Aktives und gesundes Leben im Alter: Die Bedeutung des Wohnortes

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Transkript:

DZA Deutsches Zentrum für Altersfragen 5 Aktives und gesundes Leben im Alter: Die Bedeutung des Wohnortes Der Deutsche Alterssurvey (DEAS): Älterwerden und der Einfluss von Kontexten 1996 2002 2008 2011 2012 war das Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen. Dass ein ganzes Jahr unter diesem Motto stand, sollte eines deutlich machen: dass ein aktives Leben im Alter erstrebenswert ist für jeden Einzelnen ganz persönlich, aber auch für die Gesellschaft als Ganzes. Auch im Alter noch aktiv sein kann man natürlich am besten, wenn man gesund ist. Anders herum sorgt aber gerade ein aktiver Lebensstil auch dafür, dass man länger fit ist. Wer also regelmäßig spazieren geht, Freunde trifft oder Kulturund Sportveranstaltungen besucht, der bleibt auch länger gesund. Gesundheit und Aktivität hängen also doppelt zusammen: Aktive Menschen sind gesünder und gesunde Menschen sind aktiver. Wer gesund und aktiv ist, der kann länger selbstständig leben und genau darauf kommt es den meisten Menschen im Alter besonders an. Einleitung Ob Menschen auch im Alter noch fit sind, das hängt einerseits von persönlichen Faktoren ab, zum Beispiel davon, ob sich jemand gesund ernährt oder raucht. Man kann andererseits aber auch die Frage stellen, ob der Wohnort und die Wohngegend eine Rolle dabei spielen, dass eine Person im Alter aktiv und gesund ist, denn Aktivität findet nicht nur im Alter in der Regel dort statt, wo die Menschen wohnen. Weil Ältere häufig nicht mehr so mobil sind wie in anderen Lebensphasen und wegen des Wegfalls der Arbeitswege auch nicht sein müssen verbringen insbesondere sie ihr alltägliches Leben in ihrer Wohngegend und deren Umgebung. Wie aber kann der Wohnort einen Einfluss darauf haben, wie aktiv und gesund die Menschen dort sind? Es kommt zum Beispiel darauf an,

dass medizinische Einrichtungen am Wohnort für die Menschen zur Verfügung stehen und dass sie leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin gelangen können. Nur dann können sich die Menschen um ihre Gesundheit kümmern. Wichtig ist aber auch, ob es Kultur- und Sporteinrichtungen im Umfeld gibt: Nur wenn es solche Einrichtungen und Angebote gibt, können ältere Menschen diese auch nutzen und so aktiv bleiben. Wie gut der Wohnort solche Möglichkeiten bereitstellen kann, das hängt unter anderem von den vorhandenen finanziellen Mitteln ab. Deshalb kann der regionale Wohlstand darüber Auskunft geben, wie sich der Wohnort auf Aktivitäten und Gesundheit seiner Einwohner auswirkt. Genau dies lässt sich mit dem Deutschen Alterssurvey (DEAS) untersuchen. Im Rahmen dieser Studie werden in regelmäßigen Abständen bundesweit mehrere Tausend Menschen zu Themen wie Aktivitäten und Gesundheit befragt. Außerdem erlaubt der DEAS, Informationen über den Kreis oder die kreisfreie Stadt (im Folgenden mit dem Begriff Kreis zusammengefasst), in der die Wohnung der Befragten liegt, mit einzubeziehen. Mit Hilfe dieser Daten wurde untersucht, wie Aktivitäten und Gesundheit von Menschen ab 65 Jahren von ihrem Wohnort und dessen finanziellen Mitteln beeinflusst werden. Außerdem wurde gefragt, wie sich der Wohnort und dessen Wohlstand auf Veränderungen bei den Aktivitäten und Gesundheit über einen Zeitraum von drei Jahren (2008 2011) auswirken. Mit dem DEAS lassen sich hierbei die folgenden Fragen beantworten: Welchen Einfluss hat der Kreis, in dem eine Person wohnt, auf ihre Aktivitäten und ihre Gesundheit, wie beeinflusst der Wohnort den Zusammenhang zwischen Gesundheit und Aktivität? Kann der Wohlstand von Kreisen erklären, warum Personen unterschiedlich aktiv und gesund sind? Verändern sich Aktivitäten und Gesundheit auf unterschiedliche Weise in verschiedenen Kreisen, je nachdem, über welche finanziellen Mittel ein Kreis verfügt? 2 Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) Älterwerden und der Einfluss von Kontexten

Für ein aktives und gesundes Leben im Alter ist der Wohnort von Bedeutung weniger gesundheitlich eingeschränkt sind als in anderen. Der Wohnort und sein Umfeld in dieser Betrachtung die Kreise kann eine Reihe von Chancen, aber auch Barrieren für ein aktives und gesundes Altern stellen. Zum Beispiel gehen Menschen dann eher spazieren, wenn Gehwege und Grünflächen vorhanden sind und sie sich in ihrer Nachbarschaft sicher fühlen. Für die Gesundheit ist es beispielsweise von Bedeutung, ob es ausreichend Ärzte und Krankenhäuser gibt, die bei chronischen und akuten Erkrankungen in Anspruch genommen werden können. Aktivität und funktionale Gesundheit unterscheiden sich zwischen den Kreisen Wie aktiv ältere Menschen sind, hängt nicht nur von ihrem Alter, ihrer Bildung und ihrem Haushaltseinkommen ab, sondern auch davon, in welchem Umfeld sie leben: In einigen Kreisen sind Ältere aktiver als in anderen. Und auch die Gesundheit Älterer unterscheidet sich nach dem Wohnort. Daraus lässt sich schließen, dass neben individuellen Faktoren wie Lebensstil, Bildung oder Geschlecht auch der Wohnort dazu beiträgt, dass Menschen aktiv und gesund sind. Zwar spielen das Alter einer Person, ihr Geschlecht und ihr Bildungshintergrund eine größere Rolle für Aktivitäten und Gesundheit als der Wohnort. Trotzdem stellt sich die Frage, warum Menschen in einigen Kreisen aktiver und In einigen Kreisen wirken sich gesundheitliche Einschränkungen stärker auf Aktivitäten aus als in anderen Kreisen Hat der Wohnort auch einen Einfluss darauf, wie sich die Gesundheit und Aktivität der Menschen über die Zeit verändern? Es kann gezeigt werden, dass sich Aktivitäten positiv auf die Gesundheit auswirken, aktive Menschen also gesünder bleiben. Außerdem zeigt sich ein positiver Einfluss von funktionaler Gesundheit auf Aktivitäten. Funktional weniger eingeschränkte Menschen sind über die Zeit aktiver als funktional eingeschränkte Menschen. Mit Hilfe der DEAS-Daten wurde untersucht, ob sich der schützende Effekt von Aktivitäten und funktionaler Gesundheit je nach Wohnort unterscheidet. Es zeigt sich, dass in Abhängigkeit vom Kreis, in dem eine Person wohnt, funktionale Gesundheit sich unterschiedlich stark auf den Erhalt von Aktivitäten auswirkt. Die gleichen funktionalen Einschränkungen tragen also beispielsweise im Kreis A dazu bei, dass Aktivitäten aufgegeben werden, im Kreis B hingegen hält eine Person mit den gleichen funktionalen Einschränkungen ihr Aktivitätsniveau über die Zeit bei. Aktives und gesundes Leben im Alter: Die Bedeutung des Wohnortes der Gesundheit im Alter 3

Der schützende Effekt von Aktivitäten auf funktionale Gesundheit zeigt diesen Unterschied nicht. Unabhängig davon, wo eine Person wohnt, haben Aktivitäten einen positiven Einfluss auf Veränderungen der funktionalen Gesundheit. Aktiv sein trägt also in allen Kreisen gleich stark zum Erhalt von Mobilität und Selbstständigkeit bei. Der Wohlstand des Kreises ist für Aktivitäten im Alter bedeutsam Was zeichnet Kreise aus, in denen Personen aktiver sind oder über eine bessere funktionale Gesundheit verfügen? Ein Faktor, der dazu beiträgt, dass Kreise Ressourcen für ein aktives und gesundes Leben im Alter bereitstellen können, ist deren Wohlstand. Nur mit ausreichenden finanziellen Mitteln ist es möglich, zum Beispiel Kultureinrichtungen, Nahverkehrsbetriebe, Grünflächen oder öffentliche Einrichtungen zu finanzieren. Diese Aspekte können sich direkt und indirekt auf Aktivitäten und funktionale Gesundheit auswirken. Eine höhere Dichte von Kultur-, Sport- und Veranstaltungsstätten sowie Parkanlagen in wohlhabenden Kreisen könnten positive Auswirkungen auf Aktivitäten haben, da es mehr Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung gibt. Es konnte bereits gezeigt werden, dass ältere Personen in wohlhabenderen Gegenden körperlich aktiver sind als Personen in weniger wohlhabenden Kreisen. Die positiven Auswirkungen von Wohlstand auf körperliche Aktivität beeinflussen so womöglich indirekt die funktionale Gesundheit. In Deutschland sind die Kreise unterschiedlich wohlhabend, exemplarisch ist dies für das Bruttoinlandsprodukt 2008 dargestellt (siehe Abbildung 1). Neben einem Gefälle zwischen Ost- und Westdeutschland ist auch ein Gefälle zwischen Nord- und Süddeutschland zu erkennen. Außerdem gibt es auch innerhalb einzelner Bundesländer deutliche Unterschiede im Wohlstandsniveau der Kreise. Mit den Daten des DEAS wurde daher untersucht, ob der Wohlstand eines Kreises erklären kann, warum sich Personen in ihrer Aktivität und ihrer funktionalen Gesundheit unterscheiden. In den Analysen sind Angaben aus dem Jahr 2008 zum Bruttoinlandsprodukt und den Steuereinnahmen berücksichtigt. 4 Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) Älterwerden und der Einfluss von Kontexten

Abbildung 1: Durchschnittliches Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner im Jahr 2008 Quelle: Destatis 2008, Einteilung des BIPs in Quartile. Relativ niedrigstes BIP Relativ höchstes BIP Aktives und gesundes Leben im Alter: Die Bedeutung des Wohnortes der Gesundheit im Alter 5

Die Auswertungen des DEAS zeigen, dass Wohlstandsunterschiede in den Kreisen Unterschiede in der Anzahl von Aktivitäten beeinflussen. Ältere Menschen, die in wohlhabenden Gegenden leben, sind aktiver als Personen aus weniger wohlhabenden. Die finanziellen Mittel, die den Kreisen zur Verfügung stehen, tragen dazu bei, dass ältere Menschen ein aktives Leben führen können (siehe Abbildung 2). Abbildung 2: Anzahl der Aktivitäten in Ab hängigkeit des Wohlstands von Kreisen Quelle: Deutscher Alterssurvey 2008, Deutsches Zentrum für Altersfragen. Im Hinblick auf die Unterschiede im Niveau der funktionalen Gesundheit hat der Wohlstand der Kreise keine Bedeutung. Die Ausstattung mit finanziellen Mitteln erklärt also nicht, warum in einigen Kreisen ältere Menschen funktional weniger eingeschränkt sind als in anderen. Der Wohnort hat folglich einen Effekt auf das Niveau funktionaler Gesundheit, dieser lässt sich aber nicht auf den Wohlstand eines Kreises zurückführen. Warum funktionale Einschränkungen sich in einigen Kreisen stärker auf die Aktivität auswirken als in anderen, kann ebenfalls nicht mit dem Wohlstand der Kreise erklärt werden. Die festgestellten Unterschiede im schützenden Effekt von funktionaler Gesundheit auf Veränderungen der Aktivitäten in Abhängigkeit vom Kreis zeigen keinen Zusammenhang mit der finanziellen Ausstattung des Kreises. + Anzahl Aktivitäten - unterdurchschnittliches Bruttoinlandsprodukt überdurchschnittliches Bruttoinlandsprodukt 6 Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) Älterwerden und der Einfluss von Kontexten

Resümee: Rahmenbedingungen für ein aktives und gesundes Leben im Alter werden auch im Kreis geschaffen Um ein aktives Leben zu führen ist die funktionale Gesundheit von entscheidender Bedeutung. Gleichzeitig sind Aktivitäten wichtig für ein gesundes Leben im Alter. Wie aktiv und gesund ein Mensch heute ist, beeinflusst wie aktiv und gesund dieser Mensch älter wird. Es ist also gleichermaßen wichtig, in einen aktiven sowie in einen gesunden Lebensstil zu investieren, denn beide Bereiche tragen dazu bei, dass im Alter Selbstständigkeit aufrecht erhalten werden kann. Ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, ist für viele Menschen im Alter zentral für ihre Lebensqualität. Der Wohnort, an dem ein Mensch älter wird, setzt hierfür wichtige Rahmenbedingungen. Er beeinflusst über individuelle Merkmale wie zum Beispiel das Alter oder die Bildung hinaus, wie aktiv und wie gesund eine Person ist. Außerdem zeigen sich bedeutsame Unterschiede darin, wie stark sich Einschränkungen in der Gesundheit auf das Aktivitätsniveau auswirken. Da sich kein Zusammenhang mit dem Wohlstand der Kreise zeigen lässt, ist eine Aufgabe zukünftiger Forschung, weitere Ursachen hierfür zu erkunden. Menschen aktiver sind. Möglicherweise spielt eine Rolle, dass wohlhabendere Städte und Kreise mehr Möglichkeiten haben, eine gute Infra struktur anzubieten, die Gelegenheiten für aktives Altern bieten, aber auch andere Gründe können hierbei eine Rolle spielen. Die Befunde des DEAS verdeutlichen, dass Altern nicht losgelöst vom Umfeld, in dem Menschen leben, stattfindet. Um Faktoren besser zu verstehen, die zu einem aktiven und gesunden Alter beitragen, sollten nicht nur individuelle Merkmale betrachtet werden. Das Wohnumfeld mit seinen Merkmalen trägt ebenfalls dazu bei, dass ältere Menschen aktiv und gesund sind und dies auch bleiben können. Somit lassen sich Voraussetzungen für gesellschaftliche Teilhabe und gesellschaftliches Engagement von älteren Menschen auch vor Ort schaffen. Eine gute Ausstattung der Kreise und kreisfreien Städte mit finanziellen Ressourcen (gemessen am Bruttoinlandsprodukt und Steuereinnahmen) trägt dazu bei, dass ältere Aktives und gesundes Leben im Alter: Die Bedeutung des Wohnortes der Gesundheit im Alter 7

DZA Deutsches Zentrum für Altersfragen Pressetext Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) Der Deutsche Alterssurvey ist eine umfassende Untersuchung der zweiten Lebenshälfte, also des mittleren und höheren Erwachsenenalters. Ziel der Untersuchung ist es, Informationsgrundlagen für politische Entscheidungsträger und die interessierte Öffentlichkeit einerseits sowie Daten für die wissenschaftliche Forschung andererseits bereitzustellen. Die Studie wurde bisher in den Jahren 1996, 2002, 2008 und 2011 durchgeführt. Die Förderung des DEAS erfolgt mit Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Die Verantwortung für die Inhalte dieser Veröffentlichung liegt bei der DEAS- Projektgruppe. Dieser Pressetext wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Folgende Pressetexte sind online über www.dza.de/deas-pressetexte beziehbar: Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) Älterwerden und der Einfluss von Kontexten Übergang in den Ruhestand und Renteneinkommen Freizeitaktivitäten und Ruhestand: Die Bedeutung der Bildung und der Art des Ruhestandsübergangs Soziale Beziehungen und Unterstützung: Veränderungen nach dem Tod des Ehepartners Veränderungen der Gesundheit im Alter Aktives und gesundes Leben im Alter: Die Bedeutung des Wohnortes Eine Broschüre, die hier alle aufgeführten Pressetexte enthält, wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend herausgegeben (www.bmfsfj.de). Mehr Informationen erhalten Sie über das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) sowie online über www.deutscher-alterssurvey.de Herausgeber: Deutsches Zentrum für Altersfragen Manfred-von-Richthofen-Str. 2 12101 Berlin Telefon 030 / 260 74 00 Telefax 030 / 785 43 50 www.dza.de