dem Balken hing ein Radio. Er hat ihnen Musik vorgespielt. Irgend so eine Klassikscheiße. 27
Ich hasse diese Klassikscheiße. Da kann man doch nur einschlafen. Oder zum Amokläufer werden. Wir sehen ja hier, was aus einem wird, der Klassik hört. Ein verfluchter Kannibale wird so einer. Ein Monster. Kleiner Scherz. Tut mir leid. Er hat gesagt, er hätte keinen anderen Sender reingekriegt. Dass der überhaupt Empfang hier hatte. Seltsam. Wir prüfen das noch. Wir haben den Sender auf jeden Fall nicht reinbekommen. Wir haben gar keinen Sender reingekriegt. Das sind Lügner, sag ich Ihnen, verfluchte Lügner. Man sollte kurzen Prozess mit denen machen. Einfach aufknöpfen. Und Ende. Erspart dem Steuerzahler eine Menge Geld. Spielt denen Klassik vor. Haha! Wenn es nicht so traurig wäre, dann wär es zum Lachen. Er hatte aber auch noch eine Hörspielkassette von dem Jungen. Er hatte zwei Jungen. Das wissen Sie ja, oder? Wissen Sie doch, oder? Er hat den armen Leuten also eine Kindergeschichte vorgespielt. Die saßen da in ihrem Käfig, haben sich eine verfluchte Kindergeschichte anhören müssen, während er sich einen von ihnen schnappte und vor ihren Augen fachmännisch zerlegte. Stellen Sie sich das doch mal vor. Malen Sie es sich nur richtig aus. Die Kreissäge kreischte. Die Opfer zitterten und flennten. Und die ganze Zeit über lief eine verfluchte Geschichte über einen 28
Prinzen, der ein paar Abenteuer zu bestehen hat, um endlich an seine geliebte Prinzessin zu kommen. Na, wenn das nicht pervers ist, dann weiß ich nicht, was pervers sein soll. Bestien. Die sind schlimmer als Bestien. Ich könnt mich ständig übergeben, wenn ich dran denke. Die haben sich seit Jahren nur noch von Menschenfleisch ernährt. Da kann man kaum drüber reden. Aber die werden drüber reden. Die Medien. Alle. Die sind doch wie die Hyänen. Die werden sich auf das Aas stürzen und es fressen. Fressen oder gefressen werden. Das Gesetz der freien Wildbahn. Für welche Zeitung arbeiten sie noch mal? Egal. Immerhin ist Ihr Termin mit dem Chef abgeklärt. Schießen Sie ein paar schöne Fotos. Aber nur von mir. Was anderes darf nicht sein. Sie könnten auch gerne eins von mir in Ihrer Zeitung bringen. Meine Frau sagt, ich wäre ein ziemlich fotogener Typ. Bin jetzt lieber ruhig. Geht hier ja nicht um mich. Was soll ich Ihnen nur alles erzählen? Ich war bei dem ersten Trupp, der den Laden hier stürmte. Da waren all diese verschwundenen Menschen. Wir waren auf der Suche nach ihnen. Und irgendwann stießen wir auf diesen Hof. War wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit. Wir mussten auf sie stoßen. Ist klar gewesen. Ganz klar! Ja! Hier rüber. Aber bitte nichts berühren. 29
Da muss ich Wert drauf legen. Bitte berühren Sie nichts. Ich kann da echt wütend werden. Das da Sehen Sie! Das da war der Käfig. In dem saßen sie. Und mit der Kreissäge dort hat er sie zerlegt. Ich will mir das Geschrei gar nicht vorstellen. Das stelle sich doch mal einer vor. Blut. Geschrei. Verrückt. Das ist der totale Wahnsinn, der sich hier ereignete. Wir konnten nur einen Jungen retten. Das wissen Sie ja bestimmt. Das haben Sie bestimmt in der Zeitung gelesen. Vielleicht sogar in Ihrer eigenen Zeitung. Klar! Die Zeitungen wissen ja alles. Die wissen sogar mehr als die Polizei. Der kleine Finn hat ihn sich als Hund gehalten. Diesen Jungen meine ich. Den wir gerettet haben. Das war sein Glück. Das muss man sich mal vorstellen. Lieber nicht! Hält sich einen kleinen Jungen als Hund. Die Mutter sagte, sie hätten sich alle richtig in den kleinen Blondschopf verliebt. Sie haben ihm nachts eine Kette um den Hals gelegt. Eine Kette. Wahnsinn! Damit ihr Hündchen nicht abhaut. Und unten im Keller Ich meine den Keller drüben im Haus. Da haben sie ihren Sohn Donny gefangengehalten. Völlig debiles Bürschchen. Brandgefährlich. Sie haben ihn in der Geschlossenen untergebracht. Mann, der Kerl ist verrückt nach Menschenfleisch. Ist kein Mensch mehr. 30