Patienteninformation Einengung der Halsschlagader 1
Professor Dr. med. Helmut Kogel Abteilung Chirurgie und Gefäßchirurgie Dreifaltigkeits-Hospital Klosterstraße 31 59555 Lippstadt Copyright 1998 Prof. Dr. med. H. Kogel Grafik Lutz Kogel Layout Markus Dierkes, Vascutek Deutschland GmbH 2
Einengung der Halsschlagader 3
LEITFADEN UND AUFKLÄRUNG Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient, die folgende Information soll Ihnen helfen, Ihre Erkrankung, deren Behandlung sowie die Veränderung für Ihr weiteres Leben kennenzulernen. Die Information ersetzt nicht den Rat Ihres behandelnden Hausarztes, dessen Anordnungen und die nötigen medizinischen Kontrollen. Halsschlagader Bauchschlagader und Beckenarterie Beinarterie Das menschliche Gefäßsystem im Überblick 4
Die hirnversorgenden Halsschlagadern Das Gehirn wird durch 4 Schlagadern versorgt. Vorne finden sich 2 Blutleiter, die sich in Höhe des Kehlkopfes in eine äußere und innere hirnversorgende Schlagader, die sogenannte Arteria Carotis, aufteilen. Die meisten Verschlussprozesse finden sich in dieser Aufzweigung. Im Nackenbereich, im Schutz der Halswirbelsäule, finden sich 2 weitere Blutleiter, die sogenannten Vertebralarterien. a) b) Einengung der Halsschlagadern a) durch Verkalkung, b) durch Knickbildung 15 % aller Todesursachen sind auf Durchblutungsstörungen der Hirngefäße zurückzuführen. Hiervon werden mindestens 20 bis 30 % durch Einengungen an den Halsschlagadern hervorgerufen. Allein in den Altbundesländern beträgt die jährliche Schlaganfallquote, die durch Verschlussprozesse dieser Arterien hervorgerufen wird, 20.000 bis 30.000. 5
Jeder zweite Verschluss hat seinen Sitz in der Aufzweigung der vorderen Halsschlagader (Arteria Carotis) und ist damit gut korrigierbar. Veränderungen an den hinteren Halsschlagadern verursachen vorwiegend Schwindel. Diejenigen der vorderen Halsschlagadern können halbseitige Gefühlsminderung an Armen und Beinen, Sprachstörungen und einseitige Sehstörungen verursachen. Vorübergehende oder bleibende Lähmungen sind ernstzunehmende Komplikationen, die als Schlaganfall definiert werden müssen. Bei Patienten mit Halsschlagadereinengungen, jedoch ohne klinische Beschwerden, sind diejenigen, bei denen eine Einengung schnell zunimmt, vermehrt schlaganfallgefährdet. Ursachen Einengungen der Halsschlagadern werden durch die Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) hervorgerufen. Wesentliche Risikofaktoren für diese Zivilisationskrankheit sind erhöhte Fettwerte (Cholesterin, Triglyzeride) und Bluthochdruck. Zuckerkrankheit und Rauchen stellen weitere Risikofaktoren dar. Eine familiäre Häufung infolge von Stoffwechselstörungen wird beobachtet. Beschwerdebild Zufällig entdeckte Einengungen der Halsschlagadern, z. B. anläßlich einer Ultraschalluntersuchung der Blutgefäße, bedürfen der Überprüfung, wieviele Halsschlagadern betroffen sind und ob bereits Narben im Gehirn feststellbar sind (Anfertigung einer Computertomographie des Kopfes). Krankheitszeichen können kurzzeitige Halbseitenlähmungen von Armen und Beinen, herabhängender Mundwinkel, 6
Sprachstörungen, aber auch vorübergehende Sehstörungen sein. Andere Krankheitszeichen sind Schwindel und pulssynchrones Ohrensausen. Diagnosestellung Die Diagnose wird durch Ultraschalluntersuchung der Halsschlagadern, Computertomographie des Kopfes, neurologische Untersuchung und ggf. Kontrastmitteldarstellung der hirnzuführenden Gefäße gestellt. Weiterführende Untersuchungen werden ggf. durch Ihren Hausarzt veranlasst. Vor einer möglichen Operation werden begleitende Risiken vonseiten des Herz-Kreislaufsystems, der Lungen und der Nieren überprüft. Meist unter stationären Bedingungen werden zusätzliche Veränderungen durch Arteriosklerose, z. B. an den Herzkranzgefäßen, den Bein- und Armarterien, abgeklärt. Behandlungsmaßnahmen Die häufigste Operation ist die Ausschälung der vorderen Halsschlagader. Hierbei wird die sogenannte Arteria Carotis freigelegt, das Gefäß oberhalb und unterhalb der Einengung ausgeklemmt, die Arterie längseröffnet und der Verschlusszylinder ausgeschält. Um die Blutunterbrechung zum Gehirn so kurz wie möglich zu halten, wird vorübergehend ein Kunststoffröhrchen eingesetzt. Nach Säuberung der Halsschlagader erfolgt der Verschluß durch Direktnaht oder aber durch Einsetzen eines Kunststoffstreifens als Kaliberausgleich. Andere Verfahren sind Umleitungen durch künstliche Gefäße oder körpereigene Venen. 7
a) b) c) Naht der Halsschlagader: a) + b) durch Direktnaht, c) durch Patch (Flicken-)Verschluß 8
Nachbehandlung Der Aufenthalt auf der Intensiv-Station zur genauen Überwachung beträgt in der Regel 24 Stunden. Hier werden Kreislauf und Atmung, Beweglichkeit von Armen und Beinen sowie Gefühl fortlaufend überwacht. Bereits am nächsten Tag dürfen Sie aufstehen und sich mit Hilfe waschen. Einen Tag nach der Operation können Sie sich wieder normal ernähren. Nach Verlegung auf Ihre ehemalige Station wird die Wunde fortlaufend kontrolliert, der Schlauch zur Ableitung des Wundsekrets wird am 1. bis 2. Tag nach Operation entfernt. Der stationäre Aufenthalt dauert normalerweise 8 Tage. Nachsorge zu Hause Die Erholungsphase bis zur Arbeitsfähigkeit nimmt normalerweise 3 Wochen in Anspruch. Starke Anstrengungen sollten bis dahin vermieden werden, Spazierengehen stellt die beste Methode dar, sich schnell zu erholen. Bei Auftreten von Fieber über 38 C, Veränderungen der Operationswunden, Gefühlsstörungen oder Schwäche an Armen oder Beinen sollten Sie sofort den betreuenden Hausarzt informieren bzw. aufsuchen. Die von der Klinik und vom Hausarzt angeordneten Medikamente dürfen nicht selbstständig abgesetzt werden. Bei Unverträglichkeiten ist der Hausarzt über evtl. Änderungen der Medikamentenverabreichung zu befragen. 9
Folgende Risikofaktoren können Sie selbst beeinflussen: Rauchen, erhöhte Blutfette, hohen Blutdruck, Zuckerkrankheit (Diabetes), Übergewichtigkeit, mangelnde körperliche Betätigung, Stress und Alkohol. Eigene Puls- und Blutdruckkontrollen helfen Ihnen, Ihren Gesundheitszustand in Ruhe und bei Belastung selbst zu überprüfen. Denken Sie daran, daß die Behandlung der Halsschlagadereinengung nur einen Teil der Behandlung des gesamten Krankheitsbildes der Arteriosklerose darstellt und Sie Ihre Lebensweise entsprechend darauf - wie vorher erwähnt - einstellen müssen. Entscheidend für Ihre Zukunft sind regelmäßge Kontrolluntersuchungen, vor allen Dingen durch Ihren betreuenden Hausarzt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Ihren behandelnden Arzt. 10
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