Dr. Josef Auer September Fertigungstechnik im Hochlohnland Deutschland

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Transkript:

Dr. Josef Auer September 2005 Fertigungstechnik im Hochlohnland Deutschland

Hochlohnland ja, aber Trend der Lohnstückkosten*) verbessert Wettbewerbsfähigkeit spürbar Lohnstückkosten (Gesamtwirtschaft) 2000 = 100 115 110 105 Exporterfolge deutscher Unternehmen basieren auf verbesserter preislicher Wettbewerbsfähigkeit. Dank verlangsamtem Lohnanstieg bei steigender Produktivität stagnieren die Kosten pro Produkteinheit, während sie bei unseren Nachbarn deutlich steigen. 100 95 Ausweg der Wechselkursanpassung wichtiger Maschinenbau-Wettbewerber (z.b. aus Italien) wg. Euro verbaut. 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 EMU ex Germany Germany Quelle: Statistisches Bundesamt 90 *) Lohnstückkosten: Quotient aus Arbeitskosten/Std. und realem BIP/Std. Dr. Josef Auer 07.09.2004 Seite 2

Moderne Fertigungstechnik: Automatisierungstechnik Automatisierungstechnik (AT), Lasertechnik, Rapid Prototyping Deutschland bei AT weltweit mit führend (z.b. optische Bildverarbeitung) Wirtschaftliche Treiber für AT im Hochlohnland: Früher: Humanisierung des Arbeitsplatzes Rationalisierung oft Voraussetzung für kostengünstigere Produktion Immer kürzerer Time to market (erforderlich sind Hochdurchsatz u. flexible Automation) Technologische Treiber für AT: Miniaturisierung der Produkte (nicht mehr manuell gefertigt) Nullfehlerquote (automatische, zuverlässige Prüfmethoden) Fertigungstakt (z.b. Hightech Automation für Hochdurchsatz) Schlüsseltechnologie für etablierte Branchen (Kfz-, Elektroindustrie, Logistik, Pharmazie, Chemie, Consumer Goods) und junge (Life Science Automation, Solar-, LCD-Industrie) Dr. Josef Auer 07.09.2004 Seite 3

Deutschland bei Lasermaschinen weltweit vorn v.a. Schneiden, Schweißen, Beschriften v. Materialien Weltmarkt Lasersysteme (LS) zur Makrobearbeitung (2004): 3,45 Mrd. Euro Anteil Deutschland an weltweiter Nachfrage für LS: 17% Anteil an weltweiter Produktion von LS: >25% Anteil an weltweiter Produktion von Lasern (Strahlquellen): >45% Große Vorteile für Industriebranchen Beispiel Automobilindustrie: Genauere, schnellere und günstigere Materialbearbeitung, Trend vom Punktschweißen zum Nahtschweißen, Modernes Produktdesign mit besseren Eigenschaften (z.b. Crash-Sicherheit dank kräftigerer Karosserie; Gewichts- u. damit Energieverbrauchsreduktion) Neue Wettbewerber wie China hinken noch weit hinterher Dr. Josef Auer 07.09.2004 Seite 4

Wertschöpfungsanteil im Maschinenbau relativ konstant Anteil Bruttowertschöpfung am Produktionswert in Deutschland (nom.) 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 % 50 45 40 35 30 25 20 Maschinenbau: Eigenleistung besonders hoch (Spezialmaschinen, mittelständische Struktur) Größte Abnehmerbranche, die Automobilindustrie, zeigt ein umgekehrtes Bild: Anteil der Wertschöpfung in Automobilindustrie am niedrigsten u. stärksten geschrumpft Chemie u. Elektrotechnik im Mittelfeld Chemieindustrie Elektrotechnik Maschinenbau Automobilindustrie Quelle: Statistisches Bundesamt Dr. Josef Auer 07.09.2004 Seite 5

Outsourcing sichert deutsche Arbeitsplätze Automobilindustrie 145 135 125 115 105 95 85 1991=100 75 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 Wertschöpfung nahm von 1991 bis 2002 um rd. 6% zu Produktion expandierte gleichzeitig um mehr als 40% Trotz Outsourcing & Offshoring stieg Beschäftigung im Automobilsektor seit 1994 um gut 20%! Maschinenbau ist Schlüssel und Wegbereiter für Jobmaschine Autoindustrie am Standort D Bruttow ertschöpfung (real) Produktionsindex Quelle: Statistische Bundesamt Dr. Josef Auer 07.09.2004 Seite 6

Technologie- und Fertigungsverbund ist Standort-Asset I Deutschland verfügt über einen historisch gewachsenen, engen Verbund von Forschung und Fertigung Breite und Tiefe des Verbundes sind weltweit einmalig und die Basis für Spitzenleistungen Erst intensiver Austausch von Forschung und Anwendung ermöglicht Vorsprung bei Forschungs-, Technologie- und Fertigungs-Know-how Infrastruktur wurde über Jahrzehnte aufgebaut; es ist nicht sinnvoll Teile aus der Kette herauszubrechen Träger der Entwicklung ist der Mittelstand im Land der Erfinder, Entdecker und Tüftler Dr. Josef Auer 07.09.2004 Seite 7

Technologie- und Fertigungsverbund ist Standort-Asset II Nach der absoluten Zahl der Triade-Patente in der Industrie liegt Deutschland auf Platz 3 hinter den USA und Japan. Im Maschinenbau ist Deutschland weltweit Patentweltmeister vor Japan, Frankreich und den USA. Deutschland konnte seine Position in der 2. Hälfte der 90er u. danach sogar noch verbessern. Das verspricht günstige Perspektiven. Patentschutz ausweiten! Plagiate aus China sind kein Kavaliersdelikt. Zukunftsaufgabe bleibt: Verbund von Hochschulen und Industrie weiter entwickeln und damit Technologie-Cluster Deutschland festigen. Trend geht zu Ingenieuren. Bildung und Ausbildung immer wichtiger. Dr. Josef Auer 07.09.2004 Seite 8

Ingenieure Wegbereiter des Erfolgs im Hochlohnland 14,6 16,0 12,3 140 8,2 10,5 131 7,0** 114 102 88 74* 1982 1988 1995 1998 2001 2004 * in Tsd. ** Anteil an den Beschäftigten in % 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 Verdoppelung von Anzahl u. Anteil im Maschinenbau. Im Hochlohnland können Branchen nur durch Spitzentechnologie und Ingenieur- Know-how überleben. Mangel an qualifizierten Fachkräften könnte Wachstumsbremse werden (knappe Ressource). Zur Standortsicherung der Hightech- Branche bereits in Schulen die Technikbegeisterung wecken. Quelle: VDMA-Ingenieurerhebung Dr. Josef Auer 07.09.2004 Seite 9

Fazit Günstige Produktionsperspektiven in wichtigen Maschinenbausparten. Trend der Lohnstückkosten steigert internationale Wettbewerbsfähigkeit. Moderne Fertigungstechniken sind Schlüsseltechnologien in Deutschland. Fertigungstechnik schafft neue Arbeitsplätze in Abnehmerbranchen. Technologie- und Fertigungsverbund ist Standort-Asset in Deutschland. Patentweltmeister spielt auch künftig in Champions-League. Ohne Fertigungstechnik keine Industrieproduktion im Hochlohnland Dr. Josef Auer 07.09.2004 Seite 10