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Transkript:

MAZEDONIEN Christen (59,3 %) Orthodoxe (58,7 %) Protestanten (0,6 %) Muslime (39,3 %) Religionslose (1,4 %) Einwohner: 2.106.000 Fläche: 25.700 km 2 Flüchtlinge (int.)*: Flüchtlinge (ext.)**: Binnenflüchtlinge: * Ausländische Flüchtlinge in diesem Land ** Ins Ausland geflohene Bürger dieses Landes Mazedonien liegt in der südlichen Mitte der Balkanhalbinsel. Die Hauptstadt ist Skopje. In dem Land, das an Albanien, Bulgarien, Griechenland, den Kosovo und Serbien grenzt, leben viele verschiedene Volksgruppen: Mazedonier (64,2 %), Albaner (25,2 %), Türken (3,9 %), Roma (2,7 %), Serben (1,8 %) und andere (2,2 %). Im Allgemeinen besteht eine Korrelation zwischen ethnischer Herkunft und Religionszugehörigkeit. Die meisten orthodoxen Gläubigen gehören zur Volksgruppe der Mazedonier. Die Mehrheit der Muslime sind Albaner. Zu den anderen Religionsgemeinschaften gehören die Katholiken, verschiedene protestantische Gemeinschaften und die jüdische Gemeinde. Die Religionsfreiheit wird in Mazedonien im Allgemeinen in Recht und Praxis respektiert. Das Registrierungsverfahren für religiöse Organisationen wurde verbessert. Eine weitere Glaubensgemeinschaft wurde gemäß dem Gesetz über die Rechtsstellung von Kirchen, Religionsgemeinschaften und religiösen Gruppen registriert: die Gemeinschaft der Ehlibejtska Bektaschi von Mazedonien (Kicevo). Damit sind nun insgesamt 30 Gemeinschaften registriert; fünf Anträge auf Registrierung wurden abgelehnt. Die Bektaschi-Gemeinschaft aus Tetovo ist weiterhin nicht registriert. Sie hat beim European Court of Human Rights (Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte) Klage eingereicht; dabei geht es um die Rückerstattung von Eigentum. Das griechischorthodoxe Erzbistum des Patriarchats von Pec (das orthodoxe Erzbistum Ohrid), die Kirche der Orthodoxen Einheit, die Kirche der Wahren Orthodoxen Christen sowie die Wahre Klösterliche Gemeinschaft wurden abgelehnt. Die dominierende Mazedonisch- Orthodoxe Kirche ist nach wie vor die einzige orthodoxe Gemeinschaft, die registriert ist.

Das Problem der Rückerstattung des Eigentums 1 religiöser Gruppen, die von dem früheren jugoslawischen Staat enteignet worden waren, ist in Mazedonien noch nicht vollständig gelöst. Die Mazedonisch-Orthodoxe Kirche hat ihren Geistlichen untersagt, Facebook zu benutzen, um einen Missbrauch des Netzwerks und intime Unterhaltungen mit jungen Menschen zu unterbinden. Dieser Beschluss wurde im Oktober 2013 gefasst, nachdem sich ein Bischof beschwert hatte. Am 12. Dezember 2011 wurde der ehemalige mazedonisch-orthodoxe Priester Jovan Vraniskovski in das Gefängnis 2 Idrizovo in der Nähe von Skopje gebracht. Er war von der Mazedonisch-Orthodoxen Kirche für die Veruntreuung von 250.000 Euro zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Vraniskovski war für die Bildung der nicht registrierten autonomen orthodoxen Erzdiözese Ohrid verantwortlich, die von der Serbisch-Orthodoxen Kirche unterstützt wurde. Die Mazedonisch-Orthodoxe Kirche hat 10 Eparchien (sieben im Mazedonien und drei im Ausland), 10 Bischöfe und ungefähr 350 Priester sowie etwa 1.200 Kirchen. Die Bischöfe bilden den Heiligen Synod, dem der Erzbischof von Ohrid und Mazedonien vorsteht. Im Ausland hat die Kirche eine Million Mitglieder. Die Islamische Gemeinschaft in Mazedonien beschuldigte den Geistlichen Ramadan Ramadani, er verbreite durch seine Predigten in der Isa-Bey-Moschee einen radikalen Islam, und enthob ihn seines Amtes. Im Juli 2012 verkündete die Islamische Gemeinschaft, dass vier Moscheen in Skopje in der Hand radikaler Wahhabiten seien. 3 Sie forderten die Regierung und alle ausländischen Diplomaten in Mazedonien auf, Maßnahmen gegen diese radikalen Kräfte zu ergreifen. Ramadani leugnete jegliche Verbindung zu radikalen islamischen Gruppen. Der Wiederaufbau einer Moschee in Prilep, die während des bewaffneten Konflikts 2001 zerstört worden war, und der Bau einer Moschee im Dorf Lazhec in der Großgemeinde Bitola konnten infolge ungelöster Eigentumsfragen nicht wie erwartet beginnen. Es gab keine Entwicklungen in dem Rechtsstreit, den die Bektaschi 2004 angestrengt hatten, weil bewaffnete Mitglieder der Islamischen Gemeinschaft 2002 einen Teil des 1 http://m.state.gov/md27852.htm 2 www.balkaninsight.com/en/article/macedonia-arrests-renegade-priest-vraniskovski 3 http://almanac.afpc.org/macedonia und www.state.gov/documents/organization/171707.pdf

Bektaschi-Geländes in Tetovo in ihren Besitz gebracht hatten. Die Islamische Gemeinschaft Mazedoniens hält das Gelände weiterhin besetzt. Die Muslime in Mazedonien machen ungefähr ein Drittel der Gesamtbevölkerung aus. Eine muslimische Mehrheit findet sich im Nordwesten und im Westen des Landes. Der überwiegende Teil der Muslime sind ethnische Albaner. Die mazedonischen Muslime sind in der Regel die Nachkommen christlicher (orthodoxer) Slaven, die in den Jahrhunderten der osmanischen Herrschaft über den Balkan zum Islam konvertierten. In den letzten zehn Jahren wurden mehr als 300 Moscheen in Mazedonien gebaut, davon allein 88 zwischen Skopje und Tetovo, der Stadt mit dem größten Anteil an ethnischen Albanern im nordwestlichen Mazedonien. Die Katholische Kirche in Mazedonien 4 ist zwar sehr klein, aber ausgesprochen dynamisch. Mit 15.000 Katholiken des byzantinischen Ritus und 5.000 Katholiken des lateinischen Ritus hat die Kirche 20.000 Gläubige, was weniger als 1 % der Gesamtbevölkerung in Mazedonien ausmacht. Insgesamt gibt es 13 katholische Kirchen, von denen fünf zum byzantinischen Ritus und acht zum lateinischen gehören. Sie befinden sich überwiegend im Südosten des Landes, in den Städten Strumica und Gevgelija und ihrer Umgebung. Im Land sind auch jesuitische und lazaristische Gemeinschaften tätig. Die Katholiken in Mazedonien sind ethnisch nicht homogen. So sind die ethnischen Mazedonier mehrheitlich Unierte und eng mit der mazedonischen Nation verbunden. Die meisten Katholiken des lateinischen Ritus sind Albaner, die während der letzten 100 Jahre aus Prizren im Kosovo in die mazedonische Hauptstadt gezogen sind. Die Katholische Kirche in Mazedonien unterhält gute Beziehungen zu den zwei anderen wichtigen Religionen im Land, dem orthodoxen Christentum und dem Islam. Die kleinen religiösen Gemeinschaften und Gruppen in der Republik Mazedonien haben ungefähr 3.000 Gläubige, von denen die meisten der protestantischen Kirchen angehören. Nur eine kleinere Zahl sind Mitglieder von islamischen und hinduistischen Gruppen. Mit Ausnahme der Evangelisch-Methodistischen Kirche, die seit mehr als 100 Jahren existiert, sind die anderen kleinen religiösen Gemeinschaften in jüngerer Zeit entstanden. Die größte der islamischen Gruppen, die neben der Islamischen Gemeinschaft der Republik Mazedonien bestehen, ist die Gemeinschaft der Derwische: Der islamische Bektaschi-Orden hat etwa 50 Mitglieder und seinen Hauptsitz in Tetovo. 4 www.zenit.org/en/articles/discovering-the-catholic-church-in-macedonia

In der Zeit von 1945 bis 1991 war Religion in Mazedonien, wie auch in den anderen Teilrepubliken Jugoslawiens, in gewissem Maße offiziell erlaubt, doch stets unter staatlicher Kontrolle. Der Fall der Berliner Mauer 1989 und der Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 öffneten Ost- und Mitteleuropa und den Balkan für die Welt. Für die meisten Länder des ehemaligen Jugoslawiens war der Weg in die Unabhängigkeit mit schwierigen Kriegsjahren verbunden, doch Mazedonien bildete die Ausnahme. Nachdem die Republik Mazedonien 1991 ihre Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärt und die ersten demokratischen Wahlen durchgeführt hatte, erlangten die Religionsgemeinschaften völlige Freiheit. Gemäß Artikel 19 der neuen Verfassung der Republik Mazedonien ist die Religionsfreiheit garantiert. Die Verfassung legt fest, dass die Mazedonisch-Orthodoxe Kirche und andere Glaubensgemeinschaften vom Staat getrennt und vor dem Gesetz gleich sind. Mazedoniens Geschichte war im Verlauf der Jahrhunderte häufig von Gewalt geprägt. Besonders brutal war jedoch das 20. Jahrhundert. Im islamischen Osmanischen Reich erlebten die Christen immer wieder Zeiten schwerer Verfolgung. 1454 wurden alle orthodoxen Christen durch eine Anordnung des Sultans dem Patriarchat von Konstantinopel unterstellt, und später wurde die unabhängige Mazedonische Kirche, das Erzbistum von Ohrid, unterdrückt. Im Zuge des erstarkenden Nationalismus im 19. Jahrhundert machten sich Griechenland und Serbien von der türkischen Herrschaft unabhängig. In dem Bestreben, angesichts von Aufständen und trotz eines wachsenden mazedonischen Nationalgefühls ihre Autorität zu behaupten, führte die Griechisch-Orthodoxe Kirche die griechische Sprache in der Liturgie und im Schulsystem ein, was in der lokalen mazedonischen Kirche Unmut hervorrief. Die mazedonische Kirche, die auch weiterhin die Liturgie in der Sprache ihrer Vorväter feiern wollte, wandte sich an den Papst. Papst Pius IX. stimmte ihrem Gesuch zu und erlaubte der Kirche, ihre traditionellen liturgischen Feiern beizubehalten. Allerdings machte er zur Bedingung, dass sie den Papst als Oberhaupt der Kirche anerkannte. Damit trat die mazedonische katholische Kirche des byzantinischen Ritus 1859 in die volle Gemeinschaft mit Rom ein. In den darauffolgenden Jahren wuchs die Kirche beträchtlich: Es wurden zwei Diözesen eingerichtet, ein eigenes Priesterseminar sowie die erste Ordensgemeinschaft von Frauen. Am Ende des Jahrhunderts zählte sie mehr als 70.000 Gläubige.

Heute steht Mazedonien vor neuen Herausforderungen. Zu ihnen zählen die hohe Arbeitslosigkeit und die seit 1995 währende Blockade 5 durch Griechenland infolge einer Auseinandersetzung über seinen verfassungsmäßigen Namen. Der Namensstreit mit Griechenland verzögert auch weiterhin den Beitritt des Landes zur NATO und zur EU. Griechenland stellt sich gegen die Nutzung des Namens Mazedonien, da es eine gleichnamige Provinz hat, und hat Mazedonien gezwungen, den Namen Die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien zu verwenden. 2001 waren die mazedonischen Sicherheitskräfte in einen kurzen bewaffneten Konflikt mit albanischen Rebellen verwickelt. Der Konflikt wurde im selben Jahr mit der Unterzeichnung eines Friedensabkommens beigelegt, das den Albanern mehr Rechte zugestand. 5 www.setimes.com/cocoon/setimes/xhtml/en_gb/features/setimes/features/2013/04/19/feature-01